Hallo zusammen,
für mein neues Projekt schwanke ich beim Setting noch zwischen einer "einfachen" Privatschule und einem Internat (das dann allerdings auch externe Schüler zulassen würde, wie im Fliegenden Klassenzimmer). Ich selbst kenne mich mit dem Leben an Internaten überhaupt nicht aus, und fürchte, alles, was ich weiß, stammt aus so einschlägiger Lektüre wie "Hanni und Nanni" und so was. ::) Nicht mal ich halte das für endlos realistisch, zusätzlich bräuchte ich ein deutsches Internat, ich weiß nicht, ob die sich nicht noch von englischen unterscheiden.
Ich habe schon mal einen netten Spiegel-Online-Artikel gefunden, aber ich hätte ja gerne noch ein bisschen mehr in Richtung Erfahrungen von Schülern, wie sich der Tagesablauf so anfühlt, wie die Schülergemeinschaft, wie man sich selbst sieht. Ob die Zwänge überwiegen, oder vielleicht doch das Gemeinschaftsgefühl? Wie die Schüler dort zusammenleben.
Gibt es hier irgendwelche (Ex-)Internatsschüler? Oder könnte jemand ein halbwegs realistisches Buch empfehlen, in das man mal reinlesen kann?
Liebe Grüße,
Ronja
Hallo hier meldet sich eine ehemalige Internatsschülerin, die leider auf die Bücher von Hanni und Nanni reingefallen ist... :P
Ich war drei Jahre in Schloss Hohenburg einem Klosterinternat der Ursulinen. Und das Mitten im Gebirge....
Wenn dich der Tagesablauf von so einem Internat interssiert, dann stehe ich zur Verfügung. Wenn es mehr moderner und weltlicher sein soll, bin ich außen vor.
Ich war 80-83 dort- ob das von deinem Setting passt- also auch von der Erziehung und den Einstellungen, die es damals noch gab, weiß ich nicht. Wir hatten allerdings ziemliche komische Regeln, die heute kein Schüler mehr akzeptieren würde... Z.B einmal in der Woche durfte geduscht oder gebadet werden, nicht mehr- es gibt ja Waschlappen.
Donnerstag aufräumen, Kofferpacken, Haarkämmkontrolle... sowas. Also ich könnte dir eine ganze Menge schreiben, allerdings eben sehr antiquiert... ;D
Meld Dich einfach, wenn es aktuell ist
Liebe Grüße
Antonia
Meine Cousinen gingen auf ein Internat, der Vater war Lehrer dort.
Ich könnte also die Fragen nur grundsätzlich aus der Zeit beantworten, die ich während der Schleswig-Holsteinischen Sommerferien im Bayrischen Internat sammelte.
@Antonia: Fein, dann melde ich mich auf jeden Fall mal für das Grundsätzliche bei dir, wenn es aktueller wird. Aber ich bin natürlich auch weiterhin für - neuere - Berichte offen. :)
@Sprotte: Auch so. Danke schon mal.
Ich selber war nie in einem Internat, aber ein paar aus meiner Klasse. (Anm. technische Schule, 5 Jahre reguläre Schulzeit, großteils Jungs.) Die ersten drei Jahre (ich hoffe, ich hab das noch richtig im Kopf) waren sie zu dritt/viert in einem Zimmer einquartiert, ab der vierten nur mehr zu zweit. Es gab eine strikte Trennung zwischen Jungs und Mädels; soweit ich weiß waren die Mädels im 2. Stock untergebracht und die Jungs im 1. Stock. Im Erdgeschoss gab es einen Fitnessraum, Speisesaal und ich glaube auch sowas wie ein großes Lernzimmer. Draußen einen Sportplatz und einen Pavillon für die Raucher.
Nachtruhe gab es logischerweise auch, aber man hat durchaus öfter gehört, dass es im Internat doch immer wieder heimliche Partys gestiegen sind. ;D
Das Essen wurde meistens verflucht, weil es a) nicht schmeckte b) zu wenig war oder c) beides der Fall war. Nachschlag gab es keinen, das weiß ich noch ganz genau. Der Pizzalieferdienst stand da eigentlich ständig am Nachmittag vor dem Internat. Die Vegetarier haben beim Essen des öftern einstecken müssen, was ich mitbekommen habe. (Mit einem Käsetoast zum Abendessen, kriegt man einen 15-jährigen eben nicht satt. ::) ) Es gab natürlich Frühstück, Mittag und Abendessen.
