Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum

Handwerkliches => Workshop => Thema gestartet von: Alaun am 14. Juli 2009, 15:56:19

Titel: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Alaun am 14. Juli 2009, 15:56:19
Hallo,

ich frage mich gerade, ob es zu verwirrend wird, wenn man eine Erzählung aus der Perspektive jeder einzelnen Figur erzählt. Es gibt bei mir schon einige Figuren, aus deren Sichtweise ich erzählen wollen würde, insgesamt 7 bis 8. Nur aus Sicht der Hauptfigur wäre mir auf Dauer irgendwie zu einseitig...

Wie macht ihr das? Bleibt ihr bei einer Sicht oder wechselt ihr ständig in den Perspektiven? Ab welcher Anzahl von Figuren findet ihr es störend und verwirrend?

Viele liebe Grüße,
*Alaun

Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Jara am 14. Juli 2009, 16:08:55
Ich finde es durchaus schön, wenn eine Geschichte nicht nur aus der Sicht einer Person beschrieben wird.
Das sorgt für Abwechslung und außerdem machen es verschiedene Handlungsstränge zumeist sowieso notwendig zwischen den Perspektiven zu wechseln.
Dabei kann man mitunter auch Szenen von verschiedenen Sichtweisen beleuchten, was das Ganze für den Leser interessanter macht.

Aber ich muss ehrlich sagen 7 oder 8 Perspektiven wären mir zuviel. Das solltest du auf keinen Fall machen, wenn es sich nur um ein einzelnes Band handelt. In einem Mehrteiler geht das schon, weil man die verschiedenen Perspektivträger dann auf die Bände verteilen kann.

Wie viele Perspektiven letztendlich noch verständlich sind oder ab wann es anfängt unübersichtlich zu werden, hängt wohl in erster Lienie von der Art der Umsetzung ab. Springe ich schon in einer Szene hin und her? Oder wechseln die Perspektiven mit den Kapiteln? Das ist dann meist kaum ein Problem für den Leser.

Nicht zu häufig zu wechseln ist auch deshalb wichtig, weil sich sonst keine Beziehung zwischen dem Leser und deinen Charakteren aufbauen kann. Wenn du von einem zum anderen springst und das jeweilige Innenleben nur leicht ankrazt, trägt das nicht all zu sehr zur Identifikation bei.

Ich selber habe bis jetzt noch nie mehr als zwei Perspektiven in einen Roman eingebaut. Abgesehen von einzelnen Szenen, in denen der POV dann mal bei jemandem lag, der ihn bis dahin noch nicht hatte und danach meist auch nicht mehr ::). Aber für mich ist es außerordentlich wichtig meine Hauptfiguren gut zu kennen, deshalb bietet sich mehr da nicht an. Ganz davon abgesehen, dass ich sonst wohl in einem heilosen Durcheinander versinke.
Aber das ist selbstverständlich nur meine persönliche Erfahrung ;)

Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Churke am 14. Juli 2009, 16:28:01
Die Frage ist nicht, ob ich aus der Sicht einer Figur erzählen will, sondern ob ich aus ihrer Sicht erzählen muss, damit der Leser die Geschichte versteht.
Einfach nur mal so zu wechseln, weil eine Figur so cool oder süß oder sonstwas ist, halte ich für ein No-Go und Anzeichen eines schlecht konstruierten Plots. Man sollte zu seiner Hauptfigur stehen und mit ihr durch Dick und Dünn gehen. Wenn sich nicht einmal der Autor mit ihr identifiziert, wie soll das dann der Leser tun?  ::)

In der Regel reichen mir 2 Perspektivträger. Ich hatte auch schon 7, weil es nicht anders ging, aber das war ein historischer Plot und mit seinen vielen Handlungssträngen ein Spezialfall. So etwas würde sich kein Mensch freiwillig ausdenken wollen.
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Alaun am 14. Juli 2009, 16:31:24
Bei mir entwickeln sich die Handlungen anfangs in 2 unterschiedlichen Welten, die dann zusammenlaufen. Um die Welten zu beleuchten, muss ich mehr als die Perspektive meiner Hauptfigur haben- allerdings habe ich gerade nochmal geguckt und glaube, ich komme mit 4 Perspektiven aus. Dann müsste es eigentlich gehen. Die Perspektiven wechseln auch nicht innerhalb der Kapitel, ich denke, so bleibt es einigermaßen übersichtlich.

Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Schreiberling am 14. Juli 2009, 16:32:30
Hallo Alaun,
Ich wechsle innerhalb eines Romans sehr gerne mal die Perspektiven und lese es auch sehr gerne. Das arbeiten mit mehreren Figuren macht mir auch viel Spaß. Auf Dauer finde ich mehrere Perspektiven interessanter, wenn es gut umgesetzt ist.
ABER zu viele Perspektiven können auch verwirren und als Leser wären mir 7-8 Perspektiven zu viel. Ich glaube einfach, dass dafür ein Roman von normaler Länge zu kurz ist, um alle Figuren ausreichend zu beleuchten. Wenn nur alle Figuren angekratzt werden, wäre ich als Leser spätestens nach der vierten genervt.
Bedenken muss man dabei auch, dass man alle Figuren auch einführen muss und wenn ich dann in den ersten sechs Szenen vier Personen habe, wird das schnell unübersichtlich.

Liebe Grüße,
Schreiberling
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Berjosa am 14. Juli 2009, 21:55:43
Hallo Alaun,

ich zähle meine Perspektiventräger eigentlich nicht. Klar gibt es ein bis zwei Hauptfiguren, die sich den größten Teil des Romans teilen. Aber wenn in einer bestimmten Szene eben keins von beiden anwesend ist, kriegt jemand anders die Perspektive. Das finde ich meistens spannender als eine Rückblende. Diese Figuren sind dann in der Regel schon aus der Sicht der anderen eingeführt, keine völlig Unbekannten, und ich achte auch darauf, dass niemand an die Reihe kommt, der an der betreffenden Stelle zu viel verraten könnte.

(Hab gerade doch mal gezählt und komme in meinem letzten Roman auf 6 Perspektivträger; in dem davor waren es definitiv mehr - auch was Historisches, hallo Churke.)
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Tenryu am 15. Juli 2009, 06:34:42
Ich bevorzuge eigentlich die Perspektive des neutralen Erzählers.
In einer Geschichte habe ich (fast) jedes Kapitel aus der Perspektive einer anderen Figur geschildert. Ich halte diese Geschichte aber nicht für besonders gelungen.
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Coppelia am 15. Juli 2009, 07:25:24
Churkes Beitrag find ich sehr sinnvoll, unterschreib ich völlig ... von einem "neutralen Erzähler" würde ich dagegen abraten, wenn das gemeint ist, was ich denke. Das kann der Tod der Spannung sein. Es ist meiner Meinung nach nötig, das Geschehen ständig aus der Sicht einer handelnden Figur mitzuverfolgen, damit es spannend wird.

Ich bin sehr penibel mit meinen Erzählperspektiven und greife auf so wenig wie möglich zurück. Was ich für ein No-Go halte (was aber trotzdem gern gemacht wird) ist, Perspektiventräger für 1 Szene oder so zu erschaffen, die dann nie mehr auftreten (z. B. weil sie sterben). Generell dürfen Perspektiventräger gern sterben, aber das obige halte ich für billige Effekthascherei. Nicht, dass sowas nicht absolut üblich wäre, aber ich muss es ja nicht machen!

Ich nehme immer so wenig Perspektiven wie möglich. Dafür sehe ich zu, dass auch alle ihren Sinn haben. Meist sind die einzelnen Handlungsstränge bei mir auf einen Perspektiventräger beschränkt. Es gibt ja auch Charaktere, die eignen sich nicht fürs "Perspektive tragen". Welche Kriterien ich dafür habe, kann ich jetzt aber auch nicht sagen, das müsst ich mal überlegen ...
Es ist natürlich wichtig, dass man sicherstellt, alle wichtigen Ereignisse aus der Perspektive einer Figur zu erzählen, wenn sie direkt in der Handlung vorkommen wollen. Also sorge ich lieber dafür, dass ein Perspektiventräger bei dem Ereignis anwesend ist, als dass ich mir einen neuen suche, der nur die Aufgabe hat, Zeuge bei diesem Ereignis zu sein. Wenn mehrere Figuren infrage kommen, such ich die, bei der die Perspektive am aufregendsten und konfliktreichsten ist. :)

Die Anzahl von Figuren kann einen eigentlich nicht überfordern. Aber alle Figuren müssen schon gut ausgearbeitet sein, sodass man ihre "Erzählstimme" unterscheiden kann, und es sollte möglichst keine Beliebigkeit erkennbar sein.

Wobei mir einfällt, ich hab Probleme, einen Perspektiventräger für einen Handlungsstrang bei mir auszuwählen ... zwei kommen infrage, aber der Mann istn bisschen dämlich, und die Frau ist unsympathisch ... beides keine guten Optionen.
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Kaeptn am 15. Juli 2009, 09:58:49
Tja, Perspektiven - da erzählt einem jeder was anderes.

Ich weiß noch, wie meine Lektorin mich damals zusammenstauchte, weil ich ausnahmsweise mal innerhalb eines Absatzes die Perspektive gewechselt hatte. Liest man heute Phillip Pullman oder Licia Troisi, die machen das dauernd...

Für Pullman sind 8 Perspektiven auch gar nix, ich fand das aber auch zu viel. 2-3, bei epischen romanen (wo sich z.B. eine gruppe aufteilt, siehe Herr der Ringe/Star Wars...) auch mal 4-5, aber dann is langsam sense, weil das Identifikationspotential verloren geht, wenn man die Innensicht von Charakteren für mehree Kapitel aus den Augen verliert, finde ich.
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: FeeamPC am 15. Juli 2009, 11:27:21
Bei mehreren Erzählsträngen, die zeitlich und/oder örtlich weit auseinander liegen, ist es manchmal einfach zwingend erforderlich, verschiedene Perspektiventräger zu haben. Es hängt halt sehr stark von der Struktur des Plots ab.

Ich selbst arbeite immer zwischen Extremen- entweder Bücher mit einer einzigen Perspektive, meistens ein Ich-Erzähler, oder Bücher mit den oben erwähnten vielen Perspektivträgern.

Die Ich-Erzähler kommen meist zum Tragen, wenn das Buch einen relativ engen Zeitraum mit kompakter Handlung (Tage) umfaßt, die verschiedenen Perspektivträger ergeben sich eher in epischen Werken, die eine Geschichte über einen längeren Zeitraum (Jahre) laufen lassen.
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Romy am 15. Juli 2009, 16:58:01
Bei mir sind Perspektiventräger i.d.R. identisch mit den Hauptfiguren und da ist meine eingeschworene Lieblingszahl 2. Bei meinem aktuellen Roman hatte ich ursprünglich ungefähr in der Mitte einige andere Perspektiven verwendet, bis mir beim fertigen "Werk" auffiel, dass meine beiden Protas über 3 Kapitel überhaupt nicht mehr auftauchten, oder zumindest nicht ihre Perspektive. Das ist eine Sache, wo ich jetzt bei der Überarbeitung noch mal ganz konkret drauf achte, die entsprechenden Szenen umschreibe, oder aus der Sicht eines meiner Protas erzähle. Zumindest eine Szene habe ich auch komplett rausgeschmissen. Da sieht mein Prota dann am Ende nur das Ergebnis und ich finde auch, dass das reicht.
So aus der "Perspektive zu fallen" und Perspektiventräger nur für 1-2 Szenen herzunehmen, davon halte ich nicht allzuviel.  ;)

In meinem "Epos", das sich z.Z. bei 700 Seiten befindet und das ich bei der nächsten Überarbeitung zu 1000 Seiten ausbauen will (jaja, sehr unrealistisch, das jemals zu veröffentlichen, weiß ich  ;) ) habe ich 5 Protas/Perspektiventräger. Aber da habe ich ja auch wirklich sehr viel Platz, um jeden ausreichend zu beleuchten und oft befinden sie sich auch an unterschiedlichen Orten, wo überall was los ist. Also ich brauche die schon und ich muss auch sagen, dass es ein gewisses "Ranking" unter ihnen gibt, was ihre Zeit als Perspektiventräger angeht. Einige kommen doch mehr zum Einsatz als Andere.

Mehr als 5 würde ich persönlich aber nicht empfehlen. Ich hab da zwar noch 2 andere Romänchen, wo ich mehr Perspektiventräger/Protas habe, aber die gehören eher zu meinen "Frühwerken" und ganz sicher nicht zu meinen Glanzstücken. Falls ich die jemals noch mal überarbeite, wird sicherlich die ein oder andere Perspektive raus fallen ...

Also ich kann mich den Anderen nur anschließen: Verwende so viele Perspektiven, wie unbedingt nötig sind, mehr muss nicht sein.  :D 4 klingt doch eigentlich wie ein vernünftiger Kompromiss.
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Sialan am 15. Juli 2009, 21:09:25
Hi Alaun,
ich sage mal wie es ist: Ich kann nicht ohne viele Perspektiven schreiben. Habe zweimal einen Roman mit einer einzigen Perspektiventrägerin begonnen; aus beiden ist nichts geworden. Mein "besserer" fertiger Roman hat wasweißichwieviele Perspektiven. In der Regel wechsle ich sie bei jedem Abschnitt, das kann in einem Kapitel schon mal des öfteren hin und her und woanders hin und wieder hin und her und nochmal ganz woanders hin gehen. Ja, ich erinnere mich da z.B. an ein Kapitel wo der Reihe nach die Perspektiven der Protagonisten eingenommen wurden, immer unterbrochen von einer Feindperspektive und anschließend einer meist ganz neuen Perspektive, die das Geschehen in der Welt widerspiegelte. War eine besondere Situation, die diesen geregelten Perpektivwechsel für das Kapitel nahe legte, in aller Regel wechsle ich die Perspektiven weniger geordnet.
Ich muss zugeben, dass die Identifikation mit Charakteren nicht gerade eine Stärke des Werkes ist. Aber die Story ist dadurch umso ausgeklügelter, wendungsreicher und spannender.
Die Perspektiven sind auch in ihrer Häufigkeit sehr unterschiedlich, von 1x bis immer wieder vorkommend. Wobei 1x ja nun wirklich nicht heißen muss, dass der Perspektiventräger am Ende der Szene tot ist. Es kann auch einfach eine Szene sein, die Ereignisse einleitet, von denen zu diesem Zeitpunkt noch niemand weiß und deren Auswirkungen später aus einer anderen Perspektive erlebt werden.
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Nagi Naoe am 16. Juli 2009, 09:31:41
Ich habe in meinem aktuellen Projekt nur 3 Perspektiven. Einmal mein männlicher Prota, dann der weibliche und gegen Ende hat ihre biestige Gegenspielerin noch zwei, drei Kapitel nur für sich zum Rumtoben und Krallenwetzen.

Gegen Perspektivträger, die nur in einem Kapitel auftauchen und gleich wieder sterben, habe ich eigentlich nichts. Ein gutes Beispiel dafür sind in meinen Augen einige Scheibenwelt-Bücher (in Schweinsgalopp kommen ein oder zwei solche Szenen vor).
Allerdings finde ich das nur bei kürzeren Kapitel okay, ab zehn Seiten ist es umständlich, finde ich, weil man sich dann schon an die Figur gewöhnt hat. Da ist es mir lieber, der Tod kommt schnell, oder die Szene wird gleich anders erzählt (das schließt auch *gar nicht* mit ein).
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Joscha am 18. Juli 2009, 11:51:27
Ich persönlich bevorzuge weniger Perspektivträger. Sieben oder acht wären mir auf jeden Fall viel zu viel, je nach Länge des Romanes empfinde ich schon vier verschiedene Perspektivträger als störend; ich persönlich habe mir drei Perspektiven als Maximum gesetzt, da ich es für sehr wichtig halte, dass der Leser sich gut und schnell mit den Perspektivträgern identifiziert.

Bei zu vielen Perspektiven verliere ich häufig die Lust aufs Lesen, da ich wissen will, was mit einem der Charaktere passiert und den anderen zwangsläufig nicht so viel Beachtung schenke, wie man ihnen zukommen lassen sollte. Durch deren Szenen "quäle" ich mich eher durch, um möglichst schnell wieder zu anderen Perspektiven wechseln zu können.

Grüße
Joscha
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Coppelia am 18. Juli 2009, 12:06:45
ZitatIch muss zugeben, dass die Identifikation mit Charakteren nicht gerade eine Stärke des Werkes ist. Aber die Story ist dadurch umso ausgeklügelter, wendungsreicher und spannender.
Spannender eher nicht. Spannend ist eine Story nämlich nur dann, wenn man sich mit Charakteren identifiziert, also wissen will, was mit ihnen passiert.
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Lucien am 18. Juli 2009, 14:43:01
Hm, ich mag es auch lieber, wenn man sich mit den Charakteren identivizieren kann, trotzdem wechsle ich häufig die Perspektive, weil ich mehrere Handlungsstränge beschreibe.
Aber manchmal passiert es auch, dass ich innerhalb einer Szene in der Perspektive springe, weil es sich einfach automatisch so ergibt. Ich habe mal versucht, das ein wenig zu reduzieren, aber ich arbeite viel mit denGedanken der Figuren und irgendwie denken alle was wichtiges.
Glaubt ihr, dass eine ausreichende Identifikation trotzdem noch möglich ist oder sollte ich die Perspektivensprünge etwas abspecken?  ???
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Churke am 18. Juli 2009, 22:11:25
Zitat von: Jenny am 18. Juli 2009, 14:43:01
Glaubt ihr, dass eine ausreichende Identifikation trotzdem noch möglich ist oder sollte ich die Perspektivensprünge etwas abspecken?  ???

Nehmen wir an, du hast zwei Figuren: einen Frosch und Vogel.
Wenn du beschreiben willst, wie der Frosch die Welt sieht, was interessiert es dann, was der Vogel über die Welt denken mag?  :engel:

Das Beispiel ist simplifizierend, aber ich denke, die Richtung stimmt. Und für die Leute, die sich nicht entscheiden können oder wollen, gibt es noch den allwissenden Erzähler, der ist weder Frosch noch Vogel.
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Lucien am 18. Juli 2009, 22:39:48
Dein Beispiel hat es schon gut getroffen, Churke, danke! Da werde ich doch lieber mal die Variante des allwissenden Erzählers wählen. Ich liebe es einfach, eine Situation von mehreren Punkten zu beleuchten.  :vibes:
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Angelus Noctis am 18. Juli 2009, 22:45:45
Ich glaube, es hängt auch ein bißchen von der Geschichte selber ab, ob ein Perspektivenwechsel angebracht ist oder nicht. Wenn ich als auktorialer Erzähler eine Szene schreibe, in der grad mal nur Nebenfiguren vorkommen, muss ich mir eben einen Charakter aussuchen, aus dessen Sicht ich die Szene beschreibe. *find*

Liebe Grüße!
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Lucien am 18. Juli 2009, 22:57:35
@ Angelus Noctis: Bei mir ist das irgendwie so, dass es sozusagen einen "Oberprota" gibt, dessen Perspektive sozusagen den rote Faden durch die Geschichte bildet. Aber durch die ganzen Nebenhandlungen, ergeben sich da bei mir automatisch noch "kleine Protas", die in diesen Nebenhandlungen die Führung übernehmen, manche aber auch nur zeitweise, wenn deren Sicht der Dinge in dem Moment wichtig ist. Es bietet sich also immer jemand an, aus dessen Sicht ich schreiben kann (dazu gehört dann auch das Kundtun seiner/ihrer Gedanken).
Wenn in einer Szene mal nur Nebenfiguren vorkommen, gehe ich gar nicht so tief in die Gefühlswelt der Charaktere, dann bleibe ich eher sachlich.

Wenn es aber um eine Geschichte mit nur einem oder sehr wenigen Handlungssträngen geht, kann ich dir da nur zustimmen. 
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Angelus Noctis am 19. Juli 2009, 08:04:05
@ Jenny:

Bei meinem aktuellen Projekt ist es so, dass ich neben meinen Hauptcharakteren eine Reihe von weiteren Figuren habe, die alle auf ihre Weise wichtig sind, weil sie die Handlung vorantreiben. Da lasse ich - trotz der vielen Handlungsstränge - schonmal jemanden denken/empfinden, der sonst nur am Rande erwähnt wird. Manchmal kann es sehr wirkungsvoll sein, dem Leser auf diese Weise ein Gefühl zu vermitteln. (In gewisser Weise ist mein Zitat ein gutes Beispiel dafür, denn der Folterknecht wird während der gesamten Geschichte nicht mehr erwähnt. Hier nutze ich die Sichtweise des Folterknechts, um den Leser über den Gefolterten und den, der foltert, im unklaren lassen zu können und ihn damit vielleicht neugierig auf mehr zu machen. - Ich schreibe "in gewisser Weise", weil ich darüber nachdenke, die Szene ganz neu und ohne Folterknecht zu schreiben, einfach, weil ich ausprobieren will, ob es sich aus Sicht dessen, der die Folter befielt, vielleicht schöner liest.)

