Was ich von euch anderen unbedingt mal wissen möchte ist, ob ihr eure eigenen Emotionen, die sich in eurem Alltag aufstauen, beim Schreiben komplett ausblenden könnt. Oder vielleicht fangt ihr an einem Tag, an dem ihr euch ein wenig geärgert habt, gar nicht erst an zu schreiben? Bei mir ist es so, ich bin ein recht emotionaler Mensch und kann deshalb oftmals nicht mit der nötigen Coolness an meine Werke gehen. Da ich mich aber am meisten ärgere, wenn ich gar nichts tue, fange ich dann aber oftmals dennoch an zu arbeiten.
Leider müssen meine Figuren dann oftmals dafür büßen, weil ihnen mächtige Feinde gegenübergestellt oder Krankheiten und Verletzungen angedichtet werden.
Andersherum ist es, wenn ich gute Laune habe, dann lasse ich auch gerne einmal eine Romanze oder ähnlich erfreuliches für die Charaktere einfließen.
Was haltet ihr davon? Läuft man damit nicht Gefahr, das Buch komplett zu vernichten, oder kommen vielleicht auf diese Art und Weise bei einem festgefahrenen Plot die entscheidenden Ideen? Habt ihr euch auch schonmal von euren Gefühlen beim Schreiben hinreißen lassen, mit gewollt offenem Ausgang?
Oh, mich beeinflussen meine eigenen Emotionen total. Was ich schon vor Jahren an mir festgestellt habe und was mir auch gar nicht gefiel: Ich werde umso produktiver und besser, je schlechter es mir geht. Ist das nicht herrlich? :pfanne:
Meine allerkreativste Phase hatte ich, als ich mal so richtig schön depressiv war. Da hab ich gedichtet und geschrieben und mir den Frust von der Seele getippt...
Funktioniert auch heute noch so. Klausurphase? 7 Klausuren in 4 Wochen? Super! Da kommen dann gleich 150 Ideen für mein aktuelles Projekt um die Ecke. Und sobald Ferien sind, sitze ich da, glotze die Wand an und schreibe gar nichts (so kürzlich erst passiert).
Ich liiiiiebe es. (Ironie)
Umgekehrt kann ich aber auch große Emotionen aus meinen Texten in den Alltag rüberschleppen. Dann passiert mir irgendwas, ich hab irgendein Gefühl und denke mir: Hey, so hat mein Held XY sich bestimmt auch gefühlt.
Meine Produktivität ist überhaupt sehr unterschiedlich. Mal kann ich nur gut schreiben, wenn ich frei habe und dementsprechend auch den Kopf frei habe.
Aber manchmal, wenn ich total gestreßt nach Hause komme, dann setze ich mich hin und die Buchstaben fließen nur so.
Daß ich dann anfange, meinen Helden besondere Dinge anzutun, könnte ich nicht behaupten. Im Großen und Ganzen halte ich an meinen Plänen fest, aber manchmal passiert's mir, daß meine aktuelle Stimmung besondere spontane Ideen hervorbringt, die sich echt gut machen.
Ich versuche, das alles gewinnbringend einzusetzen.
Für Kurzgeschichten eignet es sich total gut, eigene Emotionen und Erlebnisse einfliessen zu lassen. Bei Romanen kann ich das aber so weit es geht ausblenden, da lasse ich mich eher von Emotionen meiner Figuren beinflussen. Praktisch, wenn es mir schlecht geht, die Figuren aber gerade was tolles durchmachen ...
Sirwen? Was wolltest Du uns sagen? Da haben wohl ein paar Tintenzirkeldämonen Deinen Beitrag gefressen! :laken:
EDIT: Ahja. Viiieeeeel besser, danke! :)
Ich schreibe komplett emotinsabhängig. Am besten und am intensivsten schreibe ich, wenn ich so richtig schön mit meinen Charakteren mitfiebern kann. Was bedeutet, die ganzen Füllszenen, die man so baucht, die Stellen, in denen es ausnahmsweise mal allen gut geht, gehen mir eher schwer von der Hand. Schlägt sich auch aufs Schreiben nieder (Originalton Verlag: Die Szenen da in Kapitel 10 und 11, wo so viel Friede-Freude-Eierkuchen ist, kürzen Sie das bitte mal...). Was mich beim Schreiben komplett hemmt, sind Sorgen und Stress - wenn ich zu viel über unsere finanzielle Situation nachdenke oder mir mal wieder im Labor die Arbeit über den Kopf wächst, mag ich nicht mehr schreiben.
