Ich wollte in den kommenden Tagen wieder ein wenig an meinem Lokalroman, dem Silberzahn weiterschreiben, allerdings zwingt mich ein Problem dazu, diesen Workshopthread zu eröffnen.
Ich komme aus dem tiefen Oberschwaben und da redet man nun einmal nicht gerade feinstes Hochdeutsch. Teilweise ist der schwäbische Akzent sogar so stark ausgeprägt, dass sich dadurch kleine Grammatikfehler bei uns im Süden einschleichen, oder bei mir zumindest.
Nun schreibe ich aber einen Heimatroman, der eben in dieser Gegend mit dem manchmal recht starkem Akzent spielt, zumal Ravensburg in einer eher ländlichen Region liegt und damit noch ein wenig stärker betroffen ist.
Doch nun zum Problem. Ist es wichtiger, dass die Figuren authentisch reden, also eben wie ein Schwabe, oder wird das unter Umständen schnell lächerlich?
Beispiel:
Jemand möchte sagen: "Ich war gestern in der Wirtschaft und habe etwas getrunken".
Auf Schwäbisch: "I war geschtern in der Boiz und han was gsoffa".
Vielleicht ein etwas extremes Beispiel, ist aber mit voller Absicht so gewählt. So wird vielleicht die Problematik am deutlichsten. Bin mal gespannt was ihr sagt. Ob die Leute in einem Lokalroman auch wirklich so klingen sollen wie in der Provinz, oder ob die Verständlichkeit über alles geht.
In Maßen, würde ich sagen, kann das durchaus gut funktionieren. Wenn es also zum Beispiel eine Figur gibt, die so extrem redet. Wenn ganze Dialoge so abgefasst wären, würde ich es - ganz ehrlich - etwas ermüdend finden. Ich habe einen Wiener Vater und einen Tiroler Bruder, bin also, was vom Hochdeutschen abweichende Sprechweisen betrifft, relativ geübt und kann sowas meistens schriftlich auch ganz gut entschlüsseln. Anstrengend ist es aber trotzdem, und ich weiß, dass es manchen Leuten erheblich schwerer fällt.
Also knapp: Insgesamt würde ich auf Hochdeutsch zurückgreifen, vielleicht eine Figur einbauen, die mit ihrer Redeweise für Lokalkolorit sorgt. Einzelne Begriffe und Redewendungen kann man ansonsten ja auch nutzen. Aber die Figuren komplett so reden lassen würde ich nicht.
Hallo,
Ich denke, dass kommt ganz darauf an, was du deinem Leser vermitteln willst. Wenn du den schwäbischen Dialekt über alles heben willst, dann solltest du ihn auch so wiedergeben. Soweit ich weiß, gibt es dafür ja sogar ein Extra-Genre, oder?
Es kommt aber auch darauf an, was für ein Publikum du erreichen willst. Wenn es wirklich nur um die Leute dort geht, die den Dialekt auch verstehen, dann ist es noch eher in Ordnung, als wenn du ein breiteres Publikum ansprechen willst. Einen Roman, der nur aus Schwäbisch besteht, würde ich ganz schnell weglegen, weil es mir zu anstrengend wäre.
Es gibt Bücher, die spielen mit Dialekten, wie z.B. Tommy Jauds "Resturlaub", der ja jetzt auch in den Kinos ist. Da wird der Dialekt schon zitiert - aber als Zeichen, wie hinterwäldlerisch die Freunde des Protas sind. Hier ist es durchaus eine Art sprachliches Mittel.
Der Verständlichkeit halber würde ich aber eher dazu tendieren, auf Hochdeutsch zu schreiben. Hochdeutsch ist nun mal die Schriftsprache. Ein oder zwei Sätze hier und da im hiesigen Dialekt ist sicherlich ganz interessant und baut Atmosphere auf - aber mehr möchte ich persönlich gar nicht haben. Eher einzelne Wörter vielleicht noch, die den Lokalkolorit unterstreichen.
