Hallo,
ich bin gerade mal wieder etwas am Weltenbasteln und habe auch ein paar Nationen eingebaut. In den meisten herrscht ein König, der je nach Religion und kultureller Prägung mehr oder weniger Einfluss hat, dessen Untergebene sich in unterschiedlich strengen und komplexen Hierarchien bewegen und der natürlich je nach Erfolg mehr oder weniger beliebt ist. Damit das ganze nicht so stereotyp wirkt, habe ich einem meiner Länder eine Demokratie "spendiert" und bin gerade dabei, eine Verfassung niederzuschreiben (ich weiß, ich bin freaky).
Wie macht ihr das mit Staatsformen? Unterscheidet ihr da oder gibt es einfach nur einen König? Und wenn ihr unterscheidet, wie viel Aufwand macht ihr euch dafür? Habt ihr bestimmte Kriterien/äußere Bedingungen für das Entstehen einer Demokratie? Bei mir ist da z.B. sehr viel von Religion abhängig, aber auch von der Landschaft, dem Bevölkerungsreichtum und vor allem dem Bildungsgrad der Bevölkerung. Wenn ihr eine Demokratie (oder von mir aus auch eine andere nicht-monarchistische Staatsform) habt, entwerft ihr dann auch Details oder sagt euch nur "Land xy ist eine Demokratie, da wird ein Parlament gewählt und das regiert" oder so ähnlich?
Grüße
Joscha
Staatsformen sind mir extrem wichtig. Auch deshalb, weil sich in ihnen die Mentalität eines Volkes ausdrückt. Ja, ich würde sagen, dass ich beim Weltenbau auf Staatsform und "Verfassung" (manche Staaten haben ja keine Verfassung) die größte Mühe verschwende.
ZitatHabt ihr bestimmte Kriterien/äußere Bedingungen für das Entstehen einer Demokratie?
Freiheit.
Für einen Rütlischwur muss man nicht lesen oder schreiben können, man muss nur wissen, was man will - und was man nicht will.
Für ne SF-Geschichte habe ich mal ein totalitäres System gebastelt, das war ziemlich cool. ;D
Ich liebe es, Staatsformen zu entwickeln - kein Wunder meine Plots haben oft jede Menge mit politischen Intrigen zu tun. Da muss man schon etweas Gehirnschmalz in das politisches System stecken, damit das funktioniert. Im Moment bastele ich gerade an der Verfassung einer konstitutionellen Monarchie.
Außerdem hatte ich schon
- eine Theokratie
- eine absolutistische Monarchie
- ein Matriarchat
- ein Wahlhäuptlingstum auf Lebenszeit
Es soll ja nicht langweilig werden ... ;)
Was hat das Matriarchat mit der Staatform zu tun? Wenn ich das Männerwahlrecht abschaffe, habe ich immer eine Demokratie. - Sofern man nicht allzu pingelig ist, versteht sich.
Ein Matriachart hat nicht direkt etwas mit Staatsformen zu tun - aber es beeinflusst massiv die Gesellschaft, was wiederum deren Staatsform beeinflusst. Und das geht weit über Männerwahlrecht hinaus ;)
Viele Länder, viele verschiedene Staatsformen. Bei mir gibt es sowohl klassische Herrschaftsstrukturen bis hin zu Nationen, die gar keinen Herrscher besitzen.
Mein Traum ist es etwas völlig neues zu entwickeln- vielleicht im nächsten Roman. :hmmm: Ich brüte schon seit einiger Zeit darüber, aber ich denke das geht dann doch eher in die Richtung SF ::)
Ich tendiere entweder zu Anarchien oder totalitären Systemen...leider! Vielleicht sollte ich auch einfach mal einem Land einen König vor die Nase setzen und gucken, was dann passiert. Könnte spannend werden...
Liebe Grüße!