Liebe Grüße!
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Lucien am 19. Juli 2009, 13:15:49
@ Angelus: Ja, so ungefähr habe ich mir das auch gedacht und ich arbeite viel Über das Mitteilen von Gedanken. Die Figuren denken viel über das nach, was gerade passiert, was ihnen unklar ist etc. Und ein Fürstensohn weiß ja z.B. andere Dinge und betrachtet diese von einem anderen Winkel, als es bei einem einfachen Bauern der Fall ist. So versuche ich eine möglichst facettenreiche Geschichte zu erhalten.

Sicher ist es interessant, noch eine andere Perskektive in der Folterszene auszuprobieren, allerdings würde ich an deiner Stelle die ursprüngliche Version noch aufbewahren. Dieses Furchteinflößende, was der Gefangene (es war doch der Gefangene?) auf den Folterknecht hat, wirkt auf den Bösewicht vielleicht weniger beeindruckend, weil er ja selbst auch böse ist. Vielleicht könntest du ja hier auch mit zwei Perspektiven spielen?
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Angelus Noctis am 19. Juli 2009, 13:18:55
@ Jenny:

Ja, aufbewahren tu ich das Ganze ohnehin. Außerdem habe ich mir vorgenommen, den Anfang erst dann umzuschreiben, wenn ich mit der Geschichte ansonsten fertig bin. Ich habe furchtbar schlechte Erfahrungen gemacht, wenn ich den Prolog irgendwann mittendrin schreibe ... ;)

Liebe Grüße!
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Lucien am 19. Juli 2009, 14:29:54
Ich habe auch mal einen Prolog geändert, aber das hatte eher positive Auswirkungen, weil ich nämlich auch nur die Perspektive geändert habe. Ich steige mit einer Legende um meine Welt ein. Zuerst habe ich einfach nur auktorial erzählt, dann habe ich es so geändert, dass eine meiner Charaktere die Legende erzählt. Die Geschichte ist nun so aufgemacht, dass eine Fee sie erzählt. Zwischendurch wechsel ich deshalb immer in die Ich-Erzählung, um längere Zeiträume zu überbrücken oder um bevorstehende Ereignisse anzudeuten. Bei sowas macht sich der Wechsel wirklich gut, finde ich.
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Sialan am 19. Juli 2009, 17:37:14
ZitatSpannender eher nicht. Spannend ist eine Story nämlich nur dann, wenn man sich mit Charakteren identifiziert, also wissen will, was mit ihnen passiert.
Wollen wir diese Beurteilung nicht jenen überlassen, die den Roman gelesen haben?
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Kaeptn am 28. Juli 2009, 16:02:44
Das hier erscheint mir passend, um nach der Androhung von  :pfanne: im Heyne-Wettbewerbesthread die Perspektiven-Diskussion fortzuführen.

Zitat von: Coppelia am 28. Juli 2009, 06:35:18Irgendwie muss ich den Thread noch mal zur Perspektive zweckentfremden, weil ich noch den ganzen Abend drüber nachdenken musste. ;) Oder vielleicht können wir uns in nem anderen Thread unterhalten.
Was ist denn mit George Martin? Der hält seine Perspektiven ein, ich kenne kaum einen Autor, der das so genau macht und mit so guter Wirkung. Ich mag seine Bücher jetzt nicht so übermäßig, aber die Art, wie er seine Personen auf die Art charakterisiert, finde ich echt bewundernswert.
Ich arbeite lieber daran, das auch mal so zu können (was vielleicht auch klappen könnte) anstatt daran, etwas zu versuchen, wozu mir offenbar irgendwas fehlt. ;)
Aber ok, wahrscheinlich ist Martin einfach nur ein fähiger Autor, aber kein Genie.

Ich find es ja gerade beim Schreiben nett, dass man in den Kopf einer Person abtauchen kann und alles erlebt wie sie. Solange ich schreibe, genieße ich das besonders (vor allem, wenn ich nicht ans Veröffentlichen denke). Vielleicht liegt's daran, dass ich mehr auf die Personen konzentriert bin. Nun ja, falls mal irgendwann ein Verlag will, dass ich die Perspektive breche, werd ich mich da bestimmt nur ein bisschen zieren. ;D
Ich wollte immer schon mal meine Protas vom Aussehen her einfach so beschreiben, ohne Perspektivenbrüche befürchten zu müssen ...

Mir fallen in letzter Zeit immer mehr Vertreter mit munterer Perspektive-Wechseldich auf. Markus Heitz bei den Zwergen z.B. auch. Er macht auch oft Perspektioven auf, die ich für vollkommen unnötig. Da wird mitten im Buch 2 Seiten aus Sicht eines Orks erzählt, der am Ende dann prompt ein Beil in den Schädel bekommt.
Aber auch mitten im Text wechselt wer und beschreibt Dinge, die der Perspektiv-Charakter nicht wissen kann. Aber das tat seinem Erfolg ja keinen Abbruch - der nicht wirklich einfallsreiche Plot im übrigen auch nicht.

Ein Gegenbeispiel ist Harry Potter: Abgesehen von den späteren Anfangskapiteln mit Snape spielt hier eigentlich immer alles immer nur aus einer Harry-Perpektive. Auch erfolgreich.

Ich denke wichtig ist nur, dass man es vernünftig macht. Wer Perspektiven wechselt, muss z.B. STRENG darauf achten, dass der Leser immer weiß, bei welchem Charakter man gerade ist. Nichts hasse ich mehr als wenn an einem Absatzanfang 5 mal "er tut er sagt er macht" steht und ich grüble die ganze Zeit ob ER nun Charakter 1 oder Charakter 2 ist....
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Katharina am 29. Juli 2009, 15:20:45
Also bei meinem derzeitigen Projekt gibt es genau eine Perspektive, die meiner Prota. Geschrieben ist das ganze nämlich in 1. Person. Das die Geschichte aus ihrer Sicht erzählt wird stand eigentlich auch von Anfang an fest, weil Er einfach zuviel weiß und die Spannung dadurch hin wäre.

Für die erste Person hab ich mich entschieden, nachdem ich die erste Szene geschrieben habe (die irgendwann in Kapitel 4 dran kommen wird, ich schreibe nämlich immer kreuzundquer). Jedenfalls habe ich die Szene sowohl in 1. als auch in 3. Person geschrieben und bin dann zum Schluß gekommen, das die Ich-Perspektive sich für diesen Roman einfach am Besten eignet.

Grundsätzlich finde ich aber schon, dass mehrer Perspektiven in einem Roman möglich sind, solange der Perspektivenwechsel deutlich gekennzeichnet ist (zB durch Anfang eines neuen Kapitels). Was mir aber beim Lesen schon mehrfach aufgefallen ist (letztens erst wieder bei den Eragon Büchern), ist das man manchmal eine Perspektive lieber mag als die andere. Wenn dann wieder ein anderer POV an die Reihe kommt ist das extrem nervig, weil man eigentlich lieber die andere Sicht weiter lesen möchte. Ich persönlich tendiere daher dazu so wenig Perspektiven wie möglich zu verwenden, wobei das wahrscheinlich auch eher Geschmacksache ist.
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Lucien am 29. Juli 2009, 16:23:57
Zitat von: Katharina am 29. Juli 2009, 15:20:45
Was mir aber beim Lesen schon mehrfach aufgefallen ist (letztens erst wieder bei den Eragon Büchern), ist das man manchmal eine Perspektive lieber mag als die andere. Wenn dann wieder ein anderer POV an die Reihe kommt ist das extrem nervig, weil man eigentlich lieber die andere Sicht weiter lesen möchte. Ich persönlich tendiere daher dazu so wenig Perspektiven wie möglich zu verwenden, wobei das wahrscheinlich auch eher Geschmacksache ist.

Das ist schon einleuchtend, aber auf der anderen Seite lassen doch mehrere Perspektiven dem Leser die Wahl, mit wem er sich identivizieren möchte. Ich z.B. habe die Eigenart mich gar nicht so unbedingt immer mit dem Prota zu identivizieren, sondern lieber mit Nebencharakteren, die mir sympatischer sind (Da wären z.B. Der Herr der Ringe und Harry Potter). Da wüsste ich dann gerne, wie denn diese andere Figur nun dazu steht, wie sie sich fühlt etc., erfahre das aber leider nicht und muss mich damit begnügen, mir meinen Teil zu denken.
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Feather am 29. Juli 2009, 20:18:53
Ich lese gern Bücher in denen ein Erzähler die Szenerie beschreibt, dabei versetzt ich mich gern in einen Charakter, da diese Erzählweise einen gewissen Spielraum lässt für eigene Gedanke/Gefühle...
Wobei auch die Perspektive mal wechseln darf z. B. in die 1. Person, wenn der Bruch nicht auf einmal kommt. Und sollte die Person schon ein paar mal in Erscheinung getreten sein, so dass ich weiß wer da spricht.
Abgegrenzt sollte das ganze natürlich auch sein, entweder mit einem neuen Kapitel oder zumindest mit einem Absatz.

Jedoch schreibe ich sehr gern in der 1. Person, zumindest in Kurzgeschichten liebe ich es.  Für längere Geschichten finde ich es nicht so passend, da das ganze schnell sehr eintönig wird, immer nur von einer Person zu lesen und ich nicht so gut auf die einzelnen Handlungen und Gefühle der Nebenfiguren eingehen kann.

Bei meiner aktuellen KG schreibe ich auch in der 1. Person, doch da ist noch ein kleines Problem.
Hoffe es ist in Ordnung wenn ich es hier mal rein, schreib da der Thread einfach super passend ist. Hoffe ihr könnt mir neben Perspektivdiskussionen  etwas helfen.

Geschrieben habe ich die Geschichte in der Ich-Perspektive, da ich so besonders die Gefühle meines Protas rüberbringen kann (die erst die gesamte düstere Stimmung rüber bringen). Jedoch stellte ich am Ende fest, dass er die Geschichte gar nicht selber zu ende erzählen kann, da er nicht mehr in der Lage ist. Er ist zwar nicht Tod, kann aber nicht mehr denken.
Also hab ich dann in die 3. Person gewechselt.
Jetzt stellt sich mir die Frage (an der ich schon einige Tage hänge) kann er die Geschichte überhaupt erzählen, da es ja zum Ende nicht mehr geht? Sollte ich komplett in der 3. Person schreiben? Aber irgendwie kommen dann seine Empfindungen nicht so an , da die ersten Seiten nur von ihm handeln und seinen Beobachtungen.
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Romy am 29. Juli 2009, 20:40:35
Wir hatten doch schon mal einen Thread zum Thema: Wenn der Ich-Erzähler stirbt *such* DA:

http://forum.tintenzirkel.de/index.php/topic,4055.0.html

Ich hätte ja auch nicht gedacht, dass das geht, aber es gibt ja anscheinend Gegenbeispiele, die auch gedruckt wurden. Und ich denke mir, wenn der Ich-Erzähler sterben kann, dann kann er genausogut das denken einstellen ...  ;) Allerdings würde ich innerhalb des Romans mich einmal entscheiden, ob ich die 1. oder die 3. Person nehmen und das dann von vorne bis hinten beibehalten.


Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Lucien am 30. Juli 2009, 14:52:19
Hmm, ich habe auch grad eine Geschichte, die mit einer "Ich-Erzählung" eingeleitet wird. Aber es ist nicht wirklich eine, sondern eigentlich beginnt das Ganze nur mit einer sehr ausführlichen wörtlichen Rede, ohne eine Einleitung vorweg. Der Leser wird also erstmal in einen Moment der Verwirrung gestürzt  :darth:
Allerdings bin ich da auch noch am überlegen, wie ich im weiteren Verlauf weitermache. Die Protagonistin befindet sich im Kerker und erzählt sozusagen einem Mitgefangenen ihre Lebensgeschichte, während sie auf ihre Hinrichtung wartet. Die Erzählung beginnt dann mit ihrer Kindheit und geht bis zu dem Moment ihrer Gefangennahme. Dabei wird immer wieder mal zwischen der Erzählung (1. Person) und der Erinnerung (3. Person) gewechselt, weil ich so die Möglichkeit habe, dem Leser auch relevante Informationen zu vermitteln, von denen die Protagonistin nichts weiß.
Dann kommt allerdings der Punkt, an dem meine Protagonistin aus dem Kerker befreit wird. In diesem Augenblick wird aus der "Ich-Erzählung" eine übergeordnete.
Ich überlege noch, wie ich das genau anstelle.  :hmmm:
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Angelus Noctis am 30. Juli 2009, 16:17:49
Ähhh ... Wie wäre es mit Anführungszeichen?
Das wäre zumindest die einfachste Lösung. ;)
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Churke am 30. Juli 2009, 16:24:49
Zitat von: Jenny am 30. Juli 2009, 14:52:19
Dabei wird immer wieder mal zwischen der Erzählung (1. Person) und der Erinnerung (3. Person) gewechselt, weil ich so die Möglichkeit habe, dem Leser auch relevante Informationen zu vermitteln, von denen die Protagonistin nichts weiß.

Dem Leser Informationen vermitteln, von denen die Protagonistin nichts weiß?  ???
Sie war im dritten Monat schwanger, wusste es aber nicht.

Das heißt allwissender Erzähler?
Aber dann erscheint mir die Ich-Erzähung unsinnig.

ZitatIch überlege noch, wie ich das genau anstelle.
Logischerweise endet die Ich-Erzählung, wenn sie fertig ist.

Die Anführungszeichen halte ich nicht für eine gute Idee, weil man dann regelkonform in der direkten Rede halbe Anführungszeichen setzen muss, dich ich persönlich nervig finde.

Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Lucien am 30. Juli 2009, 16:41:46
Ich habe mich da undeutlich ausgedrückt. Es ist ja nicht wirklich eine Ich-Erzählung. s ist schon irgendwie insgesamt ein Allwissender Erzähler vorhanden.

Stellt euch das so vor:

Sie setzte sich hin und begann zu erzählen: "..."
Aber halt ohne diese Einleitung. Der Leser wird mitten in die Situation hineingeworfen, so als ob man einen Raum betritt, in dem sich schon welche Unterhalten. Ohne den Perspektivwechsel hätte man also die ganze Zeit nur eine Person, die da sitzt und erzählt.
Und dazwischen kommen halt die Sprünge. Okay, das sind dann wohl nicht wirklich Perspektiv-, sondern eher Zeitsprünge in denen der allwissende Erzähler eine stärkere Rolle hat ... Jetzt verwirre ich mich grad selber  ???

Das mit den zusätzlichen Informationen meinte ich so, dass die Handlung sich während dieser Sprünge auch mal von der Protagonistin löst und mal einen Einblick in das gewährt, was ihre Gegner z.B. gerade tun. Ob ich von dieser Möglichkeit aber wirklich Gebrauch mache, weiß ich noch nicht.

Und bei der Befreiung aus dem Kerker habe ich mal wieder die Hälfte vergessen  :wums: Die Geschichte endet dort nämlich nicht. Die Prota kommt im Kerker zu einer Selbsterkenntnis und erkennt dadurch, dass sie noch einiges gutzumachen hat. Der Teil, der danach passiert, ist entscheidend für die andere Geschichte, an der ich grad arbeite. Es ist die Vorgeschichte dazu.
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Churke am 30. Juli 2009, 17:20:25
Was du machen willst, ist kein Perspektivwechsel, sondern ein Wechsel der Erzählebene.

Ist ein völlig übliches Stilmittel - nur würde ich raten, nicht ständig zwischen den Erzählebenen hin und her zu springen, der Leser wird es danken.

ZitatUnd bei der Befreiung aus dem Kerker habe ich mal wieder die Hälfte vergessen  :wums: Die Geschichte endet dort nämlich nicht.
Das hatte ich schon verstanden. Mit "die Geschichte endet" meinte ich nicht das ganze Manuskript, sondern die von der Person erzählte Geschichte. Wenn die vorbei ist, muss entwander ein anderer weiter (oder was anderes) erzählen ODER es geht in der 3. Person weiter.
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Lucien am 30. Juli 2009, 17:40:23
Zitat von: Churke am 30. Juli 2009, 17:20:25
Was du machen willst, ist kein Perspektivwechsel, sondern ein Wechsel der Erzählebene.
:hmmm: Man lernt doch immer was dazu.

Mir  wird nichts anderes übrig bleiben, als in der 3. Person weiterzumachen, das knifflige wird der Übergang, weil sie ja bei der Erzählung quasi "gestört wird". Ich kann ja schlecht schreiben *räusper* Ich bin es, der allwissende Erzähler. Ich übernehme ab hier dann mal, okay? Gut, ist jetzt etwas überzogen ... ARGH! Jetzt bin ich versucht, wieder an drei Sachen gleichzeitig zu arbeiten! Pöse Vorgeschichte!  :pfanne:
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Angelus Noctis am 30. Juli 2009, 18:42:05
Vielleicht könntest Du dann die Geschichte, die Deine Prota selbst erzählt, mit drei Pünktchen enden lassen, dann eine Leerzeile, und dann gehts weiter. Das ist zumindest das, was mir spontan einfällt.
Und natürlich gebe ich Churke Recht: Das Ding mit den Anführungszeichen ist doof, wenn dann noch wörtliche Rede in der Erzählung Deiner Prota kommt.

Liebe Grüße!
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Lucien am 31. Juli 2009, 16:26:03
Das ist eine gute Idee, danke!  :jau:

Sorry, aber die Anführungszeichen brauche ich, schon wegen dem Aufbau der Geschichte. Ist mehr eine Hilfe (und wenn nur für mich). Erst wollte ich die Erzählung kursiv machen, aber ds sind schon die Gedanken.
Aber keine Sorge, in der Erzählung, die ja schon eine wörtliche Rede ist, werde ich keine wörtliche Rede mehr einbauen  ;) Versprochen.

Ich hab doch meine (zukünftigen) Leser lieb.  :knuddel:
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Mika am 20. November 2010, 22:22:46
Hallo zusammen!

Ich weiß, ich krame hier einen wirklich uralten Thread wieder nach oben, da ich allerdings zu meiner Frage nicht unbedingt einen neuen Thread eröffnen wollte und dieser hier mein Problem eigentlich am besten trifft, bin ich mal so frei hier hinein zu schreiben. Ich hoffe das passt so weit und geht in Ordnung, wenn nicht bitte schimpfen... Leider habe ich diese konkrete Frage die ich habe noch nicht gefunden (oder meine Suche war nicht gründlich genug).

Es geht um folgendes:
Momentan beginne ich an meinem Projekt zu scheitern weil ich mit meiner Prota nicht so sehr in die Tiefe gehen kann wie ich es gerne würde. Ich schreibe alles in der dritten Person und es gibt mehrere Handlungsstränge (ziemlich viele um genau zu sein wenn ich die ganzen Backgroundgeschichten dazu zähle).
Gerade eben kam mir die Idee ob es vielleicht möglich wäre meine Prota in der Ich-Perspektive zu schreiben statt in der dritten Person.
Kann ich so etwas machen wenn ich alle anderen Handlungsstränge in der dritten Person belasse oder verwirrt das zu sehr?
Was würdet ihr mir raten? Muss man bei einer Person bleiben oder kann man wild durchmischen? Ich denke es könnte zu verwirrend sein wenn ich alle Stränge aus der Ich-Perspektive schreibe. Aber geht das überhaupt? Kann ich die Perspektive einfach so mischen? Habe so etwas schon einmal bei einem Autor gelesen, allerdings trat die Ich-Perspektive dabei ziemlich in den Hintergrund und stellte nur die Rahmenhandlung, bei mir würde es dann eher so aussehen dass die Ich-Perspektive der Hauptträger ist.

Für eure Hilfe wäre ich euch wirklich dankbar, bin gerade ein bisschen am Verzweifeln.

Grüße
mika
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: et cetera am 20. November 2010, 22:50:19
Spontan fällt mir da Bartimäus ein: Alles, was Bartimäus erlebt, wird in der Ich-Perspektive erzählt, während alles, was die beiden anderen Hauptpersonen erleben, in der dritten Person geschrieben ist. Bartimäus ist dabei schon recht eindeutig die wichtigste Person.
Der Perspektivwechsel war im allerersten Moment etwas irritierend, aber das verging schnell. Ich fand es jedenfalls sehr unproblematisch zu lesen (Zusätzlich steht über jedem Kapitel aber auch, aus wessen Sicht nun erzählt wird).