Das Gemeinschaftsgefühl kann ich jetzt nicht direkt beurteilen. Bei uns haben sich die Internatler nicht zu einem Grüppchen gerottet und ob das in den anderen Klassen so war, kann ich jetzt nicht beurteilen. Es gab aber durchaus ein paar Sticheleien (die gibt es immer. ;D ) und das eine oder andere Pärchen gab es natürlich auch.
Die Erzieher (bzw. Aufsichtspersonen) hatten es sicher nicht leicht mit dem pubertierenden Haufen. Es ging durchaus des öfteren etwas kaputt. Für den Schaden mussten dann die Zimmerbesitzer aufkommen, wenn der Schuldige nicht gefunden wurde.
Hm, im Moment fällt mir nicht mehr ein. Vielleicht konnte ich dir ja ein bisschen helfen. :)
Ich würde mal sagen, das ist von Internat zu Internat unterschiedlich und solange du dich nicht auf ein real existierendes festlegst, hast du sehr große Freiräume. Eine Freundin von mir war in den Neunzigern auf einem Internat und was sie erzählt hat, stimmt beispielsweise gar nicht mit dem überein, was die anderen Tintenzirkler hier berichten. Vielleicht findest du ja - gerade im Rahmen der Skandale um Internate in der letzten Zeit - ein gutes Sachbuch über Internate, aus dem du die Grundregeln ziehen kannst, um sie dann mit der eigenen Phantasie aufzufüllen.
edit:
Das hier (http://www.schulstiftung-freiburg.de/de/forum/pdf/pdf_18.pdf) sieht vielversprechend aus, aus der Literaturliste von Wikipedia, wo sich sicher auch noch andere gute Links finden lassen: Helga Dannbeck: Internatserziehung – Chancen und Risiken, von der Schulstiftung Freiburg publiziert. Ich habe mal drübergescrollt, und da scheinen deine Fragen auch allgemeiner/wissenschaftlicher beantwortet zu werden, als es jetzt einzelne Erfahrungsberichte können.
Ich war drei Jahre in einem thüringer Internat - 1997-1999. Die Schule war recht modern, das Internat eher ein betreuter Wohnbereich und die Schule ein unabhängig geführtes Gymnasium.
Was genau brauchst du denn?
Essen haben wir in Genießbar, Essbar und Unessbar unterteilt. Der Essensplan lief immer vier Wochen und fing von vorne an, alles schmeckte immer exakt gleich. Am Anfang war das lecker, am Ende entsetzlich.
--Thea
Herzogenaurach, Germany
Oh, danke schon mal für die vielen Antworten. :vibes:
@zDatze: Das deckt sich ganz gut mit dem Spiegel-Online-Bericht, was du schreibst, nur, dass deren Internat wohl noch elitärer ist. Die Vegetariergeschichte muss ich aber unbedingt mit reinnehmen, wenn ich es mache.
Das ist schon mal ein schöner Bericht, auf den ich was aufbauen kann. :) Bei Gelegenheit löchere ich aber weiter.
@Tanrien: Stimmt schon, was ich gefunden habe, war auch unterschiedlich. Aber danke schon mal für den Link. Sachbücher hatte ich noch nicht so richtig entdeckt, mehr "Internatsführer" und ich hatte halt auf Berichte aus Schülersicht gehofft, nicht auf Werbematerial ::)
@Thea: Okay, ich fürchte, ich muss eine Art Interview für all die ehemaligen Internatsschüler entwerfen. :) Vielleicht das Sinnvollste.
Wenn du sagst, die Schule war unabhängig geführt, gingen da auch Schüler hin, die nicht auf dem Internat waren? Und wenn ja, gab es da Animositäten zwischen den Schülern?