LG, Rosentinte
Edit: Malinche war schneller
Oft wird durch die Ausprägung des Dialekts auch die gesellschaftliche Schicht betont. Gebildete Leute sprechen in Romanen meist Hochdeutsch, Nebenfiguren aus niedrigeren Schichten legt man dann eher schon mal einen Dialekt in den Mund.
Das finde ich auch ganz nett, wenn es eine Nebenfigur ist: Man kriegt ein bisschen den Klang des Lokalkolorits mit, aber man muss nicht einen ganzen Roman in Mundart lesen. Worauf du achten müsstest, wäre die allgemeine Verständlichkeit der Begriffe, ich wüsste beispielsweise nicht, was eine Boiz ist.
LG
Thali
In den Tiffany-Aching-Büchern von Terry Pratchett sprechen die Feegles breites, leicht verfälschtes Scots. Im Prinzip sind sie Nebenfiguren. Da sie insgesamt sehr pictish wirken, paßt es. Würden alle Figuren diesen Dialekt sprechen, wäre es nicht auszuhalten.
Mal einen Funken zur Authentität - gerne. Aber nicht übertreiben, sonst wird es für "Fremdsprachler" zu anstrengend. Ich muß gestehen, daß ein ein durchgehend sächselndes, schwäbelndes oder bayerndes Buch beiseite legen würde.
Ich schließe mich meinen Vorredner an - ich selbst (wobei ich auch aus dem Grenz-Gebiet des Schwabenlandes komme und einiges an Dialekt gewohnt bin und es so im Alltag auch zu schätzen weiß) hätte ohne die vorangestellte Übersetzung ins Hochdeutsche gar nicht gewusst was "Boiz" ist ...
Also rein vom Verständnis her und davon ausgehend, dass deine Zielgruppe nicht regional sehr stark eingegrenzt ist, würde ich soetwas wirklich nur in geringen Maßen einsetzen. Ich würde solch starken Dialekte nur dan einbringen, wenn sie für die Geschichte tatsächlich relevant und unumgänglich (oder an einer Stelle einfach urkomisch) sind. Ansonsten solltest du, meiner Meinung nach, beim Hochdeutsch bleiben.
Hallo Andoras,
Mit diesem Problem habe ich mich auch befasst. Meine Protagonisten im Basiliskenprojekt müssten eigentlich authentischerweise Schweizerdeutsch sprechen, aber ich habe es beim Hochdeutschen belassen und streue nur ab und zu ein paar Begriffe ein. Manchmal wandle ich auch die Grammatik ab, konkret verwende ich "der" oder "die" bei Namen. Also z.B.:
ZitatDer Markus hat gesagt, dass ...
Die meisten schweizer Autoren schreiben auch auf Hochdeutsch, aber in der schweizer Rechtschreibung. Mundart-Autoren haben hingegen, wie schon erwähnt, ein eigenes Genre.
ZitatJemand möchte sagen: "Ich war gestern in der Wirtschaft und habe etwas getrunken".
Daraus würde ich zum Beispiel "Ich war gestern in der Beiz und habe etwas getrunken" machen :).
Ein bisschen Lokalkolorit darf sein/sollte sogar dazu gehören, aber nicht so viel, dass ein "Nicht-Muttersprachler" Mühe hat. Im Übrigen bevorzuge ich es auch, SMS und Mails auf Hochdeutsch zu schreiben bzw. zu erhalten, Schweizerdeutsch lesen finde ich anstrengend, weil jeder eine andere Rechtschreibung hat.
Ich schließe mich dem "in Maßen" an.
Beim Schwäbischen kommt noch hinzu, daß es ja nicht nur ein Akzent ist, sondern ein sich doch sehr vom Hochdeutsch unterscheidender Dialekt, was bedeutet, daß du in Gefahr läufst, daß nicht-schwäbische Leser nur die Hälfte verstehen.