*Alaun
In meinen Geschichten herrschen unterschiedliche Staatsformen. Oft sind sie monarchisch geprägt, wobei die Herrscher nicht immer sehr populär sind. Im Allgemeinen mögen die Leute die Regierung nicht besonders.
In Erz28! wo mehrere Länder bereist werden, habe ich es so gehalten, daß die Staatsform vom Grad der Zivilisation abhängt: Im modernsten Land gibt es eine Demokratur, in den mittleren Ländern mehr oder weniger populäre Monarchien, und bei den Barbaren im Norden herrscht eine Art von Stammesfürstentum.
In meinem neuesten Projekt (Erz33!) ist es so, daß die herrschende Klasse durch die Magier gebildet wird, welche den Adelstand darstellen, an dessen Spitze ein Herrscherrat steht.
In anderen Erzählungen mache ich keine expliziten Aussagen zur Regierungsform, da die Protagonisten nichts mit der Regierung zu tun haben.
Das Interessante bei den Staatsformen sind für mich meist die Nuancen hinter den Etiketten - also die sehr unterschiedlichen Inhalte, die eine Demokratie, eine Monarchie etc. aufweisen können ... und die ein und dieselbe Struktur auch gleichzeitig aufweist, je nachdem, aus welcher Perspektive man darauf schaut.
Wie genau ich das ausarbeite, hängt natürlich davon ab, was für eine Rolle es für das Buch spielt. Ich will Staatsformen ja nicht als Selbstzweck präsentieren, sondern nur, wenn es auch plotrelevant ist. Das war bei den "Gefährten des Zwielichts" beispielsweise eher im Hintergrund. Aber da ich mich prinzipiell durchaus als "politischen Autor" klassifiziere, ist das politische Setting meiner Geschichten meist auch etwas mehr als nur ein möglichst einfaches Bühnenbild, selbst dann, wenn ich nur einen Bruchteil davon in der Handlung zeigen kann.
Interessant sind für mich dabei natürlich vor allem die Aspekte, die anders sind, als man sie mit der "äußeren Hülle" einer Staatsform klischeehafterweise verbindet. Sprich: Das bei einer Monarchie ein König regiert, ist banal. Dass der dann Befehle gibt und alle tun, was er sagt, ist dümmlich. Interessant ist hingegen, woher der König seine Macht bekommt und was er nicht tun kann. Hauptseminarsarbeiten wie "oppositionelle Politik in der Karonlingerzeit", die ich während meines Studiums geschrieben haben, sind da durchaus repräsentativ auch für meine persönlichen Interessen und für meine literarischen Ansätze. ;)
Der "Tag der Messer" beispielsweise ist ein Revolutionsroman und lebt vom Gegensatz zwischen Monarchie und der beginnenden demokratischen Bewegung ... die selbst den finsteren Herrschern der Vergangenheit noch das Fürchten lehren kann. Und im dritten Teil der "Finstervölker" leben endlich alle Beteiligten in einer stabilen Demokratie zusammen, die in Wahrheit ein komplexes politisches Netzwerk ist, in dem ganz andere Kräfte nach einem Jahrhunderte überspannendem Drehbuch die Fäden ziehen. Denn an einer Demokratie sind natürlich auch die Dinge langweilig, die genau im Einklang mit den Idealen der "Marketing-Abteilung" dieser Staatsform verlaufen ;)
Fazit ist wohl: Wenn ich Staatsformen thematisiere, leuchte ich am liebsten in die Abgründe, nicht auf die Oberfläche. Wenn ich die politischen Verhältnisse nicht thematisiere, hab ich immer noch mehr die Abgründe im Kopf und lasse die Ereignisse im Vordergrund davon beeinflussen, wann immer es irgendwie passt. Ich bevorzuge den naturalistischen vor dem idealistischen Ansatz, und messe dem Detail mehr Wert bei als dem Namen und dem groben Rahmen.
Zitat von: Lomax am 03. Juli 2009, 18:35:22
Wenn ich Staatsformen thematisiere, leuchte ich am liebsten in die Abgründe, nicht auf die Oberfläche.