Kurz gesagt: Kapitelweise die Perspektive zu ändern, finde ich in Ordnung. Innerhalb eines Kapitels könnte es vielleicht verwirrend sein (mir persönlich ist es aber ohnehin lieber, wenn der Perspektivträger das ganze Kapitel über der selbe bleibt und nicht mitten drin wechselt).
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Churke am 20. November 2010, 23:03:41
Wenn etwas fast nicht gemacht wird, hat das in der Regel triftige Gründe. Alatriste hat auch einen Er- und einen Ich-Erzähler, wobei ich nie ganz verstanden habe, was sich der Autor dabei gedacht hat. Ich würde es nicht machen, so lange es sich irgendwie vermeiden lässt.
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Lexa am 20. November 2010, 23:45:57
Ich würde sagen, es ist möglich, damit erhält diese Prota allerdings eine formale Sonderstellung und ich finde, das müsste sich auch inhaltlich wiederspiegeln.
Wenn diese Prota also besonders wichtig ist, oder sich sonstwie von den anderen unterscheidet in ihrer Rolle, fände ich keinen Grund, es nicht zu machen.
Wenn nicht, wäre das ein Gegenargument, aber das heißt ja nicht, das du es nicht machen darfst. ;)
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Mika am 20. November 2010, 23:57:58
Danke schonmal für die bisherigen Statements :)
je mehr Meinungen ich natürlich noch zu dem Thema bekommen könnte, desto besser.

@Lexa: Momentan sieht es so aus (habe gerade nachgesehen), dass die Prota in etwa 70% der Perspektive einnimmt, die restlichen 30% sind Nebenstränge. Sie hat auch inhaltlich eine tragende Rolle da mit ihr die komplette Handlung steht oder fällt, gäbe es diese Prota nicht, gäe es auch keine Geschichte und in dieser Geschichte hat sie noch dazu eine sehr wichtige Rolle. Danke auf alle Fälle für dein Argument, das macht mir das Herz schonmal ein bisschen leichter!

Werde es jetzt wahrscheinlich einmal ausprobieren. Habe meine Geschichte jetzt einfach kopiert, umbenannt in 3. Person und Ich-Form und werde mal die Probe aufs Exempel machen in dem ich meine erste Leserin darauf loslasse, mal sehen was sie dazu sagt und ob es zu unübersichtlich wird. Versuchen möchte ich es auf alle Fälle auch wenn es tendentiell eher ungewöhnlich ist. Da ich mit dieser Geschichte teilweise versuche mit den Klischees zu brechen, warum also nicht auch mit der gängigen Perspektive?
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Zit am 21. November 2010, 03:53:14
Ich komme ums Verrecken nicht auf den Titel, aber es gibt einen Gegenwartsroman um vier (glaube, es waren so viele) Jugendliche in Irland (meine ich), um Drogen und um Geld (in einer Sporttasche). Bin auch der Meinung, der Roman wurde verfilmt.
Jedenfalls erzählen alle vier Jugendliche in Ich-Perspektive und man erkennt sie untereinander nur an ihrer Art zu erzählen. Alles Ich-Erzähler und -Perspektive ist also möglich.

In deinem Fall würde ich das aber nicht so machen. Lieber so wie du es schon probierst: Die Prota als Ich-Erzähler. Du kannst ja versuchen Ereignisse, von denen sie weiß oder vom Hörensagen kennt, auch durch sie erzählen zu lassen. Wäre dann zwar auch ein Er-Erzähler, aber das wärst dann nicht du dahinter, sondern die Prota. Dinge, die sie nicht weiß, würde ich entweder weg lassen oder als nicht-wertender Er-Erzähler schildern. (Die Prota kann ja als Er-Erzähler Kommentare abgeben und Hintergründe zu den Figuren liefern - schwafeln, gewissermaßen - und du als Autor könntest dich als Er-Erzähler eben dadurch abgrenzen, dass du das nicht tust.)
Ist aber nur so ein Vorschlag. :)

PS.: Kennst du den Film Big Fish? Da gibt es auch zwei Ich-Erzähler: Vater und Sohn. Das dient, imho, dort dazu, dass man beide Charaktere besonders nahe gebracht bekommt, auch, weil es gerade um die Beziehung der beiden zueinander geht. (Der Film ist nach einem Roman, da ich den aber nicht kenne, weiß ich nicht wie es sich dort abspielt.)
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Kuddel am 21. November 2010, 10:25:12
Hi *mika*,

warum sollte es nicht gehen? Artemis schreibt auch gerade an solch einem Roman. Ein Teil in 3.Person und einen anderen aus der Ich-Perspektive. Wenn du schon schreibst, dass sie die Hauptfigur ist, dann spricht da wirklich nichts gegen. Es ginge auch, wenn z.B. ein Krimi geschrieben wird. Da kommt es häufiger vor. Die Perspektive des Mörders wird aus der Ich-Perspektive geschrieben, damit man nicht erfährt, wer er ist. Also, warum nicht?

Liebe Grüße,
Kuddel
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Tanrien am 21. November 2010, 11:04:28
In, ach Gott, wie hieß es... Stackpoles Trilogie über die Cartographer stellt ab dem Ende des ersten Bands oder Anfang des zweiten der Schwertmeister einen Ich-Erzähler. Das ist in dem Sinne gut gemacht, als dass es überhaupt nicht ungewöhnlich ist oder stört, sondern logisch und nachvollziehbar, sowohl, was die Handlung als auch den Fluss der Geschichte angeht. Soweit ich mich erinnern kann, wechselt er die Perspektive [von 3. zu 1. Person], sobald er stirbt/unsterblich wird. Da ich den dritten Band nicht gelesen habe, weiß ich nicht, ob die Perspektive da möglicherweise zurück wechselt.

Grundsätzlich kann man ja alles machen, solange es passt. Und warum keinen Wechsel einbauen? Die wenigsten Leser stört das, sofern es nicht verwirrt, und viele finden es sicherlich auch spannend. Genauso wie viele Autoren "Zeitungsartikel", etc. in die Geschichte einbinden, kann auch bei der Perspektive die Form kreativer und offener werden - die "Regeln" gibt es ja nur, weil man bei ihrer Einhaltung auf jeden Fall etwas verständliches rausbekommt. Das kann man aber auch nach einiger Überlegung trotz Regelbrüchen schaffen.

Wird sicher spannend, da mal was neues auszuprobieren, mika! :)
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Churke am 21. November 2010, 11:15:07
Formal betrachtet ist es ein logischer Widerspruch, einer Geschichte zwei Erzähler zuzuordnen, von denen der eine ("ich") an der Erzählung teil nimmt und der andere ("er") nicht. Unterschiedliche Erzählformen haben unterschiedliche Horizonte. Die Geschichte entsteht schließlich nicht auf dem Papier, sondern im Kopf des Lesers. Bei mehreren Ich-Erzählern, wie von Zitkalasa angeführt, gibt es diesen Widerspruch nicht, wohl aber bei einer Vermischung von "Ich" und "Er".

Ich will damit nicht behaupten, dass man es nicht, nie und niemals tun kann, aber wenn man es tut, dann sollte man sich das sehr gut überlegen.
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Mika am 25. November 2010, 11:05:13
Hallo zusammen,

bislang ist noch immer keine wirkliche Entscheidung gefallen, welche Perspektive ich nun wähle. Habe allerdings meine Dozentin aus dem Narrativitäts-Proseminar, das ich momentan besuche, befragt und sie meinte es wäre seit der Moderne durchaus gängig mehrere Erzählinstanzen in einen narrativen Text zu packen, man müsste nur wie hier bereits genannt ein bisschen vorsichtig sein.

Um jetzt mal ein Feedback zu bekommen wie es sich ließt wenn ich mitten im Kapitel zwischen den Szenen hin und herspringe und gleichzeitig zwischen der Form, habe ich mal eine Leseprobe für drei Testleser verfasst um herauszufinden wie lesbar das Ganze ist bzw. welche Version, es stehen sowohl dritte als auch Ich-Form zur Auswahl, schöner zu lesen ist. Bislang habe ich nur ein Statement bekommen das meinte es lese sich erstaunlich gut mit der Ich-Form zwischen drin, verwirre nur anfänglich ein wenig. Mal sehen was die anderen beiden sagen... *bibber*

Bin mir durchaus im Klaren darüber dass derartige literarische Experimente meine Chancen bei irgendeinem Verlag genommen zu werden immens verringern. Klar, auf der anderen Seite interessiert mich eben gerade dieses literarische Experiment irrsinnig. Ich werde jetzt nicht anfangen meine komplette Geschichte umzuschreiben und die Version die durchgehend in der dritten Person verfasst ist werde ich auch noch aufheben. Ausprobieren möchte ich es aber auf alle Fälle  ;D

Danke euch allen nochmal für eure Meinungen zu diesem Thema! Ihr habt mir wirklich sehr geholfen!

Grüße
mika
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Vivian am 29. November 2010, 16:11:08
Huhu zusammen  :)

Perspektivenwechsel finde ich schon sehr interessant, vor allem wenn es neben dem Hauptcharakter auch noch andere, wichtige Persönlichkeiten gibt. Denn auch ihre Gefühle und Einsichten sind wichtig, finde ich. Ich habe auch mehrere Perspektivenwechsel (allerdings nicht zuviele, wird auf Dauer langweilig und zu kompliziert). Da es bei mir auch zwei Gruppen gibt, die jeweils unterschiedliche Abenteuer erleben, ist bei mir ein Perspektivenwechsel nicht aufzuhalten. Aber als Leser finde ich es wirklich sehr interessant, mehrere Perspektivenwechsel zu lesen.  :)

Zitat von: et cetera am 20. November 2010, 22:50:19
Spontan fällt mir da Bartimäus ein: Alles, was Bartimäus erlebt, wird in der Ich-Perspektive erzählt, während alles, was die beiden anderen Hauptpersonen erleben, in der dritten Person geschrieben ist. Bartimäus ist dabei schon recht eindeutig die wichtigste Person.
Der Perspektivwechsel war im allerersten Moment etwas irritierend, aber das verging schnell. Ich fand es jedenfalls sehr unproblematisch zu lesen (Zusätzlich steht über jedem Kapitel aber auch, aus wessen Sicht nun erzählt wird).

Genau. War irritierend, stimmt, aber man gewöhnt sich dran. Aber es ist möglich, die Ich- und die Er-Perspektive zu kombinieren.
Aber ich drücke dir die Daumen, mika, dass es bei dir gut klappt. :)
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Kraehe am 29. November 2010, 21:52:53
Hey,
ich würde auch meinen: versuchs doch einfach.
Klar, es ist unkonventionell. Aber ;).
Wenn besagter Chara 70% innehat, ist er/sie ja wirklich der Prota und es ist ja wirklich eine Möglichkeit, näher ran zu kommen. Ich hab das mit dem 1.- 3.-Personwechsel auch mal versucht und war zufrieden, wenn auch unsicher.
Ich hab das dann so behalten, weil ich einfach näher und authentischer ranwollte und auch kam. Und die fehlende, äußerliche Batrachtung des Ichs heben dann ja manchmal auch gut die anderen auf :)
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Mika am 30. November 2010, 11:52:56
Huhu :)
Da die Feedbacks meiner Testleser eigentlich durch die Bank positiv waren werde ich es jetzt probieren. Habe schon einige Szenen meiner Prota in die Ich-Form übertragen und es gefällt mir persönlich einfach viel besser sie so zu schreiben, weil ich ihr dann einfach so viel näher bin. Mal sehen wie es dann letztenendes aussehen wird. Momentan hält sie noch ca. 70% inne, zwar wird sich das noch etwas zu ihren Ungunsten ändern, ich denke am Ende werde ich bei ihr bei ca 55 % liegen, ist aber immer noch mehr als alle anderen da keine einzelne Person den Rest ausmacht sondern die übrigen 45% auf die anderen Figuren verteilt werden.
Ich freue mich schon drauf das Ganze so zu schreiben und bin euch sehr dankbar für eure Meinungen und die Motivation :)
*gleich mal wieder zum Netbook flitz und weiter umschreib*
Wird jetzt halt erstmal ne riesen Arbeit die ganzen Szenen die ich jetzt schon mit ihr in der dritten Person geschrieben habe umzuschreiben, aber was solls, hauptsache ich komm irgendwann zu nem Ende ^^ (so nach ca. 50 Szenen *grusel* bin ich immerhin dann so weit dass ich "normal" wie geplant weiterschreiben kann)
Liebe Grüße und Danke noch mal!
mika
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Romy am 06. Dezember 2010, 01:20:40
Noch mal zwei weitere Beispiele, wo die 1. und 3. Perspektive im Roman gewechselt werden:

- Die Highland-Saga von Diana Gabaldon. Claire erzählt aus der 1. Person, die anderen Protas aus der 3. Person. Auch innerhalb eines Kapitels wird da manchmal die Perspektive gewechselt. Das fand ich erst Mal ungewohnt, ich mag es lieber, wenn Kapitelweise gewechselt wird. Aber okay, man gewöhnte sich dann recht schnell dran ;)

- Zwei Romane von Marion Zimmer Bradley: Hasturs Erbe und Sharras Exil. Die beiden Romane gehören zusammen. Es gibt zwei Protas, einer erzählt aus der 1. der andere aus der 3. Perspektive. Immer Kapitelweise abwechselnd und der Name, desjenigen, der gerade dran ist, steht jeweils drüber.

Ganz ähnlich mache ich es auch in meinem NaNo-Roman. Meine Hauptprota ist jedes zweite Kapitel dran und erzählt aus der Ich-Perspektive. Dazwischen habe ich immer andere Protas, die in der 3. Person erzählen. Das heißt, so was es geplant. Dann hat sich die zweitwichtigste Prota dazu entschlossen, ebenfalls aus der 1. Person erzählen zu wollen. Das ist jetzt das erste Mal, dass ich zwei Ich-Erzähler in einem Roman habe. Erst fand ich es seltsam, mittlerweile habe ich mich aber dran gewöhnt und finde es sogar ganz angenehm. - Es bleiben aber trotzdem noch zwei weitere Protas übrig, die aus der 3. Person erzählen. Wer gerade dran ist, schreibe ich stets rüber, dann kann es nicht zu Verwechslungen kommen.

Also lange Rede kurzer Sinn: Ich sehe bei diesem Wechsel gar kein Problem. ;)
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Luna am 06. Dezember 2010, 07:50:45
Die Bücher "Der Clan der Otori" würde mir da noch einfallen. Er ist hauptsächlich in der Ich-Perspektive des Protagonisten Takeo geschrieben, dazwischen kommte aber auch seine Flamme Kaede in der 3. Person zu Wort. Ich hätte mit Perspektivwechsel auch keine Probleme.
Ich persönlich habe es eh nicht so mit dem Ich-Erzähler und war froh, wenn zwischendrin auch mal aus einer anderen Perspektive geschrieben wurde. Auch bei Büchern, die nur in der 3. Person geschrieben sind, finde ich es ganz spannend, wenn sie zwischendrin die Sicht anderer Personen als dem Hauptchara schildern. 
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Söfchen am 30. Januar 2012, 10:28:32
Ich krame den Thread hier mal wieder vor, da wir in einem anderen Thema darauf zu sprechen kamen.

Mir ist aufgefallen, dass ich häufiger die Perspektive wechsel. Auch innerhalb der Szene. Bisher fand ich das persönlich nicht schlimm (aber ich bin ja auch nicht der Leser *lach*). Nun frage ich mich aber, ob das doch ein Problem darstellt?
Ich schreibe auktorial, also somit weiß der Erzähler mehr als die Figuren. Von daher dachte ich, Perspektivwechsel wären okay.
Inwieweit geht so was wohl in Ordnung, ab wann wird es zu viel des Guten?
Es gibt ja auch Leser, die so etwas überhaupt nicht mögen. Wahrscheinlich ist es Geschmackssache.
Mal abgesehen davon, habe ich selbst auch schon einige Romane gelesen, wo oft die Perspektive gewechselt wird.
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Sven am 30. Januar 2012, 10:35:41
Auktorial IST eine Perspektive. Wenn du dabei bleibst, ist alles okay und du wechselst die Perspektive nicht. Allerdings solltest du beachten, dass man in der auktorialen Perspektive weniger dicht an den Charakteren ist, als beispielsweise bei einem Perspektivcharakter. Außerdem ist die auktoriale Erzählform heutzutage etwas aus der Mode gekommen, weil man durch sie einen "Draufblick" bekommt, der einen zwar sehen lässt, was passiert, der einen aber auch ein Stück weit von der Handlung wegrückt. Sprich, durch einen Perspektivcharakter (3. Person) ist man näher am Geschehen, das Erlebte wirkt autentischer.
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Mika am 27. Juli 2012, 21:24:25
*mal den Thread wieder rauskram*
Ich habe momentan etwas das mir etwas Kopfzerbrechen bereitet und ich glaube hier passt es eigentlich ganz gut hinein. Ich hoffe ich habe nichts übersehen, was dieses Thema schon behandelt.

Es geht um folgendes: in meinem aktuellen Projekt kommt es gerade am Anfang häufiger vor, dass ich eine Szene aus der Perspektive von Figur A beschreibe, die aktiv agiert. Dann springe ich, eine oder zwei Szenen weiter zu Figur B, die sich momentan in einer Art Beobachterposition befindet und beschreibe die Szene/Situation die Figur A erlitten hat noch einmal aus der Perspektive von Figur B. Figur B denkt natürlich teilweise ganz anders darüber, greift gelegentlich in den Ablauf der Szene ein um Figur A zu beschützen, ohne dass diese es merkt. Oder eine andere Situation: Figur C erlebt eine Szene in der Figur D zum Beispiel gefangen wird. Später rekapituliert Figur D darüber wie sie gefangen wurde.

Nun meine Frage: Kann man das machen, oder laufe ich damit in Gefahr, dass es langweilig wird? Gerade am Anfang habe ich sehr häufig diese Szenen aus verschiedenen Blickwinkeln. Je nach Figur bin ich ganz dort, verfolge deren Gedanken und durch den Blickwinkel ist die Szene immer etwas anders. Dennoch bleibt die Handlung für den Leser ja schon bekannt. Kann man das machen? Was mache ich, wenn so etwas gerade am Anfang einer Geschichte häufiger vorkommt?

Generell gefragt: wie denkt ihr darüber? Was haltet ihr davon ein und die selbe Szene aus verschiedenen Blickwinkeln dazustellen?
Ich habe zwar schon einmal ein Buch gelesen, das sämtliche Szenen aus zwei Blickwinkeln bzw. zwei Figurenperspektiven beschrieben hat und fand das auch durchaus interessant, aber wie stehen potenzielle Leser generell zu so etwas? Wie sollte man sowas handhaben?
Ich bin gerade etwas verunsichert und hoffe ihr könnt mir vielleicht helfen?
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Alana am 27. Juli 2012, 21:38:56
Ich finde, so etwas kann sogar sehr spannend sein. Es kommt ja nicht auf die Handlung an sich an. Wir alle wissen doch, wie Cinderella ausgeht. Und trotzdem kommt jede Verflimung wieder gut an. Wie es dargestellt wird, ist interessant. Besonders, wenn zwei Charaktere die Szene völlig anders erleben, kann das lustig oder sogar gruselig sein. Ich denke, man muss darauf achten, dass es genug neue Information für den Leser gibt, (das kann auch Charakterinformation sein, also Gedanken, Rückschlüsse und dergleichen) damit es spannend bleibt. Wichtig ist vielleicht auch, dass offen bleibt, wie die andere Person am Ende der Szene reagiert. Also du schilderst die Szene aus Sicht von A. Der begegnet B vielleicht, weiß aber nicht, was B am Ende der Szene vorhat. Bevor er es herausfindet, wechselst du zu B und erzählt seine Sicht und das Ende der Szene.
Problematisch sehe ich eher die Rückblenden. Da würde ich mich auf die wirklich wichtigen Details beschränken und keine komplette Nacherzählung aus Sicht des anderen Protas machen.
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Gugu am 27. Juli 2012, 21:42:16
Hi Mika,

eine schwierige Frage. Ich denke grad am Anfang des Buches könntest du damit Schwierigkeiten haben, vor allem wenn du ungeduldige Leser hast so wie mich,..ich neige nämlich dazu einfach weiter zu blättern wenn sich etwas wiederholt.

Ich denke es ist eine gute Methode ein Buch stilistisch auf zu peppen aber ich würde es nicht zu oft anwenden.

Es kommt auch ein wenig auf deine Zielgruppe an, ein jüngeres Klientel wird eher ungeduldig sein, während (ich lehn mich mal aus dem Fenster) älteren/reiferen Lesern es vielleicht gefallen könnte. Aber wie gesagt das ist meine Meinung,...ich kann da leider nicht auf Erfahrung zurückgreifen.
Wobei mir grad eine Szene einfällt,...ich weiß leider nicht mehr aus welchen Buch,...da kämpft die Protagonistin und wird schwer verwundet und dann wechselt die Perspektive auf ihren Freund/Liebhaber und die Szene wird noch einmal aus seiner Sicht geschildert,...das fand ich eigentlich ganz gut,...aber es war am Ende des Buches und ich glaube nur die eine Szene.