Betreutes Wohnen wäre auch ein tolles Konzept ... hm ... wie viel Freiheiten hattet ihr da? Gab es feste Schlafenszeiten, waren bei dem betreuten Wohnen ständig Betreuer da? Wie viele Leute waren da in einem Zimmer?
Hach, Fragen über Fragen.
Meine Erfahrungen sind auch schon 20 Jahre alt.
Uff, mal gucken, was ich so noch zusammenkriege.
Landschulheim schimpft sich das.
Es gab ein altes, großes Gebäude mit Klassenzimmern und Speisesaal.
Die Schüler waren in verschiedenen Häusern untergebracht. Mein Onkel wohnte in großer Wohnung in einem zweigeschossigen Bau, im EG fünf (?) Zimmer für je 2-3 Schüler, entsetzliche alte Möbel, Waschraum mit Waschbecken in Reihe. Im OG müssen es max. zehn Zimmer gewesen sein.
Es gab den GD am Samstag (Gemeinschaftsdienst), an dem Schülergruppen das Gelände säuberten. Sporthallen und Plätze. Es gab externe Schüler, die nur zum Unterricht erschienen. Privatgymnasium mit sehr hohen Ansprüchen. Dementsprechend war Deutschlands finanzieller Elitennachwuchs dort.
Mindestens einmal die Woche war nachmittags eine Art Klassentreffen in der Wohnung des Lehrers bzw. in einem Gemeinschaftsraum.
Hey :)
Ich bin zwar nie Internatlerin gewesen, aber ich bin 9 Jahre lang auf ein Schulzentrum (Privatschule, Ev.) gegangen, zu dem ein Internat fest dazu gehört hat. Ab der 8. Klasse konnte man bei uns ins Internat und die Internatler waren mit uns Externen in den Klassen gemischt. Ein wenig was vom Internatsleben habe ich also schon mitbekommen - v.a., weil ich noch im selben Ort wohne.
In puncto Vegetarier: Bei uns war da zwar genug da - voruasgesetzt aber, dass nur Vegies sich bedient haben.Was ich mitbekam war, dass das vegetarische i.d.R. besser war (oder als besser betrachtet wurde) und dass oft Leute, die nciht als Vegies gemeldet waren, den Vegies das Essen weggegessen haben (zumindest bis auf die Beilagen. Aber wer wird von Erbsen auf Dauer satt?)
Allerdings waren wir Ganztagesschule und fast alle bis auf die Ortsansässigen haben mittags mitgegessen.
Und essen allgemein: in der Regel wird sich beschwert. Aber nur bei gekochtem Zeug. Es gibt ja auch Frühstück und Abendessen und das Buffet zur Großen Pause. Und zumindest das war topp :jau:
Grüppchen waren in unserer Stufe egtl. nicht - Internatler und Externe haben sich da gut gemischt, zumindest tagsüber.
Hm... Unser Internat ist größtenteils in einem Schloss untergebracht gewesen (Schulpage (http://eszm.de/cms/front_content.php?idcat=62&lang=1)). Das U-Gebäude hatten die Mädels bis zur 11., das andere die Jungs. Dann gab es noch Außenhäuser, dereit nur zwei, eins für die Mädels 12./13. und eines für Jungs 12./13., so eine Art WGs auf dem Gelände. Und noch zwei Außenhäuser bei mir in der Straße, die sind derzeit aber nicht bewohnt. (Voraussetzung für die Häuser ist natürlich 18 Jahre.)
Hm. Für die ein oder andere Frage kann ich sicher auch noch mit Antworten dienen, frag nach :)
Hallöchen Felsenkatze,
wie alt sollen denn deine Schüler sein? Je nach Altersstufe gibt es da ja auch einige Unterschiede.
Ich selbst war nie im Internat, kenne aber Leute, die dort waren bzw. habe selbst auch schon mal in einer Internatsgruppe übernachtet. Problem dabei könnte vllt sein, dass es beides Internate für blinde Schüler waren. Ich erzähl trotzdem mal, was ich noch weiß.
