Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum

Handwerkliches => Workshop => Thema gestartet von: Cherubim am 21. Februar 2010, 17:54:26

Titel: Wie denken eure Charaktere?
Beitrag von: Cherubim am 21. Februar 2010, 17:54:26
 :hmmm:

Ich hänge schon seit längeren an einem Problem. Wie lasst ihr eure Figuren denken?

Hebt ihr Gedanken nur kursiv hervor, z. B.

Simone ging über die Straße und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Heute ist es aber wieder heiß.


Oder erwähnt ihr das Denken explizit, z. B.

Simone ging über die Straße.... Heute ist es aber wieder heiß dachte sie genervt.


Oder vermischt ihr die beiden Varianten.

Ich hoffe ihr versteht was ich meine
Titel: Re: Wie denken eure Charaktere?
Beitrag von: Ary am 21. Februar 2010, 18:06:53
Hi,
kommt drauf an. In meinem aktuellen Projekt benutze ich Kursivschrift für mentale Kommunikation ohne lautes Sprechen. Wenn da mal jemand ganz für sich allein denkt, erwähne ich es explizit, damit es nicht zu Verwechselung mit dem "Senden" kommt.
Wenn ich keine mentale Kommunikation drin habe, denken meine Charaktere kursiv. :)
Titel: Re: Wie denken eure Charaktere?
Beitrag von: Alaun am 21. Februar 2010, 18:11:42
Hallo,
in meinem aktuellen Projekt gibts auch eine Form der mentalen Kommunikation. Dort greife ich ebenfalls auf Kursivschrift zurück, weil es einfacher ist, als immer ein "dachte er", "sendete sie" o.ä. zu schreiben. Aber in meinen früheren Projekten habe ich das denken immer in Normalschrift geschrieben und natürlich durch diese Erklärungen ergänzt.

Liebe Grüße!
*Aquamarin
Titel: Re: Wie denken eure Charaktere?
Beitrag von: Romy am 21. Februar 2010, 18:38:33
Ich benutze für's denken ebenfalls Kursivschrift. Entweder mit einem "dachte er" oder "schoss ihm durch den Kopf", oder manchmal schreibe ich es auch nicht dazu und lasse die Gedanken nur durch das Kursive deutlich werden.
Ebenso, wie man bei einem Dialog ja auch manchmal schreibt "sagte er" und manchmal lässt man es weg. Da kann man schon mal ein wenig variieren, finde ich. ;)

Mentale Kommunikation wird bei mir ebenfalls kursiv, außerdem setze ich das ebenso wie "laute" Sprache in Anführungszeichen. So lassen sich persönliche Gedanken und mentale Kommunikation leicht unterscheiden.
Titel: Re: Wie denken eure Charaktere?
Beitrag von: Churke am 21. Februar 2010, 18:39:39
Es gibt noch eine dritte Möglichkeit: Den Gedanken in einer Art indirekten Rede:

Simone ging über die Straße und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Heute war es aber wieder heiß.
Titel: Re: Wie denken eure Charaktere?
Beitrag von: Kati am 21. Februar 2010, 20:16:03
Das Problem habe ich dank Ich-Perspektive nicht, aber ich würde wohl kursive Schrift wählen. Das finde ich am Schönsten. Klingt besser als ein "dachte sie" nach jedem Satz und vermeidet Verwirrung beim Leser.

LG,

Kati
Titel: Re: Wie denken eure Charaktere?
Beitrag von: Wollmütze am 21. Februar 2010, 20:24:20
Zitat von: Churke am 21. Februar 2010, 18:39:39
Es gibt noch eine dritte Möglichkeit: Den Gedanken in einer Art indirekten Rede:

Simone ging über die Straße und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Heute war es aber wieder heiß.

So verwende ich es auch. Ab und zu setz ich auch in Kursivschrift, aber wenn es längere Gedanken sind packe ich es immer in indirekte Rede. Kursiv verwende ich nur, wenn meine Charas z.B innerlich fluchen: Verdammt!,dachte Blabla: Sie hatte tatsächlich vergessen abzuschließen.
Titel: Re: Wie denken eure Charaktere?
Beitrag von: Luna am 22. Februar 2010, 10:09:59
Ich nutze ebenfalls die indirekte Rede und habe bisher auf jegliche kursive Schrift verzichtet und bisher kommen die Gedanken auch so ganz gut rüber. Allerdings bleibe ich auch strikt bei einer Perspektive.
Titel: Re: Wie denken eure Charaktere?
Beitrag von: Kuddel am 22. Februar 2010, 10:49:51
In meinem letzten Projekt habe ich die mentale Kommunikation mit dem Feuerpferd in Kursivschrift gehalten. Die normalen Gedanken wurden bei mir mit Ergänzungen wie sagte sie hervorgehoben.

