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Handwerkliches => Workshop => Thema gestartet von: Moa-Bella am 03. November 2009, 17:11:32

Titel: Ist euch Symbolik in euren Texten wichtig?
Beitrag von: Moa-Bella am 03. November 2009, 17:11:32


Mir ist aufgefallen, dass ich in meinen Texten immer eine mehr oder weniger starke oder bedeutende Symbolik einbaue, z.B. stehen Lilien in einem meiner Projekte für die ehemalige Liebe eines Protagonisten, die ihm immer noch nahe geht, je nachdem wie sehr er sich an sie erinnert, tauchen im Text Lilien auf.

Wie ist das bei euch? Baut ihr beabsichtigt oder unbeabsichtigt eine Symbolik in eure Werke ein oder haltet ihr sie gar für vollkommen überflüssig?

Ich bin gespannt auf eure Antworten,

lg,
Moa-Bella
Titel: Re: Ist euch Symbolik in euren Texten wichtig?
Beitrag von: Steffi am 03. November 2009, 17:23:07
Da habe ich noch nie so drüber nachgedacht, was vermutlich bedeutet, dass ich Symbolik nicht benutze  ;D  Generell gesagt finde ich Symbolik ganz nett, wenn sie nicht zu aufdringlich eingebaut wird. Nichts finde ich schlimmer als die Szene in "Braveheart", in der das Mädel dem kleinen William die Distel in die Hand drückt.  Da hab ich aufgehört, den Film zu gucken  ;D
Titel: Re: Ist euch Symbolik in euren Texten wichtig?
Beitrag von: Churke am 03. November 2009, 18:42:14
Zitat von: Steffi am 03. November 2009, 17:23:07
Nichts finde ich schlimmer als die Szene in "Braveheart", in der das Mädel dem kleinen William die Distel in die Hand drückt.  Da hab ich aufgehört, den Film zu gucken  ;D
DIE Symbolik hab ich jetzt leider nicht verstanden.  :-[ Das ist das Grundproblem bei Symbolik.

Die Symbolik in meinem Texten würden die meisten Leute wahrscheinlich auch nicht kapieren. Das ist in erster Linien ein Spiel, das ich selber spiele.
Titel: Re: Ist euch Symbolik in euren Texten wichtig?
Beitrag von: Joscha am 03. November 2009, 20:18:49
So lange sie nicht zu aufdringlich wirkt und nur beim "genauen Hinlesen" auffällt, habe ich nichts gegen Symbolik. Vor allem in emotionsgeladenen Szenen verwende ich sie manchmal, um bestimmte Stimmungen deutlich zu machen und dem erfahrenen Leser einige Andeutungen zu geben, was als nächstes passieren wird. Aber meiner Meinung nach daraf man es damit auf keinen Fall übertreiben, das wirkt sonst lächerlich. Es sei denn natürlich, Symbolik ist das zentrale Thema des Romans.
Titel: Re: Ist euch Symbolik in euren Texten wichtig?
Beitrag von: Lisande am 03. November 2009, 20:48:40
Zitat von: Churke am 03. November 2009, 18:42:14
DIE Symbolik hab ich jetzt leider nicht verstanden.  :-[ Das ist das Grundproblem bei Symbolik.


*grins* Steffis Lieblings-Hassszene, und eine, die ich auch erst verstanden habe, als sie sie mir erklärt hat: die Distel ist das Zeichen Schottlands. Die Kurze legt William damit quasi Schottland in die Hand. Ich glaube, wenn ich die Szene beim Gucken kapiert hätte, wäre mir auch schlecht geworden - aber so konnte ich den Film weitersehen. ;)

ZitatDie Symbolik in meinem Texten würden die meisten Leute wahrscheinlich auch nicht kapieren. Das ist in erster Linien ein Spiel, das ich selber spiele.

Ja, ich glaube, dass das ganz häufig ein Problem ist - da gibt sich der Autor (oder im Falle von Braveheart der Regisseur) unglaublich viel Mühe - und alle gucken nur doof, weil die Szene jetzt gerade keinen Sinn macht, wenn man den Hintergrund nicht kennt.