Die erste Erfahrung stammt aus meiner Grundschulzeit. Das Internat war dort direkt an die Schule angebunden und lag gegenüber. Es gab verschiedene Internatsgruppen, die, glaube ich, nach alter zusammengestellt wurden. Jungen und Mädchen waren damals nicht getrennt (Anfang der 90er Jahre), d. h. es gab keine gemischten Zimmer, aber die Gruppe lag auf einem einzigen Stockwerk. Zu wie vielt sie im Zimmer waren, weiß ich nicht mehr so genau. Zwei auf jeden Fall, ich glaube aber, es waren auch mal drei oder vier.
Das Essen kam aus der Schulkantine und wurde von den Schülern selbst abgeholt, jedenfalls hab ich das morgens so in Erinnerung.
Was es auf jeden Fall da schon gab, war Küchendienst, d. h. jeder musste mal morgens die Teller aufdecken und abräumen. Ob die damals schon eine Spülmaschine hatten, weiß ich nicht.
Bettgehzeit hing auch vom Alter ab, soweit ich weiß, aber das hinderte einen ja nicht daran sich nachts leise zu unterhalten ;) Dort übernachten zu dürfen, war allerdings immer ein Akt, der erst genehmigt werden musste. Vielleicht waren die da aber auch einfach besonders komisch. In dem zweiten Internat war das nämlich nie ein Problem. Kurz nachgefragt und gut war's, zumindest solange man nicht während einer Klausurenstoßzeit kam.
Morgens wurde den kleinen Schülern beim Frühstück geholfen, sofern notwendig. also es wurde einem z. B. das Brötchen aufgeschnitten. Ich weiß aber nicht, ob sehende Kinder so was im Grundschulalter schon selbst machen. Ich kann mich nur noch dran erinnern, dass eine Erzieherin mich fragte, ob ich denn nun die Unter- oder die Oberseite des brötchens wollte und ich mir dachte, dass das doch egal sei, hauptsache Brötchen :)
Ansonsten gab es in dem Internat auch noch einen Freizeitbereich und einen Spielplatz. Was man da im Freizeitbereich machen konnte, weiß ich nicht mehr so genau. Es gab einen Meditationsraum, wo u. a. auch Turngeräte standen, eine Teestube und einen blauen Saal, wo ein Klavier drin stand.
Ansonsten gab es natürlich feste Essenszeiten und ich denke, dass bei den kleinen Schülern auch die Hausaufgaben kontrolliert wurden bzw. man Hilfe bekam, sofern nötig.
Die neuere Erfahrung stammt aus einem anderen Blindeninternat und wir waren da schon älter. Die Schüler dort waren schon Teenager. Ich war zweimal dort. Beim ersten Mal wohnten die Schüler in einer - hmmm, so einer Art WG direkt neben der Schule. Da hatte jeder sein eigenes Zimmer. Darüber hinaus gab es einen Ess- und Wohnbereich und man hat sich überwiegend selbst versorgt. Wer das Geld dafür zur Verfügung gestellt hat, weiß ich allerdings nicht genau. Die Schüler haben mittags meist in der Schulkantine gegessen, aber zu Abend konnte man sich ggf. auch was kochen. Es wurde auch immer noch zusammen zu Abend gegessen und gefrühstückt, aber das unterlag keinen Regeln mehr, sondern ging von den Schülern aus. Ich glaube, die Erzieher waren da auch nicht mehr rund um die Uhr da, weil die Schüler lernen sollten sich selbst zu versorgen. Aber das könnte halt auch ein blindenspezifisches Konzept gewesen sein.
Es gab darüber hinaus aber schon Regeln, wann man z. B. daheim zu sein hatte ich glaube, nachts war schon noch jemand dort) und das wurde bei Übertretung normalerweise auch geahndet. Ich weiß allerdings nicht wie. Ich kann mich nur noch an eine Szene erinnern, wo meine Freundin der Erzieherin vorwarf, nicht auf eine Übertretung eines Jungen aus der Gruppe reagiert zu haben. Das lief aber alles sehr konstruktiv ab und ich hatte schon den Eindruck, dass das verhältnis zwischen Erziehern und Schülern gut war.
