Hallo ihr Lieben,
ich hoffe, ich habe keinen Thread übersehen, der sich mit diesem Thema beschäftigt. Und zwar stelle ich häufig fest, dass es mir unheimlich schwer fällt aus der Sicht von sog. Bösewichten bzw. Antagonisten zu schreiben. V. a. wenn der Charakter unsympathisch herüberkommen soll, ist er mir persönlich meist auch so unsympathisch, dass ich nicht aus seiner Sicht schreiben kann. :wums:
Außerdem finde ich es oft schwierig mich in "böse" Charaktere einzufühlen. Also das gilt nicht für so Sachen, die einem selbst auch bekannt sind (sei es von sich selbst oder aus dem Freundeskreis). Einmal habe ich z. B. eine gehabt, die war neidisch auf ihre Bandkollegin und hat sich dementsprechend aufgeführt, hat auch in deren Tagebuch gelesen und Sachen durchwühlt und so etwas. Das war teilweise sogar lustig zu schreiben, aber sie war trotzdem noch menschlich.
Aber wenn man so Charaktere hat, die über Leichen gehen und denen das nichts ausmacht, da hört es bei mir irgendwie auf, weil mir persönlich das einfach zu fremd ist irgendwelche Ziele ohne Rücksicht auf Verluste durchzusetzen.
Kennt das Problem hier vielleicht auch jemand? Ich könnte mir auch gut vorstellen, dass es daran liegt, dass ich den Chara nicht gut genug kenne, aber vielleicht möchte ich ihn auch nicht kennen lernen. Andererseits weiß ich z. B. von meinen Sirenen der Nacht, die ja weder gut noch böse sind, dass sie z. B. das Wort Vertrauen in ihrer Bedeutung nicht kennen und es ihnen auch nichts wert ist. Die machen halt das, wozu sie gerade Lust haben. Manchmal helfen sie aus Mitleid, ein andermal ist es ihnen egal und sie lassen den Hilfsbedürftigen links liegen, mal überspitzt gesagt. Aber aus ihrer Sicht schreiben könnte ich wohl trotzdem nur sehr schwer.
Das alles heißt nicht, dass es bei mir nur rosig zugeht, sondern nur, dass ich lieber aus der Sicht der "Guten" schreibe und das Böse erzähle, was ihnen widerfährt. Aber eine andere Sicht bringt ja oft auch noch andere Aspekte mit ein, weil Böse ja auch vom Standpunkt abhängt, an dem man sich befindet.
LG Sanjani
Hallo Sanjani,
Vielleicht solltest du dich einfach mal mehr mit deinen Bösewichten beschäftigen.
Böse ist man nicht einfach so, man wird es. :darth:
Vielleicht weil einem irgendetwas Schreckliches in der Vergangenheit widerfahren ist und man danach eine schützende Mauer um sich herum aufbaut. Du brauchst Motivationen und Vergangenheit. Kein Mensch ist böse oder gut, Menschen handeln nur böse oder gut, und warum deine Antas so handeln wie sie es tun, ist dir überlassen.
Am gruseligsten ist es, wenn man als Leser merkt, dass man das Handeln eines Antagonisten tatsächlich nachvollziehen und sich teilweise(wenn auch nicht in so krassem Ausmaß oder in geschilderten Situationen) darin wieder finden kann. Wenn ich mich dabei ertappe, ist dem Autor der Charakter wirklich gelungen.
Alles Liebe,
Die Wollmütze.
Da fühle ich mich jetzt natürlich angesprochen. ;)
Erst mal vorneweg: Es gab in den letzten Jahrzehnten einen zunehmenden Trend zu "coolen" Bösewichten, zum "Flirt mit dem Schurken", bei dem der Antagonist dem Protagonisten gerne den Rang abläuft oder bei dem der Protagonist selbst als weniger gut gezeichnet wird. Und auch wenn ich mich selbst derzeit etwas darauf eingeschossen habe, sehe ich die Entwicklung nicht unkritisch. Irgendwann war das mal ein neues, erfrischendes Muster, eine Abkehr von Klischees. Inzwischen ist es eine eigene Sammlung von Klischees geworden, oft mit sehr problematischer Abgrenzung oder einem naiven Relativismus. Man kann also kaum noch davon sprechen, dass diese Art zu erzählen origineller ist, und eigentlich ist das ganze Spektrum vom "farbigeren Touch" bis hin zu den schlimmsten Übertreibungen hier auch schon abgegrast.
Mein Fazit also: Man muss sich nicht mit "bösen Figuren" anfreunden, um eine Geschichte zu erzählen. Genauso gut kann man nach wie vor bei den Guten bleiben, aus deren Sicht erzählen und das "Böse" nur aus deren Perspektive schildern. Dafür wird immer ein Markt da sein, und weil man halt nicht automatisch origineller ist, wenn man den "Bösen" zu Wort kommen lässt, verliert man auch nicht viel, wenn man auf gewollte Auftritte desselben verzichtet.
Man kann den Bösen näher thematisieren, aber man kann es auch bleiben lassen. ;)
Wenn man es tun will, gibt es dafür sehr viele unterschiedliche Möglichkeiten. Ich schildere mal die Erfahrungen, die ich in dieser Richtung gemacht habe, und vielleicht sind ja Linien dabei, mit denen du dich anfreunden kannst und die dir Ansätze geben, dich in Bösewichte einzufühlen.
Mit meinen "Finstervölker-Büchern" habe ich ja ganz explizit die klassischen Bösewichte zu Hauptfiguren gemacht, also die klassischen Bösewichter der Fantasy. Eingeführt habe ich das ganze mit einem leicht parodistischen Touch - man findet bei den üblichen "guten" Völkern auch genug Eigenschaften, über die man sich ärgern könnte. In der Regel werden sie in der Fantasy mit einem liebevollen Blick gezeichnet, teilweise als "Völkerklischees" mitgetragen, über die man etwas lächeln kann. Der arrogante Elf, der schmuddelige und rauflustige Zwerg ... Aber all diese "typischen" Charakterschwächen kann man auch mit einem boshaften Auge betrachten, das nichts entschuldigt, sondern genau diese typischen Eigenschaften auf eine Weise zeigt, die unsympathisch macht.
Und damit hatte ich für meine Romane schon mal die erste Umkehrung der Rollen geschaffen. Die Elfen sind auf eine verächtliche Weise überheblich, Zwerge schmutzig, brutal, penetrant und oberflächlich. Damit hat man schon mal einen negativen Blick auf die klassischen "Guten" - und einen ersten Schritt in die Perspektive der Bösen.
Ich denke also, das könnte helfen, sich in die Welt der "Bösen" hineinzuversetzen - sich die "liebenswerten Schwächen" seiner guten Figuren zu überlegen, über die Freunde freundlich hinwegsehen, und dann einfach weiterspinnen, wie sie ohne diesen freundlichen Blick empfunden werden können. Da findet man sicher schon eine Menge, bei dem man sich in die "Bösen" einfühlen kann und gut versteht, warum sie die "Helden" nicht mögen.
Das nächste, was ich bei den Finstervölkern gemacht habe, war, "das Spektrum zu dehnen". Ich habe den Völkern ihre beobachtbaren Eigenschaften belassen, der Troll war etwas dumm und ziemlich eklig brutal; der Goblin kampfeslustig, die Nachtalbe verschlagen - aber ich habe ihnen zusätzliche Motivationen gegeben. Damit hatte ich unter den Bösen ein Spektrum von den eher zu Schabernak geneigten Gnomen bis hin zum wirklich unberechenbar bösen Wardu ... der aber auch seine eigene Geschichte hatte und dadurch irgendwo zwischen tragischer und elender Gestalt stand. Insgesamt wurden die bösen so nicht mehr böse, sondern entweder ganz normal menschlich-verkorkst oder einfach nur fremd - an sich sympathische Gestalten, die in manchen Dingen halt nicht die menschlichen Wertmaßstäbe anerkennen, also genau wie du das bei den "Sirenen" beschreibst.
Auf diese Weise sollte es eigentlich möglich sein, sich in Figuren einzufühlen, die den klassischen Guten gegenüberstehen und böse Dinge tun - aber so, dass man selbst trotzdem mit ihnen fühlen kann und sie vielleicht sogar dem Leser sympathisch werden können.
Eine zentrale Figur der beiden ersten Romane war der Gnom Darnamur. Das war in vielerlei Hinsicht die böseste Figur. Von der Anlage her war er einfach ein Psychopath, im klinischen Sinne, mit genau den Defiziten, die dieses Krankheitsbild auszeichnen, und mit einem etwas krudem Weltbild, mit dem er für sich selbst diese Lücken gefüllt hat. Und dazu kam, dass er in dem, was er tat, wirklich gut war - in dieser Hinsicht ein echter Held. Und in der Summe ein ziemliches Monster. Ich habe das Gefühl, damit ist er auch zu einer ziemlich verhassten Figur geworden ...
Aber er hatte auch ein paar Loyalitäten, konnte zwischendurch Kameradschaft pflegen und hatte auch so seine Gefühle, und insgesamt konnte ich sehr gut mit ihm leben. Er tat mir oft einfach leid, weil er genug Anknüpfungspunkte hatte, an denen man sehen konnte, wie gut er hätte sein können. Wären die äußeren Umstände andere gewesen, hätte er zum richtigen Zeitpunkt selbst Führung gehabt, wäre sein Charakter ein bisschen weniger verkorkst, dann wäre es ein Held mit Potenzial gewesen, und das schwang für mich immer mit, wenn ich aus Sicht dieser Figur geschrieben hatte. Und in der ein oder anderen Szene habe ich von Lesern ähnliches gehört.