Also Fazit: Ich kann mir Vorstellen das es spannend ist, würde es aber nicht  zu häufig einsetzen ^^
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Sprotte am 27. Juli 2012, 21:43:46
Ich habe das in "Arrion" germacht und bekam dafür Betaleserschelte. Gerade wenn das überstrapaziert wird (längere Szenen, auch wenn sie aus unterschiedlicher Sicht sind), kann es langweilen und ermüden. "Jaja, weiß ich doch, hab ich doch eben alles schonmal gelesen."
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Romy am 27. Juli 2012, 23:35:09
Ich finde sowas recht spannend (auch als Leserin) und habe so was auch schon geschrieben.
Was aber doch wichtig ist, wie ich finde, ist dass die zwei Protas, die nacheinander dieselbe Szene beschreiben, das Geschehen völlig anders erleben, anderes Vorwissen und/oder andere Grundvoraussetzungen haben und/oder andere Schlüsse ziehen. Es kann auch sehr lustig sein, wenn zwei Figuren ein und dasselbe Geschehen vollkommen anders bewerten. ;D
Und vielleicht erleben Figur zwei und drei die Szene nicht komplett noch mal durch, sondern nur das Ende und/oder sie reflektieren das Geschehen noch mal aus ihrer Sicht.

Also ich würde sagen, man kann das auf jeden Fall machen, aber es muss dann jedes Mal etwas Neues drin sein, um den Leser bei Laune zu halten. Der sollte schon merken, dass es sich lohnt, auch die "Wiederholung" noch mal zu lesen.

Und ja, mit jeder einzelnen Szene im Roman würde ich das nun auch nicht machen. Aber wenn es sich z.B. um wichtige Schlüsselszenen handelt, halte ich das doch schon für spannend, die aus verschiedenen Sichtweisen miterleben zu können.
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Tokanda am 28. Juli 2012, 07:58:37
Ich denke auch, dass ein solches "Nacherzählen" von Szenen aus einer anderen Perspektive gut funktionieren kann, wenn du dem Leser damit "neues Futter" bietest, also zusätzliche Infos. Beispielsweise wenn du aus Perspektive von Figur B eine Erklärung für die Handlung einer Figur oder einem Ereignis bietest, das aus Perspektive von Figur A nicht erklärbar ist. Und damit für den Leser neue Erkenntnisse lieferst oder die Handlung vorantreibst.
Für jede Szene so zu verfahren, könnte allerdings für den Leser etwas ermüdend sein. Bei Schlüsselszenen wiederum kann das zusätzliche Spannung reinbringen. Ich würde sagen, es kommt darauf an, dieses "Nacherzählen" wohl dosiert einzusetzen, dann bleibt es auch für den Leser spannend. Wenn du das allerdings bei jeder Szene so machst, könnte sich bei "ungeduldigeren" Lesern schnell ein Abnutzungseffekt einstellen.
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: FeeamPC am 28. Juli 2012, 09:09:59
So einen Wechsel empfehle ich nur, wenn tatsächlich neue Informationen hinzukommen, oder wenn die zweite Perspektive einen anderen Handlungsstrang liefert, der in dieser Szene mit dem ersten verknüpft wird. Es muss also für den Leser nachvollziehbar einen Grund geben, weshalb diese Szene zweimal erzählt wird. Sonst verlierst du ihn.
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Rumpelstilzchen am 28. Juli 2012, 10:42:52
Wenn es nicht zu häufig vorkommt, kann ich es mir recht spannend vorstellen, allerdings nur wenn nicht allzu viel von der Szene wiederholt wird. Wenn Fragen beim Leser bleiben, der vom Einschreiten von Person B nichts weiß, könntest du die in der Szene von Person B aufklären. Dann würde ich aber nicht die ganze Handlung wiederholen, nur soviel wie nötuig ist, dass der Leser weiß, dass es sich um das Ereignis handelt und mich bei der Perspektive von Person B mehr auf ihr Innenleben konzentrieren. So dass der Leser einen ganz anderen Einblick in die Szene bekommt, die vielleicht gefährlicher war, als man anfangs dachte, etc., und einen guten Einblick in Person B bekommen. Wenn das aber zu häufig auftritt, wird es vorhersehbar und kann sehr leicht langweilig werden.
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Franziska am 28. Juli 2012, 11:44:59
Ich bin bei sowas meistens eher genervt, da ich es bisher nur so gelesen habe, dass sich widerholt, was man schon weiß. Man sollte den Leser auch nicht unterschätzen, man kann sich teilweise auch denken, was eine Figur denkt und warum sie was macht. Vor allem wenn dann auch noch die ganzen Dialoge wiederholt werden, die man schon kennt, wird es langweilig. Wie die anderen schon meinten, kommt es darauf an, etwas Neues zu bieten. Das kann ich mir nur so vorstellen, dass die Person sich vielleicht nicht direkt dort befindet, wo vorher das Geschehen war, oder man macht es so, dass man den Charakter nur kurz über das Geschehen (was man schon kennt) reflektieren lässt, dann vermeidet man die Wiederholung. Man kann ja auch aus der Perspektive einer Figur rüberbringen, was eine andere denkt, nur wenn man das wirklich nicht ahnen kann, würde ich zu der wiederholten Szene greifen.
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Faol am 25. August 2012, 23:53:08
Ich hätte da auch mal ein Problem: Also ich schreibe im Moment aus zwei Perspektiven und schreibe immer den Namen drüber, aus welcher Perspektive ich gerade schreibe. Jetzt ist es so, dass beide Perspektiventräger eine Geschichte erzählt bekommen und zwar die selbe Geschichte. Sie befinden sich dabei an unterschiedlichen Orten und bekommen die Geschichte von unterschiedlichen Leuten erzählt. Jetzt war meine Überlegung beide Perspektiven bis zu dem Zeitpunkt wo die Geschichte beginnt zu schreiben. Dann beide Namen drüber zu schreiben und die Geschichte zu erzählen und dann wieder in meine üblichen Perspektiven weiter zu schreiben und die Reaktionen usw zu beschreiben. Also während der Geschichte denkt oder sagt keiner der beiden etwas, sodass die Geschichte eigentlich unabhängig von der Perspektive ist. Meint ihr, man kann das so machen als mit den zwei Namen über der Geschichte? Oder ist das komisch?
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Malinche am 26. August 2012, 00:04:35
Du könntest die Geschichte auch ohne Namen obendrüber schreiben. Denn im Grunde ist das ja etwas Neues, es geht nicht direkt um die Perspektiven deiner Perspektivträger, und beide Namen gemeinsam würden mir als Leser zunächst suggerieren, dass sie eben doch am selben Ort sind, sodass ich das dann verwirrend fände. Aber ich stelle es mir im Gegenteil ganz hübsch vor, wenn die Geschichte - wenn sie denn wirklich wichtig ist auch für die weitere Plotentwicklung - mich kurz aus dem Lesefluss und den üblichen Perspektiven reißt und ich in den weiteren Kapiteln dann anhand der Reaktionen merke, dass beide Figuren diese Geschichte in unterschiedlichen Kontexten gehört habe.

Eine andere Möglichkeit wäre, dass du die Geschichte in Abschnitte einteilst, die jeweils einer Perspektive zugeordnet sind (und dann wieder mit Namen). Das könnte deshalb reizvoll sein, weil du dann die Möglichkeit hättest, die Geschichte wirklich von den Leuten aus deinem Roman erzählen zu lassen und die jeweiligen Figuren mit ihrer Erzählstimme zu Wort kommen zu lassen, eventuell da auch schon ein bisschen einzubringen, in welchen Umständen die Geschichte jeweils erzählt wird und wie deine beiden Perspektivträger darauf reagieren. Das würde mir vielleicht sogar besser gefallen. Es wäre lebendiger und man würde aber trotzdem schnell merken, dass beide die gleiche Geschichte erzählt bekommen, auch wenn sie räumlich getrennt sind und mit anderen Personen interagieren.
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Berjosa am 26. August 2012, 00:09:24
Damit sollte für den aufmerksamen Leser klar sein, dass beide die Geschichte kennen. Spielt das für deine Planung eine Rolle?
Außerdem geht dabei unter, dass die Geschichte von zwei verschiedenen Personen erzählt wird. Damit verschenkst du vielleicht den einen oder anderen Spezialeffekt.
Trotzdem halte ich das für eine ganz geschickte Lösung. Ich glaube nicht, dass sie verwirrend wirkt. Erstens steht ja nach wie vor dabei, welcher Perspektivträger beteiligt ist, zweitens gehe ich mal davon aus, dass sich die zu erzählende Geschichte deutlich anders liest als die Handlung drumherum.
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: der Rabe am 26. August 2012, 00:25:10
Was spräche denn dagegen, wenn es trotzdem so eine Art Minimaldialog gäbe, also im Sinne:

Geschichtenerzähler: "Ich muss dir was erzählen."
Prota: "OK, schieß los."
Geschichtenerzähler: blabla

Dann hättest du trotzdem noch die Sicht der Personen, aber auf das Rudimentärste runtergedampft.

Oder du unterbrichst die Geschichte an strategisch passenden Stellen (falls das geht) für kurze Bemerkungen, wie deine Protas die Erzähler gerade sehen. (Der Geschichtenerzähler fuhr sich nervös mit den Fingern durch die Haare und warf dem Prota einen unruhigen Blick zu.)



Eine dritte Möglichkeit - die vermutlich nicht passt, aber ich fand sie damals trotzdem ganz gut - habe ich in einem zweisprachigen Roman für Kinder gelesen: da wurde eine Szene beschrieben, die von den beiden Hauptprotas erlebt wurde, jeweils aus ihrer sicht. Das ganze wurde in zwei parallel laufenden Spalten dargestellt. Man hatte also beide Sichtweisen nebeneinander. (was vermutlich nicht funktioniert, wenn die Szene zu lang ist. :) )



Mit Gruß,
vom Raben
   :rabe:
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Faol am 26. August 2012, 01:13:18
Also ich will auf jedem Fall klar haben, dass beide die Geschichte hören ohne sie zwei Mal schreiben zu müssen. Gerade bei der einen Person will ich nicht, dass der Leser die Reaktion erfährt. Aber wen ich sie dann nur aus der anderen Sicht schreibe, wird nicht klar, das beide sie hören. Also es geht mir nicht darum die Geschichte aus den beiden Sichten darzustellen, sonder nur darum klar zu machen, dass sie die gleiche Geschichte hören.

Im Moment überlege ich die Variante von Malinche zu nehmen und die Geschichte in ein eigenes Kapitel zu setzen und außerdem noch Kursiv zu setzen. Ich hoffe nur, dass dann klar wird, das beide sie hören. Im Notfall entscheide ich das noch mal um, wenn ein Beta es unklar findet.

Die Geschichte in mehrere Teile brechen will ich nicht. Sie ist nicht all zu lang, aber sehr entscheidend für die zukünftige Handlung.
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Fianna am 26. August 2012, 06:43:41
Bekommen denn wirklich beide dieselbe Geschichte erzählt?
Immerhin werden diese von zwei verschiedenen Personen erzählt. Wenn also etwas "Mythologisches" rüber gebracht werden soll, erzählen die sicher nicht dieselbe Geschichte. Und wenn es um konkretere Ereignisse von Menschen oder gar ihnen selbst oder Freunden geht, werden die [sich] vermutlich noch mehr unterscheiden.

Jeder Erzähler bewertet doch das (was sie vorher selbst hörten/lasen) ganz anders. Bei einer abstrakteren Geschichte/Sage/Mythos - nehmen wir als Beispiel mal "Die Mumie (1999)" - kann man einerseits von einem machtbesessenen skrupellosen Menschen sprechen - andererseits könnte man auch eine tragische Liebesgeschichte erzählen.
Wenn es um Ereignisse geht, die den Erzählern oder Bekannten passiert sind, könnte man die Schuldfrage oder Opferfrage unterschiedlich bewerten... Oder die Motive, die zu den Ereignissen führten.

Also wenn 2 Personen quasi gleichzeitig von wiederum 2 verschiedenen Personen eine Geschichte erzählt bekommen, fände ich es unwahrscheinlich, dass beide dieselbe erzählt bekommen.
Sollen sie sich irgendwann mal an einer wichtigen Stelle damit beschäftigen, wäre es mir als Leser wichtig, dass sich eben rausstellt, dass es 2 verschiedene Versionen sind. Der eine könnte eine für den Plot wichtige Info daraus bekommen haben (eine Info, von denn den Erzählern nicht klar war, dass es für den Plot wichtig ist) und der andere nicht.
Oder sie unterscheiden sich in Bezug auf Motive, Schuld, was auch immer - wichtige Unterschiede, die die Protas beschäftigen.

Aber ohne diese Unterschiede (können ja auch minimal sein) fände ich als Leser das total unrealistisch und würde mich ärgern.


EDIT 27.08.2012:
Rechtschreibung.
Evt seltsam formulierte Sätze durch den Handy-Internet-Zugang wurden unverändert belassen.
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Gugu am 26. August 2012, 08:03:21
Hi, gibt zwar schon viele gute Ideen dazu aber mir ist auch noch etwas eingefallen ^^
wenn du sowieso zwei Perspektiven hast, würde es sich, find ich anbieten, diese kurz bevor die Geschichte erzählt wird in kurzen Abschnitten einander wechseln zu lassen, dann ist klar, das sie an zwei Orten sind und die gleiche Geschichte erzählt bekommen

So zum Beispiel

Porta 1:
Betritt die Bar. Drei Sätze drüber wie die Bar aussieht

Porta 2:
Wird eingeladen sich an das Feuer zu setzen. Drei Sätze über die Stimmung am Feuer.

Porta1:
Setzt sich an einen Tisch und hört wie der Mann am anderen Tisch beginnt eine Geschichte zu erzählen

Porta2:
Beobachtet wie eine ältere Frau sich zum Feuer setzt und diese beginnt eine Geschichte zu erzählen

Dann kannst du die Geschichte auch schön in ein eigenes Kapitel stellen ohne das es verwirrend ist
Also ganz kurze Abschnitte, die dann dahin führen, das beide an verschiedenen Orten eine Geschichte erzählt bekommen und diese die selbe ist
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: der Rabe am 26. August 2012, 10:58:27
Ich stimme Fianna zu, der Gedanke war mir eben auch gekommen. Zwei Personen erzählen doch eine Geschichte nicht genau gleich, und mich würde das auch stören. Das erinnert mich an Filme, in denen sich die PErsonen immer Wort für Wort an GEspräche erinnern, die schon vor Jahren geführt worden sind.

Wenn du deine ERzähler also wirklich direkt erzählen lässt, und die Geschichte nicht so lang ist, würde ich überlegen, ob du sie vielleicht tatsächlich zweimal erzählen lässt, dann aber mit kleinen aber feinen Unterschieden. Immerhin kann es ja wirklich sein, dass Prota ein damit zu anderen Schlüssen kommt als Prota zwei, wie Fianna auch schon gesagt hat. :)
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Faol am 26. August 2012, 11:31:56
Gut, ich verstehe was Fianna meint, aber mich würde es als Leser auch stören, zwei mal die gleiche Geschichte erzählt zu bekommen, nur mit einem unterschiedlichen Wortlaut, denn die Interpretation wird von beiden Erzählern gleich sein, weil sich die beiden Erzähler sehr sehr ähnlich sind.

Deswegen hatte ich ja gedacht die Geschichte deutlich von der Handlung abzusetzen. Dann ist hoffentlich einfach klar: Das ist die Geschichte und es kommt in diesem Moment weder auf den Erzähler noch auf den Zuhörer an.

@Gugu: Ja, so ähnlich habe ich mir das auch vorgestellt.
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Berjosa am 26. August 2012, 12:11:19
Ich weiß ja nicht, ob das geplant ist, aber deine beiden Zuhörer könnten sich ja treffen oder sonst irgendwie in die Verlegenheit kommen festzustellen, dass sie von der entscheidenden Geschichte jeweils eine andere Version kennen. Vielleicht bei einem ziemlich wichtigen Detail, das sich in der "offiziellen" Version hinter einem eleganten Übergang oder einem Gummiwort versteckt ...
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Thaliope am 26. August 2012, 12:19:20
Zweimal die gleiche Geschichte zu lesen, um auf die kleinen Abweichungen zu achten, wäre mir auch zu viel, jedenfalls sobald die Geschichte länger als, sagen wir, drei Sätze ist. Da bin ich sofort raus ... Wohingegen ich Gugus Vorschlag gut finde.

Man könnte auch die Erzählung in einer Perspektive widergeben und die nächste Szene des zweiten Perspektivträgers wie folgt einleiten: In der Zwischenzeit hörte XY fast genau die gleiche Geschichte, nur mit dem Unterschied, dass ...

Das ist dann zwar eine explizit auktoriale Erzählerstimme, aber ich finde das allemal schöner, als zweimal die gleiche Geschichte lesen zu müssen, nur um ein paar feine Unterschiede zu erkennen - denn bis zu diesen Unterschieden würde ich höchstwahrscheinlich gar nicht lesen.

LG
Thali
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Faol am 26. August 2012, 12:42:04
Hm, das mit der explizit auktorialen Erzählstimme würde bei mir nicht passen, weil ich in der Ich-Perspektive schreibe.

Ich könnte allerdings die Geschichte in der Sicht von Prota 1 schreiben und dann in die Sicht von Prota 2 springen und sie auf die Geschichte reagieren lassen.

Ich glaube ich probiere einfach beides mal aus. Ich schreibe die Szene einmal wie gerade beschrieben und eingeleitete mit Gugus Idee und dann nochmal einmal völlig aus dem Perspektiven rausgelöst und schaue, was mir besser gefällt oder was meinen Betas, sollte ich irgendwann welche haben, besser gefällt.

Danke euch allen für die vielen guten Tipps.
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Thaliope am 26. August 2012, 12:53:35
Zitat von: Faol am 26. August 2012, 12:42:04
Hm, das mit der explizit auktorialen Erzählstimme würde bei mir nicht passen, weil ich in der Ich-Perspektive schreibe.


*gg* Nee, hast recht, dann wär das wohl nicht so passend :D
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Fianna am 26. August 2012, 17:53:28
Ich würde es auch nicht gut finden, die Geschichte 2 x lesen zu müssen.
Da sie aber von verschiedenen Leuten erzählt wird, würde ich sie dann gar nicht erzählen. Sondern ein paar Sätze und dann wegblenden.

Man kann als Prota ja später reflektieren, ob man sich richtig verhalten hat - im Falle einer krassen Reaktion auf das Gehörte - oder dass man ja seltsamerweise immer noch geschockt, unberührt oder was auch immer ist.. Oder der Ehemann/Freund/Bruder/wer-auch-immer spricht den Prota nach dem Heimkommen an --> die Nachwirkungen der Erzählung (und damit auch die Empfindungen äehrend dieser) sind sichtbar und werden thematisiert.

Der (mehr oder weniger) abweichende Inhalt wird dann irgendwann zwischen den beiden Protas thematisiert.
Dann ist ja auch noch Spannung da, WAS den Prota so verstört/verärgert/wütend macht/seltsam unberührt laesst.

Ich hab grad etwas den Eindruck, Du bist so in Deiner linearen Schiene drin (Prota 1 passiert dies und das zu diesem und jenem Zeitpunkt, Prota 2 passiert das und dies zu jenem und diesem Zeitpunkt) dass Du für andere Darstellungsmöglichkeiten etwas blockiert bist...



EDIT 27.08.2012:
Rechtschreibung, eine kursive Hervorhebung.
Seltsam formulierte Sätze durch den Handy-Internet-Zugang wurden unverändert belassen.
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Faol am 26. August 2012, 19:22:42
Naja, die Geschichte muss eine sehr wichtige Information (auch für den Leser) rüber bringen, die die späterer Handlung beider Protas sehr stark beeinflusst. Ich kann sie also nicht einfach weg lassen.
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Rhi am 27. August 2012, 12:33:45
ZitatIch könnte allerdings die Geschichte in der Sicht von Prota 1 schreiben und dann in die Sicht von Prota 2 springen und sie auf die Geschichte reagieren lassen.

So mache ich das momentan auch. Meine Haupt-Prota erzählt aus der ich-Perspektive. Es wird aber immer wieder zu einem anderen Prota gewechselt, nur dann erzähle ich nicht aus seiner Sicht, also nicht ich-Perspektive, sondern (jetzt fehlt mir die Bezeichnung gerade...) einfach Erzählperspektive? Aber dabei werden Abschnitte nicht wiederholt, das finde ich auch langweilig. Es ist eher so, dass die beiden Perspektiven aufeinander aufbauen und sich gegenseitig unterstützen.