Deswegen würde ich von Symbolik eher absehen, es sei denn, es ist wirklich was ganz offensichtliches (was in Fantasyromanen schon mal schwierig werden kann, wenn es in einer eigenen Welt spielt) oder wird erklärt. Und dann kann es den Text auch schon wieder kaputt machen.
Titel: Re: Ist euch Symbolik in euren Texten wichtig?
Beitrag von: Linda am 03. November 2009, 21:01:58
Mir ist schon wichtig, dass meine Texte auf verschiedenen Ebenen funktionieren. Eine Ebene davon ist die symbolische und da lege ich natürlich einen gewissen Wert drauf (sowohl auf universelle Symbole wie auch kulturspezifische bzw eigens eingefügte). Wie andere Stilmittel auch, kommt das nicht bei jedem Leser gleich an. Damit müssen beide Seiten leben, solange ein Text überhaupt funktioniert.
Oder auch mit Goethe gesagt: Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen

Gruß,
Linda
Titel: Re: Ist euch Symbolik in euren Texten wichtig?
Beitrag von: Steffi am 03. November 2009, 22:15:02
Zitat von: Lisande am 03. November 2009, 20:48:40

*grins* Steffis Lieblings-Hassszene, und eine, die ich auch erst verstanden habe, als sie sie mir erklärt hat: die Distel ist das Zeichen Schottlands. Die Kurze legt William damit quasi Schottland in die Hand. Ich glaube, wenn ich die Szene beim Gucken kapiert hätte, wäre mir auch schlecht geworden - aber so konnte ich den Film weitersehen. ;)


Das ist das Problem, wenn man den Film in einem Schottland-Seminar schaut :D Die Distel ist tatsächlich die "Blume" für Schottland, so wie die Rose für England und das Kleeblatt für Irand steht (auf Wales komme ich grade nicht). Und wenn man das weiß und dann mitkriegt, wie die Kurze ihm das Schicksal Schottlands in die Hände gibt...da krieg ich zuviel.

Ähnlich gibt es in der ersten Staffel Smallville eine Szene, wo Clark nachts auf dem Friedhof rumschleicht und so stehen bleibt, dass die Flügel einer der Engelsfiguren scheinbar zu ihm gehören. Furchtbar.

Symbolik schön und gut, aber das kann sehr schnell in die Hose gehen und zu dick aufgetragen wirken.
Titel: Re: Ist euch Symbolik in euren Texten wichtig?
Beitrag von: Cythnica am 03. November 2009, 22:26:39
Ich finde Symbolik wird vor allem dann Überflüssig, wenn sich ganze Storyzweige nur darüber wirklich erklärbar machen.
So gibt es offenbar eine ganze durchgehende Symbolik und Glauben und Läuterung in den Fortsetzungen von Matrix, wo ich es schon allein aufgrund der Hintergrundgeschichte bescheuert finde, da sone heiliger-prophet-nummer draus zu machen.

Beim "König der Fischer" fand ich die Symbolik allerdings wieder ganz passend, wenn jemand den Film kennt, in dem Robin Williams immer von einem roten Ritter verfolgt wird, der ihn an seine getötete Frau erinnert.

In meinen Büchern habe ich nicht wirklich viel Symbolik drin... das einzig lustige Beispiel ist, dass ich einen in der Finsternis lebenden "Dämon" habe, der, wenn man ein paar Buchstaben ändert, das lateinische Wort für Höhlenmensch ist ~ als ich den Namen von ewigen Zeiten das erste Mal niederschrieb hatte ich davon bloß keine Ahnung ....  :rofl:
Titel: Re: Ist euch Symbolik in euren Texten wichtig?
Beitrag von: Maran am 03. November 2009, 22:35:53
Symbolik setze ich selten bewußt ein. Aber ich stelle im Nachhinein schon fest, daß ich sie benutze. Bewußt habe ich eher ein zwiespältiges Gefühl Symbolen gegenüber. Die sind zu stark von dem kulturellen und gesellschaftlichen Hintergrund abhängig. Um etwas auszudrücken, sind sie wohl nur bedingt einsetzbar ... Kommt ganz auf die Zielgruppe an.;)
Titel: Re: Ist euch Symbolik in euren Texten wichtig?
Beitrag von: Alaun am 04. November 2009, 10:02:29
@Maran: Geht mir auch so. Symbolik entwickelt sich eher unterschwellig und gelegentlich stelle ich dann fest "Hoppla, das ist jetzt aber symbolschwanger..." Ob das dann immer die gelungensten Szenen sind, sei dahingestellt  ;) Andererseits- so eine schön plazierte, unaufdringliche Symbolik finde ich beim Lesen immer prima, weil dann ein Subtext da ist, über den man sich auch noch Gedanken machen kann. Wenn man ihn denn versteht.