Mir geht's da so ähnlich wie Runaway.
Wenn ich möchte kommt nix und wenn ich keine Zeit habe, da kann ich mich vor Ideen, Geistesblitzen und so kaum retten. Leider geht dabei auch viel verloren.
Aber wenn es mit dem Schreiben klappt, versuche ich natürlich die Emotionen da einfließen zu lassen, wo sie am besten wirken. Und manchmal fließt auch etwas mit ein, was ich vorher nicht bedacht hätte, aber doch ganz willkommen ist. Man kann seinen Geschichten ganz neue Aspekte abgewinnen.
Zitat
[Meine allerkreativste Phase hatte ich, als ich mal so richtig schön depressiv war. Da hab ich gedichtet und geschrieben und mir den Frust von der Seele getippt...
Ich wünschte, mir würde das mal gelingen. Meine Verstimmung hat mich beim letzten Nano eine Woche gekostet. Ich hab nichts mehr auf die Reihe gekriegt.
Die besten Ideen hab´ ich echt, wenns mir gut geht und ich den Kopf frei habe. Da sprudeln nur so die Ideen. Was nicht heißt, dass ich dann nur über friede freude Eierkuchen schreibe. Das, was mich so beschäftigt hat, versuche ich, in meiner Story zu verarbeiten, aber das geht bei mir erst mit einem gewissen Abstand. Wenn es noch zu akut ist und ich noch zu sehr von meinen Emotionen überwältigt bin, wird das bei mir die reine Betroffenheitssache und das lösche ich meist wieder, wenn ich ne Nacht oder zwei drüber geschlafen habe.
Tatsächlich habe ich nie meine Emotionen großartig in Geschichten verarbeitet, nicht mal in meinen Anfängen. Ich habe für eine 13-jährige erschreckend nüchtern geschrieben, nichts Kitsch und Herzensschwere und Liebeskummer. ;)
Mittlerweile beeinflussen meine Launen nur wenige Szenen so weit, dass die Handlung daraus unkontrolliert weiterläuft. Für mein sehr fragmentarisches Projekt über zwei Liebende arbeite ich mittlerweile bewusst nach Laune, aber ich merke, dass ich schlechter und unkonkreter schreibe, wenn ich aufgeregt bin. Andererseits schätze ich das Impulsive der Szenen, ich muss sie dann bloß von Stil und Logik manchmal nachträglich korrigieren.
Ich löse meist aber bewusst Emotionen und Schreiben so voneinander, dass ich mit Spaß arbeiten kann. Das geht meistens auch aus wirklich mieser Laune. Ich würde mir und meiner Geschichte damit nur selbst im Weg stehen, und bislang konnte ich das so überwinden.
Hm, das ist eine interessante Frage :hmmm:
Generell ist mein Schreiben wenig von meinen aktuellen Emotionen beeinflusst. Das kriege ich aber auch erst seit einiger Zeit so hin. Ich habe mir angewöhnt, regelmässig "Morgenseiten" zu schreiben. Da geht es darum, eine bestimmte Zahl an Seiten zu füllen, EGAL, wie es einem gerade geht. Ob man sich inspiriert fühlt, steht nicht zur Debatte, es wird eben geschrieben. Mir hat diese (zugegeben etwas fatalistische Art) sehr geholfen, mich von der Abhängigkeit der Laune meiner diversen Musen zu lösen. Musen sind einfach ein unverlässliches Gschwerl ;)
Will also sagen: ich schreibe halt. Sofern es die Zeit zulässt, die ist momentan wirklich das größere Problem.
Aber ich merke natürlich auch, dass es bessere und schlechtere Stimmungen für Texte gibt. Generell schreibe ich besser, wenn ich in Kontakt zu dem bin, was mich antreibt. Das können Menschen sein oder Themen, manchmal ist es ein Gedanke beim Aufstehen. Ein Lied. Alles, was dazu führt, dass irgendetwas in mir zum "schwingen" kommt. Manchmal schwingt es eben eher schräg und manchmal strukturiert und klar. Aber generell denke ich, dass ich recht unabhängig von meinen eigenen Launen schreibe. Doch das war ein steiniger Weg, den ich noch längst nicht für abgeschlossen halte...