Ich denke darum, das ist eine weitere Möglichkeit, sich bösen Figuren anzunähern, indem man sie vielschichtig genug macht, um sich ein anderes, besseres Verhalten von ihnen auszumalen und dadurch, wenn sie Böses tun, immer gleich im Kopf zu haben, was sie dazu bringt, warum sie das jetzt tun - und dann kann man die Figuren die schlimmsten Dinge tun lassen und empfindet gleichzeitig ein gewisses Verständnis, warum es so kommen musste. Die Distanz zu den Taten an sich wird ersetzt durch eine gewisse Traurigkeit über das, was hätte geschehen können, aber nicht geschehen kann.
Das wäre dann auch schon der zweite Teil des "Bösen", das "menschliche Böse". Bei den oben angesprochenen Finstervölker-Romanen habe ich ja in erster Linie die klassischen bösen Völker verwendet. Aber ähnlich wie bei deinen Sirenen ist es da noch leichter, sich dem Bösen anzunähern - einfach weil man ein theoretisches Konstrukt setzen kann, warum diese Völker gewisse Dinge tun, die man als Böse empfinden kann, aber warum sie dabei trotzdem "ganz nett" sein können. Man hat halt nicht menschliche Völker, denen man ein paar Eigenschaften unterschieben kann, die zu unschönen Taten führen, ohne den Charakter per se zu beschädigen. Man kann die bösen Eigenschaften begrenzt halten und darum herum einfach einen sympathischen Gesamtcharakter konstruieren. Nicht zuletzt darum, weil die Distanz zum "wirklichen Bösen" in der menschlichen Welt gegeben ist.
Bei Darnamur und dem Wardu hatte ich eigentlich schon eine typisch menschliche Psychologie im Hintergrund, und ich muss sagen, es tut irgendwie umso mehr weh, je näher man der Wirklichkeit kommt.
Und entsprechend bleibe ich bei dem Roman, den ich jetzt schreibe, eigentlich den Bösewichten treu, auch wenn das nur unter Menschen spielt und diese Menschen jetzt sogar diejenigen sind, die fürs Gute kämpfen. Aber sie sind trotzdem irgendwie noch härter drauf und noch düsterer als all die Goblins, Nachtalben und Trolle aus den ersten Romanen, und die Art, wie ich Kontakt zu ihnen halte und aus ihrem Standpunkt erzähle, ist im Grunde dieselbe wie bei Darnamur: Da ist ein wenig Mitleid und Verständnis dabei, weil ich zu jeder Zeit nicht nur weiß, was sie tun und was ich gerade schreibe, sondern auch, warum sie es tun und wie sie so geworden sind, wie sie sind. Und wenn man weiß, wie sie sich eigentlich selbst das Leben schwer machen oder wie das, was mit ihnen passiert ist, es ihnen jetzt eigentlich unmöglich macht, wieder auf die "richtige Spur" zu kommen, dann ist das Mitgefühl ganz von selbst dabei.
Und "mitfühlen" ist es ja, was man können sollte, um aus der Perspektive des Bösen zu schreiben. Und es heißt nicht, dass man es selbst gutheißen muss, man muss die Figuren nur irgendwie verstehen können; und zum Verständnis reicht es halt auch schon, zu wissen, wo und warum die Figur anders ist als man selbst.
Ich denke, das kannst du vielleicht auch erreichen, indem du dich einfach auf die Figur einlässt, sie kennenlernen willst und ihr zuhörst und dann beschreibst, was sie tut, ohne immer nur "aus dir selbst heraus" zu schreiben.
Ob du es tun solltest, ist eine andere Frage. Wie oben gesagt, müssen muss man es sicher nicht. Und warum sollte man bei einer Figur bleiben, die Dinge tut, die man nicht ertragen kann? Denn selbst wenn man weiß, warum sie das tut, und Verständnis für die Figur entwickelt, kann es dennoch sein, dass die Taten dieser Figur einem weh tun, und man ist ja immer selbst derjenige, der das schreibt.
Da muss man sich sicher auch nicht kaputtmachen, wenn einem das nicht liegt und wenn man das gar nicht so genau beschreiben will - und vor allem nicht auch noch die Gedanken des Täters dabei in seinem Kopf haben möchte. Die Frage wäre also immer noch, wenn man es nicht muss, ob man unbedingt etwas schreiben sollte, was einem eigentlich völlig gegen den Strich geht.
Sicher gibt es auch genug andere Arten, eine abgerundete Geschichte zu erzählen, und man sollte sich als Schreiber ruhig auf das konzentrieren, was einem liegt - nicht auf irgendwas, von dem man glaubt, dass man es schreiben sollte. Wenn man sich zwingen muss, aus der Sicht des Bösen zu schreiben, oder wenn man feststellt, dass man den Bösen dabei allzu sehr "korrigiert" und nicht das schreibt, was er eigentlich tut, sondern nur das, was man selbst ihm noch zugesteht - dann sollte man es vermutlich lieber bleiben lassen.
Und persönlich ganz schlimm finde ich es, wenn die Darstellung des Bösen darunter leidet - wenn also der Bösewicht plötzlich blass, farblos und harmlos wirkt, weil der Autor so viel Verständnis für ihn entwickelt hat, dass er glaubt, das auch dem Leser nahebringen zu müssen und der Welt zu beweisen, dass sein Bösewicht im Grunde ja doch ein netter Kerl ist. Wenn man aus der Perspektive des Bösewichts schreibt, sollte man auch den Mut haben, ihn wirklich böse, unentschuldbare Dinge tun zu lassen, die ihn auch als Bösewicht wirken lassen. Ansonsten hat man am Ende keine interessante zweite Perspektive, sondern einen lauen Text; und das wäre nun wirklich das Böseste, was ein Autor tun kann ;D
Da kann ich nur zustimmen. "Böse Menschen" sind ja in erster Linie Menschen, und nur in zweiter Hinsicht (aus der Perspektive anderer) "böse". "Böse" werden Leute genannt, die ihre eigenen Interessen durchsetzen gegenüber den Interessen anderer, so einfach ist das. Es gibt für alles mindestens zwei Sichtweisen. Ich selbst finde es viel interessanter, die verschiedenen Ziele, Handlungen und Methoden der Charaktere zu beschreiben und es dem Leser zu überlassen, was und wen er gut heißt und was nicht. Meine "Guten" sind nicht immer gut, und meine Bösen nicht nur böse. Sowas wäre ja für kleine Kinder gerade noch zumutbar, aber Heranwachsende oder Erwachsene langweilt das.
"Böse" zu sein ist keine primäre Eigenschaft. Versuch, die Antagonisten nicht als böse zu sehen (mit dem resultierenden Problem, wie Du ihn möglichst böse bekommst), sondern frage Dich, welche Ziele er hat (die denen der Protagonisten entgegenstehen) und wieso er diese Ziele so vehement verfolgt (tut er das nicht, gibt er nach und der Konflikt erledigt sich von selbst). Es muss klar sein, warum er von dem Ziel nicht ablassen kann, und warum das Erreichen des Zieles für ihn ALLES bedeutet und wichtiger ist als Nettigkeiten oder das Leben eines Unbeteiligten - je nachdem, worum es geht.
Böse Leute tun nicht alles dafür, böse zu sein; sie tun alles, um ihre Ziele zu erreichen. Und das kann auch beinhalten, nett zu sein, zu verführen, eloquent zu sein und höflich. Der Böse kann auch menschlich und zuvorkommend, ja, aufopfernd sein, solange ihn das nicht von seinem Ziel entfernt. Warum auch nicht? :-) Umso echter wird er, umso mitreißender, umso erschreckender.
Grüßle
Thauma :-)
Ich kann meinen Vorschreibern nur zustimmen.
Ich kenne mich leider mit dem Thema nicht sehr gut aus, aber in meinem diesjährigen NaNo-Roman habe ich (zum ersten Mal) Protas, die aus Sicht einiger anderer Charaktere ganz sicher als "böse" bezeichnet werden könnten. Sie selbst sind nur so überzeugt von sich und den Überzeugungen, die ihnen über Jahrhunderte eingetrichtert worden sind. Dazu kommen dann noch religiöse Ansichten.
Ihrer eigenen Überzeugung nach sind sie "gut", aber als halbwegs objektiver Betrachter würde ich dem nicht zustimmen. In ihrem sozialen Gefüge sind sie vollkommen in Ordnung, aber sobald man an Grenzschichten geht oder sie von außerhalb betrachtet, werden sie böse.
Man muss also mMn bei den "Bösen" unterscheiden, ob sie wirklich von grund auf "böse" sind (sprich: Eigenschaften und Angewohnheiten haben, die mit unserer menschlichen Normenvorstellung gar nicht vereinbar sind), ob sie, wenn man ihre Geschichte und Motivation berücksichtigt verständliche Gründe für ihr "böses Verhalten" haben, oder ob sie einfach nur "missverstanden" werden/ werden können.
Zitat von: Sonnenblumenfee am 12. November 2010, 14:39:44Man muss also mMn bei den "Bösen" unterscheiden, ob sie wirklich von grund auf "böse" sind (sprich: Eigenschaften und Angewohnheiten haben, die mit unserer menschlichen Normenvorstellung gar nicht vereinbar sind), ob sie, wenn man ihre Geschichte und Motivation berücksichtigt verständliche Gründe für ihr "böses Verhalten" haben, oder ob sie einfach nur "missverstanden" werden/ werden können.