Dein Beispiel kriege ich noch so hin, obwohl mir "Boiz" nicht bekannt ist, aber es erschließt sich aus dem Zusammenhang, aber wenn ich da an den Besuch mit einem Freund, bei seinen Eltern daheim, im schwäbischen Dorf, denke... da habe ich wirklich gar nichts mehr gerafft.
Ich schliesse mich meinen Vorschreibern an. So lange es nicht zu viel ist, und man weiss was gesagt wurde ist es in Ordnung. Einzelne Sätze sind sicher für die Atmosphere toll, man sollte es aber nicht übertreiben.
Den Satz hätte ich jetzt zwar verstand aber wenn nur eine Wort, ohne zusammenhang, steht, ist es schwieriger. Wie währe es mit Fussnoten? :rofl:
Ein ganzes Buch in Mundart würde ich persönlich auch nie lesen.
ZitatIm Übrigen bevorzuge ich es auch, SMS und Mails auf Hochdeutsch zu schreiben bzw. zu erhalten, Schweizerdeutsch lesen finde ich anstrengend, weil jeder eine andere Rechtschreibung hat.
Geht mir genau so. :)
Oh so viele Antworten schon, vielen Dank dafür erst einmal!
Hmm, in Maßen also dann heißt es also, den Mittelweg zu finden. Vielleicht bekomme ich es ja hin, dass manche Figuren mehr oder weniger schwäbeln, je nach ihrer Stellung in der Gesellschaft oder dem familiären Umfeld, aus dem sie stammen.
Besonders gut finde ich es, dass manche von euch klar und deutlich gesagt haben, dass sie ein reines Mundartbuch nicht lesen würden. Dann werde ich das nämlich auch unterlassen.
Stellt sich mir aber eine weitere Frage: Würde jemand, der vielleicht mit stärkerem Akzent redet, automatisch auf euch einen ungebildeten, beziehungsweise einfach gestrickten Charakter machen? Denn hierbei könnte ich unter Umständen Gefahr laufen, dass man den Eindruck bekommt, jeder der stark schwäbelt ist automatisch dumm. Und genau das will ich auf keinen Fall.
Zitat
Stellt sich mir aber eine weitere Frage: Würde jemand, der vielleicht mit stärkerem Akzent redet, automatisch auf euch einen ungebildeten, beziehungsweise einfach gestrickten Charakter machen? Denn hierbei könnte ich unter Umständen Gefahr laufen, dass man den Eindruck bekommt, jeder der stark schwäbelt ist automatisch dumm. Und genau das will ich auf keinen Fall.
Ich denke, dass dieser Eindruck oft gezielt bedient wird, indem - quasi im Umkehrschluss - "einfache" Figuren Dialekt reden. Du könntest das sicher umgehen, indem du mit Bedacht wählst, wer bei dir schwäbelt. Wenn das zum Beispiel ein Universitätsprofessor ist, könnte das einen ganz interessanten Effekt haben. Ich habe mir auch fernab vom Schreiben schon diese Frage gestellt und habe das Gefühl, dass - zumindest in Deutschland - Mundart oft ein bisschen belächelt und eben auf ungebildete Schichten reduziert wird (in der Wahrnehmung). Wäre doch schön, wenn du diesem Eindruck in deinem Buch entgegenwirken könntest. Nur durch Mundart wirkt jemand ganz bestimmt nicht dumm, denke ich, es kommt darauf an, wie der Charakter insgesamt dargestellt wird.
Oh bin ich doof, meine Frage hatte Thali ja schon im Voraus beantwortet, muss ich überlesen haben, sorry!
Asche auf mein Haupt und Entschuldigung, dass ich euch nochmals damit behelligt habe :schuldig:.