Zitat von: Aquamarin am 23. März 2011, 08:11:01
dass es bessere und schlechtere Stimmungen für Texte gibt. Generell schreibe ich besser, wenn ich in Kontakt zu dem bin, was mich antreibt.
Das kann ich so unterschreiben. Bei mir beeinflussen sich reale Emotionen und die Stimmung im Buch gegenseitig. Der Einstieg in ein Szenario, wenn alles noch "Tabula Rasa" ist und jede beliebige Form annehmen kann, wird sehr stark von meiner Stimmung in dem Moment beeinflußt. Sind die Dinge ab da im Fluß, muß ich mich zum Weiterschreiben jedesmal erst wieder auf das Szenario "einstimmen". Das geht natürlich um so leichter, je näher ich mit der Stimmung ohnehin schon an dem dran bin, "was gerade geschieht".
Wenn ich erst mal drin bin, ist es bei mir eher umgekehrt so, daß die Geschichte mich mit ihrem Emotionen mitreißt. Ist wie beim Lesen, nur aktiver. :)
Die Antworten sind ja echt interessant!
Die einen schreiben am liebsten mit freiem Kopf und die anderen mit Emotionen.
@ Runaway, also wenn ich wirklich ganz down bin, ist das bei mir der eigentlich einzige Zustand, in dem ich wirklich nichts mehr zu Papier kriege. Interessant, dass du hier einen wahren Schreibfluss hast, wobei du gegen eine bessere Gesamtsituation dann wohl sicher auch nichts einzuwenden hättest.
Das Gefühl, den Kopf ganz frei zu haben, kenne ich leider nicht, irgendein Problem, sei es hausgemacht, beschäftigt mich immer, manchmal ist es nicht ganz einfach.
@ Aryana, das kann ich gut nachvollziehen. Wenn man gut in der Geschichte drin ist und mit den Charakteren mitfiebert, würde ich mich mit Füllszenen auch sehr schwer tun.
Ohne Emotionen wären wir keine Menschen, sondern Roboter. Daher ist es doch ganz natürlich, wenn unsere Gefühle uns antreiben, bremsen, beeinflussen und sogar in unsere Werke mit einfließen. Gerade das macht ja auch eine Geschichte lebendig.
Ich finde es nicht schlimm, wenn man Emotionen hat. Es kommt nur darauf an, wie der einzelne damit umgeht (umgehen kann); ob er sich ablenken läßt oder sie sogar steuern kann - und dann davon profitiert. Ich stelle mir das manchmal vor wie surfen. Auf einer Welle der Emotion. Sie trägt, wir können sie nutzen - aber auch abstürzen und untergehen. Dann müssen wir vielleicht noch mal üben... ;D
Wie es gibt Menschen, die sich von Emotionen bei dem beeinflussen lassen, was sie tun?! Ich gehöre da sicher *nicht* dazu ;)
Als Beispiel möchte ich einen meiner ersten Romane anführen. Begonnen kurz nachdem der Junge, mit dem ich zum Abschkussball in der 10. Klasse gehen wollte, mir abgesagt hat. Das Werk trug und- da mir, obwohl es inzwischen in der 2. Überarbeitungsphase ist, noch nichts besseres eingefallen ist- trägt immer noch den Arbeitstitel "Zwischen Tränen und Grausamkeit". Und genau davon sollte das ganze Seting geprägt sein. Leid, Tod Zerstörung, Enttäuschung, Verrat, Schwäche und allem anderen, das einer 15-Jährigen bei Liebeskummer so durch den Kopf geht.
In besseren Zeiten habe ich einige Spitzen aber wieder rausgenommen, damit es nicht nur eine Ode an das Leid wurde.
Heute beeinflusst mich das etwas weniger, weil ich öfter einen Plot habe, an den ich mich auchhalten möchte. Da gibt es dann zwar Einschläge in meiner jeweiligen Laune, aber keine neuen Plotlines, in denen ich mich dann austobe.
Für einige Szenen warte ich auch, bis ich in einer bestimmten Laune bin. Darum passiert es schon mal, dass mein Finale vor dem Rest fertig ist.
