Hallo liebe Tintenzirkler,
mir ist gerade beim Schreiben etwas aufgefallen und vielleicht kennen manche hier das:
Immer, wenn es um Aufregung/ Anspannung geht, nutze ich bestimmte körperliche Symptome meiner Figuren, z.B.
- pochender / rasender /unruhiger Herzschlag
- zitternde Knie
- trockener Mund
- stockender Atem / Atem anhalten
- vor Schreck geweitete Augen/ Pupillen
Da ich momentan viele aufregende Szenen schreibe (in denen es allerdings nie um Kämpfe Vieler geht, sondern eher um extreme psychische Anspannung einzelner Figuren) gehen mir langsam die Beschreibungen aus ;D
Ich beginne, mich zu wiederholen. Außerdem frage ich mich, ob körperliche Symptome bei Anspannung wirklich bei jedem gleich sind- klar, in der Tendenz schon, ist ja alles hormonell gesteuert- aber einige Menschen sind ja einfach "cooler" als andere, folglich müsste man da auch in der Beschreibung des Umgangs mit Anspannung differenzieren können, oder?
Wie macht ihr das?
Ganz viele liebe Grüße,
*Alaun
Guten Morgen!
Bei meiner Prota wiederhole ich mich auch desöfteren, denn die Symptome sind, wie Du schon sagst, die gleichen - zumindest, wenn es um die gleiche Person geht. Ich verwende dann auch mal Ausdrücke wie
- "ihr Herz setzte für einen Schlag aus" / "sie hörte das Pochen des Blutes in ihren Ohren"
- "ihre Knie drohten nachzugeben"
(den trockenen Mund habe ich noch nie verwendet, gute Idee!)
(bei dem Atem ist mir auch noch keine Alternative eingefallen)
- Handflächen, die feucht werden
- Augen können vor Angst auch mal dunkel werden ...
Ansonsten, wenn jemand ein wenig empfindsamer ist, finde ich auch schwülstige Ausdrücke okay, im Sinne von "sie fühlte sich einer Ohnmacht gefährlich nahe", "sie fühlte, wie ihr die Sinne schwanden".
Wenn die Person cooler ist, gefallen mir persönlich auch schlichtere Beschreibungen, meinetwegen, dass sie spürt, wie sich ihr Herzschlag beschleunigt, dass sie ihre Hände zu Fäusten ballt, oder dass der Person feine Schweißperlen auf der Stirn stehen.
Liebe Grüße!
Beschreiben ist ja mein Schwachpunkt, aber gerade bei meinem momentanen Projekt ist es besonders wichtig die Anspannung zu beschreiben, besonders wenn mein Prota wütend wird. Bis jetzt habe ich immer die Spannung in allen Muskel und die rigide Körperhaltung hervorgehoben.
Deiner Liste würde ich außerdem noch zufügen:
- Schweißausbruch / Sammeln von Schweiß zB auf der Oberlippe
Wenn es dir darum geht deine Charaktere zu differenzieren dann würde ich vorschlagen, dass du den wichtigsten Personen spezielle Angewohnheiten verpasst, die in Extremsituation hervortreten. Z.B. dass jemand immer wieder eine Faust ballt, die Hand dann wieder entspannt, eine Faust ballt... so was in der Art.
Zitternde Hände, zuckende Lider, aufgestellte Nackenhaare
Das sind Dinge, die mir auf Anhieb einfallen.
Bei Aufregung im Sinne von Anspannung würde ich noch die Beschreibungen dazunehmen, die sich auf die "Muskelspannung" beziehen.
- Stirn runzeln
- Lippen aufeinanderpressen
- Kiefermuskeln, die sichtbar hervortreten
- bei manchen Leuten sieht man auch eine Ader auf der Stirn, oder die Schläfen treten durchs
- Zähne zusammenbeißen hervor
- Fäuste ballen
- Hände/ Finger ineinander verhaken/ verkeilen
- (im Sitzen) Beine an den Fußgelenken kreuzen
- Arme kreuzen
- Schultern hochziehen oder nach vorne ziehen
am besten selber ausprobieren, welche Muskeln sich bei dir zusammenziehen, wenn du angespannt bist - bei manchen Leuten sieht das so aus, als ob sie ihren gesamten Körper zu einer Kugel zusammenrollen.^^
Hoffe, es ist was brauchbares dabei.
LG
Wolfskind
Eiskalte Hände, das ist bei mir immer so. Wenn ich nervös und angespannt bin, ist das fast so, als ob jemand die Wärme einfach so aus meinen Händen raussaugt. Und sie zittern.
Jor, un der Kiefer halt. Ich hab die Zähne schon so übelst zusammengebissen, dass ich fast nen Krampf hatte. :happs:
Und so ein komisches, flaues Gefühl im Magen, wenn die Situation, in der man angespannt ist, ganz plötzlich eintritt (übertragen auf den Prota: plötzlich kommt ein bewaffneter aus dem Gebüsch gesprungen oder sowas in der Art).
Allgemeine Verkrampfung, Angewohnheiten wie das Kauen auf der Unterlippe oder die Fingernägel in die Handfläche drücken. Vielleicht, wenn ein passender Gegenstand in der Nähe ist, diesen umklammern... Das würde mir jetzt noch einfallen.
Oh ja, sowas in der Art, wie Wolfskind schon sagte, fällt mir jetzt auch noch ein: die Arme vor der Brust verschränken. :)
Es passt generell alles, was zum erhöhten Sympathikotonus gehört. Ihr habt ja schon ziemlich viele genannt. Es geht doch um die akute Stressreaktion, oder?