So kann ich ganz gut aus ihrer Sicht erzählen, aber auch seine Sicht der Dinge nicht ganz außer acht lassen. Außerdem hilft es mir dabei, einige Geschehnisse besser erklären zu können.
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Nurelie am 27. August 2012, 12:44:38
@Rhi du meinst 3. Person als "Erzählsicht", oder?
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: HauntingWitch am 01. September 2012, 16:21:28
Bei einem neuen Projekt beschäftigt mich gerade Folgendes:

Ich habe drei Perspektivträger, evtl. einen vierten, das wird sich dann herausstellen. Um die Geschichte richtig darzustellen, die Gesamtheit der Dinge genügend aufzuzeigen, brauche ich die ersten drei. Wenn ich einen weglasse, fehlen wesentliche Szenen, die ich nicht durch die anderen erzählen kann, weil die schlicht nicht dabei waren. Also erscheint es mir am passendsten, das alles in der 3. Person zu schildern. Nun stellt sich aber einer dieser drei Protagonisten quer und möchte unbedingt ein Ich-Erzähler sein. Jedes Mal, wenn ich anfange, von ihm zu schreiben, schreibe ich beinahe automatisch in "Ich...", bis mir wieder einfällt, dass das ja so gar nicht geht.

Deshalb meine Frage an euch: Kann ich das machen? Einen Protagonisten in der 1. Person erzählen lassen, während die anderen zwei-drei in der 3. Person erzählt sind? Das ist doch irgendwie komisch oder nicht?

Ich habe vor einigen Wochen selbst ein Buch begonnen, dass ich wieder weggelegt habe, weil mich das so genervt hat. Da wird die Geschichte die ganze Zeit aus derselben Perspektive erzählt, nur abwechslungsweise in der 3. und in der 1. Person. Ich habe überhaupt nicht verstanden, wieso die Autorin nicht gleich alles in einer Erzählform dargestellt hat. Da dachte ich, wenn ein Sinn hinter diesem Wechsel erkennbar wäre, würde es mich nicht stören, das hat ja Anne Rice auch schon gemacht und die liebe ich immer noch. Aber bei meiner Geschichte gibt es diesen Sinn so nicht, der Grund ist einzig und allein der, dass dieser Prota ein Ich-Erzähler sein will. Und wenn ich ihn unterdrücke, wird der Text schlechter.  ::)

Was meint ihr dazu?
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Mika am 01. September 2012, 16:30:56
Ich stand bei meinem Monster vor genau dem gleichen Problem. Einige Seiten hier in dem Thread zurück (ab Seite 3 Mitte) hab ich exakt die gleiche Frage gestellt und sehr unterschiedliche Meinungen dazu bekommen. Letztlich habe ich mich aber doch dafür entschieden es durchzuziehen. Sicherlich mutet es anfänglich etwas ungewöhnlich an, aber wenn eine Figur unbedingt als Ich-Erzähler fungieren will und es nur so funktioniert, was spricht dann dagegen?
Klar es ist grenzwertig, aber für mich persönlich hat es letztlich mit der, wenn man so will "doppelten Erzählinstanz" besser funktioniert und es ist auch literarisch betrachtet gar kein so ungewöhnliches Mittel. Wenn der Text also wirklich schlechter wird, wenn du den Ich-Erzähler rausnimmst, dann lass es, ganz einfach. Wenn der Text genauso gut funktionieren würde, wäre er nicht drin, streich ihn.

Wichtig finde ich persönlich, dass man sich selbst beim Schreiben wohlfühlen muss, eine Perspektive muss sich einfach richtig anfühlen sonst geht schrecklich viel verloren. Deswegen entschiedlich mich bei meiner Prota letztlich für das Ich, während alle anderen in einer sehr nahen dritten Person geschrieben waren. So hatte ich bei meiner absoluten Hauptfigur einfach mehr Nähe und die brauchte ich. Brauchst du denn bei dieser einen Figur auch mehr Nähe, oder ist es wichtiger an seinen Gedanken noch besser teilhaben zu können?
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: der Rabe am 01. September 2012, 16:54:08
Vor einigen Monaten habe ich eine Geschichte geschrieben mit zwei Perspektivträgern. Angefangen habe ich mit zweimal 3. Person. Doch im Laufe der Zeit hatte ich das GEfühl, dass doch eine der beiden Personen die ich-Perspektive haben sollte. Ich habe es ausprobiert, und es machte für mich einen noch runderen Eindruck. Das einzige Problem, das sich für mich daraus ergab, war, dass damit auch der Hauptperspektivträger gewechselt hat, weil es sich seltsam angefühlt hat, den 1. Hauptprota in der dritten Person zu schreiben und zu lesen, und den, der erst an zweiter Position stand, in der ich-Perspektive. Das war dann aber mit einem neuen ersten Kapitel erledigt. :)

Da hat es funktioniert. Wenn es bei dir ähnlihc ist, wieso sollte es nicht gehen?
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Jara am 01. September 2012, 22:55:27
Ich mache es auch so. Ich habe vier Perspektivträger, wobei einer als Ich-Erzähler fungiert. Syro nimmt damit schon eine gewisse Sonderstellung ein, was für mein Empfinden sehr gut passt, weil er der Einzige der vier ist, der kein Mensch ist.
Aber auch prinzipiell würde ich sagen, wenn es sich gut liest und schriftstellerisch einfach besser wird, weil dein Prota sich wohler fühlt, warum nicht?
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Grey am 02. September 2012, 11:51:51
Zitat von: HauntingWitch am 01. September 2012, 16:21:28
Deshalb meine Frage an euch: Kann ich das machen? Einen Protagonisten in der 1. Person erzählen lassen, während die anderen zwei-drei in der 3. Person erzählt sind? Das ist doch irgendwie komisch oder nicht?


Also erstmal: Grundsätzlich würde ich sagen, man kann alles machen. Etwas seinzulassen, weil es nicht die Norm ist, ist kein Grund. Die einzige Frage, die man sich stellen muss ist, ob es der Geschichte gut tut. Ein Wechsel von 1. zu 3. Person kann eine interessante Spannung erzeugen. Hilfreich für den Leser wäre es sicherlich, eine gewisse Regelmäßigkeit oder Kennzeichnung einzubringen, zum Beispiel den Perspektivenwechsel immer mit einem Kapitelwechsel verbinden oder ähnliches.

Alles in allem: Wenn die Erzählstimme in der 1. Person am besten funktioniert, warum nicht? Um das wirklich herauszufinden, hilft nur ausprobieren. ;)
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: HauntingWitch am 02. September 2012, 12:29:46
@mika: Vielen Dank für den Tipp, dann werde ich mir das auch mal noch durchlesen.

@Jara: Nun ja, ich will ja, dass er eine Sonderstellung hat, denn das ist durchaus der Sinn der Geschichte. Er ist der einzige einer anderen Spezies, die ich nur durch ihn zeigen kann und denen möchte ich etwas Raum geben.

@Grey: So habe ich das noch nicht betrachtet.

Danke euch allen! Ich werde in dem Fall wohl einfach mal beides ausprobieren.
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Judith am 02. September 2012, 13:38:37
Ich würde da jetzt auch kein Problem sehen. Mir ist eine solche Mischung auch schon ab und an in Büchern untergekommen und da hat es mich nie gestört. Ich bilde mir ein, dass z.B. Diana Gabaldon das teilweise so gemacht hat (mit Claire als Ich-Erzählerin und andere Perspektiven in der 3. Person).
Also prinzipiell spricht gar nichts dagegen, dass das funktioniert - und wenn einer eine Sonderstellung haben soll, dann ist das ja durchaus auch ein Mittel, um diese noch stärker herauszustreichen.

Nachtrag: Was mir dazu noch eingefallen ist, ist allerdings auch ein Gegenbeispiel, nämlich "Das Flüstern der Stille". In dem Roman gibt es um die 5 verschiedenen Ich-Erzähler und dazu eine Figur, die aus der 3. Person erzählt. Allerdings hat es mich in dem Roman ein wenig gestört und zwar gerade deshalb, weil ich 1. keinen wirklichen Grund dafür gesehen habe und 2. die Erzählstimme dennoch überall gleich ist. Man ist an den Ich-Erzählern nicht näher dran bzw. wird von der einen anderen Perspektive nicht wirklich auf Distanz gehalten. Ich habe mich wirklich die ganze Zeit gefragt, weshalb die Autorin das so gemacht hat.

Ich denke also, dass so ein Wechsel schon eine bestimmte Funktion im Roman haben oder aus den Figuren heraus motiviert sein sollte.
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Pestillenzia am 02. September 2012, 16:03:10
Zitat von: HauntingWitch am 01. September 2012, 16:21:28
Deshalb meine Frage an euch: Kann ich das machen? Einen Protagonisten in der 1. Person erzählen lassen, während die anderen zwei-drei in der 3. Person erzählt sind? Das ist doch irgendwie komisch oder nicht?

Ich habe gerade einen Thriller gelesen, der genau so aufgebaut war. Die Hauptfigur erzählte in der ersten Person (noch dazu teilweise in Rückblenden), eine weitere Perspektivträgerin trat in der dritten Person auf - und es funktionierte hervorragend. Man wusste immer haargenau, aus wessen Sicht gerade erzählt wurde.

Falls es jemanden interessiert: das Buch heißt "Die leere Wiege" und ist von Ruth Dugdall.
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Rhi am 03. September 2012, 08:43:39
Zitat@Rhi du meinst 3. Person als "Erzählsicht", oder?

Ja genau, danke Nurelie, manchmal stehe ich mir echt selbst im Weg was Wortfindung angeht  :pfanne:


Was man auch noch machen könnte, wäre anhand der Kapitelüberschriften aufzuzeigen, aus welcher Sicht das nächste Kapitel erzählt wird. P.C. Cast macht das bei den House of Night Büchern so. Sie nennt das Kapitel dann einfach so, wie die Person heißt, aus deren Sichtweise erzählt wird. Das finde ich eigentlich auch eine gute Möglichkeit, denn dann weiß man sofort, aus wessen Sicht das Kapitel erzählt wird und von wem es handelt...
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Notrya am 03. September 2012, 17:08:54
Zitat von: Rhi am 03. September 2012, 08:43:39
Was man auch noch machen könnte, wäre anhand der Kapitelüberschriften aufzuzeigen, aus welcher Sicht das nächste Kapitel erzählt wird.

Das halte ich bei vielen Perspektivträgern sowieso für eine gute Methode, um den Überblick zu wahren, vor allem, wenn sich die verschiedenen Figuren in den Kapiteln über den Weg laufen und voneinander berichten. Der Leser wird im Falle eines Ich-Erzählers dessen Perspektive mit dem Namen über dem Kapitel verbinden und sich nicht jedes Mal wundern, wo plötzlich das "ich" herkommt, würde ich behaupten. Aber auch wenn man ohne nach Figuren benannte Kapiteln arbeitet, denke ich nicht, dass der Perspektivwechsel den Leser vor allzu große Schwierigkeiten stellt, wenn das Wechseln zum Ich-Erzähler dem Leser einen erkennbaren Mehrwert (mehr Nähe zur Figur, Einblick in die Gedankenwelt zum besseren Verständnis der Geschichte, etc.) bietet.

Ich schreibe momentan etwas Ähnliches, es ist zwar kein "richtiger" Ich-Erzähler, sondern er kommt nur in Form von Briefen vor, aber dessen Kapitel sind die einzigen, die keine Überschrift bekommen und die ich zudem kursiv gedruckt habe. Bisher hat sich noch keiner meiner Betaleser sonderlich darüber gewundert, aber die (beabsichtigte) Sonderstellung dieser Kapitel - und des dazugehörigen Perspektivträgers - wird so auf jeden Fall deutlich.

Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Zit am 04. September 2012, 15:55:37
Nur eine Verständnisfrage: Wie machst du ohne Überschrift deutlich, dass es ein neues Kapitel ist? Nutzt du zusätzlich Numerierung?
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Notrya am 04. September 2012, 16:13:36
Ja, genau. Bisher habe ich alle meine Kapitel durchnummeriert, sonst würde ich ein wenig den Überblick verlieren... aber das ist erstmal nur die Rohfassung. Vielleicht kommt mir beim Überarbeiten eine andere (bessere?) Idee, wie man die Kapitel voneinander trennen kann. Das Problem ist, dass ich den Namen des Briefeschreibers zumindest bis zur Romanmitte auf keinen Fall ausplaudern darf, und eine andere schlaue Überschrift für seine Kapitel ist mir auch noch nicht eingefallen. ;D
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Zit am 04. September 2012, 19:49:21
Wie wärs mit dem Datum? Das könntest du dann auch bei den anderen Kapitel nehmen und drunter noch eine Überschrift nehmen, oder nur den Ort oder den Namen des Perspektivträgers.
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Notrya am 04. September 2012, 20:08:59
Das mit dem Datum ist auch eine gute Idee, danke. Wobei ich dann relativ früh verrate, dass sich alle bis auf eine Perspektive in der Gegenwart befinden, obwohl sich das erst nicht so anhört... Also doch vielleicht lieber den Ort angeben? Das ist auf jeden Fall eine Überlegung wert. :jau:
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: HauntingWitch am 04. September 2012, 20:40:11
@Rhi und Notrya: Naja, das mit den Namen in den Überschriften möchte ich eigentlich genau vermeiden, ich fand das bisher immer störend.  ;) Aber ich habe eine andere Lösung: Ich kann den Ich-Erzähler mit einer kurzen Einführung beginnen lassen, dann weiss man, dass er er ist und bei den anderen sieht man es am Namen in der Erzählung. Aber das überlege ich mir lieber dreimal, ein Anne Rice-Abklatsch (hat sie bei "Königin der Verdammten" so gelöst) soll es ja auch nicht werden.
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Gwee am 15. September 2015, 23:54:09
Das Thema, wie viele Perspektiven man nutzen sollte, ist für mich grad ein aktuelles Thema. Ich habe eine Geschichte, bei der sechs verschiedene Völkergruppen auftreten. Ich stehe jetzt vor dem Problem, dass ich nicht sicher bin, wie viele Perspektiven am Besten wären. Ich will definitiv mehr als eine oder zwei. Sechs finde ich aber irgendwie zu viel, oder wie seht ihr das? Bei fünf käme ich mir z.B. etwas "diskriminierend" vor ein Volk einfach außen vor zu lassen. Die Völker sind alle nicht so richtig gut miteinander, daher ist es auch nicht so praktisch, wenn ich einen Charakter für zwei Völker nutze. Findet ihr sechs Perspektiven zu viel? Was ist für euch so immer das Optimum beim Lesen?
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Wallrabe am 16. September 2015, 00:25:43
Also wenn das bedeutet, dass du auch quasi 6 Erzählstränge hast, wäre das wirklich ziemlich überwältigend, fände ich. Zumindest, wenn sie ebenbürtig behandelt werden müssen/wollen.

Allerdings würden mehrere Völker ja etwa nicht jeder eine eigene Perspektive benötigen, wenn sie einen gemeinsamen Nenner irgendeiner Art haben, etwas gemeinsam tun, gemeinsam an einem Ort operieren o.ä. ...

Ansonsten stellt sich auch die Frage - wie verschieden sind diese sechs Völker tatsächlich? In welcher Größenordnung bewegen sich diese Völker? Und unterscheiden sie sich quasi in "allem", Sprache, Aussehen, Sitte, Religion etc. oder sind manche miteinander verwandter als andere?
Und was "tun" sie?

Je nachdem dürfte es sich von selbst fügen denke ich, dass sich manche davon unter einen Hut fassen lassen, sich aber auch differenzieren lassen, ohne dass du jetzt wirklich für jedes Volk eine eigene Perspektive schreiben musst. Sofern ich "Perspektive" jetzt nicht falsch verstanden habe^^.

Würde bspws die eine Allianz gegen die andere kämpfen, hätte man trotz der sechs völlig verschiedenen Völker letztlich nur zwei Fronten, auf die man schaut. Einen nachvollziehbaren Beweggrund vorausgesetzt, aber das wäre dann eine ganz andere Frage... Du musst letztlich wohl klar werden, was du erzählen willst und dann schauen, wieviele Perspektiven diesem Vorhaben tatsächlich nutzen. Welche etwas zur Sache tun, welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten der verschiedenen Völker/Perspektiven du brauchst etc.
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Waffelkuchen am 16. September 2015, 10:54:16
Gwee, ich denke auch, dass sechs Perspektiven zu viel werden könnten. Vielleicht gibt es ja die eine oder andere Perspektive, durch deren Weglassen du Spannung erzeugen kannst? Der werte Leser muss ja nicht immer alles wissen. ;D Denkbar ist für mich jetzt auch, dass du z.B. drei Hauptperspektiven hast und aus den anderen dreien nur gelegentlich was einschiebst. Da musst du vielleicht aufpassen, dass es nicht in Infodump ausartet ("ah, in der Perspektive bin ich jetzt nur, weil ich das und das wissen muss").

Was für mich als Leser das Optimum an Perspektiven ist, kann ich so nicht sagen. Ich glaube, man kann da sehr viel machen. Es muss nur sichergestellt sein, dass der Leser hinterherkommt, ohne das Gefühl zu haben, dass er bald ein Nachschlagewerk braucht, um die Perspektiven auseinander halten zu können. Und ein bisschen Zeit braucht man ja auch, um mit den Protagonisten warm zu werden. Also, so gesehen verträgt der tausend-Seiten-Epos vermutlich mehr Perspektiven als das dreihundert-Seiten-Buch.

Ansonsten schließe ich mich dem an, was Wallrabe geschrieben hat, vielleicht gibt es ja doch etwas, was sich zusammenfassen lässt. :)
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Trippelschritt am 16. September 2015, 14:12:04
Ich sehe nur wenige Schwierigkeiten mit einem Wechsel der Erzählperspektive. Auch nicht mit einer hohen Zahl. Man muss es nur können und braucht vorher einen Plan. Viele der mutmaßlichen Perspektivprobleme haben mehr mit Braiding als mit der Perspektive zu tun und bei sechs wichtigen Figuren gibt es sechs wichige Plotstränge. Wenn ich einem der Plotstränge keine eigene Perspektive gebe, dann bleibt nur noch über ihn zu berichten. Damit ist aber auch eine Entscheidung über die Nähe und über die Wichtigkeit der Figur gefallen. Auf der sicheren Seite ist man meistens dann, wenn die entsprechenden, sich in der Perspektive unterscheidenden Textstücke ziemlich lang sind. Bei Schaschlik wird es schwierig.
Ich erinnere mich an drei Perspektiven in einem Abschnitt. Figur A, figur B und ein Frosch. Grandios geschrieben.
Bei einem Ich-Erzähler plädiere ich für nur eine Perspektive, aber ich kenne auch gut geschriebene Bücher, für die die Autoren sich anders entschieden haben.

Nur Mut
Trippelschritt
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Wallrabe am 16. September 2015, 14:15:36
Ich hatte mich das unlängst selbst gefragt, wie viele Perspektiven ich eröffnen will. Da fällt einem dann unter Umständen eine Menge ein und ich hatte Ideen zu diversen Fraktionen und Charakteren, die sich in die Gesamtlage mit ihren eigenen Beweggründen und Intrigen einmischen würden und könnten. Teilweise habe ich es zumindest eben für mich und unter den mir gegebenen Umständen so gehandhabt, dass die Perspektiven teilweise 'nur' auf verschiedenen Seiten derselben Münze szsg. stehen.

In der Mitte ist der große, allumfassende Plot, mit dem die Perspektiven und ihre Träger von verschiedenen Seiten in Kontakt kommen. Nun ist die eine an einem ganz anderen Zipfel des Plot-Brockens, Zwei andere haben jetzt aber eine ganze Zeit lang auf den gleichen Zipfel geschaut, haben aber eben dennoch nur "Ihre" Seite des Zipfels geschehen.

Im Grunde also ein Ereignis, auf das mehrere Perspektiven schauen. Das praktische ist dabei, dass man nicht für jede Perspektive eine neue Gesamtsituation beschreiben muss. Der Leser weiß im Grunde um was es geht und wird daher auch nicht in ein komplett neues Bild geworfen. Durch solche Gemeinsamkeiten kannst du denke ich durchaus eine gute Anzahl von Perspektiven und entsprechenden Völkern einbauen. Jedenfalls mehr als die Geschichte und der Leser greifen könnte, als wenn du wirklich sechs komplett eigenständige Perspektiven und -Träger hast.

Wenn ich das jetzt richtig verstanden habe :-P

- - Letztlich ist es aber auch natürlich wie Trippelschritt sagt - funktionieren könnte selbst das, aber es wird schwieriger, schätze ich.
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Guddy am 23. September 2015, 15:29:36
Wie steht's eigentlich mit dem Aufgeben einer Perspektive? Sollte man es nur tun, wenn der Perspektivträger stirbt oder darf es auch andere Gründe haben?