Zitat von: Andoras am 23. März 2011, 19:53:23
@ Runaway, also wenn ich wirklich ganz down bin, ist das bei mir der eigentlich einzige Zustand, in dem ich wirklich nichts mehr zu Papier kriege. Interessant, dass du hier einen wahren Schreibfluss hast, wobei du gegen eine bessere Gesamtsituation dann wohl sicher auch nichts einzuwenden hättest.
Du sagst es... ist nicht schön, dann am besten schreiben zu können, wenn es einem schlecht geht. Das hab ich so nicht bestellt!! ;)
Ich versuche, meine momentanen Emotionen nicht an unpassender Stelle einfließen zu lassen. Im Grunde weiß ich ja vorher, was in der Szene und im Plot an dieser Stelle passieren soll, habe es mehrfach kopfgeschrieben und wenn ich mich ransetze versuche ich, die Emotionen der Figuren darzustellen.
Wenn jetzt Figur A in der Szene verletzt und beleidigt sein soll und Figur B überdreht, dann wird bei mir nicht komplett was anderes draus, weil ich anders drauf bin als die Figuren.
Das würde zuviel von meiner Planung durcheinander bringen.
Interessante Frage :hmmm:
Ich glaub eher nicht, dass mich meine momentanen Emotionen sehr beim Schreiben einer bereits durchgeplanten Geschichte beeinflussen. Aber im ernst, ich könnte mich wohl nicht gut genug auseinander dividieren, um da ganz sicher zu sein.
Meistens versinke ich ja beim Schreiben in eben die zu beschreibende Welt und vergess ganz schnell den alltäglichen Kram.
Was mir aber schon aufgefallen ist, dass ich durchaus manchmal Plotänderungen vornehme, ne nachdem was mich gerade so aus dem Weltgeschehen oder den Büchern die ich grad lese beschäftigt.
Letztens habe ich ein tolles Buch fertig gelesen (Marge Piercy: Er, Sie und Es) und als ich es zuschlug und noch grübelte, da wußte ich plötzlich was genau die Prämisse meines Romans ist.
o.k. jetzt weich ich ab. :)
Hm, also, dass ich meine momentane Gefühlslage auf meine Projekte übertrage, ist mir bisher nicht aufgefallen. Was ich im Moment aber öfters bemerke, ist, dass ich mich sehr stark von Musik beeinflussen lasse. Heißt: Schreibe ich gerade eine Szene mit heller, fröhlicher Atmosphäre und höre dabei(ohne es wirklich zu realisieren)den nächsten Track auf der Liste, der ziemlich düster klingt, kommen plötzlich Verschlagenheit und zwielichtige Personen in die Szene gestolpert, obwohl ich das gar nicht will *achselzuck*
Das ist mir auch letztens erst aufgefallen, und seitdem wähle ich entweder die Musik sehr genau oder höre mir vor der Szene die passende Musik an, mach sie dann aus und fang im Stillen an zu schreiben. Klappt meistens am besten... außer bei Kriegsszenen, da kann ich einfach nicht ohne den ganzen Epic-Kram von Two Steps From Hell und Audiomachine usw.
Aber okay, ich drifte ab. Also so ist das bei mir ;D
Die Frage finde ich wirklich interessant ... darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht :hmmm:
Spontan würde ich sagen, dass ich gut unterscheiden kann, inwiefern ich meine Emotionen die Handlungen meiner Geschichten beeinflussen lasse. Ich bemühe mich immer, neutral an die Sache heranzugehen... aber wenn ich weiter so darüber nachdenke, dann glaube ich jedoch auch, dass meine Gefühle, die ich eben zum Zeitpunkt des Schreibens habe, mich irgendwie unbewusst leiten.
Bei Kurzgeschichten ist es so, dass ich mich bewusst an meinen eigenen Emotionen und Gefühlen orientiere, mich davon leiten lasse und hierbei finde ich es gut. Emotionsgeladene Kurzgeschichten gefallen mir besser, bei Romanen wiederum gefällt mir eine neutralere Schreibweise besser und so versuche ich das auch zu handhaben.
Meine Projekte leben recht stark von meinen eigenen Emotionen, vor allem weil ich nicht so stark auf die Handlung als eher auf Charakterentwicklungen baue. Deswegen nutze ich meine eigenen Emotionen schon dafür, sie auch in meinen Romanen zu benutzen.
Und da ich auch immer mal zukünftige Szenen im Hinterkopf habe, schreibe ich also einfach eine, die zu meiner Stimmung passt, wenn die aktuelle Szene ungünstig ist.