Was mir noch einfällt, wären
- Kloß im Hals
- Magenkrampf
- Bauchschmerzen
- Gänsehaut
- Kopfschmerzen (entweder pochend vom Blutdruck oder Spannungskopfschmerz durch verkrampfte Muskeln)
- hochgezogene Schultern
- Blackout
- der berühmte Schauer, der einem über den Rücken fährt
@Vali: es stimmt schon, dass der Sympaticus dafür sorgt, dass sich die Pupillen bei akuten Stress weiten, oder? Da liege ich doch richtig? Damit wir schön viel sehen können, beim weglaufen vor dem bösen Säbelzahntiger? ;D
Liebe Grüße (und danke euch allen für die vielen Antworten!)
*Alaun
Richtig, ich verwechsel das auch öfter. Dachte immer, dass sich die Pupillen verengen, was aber nicht stimmt.
Augen weiten, Muskeln und Schweißdrüsen vorbereiten, Herz pumpen lassen, Verdauung und Geschlechtstrieb einstellen und dann klappt es auch mit dem Säbelzahntiger ;D
Wenn man aus der Perspektive der Figur schreibt, die aufgeregt ist, darf man ja nur das verwenden, was die Figur gerade selbst mitbekommt. Und das ist meist gar nicht so viel, weil die Aufmerksamkeit ganz woanders liegt (nämlich auf der Sache, die Ärger macht). Daher hab ich auch oft Probleme damit. :-/
Z. B. dass man verkrampft ist, bekommt man höchstens mit, wenn man länger verkrampft ist, weil einem dann der Kiefer/der Kopf weh tut.
Wie der Perspektiventräger aussieht, bekommt er selbst ja nicht mit.
Meiner Prota bleibt gerne mal der Mund offen stehen. Das ist quasi ihre persönliche Macke, in aufregenden und spannenden Situationen, oder wenn es was zu staunen gibt. ;D
Ich bin auch sehr dafür, den Protas individuelle Anzeichen für Stress zuzuordnen. Mir persönlich wird ja immer kalt und zittrig, wenn ich nervös und angespannt bin.
Selas (meine Prota) kommt nicht sooo oft in Spannungssituationen, wenn ich es mir recht überlege. Dafür der zweite Prota und die Nebenfiguren, aus deren Sicht ich auch noch schreiben muss.
Da ist es dann meistens ein kalter Schauer, der ihnen den Rücken hinab jagt, oder zitternde Hände oder Angstschweiß oder...oder...oder...
Eins fällt mir noch ein, ich glaube ich habe es hier noch nicht gelesen: Luft anhalten.
Ich halte in solchen Situationen teilweise, ohne es zu merken die Luft an und schnappe irgendwann, natürlicher weise wieder nach Luft, was die Spannung in der Atmosphäre wieder lockert....
Oder dann entgültig zum Kampf führen würde (Natürlich nur im Roman ;D)
LG
Antonia
Ich helfe mir in dem ich, wenn ein Prota unter Stress steht, mich auf einige wenige Symptome konzentriere. Je nach Situation sind das natürlich nicht immer dieselben. Mal passt es besser auf den Herzschlag einzugehen, mal mehr auf den kalten Schweiß oder die zitternden Lippen. Die Frage die ich mir dann Stelle ist, was passt am besten in die Situation und was bekommt der Prota oder seine Umgebung am ehesten mit!
Die Atmung ist bisher nicht so oft genannt worden aber wie ich finde sehr wichtig und ergiebig. Die Brustkorpatmung nimmt zu im Verhältnis zur Bauchatmung. Die Atemzüge werden eigentlich immer kürzer aber es gibt verschiedene Muster.
1: Manche Atmen sehr flach mit kurzen hoch frequentierten Atemzügen. Kann sowohl abdominal als auch thorakal ausgeprägt sein. Typisch bei Schock oder starker Angst. (besonders wenn sich der Prota gleichzeitig versteckt und leise sein muss) Es kann zur Totraumatmung kommen. Der Prota atmet sehr schnell aber bekommt nur wenig Sauerstoff. :seufz:
2: Daher wird dieses Atemmuster meistens von Zeit zu Zeit durch 2 bis 3 tiefe Atemzüge unterbrochen. Ansonsten kann der jenige schon auch mal in Ohnmacht fallen. :'(
3: Kurze hochfrequente aber gleichzeitig tiefe Atemzüge. Meistens bei extremer psychischer Anspannung. (erwarten einer Auseinandersetzung oder eines Angriffs) Meistens thorakal ausgeprägt. Es kommt zur Hyperventilation. Gefühl nicht gut Atmen zu können, nicht genug Sauerstoff zu bekommen. Der Betroffene bekommt nicht etwa zu viel Sauerstoff :hand: Weit verbreitetes Missverständnis! Es wird vielmehr zu viel Kohlendioxid abgeatmet. Das Säure Basen Gleichgewicht im Blut wird verändert und es treten Elektrolyte aus dem Gewebe in die Blutbahn ein. Besonders empfindlich sind die kleinen Muskeln und das Gehirn. Symptome: Pfötchenstellung der Hände (Krampf der kleinen Handmuskeln) Schwindel, Schwarz vor Augen, Ohnmacht.
Natürlich treten die Endsymptome nur in Extremfällen auf. Manche Menschen sind da auch empfindlicher als andere.
Du bist Mediziner, oder? ;D Finde mich als angehende Heilpraktikerin in der medizinischen Sprache wieder. Ich finds ja toll! Vielen Dank für die Beschreibungen, das ist super. Danke auch allen anderen für Eure Tipps!
Liebe Grüße,
*Alaun