Ist bei mir ähnlich. Ich sträube mich auch immer dagegen, einfach nur die Staatsform meiner Länder anzugeben und nicht die (groben) Hintergründe zu erklären. Rein nach den Gesetzen ist es eine konstitutionelle Monarchie, wobei aufgrund regionaler Unterschiede in manchen Gebieten eine Vielzahl von demokratischen Ansätzen existieren, der Monarch aber durch verschiedene (inoffizielle) Behörden und Organisationen versucht, sein Land zum Absolutismus zu führen, möglichst noch mit Personenkult.
Insofern würde ich immer zwischen der in der Verfassung (vorausgesetzt etwas Derartiges existiert) festgelegten Staatsform und der Tatsächlichen unterscheiden.
Ich muss gestehen, dass ich äußerst ungerne über Politik nachdenke, sowohl im wahren Leben als auch bei meinen Projekten. Meistens schaue ich eher in die Figuren hinein und die interessieren sich so wenig für Politik wie ich.
Allerdings, jetzt wo ich eure Beiträge lese, glaube ich, ich sollte mal etwas Zeit investieren und mich damit beschäftigen.
Die Staatsform und die Stellung einzelner Personen innerhalb der gesetzten Ordnung sind für mich eine wichtige Grundlage meiner Geschichten. Grade die Machteinflüsse der Personen untereinander haben auch grosse Auswirkungen auf deren Denk- und Handlungsweisen. Allianzen und Feindschaften sind das Produkt dieser Kräfte, die sich wiederum auswirken auf meinen Prota, seine Freunde, und den Anta und seine Freunde. Meine Hauptfigur schert sich eigentlich nicht um Politik und nimmt die Dinge als gegeben, aber sie wird zum Spielball der Kräfte.
Grundsätzlich stehe ich auf feudalistische Systeme, wo ein Königreich von einem König regiert wird. Das Königreich wird aufgeteilt in Grafschaften. Gesetzgeber ist aber einzig und allein der König, aber die Exekutive und die Rechtssprechung (mit Ausnahme von Todesurteilen in Friedenszeiten) wird von den Grafen wahrgenommen. Und das gesamte feudalistische System konkurrenziert eigentlich mit einem älteren, matriachal geprägten System, das durch den männerdominanten Feudalismus weitgehendst verdrängt wurde. Hört sich kompliziert an, ist aber im Ablauf der Geschichte leicht verständlich.
Also in meiner Fantasywelt, in der die meisten meiner Geschichten angesiedelt sind, gibt es schon unterschiedliche Regierungsformen, allerdings ist die Welt relativ unbewohnt, sodass die meisten Herrschaftsgebiete nicht über eine einzelne Stadt mit einigen umliegenden Höfen und Dörfern hinausgehen.
Also ziemlich ähnlich den Fürstentümern im Mittelalter, nur, dass halt kein König/Kaiser mehr über dem Fürsten steht und die "Stadtlords", wie sie in meiner Welt heißen, halt das alleinige Herrschaftsrecht haben, dass in den meisten Fällen auch an die Nachkommen weitervererbt wird.
Gruß
Eric
Zitat von: Einsamer Falke am 28. Juli 2010, 23:01:29
Also in meiner Fantasywelt, in der die meisten meiner Geschichten angesiedelt sind, gibt es schon unterschiedliche Regierungsformen, allerdings ist die Welt relativ unbewohnt, sodass die meisten Herrschaftsgebiete nicht über eine einzelne Stadt mit einigen umliegenden Höfen und Dörfern hinausgehen.
Mit Städten kann man immer noch schön experimentieren, finde ich. Da sind ganz unterschiedliche Regierungsformen glaubwürdig.