Liebe Grüße und einen hübschen Tag!
*Aquamarin
Titel: Re: Ist euch Symbolik in euren Texten wichtig?
Beitrag von: Lavendel am 04. November 2009, 10:18:06
Symbole können ja unterschiedlich gedeutet werden. Die Distel bei Braveheart ist natürlich außerordentlich eindeuting und deshalb vielleicht auch etwas platt. Grundsätzlich kann man Texte aber auf unterschiedliche Art und Weise lesen. Letzendlich ließt jede/r Leser/in einen Text ein bisschen anders. Aus unterschiedlichen Leseperspektiven können sich deshalb auch ganz unterschiedliche Deutungen ergeben. Deshalb mache ich mir über Symbole nicht besonders viele Gedanken, denn sie können für eine/n Leser/in letzlich ganz andere Beudungen haben als für mich persönlich.

Trotzdem finde ich es toll, wenn man einen Text auf mehreren Ebenen lesen kann, wenn sich verschiedene Deutungsmuster ergeben, wenn der Text für mich persönlich eine Bedeutung gewinnen kann, die über den eigentlichen Inhalt hinausgeht.
Titel: Re: Ist euch Symbolik in euren Texten wichtig?
Beitrag von: Roland am 04. November 2009, 14:31:33
Das kommt bei mir ganz auf die Geschichte drauf an. Bei manchen halte ich es für angebracht und bei manchen auch wieder nicht. Oder auch in der Situation in der man sich dann gerade befindet. Ich kann da keine klare Linie finden und sagen, dass ich es immer benutze.
Je nach Geschichte, je nach Genre und je nach Personen, die da mitspielen.

Grüssli Wulli
Titel: Re: Ist euch Symbolik in euren Texten wichtig?
Beitrag von: Anamalya am 04. November 2009, 16:46:56
Ich achte beim Schreiben weniger auf die Symbolik. Ich finde das auch äußerst schwierig. Wie ja auch schon gesagt wurde, hängt die Wirkung von Symbolen sehr vom Leser ab.
Ich finde es aber toll, wenn ein Autor geschickt mit Symbolen umgeht und sie in sein Werk einstreut, solange es nicht so klischeehaft ist wie in Braveheart. Man sollte meiner Meinung nach den Text aber auch verstehen können, ohne alle Symbole zu entschlüsseln. Was ich ganz interessant fand, war der Roman "Effi Briest" von Theodor Fontane, den wir letztes Schuljahr in Deutsch gelesen haben. Dieser Roman ist ja voll von Symbolik, die man aber theoretisch auch einfach überlesen kann und die ich großteils ohne Vorwissen über den Autor und die Epoche wohl auch überlesen hätte. Allerdings habe ich mich öfter gefragt, ob all diese Symbole tatsächlich planmäßig oder nicht zumindest teilweise zufällig vorkommen. Das ist eben alles Interpretationssache...