Mag vielleicht nicht so professionell sein, aber ich hoffe, einigermaßen glaubwürdig. :)
Hm... :hmmm:
Es ist schon so, dass ich in einem gewissen Rahmen emotional auf eine Szene eingestimmt sein muss, um sie schreiben zu können. Normalerweise, wenn ich mich konzentrieren kann, schaffe ich es das gewünschte Gefühl in mir hervorzurufen. Manchmal kann ich mich aber gar nicht dazu aufraffen und schreibe lieber etwas anderes, was mir gerade mehr entgegen kommt.
Zitat von: Wollmütze am 26. März 2011, 20:01:32Was ich im Moment aber öfters bemerke, ist, dass ich mich sehr stark von Musik beeinflussen lasse.
Musik spielt auch eine wichtige Rolle, mein derzeitiges Projekt zum Beispiel verbinde ich sehr mit einer speziellen Musik, einzelne Songs assoziiere ich mit Charakteren oder Szenen; das hilft mir auch, in die jeweils richtige Stimmung zu kommen.
Heute ist mir beim Überarbeiten irgendwie etwas völlig anderes in die Playlist gerutscht, und ehe ich mich's versah hatte ich den Editor geöffnet und ein spontanes Brainstorming zu einer der Ideen begonnen, die noch als Stichpunktsammlung auf meiner Festplatte herumfliegen.
Manchmal passt meine emotionale Verfassung aber auch ganz gut in das, was ich gerade schreibe, auf diese Weise sind auch schon ein paar ganz tolle, unplanmäßige Szenen entstanden. Ich glaube, unterbewusst wird die Geschichte so immer beeinflusst, und ich kann mir nicht vorstellen, dass man etwas überzeugend schreiben kann, während man sich ganz anders fühlt.
LG, Leo
Ich verarbeite meine Emotionen normalerweise nicht im Schreiben, zumindest nicht in dem Sinne, wie Andoras es im ersten Beitrag geschrieben hat:
ZitatLeider müssen meine Figuren dann oftmals dafür büßen, weil ihnen mächtige Feinde gegenübergestellt oder Krankheiten und Verletzungen angedichtet werden.
Andersherum ist es, wenn ich gute Laune habe, dann lasse ich auch gerne einmal eine Romanze oder ähnlich erfreuliches für die Charaktere einfließen.
Ungeplante Verletzungen oder Romanzen oder ähnliches sind bei mir nicht abhängig von meiner Stimmung beim Schreiben. Ob ich den Figuren auf einmal fiese Dinge antue (oder auch schöne), kann mir sowohl bei guter als auch schlechter Laune einfallen. Ich schreibe normalerweise nicht etwas, das gerade zu meine Stimmung passt (außer, wenn es sich durch Zufall so ergibt).
Eher ist es bei mir umgekehrt:
Sobald ich zu schreiben beginne, blende ich meine bisherige Stimmung quasi aus und steige in die Stimmung der Geschichte ein. Und die Emotionen der Szene beeinflussen dann manchmal sogar meine eigenen. Wenn meine Figuren grad vor Glück überschäumen, beende ich das Schreiben oft selbst mit guter Laune und einem Lächeln auf den Lippen. Und wenn im Roman gerade alles schiefläuft, bin ich manchmal selbst ganz geknickt.
Bei mir spielen Emotionen eine große Rolle. So passiert es mir, wenn ich etwas sehe, das mich auf irgend eine Art anspicht und Gefühle in mir auslöst, kann das schon mal der Ausgangspunkt für eine Geschichte werden.
z.B. habe ich letztes Jahr gesehen, wie ein Mann zwei gesunde Bäume fällte. Nach meier Frage, warum das Ganze. War seine lapidare Antwort, er hätte keine Lust mehr, das Laub weg zu machen. Ich war so in Wut über diesen Menschen, das ich sofort die Geschichte im Kopf, dann auf Papier hatte. Und dabei ist der Typ nicht gut weg gekommen. ;D
Oder ich - fast 48 - sitze da, habe gerade die Szene geschrieben, in der meine kleine Elfe mit zerissenen Flügelchen da hockt und lese mir das Ganze noch einmal durch, habe ich doch tatsächich fast Tränen in den Augen und ein bedrückendes Gefühl ganz tief drin.
