Ich besitze nur einen einzigen Schreibratgeber und der hat mich gerade ins Grübeln gebracht. Da steht sinngemäß: Wenn man einen Text überarbeitet, sollte er hinterher mindestens 10% kürzer sein (streichen von Adverben, Adjektiven, Umschreibungen, sinnlosen Beschreibungen ...).
Davon habe ich noch nie gehört und ich will ja gar nicht behaupten, dass solch überflüssiges Material in meinen Texten nicht vorkommt ... trotzdem ... wenn ich einen Text zum ersten Mal überarbeite ist er hinterher ein gutes Stück llänger.
In meiner Erstfassung bin ich oft bemüht, all die Ideen, die mir durcch den Kopf schwirren möglichst schnell einzutippen (bevor sie wieder weg sind). Beim Lesen fallen mir dann oft Lücken auf, wo ein Leser sicher den Anschluss verlieren würde. Oder meine Dialoge ... irgendwie sind alle meine Leute immer mächtig wortkarg und da muss ich jedesmal dran arbeiten.
Ist meine Arbeitsmethode jetzt eigentlich unnormal? Ich dachte immer, das machen alle so - bis ich diesen Ratgeber gelesen habe ...
Also bei mir wird der Text irgendwie auch länger . . . ^^
@Dealein Egal, was für einenRatgeber du gelesen hast: deine Methode ist deine Methode. Es gibt nicht DIE richtigte Art und Weise mit Texten zu arbeiten und jeder Autor hat da seine ganz eigene Vorgehensweise (bestes Beispiel: Detail-ich-schreibe-ein-Szenenexposé Autor vs. Risiko-ich-weiss-nur-grob-wo-ich-hin-will-der-Rest-kommt Autor).
Wenn deine Methode bisher für dich funktioniert hat und der Text dadurch gewinnt, bleib dabei.
Du meinst wohl Luciel ;)
Hupps, sorry - stehe grade unter Aspirin ;)
Das ist bei mir unterschiedlich.
Weiß ich, daß die Story zu lang ist, kann ich unerbittlich auf Schwaller-Jagd gehen und seitenweise kürzen.
Aber normalerweise werden meine Geschichten ebenfalls länger.
Bei mir wird der Text auch immer länger. Ich bin so ein Beschreibungsvermeider und neige dazu, Szenen, die besser noch etwas langsamer aufgebaut werden sollten, zu sehr runterzuschreiben. (Vor allem in letzter Zeit...) Dann kommt es mir hinterher wie ein Gerippe vor und ich muss noch das ein oder andere dazukleistern, bis es sich wirklich harmonisch liest und einem die Reaktionen der Charaktere auch realistisch vorkommen.
Wo nichts Überflüssiges da ist, kann man nichts wegstreichen. ;) Bei mir funktioniert's so und wie Kerimaya schon geschrieben hat- das ist sowieso das Entscheidende.
Zitat von: Waffelkuchen am 09. September 2010, 21:40:17
Wo nichts Überflüssiges da ist, kann man nichts wegstreichen. ;)
Ich schließe mich da vorbehaltslos an.
Da ich dazu neige, Szenen, die ich persönlich eher als notwendig erachte, sie also nicht "mag", schnell von der Hand zu schreiben, habe ich hinterher natürlich die Mühe, sie auszubessern, da der Leser meinen Gedankengängen sonst kaum folgen kann. Ich finde das sogar noch schwieriger als kürzen, da man durch das Editieren die Harmonie schnell zerstören kann, wenn man nicht aufpasst.
Das ist das Problem mit Ratgebern aller Art - sie passen immer nur für bestimmte Probleme, bestimmte Situationen. Nimm Dir aus einem Ratgeber, das was für Dich passt und lass Dich ansonsten nicht beirren :). Und trau nie einem Ratgeber, der für sich in Anspruch nimmt, die einzig und allein seligmachende Lösung zu besitzen ;).
Ich kenne beides.
Meine Fantasyromane wurden generell kürzer - der erste um satte 80 Seiten, der zweite um 60, dann wurde es kontinuierlich weniger. Das waren dann auch nicht mehr die gewollten 10%.