LG
Anamalya
Titel: Re: Ist euch Symbolik in euren Texten wichtig?
Beitrag von: Lomax am 04. November 2009, 17:20:40
Ich für meinen Teil lass eigentlich keine Gelegenheit ungenutzt, irgendwelche Aussagen indirekt zu platzieren. Ich würde allerdings nicht sagen, dass ich eine Vorliebe für Symbolik habe - ich unterscheide da nicht zwischen symbolhaften Andeutungen, Vorausdeutungen oder auch nur der Möglichkeit, von zwei möglichen Synonymen das doppeldeutigere zu wählen - dasjenige, das aus dem Kontext zwar eindeutig ist, das aber, wenn man es doch anders deutet, einen Aussage ergibt, die weder Leser noch Figuren zu dem Zeitpunkt wissen ;)
  Wie gesagt, es ist ein Spiel, das ich liebe. Ob es außer mir jemand mitbekommt, müssten wohl Leser beurteilen. Ich habe oft genug das Gefühl, dass es sich so verhält, wie Churke meinte: Es ist meist ein Spiel des Autors mit sich selbst. Bei allen indirekten Ausdrucksformen :-\ Aber warum auch nicht ... und ich weiß selbst ja als Leser: Wenn man es doch bemerkt, freut man sich. Und als Autor versuche ich eben zumindest darauf zu achten, dass solche Spielereien nicht den Vordergrund stören, sondern ohne schädliche Folgen auch überlesen werden können.
  Wenn es nicht aufdringlich oder irritierend platziert wird, ist es eigentlich nur eine Chance, den Lesespaß zu erhöhen.
Titel: Re: Ist euch Symbolik in euren Texten wichtig?
Beitrag von: Bisou am 04. November 2009, 17:38:24
Ich finde, Symbolik kann den Text auf eine tiefere, bzw. zweite Ebene leiten. Indem man in recht eindeutigen Dialogen Symbolik einbaut, die nicht ganz offensichtlich ist, kann man somit ein bisschen auf den Ausgang, bzw. den Weitergang des Romangeschehens hindeuten. Das gefällt mir widerum gut, da es mir persönlich als Leser und auch als Autor einen Riesenspaß macht, verschlüsselte (und intelligente) Symbolik zu entschlüsseln und damit im Nachhinein erst zu denken "Man, dass hätte ich mir auch gleich denken können. Dies und das hätte..."
Max Frisch macht das meines Erachtens in Andorra am Anfang ziemlich cool. Nachdem ich das Stück dann zweimal gelesen hatte, kam ich dann auch endlich mal dahinter.  ;D
Wenn die Symbolik also einen Text aufwertet, so, dass man noch ein bisschen zusätzlich nachdenken muss, finde ich das gut. ist die Symbolik allerdings aufdringlich und kommt ganz und gar unnötig rüber, finde ich das gezwungen und mag's überhaupt nicht. Dann lieber drauf' verzichten.  ;)
Titel: Re: Ist euch Symbolik in euren Texten wichtig?
Beitrag von: Lucien am 05. November 2009, 17:35:13
Hm, bei mir schleicht sich die Symbolik eher zufällig in die Geschichten ein. Wenn ich es dann mal bemerke und es mir gefällt, schaue ich, ob sich das noch mal einbauen und weiterführen lässt. Bei meinem Erstling ist es das Feuer - wobei ich es eher als eine immer wiederkehrende Metapher bezeichnen würde (ist da ein Unterschied? Wah, das Studium verwirrt mich!).
Bei einem aktuellen Werk ist es "die Hand". In meinem Kopfkino während dem Plotten ist mir aufgefallen, dass meine Prota in den verschiedenen Lebensabschnitten und -situationen immer wieder von jemandem an die Hand genommen wird und immer kann es anders gedeutet werden, ähnlich wie bei Effi Briest (z.B. das "Effi, komm.").

Ich muss zugeben, ich schaue Braveheart sehr gerne, und da lasse ich mich auch von der Distel nicht abschrecken (habe es bis eben auch einfach nur für eine hübsche Kinder-Romantik-Szene gehalten  ;D ). Hätte ich nicht als Symbolik erkannt. Ich hätte da eher an Murrons Stofftuch gedacht, das ja den ganzen Film hindurch auftaucht.
Titel: Re: Ist euch Symbolik in euren Texten wichtig?
Beitrag von: Kati am 05. November 2009, 19:27:14
Symbolik finde ich persönlich sehr schön, wenn sie richtig angewandt wird. Das Beispiel mit der Diestel ist nun wirklich ein wenig platt, aber, wenn sie ein wenig subtiler angewandt wird, liebe ich Symbolik. Ich freue mich immer richtig, wenn ich beim Lesen selbst drauf komme, was gemeint war.
Ich selbst setze Symbolik auch gern ein, kann allerdings nur hoffen, dass meine Symbolik nicht auch völlig platt und stumpf daher kommt. :hat kein Auge für sowas:

