Hallo Leute,
als ich gestern Abend darüber nachgrübelte, wie ich denn die Geschichte meines Antagonisten etwas beleuchten könnte, kam mir unter anderem die Idee, dass ich kleine Auszüge aus seinem Tagebuch an den Anfang der Kapitel packen könnte. So etwas ähnliches kenne ich aus Brandon Sandersons Mistborn-Trilogie; bei Torsten Fink gibt es Zitate und Sprichwörter, in Tad Williams' Otherland sind es Nachrichten - das sind so die Beispiele, die mir spontan einfallen.
Unabhängig von meiner speziellen Idee frage ich mich nun, was ihr von so etwas haltet. Kennt ihr weitere Beispiele, die ihr gelungen oder nicht gelungen findet? Habt ihr das selber schon gemacht, oder würdet ihr es machen, wenn es sich anböte?
Was mir noch besonders wichtig wäre: Kann man in diese kleinen Auszüge wirklich relevante Informationen stecken, oder sollten sie bloß nette Gimmicks bleiben?
LG, Leo
Ich kenne solche Zitate (kann dir momentan außer "Blutgabe" ;) aber kein konkretes Beispiel nennen). Ich mag es eigentlich gerne, weil es - in Fantasyfällen - die Welt schön beleuchten kann, oder bei nicht-Fantasybüchern Charaktere oder Situationen besser herausstellen kann.
In "Schmetterlingsschatten" habe ich es teils selbst gemacht, mit kurzen Tagebucheinträgen, und da habe ich schon relevante Informationen untergebracht, ganz abgesehen davon, dass ich damit die verstorbene Schwester meiner Protagonistin ein bisschen plastischer gemacht habe.
Dadurch, dass eine fiktive Person sehr direkt spricht, eignet sich das auch ganz gut, um zum Beispiel falsche Fährten zu legen - nicht alles muss ja so sein, wie es sich für den "Sprecher" so dargestellt hat.
Es ist ein schöner Trick, und wenn man den Infodrop nicht überstrapaziert für den Leser auch angenehm. Aber irgendwelche Info sollte schon drin sein, denke ich. Völlig aus dem Zusammenhang gerissene philosophische Überlegungen des Protas oder Antas könnten leicht zur Leserlangeweile führen.
Ist grundsätzlich immer eine schöne Idee. :) Sehr gelungen finde ich den Einsatz dieses Stilmittels in dem Zyklus "Die Hüter der Flamme", wo die Zitate anfangs ausschließlich real sind, d.h. von echten historischen Persönlichkeiten stammen. Ab Band 4 mischen sie sich zunehmend mit Zitaten von den Hauptpersonen, die im Zuge des Zyklus selbst zu Prominenten der Fantasy-Welt geworden sind.
Mit fiktiven Zitaten zu realen Persönlichkeiten arbeitet auch Robert Asprin in seiner Dämon-Reihe. Teilweise einfach göttlich. Mein persönlicher Favorit lautet:
Zitat
"Sorgfältige Planung ist der Schlüssel zu einem sicheren und zügigen Reiseverlauf." -- Odysseus
Nicht ganz so gut gefällt mir, wie Frank Herbert mit Zitaten aus der fiktiven Chronik im "Wüstenplanet" hantiert. Da kommt es mir doch sehr aufgesetzt vor, wie billige Effekthascherei.
Brillant finde ich dagegen die Auszüge aus der
Encyclopaedia Galactica, mit denen Asimov in seinem Roboter-und-Foundation-Zyklus manche Kapitel einzuleiten pflegt. :) Jedesmal eine grandiose Einstimmung.
Zitat von: Leo am 15. Juni 2011, 10:34:48
Habt ihr das selber schon gemacht, oder würdet ihr es machen, wenn es sich anböte?
Wenn es sich anböte: klar. :) Ich habe schon damit geliebäugelt, aber bislang hat es noch in keinem meiner Projekte so richtig gepaßt.
Zitat von: Leo am 15. Juni 2011, 10:34:48
Was mir noch besonders wichtig wäre: Kann man in diese kleinen Auszüge wirklich relevante Informationen stecken, oder sollten sie bloß nette Gimmicks bleiben?
Bislang kenne ich sie nur als nette Gimmicks, eventuell auch als Teaser. Asimov bringt in seinen Auszügen aus der Encyclopaedia gern eine Vorahnung dessen unter, worum es in dem Kapitel gehen wird. Ein gelungenes Beispiel für plotrelevante Informationen, die das Zitat für das Verständnis der Geschichte unverzichtbar machen, kenne ich da noch nicht, aber das heißt ja nicht, daß du's als Autor nicht mal probieren kannst. :hmmm:
Ich bin auch am Überlegen, solche Zitate (bzw. in meinem Fall fiktive Zeitungsartikel) reinzubringen. Problem: Ich habe einige Kapitel, über 30 an der Zahl. Das hieße, ich müsste auch genauso viele Zitate erfinden. Erstens ist das für mich wieder ein ziemlicher Brocken, das aus dem Ärmel zu schütteln, und zweitens vergrault man, wenn man es übertreibt, gern die Leser.
Ein Kompromiss zum Eindampfen wäre, dass man das Buch in Abschnitte teilt und immer zu jedem Abschnitt (dann auch gern etwas ausführlicher) ein solches Zitat einbringt.
Ziemlich gut gemacht hat das mit den Zitaten zu jedem Kapitel Tad Williams in Otherland. Da wurden immer kleine Abrisse aus Nachrichten eingebastelt, die den Alltag der Welt beleuchten.
Pratchetts Nomentrilogie (Trucker, Wühler, Flieger): Die Kapitel beginnen mit einem Zitat aus einem der Bücher, die die Nomen selbst schreiben.
Im ersten Band aus der "Bibel" der Nomen, im zweiten und dritten aus Reiseberichten und Handbüchern.
Oh, die Zitate in Otherland und bei Greys Blutgabe fand ich einfach toll. Ich bin generell ganz einfach mit solchen Gimmicks zu kriegen, aber natürlich sollten die Zitate nicht völlig an der Story vorbeigehen.
Bei meiner aktuellen Geschichte habe ich es so gemacht, wie Arti schon erwähnt hat. Eine grobe Unterteilung und bei jedem Abschnitt packe ich zwei Zeilen von einem Songtext dazu. Das wollte ich von Anfang an schon so machen und ich freu mich schon total drauf, wenn ich die Zitate endlich einbauen und schön formatieren kann. :D
Ist es denn schon so lange her, dass ich "Otherland" gelesen habe? Ich kann mich gar nicht an die Zitate erinnern.
Farean hat die Zitate im "Der Wüstenplanet" schon erwähnt. Sie sind sehr müßig zu lesen. Nicht immer kann man den Zusammenhang zum Kapitel herstellen und erst nach der Hälfte des Buches entfalten sie ihren Reiz.
Ich denke, man sollte sich gut überlegen, ob man Zitate einfügt oder nicht. In der "Foundation Trilogie" sind sie wichtig, denn sie sorgen für einen Zusammenhang, der bei einer erzählten Zeitspanne von Tausenden Jahren verloren gehen kann.
Die Zitate sollten prägnant sein und Stimmung machen.
Ich fand das mit den Zitaten in der Blutgabe auch gut. In Robinrot steht zu Beginn jedes Kapitels ein Eintrag aus den Chroniken der Wächter. Diese sind oft zu lang finde ich und habe sie nicht alle gelesen.
Also kurze Zitate finde ich gut. Falls es längere werden sollten, müssen sie entweder spannend genug sein, oder seltener.
Noch ein Tipp wäre nicht zu wichtige Informationen in diese Zitate zu packen. Es gibt Leute (meine Schwester zum Beispiel) die solche Zitate gar nicht wahrnehmen und auch nicht lesen.
Zitat von: Leo am 15. Juni 2011, 10:34:48Habt ihr das selber schon gemacht, oder würdet ihr es machen, wenn es sich anböte?