Bei meinem aktuellen Projekt ist das anders. Da hatte ich auch erst dieses Gerippe, das Waffelkuchen oben beschrieben hat, und ich hab noch hinzugefügt und gemacht und getan... und dann waren es hinterher stattliche 40 oder 50 Seiten mehr. Die hat es auch gebraucht.
Meine neue Arbeitsweise verwirrt mich selbst, aber ich mach mir da jetzt nicht so den Kopf, ob das sein darf. Würd ich an deiner Stelle auch nicht tun!
Das ist ja das Schöne am Schreiben: Oft gibt es einfach nicht das Rezept.
Ich kenne das auch nur zu gut, dass es am Ende länger wird. Das kommt bei mir vorallem davon, dass man dann an einigen Stellen doch noch eine Beschreibung mehr hinein tut als vorher. Aber auch das Streichen geht dabei nicht verloren. Also habe schon eine Menge auch gelöscht, weil ich irgendwie fand, dass es nicht wichtig war oder nicht mehr so in die Szene passte, weil sich was an der Idee ein wenig geändert hat. Es gibt die Unterschiedlichsten Möglichkeiten, warum man kürzt oder mehr schreibt und wenn man mir vorschreiben würde, dass ich nur noch kürzen dürfte, dann hätten meine Beschreibungen schon mal ein Problem, denn beim runter schreiben, ist die Handlung schon wichtiger und dann kann man sich überlegen, wo fehlt man die Beschreibung eines Ortes oder ähnliches.
Was wahrscheinlich am kürzen auch ein Problem sein könnte ist, dass die Geschichten sich oft mit dem Schreiben noch weiterentwickeln, weil man plötzlich eine Idee zwischendurch hat und auf einmal was fehlt. Natürlich kann es sein, dass durch diese neue Idee auch was gekürzt werden, aber das muss wirklich jeder selbst entscheiden.
Denn das wichtigste ist wohl, dass man selber mit dem geschrieben zufrieden ist, egal wie lang oder kurz der Text durchs Korrektur lesen wird.
Ich habe für mich selber beschlossen, dass diese Überarbeiten-heißt-Kürzen-Regel nicht passt. Alleine wenn ich so grob die Szenen aufzähle, die ich aufgrund meiner chaotischen Planung beim Überarbeiten noch hinzufügen werde ... Hm, vielleicht geht es sich aus, dass der Text gleich lang bleibt, aber kürzer?
Man hat mir außerdem schon öfter gesagt, dass ich sehr stark mit Beschreibungen spare. Von daher liegt ein Augenmerk sicherlich auf der Ausschmückung eben dieser Details. Schließlich sollen meine Protas nicht durch eine leere Welt laufen.
Jeder hat seine eigene Methode. Also lass Dich von Schreibratgebern mal nicht beirren ;) Nimm Dir dort raus, was für Dich passt und vergiss den Rest 8)
Mir ist aufgefallen, wenn ich "normal" überarbeite, ohne drastisch an den Inhalt zu gehen, dann kürze ich an manchen Stellen, an anderen füge ich ein und wenn ich dann fertig bin, komme ich meist so mit Plus/Minus 0-3 Seiten raus. Sehr viel ändert sich an der Länge also eher nicht.
Irgendwie bin ich zwar trotzdem immer mächtig stolz auf mich, wenn ich was zum kürzen und rausschmeißen finde, aber realistisch gesehen ist mir die Romanqualität doch sehr viel wichtiger, als mich sklavisch an irgendwelche Regeln zu halten ;D
Wenn es an den Inhalt geht kann sich die Seitenzahl logischerweise schon sehr stark ändert. Je nachdem, ob man die Story nun verlängern oder verkürzen will. ;)
Ich möchte Euch, die Ihr vor mir gepostet habt, ein wenig widersprechen. Wenn man ein wirklich langes Romanding schreibt, kommt nach der Phase der 1. Überarbeitung und der Auslängung des Texts unweigerlich die Phase der Textökonomie. Ich stecke gerade mittendrin und denke bei jedem Kapitel "Das brauchst Du nicht", "Der Zusammenhang erschießt sich auch ohne diese Erklärung", "Lass die Heldin das spontan tun", "Wie kannst Du es schreiben, dass die Aktion der handelnden Person im Vordergrund steht".
Tatsächlich kommt bei mir in der Regel dabei heraus, dass aus ursprünglichen 10 Normseiten 7 werden. Aber wenn die aussagekräftig sind, warum soll man mehr Worte machen?