Ich hadere gerade ein wenig, darum frage ich euch.
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Lothen am 23. September 2015, 15:32:41
Also wenn der POV "aus der Geschichte verschwindet" und keinen Anteil an der Handlung mehr hat, wäre das schon ein Grund.

Ich denke gerade darüber nach, ob das bei mir mal der Fall war, aber es war im Zweifel immer umgekehrt: Wenn sich jemand aus dem Hauptstrang gelöst hat, bekam er eher mehr Aufmerksamkeit als davor. ;)
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Trippelschritt am 23. September 2015, 15:35:52
Diese Frage hat sich mir so nie gestellt. Da ich immer nur aus einer Perspektive schreiben kann, haben die jeweils wichtigen Perspektiven die unwichtigen verdrängt. Da kann man nur noch darüber nachdenken, warum eine Figur so unwichtig wurde.

Liebe Grüße
Trippelschritt
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Guddy am 23. September 2015, 15:37:13
Zitat von: Lothen am 23. September 2015, 15:32:41
Also wenn der POV "aus der Geschichte verschwindet" und keinen Anteil an der Handlung mehr hat, wäre das schon ein Grund.

Gibt es da denn Beispiele aus Genrebüchern?   :hmmm: (dann könncte ich mal "recherchieren"! ;D )

Theoretisch könnte ich mit dem POV-Charakter, der als Perspektivträger (und auch sonst) von der Bildfläche verschwindet, aber ein Spin-Off schreiben, interessant genug wäre sein Werdegang ;D Nur: Er stirbt nicht, geht nicht weg, er wird einfach nur nicht den Weg des Protas weitergehen.  Zuvor möchte ich ihn als Perspektivträger einsetzen, um durch dessen Augen die Kultur und die Figuren zu beleuchten, da es wieder andere Aspekte hinein bringen würde.
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Szazira am 23. September 2015, 16:04:42
https://en.wikipedia.org/wiki/Gardens_of_the_Moon (https://en.wikipedia.org/wiki/Gardens_of_the_Moon) du hast gefühlte 150 Figuren mit mindestens einem halben dutzend Perspektiven. Die einzelnen Perspektiven werden entweder einem Cliffhanger oder Ruhepunkt geführt und dann ggf. in diesem Buch gar nicht mehr, sondern erst zwei Bücher später, weiter geführt.

Da sich die Geschichte über mehrere (Jahrhundert)Jahrtausende spannt kommt es zwangsläufig dazu, dass die eine oder andere Perspektive endet. ;D

Ach ja: Der Autor ist nicht gerade knausrig, was Tote angeht. Es ist Krieg. :)
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Elona am 06. Dezember 2015, 17:54:30
Hallöchen,

bei mir trat gerade leider ein Problem auf und ich würde euch gerne um eure Meinung bitten. Da ich denke, dass es sich hierbei um eine allgemeine Diskussion handeln könnte, habe ich mich für diesen Bereich entschieden und nicht für den ,,Autoren helfen Autoren". Und weil die Überschrift von diesem Beitrag recht allgemein ist, schließe ich mich hier einfach mal an.

Ausgangspunkt: Er-Perspektive und mehrere POV Charaktere

Erste Frage:
Perspektivwechsel nach einem gleichen Schema (Prota 1,2,3,1,2,3 usw.) oder ohne Schema (Prota 2,3,1,1,2,3,2,1,2,1) – Was würdet ihr bevorzugen? Ist es möglicherweise egal? Oder würde euch eine Variante stören? Wie handhabt ihr das?

Zweite Frage(n):
Wie teilt ihr das Buch auf? Hat jeder Charakter in etwa am Ende den gleichen Anteil? Und hättet ihr ein Problem damit wenn der Anteil wechseln würde (Beispiel: Erste Hälfte mehr Prota 1; Zweite Hälfte mehr Prota 2; Und Prota 3 ausgewogen dazwischen)?


Ich hätte aus dem Gefühl heraus gesagt, so wie es der Story dienlich ist. Da ich aber ein fürchterlicher Perfektionist bin, wiederstrebt mir das irgendwie, dass zweimal hintereinander der gleiche Prota erscheint oder ein anderer zu Beginn einen relativ geringen Anteil hat. Genauso wie die unterschiedlichen Anteile am gesamten Manuskript.
Was wäre aber wenn ein Prota ausfällt (z.B. Bewusstlos oder sonstiges), da würde das unter Umständen ja zwangsläufig geschehen. Im Augenblick bin ich da einfach überfragt.  ???

Noch eine kleine Frage am Rande, die in Zusammenhang damit aufgekommen ist: Wie viel Zeit lasst ihr zwischen den Wechseln vergehen? Stunden? Tage? Wochen?
Beispiel: Kapitel Prota 1 Mittag; nächstes Kapitel Prota 2 Nacht.

Ich bin auf eure Antworten gespannt.  :)
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: LinaFranken am 06. Dezember 2015, 18:13:19
Zitat von: Aurora am 06. Dezember 2015, 17:54:30

Erste Frage:
Perspektivwechsel nach einem gleichen Schema (Prota 1,2,3,1,2,3 usw.) oder ohne Schema (Prota 2,3,1,1,2,3,2,1,2,1) – Was würdet ihr bevorzugen? Ist es möglicherweise egal? Oder würde euch eine Variante stören? Wie handhabt ihr das?

Zweite Frage(n):
Wie teilt ihr das Buch auf? Hat jeder Charakter in etwa am Ende den gleichen Anteil? Und hättet ihr ein Problem damit wenn der Anteil wechseln würde (Beispiel: Erste Hälfte mehr Prota 1; Zweite Hälfte mehr Prota 2; Und Prota 3 ausgewogen dazwischen)?


Ich denke, dass es das Buch schon mal spannender und orgineller macht, wenn unterscheidliche Perspektiven benutzt werden. Ein festes Schema finde ich gut, aber es muss nicht unbedingt 123123 sein.
Ich hab bei meinem Werk zum Beispiel drei Teams über die berichtet wird im Schema: 1,2,1,3,1,2,1,3. Da wird auch deutlich das Team 1 die größte Rolle spielt. Wenn also Teil 1 bei dir sozusagen der Hauptstrag ist und 2 und 3 eher Nebenhandlungen können die Anteile unterschiedlich groß sein. Letztendlich wird der längste Anteil vermutlich automatisch wie der wichtigste wirken. Wichtig finde ich jedoch eine klare Unterscheidung. Also ne Kapitelüberschrift oder was, das einem deutlich sagt: Jetzt kommt eine andere Perspektive.

Ein gutes und sehr erfolgreiches Beispiel dafür ist das Buch "A long way down" (trotz englischem Titel auf Deutsch erhältlich) - dort wird zu jeder Perspektive auch ein anderer Sprachstil benutzt. Das Teenager-Mädchen hat da natürlich einen völlig anderen Wortschatz als die Hausfrau und der wohlhabende Prominente. Die Wechsel finde ich da sehr gelungen.  :jau:

Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: canis lupus niger am 06. Dezember 2015, 18:21:26
In meinem aktuellen Projekt habe ich vier wechselnde Perspektivträger, die etwa gleich große Anteile am Text haben. Die Reihenfolge ist nicht fest, sondern richtet sich im Grunde danach, wer von den Vieren gerade etwas erlebt, was die Geschichte weiterbringt. Bzw. Ich habe es so geschrieben, dass immer einer am Zentrum eines neuen Geschehens ist. Chronologisch muss es natürlich auch stimmen, insofern werfen sich die Vier den Handlungsfaden wie einen Ball immer gegenseitíg zu. Meine Betas fanden das Prinzip zumindest tadellos.
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Shedzyala am 06. Dezember 2015, 18:34:26
Ich habe bei meinem aktuellen Roman 3 Perspektivträger und hatte auch zuerst überlegt, ob ich eine feste Struktur wählen soll. Dann habe ich mich aber dagegen entschieden und mache es wie canis: Wer gerade etwas erlebt oder die interessanteste Sichtweise auf die Handlung hat, bekommt den Zuschlag. Denn ich glaube, Leser verzeihen ein fehlendes Schema weitaus eher als eine unpassende Szene. Ich habe mir dazu auch ein paar der Romane angesehen, die ich in letzter Zeit gelesen habe, und die kamen auch ohne Schema aus, ohne dass ich etwas beim Lesen vermisst hätte.

Wobei am Romanfang sehr wohl wert auf eine Struktur gelegt habe: Die ersten drei Kapitel sind jeweils aus der Sicht eines der drei Perspektivträgers. Damit meine Leser wissen, was sie erwarten können.
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Klecks am 06. Dezember 2015, 18:47:48
Auch wenn ich eine gewisse Gleichmäßigkeit bevorzuge, was zum Beispiel Kapitellängen betrifft und auch die Perspektivträger, glaube ich bei Perspektiven, dass da nur eine Sache wichtig ist: Dass der Plot funktioniert.  :D  Wenn du also Prota 1 öfter brauchst als Prota 2 und Prota 3 noch weniger, würde mich das überhaupt nicht stören, solange sich mir dadurch trotzdem noch der Plot erschließt. Allerdings sollte es nicht passieren, dass man aus der Sicht eines Protas so lange nicht mehr liest, dass meinen keinen Bezug mehr zu ihm hat. Da würde ich seine Perspektive im Zweifelsfall lieber weglassen und versuchen, das, was ich aus seiner Perspektive schreiben wollte, irgendwie anders unterzubringen.  :hmmm:
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: PinkPuma am 06. Dezember 2015, 18:51:28
Liebe Aurora, eines vorneweg: Die Antworten auf diese Fragen sind natürlich absolute Geschmackssache. Manche Leser mögen viele Perspektivenwechsel und gerne auch "wild durcheinander", andere wollen eine klare Struktur und nur ein oder zwei Perspektivträger. Prinzipiell würde ich aus genau diesem Grund auf alle Fragen antworten: Schreib es so, wie es sich für dich am besten anfühlt! :)

Aber um auf deine speziellen Fragen zurückzukommen... ich kann dir auch nur sagen, wie ich es bislang gehandhabt habe. Gerade in meinem "Elfendiener" (kennst du ja vom Namen her ^^) habe ich drei Protas, die allesamt Perspektivträger sind plus mehrere Nebenfiguren, die ebenfalls hin und wieder als Perspektivträger zu Wort kommen. Ich glaube, ich bin mit insgesamt rund zehn Perspektiven auch fast schon am oberen Limit angelangt.  ::)

Zitat von: Aurora
Erste Frage:
Perspektivwechsel nach einem gleichen Schema (Prota 1,2,3,1,2,3 usw.) oder ohne Schema (Prota 2,3,1,1,2,3,2,1,2,1) – Was würdet ihr bevorzugen? Ist es möglicherweise egal? Oder würde euch eine Variante stören? Wie handhabt ihr das?
Ein festes Schema gibt es im "Elfendiener" nicht. Ich schließe mich da meinen Vorrednern an. Wer gerade etwas erlebt, bekommt die Perspektive. Sind möglicherweise alle Protas an der Szene beteiligt, bekommt der den Vorzug, dessen Perspektive mir die interessanteste erscheint. Sei es, weil aus seiner Sicht ein Geheimnis aufgeklärt wird oder eben nicht.


Zitat von: AuroraZweite Frage(n):
Wie teilt ihr das Buch auf? Hat jeder Charakter in etwa am Ende den gleichen Anteil? Und hättet ihr ein Problem damit wenn der Anteil wechseln würde (Beispiel: Erste Hälfte mehr Prota 1; Zweite Hälfte mehr Prota 2; Und Prota 3 ausgewogen dazwischen)?
Auf den gesamten Roman hochgerechnet (über 700 Normseiten) haben die drei Protas vermutlich in etwa denselben Anteil. Aber ich habe durchaus Kapitel, in denen Prota 1 deutlich mehr Anteil hat als 2 und 3. In einem späteren Kapitel kommt dann vielleicht fast nur Prota 3 zu Wort usw.

Ich habe auch die Kapitel nicht nach Perpektiven gegliedert (eher nach Handlungsorten), sondern einfach jede neue Perspektive durch einen deutlichen Absatz kenntlich gemacht. Da kann es schon mal vorkommen, dass ein Prota mehrere Absätze nacheinander bekommt.


Zitat von: AuroraNoch eine kleine Frage am Rande, die in Zusammenhang damit aufgekommen ist: Wie viel Zeit lasst ihr zwischen den Wechseln vergehen? Stunden? Tage? Wochen?
Auch hier hatte ich kein festgelegtes Schema. Meine Abschnitte waren eher Sinneinheiten denn Zeitsprünge oder Ortswechsel. Kann also sein, dass z.B. Prota 1 drei Absätze hintereinander bekommt, weil er den Ort wechselt. Oder weil eine Nacht vergeht. Kann aber auch sein, dass auf Prota 1 direkt Prota 2 folgt, die Szenen aber beinahe zur gleichen Zeit spielen.


Diese Antworten bezogen sich jetzt rein auf einen ziemlich langen Fantasy-Roman, da ich weiß, dass du ja dasselbe Genre schreibst. Beispielsweise bei meinem letzten Gay Drama hatte ich aber zwei Ich-Erzähler und diese auch streng nach Kapitel gegliedert.



Zitat von: KlecksAuch wenn ich eine gewisse Gleichmäßigkeit bevorzuge, was zum Beispiel Kapitellängen betrifft und auch die Perspektivträger, glaube ich bei Perspektiven, dass da nur eine Sache wichtig ist: Dass der Plot funktioniert.  :D 
Da bin ich voll bei Klecks. Ich mag es, wenn die Kapitel in etwa gleich lang sind und so dem Text eine gewisse Struktur geben. Innerhalb der Kapitel darf es aber gerne Perpektivenwechsel geben.
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Elona am 07. Dezember 2015, 08:22:55
Guten Morgen ihr Lieben,

vielen lieben Dank, ihr habt mir wirklich weitergeholfen.  :)

Also als Fazit lässt sich sagen:

Gut, ich bin erleichtert und werfe meinen unangebrachten Perfektionismus über Bord, weil er hier einfach keinen Sinn macht. Ich weiß ohnehin nicht, wieso der mich gestern plötzlich angesprungen hat.

Zitat von: KlecksAllerdings sollte es nicht passieren, dass man aus der Sicht eines Protas so lange nicht mehr liest, dass meinen keinen Bezug mehr zu ihm hat. Da würde ich seine Perspektive im Zweifelsfall lieber weglassen und versuchen, das, was ich aus seiner Perspektive schreiben wollte, irgendwie anders unterzubringen.  :hmmm:
Ja, so schlimm ist es dann nicht und es sind wirklich alle drei relevant für die Geschichte. Nur zwei von denen an der einen Stelle mal mehr, mal weniger. Aber wenn dem so wäre, würde ich es auf alle Fälle wie du handhaben.

Wobei mir da gerade eine andere Frage kommt, die glaube ich hier auch schon mal diskutiert wurde und PinkPuma schrieb, dass sie es ebenfalls angewandt hat:
Wie ist es denn mit Nebencharakteren, die kurz zur Wort kommen? Das würde ja einen Bruch des zuvor gesagten bedeuten und wenn ich mich recht erinnere las ich zuvor, dass dies aber akzeptiert werden würde.
Mir ist das zwei Mal passiert, beide Male wäre es aber der gleiche Nebencharakter. Ich bin ja gerade am Überarbeiten. Die eine Szene fliegt definitiv raus, weil ich das auch anders lösen kann, aber bei der zweiten habe ich einfach das Problem, dass der Nebencharakter eine Entscheidung trifft, die für alle PoV Charaktere inklusive Geschichte wichtig ist. Zwei der PoV Charaktere sind nicht anwesend und der dritte bewusstlos, was also machen?

@PinkPuma: Da hast du vermutlich vollkommen Recht, dass es einfach Geschmackssache ist. Da unsere Werke in die gleiche Richtung gehen (vermutlich am Ende auch mit dem Umfang  :o), hat mir deine Ausführung auf alle Fälle weitergeholfen.  :)

Bezüglich der Kapitellängen habe ich jetzt auch noch eine Frage, weil Klecks und PinkPuma es erwähnten:
Welche Abweichung akzeptiert ihr noch und wann wird es zu viel? Ich unterstelle dabei einfach, dass nicht alle Kapitel exakt (keine Ahnung) 15 Seiten lang sind ... oder doch?  :o
Und was ist mit Ausreißern? Sagen wir mal theoretisch bewegen sich alle Kapitel in etwa im gleichen Bereich, nur zwischendrin fallen eins zwei raus?

Lieben Dank euch!  :)


Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: PinkPuma am 07. Dezember 2015, 10:06:43
Zitat von: AuroraWobei mir da gerade eine andere Frage kommt, die glaube ich hier auch schon mal diskutiert wurde und PinkPuma schrieb, dass sie es ebenfalls angewandt hat:
Wie ist es denn mit Nebencharakteren, die kurz zur Wort kommen? Das würde ja einen Bruch des zuvor gesagten bedeuten und wenn ich mich recht erinnere las ich zuvor, dass dies aber akzeptiert werden würde.
Mir ist das zwei Mal passiert, beide Male wäre es aber der gleiche Nebencharakter. Ich bin ja gerade am Überarbeiten. Die eine Szene fliegt definitiv raus, weil ich das auch anders lösen kann, aber bei der zweiten habe ich einfach das Problem, dass der Nebencharakter eine Entscheidung trifft, die für alle PoV Charaktere inklusive Geschichte wichtig ist. Zwei der PoV Charaktere sind nicht anwesend und der dritte bewusstlos, was also machen?
Also prinzipiell habe ich gar kein Problem damit, wenn auch mal ein Nebencharakter zu Wort kommt. Im Gegenteil, ich persönlich bin gerade bei Fantasy ein Fan von Multiperspektive. Kennst du zufällig die Elfen-Bücher von Bernhard Hennen? Da kommen auch mal gut 8 bis 15 verschiedene Figuren als personale Erzähler zu Wort. Das ist bei mir im "Elfendiener" ähnlich. Allerdings weiß ich auch, dass das hart an der Obergrenze ist. Aber bei dir wäre es ja nur eine Nebenfigur? Wenn diese, wie du schreibst, an der Stelle handlungsrelevant ist, warum nicht? Zumal deine Protas ja an der Stelle nicht zu Wort kommen können.
Allerdings fände ich es dann fast besser, wenn der Nebenchara mehr als einmal als Perspektivträger auftaucht. Oder? Hmm... :hmmm:


Zitat von: AuroraBezüglich der Kapitellängen habe ich jetzt auch noch eine Frage, weil Klecks und PinkPuma es erwähnten:
Welche Abweichung akzeptiert ihr noch und wann wird es zu viel? Ich unterstelle dabei einfach, dass nicht alle Kapitel exakt (keine Ahnung) 15 Seiten lang sind ... oder doch?  :o
Und was ist mit Ausreißern? Sagen wir mal theoretisch bewegen sich alle Kapitel in etwa im gleichen Bereich, nur zwischendrin fallen eins zwei raus?
Also meine Kapitel sind definitiv nicht alle gleich lang. Eines hat - wenn ich mich recht erinnere - durchschnittlich etwa 20 Normseiten. Aber klar gibt es auch Kapitel mit 15 und welche mit 25 Seiten. Also ich denke mal so grob ein Viertel Abweichung wäre für mich vollkommen in Ordnung. Hier würde ich aber auch gerne nochmal Hennen als Beispiel nehmen. Seine Kapitel sind eher lang, meist ähnlich lang, aber es gibt doch hin und wieder Ausreißer. Wenn es sich da nur um ein paar Seiten handelt - who cares? Aber z.B. in einem der Elfenritter-Romane hat zwischendurch ein Kapitel nur 1,5 Seiten - das hat mich dann doch gestört.
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Churke am 07. Dezember 2015, 10:17:35
Zitat von: Aurora am 07. Dezember 2015, 08:22:55
Wie ist es denn mit Nebencharakteren, die kurz zur Wort kommen? Das würde ja einen Bruch des zuvor gesagten bedeuten und wenn ich mich recht erinnere las ich zuvor, dass dies aber akzeptiert werden würde.

Ich unterscheide bei Perspektivwechseln grundsätzlich zwischen Haupt- und Nebenfiguren. Bei Hauptfiguren folgen die Kapitel einem festen Schema, weil ich das für die beste und auch handwerklich einfachste Methode halte, zwei parallele Handlungen zu erzählen.
Nebenfiguren (als Perspektivträger) fallen aus dem Rahmen und übernehmen bei mir eine rein "dienende" Rolle, das heißt, sie tauchen nur auf, damit der Leser weiß, "was sonst noch geschah". Es geht nicht um die Figur, sondern das, was die Figur erlebt. Da sich der POV auf einen kurzen Aspekt des Plots beschränkt, fällt es auch nicht negativ auf, dafür das genannte Schema zu durchbrechen.