LG,

Kati 
Titel: Re: Ist euch Symbolik in euren Texten wichtig?
Beitrag von: Lila am 06. November 2009, 19:00:37
Nun, ich würde es nicht unbedingt "Symbolik" nennen. Aber eine gewisse Tiefgründigkeit darf in keinem meiner Texte fehlen. Ich habe noch nie pure Unterhaltung geschrieben und es wäre mir sogar ein Graus dies zu tun, auch wenn es wahrscheinlich der einfachste Weg ist. Denn wenn ich immer wieder mitbekomme, von welch sinnfreien und hohlen Dingen sich die meisten Leute bespaßen lassen, entschuldigt, aber da wird mir schlecht. Ich persönlich habe an mich selbst den Anspruch, mit meinen Texten die Leute zum nachdenken zu bringen und nicht sie noch mehr verblöden zu lassen. Ja, das klingt hart und würde niemals wagen zu behaupten, dass es mir gelingt. Aber verzeiht, wenn ich sehe, dass sich ein Schund wie Feuchtgebiete oder seichte und oberflächliche Unterhaltung wie Bis(s) zum Morgengrauen auf den Bestsellerlisten wochenlang auf Platz 1 hält... :zensur: Ich habe höhere Ansprüche an ein Buch! Auch und gerade beim Lesen. Und deshalb darf eine gewisse Tiefgründigkeit, wie schon erwähnt, in keinem meiner Texte fehlen.
Titel: Re: Ist euch Symbolik in euren Texten wichtig?
Beitrag von: Cythnica am 07. November 2009, 15:07:07
Also bei Biss kann ich das nicht ganz bewerten aber Feuchtgebiete als Schund zu bezeichnen, das würde ich sehr sehr vorsichtig betrachten -
Ich habe das Buch gelesen weil es mir geschenkt wurde und bin vom Glauben abgefallen - und es ist gerade durch den wenigen Ernst der Autorin, schwer zu sehen, wie sehr dieses Buch nur als oberflächlicher, abartiger Schocker gedacht ist - aber ich würde da nicht von fehlender Tiefe sprechen -
Man setzt sich gerne mal in die Nesseln, wenn man selbst davon spricht, Dinge als Niveaulos zu klassifizieren - da es vielleicht einfach Ebenen gibt, die man gar nicht erkennen kann - aus der Richtung des Textes oder der Autorin.

Gerade gute Komödien machen sich auch teils dadurch zur Komödie, dass sie den Witz umgehen anstatt ihn wirklich auszuleben und manche gute Tragödien werden erst tragisch, dadurch, dass sie erscheinen als wollten sie gar keine Tragik darstellen.
Ebenso ist es denke ich auch der Fall, das bestimmte Texte allein dadurch Tiefe und Niveau erreichen, dass sie den Anschein erwecken, einfach nichts davon zu beinhalten.
Hingegen gibt es einige Leute, die versuchen, ihren Text von vornherein mit Tiefe zu versehen, und allein dadurch schon aufgesetzt und falsch wirken.


Bestes Beispiel ist, wie viele Leute die Serie South Park als Niveaulos und dümmlich bezeichnen, weil sie auch viel der Gesellschaftskritik darin gar nicht mitbekommen, weil oft Dinge durch den Kakao gezogen werden, die gerade erst durch periphere Medienberichte an die Oberfläche gespült wurden.
Titel: Re: Ist euch Symbolik in euren Texten wichtig?
Beitrag von: Moa-Bella am 07. November 2009, 17:57:48
Vielleicht wollen viele Leser gar keine tiefgründige Literatur... Die Biss-Bücher sind auf jeden Fall nichts weiter als Kitsch, da hätte ein wenig Tiefgründigkeit nicht geschadet.

Übertriebene oder erzwungen wirkende Symbolik sollte nicht verwendet werden, ich glaube da gibt es nicht viel zu diskutieren. Ich finde auch die Symbolik, die man auf den ersten Blick nicht bemerkt am reizvollsten.
Titel: Re: Ist euch Symbolik in euren Texten wichtig?
Beitrag von: Chuck am 07. November 2009, 18:09:46
Ein Wort zur Distel. Nur der Offensichtlichkeit wegen (die ich allerdings auch nicht sehe), ist die Szene ja noch nicht platt. Zumal später im Film ja die Distel noch anderweitig genutzt wird als Verbindungsstück zwischen Vergangenheit und Gegenwart und gar nicht nur als Symbol eingesetzt wurde.