Ich bastele im Moment für eine neue Welt an den Regierungssystemen. Die drei, die ich brauche, werden sich ziemlich ähneln, aber wie genau das wird, weiß ich noch nicht. Irgendeine Mischung aus Feudalismus und rudimentärer Demokratie wahrscheinlich. Vielleicht gibt`s auch eine konstitutionelle Monarchie, mal sehen.
Hm... im aktuellen Projekt sind die Staatsformen für mich nur von sekundärer Bedeutung, aber nicht ganz unwichtig...
Ich habe ein Reich, das sich gespalten hat, weil ursprünglich alles von Fürsten und einem übergeordneten Hochfürsten regiert wurde und der nun separierte Teil b) eine Demokratie wollte.
Allerdings ist verbliebener Teil a) nun näher daran, weil Teil b) Mist gebaut und diversen zweifelhaften Leuten zur Macht verholfen hat... (kennt man leider teilweise.)
Und dann gibt es da noch meinen Anta, der ursprünglich sehr gute Ideen hatte, dann aber extremistisch ein anarchistisches Reich unter den Menschen zu gründen versucht hat und letztlich zu einer Art Diktator gekippt ist... :hmhm?:
Für das nächste große Projekt allerdings überlege ich noch wesentlich mehr am politischen System, weil es viel Intrigen und sowas damit geben soll - und ich es vor allem zum Zusammensturz bringen möchte. :D
Zitat von: Smaragd am 28. Juli 2010, 23:13:04
Mit Städten kann man immer noch schön experimentieren, finde ich. Da sind ganz unterschiedliche Regierungsformen glaubwürdig.
Ich bastele im Moment für eine neue Welt an den Regierungssystemen. Die drei, die ich brauche, werden sich ziemlich ähneln, aber wie genau das wird, weiß ich noch nicht. Irgendeine Mischung aus Feudalismus und rudimentärer Demokratie wahrscheinlich. Vielleicht gibt`s auch eine konstitutionelle Monarchie, mal sehen.
Bei mir geht diese dünn besiedelte Welt mit ihren kleinen, autonomen Stadtstaaten auf die Anfangszeit meiner Schreiberlingstätigkeit zurück. Diese Welt existiert schon seit Anfang an, und damals habe ich halt nicht viel über solche Sachen nachgedacht und desswegen alles relativ einfach gelassen.
Heute finde ich allerdings, dass genau diese Welt absolut passend ist für meine Geschichten, und ich kann immer noch weiterbasteln.
Was Demokratien angeht, in dem kleinen, städtischen Rahmen, in dem sich das bei mir abspielt, finde ich sowas noch plausibel, aber auf ein ganzes Reich würde ich das in einer Fantasygeschichte eher nicht ausweiten. Alleine schon, weil so eine Wahl ja Datenverarbeitungstechnisch schon ein ziemlicher Aufwand ist, und ich kann mir irgendwie nicht vorstellen, dass die Wahlurnen samt Inhalt damals mit Kutschen durchs Reich in die Hauptstadt gefahren wurden, wo dann irgendwer die Stimmen zählen musste (ist meine persönliche Meinung, muss nicht jeder so sehen).
Zitat von: Krähe am 28. Juli 2010, 23:24:33
Für das nächste große Projekt allerdings überlege ich noch wesentlich mehr am politischen System, weil es viel Intrigen und sowas damit geben soll - und ich es vor allem zum Zusammensturz bringen möchte. :D
Ja, mach kaputt! :pompom: Destruktive Gedanken hast du da. Viel Spaß dabei. ;)
Gruß
Eric
Zitat von: Einsamer Falke am 28. Juli 2010, 23:30:03
Alleine schon, weil so eine Wahl ja Datenverarbeitungstechnisch schon ein ziemlicher Aufwand ist, und ich kann mir irgendwie nicht vorstellen, dass die Wahlurnen samt Inhalt damals mit Kutschen durchs Reich in die Hauptstadt gefahren wurden, wo dann irgendwer die Stimmen zählen musste (ist meine persönliche Meinung, muss nicht jeder so sehen).
Man kann das über Wahlmänner lösen. Siehe Verfassung der USA.
Oder Delegierte. Ein Beispiel sind die Reichstage des Heiligen Römischen Reiches, auf denen die Delegierten nach "Bänken" abstimmten. Theoretisch wäre es möglich, anstelle des Kaisertums ein präsidielles System mit einem Präsidenten an der Spitze zu installieren und das mit einem ständigen Reichstag zu kombinieren. Wahrscheinlich hätte der Präsident allerdings mangels Hausmacht null zu melden und das Reich würde auseinander fallen... ::)
Hm ja, über Wahlmänner ginge das. Vielleicht bastel ich mir in meiner Welt noch ein etwas größeres Reich, das so funktioniert. Ist ja eigentlich auch ein wunderbarer Apparat für Geschichten über Intriegen. Einfach Wahlmann kalt machen und jemand anders schicken, der sich als der ausgibt.
Heute nicht mehr möglich, aber in diesen mittelalterlichen Gefilden sicherlich. 8)
Gruß
Eric
Für lokale Representation kannst du dir auch das Britische Parlament angucken, das ist schon ziemlich alt. (Wenn auch im Zusammenhang mit einer Monarchie.) ;)
Mir geht es weitgehend wie Hanna:
Zitat von: Gothanna am 07. Juli 2009, 13:15:25
Ich muss gestehen, dass ich äußerst ungerne über Politik nachdenke, sowohl im wahren Leben als auch bei meinen Projekten. Meistens schaue ich eher in die Figuren hinein und die interessieren sich so wenig für Politik wie ich.
Allerdings, jetzt wo ich eure Beiträge lese, glaube ich, ich sollte mal etwas Zeit investieren und mich damit beschäftigen.
Sowohl diese thread beginnt mein Interesse zu wecken, als auch ien paar Gespräche vor/um die letzte Wahl hier in England. Trotzdem ist das ein so komplexes Thema, das es mri einfach nicht naheliegt. Ich bin wohl ein Mensch, dem das "kleine Bild" näher liegt, als das "große", sowohl mir persönlich, als auch beim Schreiben.
Bisher habe ich auch einfach noch nicht über Charaktäre geschrieben, die mit der Welt-/Landherrschaft direkt viel zu tun hatten, da war es also nicht notwendig. Sollte mir aber ein Chara mit mehr Einfluß in den Schädel laufen, dann müßte ich mir natürlich über Staatsform in seinem Wohnort/Land/Welt Gedanken machen, da ginge es dann nciht ohne.
Zitat von: Rika am 29. Juli 2010, 12:30:43
Bisher habe ich auch einfach noch nicht über Charaktäre geschrieben, die mit der Welt-/Landherrschaft direkt viel zu tun hatten, da war es also nicht notwendig.
Ein freier Germane, der auf der Thingstätte seine Meinung sagt, denkt anders als ein Leibeigener. Ein heiliger Krieger kann Staat und Religion nicht trennen. Ein Ritter fühlt sich einem feindlichen Ritter näher als seinen eigenen Knechten. Und so weiter.
Es muss nicht immer das Kanzleramt sein.
Zitat von: Churke am 29. Juli 2010, 13:21:29
Ein freier Germane, der auf der Thingstätte seine Meinung sagt, denkt anders als ein Leibeigener. Ein heiliger Krieger kann Staat und Religion nicht trennen. Ein Ritter fühlt sich einem feindlichen Ritter näher als seinen eigenen Knechten. Und so weiter.
Es muss nicht immer das Kanzleramt sein.
Klar, aber für dergleichen muß ich auch nicht unbedingt wissen, wie genau die Staatsform exakt aufgebaut ist und auf allen Ebenen funktioniert. Und auch diese Bilder sind in der Hinsicht schon "größer" als meine Charas bis jetzt. Vielleicht mal von der TZ Welt Geschichte abgesehen, aber da existiert ja auch ein bißchen was dazu.
Dennoch, genau diese Art Überlegung motiviert mich ja so langsam ein kleines bißchen dazu, bei Politik nicht sofort in "ih-bäh" Abschalt-Reaktionen auszubrechen.
Bei mir ist das Problem, mein "Held" ist dem Stadtlord inzwischen näher als der Kommandant der Garde, weil der Lord seine objektive Berichterstattung zu schätzen gelernt hat. (Der Kommandant mag seine Leute und hat gerne beschönigt).
Dadurch ist der Stadtlord selbst auch einer der Hauptakteure, was mir also keine andere Wahl lässt, als zumindest grob seine Politik zu beschreiben.
Gruß
Eric
Zitat von: Churke am 28. Juli 2010, 23:47:05
Theoretisch wäre es möglich, anstelle des Kaisertums ein präsidielles System mit einem Präsidenten an der Spitze zu installieren und das mit einem ständigen Reichstag zu kombinieren. Wahrscheinlich hätte der Präsident allerdings mangels Hausmacht null zu melden und das Reich würde auseinander fallen... ::)
Das käme drauf an, wie man den Präsidenten bestimmt und welche Befugnisse er hat, oder? Im Moment überlege ich mir, ein Parlament mit einem erblichen Posten als Premierminister zu kombinieren. Der Premierminister - ok, da muss noch eine andere Bezeichnung her - wäre dann gleichzeitig auch Staatsoberhaupt. Und das Parlament bekommt zwei Kammern, quasi Ober- und Unterhaus. Im Oberhaus sitzen der Erbadel und Zauberervertreter, im Unterhaus die Delegierten. Das könnte doch funktionieren, oder?
Ich brauche meine politischen Systeme immer mindestens so klar, dass ich selbst durchblicke, wer welche Entscheidungen trifft und was zu einer Krise führen kann. Bei einer Geschichte brauchte ich es wie Krähe, weil ich wissen musste, wie ich das ganze Ding ordentlich zum Wackeln bringen kann, im Moment brauche ich nur das, was meine adlige Prota weiß.
Mit politischen Systemen spiele ich ganz gerne, die geben immer so viel Stoff für Intrigen, wenn es nicht gerade eine Geschichte über die Rettung der Welt wird. ;)
Zitat von: Smaragd am 29. Juli 2010, 14:11:39
Das käme drauf an, wie man den Präsidenten bestimmt und welche Befugnisse er hat, oder? Im Moment überlege ich mir, ein Parlament mit einem erblichen Posten als Premierminister zu kombinieren. Der Premierminister - ok, da muss noch eine andere Bezeichnung her - wäre dann gleichzeitig auch Staatsoberhaupt. Und das Parlament bekommt zwei Kammern, quasi Ober- und Unterhaus. Im Oberhaus sitzen der Erbadel und Zauberervertreter, im Unterhaus die Delegierten. Das könnte doch funktionieren, oder?
Da ist die erste Frage: Was bzw. wer ist der Erbadel? Wenn es Fürsten sind, die auf Burgen sitzen, in Städten residieren und Armeen unterhalten, dann kann man dieses Modell vergessen. Denn sie werden sich in ihre Angelegenheiten nicht hinein quatschen lassen. Und sie werden einem Premierminister auch nur so lange folgen, wie es nicht an ihre Privilegien oder ihren Geldbeutel geht.
Was man also braucht, ist eine Entmachtung des Adels, genau genommen eine Art Herrschaft der Bourgeoisie, mag diese nun bürgerlich sein oder von Adel, das spielt keine Rolle.
Zitat von: Einsamer Falke am 28. Juli 2010, 23:30:03
Was Demokratien angeht, in dem kleinen, städtischen Rahmen, in dem sich das bei mir abspielt, finde ich sowas noch plausibel, aber auf ein ganzes Reich würde ich das in einer Fantasygeschichte eher nicht ausweiten. Alleine schon, weil so eine Wahl ja Datenverarbeitungstechnisch schon ein ziemlicher Aufwand ist, und ich kann mir irgendwie nicht vorstellen, dass die Wahlurnen samt Inhalt damals mit Kutschen durchs Reich in die Hauptstadt gefahren wurden, wo dann irgendwer die Stimmen zählen musste (ist meine persönliche Meinung, muss nicht jeder so sehen).
In meinem Roman "Der ewige Krieg" geht es ja um zwei Kontinente, die sich schon seit sehr langer Zeit bekriegen. Einer davon (Xedasin) wird parteienpolitisch regiert - und er besteht aus 6 Ländern und ist sehr groß.
Die Wahlen finden alle 6 Jahre statt. Einmal wird für jedes Land eine Regierung gewählt und dann eine Regierung, die für den ganzen Kontinent gilt. Höchstes Amt ist der Präsident, in Kriegszeiten jedoch der Kriegsminister. Die Ämter werden Parteienintern vergeben, das Volk (Männer und Frauen ab 17 Jahren) wählt nur die Parteien.
Jeder Mensch geht dann also in seiner/m Dorf/Stadt wählen, dort werden die Stimmen ausgezählt und nur die Ergebnisse werden weitergeleitet. Da es Magie gibt, werden die Ergebnisse auf magisch-telepathischem Wege in die Hauptstadt des Kontinents oder des jeweiligen Landes weitergeleitet ;) So dauert es zwar trotzdem noch einige Tage, bis die Endergebnisse bekannt sind, aber trotzdem müssen nicht wochenlang Wahlurnen durch die Weltgeschichte transportiert werden.
Bei den Parteien habe ich mich an unseren echten deutschen Parteien orientiert.
Die Partei, die zum Zeitpunkt der Romanhandlung seit 4 Wahlperioden an der Regierung ist und sowohl Präsident als auch Kriegsminister stellt, ist die SDUX = Sozial-Demokratische Union Xedasins.
Dann gibt es die LPX, die ewige Zweite ;D -> Liberale Partei Xedasins.
MDU -> Mallenies Demokratische Union. Mallenie ist die Göttin der Xsins.
PA -> Partei der Arbeit
BJP -> Bündnis Jugend Partei
BGP -> Bündnis Grün Partei
APX -> Aristokratische Partei Xedasins -> Der verbliebene Adel versucht's halt auch immer noch, was aber von keinem allzu großen Erfolg gekrönt ist.
In meinen Khyrun-Chroniken (die sowas von auf Eis liegen, aber die Welt ist trotzdem sehr gut ausgearbeitet) habe ich 5 Länder, die alle unterschiedlich regiert sind.
Es gibt erst Mal 3 Monacharchien (ein mal Patriarchat, ein mal Matriarchat und ein Mal eine "normale" Monarchie -> Söhne werden als Erben bevorzugt, aber wenn keine da sind, dann wird es halt doch die Tochter), außerdem ein Land, in dem eine Art "Adelsrat" herrscht. Die Posten der 16 Mitglieder werden jeweils an das älteste Kind desselben Geschlechts weitervererbt (soll heißen, ein männliches Ratsmitglied vererbt an seinen ältesten Sohn, ein weibliches Ratsmitglied an die älteste Tochter).
Im fünften Land gibt es ein Senat mit 216 Mitgliedern, das von einem Kanzler geleitet wird. Alle Posten, sowohl von den Senatoren, als auch vom Kanzler werden auf Lebenszeit gewählt, nur in Ausnahmefällen (schwere Krankheiten wie Alzheimer oder anderes Siechtum im Alter) kann jemand abgewählt werden. Senator werden kann grundsätzlich jeder Bürger des Landes, der in Direktwahl vom übrigen Volk mit einfacher Mehrheit gewählt wird. Hier gibt es übrigens keine Telepathie, aber Drachen und Drachenreiter, die die Wahlergebnisse ebenfalls recht schnell durch die Gegend transportieren können ;) Kanzler werden kann man nur, wenn man vorher Senator war. Sobald ein neuer Kanzler benötigt wird, werden vom Senator einige Kandidaten per Mehrheitsbeschluss bestimmt und dann darf wieder das gesamte Volk in Direktwahl darüber bestimmen, wer es denn nun wird.
Das sind mal meine Vorzeigebeispiele für Demokratien, ansonsten greife ich auch immer gerne zur guten alten Monarchie oder auch mal zum Kaisertum. Passt im Fantasyroman ja immer gut ;D
Zitat von: Churke am 29. Juli 2010, 16:31:26
Da ist die erste Frage: Was bzw. wer ist der Erbadel? Wenn es Fürsten sind, die auf Burgen sitzen, in Städten residieren und Armeen unterhalten, dann kann man dieses Modell vergessen. Denn sie werden sich in ihre Angelegenheiten nicht hinein quatschen lassen. Und sie werden einem Premierminister auch nur so lange folgen, wie es nicht an ihre Privilegien oder ihren Geldbeutel geht.
Was man also braucht, ist eine Entmachtung des Adels, genau genommen eine Art Herrschaft der Bourgeoisie, mag diese nun bürgerlich sein oder von Adel, das spielt keine Rolle.
Das hatte ich vergessen zu erwähnen. Der Adel hat zwar ausgedehnte Ländereien, aber die unterliegen den allgemeinen Gesetzen, wie auch die Adligen an sich. Eine eigene Armee hat keiner und in Städten haben sie nur dann etwas zu melden, wenn sie die Wahlen zum Stadtrat beeinflussen können, wo das Bürgertum aber auch mitspielt. Von daher ist die Macht des Adels schon stark begrenzt.
Das klingt echt gut, Romilly! :pompom: Mal was anderes als die gute alte Monarchie ;)
@Romilly
Klingt nett, wenn auch ungewohnt. Ich würde es nicht so machen, aber das muss ich ja auch nicht, und wenn es gut funktioniert, warum nicht? :)
Bei mir wäre lediglich das Problem (neben der dünnen Besiedelung des Planeten), dass es keine wirkliche Magie gibt, jedenfalls nicht so eine Abrakadabra-Magie, die jeder erlernen kann.
Meine Welt geht mehr in die Richtung, das die Magie den Menschen (genau genommen den sterblichen Völkern) nur in Form von uralter Technologie zur Verfügung steht. "Echte" Zauberei können nur die Götter selbst wirken, wobei das in Wirklichkeit einfach nur noch mächtigere Technologie ist.
Nun ist eben das Problem, dass die uralte Technologie praktisch von niemandem bediehnt oder nachgebaut werden kann und auch keine neuen Maschinen erschaffen werden. Somit scheidet das in meiner Welt schonmal als Hilfsmittel bei Wahlen aus.
Gruß
Eric
@ Falke, ich finde mit deinen Stadtstaaten liegst du in deiner dünnbesiedelten Welt durchaus richtig. Möglicherweise liegen sie ja so weit voneinander entfernt, dass eine geordnete Verwaltung bei einer Zusammenfassung der einzelnen Zellen gar nicht möglich wäre. Da ist es also legitim, dass man in seinem Dorf unter sich bleibt und den Lebensunterhalt selbst verdient, anstatt auf Handel, Tribute oder andere politische und wirtschaftliche Beziehungen zu setzen.
Eine richtige Demokratie habe ich noch nie entworfen. Warum? Weil bei meinen Werken das Volk meistens Not leidet und der oder die Herrscher ziemliche Eigenbrötler sind. Gut, ich wiederhole mich dabei, aber wenigstens habe ich dann Erfahrung auf diesem Gebiet :ätsch:
Stadtstaaten sind durchaus auch bei dichterer Besiedlung möglich, siehe deutsche Kleinstaaterei. ;)