Zitat
Bezüglich der Kapitellängen habe ich jetzt auch noch eine Frage, weil Klecks und PinkPuma es erwähnten:
Welche Abweichung akzeptiert ihr noch und wann wird es zu viel? Ich unterstelle dabei einfach, dass nicht alle Kapitel exakt (keine Ahnung) 15 Seiten lang sind ... oder doch?  :o

Ich halte Kapitel nicht (nur) deshalb gleich lang, weil es schöner aussieht.  :snicker:
Gleich lange Kapitel zwingen den Autor dazu, eine durchgängige Erzählstruktur einzuhalten. Wenn ein Kapitel 30 Seiten lang ist und das nächste 5, dann spricht einiges dafür, dass beide Kapitel auch inhaltlich und stilistisch getrennte Wege gehen.

Ich würde daher sagen, dass Abweichungen so groß sein dürfen, dass der stilistische Rahmen eingehalten wird.
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Trippelschritt am 07. Dezember 2015, 10:29:31
Es gibt fast keine Regeln für den Perspektivwechsel und auch kein Schema. Es ist die Geschichte, die bestimmt. Die einzige Regel, die ich kenne, ist, dass der Leser immer wissen muss, wer gerade dran ist. Getrennte Absätze helfen, ebenso bei Dialogen ein "sagte XYZ". Aber ich habe auch einmal drei Perspektiven in einem kurzen Absatz gefunden und es hat funktioniert.
Protagonisten haben größere Anteile als Nebenfiguren. das ist wohl selbstverständlich, aber es ist durchaus möglich, dass in einer ganz bestimmten Phase einer Geschichte eine Nebenfigur die einzige ist, die wirklich zählt.

nur Mut
Trippelschritt
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Elona am 07. Dezember 2015, 18:16:43
Also Perspektivwechsel auf Nebencharakter ist kein Problem, dass hätten wir geklärt.

Vermutlich treibe ich euch langsam aber sicher in die Verzweiflung, aber folgendes ...

Zitat von: PinkPumaAllerdings fände ich es dann fast besser, wenn der Nebenchara mehr als einmal als Perspektivträger auftaucht. Oder? Hmm... :hmmm:
Das ist theoretisch kein Thema. Den könnte ich auch öfters zu Wort kommen lassen.  ;)

Noch mal wegen der Seitenlänge ganz allgemein (und vielleicht sehe ich gerade den Wald vor lauter Bäumen nicht - passiert mir öfters):
Generell bin ich eine Leserin, die sich nicht an unterschiedlichen Kapitellängen stört, solange mir der Inhalt gefällt. Von daher hatte ich mich bisher damit nie befasst gehabt.
Ist es nicht so, dass man sich die Kapitel in dem Sinne zu Recht biegen kann? Ich habe mich dazu entschieden Hauptkapitel zu machen, welche sich weiter unterteilen (durchnummeriert). Die weitere Unterteilung entspricht meistens auch einem Perspektivwechsel. Rein theoretisch könnte ich ja nun einfach hingehen und streiche eine Zahl, mache einen Absatz, wechsel nach wie vor die Perspektive und habe mir somit die Seitenzahl angepasst. Was ich jetzt als sehr unharmonisch empfinden würde.

Zitat von: ChurkeIch unterscheide bei Perspektivwechseln grundsätzlich zwischen Haupt- und Nebenfiguren. Bei Hauptfiguren folgen die Kapitel einem festen Schema, weil ich das für die beste und auch handwerklich einfachste Methode halte, zwei parallele Handlungen zu erzählen.
Heißt, bei dir würde nicht zwei Mal hinter einander der gleiche Hauptcharakter kommen oder habe ich das falsch verstanden?

Zitat von: ChurkeIch halte Kapitel nicht (nur) deshalb gleich lang, weil es schöner aussieht.  :snicker:
Deine Kapitel sind echt alle genau gleich lang?  :o

Irgendwie habe ich gerade das Gefühl, dass ich eine falsche Auffassung von "Kapitel" habe.  :rofl: ...  :-\

Zitat von: ChurkeGleich lange Kapitel zwingen den Autor dazu, eine durchgängige Erzählstruktur einzuhalten. Wenn ein Kapitel 30 Seiten lang ist und das nächste 5, dann spricht einiges dafür, dass beide Kapitel auch inhaltlich und stilistisch getrennte Wege gehen.
Stilistisch getrennte Wege gehen, verstehe ich, aber inhaltlich? So gesehen kann auf 5 Seiten mehr passieren als auf 30.

Aber dazu etwas anderes. Nehmen wir mal an, meine Kapitel sind im Schnitt 15 Seiten lang. Die Kapitel in denen der Nebencharakter zu Wort kommt nur, sagen wir mal, 2 Seiten. Das wäre demnach ein Stilmittel und würde passen/akzeptiert werden oder nicht?

@Trippelschritt: :seufz: Ich lerne gerade meine Kostenhochrechnungen auf der Arbeit richtig zu schätzen. Da gibt es nämlich nur richtig oder falsch.
Das Problem mit dem ,,der Leser muss wissen wer dran ist" habe ich mittlerweile schon behoben. Denke ich ...   



 
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: foxgirl am 07. Dezember 2015, 20:10:54
Selbstverständlich ist alles, was ich jetzt schreibe nur eine Ansicht und keine Tatsache, aber ich habe zum Beispiel auch die Erfahrung gemacht, dass es spannungssteigernd sein kann, wenn man eine weitere Perspektive auch mal erst später im Roman einbaut, natürlich ist es da auch wieder wichtig, dass dem Leser dieser Wechsel vermittelt wird und er oder sie dann nicht mit großen Fragezeichen auf der Stirn vor dem Buch sitzt. In meinem aktuellen Projekt handhabe ich das zum Beispiel ebenso und bringe den zweiten Perspektiventräger erst deutlich später mit ein. Ich nehme an mein erster Perspektiventräger hat dann am Ende daher einen größeren "Sprachanteil" als der zweite, finde das aber persönlich nicht weiter schlimm, obwohl sie beide Hauptfiguren sind. Kommt natürlich vermutlich auch immer darauf an, wann man die Charaktere einführt. Mein zweiter wurde eben auch ein ganzes Stück später erst vorgestellt.
Ich finde die Kapitel von Nebencharakteren kurz zu halten ist, bewusst versteht sich, durchaus ein Stilmittel. Ich denke das hat wahrscheinlich auch immer damit zu tun, wie man sich als Autor wohlfühlt. Ich persönlich halte Kapitel auch immer ähnlich lange, das hat aber keinen tieferen Sinn, außer dass es mir so eben auch einfach besser gefällt. Dabei ist es für mich aber vorrangig, dass es von der Trennung der einzelnen Kapitel her eben auch noch sinnvoll ist, ich würde natürlich nicht bloß der Länge wegen einen Cut machen, wenn die Sequenz noch nicht abgeschlossen ist.
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Churke am 07. Dezember 2015, 20:22:38
Zitat von: Aurora am 07. Dezember 2015, 18:16:43
Heißt, bei dir würde nicht zwei Mal hinter einander der gleiche Hauptcharakter kommen oder habe ich das falsch verstanden?

Genau. Beim linearen Erzählen verwende ich bei 2 Haupt-POVs immer das Schema A/B/A/B/A.... Das hat sich bewährt und stellt vor allem eine gleiche Gewichtung der Figuren sicher.
Habe ich mir als 2 Haupt-POVs, ist das nicht mehr so wichtig, dann weiche ich auch schon mal ab.

Zitat
Deine Kapitel sind echt alle genau gleich lang?  :o
Nicht genau, eher so ungefähr.  :engel:

Zitat
Stilistisch getrennte Wege gehen, verstehe ich, aber inhaltlich? So gesehen kann auf 5 Seiten mehr passieren als auf 30.

Wenn dein Held 30 Seiten zum Zähneputzen braucht und in Kap. 2 auf 5 Seiten die Welt erobert, dann werden sich beide Kapitel fundamental unterschiedlich lesen. Ist es gewollt - okay. Ist es nicht gewollt, hast du falsch gemacht.  :) Wenn du mit einer festen Seitenzahl arbeitest, zwingt dich dieser formale Rahmen dazu, dich auch inhatlich zu beschränken oder zu erweitern. 

Zitat
Aber dazu etwas anderes. Nehmen wir mal an, meine Kapitel sind im Schnitt 15 Seiten lang. Die Kapitel in denen der Nebencharakter zu Wort kommt nur, sagen wir mal, 2 Seiten. Das wäre demnach ein Stilmittel und würde passen/akzeptiert werden oder nicht?
2 Seiten? Würde ich nicht machen.
Das ist mir einfach zu kurz, was soll da wichtiges passieren, dass man einen eigenen Perspektivträger einführt?
Da fällt mir spontan nur das Ende des Mordopfers ein. Okay, aber das kann man sich auch sparen.

Ich habe ein Gefecht (Kapitel) aus der Perspektive eines Anglers beschrieben. Der sitzt im Boot und angelt und dann wird plötzlich geschossen. Im Prinzip eine moderne Variante der antiken Mauerschau. Das waren auch deutlich mehr als 2 Seiten.  ;)
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Trippelschritt am 07. Dezember 2015, 22:24:39
Zitat von: Aurora am 07. Dezember 2015, 18:16:43
@Trippelschritt: :seufz: Ich lerne gerade meine Kostenhochrechnungen auf der Arbeit richtig zu schätzen. Da gibt es nämlich nur richtig oder falsch.
Das Problem mit dem ,,der Leser muss wissen wer dran ist" habe ich mittlerweile schon behoben. Denke ich ...   

Ich staune wirklich darüber, wie formal Du vorgehst. Ich nehme da selten Rücksicht auf Formalia. Und auch mit richtig oder falsch kann ich bei der Schreiberei wenig anfangen. Bei mir sind die Kategorien "hat funktioniert" und "hat nicht funktioniert". Sicher, es gibt Techniken, wo man sagen kann "funktioniert meistens" oder "funktioniert selten", ist geeignet oder ist weniger geeignet. Aber damit bin ich bisher immer gut gefahren.

Liebe Grüße
Trippelschritt
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Moni am 07. Dezember 2015, 22:31:43
Zitat von: Trippelschritt am 07. Dezember 2015, 22:24:39
Ich staune wirklich darüber, wie formal Du vorgehst. Ich nehme da selten Rücksicht auf Formalia. Und auch mit richtig oder falsch kann ich bei der Schreiberei wenig anfangen. Bei mir sind die Kategorien "hat funktioniert" und "hat nicht funktioniert". Sicher, es gibt Techniken, wo man sagen kann "funktioniert meistens" oder "funktioniert selten", ist geeignet oder ist weniger geeignet. Aber damit bin ich bisher immer gut gefahren.

Das kann ich nur unterschreiben. Aber bei mir ist der Schreibprozess auch sehr viel Bauchgefühl, ich plotte zwar den Rahmen, manchmal auch einzelne Szenen, aber insgesamt ist das immer noch eien sehr spontane Sache, bei der ich mich auch gerne mal überraschen lasse. Auch in Bezug auf Charakterperspektiven. Manchmal habe ich eine Figur, die eigentlich gar nicht für eine eigene Perspektive geplant war, aber dann stellt sie sich als so prägnant heraus, daß es prima mit ihr funktioniert.

Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Elona am 08. Dezember 2015, 08:23:41
@Trippelschritt & Moni
Verstehe ich richtig, das ihr mir sagen wollt, dass man mit allem Übertreiben kann?  :rofl:
Nein Spaß beiseite. Ihr habt da auch einfach mehr Erfahrung als ich. Ich weiß ja leider von mir, dass ich ein Chaosmensch bin. Das Buch selbst ist erst einmal vollständig aus dem Bauch heraus entstanden und erst danach habe ich angefangen zu plotten. Zudem ist es mehr oder weniger mein erstes Buch und ich weiß, dass ich auch viele Anfängerfehler gemacht habe, die ich nun hoffentlich am Ausmerzen bin. Meine Fragen zielen einfach darauf ab, dass ich Dinge die unschön sind oder gar tatsächliche Fehler darstellen, vermeiden möchte. Habe da aber noch nicht genug Erfahrung, um sie zu sehen. Z.B. wäre ich nie auf die Idee gekommen, dass sich die Geister an Kapitellängen scheiden könnten, weil ich mir darüber nie Gedanken gemacht habe.
Und so wie ich das verstanden habe, ist Churke wohl mehr ein Planer als ein Bauchschreiber (oder ist das falsch?). Heißt aber, das kann auch funktionieren.

Zitat von: ChurkeWenn dein Held 30 Seiten zum Zähneputzen braucht und in Kap. 2 auf 5 Seiten die Welt erobert, dann werden sich beide Kapitel fundamental unterschiedlich lesen. Ist es gewollt - okay. Ist es nicht gewollt, hast du falsch gemacht.
:rofl: Ja, das ist klar.

Zitat von: ChurkeWenn du mit einer festen Seitenzahl arbeitest, zwingt dich dieser formale Rahmen dazu, dich auch inhatlich zu beschränken oder zu erweitern.
Das ist ebenfalls klar, theoretisch zumindest. Wenn ich dann aber gezwungen bin die Kapitel zu erweitern, laufe ich dann nicht Gefahr es zu übertreiben? Ich meine klar, ich könnte da noch ein bisschen mehr von den Charaktereigenschaften zeigen und gleichzeitig noch mehr Setting einfließen lassen. Aber das zu machen, nur um die Seitenzahl für ein Kapitel voll zu bekommen ... würde das nicht den Rahmen sprengen? Ok, ich ahne deine Antwort, so etwas in die Richtung von wegen dann habe ich mich verzettelt?  ;D
Was ich aber machen könnte, wäre einen Teil meiner Nebenplots zu verlagern.

Zitat von: Churke2 Seiten? Würde ich nicht machen.
Das ist mir einfach zu kurz, was soll da wichtiges passieren, dass man einen eigenen Perspektivträger einführt?
Du glaubst gar nicht, was alles auf zwei Seiten passt!  :D
Z.B. ein Gespräch in dem eine Entscheidung getroffen werden muss. Dabei fällt mir gerade auf, dass mein Nebenchar ein paar wichtige Entscheidungen trifft. 
Sind es nicht manchmal die Kleinigkeiten, die eine große Wirkung haben?  :)

@Foxgirl: Eine Diskussion darüber, einen POV später einzuführen, habe ich ebenfalls schon irgendwo gelesen. Glaube sogar hier in dem Beitrag. Es kann wohl wirklich funktionieren. Was mir deine Antwort aber auch wieder vor Augen geführt hat, ist die Bestätigung dass man es nicht allgemein sagen kann und es einfach Geschmackssache ist. Folglich werde ich einen Tod sterben müssen. Und vielleicht bemesse ich dem gerade tatsächlich mehr Wert zu, als da ist.


Vielen lieben Dank, ihr habt mir auf alle Fälle schon mal weitergeholfen.




Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Churke am 08. Dezember 2015, 12:15:59
Zitat von: Aurora am 08. Dezember 2015, 08:23:41
Und so wie ich das verstanden habe, ist Churke wohl mehr ein Planer als ein Bauchschreiber (oder ist das falsch?).
Das Gegenteil ist richtig. Weil ich mich an diese Regeln halte, kann ich aus dem Bauch schreiben.
Vielleicht hat das aber auch ewtas mit meiner beruflichen Vorbelastung zu tun.

Zitat
Wenn ich dann aber gezwungen bin die Kapitel zu erweitern, laufe ich dann nicht Gefahr es zu übertreiben?
Da besteht natürlich die Gefahr des Seitenschindens. Ich bin aber der Meinung, dass man als Autor Zeilenschinderei leichter in den Griff bekommt als grundlegende Mängel im Aufbau. Letztere schlagen nämlich auf den Plot durch. Dann sitzt man a und grübelt und es gefällt einem nicht, aber man weiß weder warum, noch, was man dagegen tun könnte.

Zitat
Du glaubst gar nicht, was alles auf zwei Seiten passt!  :D
Z.B. ein Gespräch in dem eine Entscheidung getroffen werden muss.
Wenn du dem Gespräch ein ganzes Kapitel widmest, willst du wahrscheinlich die Motive der Handelnden beleuchten. "Entscheidung" bedeutet auch, dass es Alternativen gibt, die gegeneinander abgewogen werden wollen. Da halte ich 2 Seiten für viel zu wenig.


Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Trippelschritt am 08. Dezember 2015, 16:19:47
Zitat von: Aurora am 08. Dezember 2015, 08:23:41
Meine Fragen zielen einfach darauf ab, dass ich Dinge die unschön sind oder gar tatsächliche Fehler darstellen, vermeiden möchte. Habe da aber noch nicht genug Erfahrung, um sie zu sehen.

Hier, so vermute ich, könnte der Entzündungsherd stecken. Es ist sehr schwer, einen passablen Text zu schreiben, wenn man nicht vorher als Leser einen guten Text von einem schlechten unterscheiden kann und vor allem nicht den Finger auf die Punkte legen kann, an denen der Unterschied festzumachen ist. Plan- oder Bauchschreiber hat etwas mit dem eigenen Kreativprozess zu tun und ist keine bewusste Entscheidung, denn niemand kann gegen seine Natur anschreiben. Behaupte ich einfach mal. Aber stärken und Schwächen in einer Geschichte zu entdecken, die jemand anderes geschrieben hat, ist - neben der unvermeidbaren Geschmacksfrage - eine Angelegenheit des Schreibhandwerks und das muss man einfach beherrschen. Wenn nicht, dann muss man es lernen. Andere haben es auch gelernt.

Ich greife mal eines Deiner Beispiele auf. Um eine Entscheidung zu treffen, braucht die Heldin manchmal mehr als die Hälfte der Geschichte. Das sind zwei Seiten bitter wenig. Wenn der Autor aber eine Entscheidung in einem zweiseitigen Dialog behandeln möchte, dann muss er aufpassen, weil zwei Seiten Dialog leicht Gefahr laufen, stinklangweilig zu werden und vielleicht nicht der rechte Weg ist, mit einer Entscheidung umzugehen. Dann kann er über eine Mischtechnik nachdenken. Innerer Monolog gekoppelt mit Dialogsbrocken, scharfer Beobachtung der Dialogpartners, eingestreuten Aktionen etc und was noch so alles möglich ist. Mal müssen die Beteiligten ganz leise sein in einer solchen Situation, mal dürfen sie brüllen und sich an die Kehle gehen. Es ist der Charakter der Geschichte selbst, der aus den unzähligen Möglichkeiten, die sich anbieten, am Ende doch nur einige wenige zulassen.

Ansonsten kann ich nur empfehlen die eigene Fabulierungskunst zu pflegen, denn die hat Dich ja mal zum schreiben gebracht. Oder?
Liebe Grüße
Trippelschritt
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Elona am 08. Dezember 2015, 21:52:49
Ups, da habe ich glaube ich ein Missverständnis verursacht. Sorry!

@Churke Theoretisch ist Zeilen löschen einfach, weil man "nur" markieren und eine Taste drücken müsste. Aber man hängt ja schon daran ... Naja, ich weiß auf alle Fälle was du meinst.
Zitat von: ChurkeWenn du dem Gespräch ein ganzes Kapitel widmest, willst du wahrscheinlich die Motive der Handelnden beleuchten. "Entscheidung" bedeutet auch, dass es Alternativen gibt, die gegeneinander abgewogen werden wollen. Da halte ich 2 Seiten für viel zu wenig.
Hm, nein. Die Motive des in dem Augenblick Handelnden sind eher zweitrangig. Jedoch würde ich behaupten, dass selbst die ersichtlich werden. Im Prinzip hat er nur zwei Möglichkeiten und aus der zuvor gegangen Geschichte ist eigentlich absehbar, wofür er sich entscheidet. Nur hat diese Entscheidung große Auswirkungen. Ich komme da aber gleich noch mal darauf zurück, wenn ich Trippelschritts Anmerkung beantworte.

Das war von mir zuvor zwar mehr scherzhaft gemeint gewesen, aber ich glaube tatsächlich, dass ich eine andere Auffassung davon habe, was "Kapitel" bedeutet.
Rein interessehalber: Würdest du immer noch die Meinung mit den zwei Seiten vertreten, wenn ich sagen würde, ich kennzeichne den Perspektivwechsel nur durch einen Absatz nicht durch ein neues Kapitel?
Das meinte ich zuvor mit Kapitel zurechtbiegen. 