Ich denke, im Rahmen der Fragestellung ist diese Fragestellung nicht so wichtig. Vor allem ging es Sanjani ja darum, dass ihr persönlich diese "bösen" Verhaltensweisen zu fremd sind, um unbefangen aus dieser Perspektive schreiben zu können. Es geht also wohl vor allem um das, was aus unserer Sicht und nach den Normen des Autors unvertretbar ist. Also "böses" Verhalten, so wie wir es jetzt verstehen.
Wenn man sich beispielsweise eine Kultur vorstellt, die Hexenverbrennungen gut findet und nach dem Motto "schmerz reinigt die Seele" Folter für eine gute Tat hält, dann wäre möglicherweise eine Figur, die so lebt, nach den Vorstellungen dieser Kultur gut, und jemand, der Sanftmut predigt und Hexen vor dem Scheiterhaufen rettet böse - trotzdem gehe ich mal davon aus, dass Sanjani im Rahmen ihrer Fragestellung dann eher Probleme hätte, die "Guten" dieser Kultur zu beschreiben, als den sanftmütigen Befreier. Es geht also wohl wirklich eher darum, was wir als "böse" empfinden. Das ist durchaus ein Problem an sich, weil man dasselbe ja auch dem Leser vermitteln muss, dem die Normen der anderen Gesellschaft vermutlich auch ferner liegen als seine eigenen Vorstellungen von gut und böse.
Hallo zusammen,
@Wollmütze: Mein Problem ist auch oft beim Lesen, dass ich die Sichtweise des aus meiner Sicht Bösen nur schlecht nachvollziehen kann, geschweige denn mich damit identifizieren. Das muss der Geschichte und dem Gesamtkonzept keinen Abbruch tun, nur ich habe Probleme es zu lesen und es zu verstehen. Und in dem Punkt kann ich dann wohl auch nicht durch Lesen lernen.
@Lohmax: Danke für deine Ausführungen, das hilft mir schon ein bisschen weiter.
Ich kann schon auch schlimme Dinge in meinen Büchern passieren lassen, aber halt einfach nicht aus der entsprechenden Sicht schreiben, wie du das mit dem sanftmütigen Befreier angedeutet hast. In meiner Geschichte foltern Schattenkrieger z. B., weil sie dadurch auf irgendeine, vllt magische Weise Kraft bekommen. Aber ich könnte nie schreiben, wie z. B. ein Schattenkrieger sich darauf vorbereitet, dass er gleich ein besonders gutes Opfer hat und die Vorfreude darauf. Das wäre jetzt auch für die Geschichte nicht wichtig, aber um mal ein Beispiel zu bringen. Ich finde es legitim, dass die das machen, aber ich kann es eben nicht aus ihrer Sicht schreiben.
Aber vielleicht muss ich das ja auch nicht.
LG Sanjani
Ich gehe in Wollmützes Richtung.
Die Sichtweise eines Bösewichts sollte sich vor allem aus dessen Ursachen ableiten, weswegen er überhaupt böse wurde.
Sicher, Schurken gibt es in der Literatur genug, aber so verschieden, wie sie auf den ersten Blick, vielleicht wirken, sind sie gar nicht.
In Krimis sind zum Beispiel gerne psychopathische Einzelgänger die Mörder, die selbst eine schwere Kindheit hatten und dementsprechend fehlgeleitet wurden. Man kann ihre Sicht auf die Welt fast schon als kindlich- verwirrt beschreiben so als wüssten sie gar nicht, was sie da tun.
Dann gibt es die Antas, die von der Gier besessen sind. Bei mir sind das zum Beispiel irgendwelche Fürsten, die gar nicht genug Gold und schöne Frauen haben können. Ich glaube das nie endende Verlangen nach Geld kann auch böse machen.
Oder aber der Anta hatte selbst einen schweren Schicksalsschlag, vielleicht einen Autounfall mit Todesfolge oder einen Mordfall in der Familie und wird mit der Ungerechtigkeit nicht fertig. Deshalb will er sich an der ganzen Welt rächen.
Das jetzt nur als drei Beispiele. Man muss immer Ursachenforschung betreiben, von Natur aus böse ist wohl niemand. So dürfte es vielleicht leichter fallen, nachzuvollziehen wie jemand denkt, dessen Prinzipien man ablehnt. Man muss sich nur überlegen, wie wurde derjenige zum Wahnsinn getrieben und vor allem, wie hätte ich mich in so einer Situation verhalten.
Zitat von: Lomax am 12. November 2010, 15:04:55
Ich denke, im Rahmen der Fragestellung ist diese Fragestellung nicht so wichtig. Vor allem ging es Sanjani ja darum, dass ihr persönlich diese "bösen" Verhaltensweisen zu fremd sind, um unbefangen aus dieser Perspektive schreiben zu können. Es geht also wohl vor allem um das, was aus unserer Sicht und nach den Normen des Autors unvertretbar ist. Also "böses" Verhalten, so wie wir es jetzt verstehen.
Ich finde schon, dass das eine Rolle spielt. Wenn ich mir nämlich bewusst mache, ob die Figuren wirklich "böse" sind oder nicht, hilft mir das beim Schreiben schon enorm viel. Ich kann dann zum Beispiel versuchen, mich in die Kultur einzufühlen, statt nur in den bestimmten Chara.
Interessant dass dieses Thema hier ausgerechnet jetzt aufkommt. Gestern habe ich ein Buch bei mir in der Arbeit gefunden dass sich genau mit diesem Thema befasst und das ich irrsinnig interessant finde. Es befasst sich mit der Konzeption der Bösewichte in der Literatur, angefangen beim Fall der Engel, über den Sündenfall bis hin zu den verschiedensten Arten des Bösen das man bei namenhaften Autoren finden kann. So befasst es sich unteranderem mit Poe, Schiller, Hegel, Kleist, Stare, Genet und vielen anderen Autoren. Überaus interessant finde ich dass dieses Buch soweit ich bislang gelesen habe auch immer versucht die Motive die hinter dem bösen Stecken abzuklären.
Vielleicht wäre das ja etwas das dir weiter helfen würde dich in deine Bösewichte einzufühlen?
Mit dem Buch kann man eben einfach sehen wie sich das Böse in der Literatur über Jahrhunderte hinweg entwickelt hat und welche Arten von Bosheit es gibt und teilweise auch wie verständlich diese ist.
Ich denke es verlangt keiner von dir dass es dir leicht fällt aus der Perspektive des Bösen zu schreiben, dass ist einfach eine Frage der persönlichen Einstellung. Mal abgesehen davon muss man ja eigentlich gar nicht aus der Perspektive des Bösen schreiben. Es ist durchaus recht gängig nur aus der Perspektive der "Guten" zu schreiben, warum sollte man sich also mit den Bösen abmühen wenn es einem nicht liegt? Ich denke sowas quält einen nur wenn man sich verzweifelt versucht zu zwingen auch aus der schlechten Perspektive zu schreiben obwohl man nicht will.
Mir persönlich fällt es teilweise beängstigend leicht aus der Sicht meiner momentanen Bösewichte zu schreiben, was sie tun, wie sie es tun, wie gemein und grausam sie zeitweise sind, allerdings versuche ich in meinem aktuellen Projekt immer die Motive herauszustellen, warum die Personen so geworden sind, nicht um mich in irgendeiner Art und Weise zu rechtfertigen, aber um es einem potentiellen Leser (falls es die jemals geben sollte) einfach ein Gefühl zu vermitteln warum diese Personen so sind wie sie sind und es ist auch für mich wichtig ihre Motive zu kennen, nur so kann ich sie beschreiben, mich in ihre Perspektive hineinversetzen und meine eigenen Moralvorstellungen ausblenden.
Ich weiß nicht ob das jetzt wirklich weiter geholfen hat, aber einen Versuch war es wert.
Grüße
mika
Ps. das Buch von dem ich geschrieben habe heißt: Ästhetik des Bösen, erschienen beim C.H.Beck, von Peter-André Alt. Vielleicht hilft es dir ja was?
Ich kenne das Problem und deshalb verstehe ich es auch gut. Inzwischen achte ich mehr drauf und in dem, was ich aktuell schreibe, hab ich es mir besonders schwer (oder vielleicht eher leicht?) gemacht, denn ich habe eine Antagonistin, die psychisch krank ist und ich hab viele Szenen, die ich aus ihrer Sicht beschreibe. Jetzt muß ich natürlich einen Ton treffen, der realistisch ist. Das ist schwer. Was es einfacher macht, ist die bewußte Auseinandersetzung mit dieser Figur.
Ich find sie zwar völlig unsympathisch und abgedreht, aber sie ist eine interessante Figur und ich habe mir viel Mühe mit ihr gegeben. Das macht das Schreiben leichter. Wobei ich auch sagen muß: Ich kann nicht viel über sie schreiben. Ich brauche schnell Ablenkung, denn es ist sehr anstrengend und auch sehr deprimierend.
Leicht fallen muß es einem nicht, aber man sollte schon etwas Sorgfalt drauf verschwenden, denke ich.
Hallo Mika,
wie heißt denn das Buch und von wem ist es? Vielleicht wäre das auch eine Empfehlung für die Bibliothek?
LG Sanjani
Ästhektik des Bösen, von Peter-André Alt, erschienen beim C.H.Beck Verlag 2010, ISBN: 978 3406 605031
(Hab das Buch auch bei mir in der Arbeit in der Fakultätsbib gefunden und von dem was ich bislang gelesen habe kann ich es nur empfehlen)
Hallo Mika,
herzlichen Dank. Dieses Buch gibt es bei uns in der Unibibliothek auch und es ist viel gefragt, verliehen mi 2 Vormerkungen. Hab mich mal bei den Vormerkenden eingereiht ;-)
LG Sanjani
Interessantes Thema. Reibe mir gerade die Hände :snicker:. Die sog. Bösewichte, speziell skrupellose Tyrannen nebst Handlangern haben mich schon immer fasziniert und schließe mich da voll und ganz dem Trend für Schurken an. Ich versuche gerade eine komplette Story aus ihrer Sicht zu schreiben, was mir zugebener Maßen nicht leicht fällt, von fehlender Erfahrung mal ganz abgesehen.