Was mir noch besonders wichtig wäre: Kann man in diese kleinen Auszüge wirklich relevante Informationen stecken, oder sollten sie bloß nette Gimmicks bleiben?
Ich habe so etwas in allen Finstervölker-Büchern gemacht. Bei den "Gefährten des Zwielichts" waren es jeweils "Lexikoneinträge" zu den Völkern oder historischen Hintergründen, beim "Tag der Messer" politische Reden und Schriften einzelner Akteure und im "Lichtbringer" wiederum Lexikoneinträge meist zu technischen Besonderheiten dieser Welt.
Ich habe dabei darauf geachtet, dass möglichst nichts in den Zitaten enthalten ist, was für das Textverständnis nötig ist. Man muss ja damit rechnen, dass die Leser sie überspringen, also beschränke ich mich eher auf einen "Mehrwert" als auf "Storyrelevantes". Enthalten waren also Zusatzinformationen zur Welt, zu dem, was "hinter" dem Geschehen vielleicht noch abgeht, oder genaue Erklärungen zu Dingen, die im Text erwähnt werden, die bei Erklärung im Text den Storyfluss hemmen, die man aber auch nicht unbedingt genau erklärt haben muss, um zu verstehen, was sie im Kontext der Story bedeuten - als eher zusätzliche Infos für Nerds, die's ganz genau wissen wollen. ;D Und zuletzt habe ich auch noch mitunter komplizierte Dinge im Klartext da hingeschrieben, die man zwar aus dem Text schon erschließen konnte, bei denen ich aber befürchten musste, dass vielleicht nicht jeder das so mitkriegt; oder Darstellungen aus einer anderen Perspektive als der, die der Text einnimmt, so dass man quasi eine "zweite Meinung" zu dem erhält, was im Text steht, und sich über die Unterschiede so seine Gedanken machen kann.
Ich würde also sagen, vor allem Gimmicks. Ich fand die Informationen schon "relevant", und sie haben den Geschichten noch ein paar andere Aspekte eröffnet - aber ich habe darauf gachtet, dass die eigentliche Story auch ohne die Zitate funktioniert.
Hoffe ich jedenfalls :engel:
In der Hexer-Saga von Sapkowski kommt das auch vor. Zu 90% Fantasy-Zitate aus fiktiven Abhandlungen über die Legende, Geschichtsbüchern usw, die leider manchmal etwas vorweg nehmen. Manchmal nutzt er sie aber auch, um z.B. ein Monstrum vorab zu Beschreiben, dass der Hexer anschließend zur Strecke bringen muss.
Also, ich persönlich - Überraschung! ;) - mag solche Zitate, ich verwende sie auch sehr oft, nicht nur in der Blutgabe.
Allerdings würde ich nichts wirklich plotrelevantes hineinschreiben, was nicht im eigentlichen Text auch nochmal erklärt wird. Denn es gibt wirklich viele, die solche Zitate einfach nicht mitlesen. Gerade auch bei Songtexten, die dann vielleicht auf Englisch sind, "klickt" der Leser sie vielleicht einfach weg. Bei der Blutgabe habe ich zum Beispiel sehr unterschiedliche Reaktionen zu Blue bekommen: Die einen sagen, sie war als Figur Null greifbar, weil sie fast gar nicht vorkommt. Wenn man nur den Fließtext liest und die Zitate skippt, kann ich diese Ansicht sehr gut nachvollziehen. Andere Leser wiederum haben gesagt, Blue wäre ihre *Lieblings*figur gewesen, weil sie durch die Zitate über den Kapiteln mit so wenigen Worten so eindrücklich rüberkommt. Natürlich ist das sicher auch ein subjektiver Eindruck, aber ich glaube schon, dass diese Differenzen vor allem daran lag, dass ich Blue fast nur über die Zitate charakterisiert habe. Manchen Lesern ist es ja sogar nicht einmal aufgefallen, dass da Zitate über den Kapiteln standen, bis ich sie darauf hingewiesen habe. Seither bin ich etwas vorsichtiger, was den Informationsgehalt solcher Zitate angeht.
Grundsätzlich bin ich aber der Meinung, dass man damit ganz toll Stimmung erzeugen kann. Ich lese sowas auch wirklich gern. :)
Tol. Jetzt will ich auch Header-Zitate für mein laufendes Projekt. Mal überlegen.
Als Leser kann ich nur sagen: Wenn Zitate, dann ganz kurze. Wenn das Buch nämlich spannend ist, habe ich nicht den Nerv, mir so ein Zitat durchzulesen und mir am besten noch Gedanken über die tiefere Bedeutung zu machen, dann will ich wissen wie es weitergeht. Punkt. Manchmal nehme ich mir dann vor, die Zitate später in einem Extradurchgang zu würdigen. Aber ... meistens mach ichs nicht. :versteck:
Zu den bisher genannten Beispielen ist mir spontan noch Tintenherz eingefallen, aber die Zitate an den Kapitelanfängen dort sind ja nicht fiktiv sondern stammen von realen Personen oder aus anderen Geschichten, wenn ich mich recht erinnere. :hmmm:
Ich selbst hab es bisher so gehalten, dass ich Kapitel entweder nur mit Nummern oder mit Namen betitele, aber dafür meine Geschichten in - je nach Länge - 2-3 große Abschnitte einteile. Neben den Namen dieser Abschnitte steht dann meistens ein von mir ersonnenes Zitat, welches meistens irgendwie eine Steigerung zu dem letzten beinhaltet.
Knappe Verdeutlichung:
Mein erster "Akt" heißt Asche, der zweite Glut und der dritte Feuer. Dazu kommen dann eben passende Zitate, die das "Auferstehen" aus der Asche zum Feuer untermalen oder eben vorbereiten.
(Ich hoffe man kann sich darunter jetzt was vorstellen und ich red nicht total wirres Zeugs ::))
Als Leser seh ich das wie Thaliope: Bitte nicht zu lang am Kapitelanfang. Meistens überspringe ich sie sowieso, weil man die Geschichte auch ohne sie verstehen kann und sie gerade bei Spannung oft nur noch nerven.
Bei der Blutgabe war das gut gelöst, dass die Zitate nur bei Reds Kapiteln kamen. Alles andere wäre mir auch zuviel geworden, denke ich. Aber so hat es einen schönen Effekt erzielt. :)
LG,
Wolli
Hallo,
also Claudia Kern hat das in "Sturm" auch gemacht. Sie hat Lexikonartikel zu den Ländern, Bewohnern etc. an den Anfang der Kapitel gestellt, die manchmal geholfen haben die Leute besser zu verstehen und die Atmosphäre gut untermalt haben.
Ich finde es ganz schön, vor allem, wenn es Teaser zu den Kapiteln sind, aber ich denke auch, wenn die Zitate zu lang sind, sollte man sie weglassen.
LG, Rosentinte
Interessant. Das Aufspalten eines Romans in Teile scheint mir eine gute Möglichkeit, die Zitate zwar vorkommen, aber nicht ausufern zu lassen.
Zitat von: Faolan am 15. Juni 2011, 11:39:23Noch ein Tipp wäre nicht zu wichtige Informationen in diese Zitate zu packen. Es gibt Leute (meine Schwester zum Beispiel) die solche Zitate gar nicht wahrnehmen und auch nicht lesen.
Darum ging es mir mit der Frage, ob man auch relevante Dinge einbringen soll. Also eher nicht, wie ich den meisten Antworten entnehme. Man kann wohl nicht davon ausgehen, dass jeder sie liest.
Auch das mit der Länge ist einleuchtend; bei Brandon umfasst es gegen Ende fast eine ganze Seite, aber obwohl mich das nicht gestört hat würde ich generell ebenfalls sagen: weniger ist mehr.