Ich kann mich den meisten nur anschließen. Jeder arbeitet so, wie es für ihn persönlich am besten ist ;) Somit ist in Schreibratgebern auch die persönliche Sicht der Autors enthalten, der vielleicht anders arbeitet als man selbst. Die Schreibratgeber sollen dir Anregungen geben, dich aufmerksam auf Dinge machen, deren du dir bislang nicht bewusst warst, aber es sollte nie die das-muss-so-sein-und-nicht-anders-Methode sein.
Bei mir sind die Texte vor und nach der Überarbeitung relativ gleich lang. Denn ich streiche Überflüssiges raus, habe aber auch Kapitel, die ich beim Schreiben vernachlässigt habe, weil ich wusste, im nächsten Kapitel kann ich endlich die Szene schreibe, die mir seit Tagen im Kopf rumschwirrt. Bedeutet bei mir, das Kapitel wird schnell erzählt. Bildliche Beschreibungen gibt es in der ersten Fassung eher selten, also wird es bei der Überarbeitung automatisch wieder länger.
Zitat von: Geli am 10. September 2010, 08:47:11
Ich stecke gerade mittendrin und denke bei jedem Kapitel "Das brauchst Du nicht", "Der Zusammenhang erschießt sich auch ohne diese Erklärung"
Das ist eine Sache, die mir beim Schreiben schon extrem wichtig ist. Ich behaupte einfach mal, dass es überflüssige Erklärungen bei mir nicht oder nur extrem selten gibt, weil ich damit spare, wo es nur geht. (Mich selbst regt das in Büchern nämlich total auf, wenn ich das Gefühl habe, dass der Autor mich für begriffsstutzig hält.)
Ich sage nicht, dass ich gar nichts wegstreiche- Szenen, die im ganzen Kontext dann verzichtbar sind, laufen mir schon auch über den Weg- aber entscheidende Szenen, in denen viel passiert, werden grundsätzlich länger und dann gleicht sich das aus.
Ich denke, es gibt einfach kein Rezept, das für alle gilt. Jedem sind andere Dinge wichtig und jeder hat seinen eigenen Stil, der beim Überarbeiten dann unterschiedliche Maßnahmen erfordert.
Bei mir hat das mit dem Überarbeiten auch eine Kürzung gebracht, da ich mich dem besten Ausdruck einer Szene schreibend annähere und im Überarbeitungsprozess dann die schwächeren Ausdrücke/Szenen, oder Füllwörter streiche.
Ich habe aber mehrere Überarbeitungsgänge gemacht und dann auch noch Ergänzungen eingefügt, oder kleine, neue Szenen zum Abrunden.
Also habe ich 26 Seiten von 359 gestrichen, dann wieder insgesamt 8 hinzugefügt, damit ist mein Text von nun 341 Seiten deutlich kürzer, als vor dem Überarbeitungsprozessen und dieser Rat: "Kürzen!" hat mir geholfen den Text besser und flüssiger zu machen.
Ich denke, da hat jeder seine eigene Technik. Ich probiere solche Ratschläge aus und wenn sie mir helfen, dann integriere ich sie in meinen Schreibprozess, wenn nicht, dann lasse ich das.
Kürzen bleibt bei mir bei der Überarbeitung dabei!
LG
Zonka
Ich gehöre zu der Fraktion, die sowohl kürzt, als auch erweitert und am Ende mal weniger, mal gleich viel und mal mehr stehen hat.
Alles was der Story nicht dient - also weder für die Charakterbeschreibung, die Story selbst, noch die Stimmung wichtig ist -, fliegt gnadenlos raus. (Naja so gnadenlos nicht. Ich habe eine Datein "Überflüssiges", wo die Sätze dann reinkommen. Vermutlich brauche ich sie nie wieder, aber irgendwie hänge ich dann doch daran.)
Ich habe einen leichten Hang zu Monologen und "show, don 't tell" wird liebend gern zu "show and tell" sprich: bei dem einen wird im ideal Fall ein richtiger Dialog draus und bei dem anderen fliegt die Hälfte raus, bis ich nur noch bei "show" bin.