Meine sind allerdings nicht derart pervers, wie solche Serienmörder, die Leichen zerstückeln odar aber Kinderschänder. Da kann und will ich mich auch nicht einfühlen. Meine sind eher Machtbesessen und gehen daher über Leichen. Das kann ich eher nachvollziehen. Meine Schattenkriegerin ist aufgrund eines Traumas und bedingt durch ihre harte Ausbildung emotional hinüber.
Ich persönlich habe es bislang so gehandhabt, dass ich meine Figuren über Morde, Eroberungsfeldzüge und dergleichen habe emotionslos nachdenken, bzw zynisch kommentieren lassen, wobei ich verdammt aufpassen muss, dass ich da nicht zu sehr ins Klischee oder ins parodistische gleite.
LG Luna
Hallo Sanjani!
Ich hab jetzt nicht alle Antworten gelesen (obwohl sie sicher interessant waren, verzeiht! Die Müdigkeit *gähn*), aber mir ging spontan die Frage durch den Kopf, wie du zu deinen eigenen "dunklen" Seiten stehst.
Als Menschen sind wir, das klang ja schon an, nicht per se gut oder böse. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir alle zumindest theoretisch das Potential in uns tragen, wirklich "böse" Dinge zu tun :darth:
"Böse" meint in dem Zusammenhang ja in erster Linie, Anderen etwas Unangenehmes, Schmerzhaftes, Qualvolles anzutun und - noch schlimmer - es vielleicht sogar richtig zu genießen. Was allgemein als "gut" und was als "böse" gesehen wird, wie das zustande kommt und wer das wann wie definiert, das ist sicher eine interessante Diskussion.
Hier scheint das Problem ja eine ganz persönliche Angelegenheit zu sein. Wie kannst du persönlich Zugang zu den dunklen Seiten deiner Charaktere finden? Wie schaffst du es, sie dir zu eigen zu machen?
Um die Extase, die wahnsinnige Erregung und 'Freude' eines psychopathischen Killers wirklich lebendig und glaubhaft aus seiner Perspektive zu schildern, darf man nicht davor zurückschrecken diese Abgründe in sich selbst zu suchen. Das heißt nicht, dass ich glaube man müsse selbst zu einem Mörder werden (um bei dem Beispiel zu bleiben), um sowas glaubhaft schreiben zu können ;) Aber ich glaube es ist sehr hilfreich (so ist das bei mir jedenfalls), wenn man die Angst und moralische Bedenken sich mit destruktiven Impulsen und Energien auseinander zu setzen, abbaut oder gar ganz außen vor lässt. Du bist nicht der Charakter, den du geschaffen hast und selbst, wenn du dich in einen absoluten Schurken hineinversetzt, seine Freude beim Quälen eines anderen Menschen nachvollziehst, bist du deswegen nicht selbst ein schlechter Mensch.
Ich hoffe es ist okay, dass ich einfach frei von der Leber weg schreibe, auch ohne, dass wir uns kennen. Das sind einfach meine Erfahrungen und du kannst mitnehmen, was für dich passt und den Rest einfach liegen lassen.
Früher hatte ich Angst (oder zumindest große Scheu) davor, mich mit den dunklen Seiten der Menschen zu identifizieren. Ich selbst habe in meinem Leben ein paar Mal zu oft zu spüren bekommen, was Menschen anderen Menschen antun können. Ich wollte absolut nichts mit denen gemeinsam haben, die mich verletzt haben. Aber als ich wirklich begriffen habe, dass ich so viele Gedanken- und Gefühlsexperimente machen kann, wie ich will, ohne dadurch ein schlechterer Mensch zu werden, ist der Knoten geplatzt.
Mittlerweile finde ich düstere Charaktere sehr faszinierend. Die kleinen, unsympathischen Eigenschaften, die jeder Mensch (oder welches Wesen unserer Fantasywelten auch immer) an sich hat, sind nur eine Seite. Die wahrhaft dunklen Abgründe, die uns in unserem Lebensalltag meist völlig fremd sind, sind die andere. Ich habe vor einer Weile ein paar Kapitel aus der Perspektive eines Mannes geschrieben, den man getrost als wahnsinnig bezeichnen kann. Er ist Telepath und von dem Wunsch nach Rache zerfressen. Die Szene, kurz bevor er mit einer zerstörerischen Bombenexplosion unzählige Menschen in den Tod reißt, hab ich noch immer lebhaft vor Augen. Er war elektrisiert und hat den Schmerz, die Angst und das Leid der Menschen - durch seine telepathischen und "empathischen" Fähigkeiten - ganz unmittelbar als reine Extase erlebt und genossen. Ziemlich ... böse. Wertfrei betrachtet aber auch ziemlich faszinierend und intensiv. Und intensiv ist gut ;)
Ich glaube, es ist eine fantastische Chance durch die Augen selbstgeschaffener Charaktere Dinge zu erleben, die uns in unserem eigenen Leben niemals begegnen werden. Dazu gehören auch zerstörerische, "böse" Erfahrungen. Der Schlüssel für mich ist, ihre Handlungen, Gefühle und Motive wertfrei anzunehmen und keine Urteile zu fällen.
Ob dir jemand dabei helfen kann einen Zugang zu deinen Bösewichten zu finden, weiß ich nicht genau. Mein Rat wäre in jedem Fall, sich etwas intensiver mit den eigenen Ängsten und Moralvorstellungen auseinander zu setzen. Sich mit einem selbst erschaffenen Charakter so weit identifizieren, dass man seine Motive und Gefühle nachempfinden kann und dennoch keine Angst haben sich selbst dabei zu verlieren, das ist meiner Meinung nach das Ziel.
Ich weiß nicht, ob das hilfreich war, aber das musste ich jetzt einfach loswerden :innocent:
Liebe Grüße und viel Erfolg auf dieser spannenden Suche!
Mala
Ich würde vorschlagen, mal Filme wie Lord of War, American Gangster, der Pate etc. zu gucken. Im Grunde haben die alle das gleiche Konzept. Es geht um Männer, die böse, böse Dinge tun und gleichzeitig Menschen sind (das Klischee heißt in diesem Falle und wohl auch in allen anderen Filmen dieser Kategorie, dass sie ihre Familie lieben, obwohl sie zu vielen anderen Leuten unglaublich fies und auchs sonst gewissenlos sind. Manchmal werden sie zur Moral bekehrt, manchmal nicht, manchmal werden sie nur vom (filmischen) Schicksal gestraft, aber die Grundidee zu den Charakteren ist immer die gleiche). Um das Nachdenken anzufangen, kann man sich sowas ja mal unter dem psychologischen Gesichtspunkt angucken. Ich habe letztens auch RED im Kino gesehen, und die Figur, die Carl Urban spielt, folgt genau dem gleichen Konzept.
Die Klischeefalle ist natürlich da. Ich würde auch einfach mal Krimis gucken. Überlegen, aus was für Motiven die Mörder handeln. Vielleicht ist das ganz gut, weil im Krimi ja gewöhnliche Leute zu Mördern werden. Ich würde mich lieber gar nicht aufs Fantasy-Genre beschränken. Da gibt es eh zu viele Oberböse, die einfach nur wahnsinnig sind, Spaß am töten und quälen haben und manchmal irre Lachen.
Selbst wenn man perspektivisch bei 'den Guten' bleibt, ist es für meine Begriffe nicht ganz verkehrt, wenn man auch seine Antagonisten als Menschen sieht, die vielleicht skrupellos und manchmal grausam sind, die aber trotzdem noch menschliche Sehnsüchte und Bedürfnisse haben.
Was ist gut und was ist böse?
Ein wichtiger Ausgangspunkt zum Zugang zu "Bösewichtern" scheint mir doch das Hineinversetzen in die Denkweise und Motivation zu sein. Selten bezeichnet sich ein Bösewicht auch selbst als böse. Autobiographien, oder Interviews mit totalitären Staatschefs, Kriegsverbrechern, Mördern, Kriminellen, und Betrügern sind da sehr erhellend. Da gibt es meist Hinweise darauf, dass derjenige davon überzeugt ist, das Richtige zu tun und dann der Zweck die Mittel heiligt. Um das für andere als "böse" wahrgenommene Handeln wird oft eine vom "Bösewicht" wohl durchdachte Legitimation konstruiert.
Ich ziehe auch psychologische Wälzer über Persönlichkeitsstörungen, Suchtkrankheiten zu Rate, das hilft beim Verstehen einer sperrigen Figur. Wenn ich etwas verstehe und auch literarisch stimmig darstelle, muss das nicht gleichbedeutend damit sein, dass ich es auch "gut" finde.
Oft sind die "Bösen" die, die sich nicht an Recht und Gesetz der sozialen Gemeinschaft in der sie leben gebunden fühlen. Selten ist aber jemand durch und durch böse und wenn der Antagonist ohne menschliche Schwächen, gute Seiten und Fähigkeiten dargestellt wird, dann wirkt er zu eindimensional und langweilig. An so einer Figur reizen den Leser doch meist die Widersprüche.
LG
Zonka
Da möchte ich doch noch einmal den Blick auf die Wahrnehmung durch Zeitgenossen und Anhänger richten.
Wir unterstellen gerne, dass ein Bösewicht abstoßen oder diabolisch faszinieren soll. Dabei kennt die Geschichte zahllose Massenmörder, die von ihren Anhängern als Helden gefeiert wurden.
Eine Ebene darunter agieren dann die fleißen Arbeiter ("Schreibtischtäter"), die nur ihren Job machen und ansonsten treusorgende Familienväter sind.
Und ganz unten die Männer fürs Grobe mit robustem Nervenkostüm.
So lange sich die Verbrechen gegen "Verbrecher" richten, kann man das seinen Leuten ziemlich gut als gerechte Vergeltung oder Rettung des Vaterlandes verkaufen.
Hallo zusammen,
@Mala: Danke für deine Ausführungen. Ich vermute mal, jeder hat eine ganz persönliche Grenze, bis zu der er sich Dinge vorstellen kann und möchte. Bei mir hängt das sehr stark davon ab, in welcher Stimmung und Lebenssituation ich mich gerade befinde. Wenn ich z. B. seeeehr ungerecht behandelt werde, kann ich mir auch Sachen vorstellen, was ich mit den betreffenden Leuten tun wollte, aber ich kann mir das nicht jetzt aus heiterem Himmel vorstellen. Ebenso machen mich z. B. schreiende Babys manchmal tierisch aggressiv, da darf ich gar nicht schreiben, was ich mit ihnen tun möchte (wovor ich auch Angst habe, dass ich das wirklich mal machen könnte, wenn es meins wäre), aber ob ich das wirklich aus dem Nichts heraus gut rüberbringen könnte, was da passiert, weiß ich nicht, v. a. weil das schon länger nicht mehr vorkam. Und das ist auch nur ein Beispiel. Was ich sagen möchte, ist, ich muss das, was ich schreibe, zumindest ein bisschen mitfühlen, sonst klappt es nicht. Und gleichzeitig stelle ich bei Filmen oder Büchern aber oft fest, dass ich mir die Sachen fast nicht anschauen kann, weil ich ständig denke: Warum machst du das so? Warum machst du es nicht anders? Das könnte aber auch was mit mir persönlich zu tun haben, da werde ich mich mal mit mir selbst beschäftigen :)
Krimis finde ich übrigens langweilig, nicht unbedingt wegen der Charaktere, sondern weil sie immer nach demselben Schema ablaufen. Von wenigen Ausnahmen abgesehen. Und ich will ja auch nichts Abgekautes schreiben.
LG Sanjani
Hallo Sanjani,
ZitatIch vermute mal, jeder hat eine ganz persönliche Grenze, bis zu der er sich Dinge vorstellen kann und möchte.
In meinen Augen spielt das Wörtchen "möchte" hier die Hauptrolle. Aber da spreche ich nur für mich, nicht für die Allgemeinheit. Es fällt mir persönlich sehr leicht, mich in alle möglichen und unmöglichen Leute / Situationen hineinzuversetzen. Begrenzt wird das in erster Linie dadurch, dass ich vor Dingen zurückschrecke und mich nicht noch intensiver damit befassen will - mal bewusster und mal weniger bewusst. Vielleicht, weil sie zu unangenehm sind, mich zu sehr berühren oder auch, weil ich Angst davor bekomme, ob ich fähig wäre das was ich mir vorstellen kann auch zu tun.
Den Impuls, ein schreiendes Baby, das einen mit seinem Lärm den letzten Nerv raubt, irgendwie zum Schweigen zu bringen, kennen sicherlich viele viele Menschen. Auch wenn die wenigsten so etwas offen aussprechen. Aber wir (Menschen) sind in der Regel in der Lage solche Impulse zu kontrollieren. Es gibt einen himmelweiten Unterschied zwischen unseren Vorstellungen und unseren Taten. Es zählt letztlich nur, was wir auch wirklich tun und nur wenige Menschen sind überhaupt in der Lage dazu ihre dunklen Phantasien auszuleben. Bei der Masse an Krimiautoren gäbe es sonst sicherlich deutlich mehr Serienkiller ;)
Aber die Angst, die du beschreibst, kann ich trotz allem gut nachvollziehen.
Zitat"Der Dichter macht sich selbst zum Seher durch eine lange, unerhörte und wohlüberlegte Entgrenzung aller seiner Sinne. Alle Formen der Liebe und des Leidens, des Wahnsinns; er durchforsche sich selbst, er schöpfe alle Gifte seines Wesens aus und bewahre nur ihre Quintessenz für sich. Unsagbare Folter, für die er seinen ganzen Glauben braucht, seine ganze, übermenschliche Kraft, und durch die er unter allen Wesen der große Kranke, der große Verbrecher, der große Verdammte – und der Allwissende wird! – Denn er kommt an im Unbekannten! Weil er seine Seele die schon reich ist, noch reicher ausgebildet hat als je ein Mensch! Er kommt im Unbekannten an."
Das ist von Arthur Rimbaud und irgendwie passt das an dieser Stelle ziemlich gut.
Was die Krimis angeht... Ich habe in meinem Leben vielleicht eine handvoll davon gelesen. Die fand ich zwar teilweise dann doch spannend, aber das lag deiner Theorie nach wahrscheinlich nur daran, dass ich so wenige kenne ;D
Allerdings will ich da auch den Krimiautoren, die sich verrenken und immer neue Kostüme für immer gleiche Geschichten erfinden, nicht Unrecht tun. Im Grunde wurde jede Geschichte, die Mensch sich ausdenken kann, schon einmal erzählt. Auch Fantasy läuft doch im Grunde oft nach dem gleichen Schema ab. Es wurde schon viel zuviel geschrieben, um noch etwas wirklich Neues zu erzählen. Trotzdem wollen die Menschen diese Geschichten von Helden, von Bösewichten und großen Herausforderungen immer wieder lesen. Originell werden Geschichten, in meinen Augen, vor allem durch die individuellen Charaktere und ihre Interaktion. Aber das führt jetzt etwas zu weit am Thema vorbei, fürchte ich.
Liebe Grüße aus dem nebligen Berlin,
Mala
Hallo Mala,
ich glaube auch, dass man v. a. den Willen haben muss sich bestimmte Dinge vorzustellen. Damit verknüpft sich ja auch irgendwie - zumindest für mich - die angst, doch unter bestimmten Umständen, zu so etwas fähig zu sein.
Du sagst zurecht, wir Menschen können unsere Impulse kontrollieren, aber beim Schreiben geht es ja v. a. darum zu schreiben, wie jemand den letzten Schritt geht und doch tut, was 99 andere sich vielleicht nur vorstellen.
Und dann gibt es ja auch so Einstellungen zum Leben, die man mitunter beschreiben muss, wenn man aus der Sicht eines "Bösewichtes" schreiben möchte. Hier hat mal jemand Machtgier erwähnt, glaube ich, das ist z. B. so etwas, das ich überhaupt nicht nachvollziehen kann. Oder wenn Leute sehr egoistisch sind. Ich kenne z. B. eine Person, die hält nur dann Kontakt, wenn sie von anderen irgendetwas braucht. Ich denke mal, dass das auch ein stückweit aus ihrer Lebensgeschichte hervorgeht, aber ich weiß nicht, was sie genau motiviert, ob sie das bewusst so macht (was ich eigentlich nicht glaube) oder irgendwas anderes. Dazu müsste ich offen mit ihr reden um mir ein Bild zu machen, aber das kann ich nicht, weil es, na ja, recht schwierig ist mit ihr über so etwas zu reden. Wie könnte ich also über so jemanden schreiben? Das ist z. B. so eine Person, die definitiv auch ihre guten und angenehmen Seiten hat, aber einfach eine Einstellung zum Leben, die ich in einem Buch nicht wiedergeben könnte, weil sie mir zu fremd ist. Das heißt nicht, dass ich mich nicht in andere Menschen hineinversetzen könnte, nur über einen längeren Zeitraum gesehen finde ich das schwierig. Und natürlich hängt es auch stark davon ab, worum es sich handelt, sei es Egoismus, Eifersucht, Verbitterung, Rachsucht, Neid o.ä. Ich habe zu diesen Themen sehr unterschiedliche Zugänge, manche sind offen, andere schwer begehbar und andere wiederum so gut wie verschlossen.
Na mal sehen, wie es wird, wenn eine meiner ursprünglich guten Figuren auf die böse Seite wechselt ;-) Da kenne ich zumindest die Motivation ganz gut, also wird es schon werden.
LG und danke für die vielen Anregungen,
Sanjani
PS: Noch was zum Thema Krimi: Natürlich erfindet man das Rad nicht neu, aber bei Krimis ist es mir als einziges so stark aufgefallen, dass immer dieselben Muster auftauchen, v. a. bei so Krimis, wo viel aus der Sicht eines Kommissars erzählt wird. Das ist immer das gleiche, Spurensicherung, Verhöre, Unstimmigkeiten und Widersprüche, neue Spuren, überraschende Wendung, Aufklärung des Falles. Mir persönlich kommt Fantasy da doch facettenreicher vor, aber das ist sicher auch Geschmacksache.
Zitat von: Sanjani am 18. November 2010, 17:40:29
Und natürlich hängt es auch stark davon ab, worum es sich handelt, sei es Egoismus, Eifersucht, Verbitterung, Rachsucht, Neid o.ä.