Beim nächsten Mal, ein Jahr später, war meine Freundin in eine selbständige Wohngruppe umgezogen. Dort lebten die Schüler zu viert oder fünft in einer großen Wohnung und versorgten sich fast vollständig selbst. Da waren sie aber, meine ich, auch schon volljährig. Die Erzieher kamen da nur noch ca. einmal die Woche und schauten, wie es so lief, ob genügend Geld da war und ob man Hilfe bei Problemen brauchte. Das war echt ganz cool. Da haben die Schüler ihre regeln im Endeffekt selbst gemacht und auf eigenen Füßen gestanden.
Einen Aspekt, den die Freundin aus dem ersten Internat einmal angesprochen hat, fand ich ganz interessant und auch internatstypisch. Und zwar hatten die oft Pädagogen im Praktikum da. Diese blieben nur für ein Schuljahr und für die Internatsschüler war das manchmal schwierig, wenn sie sich an diese Person gewöhnt und eine Beziehung aufgebaut hatten, dass sie dann wieder ging.
Und umgekehrt muss man auch mit Erziehern leben, die man vielleicht überhaupt nicht gut leiden kann. Ich erinnere mich noch an eine, die hieß Iris, und das war so eine strenge, unsympathische Frau, dass ich froh war, zu Hause bei meiner Mutter leben zu dürfen. :)
Achja eines vllt noch: Wenn man wo hinwollte, musste man sihc bei den Erziehern immer abmelden bzw. wieder anmelden, wenn man wieder da war. So hatten sie einen Überblick, wer wann wo war.
Ok, vielleicht hilft dir ja irgendwas davon weiter.
LG Sanjani
Oh, das sind wirklich alles sehr unterschiedliche Berichte. Ich glaube, allmählich legt sich bei mir die Angst, ich könnte etwas grundsätzlich falsch machen bei der Beschreibung. Und es regt sich der Wunsch, tatsächlich ein Internat als Hintergrund zu verwenden.
@Krähe: Das Konzept, das du beschreibst, klingt ziemlich gut, ungefähr so kann ich mir mein Setting vorstellen. Ich wusste nur nicht, ob es so etwas real gibt, oder ob ich mir das gerade dann aus den Fingern gesaugt hätte. Was war das für ein Ort? Eine größere Stadt, oder eher was Abgelegenes? (Die Internate, von denen ich bisher gelesen habe, waren eher so Arsch-der-Welt Standorte).
@Sanjani: Danke dir für den ausführlichen Bericht. Aus dem Lehrer- und Erzieherverhalten kann ich eine Menge machen, denke ich. Besonders die Geschichte mit den Pädagogen in Ausbildung, das ist ein sehr schönes Plotelement, und es könnte für meine Protagonistin ein sehr wichtiger Bezugscharakter werden.
Ach ja, "meine" Schüler sollten so Mittel- und Oberstufe sein. Vielleicht nehme ich noch eine Unterstufe dazu, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass die "ganz Kleinen" eher außen vorgelassen werden.
Die selbstständigen Wohngruppen gefallen mir als Konzept, kann allerdings sein, dass sie für meinen Plot "zu frei" sind. Ich möchte eine relativ von Erwachsenen kontrollierte Schule konzipieren. Andererseits - da manche Schüler in meinem Setting besonders überwacht werden - könnte eine freie Wohngruppe mit versteckten Kameras ein interessantes und ziemlich gemeines Konzept sein. Danke auf jeden Fall für den Denkanstoß. :) Die Einrichtung klingt sehr ähnlich einem Heim, in dem ich mal gearbeitet habe, das finde ich extrem interessant, ich hätte gedacht, dass es da mehr Unterschiede gibt.
@Sprotte: Weißt du, ob deine Cousinen im Internat selbst gewohnt haben, oder bei ihrem Vater? Das ist nämlich auch ganz interessant, denn meine Protagonistin ist die Tochter einer neuen Lehrerin in dieser Institution, und ich würde gerne wissen, ob eine Schule da die Familie trennt.