Wenn ich eine Geschichte schreibe, die nur das Thema behandelt oder ich emotional nicht voll dabei bin, dann tu ich mich schon bisschen schwerer.
Hallo,
bei mir ist es auch so, dass mein Schreiben meine Gefühle beeinflusst, aber normalerweise versuche ich Gefühle so gut es geht während des Schreibens auszublenden.
Wenn ich aber gerade wirklich z.B. wütend bin, dann überarbeite ich gerne eine Szene, in der Wut eine Rolle spielt. So kann ich das Gefühl viel realer darstellen und beschreiben.
LG, Rosentinte
Judith beschreibt sehr gut, was ich auch erlebe.
Hängt natürlich vom Projekt ab. Einen Romanplot werfe ich sicher nicht wegen einer momentanen Stimmung um, sondern eher wegen logischer Brüche oder weil sich die Szene beim Reinschreiben nicht so stimmig liest wie geplant.
Anders bei Kurzgeschichten.
Wenn ich sehr traurig bin, kann es schon sein, dass ich an diesem Tag eine traurige Kurzgeschichte schreibe, in die das reinfließt, was mich beschäftigt. Aber bei längeren Projekten würde es ja mal Hüh mal Hot gehen und komplett aus dem Ruder laufen, zumindest bei mir.
Beim Plotten kommt es stark darauf an, wie ich mich gerade fühle. Ich habe eine Grundidee und daraus wird dann etwas gemacht. Bin ich schlecht drauf, wird es düster, bin ich gut drauf, bunt und märchenhaft. Das ist mir erst vor kurzem aufgefallen. Die Geschichten, die ich in den letzten Monaten angeplottet habe, sind alle sehr düster, aber die neueren, die ich jetzt in Angriff nehme, nicht mehr.
Beim Schreiben selbst halte ich mich an den Plot, den ich vorher gemacht habe. Ich kann auch nur mit relativ guter Laune schreiben, sonst kriege ich es nicht auf die Reihe.
Wenn ich meine Gefühle wirklich direkt in ein Projekt einfließen lassen würde, dann gäbe das wohl auch ein Chaos, bei dem niemand mehr richtig durchblickt, mich eingeschlossen.
Aber wirklich heraushalten könnte ich sie auch nicht, denn dazu ist das Schreiben zu viel Rückhalt geworden. Wenn es mir richtig mies geht bin ich deswegen noch am produktivsten (Außer ich bin krank oder es geht wirklich gar nichts mehr), weil ich mir den Frust ein wenig aus der Seele schreiben kann. Und dann ist es auch egal, ob ich jemanden zu Tode foltere oder ausgelassene Stimmung beschreiben muss.
Bei mir sind die Emotionen normal auch nicht tonangebend fürs Schreiben.
Präziser: Stimmungen/Emotionen beeinflussen kurze Texte, die mal entstehen, als Gedankenabrisse, nicht als große Werke.
Aber wenn ich an Langprojekten/Romanprojekten sitze, dann kann ich meine aktuelle Verfassung außen vor lassen. Muss ich sogar, finde ich. Ein Roman hat ja selbst eine Stimmung und ein Flair, in dem er funktioniert. Da kann ich ja nicht mit meinen eigenen Emotionen reinpoltern und alles ändern.
Andersrum bin ich auch eher der Typ, der Stimmungen aus dem Schreiben ins Leben verschleppt. Das kommt schon eher mal vor... aber generell passiert das - zum Glück - eher mit guten Gefühlen als mit schlechter Laune ;)
Und generell ist das einzige, was meine Emotionen beeinflussen, dass es mir wesentlich leichter fällt, mit dem Schreiben anzufangen, wenn ich nicht zu sehr abgelenkt bin mit Stimmungen. Dann finde ich mich wensentlich leichter in die Story-Stimmung, das ist dann produktiver :)
Ich finde, dass die eigene, akute Gefühlslage in einem Roman rein gar nichts verloren hat. Ich war zwar auch schonmal so wütend, dass ich zwei, drei Tage lang überhaupt nicht schreiben konnte, aber generell überträgt sich die Stimmung der Szene, an der ich schreibe, eher auf mich, als dass ich meine Stimmung in das Buch einfließen ließe. Da muss man sich dem, was man selber gerne lesen würde, einfach unterordnen.