Der Egoist, Eifersüchtige, Verbitterte oder Rachsüchtige denkt ja auch nicht in diesen Kategorien. ;D
Eogismus heißt, erfolgreich voran zu kommen. Eifersucht, dass irgendein Schnösel jemandes Kreise stört. Und so weiter. Aus der Sicht des Bösewichts muss man diese Dinge einfach positiv sehen. Für ihn ist der Gute einfach nur ein Trottel - und wenn Trottel unverdient Erfolg haben - ist das gerecht? Steht der Erfolg, stehen die Ämter, die Reichtümer und das Mädchen nicht eher dem Tüchtigen zu? :engel:
Hallöchen Churke,
ja das ist schon klar, dass der Betroffene nicht in diesen Kategorien denkt, :) aber ich als Autor denke natürlich schon so, weil ich mir ja Gedanken darüber machen muss, was ich genau ausdrücken möchte bzw. auch, wie es bei anderen ankommen soll.
LG Sanjani
Was du ausdrücken willst und wie du es am Besten tust, darüber musst du dir sicher Gedanken machen, keine Frage. Trotzallem bist du aber nicht der Charakter und wenn der Antagonist oder gar Protagonist nun mal tötet, weil es für ihn der einzige Weg ist um, keine Ahnung, die Welt zu retten (vll. aus Utilitarismus) - dann musst du kein schlechtes Gewissen haben. Im Gegenteil: Es ist von dir als Autor sogar ziemlich inkonsequent und lasch, wenn dein Egoist plötzlich auf das Stück Kuchen (oder die Beförderung) zu Gunsten eines anderen verzichtet - ohne dass für ihn daraus Vorteile entstehen. Also, wie soll ich sagen, deine Werte und Moral kannst du in deiner Planung miteinbeziehen - bei der Charakterzeichnung solltest du sie aber zu Gunsten deiner Charaktere mal zurück stellen. Vll. hilft es dir dann Dinge zu beschreiben, die deiner Meinung nach beschrieben werden müssen, dir persönlich aber völlig fern liegen?
(Ich behaupte auch einfach mal, dass ich als Autor an Erkenntnis gewinne, wenn ich meine Charaktere entgegen meinen Werten handeln lasse. ;D)
Sanjani, vielleicht denkst du da zu abstrakt.
Wenn man sich in eine Figur hinein versetzt und dabei ständig an die Wirkung denkt, verliert man das eigentliche Ziel aus den Augen. Meiner Meinung nach kommt die Wirkung von selbst, wenn die Figur glaubwürdig und dreidimensional dargestellt ist. Man muss sich nur darüber im Klaren sein, warum jemand etwas tut, und nicht, was die Leser darüber denken. Das kommt vielleicht dann, wenn man den Text überarbeitet.
Hallo,
@Churke: du hast es auf den Punkt gebracht. Und genau da hakt's bei mir, wenn ich aus Sicht eines "Bösen" schreiben soll.
@Zitkalasa:
ZitatIm Gegenteil: Es ist von dir als Autor sogar ziemlich inkonsequent und lasch, wenn dein Egoist plötzlich auf das Stück Kuchen (oder die Beförderung) zu Gunsten eines anderen verzichtet - ohne dass für ihn daraus Vorteile entstehen.
Nee, so etwas würde ich auch nicht schreiben ;) Nur, wie soll ich sagen? Ich würde halt nicht aus der Sicht dieses Charas schreiben, sondern aus der Sicht desjenigen, der von dem anderen ungerecht behandelt wird.
Zitatdeine Werte und Moral kannst du in deiner Planung miteinbeziehen - bei der Charakterzeichnung solltest du sie aber zu Gunsten deiner Charaktere mal zurück
stellen. Vll. hilft es dir dann Dinge zu beschreiben, die deiner Meinung nach beschrieben werden müssen, dir persönlich aber völlig fern liegen?
Bisher schiebe ich das thema (d. h. die konkrete Umsetzung, nicht die theoretische ;) ) noch so ein bisschen von mir weg, aber was ich definitiv weiß, ist, dass ich einen Chara nicht authentisch rüberbringen kann, wenn ich das, was in ihm vorgeht, nicht zumindest ein bisschen fühlen kann, und das fällt mir halt manchmal schwer.
Ich unterscheide da aber auch, ob ich über Menschen schreibe oder z. B. über andere Rassen, denen ich schon von grundauf etwas merkwürdige Eigenschaften zugeschrieben habe, z. B. dass die Sirenen kein Vertrauen kennen und auch nicht wirklich wissen, was ein schlechtes Gewissen ist. Es ist von mir ja grundsätzlich in diesem Fall schon beabsichtigt, dass der Leser die Motivationen eines solchen Lebewesens nicht zu 100% nachvollziehen kann, aber das dann umzusetzen, finde ich schwierig, d. h. noch mal schwieriger, als wenn ich über Menschen schreibe.
Aber vielleicht ist es auch gerade so schwierig, weil ich zur Zeit überhaupt nichts Vernünftiges zu Papier bringe und mich da wirklich in etwas vertrackten Gedanken verliere :)
LG und gute nacht,
Sanjani
Zitat von: Churke am 18. November 2010, 20:43:12Der Egoist, Eifersüchtige, Verbitterte oder Rachsüchtige denkt ja auch nicht in diesen Kategorien.
Hm, wäre ich mir jetzt auch nicht immer so sicher. Ich für meinen Teil habe durchaus immer in der Kategorie "Rache" gedacht, wenn mir jemand auf die Füße getreten ist und ich mich ... äh, rächen wollte. Ich meine, wie soll man das sonst nennen? ;D Und wenn ich eifersüchtig war, habe ich mir durchaus auch gedacht, dass ich da jetzt gerade eifersüchtig bin und handele.
Natürlich gibt es in der Realität selten den Fantasybösewicht, der einfach jeden Morgen aufsteht und sich überlegt, was er denn als nächstes Böses tun könnte. Aber man sollte auch nicht in den umgekehrten Irrtum verfallen und glauben, dass jeder Mensch sich die ganze Zeit nur überlegt, was er als nächstes Gutes tun könnte oder sich für alles, was er tut, zumindest eine (moralisch) gute Begründung zurechtlegt.
Man kann durchaus auch mal Sachen tun, von denen man weiß, dass sie moralisch nicht so der Norm entsprechen, sich dessen auch vollkommen bewusst sein, ohne Euphemismen zu suchen - und sie halt trotzdem tun. Sogar
ohne übertrieben schlechtes Gewissen dabei, weil es neben dem moralischen auch konkurrierende Wertesysteme gibt (Utilitarismus beispielsweise wurde ja schon genannt), nach dem man das Verhalten dann trotzdem zumindest auf dieser Ebene ganz okay findet. Jetzt jeden Antagonisten rumlaufen zu lassen und nach einem Euphemismus zu suchen, mit dem er jede Tat vor sich selbst rechtfertig und verklärt, wäre sicher auch übertrieben.
Zitat von: Lomax am 19. November 2010, 03:30:30
Ich meine, wie soll man das sonst nennen? ;D
Gerechtigkeit? ;D
Du hast schon recht. Jedoch frage ich mich, ob singuläre Beweggründe wie "Rache" oder "Eifersucht" allein einen richtigen Fiesling tragen können. Wenn er seine Rache hat und das Mädchen und vielleicht noch den Thron, müsste er doch wieder ein ganz netter Typ sein...
Hallo,
@Churke: Ich weiß nicht, ob ein einziger Beweggrund einen Fiesling trägt, wahrscheinlich eher nicht, aber ich denke mal, dass in der Diskussion hier mit einfachen Beispielen leichter umgegangen werden kann, als wenn wir uns jetzt einen total komplexen Chara ausdenken und den als Beispiel benutzen :-)
Ich denke auch, es kommt ein bisschen darauf an, wie der Chara gestrickt ist. Der eine wird sich vielleicht nicht bewusst sein, dass er handelt wie ein Eifersüchtiger, wenn er nur im Sinn hat, dass er möglicherweise hintergangen wird. Ein anderer wird vielleicht so konstruiert, dass er sich in wachen Momenten fragt: Ey, was mach ich da eigentlich?
Bei mir ist es aber, glaube ich, doch eher etwas, das in Richtung Mala geht. Hab mir da heute Nacht noch mal Gedanken gemacht. Im Rahmen meines Psychologiestudiums machte ich neulich ein Praktikum. Dabei ist mir aufgefallen, dass ich bei sehr vielen Problemen emotional voll mitgegangen bin und es für mich schwer war mich abzugrenzen, weil ich den Eindruck hatte das zu fühlen, was der Patient gerade beschreibt. Andere Dinge habe ich aber von mir geschoben, z. B. wenn jemand weiß nicht irgendwelche unangenehmen Fantasien geäußert hat, die der "Normale" vielleicht auch hat, aber halt nicht äußert bzw. nicht in diesem Ausmaß braucht. Ich hatte aber auch das Gefühl, dass es mir gut tut da nicht so mitzugehen, dass das so eine Art Schutzmechanismus ist, den ich für die anderen Sachen (z. B. Traurigkeit) noch nicht besitze. Im therapeutischen Setting werden diese Mechanismen, denke ich, für mich sehr wichtig sein, aber vielleicht behindern sie mich beim Schreiben. Das muss man noch sehen. Ich bin auf jeden Fall jetzt einen Schritt weiter als vorher.
LG Sanjani
Zitat von: Churke am 19. November 2010, 10:05:54
Gerechtigkeit? ;D
Du hast schon recht. Jedoch frage ich mich, ob singuläre Beweggründe wie "Rache" oder "Eifersucht" allein einen richtigen Fiesling tragen können. Wenn er seine Rache hat und das Mädchen und vielleicht noch den Thron, müsste er doch wieder ein ganz netter Typ sein...