Hm, Gemeinsamkeiten von diesen verschiedenen Institutionen scheinen vor allem die geregelten Essens- und Schlafenszeiten sowie Hausaufgabenbetreuung zu sein. Alles andere kommt mir ziemlich frei vor, je nach Schule. Das Internat, von dem ich gelesen habe, hatte willkürliche Drogentests, dafür auch ein ausgeklügeltes Freizeitprogramm mit Reiten, Rockclimbing und was-weiß-ich-was. Ich bin froh, dass so was noch keiner von euch erwähnt hat, das wäre glaube ich für mein Setting ein bisschen übertrieben.
War ein Dorf, Luftbild ist ja auf der Seite. In der Nähe von Schwäbisch Hall - ca. 1h von Stuttgart.
Meine beste Freundin ist jetzt gerade in Braunschweig auf einem Internat fertig geworden, da hab ich sonst auch noch was mitbekommen... ;)
Hallo Felsenkatze,
freizeitangebote gab es in dem zweiten Internat auch, sogar welche, wo man mit sehenden Schülern aus einer anderen Schule irgendwas machte. Zwei Bekannte von mir haben regelmäßig Judo trainiert und dann konnte man auch reiten oder surfen oder so was, aber das war immer freiwillig.
LG Sanjani
@Sanjani: Klar, Freizeitaktivitäten. Ich meinte nur - das Internat, über das Spiegel Online schrieb - war so sehr luxuriös, mit eigenen Ponys für Reitstunden und eigenem Klettergarten und sonst noch solchen Einrichtungen. Das war schon sehr edel.
Die Familie wohnte gemeinsam in der wirklich großzügigen (und meines Wissens mietfreien) Wohnung. Keine Trennung, nix da. Sie haben in der Woche auch die Mittagsspeisung im Internat mitgemacht. Und er mußte kein Schulgeld für sie zahlen.
Kannst du nicht in einem Internat in der Nähe mal anfragen, ob Interesse an einer Lesung besteht? Deine Schmetterlinge sind doch eine gern genommene Lektüre ;)
Im Gegenzug bekommst du eine Einführung in das Internatsleben, darfst Schüler dazu befragen und bekommst eine Führung... ;D
Also, unangekündigte Drogentests hatten wir auch - das war auch nötig, etwa drei Viertel der Internen war auf dem ein oder anderen Rauschgift. Wir haben das natürlich unterwandert, und naja, einige der Delinquenten hatten auf einmal meine zweifelhaften Nierenwerte im Urintest.
Zitat@Thea: Okay, ich fürchte, ich muss eine Art Interview für all die ehemaligen Internatsschüler entwerfen. (https://forum.tintenzirkel.de/proxy.php?request=http%3A%2F%2Fwww.tintenzirkel.de%2Fforum%2FSmileys%2Fclassic%2Fsmiley.gif&hash=fc95947f8e0ffebb8443a5bcee6bf8e46fcf3ec5) Vielleicht das Sinnvollste.
Wenn du sagst, die Schule war unabhängig geführt, gingen da auch Schüler hin, die nicht auf dem Internat waren? Und wenn ja, gab es da Animositäten zwischen den Schülern?
Betreutes Wohnen wäre auch ein tolles Konzept ... hm ... wie viel Freiheiten hattet ihr da? Gab es feste Schlafenszeiten, waren bei dem betreuten Wohnen ständig Betreuer da? Wie viele Leute waren da in einem Zimmer?
Die Schulstruktur war recht einfach: Ein normales Gymnasium in staatlicher Trägerschaft und ein darüberliegender Internatsteil in privater Trägerschaft. Interne gingen mit aufs Gym, Externe schliefen halt daheim.
Zwischen Internen und Externen gab es immer Rivalitäten - nicht unbedingt um bessere Noten sondern um größere Prügelfähigkeit, größere Sauffestigkeit, mehr ungestraftes Nerven im Unterricht. You get the picture? Ich als nicht-Alkoholtrinker habe mehrmals Schnapsleichen mit Alkoholvergiftung ins Krankenhaus bringen lassen. Die größte und ungeschlagene Leistung eines internen Mitschülers war es, sturzbesoffen am 11.11. in der ersten Stunde abgefragt zu werden und eine Eins nach Hause zu tragen. Danach ließ er sich wegen Kopfschmerzen befreien und verschlief den Tag...