Ich wollte außerdem noch erwähnen, dass ich selbst diese Zitate - seien es fiktive oder, bei einem Buch das in unserer Welt spielt, auch echte - sehr gerne lese.
LG, Leo
Ich finde Zitate oder Tagebuchauszüge zwischen den Kapitel toll, sofern sie gut gewählt sind. Ein sehr gutes Beispiel hierfür ist meiner Meinung nach die Edelstein-Triologie von Kertin Gier (Rubinrot, Saphierblau, Smaragdgrün). Sie baut Stammbäume, Teile einer Prophezeiung, Auszüge aus den fiktiven Analen der Wächter oder einfach nur passende Songzeilen oder Zitate ein. Das sorgt für eine irrsinnige Stimmung und hilft auch die Hauptpersonen besser kennen zu lernen.
also ich muss auch sagen, dass ich Zitate, es sei denn sie sind kurz, wie bei Blutgabe, wo ich sie sehr schön fand - meistens nicht lese. Das liegt daran, dass ich schon so viele Beispiele hatte, besondes bei SF, kommt das sehr häufig vor, wo sich mir nicht erschlossen hat, was das soll. Zitate irgendeines Historikers, verschiedenster Leute ... für mich nimmt das die Spannung. Erstmal will ich wissen, was mit den Protas ist, dann will ich was über die Welt wissen. Aber ich habe nicht immer die Geduld rumzurätseln, was mir das nun sagen soll. Ich mag intelligente SF, aber ich komm mir dann nur noch dumm vor, wenn ich das nicht verstehe.
Ich frage mich gerade, warum ich das noch nie gemacht habe, denn eigentlich mag ich solche Zitate am Anfang sehr gerne.
Wenn es so kurze Zitate wie bei Blutgabe oder Tintenherz sind, dann kann es auch schon mal passieren, dass ich gleich am Anfang erst Mal das ganze Buch durchblättere und alle Zitate lese, weil ich nicht warten will, bis ich mit dem lesen wirklich bis dahin komme :innocent: Und wenn ich an die Stelle komme, lese ich sie natürlich noch mal. ;)
Also ich kann mich als Fan von so was outen. :D
Bei längeren Zitaten, die dann fiktiv-historische Texte oder fiktive-Lexikontexte bringen und ca. 1 Seite umfassen, bin ich schon wieder kritischer. Mal eben ein paar Zeilen zu lesen ist halt was anderes als eine ganze Seite zu lesen.
Also lesen tue ich auch die komplette Seite, ich überspringe nichts. ;)
Aber ich habe es schon mehrfach erlebt, dass ich mit diesen längeren Texten nichts anfangen konnte und sie nicht verstanden habe, wie Franziska das auch schon sagte und das ärgert mich dann >:D
Aber da Lomax seine Finstervölker schon erwähnte ;) da fand ich es wirklich sehr gut gelungen. Insbesondere bei "Tag der Messer" fand ich die Texte wirklich sehr spannend (hab aber Teil 3 übrigens noch nicht gelesen, kann deshalb also dazu noch nichts sagen). Okay, es wäre auch ohne gegangen und wenn sie nicht dagewesen wären, hätte man ja nicht gewusst, dass was fehlt, aber ich bin froh, dass sie da waren. Sie verliehen dem Ganzen einfach mehr Tiefe und ich habe sie gerne gelesen. :)
Aber wie gesagt bin ich auch ein Fan von sowas, wenn es gut gemacht ist. :)
So und jetzt überlege ich, in welchen meiner Romane solche Zitate passen würden. In meine Vögel, an denen ich aktuell schreibe, wohl eher leider nicht ... aber ich glaube, bei meiner Calina könnte es passen. Da gibt es genug oberschlaue Figuren, die altkluge Sprüche von sich geben könnten. Wenn ich im Herbst an die Überarbeitung gehe, werde ich die Möglichkeiten mal näher prüfen. ;)
Zum Kuckuck, ihr bringt einen aber auch immer auf dumme Gedanken :brüll:
Ich hab gestern abend blauäugig ein leeres, jungfräuliches Dokument geöffnet - eine Stunde später standen da gute 40 fiktive Zeitungsartikel, die ich jetzt rotzfrech zum Infodump benutze, um meine Welt greifbarer zu machen. Dabei wollte ich doch ...
Ach, was soll´s. Das ist eben die "Tintenzirkel bringt mich auf dumme Ideen"-Seuche, gegen die bin ich machtlos :d'oh:
Aber wenn Dir so spontan 40 Artikel eingefallen sind, dann wollten die vermutlich von vornherein einfach raus und haben nur drauf gewartet, bist Du Dich mal um sie kümmerst. ;)
Ich finde Zitate am Kapitelanfang oder nach verschiedenen Unterteilungen klasse. Richtig eingesetzt kann man dort herrlich Hintergrundinformationen einbauen und mehr. Habe das mittlerweile in einigen Büchern gelesen, in machen sind es Songtexte von realen Personen, dann habe allerdings auch ein Buch gelesen (nicht Fantasy) das kleine Kolumneneinträge vor jedes Kapitel packt, nicht lang aber herrlich erfrischend zu lesen.
Bei meinem Kind der Veränderung spielte ich mit dem Gedanken etwas ähnliches zu tun, da ich mir allerdings keine kurzen Zitate für 41 Kapitel ausdenken wollte bin ich schließlich dazu übergegangen nach jedem 10. Kapitel ein kleines Intermezzo einzufügen. Hier bringe ich einfach auch wenige Worte (maximal 500) weitere Hintergrundinfos ein, ob das nun Prophezeihungen sind, oder kurze Ausflüge zu den Götter oder ähnliches. Macht Spaß und so kann ich unterbringen was unterschwellig für den Handlungsverlauf wichtig ist, auch wenn der Leser vielleicht nicht so fort die Zusammenhänge versteht wird es sich hoffentlich, wenn mein Plan am Ende aufgeht, alles erschließen :) Natürlich kann man von den Intermezzi nicht mehr als Zitaten sprechen, sondern auch als kleine Szenen, aber irgendwann würde ich es doch gern versuchen mit kurzen Zitaten vor jedem Kapitel *grübel* Vielleicht bei meinem nächsten Projekt...
Zitat von: Romy am 16. Juni 2011, 03:20:51Insbesondere bei "Tag der Messer" fand ich die Texte wirklich sehr spannend
... wobei der Tag der Messer die Besonderheit hat, dass man anhand der Zitate allein schon die Rahmenhandlung zu der Geschichte verfolgen kann, weil es ja Reden, Erinnerungen und Analysen von beteiligten Personen sind. Man kann den Zitaten also schon entnehmen, wie sich die Revolution gerade entwickelt, in welcher Phase man sich befindet, bevor man dann konkret in den Kapiteln sieht, wie die Protagonisten sich in dieser Situation behaupten.
Die Zitate erzählen im Grunde also selbst schon die Geschichte. Ich denke mal, diesen Sonderfall kriegt man selten bewerkstelligt, und insofern sind die Zitate bei den "Messern" auch nicht wirklich mit den anderen Büchern zu vergleichen. Ich fand es allerdings auch sehr reizvoll, bei einem historisierenden Roman auf diese Weise "historische Abläufe" durch "Quellenzitate" zu illustrieren.
So was gefällt mir auch beim Lesen immer sehr - wenn die Zitate nicht einfach nur irgendwelche "Zitate" sind, die allenfalls einen "gefühlsmäßigen Bezug" zum Text haben (wie das beispielsweise bei Songtext- oder Lyrik-Zitaten ja oft ist), sondern wenn sie wirklich eine Geschichte erzählen oder der Geschichte eine andere Perspektive verleihen. Zeitungsartikel zum Romangeschehen kann ich mir beispielsweise sehr gut vorstellen - und besonders interessant wird es dann, wenn die Zitate Widersprüche zeigen zu dem, was der Leser im Fließtext erfährt.
Aber, wie gesagt, es sollte eine zusätzliche Dimension sein. Wenn in den Zitaten Infos stehen, die man braucht, um den Text zu verstehen, sehe ich es problematisch.
Bei fiktiven Zitaten bin ich da immer ein wenig skeptisch. Das hat auch etwas von Selbstbeweihräucherung. Das Besondere an Asimovs Foundation-Triologie ist, dass die "Romane" (es sind zum Teil eher Novellen) sehr kurz und knapp erzählt sind und vieles auf "Zitate" der Encyclopaedia Galactica ausgelagert wird.
Bei seinen späteren Foundation-Romanen, die viel ausschweifender sind, sind diese Passagen vielleicht nicht unnötig, aber doch verzichtbar.
"Echten" Zitaten, wenn sie gut ausgewählt sind, wohnen eine Weisheit und Bedeutung inne, die ein fiktives Zitat (also ein Selbstzitat) niemals haben kann.
@Churke
Das kommt ja auch darauf an, wie die Zitate gestaltet sind - ob sie den Anspruch von Weisheit vermitteln sollen, oder wirklich "nur" die Worte einer fiktiven Person wiedergeben (z.B. aus einem Gespräch oder einem Zeitungsartikel).
Zitat von: Churke am 17. Juni 2011, 12:55:49
"Echten" Zitaten, wenn sie gut ausgewählt sind, wohnen eine Weisheit und Bedeutung inne, die ein fiktives Zitat (also ein Selbstzitat) niemals haben kann.
Diese absolute Haltung erstaunt mich jetzt aber ein bisschen - deswegen muss ich nachfragen: Gehst du also davon aus, dass ein Autor heutzutage keine weisen oder bedeutsamen bzw. zitierungswürdigen Dinge mehr formulieren kann? Das würde ich doch stark bezweifeln. Oder verstehe ich deine Aussage einfach falsch? Wobei ich dir in sofern zustimme, dass das dann sicherlich Perlen sind, und dass kein noch so guter Autor es schaffen würde, über jedes Kapitel einen Ausspruch von solcher Bedeutung zu setzen, wenn er sie sich alle selbst ausdenken wollte. Erst recht nicht über mehrere Bücher hinweg.
Ich weiß nicht genau, ob das schon gesagt wurde, aber ich sehe das so, dass man Zitate bedacht und rar einstreuen sollte.
Wenn mit jedem Kapitel ein neues Zitat vorweg fällt, aber ich eigentlich gerade die mega-spannende Handlung lesen möchte, kann mich das ganz schön aus meinem Lesefluss bringen und darüber hinaus auch leicht frustrieren, sodass ich danach nur noch Zitate überblättere. Zudem sollten sie wirklich einen Mehrwert haben und nicht lahmes Geplätscher sein. Wenn man es aber schafft, dass gut zu meistern, sind Zitate eine willkommene Abwechslung. (Wobei sie ihre Wirkung verlieren, wenn zu viele Autoren sich dessen bedienen)
Edit: Gebe Grey recht, dass man auch als Autor "Tolles" von sich geben kann, aber man sollte dann schon die Zitate kritisch hinterfragen. Wir nehmen ja auch nicht jedes Zitat unseres Nachbarn in unser Repertoire auf, sondern sortieren genau.
Zitat von: Grey am 17. Juni 2011, 13:07:47
Gehst du also davon aus, dass ein Autor heutzutage keine weisen oder bedeutsamen bzw. zitierungswürdigen Dinge mehr formulieren kann?
Es geht mir nicht um den Inhalt, sondern um das Gewicht der Worte. Es macht nun einmal einen Unterschied in der Wahrnehmung, ob sie von mir kleinem Licht stammen oder ob sie von einem legendären Dichterfürsten in die Feder diktiert wurden.
Zitat von: Churke am 17. Juni 2011, 12:55:49"Echten" Zitaten, wenn sie gut ausgewählt sind, wohnen eine Weisheit und Bedeutung inne, die ein fiktives Zitat (also ein Selbstzitat) niemals haben kann.
Da würde ich mich weitestgehend Grey anschließen - das gilt vor allem für Zitate, mit denen der Autor eine besondere Weisheit oder Bedeutungsschwere asoziieren will. Was bei Sachartikeln aus der "Encyclopaedia Galactica" oder ähnlichem wohl von vornherein nicht der Fall sein dürfte - egal, wie sie im Text strukturell begründet sind. ;)
Im Falle "kluger Worte mit tieferem Sinn" läuft man als Autor natürlich bei Selbstzitaten sehr schnell in die Falle der Betriebsblindheit - wohingegen überlieferte Zitate, "geflügelte Worte" schon eine gewisse evolutionäre Selektion hinter sich haben und man davon ausgehen kann, dass nur überliefert wurde bzw. bekannt geworden ist, was sich ohnehin und auch bei anderen Rezipienten bewährt hat. Insofern ist man da bei externen Zitaten oft auf der sichereren Seite, wenn man besonders Tiefgründiges von sich geben will.
Aaaber ... der Vorteil stößt auch schnell an seine Grenzen und beschränkt sich tatsächlich auf das rein formale Kriterium der Selektion. Es ist ja nun nicht so, dass alles, was ein anderer geschrieben hat oder was früher geschrieben wurde, weiser und bedeungsvoller wäre als neu geschriebenes. Da wohnt echten Zitaten nicht per se eine größere Weisheit und Bedeutung inne, als derjenigen, der davon berührt wird, darin sehen möchte. In dem Falle also der Autor, der sie auswählt.
Gerade, wenn der Autor sehr gebildet ist bzw. eine Bildung jenseits des Kanons zur Schau stellen will, schwindet die größere Tiefe von Fremdzitaten spürbar ... wie man tatsächlich auch an der Zitatauswahl von Büchern sehen kann. Da fehlt dann nämlich die Fremdselektion zunehmend weg. Denn je tiefer der Autor gräbt, umso größer auch sein Fundus an zweitklassigen Zitaten, an wahllosen Textauszügen, die (aus gutem Grund) sonst keiner kennt und die auch keine besondere Selektion durchlaufen haben außer der, zufällig und missachtet in irgendeinem Textkorpus überdauert zu haben, bis ein Autor sie als Zitat auswählt - aus keinem anderen Grund als dem, dass dieser Autor sich persönlich davon angesprochen fühlt.
Und den Unterschied zwischen dieser Art von Fremdzitaten und Eigenzitaten empfinde ich tatsächlich als sehr gering. Da habe ich schon sehr oft die Augen verdreht und mir gedacht, da hätte der Autor wohl besser selbst was passendes geschrieben, als irgendwas hinzuklatschen, was halbwegs passt und nur die Daseinsberechtigung zu haben scheint, dass der Autor halt nichts besser passendes gefunden hat. Denn gut zitiert mag besser sein als schlecht selbst geschrieben - aber nicht alles wird gut, nur weil ein anderer es geschrieben hat. Und so sind auch Fremdzitate in Büchern selten klüger oder tiefgründiger als der Autor, der sie ausgewählt hat.
Und wenn jemand Riesen zitiert, merkt man auch sehr schnell, ob er wirklich auf deren Schultern steht oder nicht vielmehr zu ihren Füßen kauert und zu ihnen aufschaut - ein unangenehmes Gefühl, das einem das Lesen eines Buches auch sehr schnell verleiden kann. Man muss bei Fremdzitaten also umso mehr darauf achten, dass man ihnen auch mit seinen eigenen Texten gerecht wird und es wirklich schafft, auf ihrer "Weisheit und Bedeutung" auch aufzusetzen und daran anzuknüpfen.
Ein kluger Satz gefolgt von einem dummen Kapitel ist für mich so ziemlich die schlimmste kalte Dusche, die ich beim Lesen von Genreliteratur erfahren kann und schon dann und wann erfahren habe. Da möchte ich dann immer besonders schreien, wenn nach dem Zitat des Dichterfürsten der platte Schmonzes kommt :brüll:
Zitat von: Lomax am 17. Juni 2011, 14:10:28
Gerade, wenn der Autor sehr gebildet ist bzw. eine Bildung jenseits des Kanons zur Schau stellen will, schwindet die größere Tiefe von Fremdzitaten spürbar ... wie man tatsächlich auch an der Zitatauswahl von Büchern sehen kann. Da fehlt dann nämlich die Fremdselektion zunehmend weg. Denn je tiefer der Autor gräbt, umso größer auch sein Fundus an zweitklassigen Zitaten, an wahllosen Textauszügen, die (aus gutem Grund) sonst keiner kennt und die auch keine besondere Selektion durchlaufen haben außer der, zufällig und missachtet in irgendeinem Textkorpus überdauert zu haben,
Die Selektion, die Fremdauswahl, die du ansprichst, beruht in der Regel darauf, dass bestimmte Zitate einen breiten Anwendungsbereich haben. Den Spruch "Die Würfel sind gefallen!" kann man wahrscheinlich auf jeder zweiten Seite irgendwo unterbringen. Ich kann aber auch mit Fremdzitaten arbeiten, die ihre spezifische Bedeutung erst im Zusammenhang - man könnte auch Sagen in Gegenüberstellung - mit dem eigenen Text erhalten.
Also fiktive Zitate mag ich durchaus, wenn sie sinnvoll verwendet werden und nicht effektheischend wirken. Bei "realen" Zitaten kommt es auch auf die Länge an - ein bekannter Satz, ein Sprichwort oder ein, zwei Sätze einer bekannten Person können durchaus Stimmung erzeugen und eine leichte Vorahnung auf das Kapitel geben.
Aber wenn sie länger sind als zwei, drei Sätze, überspringe ich sie meistens, weil es mich dann zu sehr aus der Buchwelt "rauszieht".
Zitat von: LomaxGerade, wenn der Autor sehr gebildet ist bzw. eine Bildung jenseits des Kanons zur Schau stellen will, schwindet die größere Tiefe von Fremdzitaten spürbar ... wie man tatsächlich auch an der Zitatauswahl von Büchern sehen kann. Da fehlt dann nämlich die Fremdselektion zunehmend weg.
Genau so sehe ich das auch. Manchmal liest man dann eben Zitate in Büchern, die klingen toll, aber man fragt sich erstens was der Sinn dahinter war und zweitens wer die person überhaupt ist, die da zitiert wird. Manche Leute bzw. Sätze die sie gesagt haben werden nicht umsonst berühmt, und irgendwelche Unbekannten auszugraben finde ich da ziemlich sinnlos.
Manchmal wirkt es auch so, als wolle der Autor nur zeigen, wie viele Philosophen/historische Persönlichkeiten/Autoren er doch kennt. Das kann dann ziemlich nerven.
Was die Info betrifft: ich denke da liegt das größte Problem, wie schon erwähnt, darin, dass viele Leser sowas erstmal aus Prinzip übergehen oder weil sie Zitate nicht mögen. wenn man dann da Infos reinpackt, die fürs Verständnis wichtig sind, kann es sein, dass diese Leser dann nicht mehr durchblicken.
Ich finde, die Zitate sollten so gestaltet sein, dass man die geschichte auch ohne sie versteht (was nicht heißt, dass überhaupt keine Infos drin sein können, wenn sie später nochmal erwähnt werden oder nicht plotrelevant sind ist das kein Problem) und vor allem dass das Buch gleich gut ist, egal ob man es mit Zitaten liest oder ohne. Die Zitate sollten dann nur ein Extra sein, für Leute die es mögen.
Es kommt auch darauf an, in welche Richtung das Buch allgemein geht.
Irgendjemand hat ja mal die Nomen erwähnt und die "Kaufhausbibel", die da im ersten Teil immer zitiert wird. Die Nomen sind ja allgemein ziemlich ulkig und die Zitate zeigen nicht nur schön, wie die ticken, sondern sind auch einfach nur unterhaltend. Bei denen hab ich mich immer weggelacht ;D
Zitat von: Churke am 17. Juni 2011, 21:33:47Die Selektion, die Fremdauswahl, die du ansprichst, beruht in der Regel darauf, dass bestimmte Zitate einen breiten Anwendungsbereich haben. Den Spruch "Die Würfel sind gefallen!" kann man wahrscheinlich auf jeder zweiten Seite irgendwo unterbringen. Ich kann aber auch mit Fremdzitaten arbeiten, die ihre spezifische Bedeutung erst im Zusammenhang - man könnte auch Sagen in Gegenüberstellung - mit dem eigenen Text erhalten.
Wirkliche "geflügelten Worte" kann man wohl kaum noch sinnvoll als Zitate in Büchern einbringen - dafür sind sie dann schon wieder zu bekannt und zu oft benutzt. Aber es gibt doch einen recht breiten Fundus an mehr oder minder "kanonischen" Schriften bekannter Autoren, aus denen man vieles schöpfen kann, was nicht jeder kennt, was sich aber trotzdem über lange Zeit als eindrucksvoll bewährt hat und den Vorteil einer "Fremdauswahl" bietet. Je weiter man sich davon entfernt, je "apokrypher" die Fundorte von Zitaten werden, je marginaler die Werke, aus denen man sie auswählt, umso passgenauer kann man sie in seine Werke eingliedern.
Umso subjektiver wird dann aber auch ihre Wirkung, umso mehr hängt die Weisheit und Tiefgründigkeit dann vom Geschick des Auswählenden ab, selbst wenn er aus den Nebenwerken etablierter Autoren schöpft. Denn selbst die haben oft erstaunlich viel Mumpitz geschrieben, da sind die Nebenwerke oft zurecht wenig beachtet, und nicht jeder Brief entspricht dem Standard, den man von den Werken gewöhnt ist, für die die Autoren sonst bekannt geworden sind. Ich denke halt, da wird der Vorteil des Zitierens "großer Geister" rasch dünner, je mehr man von seinem eigenen Geist und seiner eigenen Bildung in die Auswahl investieren muss. Wobei dann auch noch die Passgenauigkeit von der eigenen Quellenkunde beschränkt ist, während man Eigenzitate präzise auf die Erfordernisse des Textes zuschneiden kann - da bestimmt also in beiden Fällen schon sehr schnell die Fähigkeit des Autors die Wirksamkeit des Zitats, ob selbst ausgedacht oder selbst ausgewählt.
Es gibt da durchaus gelungene und missglückte Beispiele in beide Richtungen, und ich kann nicht behaupten, dass bei mir, wenn ich etwas gelesen habe, Fremdzitate bisher immer besser abgeschnitten haben als selbsterfundene. Ich würde eher sagen, es wirkt ganz allgemein peinlich, wenn sich der Autor mit seinen Zitaten vergreift - ob er sie nun schlecht selbst erfunden oder unpassend ausgewählt hat. Und es ist auch schwierig, all die unterschiedlichen Anwendungsgebiete solcher Zitate in einen Topf zu schmeißen und beispielsweise Zeitungsartikel, Technikexkurse und weise Sinnsprüche am Kapitelanfang zu vergleichen und ihre Wirkung für den Text in allen Fällen vor allem daran zu messen, ob es Fremdzitate oder erfundene Zitate sind.
Wobei oft auch der Kontext eine Rolle spielt. Sowohl bei einem SF-Roman wie dem "Wüstenplaneten" wie auch bei einem historisierenden phantastischem Roman vor antikem Szenario könnte man sich gleichermaßen entschließen, fiktive oder historische Zitate einzusetzen - die Wirkung wäre allerdings in beiden Fällen bei derselben Entscheidung eine ganz andere, weil man damit eine ganz andere Referez herstellt. In einem Fantasywerk würde die Referenz eines Fremdzitats aus dem Werk hinaus in die "richtige" Geschichte führen, aber auf dieselbe zeitliche Ebene. In einem SF-Roman würde das Zitat von Klassikern hingegen eine zeitüberspannende, historische Kontinuität schaffen, die sich durchaus werkintern interpretieren ließe. Alle diese Variationsmöglichkeiten haben je nach Kontext und Aussageabsicht ihren Sinn und ihren ganz eigenen Reiz - aber sie sind halt nicht zwangsläufig besser oder schlechter, sondern bringen ganz andere Aussagen und Verweise in den Text, und unglücklich ist es auf jeden Fall dann, wenn man die für die gewünschte Aussageabsicht ungeeignete Referenz wählt oder einfach irgendetwas wählt, ohne die Wirkung für den Text zu bedenken, weil man es an sich für "gut" hält und gerne überall unterbringen will.
Das wäre dann ein klassisches Beispiel für einen Manierismus, und das beispielsweise scheint schon mal ein Mangel zu sein, der sich bei Fremdzitaten häufiger beobachten lässt als bei erfundenen.
Ich habe übrigens allgemein das Gefühl, was du mit der Wertschätzung von Fremdzitaten verbindest, hat tatsächlich weniger mit dem formalen Phänomen "vorweggestellter Zitate" zu tun, sondern entspringt eher einer ganz allgemeinen Wertschätzung der "Intertextualität", die sich ja darin äußert, dass man seine literarischen Bezüge und seine literaturhistorische Verortung im Text durch Zitate, Anspielungen und ähnliche Dinge deutlich macht. Indem man halt das, was vor einem war, aufgreift, um das Neue, was man schafft, in einen Kontext zu stellen. Vorweggestellte Zitate können ein Ort sein, wo man so etwas exponiert deutlich macht, aber das ist halt nicht ihr einzig möglicher Zweck. Ich persönlich mag so was lieber ohne Silbertablett unauffällig im Fließtext eingewoben, wo man sich erfreuen kann, wenn man etwas wiedererkennt, ohne dass Gefühl zu bekommen, dass der Autor sich die fremde Feder auffällig schmückend auf seinen Text gesteckt hat.
Aber das ist dann wieder Geschmackssache, und wirklich stolpern tu ich halt auch nur drüber, wenn der restliche Text dem Fremdzitat so gar nicht gerecht wird.
Mal eine andere Frage:
Wie sieht es rechtlich bei der Verwendung von fremden Zitaten aus?
Wird ein Betrag fällig? Absprache/ Genehmigung? Ändert sich etwas wenn der Zitierte genannt wird/ nicht genannt wird?
Gibt es denn so viele Leute, die die Zitate nicht lesen? Ich hatte vor mit den Zitaten den Verständnis meiner Welt und Magie beizutragen . . .
Wie lang sind denn deine Zitate, Dealein?
Edit: @ Fizz: Ich glaube, solange du korrekt zitierst, dürfte es da keine Probleme geben. Soll heißen, der Name des jeweiligen Autors des Zitates gehört meiner Meinung nach dazu - ist ja schließlich nicht dein Zitat.
Bei unbekannten Zitaten von unbekannteren Menschen bin ich mir mit der Genehmigung nicht so sicher. Ich denke, da müsstest du schon nachfragen. Anders natürlich wenn du einen Ende oder einen Tolkien z.B. zitierst.
Oder bin ich auf dem Holzweg?
@ Wolli: Nur kurz, so 15 Worte oder so.
Ich lese sowas gern. :) Zitate, ein paar Worte vorab.
Wenn es zuträglich für die Stimmung ist oder Interesse weckt, find ich das prima. :)
Dealein: 15 Wörter sind doch vollkommen okay. Das überliest man sicherlich nicht. :)
Ich hoffe es, dass die Leute es lesen. Immerhin erklärt es immer ein Stückchen meiner Welt.
Ich überlese Zitate eigentlich nie. Egal wie lang sie sind. Was mich aber dann doch stört ist, wenn ich nicht verstehe was das jetzt soll und dann ständig versuche den Zusammenhang zu verstehen.
Edit:
Jetzt beim Schreiben ist mir etwas aufgefallen. Könnte es sein, dass man diese Zitate als störend empfindet, wenn es gerade super spannend ist und dann ein neues Kapitel kommt? Dann musst man ja erst das Zitat lesen und wird ja in der Spannung unterbrochen, oder?
Oder könnte man es so machen, dass man nicht immer ein Zitat vors Kapitel stellt? Was denkt ihr?
Zitat von: DealeinJetzt beim Schreiben ist mir etwas aufgefallen. Könnte es sein, dass man diese Zitate als störend empfindet, wenn es gerade super spannend ist und dann ein neues Kapitel kommt? Dann musst man ja erst das Zitat lesen und wird ja in der Spannung unterbrochen, oder?
Also ich muss zugeben, dass ich da auch schon ab und zu ein Zitat ausgelassen habe deswegen ( :pfanne: mich mal selbst).
Ich habe ein Buch gelesen, da hat der Ich Erzähler in jedem zweiten Kapitel was über Parasiten/Evolution erzählt (klingt jetzt krank, war aber ziemlich lustig, ging in dem Buch um Vampire, die dadurch zustande kommen, dass Menschen von einem Parasiten befallen werden ;)). Ich fands ziemlich lustig und auch interessant, aber als es dann irgendwann in der Haupthandlung spannend wurde, habe ich diese Kapitel komplett übersprungen (waren meistens auch nur ein paar Seiten). Ich hab die dann hinterher gelesen.
Ich kann mir gut vorstellen, dass Leser Zitate überspringen, wenn das Buch gerade spannend ist. Weil es auch keinen Spaß mehr macht, die zu lesen, wenn man sich die ganze Zeit nur danach sehnt, dass das Zitat zu Ende ist und es weitergeht ;)
Aber es hinterher zu lesen geht ja auch...
Und wenn bei dir wichtige Aspekte der Welt/Magie erklärt werden, kannst du auch sagen: Selber Schuld, wenn sie es nicht lesen. Ist zwar schade, aber wenn man schon ein Buch liest, kann man wenigstens alles mitlesen würde ich mal sagen.
Fiktive Zitate lese ich immer mit, weil ich mich dadurch viel besser in die Welt der Geschichte hineinversetzten kann. (Reale Zitate lese ich zwar auch, aber sie tragen in den meisten Fällen für mich nicht zur Gesamtstimmung des Buches bei.)
Vor allem die Zitate in Sandersons Mistborn-Trilogie fand ich großartig. Ich habe einige Kapitel regelrecht überflogen nur um das nächste Zitat lesen zu können.
Hallo zusammen,
mit dem Urheberrecht kenne ich mich nur in Bezug auf wissenschaftliche Arbeiten aus und da muss man neben Autorennamen auch den Titel des Werks und die Seite angeben. Allerdings habe ich auch oft in anderen Büchern gelesen, dass nur der Name angegeben wird, also wird das schon seine Richtigkeit haben. Und im Zweifelsfall müsste man da dann seinen Verlag fragen.
Ich mag Zitate auch, am liebsten die erfundenen. Ich finde, sie bringen Authentizität rein, wenn sie gut gemacht sind.
Ich finde nicht, dass man vor jedes Kapitel ein Zitat setzen muss, aber es sollte schon Systematik haben, z. B. immer bei denselben Perspektivträgern oder aber immer bei Beginn eines neuen Tages / Monats / Abschnitts usw. Und wenn es gerade spannend ist, dann kann man ja vllt ein eher kürzeres Zitat wählen, das ist dann im Zweifelsfall auch schnell gelesen :)
LG Sanjani
Ich habe DAS Zitat gefunden, das ich gern meiner Roten Tür voranstellen würde. Es passt wie Faust auf Auge udn stammt aus dem Song "Wicked Games" von Chris Issac:
ZitatThe world was on fire, no one could save me but you
Strange, what desire will make foolish people do
I never dreamt that I'd meet somebody like you
And I'd never dreamt that I'd lose somebody like you...
Bin mal gespannt, ob ich damit durchkomme, wenn das denn irgendwann mal einen Verlag findet.
Zitat von: Aryana am 11. August 2011, 20:14:49
Ich habe Das Zitat gefunden, das ich gern meiner Roten Tür voranstellen würde. ..... The world was on fire, no...
Nun - mein english ist dermaßen unterbelichtet ... obwohl ich jedes Wort einzeln übersetzen kann - bleibt mir der Inhalt des Textes zur Gänze verschlossen - so geht's mir eigentlich immer mit so englischen Texten - ich würde - anders sprachige Zitate einfach immer überspringen (zumindest meistens) -
wenn ich länger wie drei Sekunden beim Lesen über eine Stelle nachdenken muss - und dann nur feststellen kann - ich werde nie dahinter kommen - was hier gemeint ist - fühle ich mich ziemlich rasch im Lesefluss unterbrochen - geschieht so was öfters im Text -wird so ein Buch sehr rasch das letzte Mal in die Hand genommen...
(und dass ich engl.sprachige Texte in deutschsprachiger Literatur in vielen Fällen für unpassend halte - kann man sich vorstellen - bei Fantasy - die in einer erfundenen Welt spielt natürlich ausnahmslos)
Och, ich weiß nicht. Ich finde fremdsprachige Zitate nicht "verwerflich" oder unpassend, auch nicht bei Fantasy, wenn sie inhaltlich zur Geschichte passen. Ärgerlich ist es nur, wenn man die Sprache nicht kennt und erst mal nach einer Übersetzung suchen muss, aber auch das ist dank Internet möglich.
Möglich ist es schon, fremdsprachige Zitate per Internet zu übersetzen, aber ich wage zubezweifeln, das viele Leute das tun werden, wo ja hier im Thread schon einige gesagt haben, dass sie sogar deutschsprachige Zitate überspringen.
Wobei ich Dein Zitat eigentlich noch recht einfach zu verstehen finde Ary und ich bin auch nicht gerade das Englisch-Ass. :)
Aber andererseits würde ich Adiga schon recht geben, dass man fremdsprachige Zitate als deutschsprachiger Autor in einem Original-deutschsprachigen Buch mit größer Vorsicht einsetzen sollte. Wie ich damals oben schon schrieb, finde ich persönlich diese vorangestellten Zitate toll und würde mir wohl sogar die Mühe des Übersetzens machen, wenn ich was nicht verstehe. Ich befürchte aber, dass der durchnschittliche Englisch-/Fremdsprachenmuffel wenig Lust dazu hat und das dann halt einfach ohne schlechtes Gewissen überspringt, und das wäre ja auch schade. :-\
Ich finde, es ist wirklich Geschmackssache. Mich haben fremdsprachige Zitate am Buchanfang nie gestört, auch nicht englischsprachige in deutschen Büchern, und englische Zitte in englischen Büchern natürlich gar nicht. Gerade bei Englisch bin ich da sowieso ziemlich tolerant, weil wirklich viele Leute Englisch zumindest in Grundzügen beherrschen. Fremdsprachige Zitate machen mich neugierig, ich forsche nach, ich gehe auf die Suche, weil ich eben wissen will, was das Zitat mit der Geschichte zu tun hat. Für mich ist so ein Zitat eine Art Teaser, udn als genau das sehe ich auch meinen Songtextschnipsel am Anfang meines Projektes. Am Ende entscheidet eh ein Verleger, ob ich das darf oder nicht, wenn ich plane, die Geschichte zu veröffentlichen
und das Glück haben sollte, jemanden zu finden, der sie haben will.
@Adiga:
Zitat(und dass ich engl.sprachige Texte in deutschsprachiger Literatur in vielen Fällen für unpassend halte - kann man sich vorstellen - bei Fantasy - die in einer erfundenen Welt spielt natürlich ausnahmslos)
Schreibe das Wörtchen "englisch" doch bitte aus. So viel Zeit muss sein.
Und was möchtest Du mir mit diesem Kommentar sagen? Dass Du englischsprachige Zitate für einen in einer Fantasywelt spielenden Roman für unpassend hältst, weil es in der Fantasywelt die englische Sprache nicht gibt? So verstehe ich das, bitte berichtige mich, wenn ich mich irre.
Aber dann dürfte ich mein Buch ja eigentlich auch nicht auf deutsch schreiben, weil es in meiner Fantasywelt kein Deutsch gibt. ???
Zitat von: Adiga am 11. August 2011, 22:17:41
(und dass ich engl.sprachige Texte in deutschsprachiger Literatur in vielen Fällen für unpassend halte - kann man sich vorstellen - bei Fantasy - die in einer erfundenen Welt spielt natürlich ausnahmslos)
Ich persönlich finde es nicht problematisch ein englisches, oder in irgendeiner anderen Sprache geschriebenes Zitat, in einem Fantasy-Roman zu verwenden. Das würde mich nicht stören. :hmmm: So weit ich weiß gilt ja bei Zitaten der Grundsatz, dass man sie verwendet, weil irgendjemand diese Zeilen gesprochen/geschrieben hat und man es selbst nicht besser oder kürzer hätte sagen können.
Außerdem, gibt es ja Texte/Zitate, die man gar nicht übersetzten kann. Wörtlich ja, aber dann könnte der eigentliche Sinn verloren gehen.
Silberrauch:
ZitatAußerdem, gibt es ja Texte/Zitate, die man gar nicht übersetzten kann. Wörtlich ja, aber dann könnte der eigentliche Sinn verloren gehen.
Yep. Das kommt noch erschwerend hinzu. Gerade, wenn die Zitate in der Originalsprache Wortspiele/Wortwitz beinhalten, kann man sie oft gar nicht so übersetzen, dass die Aussage bzw. der Witz erhalten bleibt. Gerade englischer Wortwitz ist da, finde ich, oft sehr heikel.
Zitat von: Aryana am 14. August 2011, 21:57:18
Ich finde, es ist wirklich Geschmackssache. Mich haben fremdsprachige Zitate am Buchanfang nie gestört, auch nicht englischsprachige in deutschen Büchern, und englische Zitte in englischen Büchern natürlich gar nicht. Gerade bei Englisch bin ich da sowieso ziemlich tolerant, weil wirklich viele Leute Englisch zumindest in Grundzügen beherrschen. Fremdsprachige Zitate machen mich neugierig, ich forsche nach, ich gehe auf die Suche, weil ich eben wissen will, was das Zitat mit der Geschichte zu tun hat. Für mich ist so ein Zitat eine Art Teaser, udn als genau das sehe ich auch meinen Songtextschnipsel am Anfang meines Projektes. Am Ende entscheidet eh ein Verleger, ob ich das darf oder nicht, wenn ich plane, die Geschichte zu veröffentlichen und das Glück haben sollte, jemanden zu finden, der sie haben will.
Klar, erst entscheidest Du und in allerletzter Instanz ein eventueller Verleger, das wollte ich auch nicht in Abrede stellen. ;)
Ich bin auch im Grunde total Deiner Meinung und würde selbst als Leser auch nachforschen, wenn ich was nicht verstehe. ;) Aber wir haben ja hier im Zirkel schon häufig genug festgestellt, dass wir keine wirklich typischen Leser sind. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es viele Leser gibt, die einfach keinen Bock drauf hätten, groß Nachforschungen anzustellen, wenn sie den Sinn nicht sofort erfassen, denn die meisten wollen sich von einem Buch einfach unterhalten lassen.
Ja sicher, die meisten Leute verstehen zumindest ein wenig Englisch, aber ich kenne genug Leute (auch mit Abi in der Tasche), die nicht so die Englisch-Profis sind und englische Texte vermeiden, wenn es irgendwie geht. Manche lesen ja nicht mal deutsche Zitate, warum sollten dann z.B. solche Leute plötzlich anfangen, nach Übersetzungen für Zitate zu suchen, die sie nicht verstehen? Gerade solche Leute werden doch durch ein Zitat, das sie schon sprachlich gar nicht erst verstehen, nur in ihrer Meinung bestärkt, dass diese vorangestellten Zitate allgemein doof sind und man die ignorieren kann.
Die "Gefahr" sollte man sich m.E. halt bewusst machen und abwägen, wie sehr man das Zitat haben will und ob man es denn wirklich ganz unbedingt braucht, oder ob es nicht noch was deutschsprachiges oder eine gute Übersetzung gibt, die man verwenden könnte. :) Wobei es vor allem bei Songtexten ja schon echt schlecht ist mit Übersetzungen, weil die a) meist echt doof klingen und b) es offizielle Übersetzungen für Songtexte ja fast nie gibt und ich weiß nicht, ob es legal wäre, sich selbst was zurechtzuschneidern ::)
:) der Gefahr bin ich mir durchaus bewusst. Und wie gesagt, wenn, ist es am Ende eh Verlagsentscheidung, sollte die Geschichte tatsächlich veröffentlicht werden.
Aber back to Topic, es ging hier ja nicht nur um mein Zitat, sondern allgemein um Kapitelanfangszitate. ;D ich fühlte mich nur ein wenig arg gepfannt und wollte deswegen noch was dsazu gesagt haben.
Dann werfe ich auch mal meine Zwei Pfennige in den Topf:
Zitat von: Aryana am 11. August 2011, 22:32:32
Och, ich weiß nicht. Ich finde fremdsprachige Zitate nicht "verwerflich" oder unpassend, auch nicht bei Fantasy, wenn sie inhaltlich zur Geschichte passen. Ärgerlich ist es nur, wenn man die Sprache nicht kennt und erst mal nach einer Übersetzung suchen muss, aber auch das ist dank Internet möglich.
Geht mir genauso. Wenn ich die Sprach nicht kenne, nehme ich beim Lesen erstmal nur zur Kenntnis "ah, hier ist ein Zitat, das ich nicht verstehe", ignoriere das und lese gemötlich weiter, in dem Bewußtsein, das mir ein kleines Stück Information entgeht. Ist das Buch gut, komme ich darauf zurück und forsche später nach.
Als so ein vorangestelltes Zitat stört mich eine mir nicht verständliche Sprache nicht, anders wenn es in den Text eingebunden ist. Das liegt daran, daß ich bei einem vorgestellten Zitat denke, es ist
zusätzliche Information, die mir
noch mehr geben kann, die aber nicht direkt Teil des Textes ist, und deren "Abwesenheit" dem Text selber und meinem Verständnis
nicht direkt etwas wegnimmt. Wenn das Zitat
im Textfluß drin ist und ich es nicht verstehe ist das anders, dann
fehlt mir ein Stück des Textes, und das wurmt mich. So, wie wenn ich einem Gespräch zuhöre, und ein Satz vom Hintergrundlärm in der Kneipe überlagert wird, ich ihn nicht hören kann. Wenn dann noch alle außer mir drüber lachen ist es echt ätzend, den Witz verpaßt zu haben.
Ich mag gut gewählte Zitate, sie können entweder einen kleinen Blick auf die Assoziationswelt des Autors werfen, oder auch einen weiteren Textzusammenhang herstellen, der das Gesamtbild des Buches irgendwie reicher machen kann. Klappt nicht immer, aber richtig störende Zitate sind mir glaube ich noch nicht begegnet. Mir gefallen kurze Zitate da besser als lange. Bei langen Zitaten sollte wirklich schon ein guter Grund und Zusammenhang mit dem Text gegeben sein.
Ob die Zitate fiktiv oder real sind, ist mir dabei wenig wichtig. Wichtig ist, daß sie zum Text passen und eben etwas hinzugeben
Zitat von: Adiga am 11. August 2011, 22:17:41(und dass ich engl.sprachige Texte in deutschsprachiger Literatur in vielen Fällen für unpassend halte - kann man sich vorstellen - bei Fantasy - die in einer erfundenen Welt spielt natürlich ausnahmslos)
Ich denke nicht, dass die verwendete Sprache bei Zitaten ein Problem ist, sondern wem dieses Zitat zugeschrieben wird. Wenn in meiner Welt kein Albert Einstein existiert, nie existiert hat und auch nie existieren wird, dann würde ich die Welt des Buches und unsere reale Welt miteinander mischen -- und das könnte, denke ich, auch viele rausreißen. Genauso wie ich im Text nicht über Atombomben schreiben kann, wenn wir uns in einer Fantasywelt befinden, genauso wenig kann ich über solche Bomben in einem Zitat sprechen ... Wobei ich Fantasywelt als komplett erfunden einstufe. Urban Fantasy, Endzeit, Historical Fantasy, etc. pp. -- da kann ich mir soetwas vorstellen. Aber ich bin ja eh nicht so der Zitate-Leser, bei Thursday Next (Jasper Fforde) überspring ich die ja auch; und in einem anderen Buch lese ich mittlerweile auch nicht mehr die an die Kapitelanfänge gestellten Tagebucheinträge der Protagonistin (so nah an der Figur, dass es nervig wird, und außerdem bieten sie keine neuen Informationen, ewig lang sind sie auch noch).
Also ich bin ein echter Fan von diesen Zitaten. Obwohl ich es selbst noch nicht ausprobiert habe, könnte ich es mir gut vorstellen, dadurch fitzelweise kleine Geschichten oder Anekdoten aus der zugehörigen Welt einfließen zu lassen. Bisher habe ich das immer als einen sehr positiven Beitrag zum Gesamtbild wahrgenommen, wodurch der Geschichte mehr Tiefe und Breite verliehen wird.
Zum Beispiel bei "Rubinrot" von Kerstin Gier habe ich mich regelrecht darauf gestürzt. Oder auch bei "Die Blutgabe" habe ich mir jedes Mal schön Zeit genommen, um die Dialogfetzen auf mich wirken zu lassen, bevor ich das Kapitel begonnen habe. :)
Songtexte können auch ganz gut funktionieren, dafür muss man aber den entsprechenden Song kennen, wie ich finde. Manchmal wird es leider eher etwas mehr gewollt als gekonnt, was mir besonders bei Young Adult Büchern aufgefallen ist. Aber wenn der Autor einen bestimmten Song mit der Handlung verknüpft, ist es eine tolle Gelegenheit, den Leser noch ein bisschen mehr von seiner Gefühlswelt zu zeigen. Also Daumen hoch. :jau:
Wer sie nicht liest, verpasst etwas. ;)
Also ich finde Zitate am Anfang eines Buches sehr einstimmend, wenn sie etwas mit dem Buch zu tun haben. Aber am Anfang von Kapiteln würden sie mich stören und rausreißen, selbst wenn die Zitate von einer Person aus dem Buch stammt. Warum hat der Autor diese Information nicht im Buch selbst vermitteln können?
Perfekterweise will ich als Leser, wenn ich mit dem einen Kapitel fertig bin, gleich das nächste Lesen. Warum dann noch ein Zitat am Anfang des nächsten Kapitels einbauen, wenn ich den Leser schon dazu gebracht habe in meine Welt einzutauchen und weiterzulesen? Dann soll er doch möglichst lange in meine Fiktion eintauchen und nicht durch Fragmente, was Zitate letztendlich sind, wieder herausgerissen werden.
Ich kann mir vorstellen, wenn der Autor wirklich mit Fingerspitzengefühl die Zitate setzt, dass dies dann auch an den Anfang eines oder meherer Kapitel passen würde, würde mir aber als Leser eher einen flüssigen Text der mich von einem zum anderen Kapitel bringt, als Zitate am Anfang von Kapiteln wünschen.