Ich denke, es ist hier wie beim Kochen: Immer einfach nachsalzen ist falsch. Erst probieren, schmecken, überlegen und dann entweder zum Salzfass greifen, es direkt servieren oder es noch etwas strecken. Kommt halt drauf an, was bereits vorhanden ist. Immer Schema F passt einfach nicht.
Man kann da wohl einfach keine allgemeingültige Regel aufstellen.
Bei mir wachsen die meisten Romane in der Überarbeitung, weil ich manchmal zu sehr durch die Handlung haste und dabei das "Fleisch auf den Knochen" vergesse. Oder aber, mir werden wichtige Zusammenhänge erst im Schreiben bzw. nach der Rohfassung klar, weshalb ich dann noch ganze Handlungsstränge einarbeiten muss - so wird es etwa auch bei den "Göttersteinen" sein, meinem wirklich langen Romandings. Hier kann ich also Gelis Erfahrung mit langen Projekten nicht bestätigen.
Klar gibt es in meinen Romanen auch immer einiges zu kürzen, aber das ist meistens weniger als das, was ich noch alles zwecks Verständnis hinzufügen muss.
Ich nehme an, dass meine Romane in der Betaleser-Phase dann nochmal schrumpfen werden. Aber zumindest bei meiner 1. Überarbeitungsrunde wachsen sie aus oben genannten Gründen gern mal um einiges.
Nach der ersten Überarbeitung ist mein Text auch immer kürzer, als vor der Überarbeitung.
Wie du schon geschrieben hast - überflüssige Textstellen weg, gekürzt oder oder oder.
Allerdings fülle ich dann passend auf (jedenfalls denke ich das).
Liegt aber auch daran, dass ich wirklich stumpf runterschreibe, was mir in den Sinn kommt und nach der ersten Überarbeitung quasi tiefer einsteige.
Mehr Gefühl, deutlichere Beschreibungen und sowas.
Bisher habe ich das Gefühl, das der Text zwar nach der ersten Überarbeitung kürzer ist, aber dann nach dem Auffüllen wieder so lang ist, wie er ursprünglich war.
Bei mir ist eigentlich auch eher eine Kürzung zu beobachten...
Es ist zawr so, dass ich beim Überarbeiten im ersten Durchgang wenn nötig noch Dinge hinzufüge oder umschreibe - und das dann auch mal eher mehr gibt - aber relativ dazu betrachtet kürze ich beim Überarbeiten defintiv eher. Faktisch kommt immer weniger bei raus, mehr wäre mir noch nie untergekommen.
Ich glaube, ich schreibe eben gerne mal eher zu viel und das wird dann eben beim Überarbeiten rausgenommen. :)
Vergessen wir nicht, wo der Rat mit "10% kürzen" her kommt: aus einem Schreibratgeber. Und, na, na, an wen wenden die sich idR.? Wohl kaum an gestandene Autoren, die u.U. mehrere Romane vorweisen können (ob komplett überarbeitet oder gar vermittelt sei dahingestellt).
Wer viel schreibt, entwickelt irgendwann ein Gefühl seinen Stil, wo er am Anfang schon etwas bringt oder nicht. Nicht ganz so Trainierte schaffen das nicht (oft, immer, auf Anhieb - aber zuweilen immer besser ;D).
Wenn ich den ersten Kontrolldurchgang mache und gnadenlos alles an Füllwörtern, überflüssigen Adjektiven und nutzlosen Beschreibungen, Dialogfetzen, Erkkärungen raus werfe, sind es doch schon mal mehr als 10%. Aber dann kommen die nächsten Schritte und ich schiebe dann hier doch wieder ein Adjektiv ein, stelle da einen Satz um, schreib hier etwas neues dazu - da wird's dann doch schon wieder länger.
Zu sehr verallg. halte ich den Rat mit den 10% nicht - für den ersten Durchgang. :)
Es kommt wohl wirklich darauf an, wie man seine erste Fassung schreibt. Ich kriege meinen inneren Zensor nicht ausgeschaltet und kürze daher schon beim ersten Entwurf einer Szene sehr stark und schreibe beileibe nicht alles auf, was mir gerade dazu einfällt. Das macht die Szene dann aber eben oft sehr dürftig und es fehlt noch viel an Atmosphäre. Es soll ja ein Roman werden und keine Kurzgeschichte.