Mein Problem im letzten Projekt war, dass mein Protagonist, normale Kommunikation "Normalschrift"  vornahm, Gedanken Kursiv und dann noch die Gedankenssprache "Kursiv". Alles in allem brauchte ich drei sprachliche Unterscheidungen.

Im jetzigen Projekt arbeite ich aus der Erzählweise der dritten Person und sie denkt ohne "" in Normalschrift mit Zusätzen wie dachte sie.

Sicherlich kommt es immer auf die Erzählperspektive an.
Titel: Re: Wie denken eure Charaktere?
Beitrag von: Geli am 22. Februar 2010, 11:23:13
Stichwort Erzählperspektive:
Es ist durchaus zulässig, Gedanken in einer strikt personalen Erzählperspektive einfach als ganz normale Hauptsätze einzuflechten.  Du bist in der Figur und siehst die Welt aus ihren Augen.

Simone ging über die Straße und wischte sich die Stirn. Heute war es aber wieder sehr heiß.

Nur dann bitte nicht im nächsten Absatz:

Peter kaufte sich eine Wollmütze. Er fand es heute ziemlich kühl.
Titel: Re: Wie denken eure Charaktere?
Beitrag von: Joscha am 22. Februar 2010, 14:41:39
Ich habe eigentlich verschiedene Varianten. Welche davon ich verwende, hängt davon ab, was ich intuitiv an der Stelle als besser in den Lesefluss passend ansehe. Vorherrschend ist da bei mir die von Geli gerade genannte Variante. Manchmal klingt diese jedoch komisch, dann greife ich auf eine direkte Gedankenwiedergabe aus der Ich-Perspektive zurück, die ich kursiv setze. Anführungszeichen verwende ich für Gedanken aber nicht, das schafft nur Verwirrung, was jetzt gerade laut ausgesprochen wurde und was nur Gedankenwiedergabe ist etc.
Titel: Re: Wie denken eure Charaktere?
Beitrag von: Lila am 22. Februar 2010, 15:36:35
Ich richte mich bei den Gedanken meiner Figuren auch nach dem Lesefluss und zum Teil auch nach der Erzählperspektive. Wenn ich einen Ich-Erzähler habe wird das Denken meist explizit erwähnt. Bei einem personalen oder auktorialen Erzähler hingegen benutze ich am häufigsten die Kursivschrift, um meine Figuren Denken zu lassen.
Titel: Re: Wie denken eure Charaktere?
Beitrag von: Stjersang am 22. Februar 2010, 20:16:40
Ich benutze Kursivschrift, hänge aber ab und an hänge ich aber auch ein 'konstatierte er' oder einfach 'dachte sie' an. Bei der Gedankenrede belasse ich es für den Handlungsträger bei Kursivschrift, das Gegenüber wird allerdings in Anführungszeichen gesetzt.
Titel: Re: Wie denken eure Charaktere?
Beitrag von: Luciel am 22. Februar 2010, 21:01:19
Meine Charas denken ziemlich viel und deshalb in kursiv und ohne "dachte sie" oder dergleichen. Ich finde, das stört beim Lesen und unterbricht die Stimmung, die ich mit den Gedanken erzeugen möchte.
Um das Ganze besser aussehen zu lassen, setze ich die Gedanken in einfache Gänsefüsschen (im Unterschied zu den doppelte der wörtlichen Rede), ziehe die Sätze aber genauso ein.

  "Trotzdem könntest du dich mal herablassen", beharrte Luciel. "Aber bitte, wie du willst. Dann frage ich sie eben selbst."
  ,Er ist es nicht gewohnt, dass er nicht beachtet wird und ist viel zu stolz, es zuzugeben.'
Titel: Re: Wie denken eure Charaktere?
Beitrag von: Bisou am 23. Februar 2010, 21:33:32
hmm, ich muss zugeben, dass ich das eigentlich intuitiv mache. Ich mag es nicht, wenn Gedanken den Lesefluss stören. Interessant und am glaubwürdigsten finde ich es eigentlich, wenn die Perspektive so nah an dem Charakter dran ist, dass man die Gedanken wie bei show don't tell gezeigt bekommt. Das bedeutet für mich, dass der Charakter praktisch darüber "spricht", was er denkt. Hört sich konfus an, ich weiß, aber ich hoffe, es ist so verständlich, was ich meine.