Als ich versucht habe, einen meiner Charakter lautmalerisch lallen zu lassen, weil er betrunken sein sollte, hat mir mein Agent eine riesige rote Karte gezeigt: "Nervt beim lesen! In solchen Fällen lieber telling statt showing." Ich weiß nicht, ob ich mich dem in dieser Härte anschließen würde, aber ich wollts mal so weitergeben.
Mir würde es am ehesten gefallen, wenn die Charaktere nicht ständig im Dialekt sprechen, sondern wie schon erwähnt lediglich ab und zu spezielle Begriffe für Orte oder Gegenstände verwenden, die es nur in diesem Dialekt gibt.
Außerdem lässt sich Dialekt sehr schön in Form von Schimpfwörtern oder Ausrufen in den Redefluss eingliedern. Da stößt dann der Schwabe ein "Heiligs Blächle" aus (oder wie man das schreibt, bisher habe ich es nur gehört ;)), und der Bayer fragt nach, ob einem "da Huad brend". Herrlich. ;D
Wie das bei den Lektoren ankommt, ist eine andere Sache. In abgeschwächter Form können einem Dialekte aber durchaus begegnen, wie in Heimatkrimis (z.B. Die Kluftinger-Reihe), oder auch, um einmal eine ganz andere Richtung einzuschlagen, in historischen Liebesromanen.. Bei Diana Gabaldon ist es ja wohl auch erlaubt, die Protagonisten deutlich scottisch klingen zu lassen. Wobei hier gesagt werden muss, dass der schottische Dialekt wohl von den meisten Frauen mit rauer Attraktivität verknüpft wird, was man von den deutschen Dialekten nicht behaupten kann. Schade eigentlich! :hmmm:
Ich habe jetzt konkret als Vergleich hauptsächlich HP, in dem die Akzente ganz gut gestreut sind. Allerdings weiß ich nciht genau, welchen Akzent Hagrid z.B. spricht, ich seh nur, dass er einen hat.
Ich finde es schade, dass es nicht möglich ist, das wirklich ins Deutsche zuübertragen. Ich hatte mir deswegen schon mal Gedanken gemacht, weil Hagrid auf Deutsch eben doch eher Hochdeutsch spricht. Alles andere hätte dann wieder albern geklungen in meinen Ohren.
VIelleicht kannst du in deiner Geschichte ja einen "dummen" Zugezogenen einbauen, der nur Hochdeutsch spricht, und dem dann die "schlimmsten" Wörter wie
Boiz übersetzt werden. Im Sinne:
ZitatEr fuchtelte in Richtung der Kneipe, bis Peter endlich verstehend lächelte.
Ich habe im Grunde gerade ein ähnliches Problem: Bei mir gibt es Reisende, die die Sprache nicht so gut können. Ich habe in ihrer Rede einige Grammatikfehler eingebaut, bin mir allerdings nicht sicher, ob
das zu albern ist... Gibt es dazu eine Meinung? ???
Hmm - eigentlich wäre es eher unglaubwürdig, wenn sie die Grammatik beherrschen würden?
Trotzdem - nicht zuviel davon. Verstehen sollte man es noch - sprechen sie denn viel? Ab und zu so einen Satz einzustreuen ist vielleicht ganz amüsant. (Ich kann sowas in Fremdsprachen auch ganz gut und sorge schon mal dafür, dass mein Gegenüber versteckt schmunzelt ... das kann ich dann sogar durchs Telefon sehen! ;))
Zitat von: Leandors am 23. August 2011, 18:00:47
Wie währe es mit Fussnoten? :rofl:
Lach nicht, so etwas hatte ich mal in den Fingern. In diesem Roman (SF) wurden ständig irgendwelche Ausdrücke oder Redewendungen, die in einem merkwürdigen Kauderwelsch abgefasst waren und wohl ein Dialekt sein sollten, durch Fußnoten erklärt. Nach anstrengenden 30 Seiten war bei mir Schicht im Schacht, ich war schlicht genervt und hatte keine Lust mehr.
Zitat von: der Rabe am 23. August 2011, 21:40:53
Ich habe in ihrer Rede einige Grammatikfehler eingebaut
Zitat von: Sanne am 24. August 2011, 07:01:08
Hmm - eigentlich wäre es eher unglaubwürdig, wenn sie die Grammatik beherrschen würden?
Trotzdem - nicht zuviel davon.
Ich sehe das auch wie Sanne. In einer gut verdaulichen Dosierung ist das okay. Als Negativbeispiel fällt mir automatisch die deutsche Synchronisierung von Yoda aus Star Wars ein. Ich würde dem Kleinen für seine Sprechweise die Ohren jedesmal am liebsten so lang ziehen, dass er sich darin einwickeln kann. Im Original habe ich Star Wars allerdings nie gesehen, so sehr interessieren mich die Filme nicht.
Vor kurzem habe ich von Elizabeth George "Am Ende war die Tat" gelesen. Der Roman spielt hauptsächlich in der "Unterschicht" (bitte nicht hauen, mir fällt gerade kein passender Begriff ein). Ich habe auch hier den Roman nicht im Original gelesen und selbst wenn, hätte ich nicht sagen können, wie die Dialoge auf einen Muttersprachler wirken. Im Deutschen fand ich es allerdings sehr bemüht und nach einer gewissen Zeit auch nervtötend, weil die Herkunft der Figuren durch ihre Sprache verdeutlicht werden sollte und sie in hoher Konzentration "nich" oder ähnliches sagten. Ich persönlich empfand das als sehr anstrengend und auch unnötig, da ich auch ohne diese Hilfestellung ein gutes Bild von den Figuren hatte.
Insgesamt also in meinen Augen eine schwierige Gratwanderung.
Hmmm... es gibt zwei Abschnitte, in denen Gäste bzw. ein fremdländischer Händler auftauchen, dabei gibt es mäßig viel wörtliche Rede.
Beim ersten Mal reden sie mit grammatischen Fehlern, beim zweiten Mal rutscht dem Händler zusätzlich noch ein "Fremdwort" raus, weil er verärgert ist...
Ich finde es schwierig zu handhaben, weil es doch leicht ins Lächerliche rutscht. Ich musste dabei auch ständig an Fleur Delacour aus HP denken, bei es ich auch finde, dass es wirkt, als würde sich jemand lustig darüber machen - so als würde man die andere Person nachmachen.
Naja. Ich muss mal sehen, ob die dieses "in Maßen" noch weiter einschränke...
Vielen Dank für die Antworten. :winke:
Zitat von: der Rabe am 25. August 2011, 00:08:58
Beim ersten Mal reden sie mit grammatischen Fehlern, beim zweiten Mal rutscht dem Händler zusätzlich noch ein "Fremdwort" raus, weil er verärgert ist...
Wenn ihm ein Fremdwort (oder auch Schimpfwort) in seiner Sprache rausrutscht, weil er verärgert ist, finde ich das wiederum glaubwürdig und passend, weil man in solchen Situationen gerne mal in seine Muttersprache zurück rutscht.
Grammatkalische Fehler finde ich persönlich auch dann okay, wenn es nicht zu viele oder am besten nur ein markanter Fehler ist, z.B. wenn immer ein spezielles Wort verwechselt wird. Spontan fällt mir hier mir/mich ein. Im Englischen gibt es ja auch nur "me" (okay, im Dativ mit "to" vorne dran), wenn derjenige also nur "mich" und nie "mir" verwendet oder er es in bestimmten Redewendungen verwechselt.
Zitat von: der Rabe am 25. August 2011, 00:08:58
Ich finde es schwierig zu handhaben, weil es doch leicht ins Lächerliche rutscht.
Sehe ich auch so. Wenn ein Franzose so spricht: "Isch 'abe 'ungär" trägt das nicht dazu bei, dass ich die Figur lieb gewinne oder ernst nehme, weil es für mich überzeichnet wirkt.