Die Perspektive, dass jemand seine Beweggründe (Rache, etc.) vor sich selbst und anderen umdeutet und mit einem Begriff wie "Gerechtigkeit" rechtfertigt, ist eine Möglichkeit. Gibt wie immer solche und solche ;)
Wer eigentlich ein netter Kerl ist (was auch immer das ist), der von seinen unbändigen Rachegelüsten übermannt wird, die aber leider nicht in sein Wertesystem passen, der wird es sich womöglich leichter machen und es "Gerechtigkeit" nennen. Aber das trifft sicher nicht auf alle zu. Es gibt auch noch genug Charaktere, die in der Lage sind etwas aus Beweggründen zu tun, die von der Gesellschaft als moralisch schlecht angesehen werden, selbst dabei aber ein reines Gewissen haben. Hier ist wieder die ganz individuelle Zusammenstellung von Überzeugungen, Werten, Moralvorstellungen am Zug.
Was die Sache mit dem "ganz netten Typen" angeht.
Also für mich ist er erstmal nur
ein Typ. Sofern er denn einer ist ;)
Und dieser Typ denkt, fühlt und handelt auf eine bestimmte Weise. Selbst in der Fantasy, wo besonders viel mit dem "Guten" und dem "Bösen" als ewige Gegenspieler gearbeitet wird, ist eine Person niemals nur eines! Das wäre viel zu platt und schlicht langweilig. Ich glaube nicht, dass irgendjemand sich wirklich ernsthaft mit solchen eindimensionalen Figuren identifizieren kann.
Für mich wäre er dann eben ein
meistens ganz umgänglicher Typ, der gelegentlich und unter bestimmten Umständen etwas rachsüchtig ist.
An der Stelle kommt auch der bereits genannte Hintergrund nochmal ins Spiel.
Wie wird jemand zu der Person, die er ist?
Gibt es angeborene Merkmale, die einer Fantasyrasse einfach gegeben sind?
Wie stark sind diese Merkmale ausgeprägt und wie weit fügen sie sich in den Gesamtcharakter ein?
Welche Ereignisse und Umstände haben die Entwicklung einer Person geprägt?
Wie kommt es dazu, dass ein ehemals unschuldiges Baby (gehen wir mal davon aus, es ist keine Ausgeburt des reinen Bösen ;D wobei selbst da noch lang nicht alles festgeschrieben wäre) zu einem
Typen wird, der Befriedigung und Freude im Quälen anderer findet?
Wer waren seine Eltern, wie haben sie sich verhalten, wer war während seiner Entwicklung noch von Bedeutung?
Welche Erlebnisse während seiner Kindheit und weiteren Entwicklung waren prägend?
Wenn ich jemanden verstehen will, muss ich mir seine Vergangenheit ansehen.
Da ist es womöglich hilfreich, sich mal länger und intensiver damit zu befassen, selbst wenn diese Ereignisse dann nur indirekt, durch den entsprechend entwickelten Charakter eben, in die Geschichte einfließen.
Genauso ist es mit der Eifersucht zum Beispiel. Wie kommt es dazu, dass ein eigentlich
nettes Mädchen in bestimmten Situationen extrem eifersüchtig wird? Steckt da vielleicht eine tiefe Verlustangst, ein vergrabenes Minderwertigkeitsgefühl dahinter? Oder deine Bekannte, Sanjani, die sich nur meldet, wenn sie etwas braucht. Das könnte man ja durchaus als "Ausnutzen anderer" sehen. Wieso tut sie das? Wieso ist sie nicht in der Lage, anderen etwas zu geben? Wie ist sie aufgewachsen? Oder das Beispiel mit der Machtgier. Was treibt jemanden dazu, die Welt um ihn herum um jeden Preis kontrollieren zu wollen, ihr seinen Willen aufzuzwingen? Vielleicht hat dieser jemand sich selbst früher oft in hilflosen Positionen befunden, in denen er ausgenutzt und herumgeschubst wurde. Jetzt möchte er nie wieder in diese Position / Gefahr geraten und schützt sich davor, indem er andere unterdrückt, sie kontrolliert. Vielleicht wurde er auch "einfach" dazu erzogen, dass das einzig erstrebenswerte Ziel im Leben Macht ist. Wenn er keine Macht hat, ist er ein Nichts, ein Versager. Vielleicht statten ihn auch seine Persönlichkeitsmerkmale mit guten Voraussetzungen für eine Führungsposition aus und er hat erkannt, dass er gut darin ist zu "führen". Es gibt so viele mögliche Gründe und letzten Endes ergibt das bei jeder Person ein neues Gesamtbild.
Wenn ich, wie schon gesagt, ohne zu werten einfach nur hergehe und mir all solche Fragen stelle, dann komme ich dem Wesen einer Figur zwangsläufig näher. Du sagst, du musst das was jemanden antreibt wenigstens ein kleines bisschen auch fühlen können, Sanjani. Vielleicht hilft es, wenn du tiefer gräbst, deine Figuren so lange von verschiedenen Seiten beleuchtest, bis du etwas findest, das dir vertraut ist und einen Zugang möglich macht.
Für mich hat das immer auch ein bisschen mit Schauspielen gemeinsam. Oder meinetwegen auch Rollenspiel - ein Spiel mit verschiedenen Rollen. Ich versuche mir eine andere Persönlichkeit zu eigen zu machen und das geht wirklich überzeugend nur, wenn ich mich mit ihr und mit mir intensiv auseinander setze. So finde ich irgendwann Ansatzpunkte.
Und dann... ja dann lass den Charakter sich entwickeln. Denk nicht soviel darüber nach, was du aussagen willst und wie du das am besten konstruieren kannst. Sicherlich ist das manchmal notwendig - aber wenn du ohnehin Schwierigkeiten hast dich mit manchen Figuren zu identifizieren, hilft diese Ebene eher weniger, denk ich. Lass sie einfach entsprechend ihres Wesens handeln. Denn
wie sie handeln, das musst du ja auch beschreiben, wenn du eher die Perspektive eines "Opfers" einnimmst, das unter ihnen zu leiden hat.
So, das war nochmal eine Portion Senf von mir ;)
Grüße,
Mala
P.S. Okay, ich habe deinen letzten Beitrag noch nicht mit einbezogen, Sanjani. Ich habe ja nun auch therapeutisch mit Menschen gearbeitet, die sich doch eher im Randbereich der "Normalität" ;) bewegt haben und es juckt in den Fingern mehr zu schreiben. Aber ich mach mir darüber nochmal in Ruhe Gedanken und jetzt einen Punkt.
Hallo Sanjani
Ich hab mich leider noch nicht durch all die Antworten kämpfen können. Aber dann würde mein Kommentar ohnehin viel zu lang werden, fürchte ich. Zumindest überflogen habe ich sie schon einmal. Das genauere Lesen folgt am Wochenende!
Zitatn meiner Geschichte foltern Schattenkrieger z. B., weil sie dadurch auf irgendeine, vllt magische Weise Kraft bekommen. Aber ich könnte nie schreiben, wie z. B. ein Schattenkrieger sich darauf vorbereitet, dass er gleich ein besonders gutes Opfer hat und die Vorfreude darauf.
Vielleicht spricht aus mir jetzt absolut die Larperin, die fast ausschließlich dunkle Charaktere spielt und schon den einen oder anderen dunklen Ritus mit Opfer und eben diesem Zweck durchgeführt hat...
Aber: man muss sich da ja auch irgendwie in die Situation hinein versetzen und meine persönliche Einstellung zu solchen Darstellungen - auch wenn es nur im Spiel ist - erschwert das ganze auch noch. Ich kann mich nicht, niemals und absolut rein gar nicht in jemanden hinein versetzen, der foltert, weil ihm das Foltern Freude bereitet. Aber jemand, der das Foltern als notwendiges Übel sieht, weil er anders nicht zu seinem Ziel, das er als absolut gut sieht, gelangt, das ist leicht(er). Vielleicht verabscheut er ja diese Art des Opfers sogar, empfindet sogar Mitleid, aber würde sich niemals die Blöße geben, und das zeigen!
Um sich vorzubereiten macht er sich vielleicht klar, dass es absolute Notwendigkeit ist, wägt noch ein letzte Mal alle Alternativen ab und kommt zu dem Schluss, dass es nicht anders geht. Vielleicht nimmt er davor auch irgendwelche berauschenden Mittel oder trinkt, um das ganze souverän durchzuführen.
Mein Mann dagegen meint gerade, dass er es viel düsterer und unheimlicher fände, wenn der Bösewicht relativ gefühllos an die Sache geht. Einfach eiskalt und professionell das vorbereitet, was er benötigt.
Allerdings finde ich es schwer, sich in so etwas hinein zu versetzen.
Was ich als Leser aber viel interessanter fände, ist, was NACH dem Opfer so in dem Bösewicht vor sich geht.
Oh.... Thaumaturgon, darf ich dich zitieren? Ich LIEBE diese Aussage. Das ist genau das, was ich seit Jahren versuche, einer Freundin klar zu machen.
ZitatBöse Leute tun nicht alles dafür, böse zu sein; sie tun alles, um ihre Ziele zu erreichen. Und das kann auch beinhalten, nett zu sein, zu verführen, eloquent zu sein und höflich. Der Böse kann auch menschlich und zuvorkommend, ja, aufopfernd sein, solange ihn das nicht von seinem Ziel entfernt. Warum auch nicht? :-) Umso echter wird er, umso mitreißender, umso erschreckender.
Und noch eine Aussage, die mir sehr gut gefällt. Damit kann man - meiner Meinung nach - sehr viel anfangen:
ZitatAber all diese "typischen" Charakterschwächen kann man auch mit einem boshaften Auge betrachten, das nichts entschuldigt, sondern genau diese typischen Eigenschaften auf eine Weise zeigt, die unsympathisch macht.