Was gibt es schlimmeres, als zu bemerken, dass der Autor eines Buches, für das man Geld bezahlt hat und das nun in den eigenen, erwartungsvollen Händen liegt, dazu benutzt hat, seine Launen auszukotzen? Hat er sich eine gute Geschichte ausgedacht, sich auf den Lesegenuss konzentriert, auf Spannungsbögen und runde, volle Charaktere, oder vor allem darauf, seine Gefühle auszuleben? Beides zugleich vermutlich jedenfalls nicht. Wenn ich bemerke, dass das Buch zur letzteren Sorte gehört, lege ich es weg, und weiß, dass das kein Autor für mich ist. Denn der schreibt ja für sich, und nicht für mich.
Abgesehen davon, dass ich der Meinung bin, dass der Plot eines Buches fertig sein sollte, ehe man zu schreiben beginnt, finde ich die Vorstellung, einen Roman als emotionales Speibecken zu verwenden, reichlich pubertär. Das kann man zu eigentherapeutischen Zwecken praktizieren, ja. aber dann sollte man die Menschheit BITTE mit dem Resultat verschonen. Es gibt schon genug schlechte Bücher.
Nur meine eigene, vielleicht unbeliebte Meinung.
Bei mir ist es ebenfalls so, dass meine Emotionen bestimmen, ob ich mich an den Computer setze und schreibe, oder eben nicht. Während des Schreibprozesses ist das kein Problem mehr, da ich dann keine eigenen Emotionen mehr empfinde, sondern nur die meiner Figuren. Eigentlich ist das Schreiben daher die ideale Ablenkung für mich.
Gerade ist es nur leider so, dass ich vor nicht allzu langer Zeit großen Mist gebaut habe (hängt entfernt mit dem Schreiben zusammen). Und jetzt bekomme ich schon bei dem Gedanken daran, meinen neuen Roman anzufangen, Bauchschmerzen und mittelschwere Panikattacken. Nächste Woche werde ich dann höchstwahrscheinlich die Quittung bekommen, eine Zeit lang am Boden zerstört sein und dann wieder in die Tasten hauen.
Also ja, Emotionalität spielt bei mir eine riesengroße Rolle.
Emotionen schlagen sich bei mir immer aufs Schreiben aus, vor allem negative Gefühle, wenn ich grad mal wieder eine depressive Phase habe.
Meistens versuche ich dann aber meine derzeitige Hauptgeschichte liegen zu lassen, wenn meine Stimmung gerade nicht passt. So fange ich häufig an, einfach etwa Neues zu schreiben. Eine Kurzgeschichte, oftmals Gedichte, viel eher poetisch und nachdenklich Angehauchtes. Das Schreiben ist sozusagen mein Ventil. Währenddessen werde ich mir meiner Gefühle und Probleme besser bewusst und kann sie auch verarbeiten. Nachher geht es mir dann viel viel besser! Eine kleine Art der Selbsttherapie sozusagen! ;)
Also ich persönlich kann besser schreiben, wenn ich Gute Laune habe. Aber wenn ich mal nicht so gut drauf bin, kann Schreiben auch meine Laune heben, so viel dazu.
Was die Emotionen meiner Figuren angeht, liebe ich Szenen, wo sich Personen streiten. Ich tauche dann förmlich in diesen Streit vollkommen ein, merke wie ich anfange auf der Tastatur beinahe zu hämmern, habe eine irre Schreibgeschwindigkeit und bemerke dabei keinerlei Rechtschreibfehler mehr, die kann man doch später noch korrigieren.
Geschichten leben von ihren Emotionen, warum sollte es umgekehrt nicht genauso sein? Von daher denke ich, dass man da eine gesunde Mischung finden muss.
:d'oh: Mit Coolness schreiben kann ich gar nicht. Am liebsten schreibe ich natürlich mit guter Laune, aber ich musste letztens feststellen, dass meine interessantesten und lebendigsten Charaktere dann entstehen, wenn ich frustriert bin. :hmmm:
Manchmal ist es auch so, dass nicht meine Emotionen die Geschichte beeinflussen, sondern umgekehrt. Wenn ich mich z.B. nach längerer Zeit wieder in ein angefangenes Werk einlesen muss, komme ich recht schnell selbst in die Stimmung, in der die Figuren sich befinden, aber ob das dann immer so gut ist für den weiteren Plot, weiß ich nicht.
Also kurz gesagt: Für die Plotentwicklung ist es besser, wenn ich mich nicht unbedingt von meinen Emotionen leiten lasse, zumindest was das Grundgerüst der Geschichte angeht, aber bei der Entwicklung der Charaktere sind meine Emotionen in wahrsten Sinne des Wortes lebenswichtig ... eben für die Figuren.
Mich beschäftigt das Thema eigentlich schon seit ich angefangen habe zu schreiben. Früher hatte ich immer das Gefühl, dass ich nur mit trauriger Stimmung etwas richtig gutes fabrizieren konnte. Offen gesagt habe ich eigentlich auch nur dann etwas geschrieben, ob nun Geschichten oder Gedichte. Daher sträube ich mich noch immer manchmal davor zu schreiben, wenn ich übermäßig glücklich bin oder ein anderes positives Gefühl überwiegt. Allerdings habe ich da scheinbar eine kleine Entwicklung durchgemacht, denn nun kommt es auch genauso oft vor, dass ich bei schlechter Laune nicht schreiben will.
Und der Grund ist schlicht und ergreifend, dass ich Angst habe, die Geschichte zu ruinieren. Ich kenne mich gut genug, um zu wissen, dass meine Gefühle sehr leicht einfließen können und das kann in manchen Szenen wirklich zum absoluten Plotkiller werden. Das schraubt mich dann oft so sehr, dass ich in einer Schreibblockade ende.
Andersrum versetze ich mich aber auch gerne in die Stimmung meiner Charaktere, was um einiges hilfreicher ist. Dafür bin ich dann aber auch die nächsten Stunden genauso gut/schlecht gelaunt und stifte damit gerne Verwirrung. Die Variante gefällt mir aber immer noch besser als mich von meinen eigenen Gefühlen treiben zu lassen und damit ein Chaos anzurichten. Man muss nur ein Gefühl dafür entwickeln, wie man genau das verhindert und sich auf die Gefühle anderer besinnt.
Ich muss gestehen, dass sich meine Stimmung schon oft auf die Handlung auswirkt. Es ist nicht so, dass ich gezwungen versuche, etwas Trauriges zu schreiben, wenn ich schlecht gestimmt bin, aber es passiert dann einfach. Es kann auch sein, dass ich einfach nachdenkliche Dialoge einbaue und die "normale" Handlung wie gewohnt weiterläuft.
Aber gerade bei meinem jetzigen Werk habe ich gemerkt, dass eine positive Stimmung auch die Charaktere lebenslustiger darstellt.
Interessant eigentlich, da ich vor diesem Thema hier nie wirklich darüber nachgedacht habe.
Gerade bei Geschichten, die lustig sein sollen und bei denen ich den Leser zum Lachen bringen will, gelingen mir lustige Szenen nicht, wenn ich selbst gerade nicht gut drauf bin. Mit schlechter Laune schreiben endet meist damit, dass sich der Sarkasmus einschleicht und eine Prise Schwarzer Humor, den ich dann nur schwer wieder rausbekomme. Da hilft dann nur noch: Dokument schließen, laut Musik hören und die gute Laune wiederfinden.
Im Gegensatz dazu fallen mir dramatische Szenen sehr leicht, wenn ich gerade wütend oder traurig bin und meistens bin ich mit denen dann auch immer mehr als zufrieden. :) In solchen Situationen schreibe ich mir dann auch oft meinen Frust von der Seele und am Ende steckt mein Prota in einer Lebenskrise und mir geht's wieder fantastisch. Das nenn ich mal zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. ;D Und wenns dann auch noch mit dem Plot übereinstimmt, bin ich gleich doppelt froh!
Zitat von: Jenny am 24. Mai 2011, 21:23:16
Manchmal ist es auch so, dass nicht meine Emotionen die Geschichte beeinflussen, sondern umgekehrt. Wenn ich mich z.B. nach längerer Zeit wieder in ein angefangenes Werk einlesen muss, komme ich recht schnell selbst in die Stimmung, in der die Figuren sich befinden, aber ob das dann immer so gut ist für den weiteren Plot, weiß ich nicht.
So geht es mir auch manchmal. Schlimm für meine Familie ist es, wenn ich mit dem Schreiben aufhöre und total deprimiert oder schlecht gelaunt bin, weil sich die Stimmung meines Protas (die irgendwie alle immer in Lebenskrisen stecken) auf mich übertragen hat.