Wohingegen ich den Piraten, der im Ausguck des Piratenschiffs sitzt und einen Kürbis an den Kopf bekommt, wieder um für den Satz
ZitatIch hab einen Kü'bis an die 'übe gek'iegt
liebe. Aber das ist eben Asterix... ;D
*grübel* Also soweit ich mich dunkel ans HP lesen erinnere, hat Da Hagrid den eindeutigen Part des Akzents. Das war glaub ich auch beim Schreiben gaaaanz bös genuschelter Slang irgendwas. Zumindest wohl aber noch verständlich. (Hoffe das hat noch keiner gesagt, ich hab drübergelesen aber nicht so ins Detail... :versteck:)
Ich denke also auch, so lange der Sinn der Rede für die Ziellesergruppe erkennbar ist und es wohl dosiert eingesetzt wird, dann gehört es einfach dazu. Es ist, wie Du so schön sagst authentischer.
Hagrid hätte ich zum Beispiel auch nie das Hochenglisch abgenommen, warum sollte der Klotz auf einmal so fein tun?! Deshalb würde mich Fleur auch nicht stören, is nunmal Französin und nicht jeder Leser hat das gute Vorstellungsvermögen für: [...]Sie sagte im französischen Akzent "Ich habe Hunger" [...]
Alles, was aber zu viel wird, wirkt dann wieder gezwungen und künstlich erschaffen. Dann müssteste sonst so konsequent sein und ein Buch in reiner Mundart schreiben. Ich gebe zu beim Schwäbschen ne durchaus amüsante Vorstellung, aber es grenzt wohl doch die Zielgruppe arg ein ;D
Noch zum Thema Mundart=dumm: Grundsätzlich wird Mundart ja eher in ländlichen Gegenden gesprochen und da wirkt vielleicht auch noch das Bild vom "dummen Bauern" nach.
Man kann mit Mundart aber auch schön je nach Situation variieren. Wenn meine Eltenr miteinander oder mit meinen Großeltern sprechen, rutschen sie ganz automatisch ins Schwäbische, auch wenn sie sonst recht reines Hochdeutsch sprechen. Meiner Tante würde es nie in den Sinn kommen, mit ihrem Chef auf Schwäbisch zu sprechen und meine Cousine redet in der Uni auch Hochdeutsch, obwohl beide normalerweise recht stark schwäbeln. Da sunterscheidet sich also nicht nur von Mensch zu Mensch sondern ist auch von Situation und Stimmung abhängig.
@Serena: Hagrid hat einen deutlichen Akzent im Englischen. Im Deutschen bin cih der Meinung, dass es im Hochdeutschen verschwindet. Ich fände es aber auch schwierig mich zu entscheiden, welchen Akzent er bekommen sollte. Schwäbisch? Bayrisch? Starkdeutsch? ??? :no:
Danke Rabe, ich hab nur gehofft, dass ich nicht völlig senil bin und ihn verwechselt hab :o
Na so lange es nich aus der Region Zwickau wär ^^ (nich falsch verstehen, ich mag se...aber manchmal...puh!) Ich finde auch der Akzent muss irgendwie appropriat sein. Bayrisch fänd ich bei dem liebenswerten Humpen recht passend. Was ist denn aber Starkdeutsch? ??? Bin doof. Klär mich bitte einer auf, hülfö!
Zitat von: der Rabe am 27. August 2011, 13:47:09
Ich fände es aber auch schwierig mich zu entscheiden, welchen Akzent er bekommen sollte. Schwäbisch? Bayrisch? Starkdeutsch? ??? :no:
Ich kann mir nicht so recht vorstellen, dass eine Figur aus einer Fantasiewelt, die gar keinen Bezug zu Deutschland hat, plötzlich fränkisch, hessisch oder platt spricht.
Würde Harry Potter aus dem Ligusterweg in Rosenheim, Castrop-Rauxel oder Bad Harzburg stammen, dann wäre es etwas anderes.