Vor allem! Ich glaube, dass dadurch die lichten Helden auch gleichzeitig an Tiefe gewinnen. Sie werden realistischer. Ist es nicht so, dass man bei dem einem Menschen eine Eigenart liebt, für die man einen anderen am liebsten töten würde?
Mir kommt gerade so die Idee, dass die Sicht des Bösewichts gleich nochmal eine ganz neue Möglichkeit eröffnet, seinen Protagonisten besser zu beschreiben.
Das haben alle Vorredner zwar in irgendeiner Weise auch schon geschrieben, aber mir persönlich ist es bei jeder Geschichte so wahnsinnig wichtig, dass ich es nochmal betonen möchte:
Mach deinen Bösewicht nicht von Natur aus böse, sondern schaffe Situationen für ihn, die diese Drecksarbeit für dich erledigen. Überlege dir, was dich dazu bringen könnte, böse, grausam und hinterhältig zu sein. Ich finde, die Gänsehaut ist immer am größten, wenn ich beim Lesen innehalten muss, um zu überlegen, ob ich denn anders handeln würde. Voraus gesetzt, ich befände mich in der gleichen Situation. Für mich macht nicht die pure Grausamkeit und das Böse einen Charakter erschreckend, sondern eher das Nachvollziehbare. Das Menschliche. Das, womit ich mich - auch wenn ich das niemals zugeben würde - insgeheim selbst identifizieren kann.
Dieser Spiegel, der den tiefschwarzen Teil der Seele des Lesers aufzeigt. Den Teil, den man meist sorgsam verbirgt und eventuell sogar selbst vergisst.
Ich glaube, wenn dir das gelingt, hast du auch keine Schwierigkeiten mehr, aus der Sicht des Bösen zu schreiben.
Überlege dir, was du tun würdest (mit dem entsprechenden Hintergrund, selbstverständlich). Da hast du dann zumindest schon einmal einen Ansatz.
Was es mir vor allem leicht macht, von diesem Ansatz dann weiter zu spinnen, sind diverse Charaktereigenschaften: Jähzorn, Eifersucht, Gier... oder - was ich viel schöner finde - fanatischer Glauben daran, dass das eigene Handeln gut ist, bedingungslose Treue oder auch Freundschaft und Liebe.
Allerdings muss dir klar sein, dass du damit vom reinen schwarz-weiß-Denken abkommst. Andererseits habe ich bisher noch nichts gelesen, was auch aus der Sicht des Bösen geschrieben ist, was rein Schwarz-Weiß ist.
Das Überzeugenste und Beste in der Art, was mir spontan als grausamer Bösewicht einfällt, wäre Dread aus Tad William's "
Otherland". Ich habe keine Ahnung, wie man so jemanden schreiben kann. Ich kann das einfach nicht und mich gruselt es jedes Mal. Auch wenn ich eben bei ihm zugeben muss, dass ich mich absolut gar nicht in ihn hinein versetzen kann und er trotzdem genial und nachvollziehbar geschrieben ist.
!!!ABER!!!Wenn ich bei der ganzen Diskussion an meine beste Freundin und deren Bekanntenkreis denke, zeigt sich eine andere Art von Bösewicht. Eine, die nicht nachvollziehbar sein DARF! Sie wollen gerade dieses Schwarz-Weiß-Denken. Und zwar nicht unbedingt aus dem Grund, weil der Leser nicht soviel denken muss, sondern weil es sie zu sehr aufwühlt, wenn sie sich in den Bösen hinein versetzen können
(und deswegen wird meine Freundin auch nie mehr als meinen Prolog lesen *heul*)
LG
Mira (die sich auf die Zeit freut, alle Kommentare hier mit der angemessenen Zeit zu würdigen und zu lesen)
Hallo :)
Nun, ich kenne das Gefühl. Mein Bösewicht war vorher ein gutmütiger, fürsorglicher Mensch, der sich für die Gefühle anderer interessiert hat und nicht an sich selbst gedacht hat. Reichtum und Macht spielten für ihn keine große Rolle.
Aber ich habe aus ihm dann einen fiesen, skrupellosen Kerl gemacht, weil es nunmal so sein musste. Einer musste diese Rolle übernehmen, und dieser Charakter war eigentlich wie geschaffen dafür. ;D Aber das Beschreiben seiner Gefühle und seiner Pläne war schon schwierig, ja. Ich meine, da verändert sich ein Charakter so schnell und man kommt auch nicht wirklich klar damit. Ich habe ihn auch nie verstanden, gebe ich zu. Also habe ich mich stundenlang mit ihm beschäftigt, seine Vergangenheit erschaffen und habe versucht, tief in sein Innerstes zu blicken. Jetzt kann ich es "nachvollziehen" bzw. mir fällt es leichter, mich mit ihm zu befassen. Trotzdem fällt es schwer, manchmal ganz gemeine und blutige Aktionen von ihm niederzuschreiben. Weil es mir einfach Leid tut.
Bin ich zu emotional an einem Tag, an dem ich aber ein paar Szenen über meinen Bösewicht schreiben muss, muss ich es verschieben, da es ansonsten übertrieben dargestellt wird und schlussendlich nicht mehr glaubwürdig ist.
Hier sind wirklich sehr interessante Beiträge, ich habe mir zwar noch nicht alle durchgelesen, aber das werde ich im Laufe des Abends. :)
Thaumaturgon, ich würde auch gerne deine Worte zitieren, denn sie sind wirklich gut und wahr:
ZitatBöse Leute tun nicht alles dafür, böse zu sein; sie tun alles, um ihre Ziele zu erreichen. Und das kann auch beinhalten, nett zu sein, zu verführen, eloquent zu sein und höflich. Der Böse kann auch menschlich und zuvorkommend, ja, aufopfernd sein, solange ihn das nicht von seinem Ziel entfernt. Warum auch nicht? :-) Umso echter wird er, umso mitreißender, umso erschreckender.
Ich denke das ist auch das, was einen Bösewicht ausmacht: Er muss nicht nur wild um sich töten, keine Gefühle zeigen (zumindest gespielte) oder einfach nur ein reines Monster sein. Ein Bösewicht sollte in meinen Augen auch etwas hinterlistig, clever und raffiniert sein. Denn wie du schon geschrieben hast, das wichtigste für sie ist, wenn sie ihr Ziel erreichen, egal mit welchen Mitteln. Und wenn das bedeutet, ein barmherziger, aufopfernder Mensch zu sein und seine Schattenseite zu verbergen, dann ist das so. Ich finde dieses Zitat wirklich perfekt. :)
Zitat von Mira:
ZitatMein Mann dagegen meint gerade, dass er es viel düsterer und unheimlicher fände, wenn der Bösewicht relativ gefühllos an die Sache geht. Einfach eiskalt und professionell das vorbereitet, was er benötigt.
Allerdings finde ich es schwer, sich in so etwas hinein zu versetzen.
Ich denke, es kommt ganz auf den Bösewicht an. Meiner beispielsweise handelt genau so, wie dein Mann es beschrieben hat. Er ist sozusagen eine Maschine, die man nicht mehr kontrollieren kann. Und er kann sich selbst auch nicht mehr kontrollieren. Trotzdem weiß man, dass er früher nicht so war und die Menschen ihn geliebt, gar verehrt haben. Das macht es nicht gerade leichter für mich, den Wandel dieses einen Menschen zu beschreiben. Es ist wirklich sehr schwer, so etwas kaltblütiges zu beschreiben, in der Tat. Ich saß letztens zwei Stunden vor dem PC und musste eine gewaltsame Szene beschreiben, für die er verantwortlich ist. Ich konnte einfach nicht. Natürlich habe ich es verstanden, aber ich fühle mich dem Charakter mit. Mag falsch sein auf Dauer, aber er war nunmal einer meiner liebsten Charaktere.
Und auch eine andere Frage, die mich beschäftigt hat:
ZitatWas ich als Leser aber viel interessanter fände, ist, was NACH dem Opfer so in dem Bösewicht vor sich geht.
Grins, ganz genau. Es kann doch nicht sein, dass mal eben ein Bösewicht jemanden tötet und wie "Terminator" wieder zurückmarschiert und sich ein neues Opfer sucht. ;D Bei manchen Charakteren, die ich kennengelernt habe, finde ich die unterschiedlichsten Reaktionen durchaus interessant.
Man muss auch sagen, manche Bösewichte sind einfach dazu gezwungen worden, Bösewichte zu sein. Sie haben es sich nicht ausgesucht. Man nehme das Beispiel, dass ein Bösewicht von einem Dämon besessen ist (oder irgendetwas anderes) und dieser Dämon ihn wie eine Maschine "bedient": Mach dies, mach das, ja, bring den auch noch um, ... usw. Denn tief in seinem Inneren hat so ein besessener Mensch noch Gefühle, kann sie nur nicht zur Geltung bringen, weil etwas in ihm ihn zum Schweigen bringt.
Es wäre sicher eine gute Übung, mit einem Charakter perfekt mitfühlen zu können. Da wird man regelrecht gezwungen, sich mit diesem Charakter zu befassen, tief in seine Gedanken zu blicken und seine Wünsche und Sehnsüchte zu ergründen. Meinem Charakter wollte ich keinen Dämon unterjubeln, weil er seine festen Charakterzüge und Eigenschaften hat und ich die mit so einer Besessenheit nur durcheinander bringen würde.
So, ich verabschiede mich dann, ich werde mir morgen die restlichen Antworten genauer durchlesen. :)
LG Vivian