Ich meine, hier herauszulesen, dass viele ihren Roman überarbeiten, nachdem er mehr oder weniger komplett ist. Kann auch sein, ich habe das falsch verstanden, jedenfalls wundert mich das. Ich überarbeite Szenen oder bestenfalls Kapitel, sobald sie fertig sind. Natürlich gibt es auch ganz zum Schluss noch eine Überarbeitung, die den mittlerweile entstandenen Abstand zum eigenen Werk nutzt - aber da geht es oft nur noch um Formulierungen und kleinere Änderungen.
Schreibratgeber - es gibt schon einen Grund, warum ich nur einen besitze. Der soll mich auch mehr motivieren, wenn ich mal in einer Phase hänge, wo ich denke, mir wächst das alles über den Kopf, ich schaffe das nie, ich habe keine Zeit, ich weiß nicht, wo ich anfangen sol .... Da hilft es mir manchmal, eine blöde Schreibübung zu produzieren - und schon läuft es wieder - das Schreiben.
@Luciel - es ist nicht so, dass ich einen Roman erst überarbeite, wenn er schon mal fertig ist. Ich bin im Gegenteil eine absolut manische Überarbeiterin. Jede Szene/jedes Kapitel wird x-mal überarbeitet. Irgene etwas, eine Kleinigkeit, ein neuer Aspekt, ein treffenderer Ausdruck lässt sich immer finden. Dennoch gibt es selbst für mich eine "End"-Phase, in der ich der Meinung bin, vorläufig kann der Text stehenbleiben.
@Luciel: Ich hab früher immer kapitelweise überarbeitet und bin auf diese Weise nicht vom Fleck gekommen. Ich fand das bisher Geschriebene einfach immer furchtbar, hab ständig nur überarbeit und umgeschrieben und wär so mein Leben lang nicht mit einem Roman fertig geworden. :-\
Das einzige, was bei mir funktioniert, ist wirklich, dass ich stur die Rohfassung runterschreibe und mich tatsächlich erst dann ans Überarbeiten setze. Auf diese Weise hab ich mir in 3 Jahren drei Romane angehäuft, von denen einer bald an Betaleser gehen soll und zwei noch ziemlich viel überarbeitet werden müssen, sowie etwa 700 Normseiten bei einem weiteren Roman. Vorher hatte ich nach drei Jahren keine 5 Kapitel. Ein "mittendrunter"-Überarbeiten geht bei mir also einfach nicht.
@Judith
Das würde dann zumindest erklären, warum ich so schleppend vorwärts komme ...
Die Idee finde ich wirklich gut, vor allem, wenn sie einem so viel Material einbringt. Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, dass ich das durchalten könnte. Ich bin eine "Stimmungsschreiberin", bin mit meiner Stimmung, meinen Emotionen immer ganz drin in der Szene und möchte das auch für die erste Überarbeitung des Rohbaus nutzen. Bei späteren Überarbeitungen finde ich es nützlicher, sich eher in den Leser hinein zu versetzen - soweit so etwas möglich ist.
So werden meine Werke wohl weiterhin Seltenheitswert haben, sofern mich nicht irgendetwas zur Vollzeit-Autorin macht.
Ich durfte eben eine Kurzgeschichte brutalst zusammenkürzen. Die war für einen Wettbewerb geschrieben und nun zu lang für einen anderen Wettbewerb.
Boah, habe ich da getobt. War ja nicht meine, ich konnte also brutal sein und weinte keinem Wort nach, da nicht meins.
Erstaunlicherweise hagelte es keineswegs Proteste. Aber nun ist die Story so komprimiert und rund, ich bin begeistert.
Hi, also bei mir gleicht sich kürzen und verlängern aus.
Ich überarbeite schrittweise, nicht dass es schon soviel ist. Ich lese immer die letzten paar Seiten um wieder ins Thema rein zukommen. Manchmal fällt mir dabei was auf, was raus muss, beim nächsten lesen muss an anderer Stelle wieder was dazu usw. Daher hält es sich die Waage.
Da ich noch nicht soweit bin / war eine Endüberarbeitung zu machen, kann ich diesen Aspekt natürlich nicht beurteilen, aber ich denke, es wäre ähnlich.
Aber jeder hat seine eigene Art, und das ist auch gut so (shit, wieso denke ich da grad an ein Coming-Out? :hmmm:)...