Kann aber genausogut sein, dass meine Fantasie nicht ausreicht und mir z.B. Snape mit norddeutschem "Einschlag" ganz gut gefallen würde. :hmmm:
@Serena: ich habe Starkdeutsch immer damit assoziiert, was quasi die Bauarbeiter reden "Ey, Alter" *hüstel* oder ähnliches. Bin aber gerade von Tante Wiki aufgeklärt worden, dass Starckdeutsch (http://de.wikipedia.org/wiki/Starckdeutsch) eine Kunstsprache ist, die von dem Maler Matthias Köppel erfunden wurde und nach festen Regeln aufgebaut ist. Wer hätte das gedacht.
@Pestilenzia: Mich würde das gewiss nicht ganz so stören, weil der Bezug zur STadt bei Rowling ja gar nicht so extrem deutlich ist. (meine Meinung) Bzw. Außer bei Harry selbst ist eigentlich bei keinem sonst wirklich ersichtlich, wo genau er oder sie herkommt oder aufgewachsen ist. Jedenfalls kann ich mich gerade nicht daran erinnern.
Aber was mich mal interessieren würde ist, ob es mir nur so vorkommt, weil ich eben keine Ahnung habe, oder ob es im Englischen tatsächlich einen entspannteren Umgang mit den Akzenten und Dialekten gibt als hier. Von meinem Gefühl her würde es eben nicht funktionieren, weil im Grunde jeder Akzent irgendwie lächerlich wirkt. Würde Hagrid berlinern, würde das zu seinem Job nicht passen, weil er für mein GEfühl einfach kein Großstädter ist. Ein bayrischer/schwäbischer/plattdeutscher/... Akzent käme mir aber genauso lächerlich vor. Keine Ahnung, vielleicht bin ich ja zu empfindlich, was das angeht, aber ich habe das Gefühl, es würde einfach nicht funktionieren... leider. :-[
mmmh...ich glaube die Assoziation von HP mit England ist im Kopf hinreichend vorhanden. Zumindest ich würde diese Verknüpfung nie bei Seite lassen. Unter diesem Gesichtspunkt würde ich zustimmen, dass eine deutsche, sozusagen nachgeahmte, Fassung mit Akzenten sehr lächerlich wäre. Es klingt nach diesen synchronisierten Youtube Videos, wo Star Wars auf schwäbisch oder dergleichen neu gesprochen wird.
Eine urdeutsche Fassung des Stückes wäre aber sicher was anderes, da man mit den Figuren einen ganz anderen Hintergrund verinnerlichen würde. Dann, denke ich, wäre alles machbar. Wobei ich es lieben würde meine liebste Minerva in Plattdeutsch zu hören. Das wär mal ein Erlebnis.
Um mal wieder den Bogen zu Andoras' Frage zu schlagen, würde ich für mich zusammenfassen:
So lange der Ort der Handlung mit den Figuren stimmig ist, wirkt der jeweilige Akzent auch dazu.
@Rabe: Danke für die Erklärung, wieder was gelernt :hmhm?: Ich dachte immer das Angesprochene läuft noch unter Proletentum, aber auch da muss ich wohl mal nach nem neuen Stand googeln ^^
ZitatHmmm... es gibt zwei Abschnitte, in denen Gäste bzw. ein fremdländischer Händler auftauchen, dabei gibt es mäßig viel wörtliche Rede.
Beim ersten Mal reden sie mit grammatischen Fehlern, beim zweiten Mal rutscht dem Händler zusätzlich noch ein "Fremdwort" raus, weil er verärgert ist...
Vielleicht passiert es den Reisenden ja auch, dass ihnen ein Wort einfach nicht einfällt oder sie es nicht kennen. Zum Beispiel : "Das... Ding kostet XXX", sagte er und zeigte auf das Brot. Mir fällt gerade leider kein anderes Beispiel ein. ;)
LG, Nocturne