Ich denke ja auch nicht wirklich aktiv über etwas nach. Ich denke einfach und ich finde, dass man einige Dinge aus dem realen Leben schon auch auf die Fantasy übertragen sollte. Deswegen mag ich es in Büchern eigentlich überhaupt nicht, wenn der Charakter jeden zweiten Satz kursiv denkt. Erstens stört mich das ganz einfach, ich finde es nicht schön, denn kursive Gedankenrede bedeutet für mich eigentlich, dass der Charakter mit jemand anderem via Gedanken kommuniziert.
Dieses "Es ist aber heiß heute, ich muss heute abend bestimmt noch einmal duschen gehen", dachte er, gefällt mir ebenso wenig. Ich finde, das schafft einfach Distanz zwischen Leser und Charakter. Und Distanz finde ich in Büchern sowieso ... naja, nicht so toll.

Just my two cents
Titel: Re: Wie denken eure Charaktere?
Beitrag von: Nachtblick am 23. Februar 2010, 21:37:59
Irgendwann habe ich das Gedanken in Kursiv oder durch andere Anführungszeichen aufgegeben und mache es jetzt meist so: Sie presste mit einem wütenden Knurren die Zähne zusammen. Oh ja, sie hatte nichts dringender nötig als ein Kindermädchen!
Nun habe ich aber keine Ahnung, inwiefern das jetzt falsch oder richtig ist ;D
Titel: Re: Wie denken eure Charaktere?
Beitrag von: Bisou am 23. Februar 2010, 21:55:54
Genau das meinte ich in meinem Beitrag.  ;D
Titel: Re: Wie denken eure Charaktere?
Beitrag von: Wuo Long am 24. Februar 2010, 15:09:08
Ich schließe mich bisou an. Gedanken in einem Romantext kursiv zu markieren, halte ich für störend. Es ist für mich eine ähnliche Stilschwäche, wie wenn jemand GROSSBUCHSTABEN verwendet um bei wörtlicher Rede die Lautstärke zu betonen. Stilistisch werden die Gedanken eines Erzählers auch innerer Monolog genannt und meiner Meinung nach sollte innerer Monolog alleine durch seine Sprache als solcher zu erkennen sein.
Diesen inneren Monolog so zu formulieren, dass es nicht wie Infodump klingt, will natürlich gekonnt sein, und mir persönlich fällt es oft nicht leicht, dies gut umzusetzen. Allerdings fällt mir auf, dass bei klassischer Literatur (Prosa) wesentlich freizügiger der innere Monolog eingesetzt wird, als bei heutigen Bestsellern. Und die benutzen mit Sicherheit keine Kursivschrift.
Titel: Re: Wie denken eure Charaktere?
Beitrag von: Gwendelyn am 22. März 2010, 10:21:47
Hmmm... Ich persönlich bin auch kein großer Fan der Kursivschrift, aber hin und wieder ist sie schon ziemlich praktisch.  ;)

In einem meiner momentan auf Eis ligenden Projekte gibt es eine Protagonistin, der vor allem in Gesprächen mit ihrem Partner (für den die Beschreibung "Unsympath" noch eine gigantische Untertreibung ist) einige nicht sehr nette Dinge durch den Kopf gehen, die sie niemals und unter keinen Umständen laut sagen würde, oder, um ein einfaches Beispiel zu bringen, "Ja" sagt, und "Nein" denkt.
Zuerst habe ich versucht die Gedanken meiner Prota in Form von indirekter Rede einzubauen, was aber dummerweise den Fluss der Dialoge ziemlich ausgebremst hat. Nachdem ich dann darauf umgestiegen bin, ihre Gedanken direkt und nicht-kursiv in den Dialog einzubauen, fand ich es einfach etwas verwirrend. In solchen Fällen kommt die Kursiv-Schrift wie gerufen: Der Leser weiß sofort, was die Gedanken der Prota sind und ich persönlich finde, dass die Dynamik des Dialogs so erhalten bleibt.

Ansonsten verwende ich die Kursiv-Schrift selten und auch nur dann, wenn es um kurze Gedanken geht, die man schlecht in indirekte Rede packen kann. (Flüche und dergleichen) Ich finde es stilistisch einfach schöner, wenn der Text nicht zur Hälfte kursiv geschrieben ist. Wenn es doch mal sein muss, dann aber bitte in Maßen, nicht in Massen.  ;)
Titel: Re: Wie denken eure Charaktere?
Beitrag von: Drachenfeder am 22. März 2010, 14:55:52
Ich habe die Kursivschrift auch schon verwendet, jedoch soweit ich mich erinnere nicht bei Gedanken. Die Schreibe ich ganz normal... oder? Hm, aber ich finde Kursivschrift auch nicht schlimm. So erkennt man doch auch gleich, dass es etwas anderes ist.
Titel: Re: Wie denken eure Charaktere?
Beitrag von: caity am 23. März 2010, 08:32:11
Ich verwende eine Mischung aus allem vorgeschlagenen und für mich unterscheidet es sich hier stark zwischen direkten und indirekten Gedanken:
direkte Gedanken setze ich kursiv:
ZitatE. seufzte, haderte offenbar.
Komm! Gib dir einen Stoß!
Schließlich nickte sie.
Vor allem dann, wenn Verbformen vorkommen, die ich lieber im Präsens als im Präteritum haben würde. Andernfalls würde es nicht in den Fliestext passen.
Auch bei Erinnerungen an bereits Gesprochenes verwende ich gerne kursiv:
ZitatWir werden eine Versammlung einberufen müssen, dafür sorgen, dass die Fürsten nach Zapto kommen. Demnächst, hatte I. gesendet, vor drei Tagen.
Und dann habe ich noch eine Gottheit, die meine Protagonistin noch nie gesehen hat, die sich aber per Gedanken mit ihr unterhält, was auch kursiv gesetzt wird. Es kommt eben darauf an, ob ich es im Präsens oder im Präteritum verfasse.

Ansonsten habe ich aber auch öfters Gedanken, die ich zu indirekten Monologen in den Text einfüge:
ZitatBeinahe hätte A.s Herz ausgesetzt. Entgeistert starrte sie E. an. Heiraten? E.? Irgendeinen englischen Baron? Das stand ihrer Aufgabe mehr als ein bisschen im Weg, das war eine Katastrophe!
Das mache ich insbesondere gerne bei rethorischen Fragen oder Ausrufen, ein einfaches "Nein!", gedacht wird bei mir zum Beispiel selten kursiv gesetzt.

Meist benutze ich - vor allem für "richtige" Gedanken (die Unterhaltungen mit der Göttin sind ja eigentlich eher eine Extra-Wurst) - eher die zweite Variante, finde die erste aber durchaus auch hilfreich. Manchmal ist es einfach schöner, etwas direkt gedacht zu erleben und direkt gedacht wird nun einmal nicht im Präteritum ...

@ Wuo Long:

ZitatStilistisch werden die Gedanken eines Erzählers auch innerer Monolog genannt und meiner Meinung nach sollte innerer Monolog alleine durch seine Sprache als solcher zu erkennen sein.
Diesen inneren Monolog so zu formulieren, dass es nicht wie Infodump klingt, will natürlich gekonnt sein, und mir persönlich fällt es oft nicht leicht, dies gut umzusetzen. Allerdings fällt mir auf, dass bei klassischer Literatur (Prosa) wesentlich freizügiger der innere Monolog eingesetzt wird, als bei heutigen Bestsellern. Und die benutzen mit Sicherheit keine Kursivschrift.

Das ist interessante, meine Meinung entspricht da nämlich komplett dem Gegenteil. Ich kann es nicht leiden, wenn "richtige" Gedanken (also im Präsens verfasste Gedanken) nicht in irgendeiner Weise gekennzeichnet sind. Bei manchen alten Werken ist ja nicht einmal die wörtliche Rede gekennzeichnet, da stolpere ich auch jedes Mal drüber. Das mag an meiner Gewohnheit als Leser liegen, völlig in eine Geschichte eintauchen zu wollen, aber dadurch empfinde ich es als störend, in der Mitte eines Satzes festzustellen, dass da jemand spricht oder denkt. Dann doch lieber kennzeichnen. Ich mag die kursive Schreibart. Und wer weiß, vielleicht hätten unsere literarischen Größen sie ja ebenfalls benutzt, wenn sie damals die Möglichkeit gehabt hätten  ;)

Bye
caity