LG silence
Ich denke nicht, dass meine "Methode" so sehr weiterzuempfehlen ist. Aber da ich so eine extreme Perfektionistin bin, ist das bei mir tatsächlich die einzige Möglichkeit, überhaupt etwas zu Ende zu bringen. Und ich tu mir auch beim Überarbeiten leichter, wenn ich bereits den gesamten Inhalt in der Rohfassung vor mir liegen habe.
Was allerdings nichts daran ändert, dass ich Überarbeiten hasse. :-[
Aber vermutlich werden die Texte bei mir auch deshalb beim Überarbeiten nicht unbedingt kürzer, weil ich durch das sture "Runterschreiben" oft einfach nachträglich noch einige Szenen einfügen muss.
Hallo,
mein Romanentwurf, der an den Verlag ging, hatte 320 Normseiten; die Endfassung 399 ;D, allerdings habe ich nicht einfach 79 Seiten ergänzt, sondern die 320 Erstentwurfsseiten sehen sich auch nicht mehr ähnlich :winke: und ich musste an etlichen Stellen streichen; an anderen "aufpolstern". Ich gehöre zu den Autorinnen, die wenig beschreiben - im ersten Anlauf - und das im zweiten Durchgang ergänzen müssen.
Einen sonnigen Sonntag
Chris
Zitat von: Chris am 18. September 2010, 21:10:16
Ich gehöre zu den Autorinnen, die wenig beschreiben - im ersten Anlauf - und das im zweiten Durchgang ergänzen müssen.
Das kenne ich. Bei meinen eigenen Überarbeitungen schreibe ich teilweise noch seitenweise dazu, weil ich vorher so schnell dabei war die Szene fertig zu kriegen, dass ich erst hinterher merke wo Stimmung fehlt oder die nötige Tiefe. Alles nicht so einfach. Aber mit kürzen habe ich mich schon immer sehr schwer getan. Und 10% rausstreichen wäre bei mir gar nicht möglich. Dann hättest du einen verhackstückelten Text, den keiner mehr lesen will.
Also auf mich trifft die Aussage so ziemlich zu. Meine Rohfassungen sind immer wesentlich länger als gekürzte Fassungen dann. Meistens habe ich eine Rohfassung, kürze die dann, und arbeite sie dann wieder ein bisschen auf. Das geht dann meist über 600 Manuskriptseiten zu 300 zu 350 oder so ;) Aber ich kürze dann auch wirklich ganze Szenen raus, vielleicht liegt das bei mir auch mit daran, dass ich beim Plotten zu viel doch noch reinrutschen lasse XD
Meine Überarbeitungen sollten tunlichts kürzer sein als die Rohfassungen. gerade wenn ich gegen den Wordcount schreibe, neige ich zum "schwaflefn", und da fällt dann viel Füllkram der Überarbeitungsschere zum Opfer. Manchmal wie bei Caity ganze Szenen.
Da habe ich mich mit meiner eigenen Aussage aber gehörig in die Nesseln gesetzt:
ZitatIch habe für mich selber beschlossen, dass diese Überarbeiten-heißt-Kürzen-Regel nicht passt. Alleine wenn ich so grob die Szenen aufzähle, die ich aufgrund meiner chaotischen Planung beim Überarbeiten noch hinzufügen werde ... Hm, vielleicht geht es sich aus, dass der Text gleich lang bleibt, aber kürzer?
Ja, kürzer. Um einiges kürzer. Ich hab ein ganzes Drittel rausgeworfen. :-X
Ich will es jetzt gar nicht auf den NaNo schieben. Von wegen man schreibt da nur Schrott und Schwallert herum, damit man den Wordcount erreicht. Am Anfang der Geschichte hab ich wohl am meisten herumgetüftelt und gekürzt, aber das liegt wohl auch daran, dass ich nicht sonderlich ausführlich geplottet habe. Langsam werde ich doch noch zur Plotverfechterin, weil ich mich doch ein kleines bisschen darüber ärgere, dass ich vieles schreibe, das in der ersten Überarbeitungsrunde wieder hochkant rausfliegt.
Es ist trotzdem immer wieder amüsant, wie sehr man sich bei der eigenen Arbeitsweise irren kann. ;D