Wir hatten feste Schlafenszeiten nach Alter, und je nach "Alter" (aka. Schulklasse) ging auch die Zimmerbelegung. Bis zur siebten im 5-6 - Bett - Zimmer, danach Vier- und Dreibettzimmer, und Kollegstüfler hatten den Luxus von 2er - und Einzelzimmern.
Später mehr, ich muss meine Küche zusammenbauen...
---Thea
Herzogenaurach, Germany
Edit: Ich habe ein paar Internatserfahrungen in meinem aktuellen Manuskript verarbeitet - soll ich dir die Auszüge schicken?
Eine Freundin von mir war jetzt gerade für ein Jahr in England in einem Internat. Ich weiß zwar nicht, in wie fern sich das unterscheidet, von den deutschen, aber ich hatte das Gefühl, gerade bei den Minderjährigen wird da sehr viel kontrolliert. Hausaufgaben mussten in bestimmten Zeiten unter Betreuung gemacht werden, nachmittags gab es irgendwelche Sportangebote, die man machen musste und am Wochenende durfte man zwar etwas später aufstehen als unter der Woche, aber es gab auch da eine feste Zeit, die ich noch sehr früh fand (ich glaube halb 9 oder so musste man beim Frühstück sein).
Noch mehr zum Leben im Internat - aus der Sicht der Außenseiterin:
Der ganz große Klassiker für Neue war das "Duschen": Der Neuzugang wurde inklusive Kleidung in die Dusche geschleppt und kalt abgeduscht. Wenn die Szene toll war, sogar mehrmals, und mit großem Geschrei auf dem Gang. Natürlich musste der Neuzugang hinterher auch die Schweinerei in Bad und Gang wegmachen. In einem Fall hatte das betreffende Kind nach sechs Duschgängen keine trockenen Kleider mehr.
Neue Interne wurden bei uns mit "Frischfleisch" tituliert. Andere Internate haben sicherlich andere Spitznamen?
Der Tagesablauf war theoretisch sehr geregelt. Unterricht begann um 7:15, Frühstück gab es von 6:30 bis 7:00 in einem selten variierten Buffet.
Heiß umkämpft in der Schüler-Mitverwaltung war die Auswahl aus den Müslis, die die Küche bereitstellte. Die Zini-Mini - Fraktion schlug sich regelmäßig mit der Müsli-ohne-Zucker - Fraktion, da es pro Großeinkauf nur eines von beiden gab - und dann für zwei Monate durchgehend das Gleiche.
Mittagessen gab es in zwei Schichte für die gesamte Schule (Gymnasium und Internat) in der Mittagspause. Man denke sich pro Schicht 250-300 Schüler, die alle gleichzeitig in den Speisesaal stürmen und lange Schlangen bilden. Eine einzelne Essensausgabe, und die diversen Schülertypen stellen sich entweder brav hinten an oder drängeln sich mit unterschiedlichem Geschick und -er Chuzpe vor. Schüler der Oberstufe (11. und 12. Klasse) hatten Vorrangbehandlung. Die konnten einfach vorlaufen und sich einen Teller geben lassen.
Es gab zwei Tische für die Oberstufe, die ihr Sitzprivileg mit Klauen und Zähnen verteidigten. Ein interner Unterstüfler musste diese Tische abwischen. Ich habe nie überblickt, wie dieser Job ausgeteilt und/oder herumgereicht wurde. Manchmal wurde einfach ein armes Hascherl von einem Oberstüfler abgefangen und zum Dienst verdonnert.
Mittagessenbesteck war Privatsache; jeder musste sein Eigenes mitbringen und selbst abwaschen. Nach dem Anstehen kam das zu kurze Essen und dann die Schlange an den Spülbecken. Nach jeweils zehn Schülern sah das Waschwasser recht ekelig aus.
Meine Vermeidungsstrategie war es, mir beim Frühstück frisches Besteck einzustecken und es am Abend regulär in die große Spülmaschine zu stecken. Bei täglichem Umschlag stinkt es nicht so in der Tasche ...