Zudem ist doch ein Symbol eindeutig das, was daraus gemacht wird oder daraus gemacht wurde. Ich würde behaupten in jedem Werk steckt eine Art der Symbolik, ob nun im Detail oder allgemein. Von daher liegt zumindest für mich der Ball in der Hälfte der Leser und was sie damit anfangen. Und selten habe ich Symbolik gesehen, über die es sich nicht leicht hinweg lesen würde. Wenn zuviel Bedeutung oder Aufmerksamkeit darin gelegt wird, dann ist es ja nicht die Symbolik, die den Leser verändert, sondern der Leser die Symbolik. Symbolik ist ja immer solange statisch bis jemand kommt und daran rührt.

Von daher ist Symbolik toll und vertieft ein Werk. Je mehr desto besser. Selbst wenn ein Werk ohne die Erklärung der Symbolik nicht auskommt, dann ist es kein schlechtes Werk sondern nur ein Werk für eine bestimmte Zielgruppe (Und wenn diese nur aus einer Person besteht). Ob das Werk als solches aber funktioniert und seine Intentionen erreicht, dass hängt noch von ganz anderen Faktoren ab.
Titel: Re: Ist euch Symbolik in euren Texten wichtig?
Beitrag von: Dämmerungshexe am 04. Februar 2010, 13:28:17
Also ich spreche mich hier mal für die Symbolik aus. Aristoteles hat schon in seiner Poetik festgestellt, dass die symbolische Ebene (neben der moralischen, der intellektuellen und der emotinalen) wichtig für die "Erleuchtung" des Lesers (oder auch Betrachter des antiken Theaters) ist.

Natürlich darf man sich hier nicht auf einer oberflächlichen Ebene bewegen. Aber so ziemlich alles kann zur Symbolik werden. Ob der Leser das dann mitbekommt oder auch nciht, ist eine ganz andere Sache (Ich finde beim Überarbeiten von "Der Feuerberg" immer wieder solche "Symbole", die ich damals unbewusst eingesetzt habe. Und manchmal frage ich mich dann auch, ob das nicht zu offensichtlich ist, und manchmal baue ich es aus.).

Und noch ein Wort zu den "Feuchtgebieten" - ich habe das Buch auch gelesen und dachte mir am Anfang: so eine Effekhascherei! Nachdem mich es aber zuende hatte und einige Zeit drüber nachgedacht hatte, wurde mir klar, dass dieses ganze eklige Zeug eine Art Überspungshandlung der Protagonistin ist, um sich selbst nicht mit ihrer familiären Situation auseinander setzen zu müssen und zugleich eine Rebellion gegen diese Situation, in der sie sich gefangen fühlt.
Titel: Re: Ist euch Symbolik in euren Texten wichtig?
Beitrag von: Wollmütze am 04. Februar 2010, 19:08:11
Eine gewisse Symbolik ist mir auch in meinen Texten wichtig. Ich mag es einfach, auch beim Lesen, einen tieferen Sinn zu entdecken. Dann denke ich meist Stunden darüber nach. Allerdings würde ich die Symbolik nie als Grundelement verwenden, nicht bei Fantasy, obwohl es wieder sehr schön ist, sich durch eine andere Welt zu lesen, und dabei einige Lebensweisheiten zu entdecken, die man vielleicht grade erst dadurch, dass man fern ab von der Realität ist, versteht. Ich zumindest liebe das.
Was mich aber sehr stört ist, wenn ich merke, dass der Autor versucht mir seine Lebensphilosophien aufzudrücken oder mich negativ zu belehren, da schlag ich das Buch sofort zu.
Ich schließe mich einigen anderen hier an, Symbolik sollte nicht hingeklatscht werden, sondern fein portioniert und versteckt sein. Wenn man sie dann entdeckt, freut man sich umso mehr  ;)

Liebe Grüße,
Wolli