@Trippelschritt Ich bin auf alle Fälle noch im Lernprozess. Das ist unstrittig. Was ich aber sagen kann, ist das ich definitiv in der Lage bin Stellen zu finden. Mittlerweile sind für mich manche Bücher sogar unerträglich geworden, weil mich z.B. die x-fachen gleichen Satzanfänge förmlich anspringen. Wohlgemerkt geworden und ich kann mich nicht mehr auf den Inhalt konzentrieren.
Ich finde Doppelungen, Füllwörter, die Sache mit dem show don´t tell. Mir ist sogar aufgefallen, dass seit ich die Füllwörter aus meinem Buch entferne und sehr sparsam einsetze, sie geradezu explosionsartig in die Höhe geschossen sind, wenn ich hier im Forum schreibe.  :o (Eine Tatsache die mir übrigens auf die Nerven geht)

Mir ging es bei meiner Aussage mehr darum, dass es Dinge gibt, die mir überhaupt nicht bewusst sind, in dem Sinne von sie stören mich nicht. Daher stellte ich meine vermutlich merkwürdigen Fragen. Nur um das Beispiel mit den Kapitellängen aufzugreifen, mich persönlich würde das in einem Buch nicht stören, wenn sich aber die Mehrheit daran stört (wie es ja der Fall zu sein scheint), dann bin ich dankbar für diese Info, weil ich es dann ändern kann.

So, noch mal zu den zwei Seiten: Auch hier war das reine Neugierde, was ihr dazu sagt. Es handelt sich um einen Nebencharakter, der erst später in der Geschichte auftaucht. Im Prinzip in Richtung Foxgirls Aussage. Mir ist es möglich, das Unterkapitel/die Szene aus seiner Sicht zu schreiben bzw. umzuschreiben oder ich mache einen kurzen Perspektivsprung zu ihm. Genau an der Stelle fehlt mir dann die Erfahrung, wie es besser wirkt oder was eben gar nicht geht.
Nach dem Fazit was ich aus unseren Unterhaltungen ziehe, würde ich nun das Unterkapitel/ die Szene aus seiner Sicht schreiben und damit gleichzeitig auf meine durchschnittliche Seitenzahl je Kapitel kommen.  :)
(Und nachdem mich PinkPuma darauf aufmerksam gemacht hat, wird er wohl mehr als eine Szene/Kapitel erhalten, weil ich es ansonsten nun ebenfalls dämlich fände)

Zitat von: TrippelschrittAnsonsten kann ich nur empfehlen die eigene Fabulierungskunst zu pflegen, denn die hat Dich ja mal zum schreiben gebracht. Oder?
Aber selbstverständlich! :D


Und noch mal vielen lieben Dank für eure Hilfe.  :)



Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Churke am 09. Dezember 2015, 14:30:03
Zitat von: Aurora am 08. Dezember 2015, 21:52:49
Mir ist es möglich, das Unterkapitel/die Szene aus seiner Sicht zu schreiben bzw. umzuschreiben oder ich mache einen kurzen Perspektivsprung zu ihm.
Dumme Frage: Warum?
Warum brauchst du ihn an dieser Stelle als Perspektivträger?
Es scheint nicht wichtig zu sein, was er zu sagen hat oder was er denkt, sonst wären es keine 2 Seiten.


Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Elona am 09. Dezember 2015, 14:58:16
Bevor wir ganz OT geraten, schicke ich dir eine PN  :)
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Sternenlied am 09. Dezember 2015, 15:56:48
Also ich lese auch gerne mal Bücher die aus mehr sichten geschrieben sind, da sollte dann schon darüber stehen wer da gerade aktuell schreibt. Ansonsten verwirrt mich das.
Bei meinen eigenen Werken ist das meist so das ich meine GR Werke oft aus der beiden Protas schreibe oder auch mal in der Ich-Form.

Aktuell habe ich ein grösseres Fantasy Werk in Planung bei dem ich jetzt auch ein wenig das Problem habe wieviel Sichtweisen ich mit einbringen kann ohne das der Leser genervt ist. Bei "Das Lied von Eis und Feuer" klappt das ja super, nur bin ich kein G.R.R. Martin.

Ich glaube einfach das man sich da auch ein wenig ausprobieren sollte, den Hauptanteil sollte jedenfalls der Hauptcharakter haben und die anderen einfach etwas weniger. Aber das macht sicher jeder anders.
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Trippelschritt am 09. Dezember 2015, 17:51:02
Mein bester Rat, den ich einem Anfänger geben kann, ist auf das Bauchgefühl zu hören. Wenn der Bauch sagt: "Das klingt irgendwie komisch!" , dann braucht man keine Erklärung mehr. Es muss geändert werden, bis es sich rund anfühlt. Und was man nicht bemerkt, kann man nicht ändern. Füllwörte und ausdruck kommen als Erstes. Plotlöcher und Schwachstellen im Spannungsbogen kommen relativ spät. Hilft nur Lesen und Schreiben.  ;D

Viel Erfolg
Trippelschritt
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Elona am 10. Dezember 2015, 13:28:26
Zitat von: TrippelschrittMein bester Rat, den ich einem Anfänger geben kann, ist auf das Bauchgefühl zu hören. Wenn der Bauch sagt: "Das klingt irgendwie komisch!" , dann braucht man keine Erklärung mehr. Es muss geändert werden, bis es sich rund anfühlt.
Das beherzige ich auf alle Fälle  :)


Noch mal ein Danke an euch.  :)
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Elona am 16. Mai 2016, 15:37:54
Jaa schon wieder ich und schon wieder hier.

Ich habe mir die Tage mal über etwas den Kopf zerbrochen (oh nein, nicht schon wieder, ich weiß) und ich hoffe, dass es hier überhaupt irgendwie hinpasst. Folgendes:

Was macht ihr, wenn ihr mehrere unterschiedliche Charaktere habt und die sich kapitelweise abwechseln. Schreibt ihr erst die Geschichte des jeweiligen Charakters am Stück runter und teilt sie dann auf oder wechselt ihr direkt, so wie ihr es geplant hattet?

Eigentlich wollte ich so schreiben, wie ich es geplant habe, aber dann war ich dermaßen in dem Ablauf des einen Charakters drinnen, dass ich gar nicht mehr aufhören wollte zu schreiben. Tatsächlich habe ich dann ziemlich viel runtergeschrieben und es erst im Nachhinein aufgeteilt. Weil das Ganze so gut geklappt hat und ich im Flow war, bin ich echt am überlegen, ob ich das nicht generell so angehen sollte.

Aber mich würde einfach interessieren wie ihr das handhabt.  :)
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: canis lupus niger am 16. Mai 2016, 17:57:47
Zitat von: Aurora am 16. Mai 2016, 15:37:54
Was macht ihr, wenn ihr mehrere unterschiedliche Charaktere habt und die sich kapitelweise abwechseln. Schreibt ihr erst die Geschichte des jeweiligen Charakters am Stück runter und teilt sie dann auf oder wechselt ihr direkt, so wie ihr es geplant hattet?

In meinem Drachenroman habe ich mehrere kapitelweise wechselnde Perspektivträger, und ich habe grundsätzlich chronologisch gearbeitet. Weil ich aber eher der kreative Chaot bin als der systematische Plot-Runterschreiber, habe ich mich da nicht sklavisch dran gehalten. Wenn die Inspiration fließt, dann kann ich nicht anders, als zumindest skizzenhaft festzuhalten, was da geflossen ist. Teilweise habe ich die Position der Kapitel dann auch noch nachträglich verschoben. Aber erst die eine Perspektive komplett runterzuschreiben, und dann die nächste, das könnte ich nicht. Das mag daran liegen, dass meine Geschichte trotz Perspektivenwechsel einen durchgängigen roten Faden hat, und dass sich die Perspektivträger das Knäuel mit diesem roten Faden gegenseitig zuwerfen. Was der eine tut, beeinflusst in Teilen das, was der andere danach erlebt. In einem anderen Erzählkonzept können die  Perspektivträger viel unabhängiger voneinander agieren. Da kann ich mir das eher vorstellen.
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Churke am 16. Mai 2016, 18:18:47
Ich arbeite immer Kapitel für Kapitel ab. Erstens vertue ich mich damit nicht auf der Zeitachse. Zweitens sind die Kapitelwechsel durchkomponiert, also Kapitel B ist bewusst als Kontrast zu Kapitel A angelegt. Und schließlich lässt mir das die Freiheit, noch am Plot herumzuschrauben. Mit fällt immer mal wieder auf, dass etwas nicht funktioniert - dann ist es gut, wenn man es nicht bereits geschrieben hat.
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Trippelschritt am 16. Mai 2016, 21:11:21
Ich kann gerne erzählen, wie ich es handhabe, aber als Bauchschreiber werde ich wohl kaum als Vorbild dienen. Ich schreibe permanent. Mal dies mal jenes. Mal ganze Textbausteine, mal nur eine Ideenskizze, mal eine rationale Schlussfolgerung. Und wenn eine gewisse Ideendichte vorhande ist, fange ich an zu schreiben. Charakterweise.
das funktioniert sehr gut, bis einzelne Charaktere sich begegnen. Oft sind das Schlüsselszenen und ich schreibe immer nur die einzelnen Charakterplots bis zu einer Schlüsselszene, weil danach oft die karten neu gemischt werden. Bei mir jedenfalls. Und so wächst alles gemeinsam. Ich plotte nicht, ich erschreibe mir meinen Text. Und weder Szenen umzustellen, noch Passagen neu zu schreiben irritiert mich irgendwie. Ich schreibe ja eh jeden Tag.

Liebe Grüße
Trippelschritt
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Waldhex am 16. Mai 2016, 22:07:02
Bei meinem ersten Roman hatte ich immer mal hier eine Idee, dann mal dort. Das habe ich in eine Reihenfolge gebracht und die Zwischenteile geschrieben. Beim zweiten ging's fast immer chronologisch durch. Gut ein paar Szenen waren irgendwann im Kopf, die habe ich dann aufgeschrieben und eingebaut, als sie an der Reihe waren.
Bei meinem aktuellen Roman schreibe ich gerade chronologisch aus zwei Perspektiven. Eine dritte ist, weil notwendig, kurzzeitig noch mit eingeflossen. Auch hier standen/stehen schon ein paar weitere Gedankengänge fest, die dann noch eingefügt werden müssen. Den weiteren POV baue ich dann chronologisch dazwischen. Der ist am Anfang mehr für die Hintergründe wichtig, als wirklich für den Fortgang der Geschichte. Gut irgendwann trifft mein Hauptprota auf den weiteren POV, aber das wird erst gegen Ende sein. Mal sehen, ob ich dann zuerst den weiteren POV in die Chrono einbaue, oder doch erst meinen Hauptprota zuende schreibe und dann den POV einfüge. Ich kenne ja seine Geschichte, so dass es für mich kein Problem ist, den später einzufügen.
Du siehst, grundsätzlich ist alles möglich. Allerdings bin ich wie Trippelschritt Bauchschreiber und habe am Anfang immer nur einen ungefähren Plot. Zwischenzeitlich habe ich gefühlsmäßig die Hälfe des Buchs, weshalb ich mir zwischenzeitlich einigermaßen sicher bin, was den weiteren Verlauf angeht.
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Romy am 17. Mai 2016, 01:16:23
Ich mache es "mal-so-mal-so". Sehr hilfreich, ich weiß.  :d'oh:
Meistens habe ich vorab sowas wie einen Grobplot, kenne die Abläufe also so ungefähr. Normalerweise versuche ich chronologisch zu schreiben, aber wenn es bei einem Perspektivträger gerade besonders gut läuft, dann mache ich da erst mal weiter und lasse dazwischen einfach Platz für die Kapitel des/der anderen Perspektivträger. Wenn ich bei dem einen dann ins Stocken gerate, fange ich an die Lücken aufzufüllen.
Ich habe aber noch nie einen ganzen Roman erst aus Sicht des einen Protas geschrieben und danach aus der Sicht des anderen, das könnte dann wirklich etwas "gefährlich" werden, weil die Gefahr groß wird, sich zu verzetteln und das Abläufe am Ende nicht mehr stimmen, oder wenn man sich beim zweiten Perspektivträger dann doch mal entscheidet was am Plot zu ändern, müsste man beim ersten sehr viel ändern. Aber mal 2-3 Kapitel aus der Sicht von einem und dann genauso aus Sicht des anderen, finde ich legitim. Das ist immer noch überschaubar und warum sollte man es sich selbst verderben, wenn es gerade bei einem Perspektivträger besonders gut läuft?
Wenn ich mal besonders diszipliniert sein und mich zwinge den einen abzuwürgen und chronologisch beim anderen weiterzumachen, dann fällt es mir furchtbar schwer mich neu einzufinden. Insbesondere, wenn man vielleicht sogar einen Cliffhanger am Ende eines Kapitels hat. ;) Es reicht doch, wenn die Leser später darunter leiden, das muss man sich selbst doch wirklich nicht antun. ;)
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Aircaina am 17. Mai 2016, 09:37:39
Zitat von: Romy am 17. Mai 2016, 01:16:23
Ich mache es "mal-so-mal-so". Sehr hilfreich, ich weiß.  :d'oh:
Meistens habe ich vorab sowas wie einen Grobplot, kenne die Abläufe also so ungefähr. Normalerweise versuche ich chronologisch zu schreiben, aber wenn es bei einem Perspektivträger gerade besonders gut läuft, dann mache ich da erst mal weiter und lasse dazwischen einfach Platz für die Kapitel des/der anderen Perspektivträger. Wenn ich bei dem einen dann ins Stocken gerate, fange ich an die Lücken aufzufüllen.
Das mache ich genauso. Wenn es irgend möglich ist versuche ich mich an die chronologische Reihenfolge zu halten. Manchmal bin ich aber so im Schreibfluss mit dem Perspektivträger, dass ich erst einmal mit einem späteren Kapitel weitermache, das aus seiner Sicht verfasst ist. In seltenen Fällen ist es auch so, dass ich einfach Lust auf ein viel späteres Kapitel oder eine Szene habe und schreibe dann einfach dort weiter. Zwischendurch versuche ich dann immer, die Puzzleteile zusammen zu setzen. Bisher funktioniert das erstaunlich gut. Allerdings muss man dann beim Überarbeiten wohl besonders stark darauf achten, dass sich nicht irgendwo ein Denkfehler oder Widersprüche einschleichen. Ein paar habe ich schon bei mir entdeckt. :versteck: Im Endeffekt macht das vielleicht noch ein bisschen mehr Arbeit. Andererseits habe ich bei mir gemerkt, dass ich besser schreibe wenn ich das schreibe, wo ich gerade richtig Lust drauf habe. Zwar mache ich mir immer Notizen, sobald mir eine Idee kommt. Aber wenn es eine sehr ausschweifende ist (z.B. ein ganzes Gespräch) muss ich es direkt komplett aufschreiben.
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Elona am 17. Mai 2016, 11:41:13
So viele Antworten. Ich freue mich, auch über die üblichen Verdächtigen.  ;)

Zitat von: canis lupus nigerWeil ich aber eher der kreative Chaot bin als der systematische Plot-Runterschreiber, habe ich mich da nicht sklavisch dran gehalten.
Oh ja, dass kenne ich auch.

Zitat von: canis lupus nigerDas mag daran liegen, dass meine Geschichte trotz Perspektivenwechsel einen durchgängigen roten Faden hat, und dass sich die Perspektivträger das Knäuel mit diesem roten Faden gegenseitig zuwerfen. Was der eine tut, beeinflusst in Teilen das, was der andere danach erlebt. In einem anderen Erzählkonzept können die  Perspektivträger viel unabhängiger voneinander agieren. Da kann ich mir das eher vorstellen.
Bei meinem ersten Band war das tatsächlich auch so. Nur im Nachfolgenden trennen sich die Wege der Protagonisten und dadurch wird mir das problemlos möglich. Zumindest erweckt es den Anschein.   

@Churke Tatsächlich kommt es mir im Augenblick so vor, als würde ich mich so eher vertuen, als wenn ich alles separat habe und damit eine Übersicht, die ich später wieder aufteilen könnte.
Aber mal eine Frage, musst du echt nie etwas umwerfen?

@Trippelschritt Ehrlich gesagt finde ich es sehr aufschlussreich wie du das handhabst. Einfach weil es zeigt, dass es so (nichts für ungut, aber ein bisschen chaotisch) auch funktionieren kann. Das macht mir dann doch etwas Hoffnung.

Zitat von: WaldhexBei meinem ersten Roman hatte ich immer mal hier eine Idee, dann mal dort. Das habe ich in eine Reihenfolge gebracht und die Zwischenteile geschrieben. Beim zweiten ging's fast immer chronologisch durch.
Lustig, dass es bei mir genau andersherum ist. Wobei der Zweite auch eine chronologische Reihenfolge erhalten wird. So oder so. Die Frage ist nur wann - direkt oder im Nachgang.

Generell bin oder war ich auch Bauchschreiberin, die aber anfing zu plotten. Dabei muss ich aber gestehen, dass diese selten lange Bestand haben. Der Plot wächst mit der Geschichte und verändert sich. Manchmal auch gravierend. Wenn ich also plotte weiß ich schon im Vorfeld das der anders sein wird als das was später dabei raus kommt. Von daher kann ich deine Aussage, mit der Sicherheit bezüglich des Verlaufs je weiter man ist, nur zu gut nachvollziehen.

Zitat von: RomyIch mache es "mal-so-mal-so". Sehr hilfreich, ich weiß. 
Doch, doch ist es.  :)

Zitat von: RomyMeistens habe ich vorab sowas wie einen Grobplot, kenne die Abläufe also so ungefähr. Normalerweise versuche ich chronologisch zu schreiben, aber wenn es bei einem Perspektivträger gerade besonders gut läuft, dann mache ich da erst mal weiter und lasse dazwischen einfach Platz für die Kapitel des/der anderen Perspektivträger.
Bisher hatte oder vielmehr handhabe ich das ebenso. Vom Prinzip her würde es ja auch ähnlich bleiben. Beispielsweise würde ich den Ablauf von Prota X schreiben und immer wenn jemand anderes übernehmen würde, kämen zwei Leerzeilen. Danach der nächste Teil von Prota X und so erst mal für jeden. Ganz am Ende würde ich die Szenen mit den doppelten Leerzeilen in eine sinnvolle chronologische Reihenfolge bringen.
Ok, ich glaub meine Erklärung war nun ganz verwirrend. 

Zitat von: RomyIch habe aber noch nie einen ganzen Roman erst aus Sicht des einen Protas geschrieben und danach aus der Sicht des anderen, das könnte dann wirklich etwas "gefährlich" werden, weil die Gefahr groß wird, sich zu verzetteln und das Abläufe am Ende nicht mehr stimmen, oder wenn man sich beim zweiten Perspektivträger dann doch mal entscheidet was am Plot zu ändern, müsste man beim ersten sehr viel ändern.
Die Abläufe, Szenen usw. würden erst einmal die gleichen bleiben. Es geht mir tatsächlich nur um die Gliederung. Sollte es nötig sein den Plot oder sonstiges anzupassen, hätte ich das Problem so oder so. Das ist aber etwas das mich nicht sonderlich stört.

Zitat von: RomyDas ist immer noch überschaubar und warum sollte man es sich selbst verderben, wenn es gerade bei einem Perspektivträger besonders gut läuft?
Das ist es halt, was mich dazu bewegt hatte ernsthaft darüber nachzudenken.

Zitat von: RomyEs reicht doch, wenn die Leser später darunter leiden, das muss man sich selbst doch wirklich nicht antun.   
Stimmt.  :rofl:

@Aircaina Das mit der Lust eine bestimmte Szene zu schreiben geht mir häufig so, wenn ich gerade nicht am Schreiben bin. Dann hatte ich Zeit zum Nachdenken und was dabei rauskommt ist selten die Stelle, an der ich gerade dran bin.
Mehrarbeit ist kein Thema, solange man mit der Arbeitsweise so zurechtkommt. Zumindest sehe ich das so.  :)


Vielen lieben Dank an euch! Ihr habt mir auf alle Fälle weitergeholfen ... und zusätzlich fühle ich mich mit meinem Chaos nicht mehr ganz so alleine. 
Sollte ich es tatsächlich ausprobieren, werde ich euch auf alle Fälle wissen lassen, wie es lief.  :vibes:
Titel: Re: Perspektivenwechsel
Beitrag von: Churke am 17. Mai 2016, 13:05:09
Zitat von: Aurora am 17. Mai 2016, 11:41:13

@Churke Tatsächlich kommt es mir im Augenblick so vor, als würde ich mich so eher vertuen, als wenn ich alles separat habe und damit eine Übersicht, die ich später wieder aufteilen könnte.
Aber mal eine Frage, musst du echt nie etwas umwerfen?

Ich würde mir beim Aufteilen wahrscheinlich schwer tun. Wie gesagt, meine Perspektivwechsel sind dramaturgisch komponiert. Wenn POV 1 einen Cliffhanger hat, macht POV 2 einen Klimmzug. Die Ein- und Ausstiegspunkte sind fest in der Story integriert. Ich kann den Cliffhanger nur schreiben, wenn ich genau weiß, dass ich dort aussteige. Ich steige auch gerne mit einem Zeitsprung wieder ein.

Sicher muss ich auch mal was ändern, daber das bewegt sich in aller Regel auf der Plotebene.