Nach der Schule gab es schulische Arbeitsgemeinschaften oder Internatsgetragene "Gilden". Bei uns waren im Angebot: Rudern (unser Sportlehrer war Ruderweltmeister und hatte ein Hobby ;) ), Fotographie/Bildentwicklung, Schülerzeitung, Musik (Orgelunterricht auf der Orgel der Hauskapelle, die Schule hatte kein eigenes Orchester), Nähen (bei der Hausschneiderin, die hauptsächlich für die Wäschepflege des Internats zuständig war und mir einsamen Wesen ein ruhiges Plätzchen mit ordentlicher Anleitung gab, die regulären Nähkurse haben sich erst danach entwickelt), Modellbau.
Zwei Freizeitbeschäftigungen pro Woche ware Pflicht, der Rest Kür.
Ausgang in die Stadt gab es für die jüngeren Schüler nicht, für ältere Schüler nach Absprache und in der Oberstufe mit Eintrag in die Abwesenheitsliste (die lag im Erzieherzimmer aus).
Hausaufgaben waren zwischen 15:00 und 17:00 Uhr im Zimmer zu erledigen. Die Erzieher gingen rum und kontrollierten, ob auch jeder an seinem Platz saß. Natürlich hatte jeder Zimmertrakt irgendwo einen Schmieresteher, der auf nahende Erzieher hinwies. Oberstufenschüler hatten wieder ihre Extrawurst, die durften arbeiten, wann und wo sie wollten, solange sie die Jüngeren nicht störten (woran sich nie jemand hielt. Einmal haben die Jungs über uns zur Arbeitszeit Hockey geübt. Mit Holzkugel auf Holzfußboden ...)
Mädchen und Jungen wurden getrennt aufbewahrt, und Mädchen hatten im Jungstrakt, Jungs im Mädchentrakt nichts zu suchen. Diese Regel wurde meist ignoriert, bis ein Weiberl sich halbnackt im Bett eines Jungen überraschen ließ und die Kontrollen stark verschärft wurden. Ich bin mehrere Wochen lang von Taschenlampenstrahlen in meinem Gesicht geweckt worden, als die Erzieher mein Bett kontrollierten. Im Internat ist man immer in Sippenhaft.
Das Angebot mit den Textauszügen zum Internatsleben steht noch, die darf ich aber leider nicht posten.
Bis denne,
Thea
Herzogenaurach, Germany
Boah, Thea, vielen, vielen Dank. :knuddel: Ich war am Wochenende in Selsingen, deswegen die späte Antwort. Das hilft mir auf jeden Fall. :knuddel:
Wenn dir das nichts ausmacht, würde ich mich über die Manuskriptauszüge auch freuen. :vibes:
@Faol: Ich hab ehrlich gesagt auch keine Ahnung, wie sehr sich Deutschland und und England da unterscheiden. Aber ich glaube, die strengen Kontrollen sind relativ normal.
Zu internatsinternen Ritualen: Bei uns gab es Sklaven und Massas. 13er Internatler habenm sich jährlich die 11er versklavt - gab dann ein Einweihungsritual, am Ende eine Ausweihung, die die 11er dann für die 13er gemacht haben. Und Sklave sein war zu verschiedenem da: 1) Kontakt schaffen - dadurch dass man Massas hat, die sich theoretisch im Sklavenvertrag auch verpflichten, mal ab und an was mit einem zu machen. 2) dei Sklaven konnten dann beim Buffet Brötchen o.ä. für ihre Massas machen, wenn z.B. Langzeitklausuren waren ;) 3) dann gab es noch die Sklavenschau, bevor die Sklaven überhaupt versteigert wurden. (man konnte sich den Sklaven sichern, indem man einander mit Getränken überbot)
@Krähe: Das klingt irgendwie gruselig. Und politisch ... mittel korrekt. Aber danke. :vibes:
Ich glaube, ich mache jetzt hier mal zu. Spätestens nach Theas Monster-PNs (Danke!) habe ich eine ganz gute Vorstellung. Ich danke euch allen für die Mithilfe. :gruppenknuddel: