Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum

Allgemeines => Tintenzirkel => Phantastik und Fantasy => Thema gestartet von: Kaeptn am 24. April 2009, 19:25:01

Titel: Der Spiegel: Fantasy - Das anschwellende Bedürfnis, von Übersinnlichem zu lesen
Beitrag von: Kaeptn am 24. April 2009, 19:25:01
Hallo,

kleiner Hinweis für Interessierte: Im aktuellen Spiegel (Nr. 17 vom 20.04.09) findet sich ein Artikel mit dem Titel "Fantasy - Das anschwellende Bedürfnis, von Übersinnlichem zu lesen"

Auf drei Seiten geht der Artikel auf Phänomene wie Harry Potter, Bis(s) und Eragon ein, die Entwicklung des Genres usw.

Kein Grund die Ausgabe zu kaufen, aber wer sie irgendwo ausliegen sieht (Bibliothek, Friseur, Arzt...) mag ja vielleicht mal lesen.
Titel: Re: Der Spiegel: Fantasy - Das anschwellende Bedürfnis, von Übersinnlichem zu le
Beitrag von: Lila am 24. April 2009, 19:46:35
Oh, interessant, Kaeptn! Danach werde ich mal Ausschau halten. Danke für den Hinweis! :jau:
Titel: Re: Der Spiegel: Fantasy - Das anschwellende Bedürfnis, von Übersinnlichem zu lesen
Beitrag von: Abakus am 24. April 2009, 21:02:30
Danke für den Tipp! :)

Hab den Artikel gerade im Spiegel E-Paper gelesen: "Süße Flucht in die Sucht."
Titel: Re: Der Spiegel: Fantasy - Das anschwellende Bedürfnis, von Übersinnlichem zu lesen
Beitrag von: Amber am 27. April 2009, 05:09:13
Der Titel reicht mir ja schon mal -___-
Und was für ein dummes Gesülze. Immer derselbe Brei.
Eskapismus, Eskapismus, Eskapimus.
Manchmal hasse ich Germanisten... und noch mehr die Sensationsjournalisten beim Spiegel. (Nichts gegen etwaige Germanisten hier. Nur diese schnöselige Arroganz geht mir auf den Zeiger.)
Titel: Re: Der Spiegel: Fantasy - Das anschwellende Bedürfnis, von Übersinnlichem zu le
Beitrag von: Coppelia am 27. April 2009, 05:47:46
Ich bin Germanist. Und ich fand auch allein schon den Titel unerträglich arrogant. Sich ein Urteil über andere Menschen und ihr Verhalten anzumaßen bei Dingen, die man einfach nur anders sieht ... das finde ich eher unangenehm als den eigentlichen Inhalt.

Ich glaube aber, dass die meisten Texte nicht von "echten" Literaturwissenschaftlern geschrieben werden. Zumindest an meiner Uni gab es gleich zwei Fantasy- und Phantastik-Spezialisten. Deren Sicht auf die Dinge hat mir zwar auch nicht besonders gefallen, aber sie haben das Genre natürlich nicht verachtet. ;)

Ich glaube, solche Texte werden von denselben Leuten geschrieben, die auch Computerspiele für schädlich halten. Aber das ist ja ein anderes Thema. ;)
Titel: Re: Der Spiegel: Fantasy - Das anschwellende Bedürfnis, von Übersinnlichem zu lesen
Beitrag von: Felsenkatze am 27. April 2009, 07:07:36
ZitatDie wirkliche Wende kam erst mit Harry Potter [...] Längst hat die Materie sich in viele Freizeitbereiche diversifiziert. Rummelplatzattraktionen und Gesellschaftsspiele wie ,,Dungeons & Dragons", Sammelkartenserien und Rollenspielfestivals, zu denen sich kostümierte Enthusiasten auf romantischen Burgen treffen, Solo-Computerspiele wie ,,Gothic 3" und das interaktive Online-Rollenspiel ,,World of Warcraft", in dem weltweit mehr als elf Millionen Teilnehmer ihr selbstgewähltes anderes Leben verwirklichen: Alles ist Fantasy.

Man sollte meinen, vor Harry Potter habe es keine Fantasyrollenspiele und Computerspiele gegeben. Ich frage mich, wo da ihrer Meinung nach DSA reinpasst, dass ich spiele, seit ich 10 war, oder Fantasycomputerspiele wie Eye of the Beholder, Amberstar, King's Quest, Dungeon Master, Dungeon Keeper, Simon the Sorcerer usw., die alle vor Harry Potter kamen. Und die Spielemesse in Essen mit den Gewandeten gibt es auch schon länger, von der Feencon nehme ich es an.
Dazu hatte ich als Kind Brettspiele wie "Verlies", wo man Helden spielte, die gegen Monster kämpften und Schätze sammelten, und "Aventuria", wo man Prinzessinnen retten musste.

Irgendwie verstehe ich diesen "Fantasy jetzt neu"-Ansatz nicht recht. Ansonsten scheinen sie sich eigentlich am meisten darüber aufzuregen, dass Erwachsene sich unterstehen, auch Fantasy zu lesen, obwohl das doch Jugendbücher sind. Im Grunde genommen verstehe ich den Punkt des Artikels sowieso nicht. Er beschreibt ein Phänomen - und belässt es dabei. Ich frage mich, was der Autor mir damit sagen möchte.  ???

Edit: gerade geklärt: Erstveröffentlichung Harry Potter 1997. Erste Feencon: 1990, Erste Nordcon 1997 (ganz bestimmt nicht wegen HP), Klingencon hat die Ordnungszahl "28", muss also seit 1981 existieren...
Titel: Re: Der Spiegel: Fantasy - Das anschwellende Bedürfnis, von Übersinnlichem zu lesen
Beitrag von: Kaeptn am 27. April 2009, 09:16:07
Ich fand den Artikel auch irgendwie nichtssagend, sagte ja auch, deswegen muss man die Ausgabe sicher nicht kaufen.

Fakt ist aber: Fantasy war vor Harry Potter kein Massenphänomen. Michael Ende hat es auch in die Bestsellerlisten geschafft, richtig, allerdings ist der ja ein Grenzgänger und kein klassischer Fantasy-Autor gewesen. Aber was gab es denn in den 80ern? Aus Deutschland: außer Holbein so gut wie nix, Jordan, Feist, Terry Brooks, Zimmer Bradley, Leguin, Weis&Hickman und Konsorten, klar, aber wenn du da in der Schule jemanden gefragt hättest, wer das liest, hätten sicher nicht so viele aufgezeigt, wie wenn du heute z.B. nach Die Zwerge fragst. Und auch Herr der Ringe war sicher unter Jugendlichen nicht so bekannt/beliebt wie nach den Filmen, in meiner Schulzeit war ich einer der wenigen der den gelesen hatte in der Klasse. Es gab eine kleine Clique die DSA spielte, das war's. Heute bist du dagegen ein Außenseiter wenn du Harry Potter NICHT kennst.

Oder man denke an Anne Rice. Ok, Interview mit einem Vampir wurde auch verfilmt, sogar mit Top-Besetzung, trotzdem wurde zumindest hierzulande nicht so ein Brimborium daraus gemacht wie derzeit um Bis(s) - Rice spricht aber auch Jugendliche nicht so an würd ich meinen.

Peinlich fand ich aber auch, dass in dem Artikle D&D genannt wird. DAS ist nun wirklich VIEL länger da und auch schon VIEL länger erfolgreich gewesen und war nicht zuletzt die Basis für sehr viele Rollenspiele auf PC/Konsolen und das Vorbild für DSA.
Titel: Re: Der Spiegel: Fantasy - Das anschwellende Bedürfnis, von Übersinnlichem zu lesen
Beitrag von: Manja_Bindig am 27. April 2009, 09:55:15
Vom Spiegel halte ich seit dem Artikel über Mangas und Animes nicht mehr so viel...
(2006, wir erinnern uns) entsprechend war auch das hier keine große Überraschung.
Faktenverdrehung, ungenügende Recherche, entsprechende Unkenntnis von Tatsachen, wahrscheinliche Ausblende bekannter Fakten(wo er Tolkien erwähnt hat - Lewis ist auch Fantasy, soweit ich weiß). Oberflächliche Darstellung, Meinungsmache ohne festes Hintergrundwissen.

Wo Marion Zimmer Bradley erwähnt wurde, fällt mir Diana L. Paxon ein. Oder Holly Lisle. Oder Mercedes Lackey.
Jünger als die, aber definitiv älter als Eragon oder gar "Bis(s)" - die Romane von Lynn Flewelling.
Aber Vorsicht - das sind alles getarnte Jugendbuchautoren, immerhin begeistern sie ein Publikum, das so bei 15 los geht. (gut, die meisten eingefleischten Leser sind älter, aber das kann man ignorieren. Fantasy, von Frauen, richtet sich an pubertierende Mädchen).
Was... in Lynn Flewellings Tamir-Trilogie werden Babys ermordet? Düstere Stimmung... Geister... tote... Geisteskrankheiten? Und Nightrunner beinhaltet gar Homosexualität?
Genau wie diverse Werke von Mercedes Lackey und Lynn Flewelling?
*gasp* Welch Gefahr für die Jugend, kein Wunder, dass die nächste Generation dermaßen verkommt. Fantasy ist schuld!

Was soll man dazu noch großartig sagen? Wenn Sensationsjournalisten nur einen halben Blick obendrauf werfen, ohne sich mal wirklich mit ihrem Thema zu befassen, KANN man nur so was erwarten.
Titel: Re: Der Spiegel: Fantasy - Das anschwellende Bedürfnis, von Übersinnlichem zu lesen
Beitrag von: Mogwied am 27. April 2009, 09:59:22
Was ich mich frage: Warum glauben so viele Menschen, Fantasy sei nur was für Jugendliche?
Weil Harry Potter und Bis(s) für Jugendliche sind und alle nur diese Bücher kennen?

Ich lese gerade Terry Goodkind, und dem Buch fehlt eindeutig ein "FSK 18" Stempel.
Wenn mich eins aufregt ist es Intoleranz! Und wenn mich noch etwas aufregt ist, wenn man einen Artikel schreibt, ohne Ahnung zu haben.
Titel: Re: Der Spiegel: Fantasy - Das anschwellende Bedürfnis, von Übersinnlichem zu lesen
Beitrag von: Felsenkatze am 27. April 2009, 10:14:08
Ich bin mir nicht mal sicher, ob er Fantasylesen tatsächlich verurteilt. Mir kommt es so vor, als beschreibe er vor allem das Phänomen: Erwachsene lesen jetzt mehr Fantasy. Das kann ich nur mit einem Schulterzucken bestätigen. Jupp, ist wohl so.

Ich würde da glaube ich aber eher den Hintergrund vermuten, dass die heutigen Erwachsenen halt mit Fantasy aufgewachsen sind und ja ihre Lesegewohnheiten nicht von jetzt auf nachher ändern. Und dann schreiben natürlich auch mehr Erwachsene Fantasy.
Titel: Re: Der Spiegel: Fantasy - Das anschwellende Bedürfnis, von Übersinnlichem zu le
Beitrag von: Coppelia am 27. April 2009, 10:31:03
Artikel werden wohl auch tendenziell nicht von Menschen geschrieben, die keine Ahnung davon haben, was sie schreiben, sondern von Menschen, die das schreiben, was sie als Auftrag sollen und von dem ihr Magazin glaubt, dass die Masse es lesen will.
Titel: Re: Der Spiegel: Fantasy - Das anschwellende Bedürfnis, von Übersinnlichem zu le
Beitrag von: Mogwied am 27. April 2009, 10:46:50
Zitat von: Coppelia am 27. April 2009, 10:31:03
Artikel werden wohl auch tendenziell nicht von Menschen geschrieben, die keine Ahnung davon haben, was sie schreiben, sondern von Menschen, die das schreiben, was sie als Auftrag sollen und von dem ihr Magazin glaubt, dass die Masse es lesen will.

Wahrscheinlich hast du damit recht, aber manchmal kommt es mir so vor, dass die Zeitungen immer den Journalist raussuchen, der möglichst wenig Ahnung von der Materie hat.  ;D
Den Spiegel mag ich aber auch eh nicht. Ich lese Süddeutsche und die Zeit. Da hab ich das Gefühl, die Artikel sind fundiert.
Titel: Re: Der Spiegel: Fantasy - Das anschwellende Bedürfnis, von Übersinnlichem zu le
Beitrag von: Möchtegernautorin am 27. April 2009, 17:00:00
Es hat wirklich seine Vorteile in einer Bibliothek zu arbeiten, sonst hätte ich den Artikel nun so schnell gar nicht lesen können :)

Im Großen und Ganzen stößt mir der Artikel gar nicht so auf, einmal davon abgesehen, das auch ich mich gefragt habe, was aus der Fantasy vor Harry Potter geworden ist (mein kleiner Goldelf würde sagen ,,Die hat Puff gemacht!") und das nichtmal DSA genannt wird.
Eine wirkliche Aussage finde ich in dem Artikel allerdings nicht (deswegen lese ich auch lieber Bücher als Zeitschriften ...), einmal davon abgesehen, dass die Fantasy nicht so einfach tot zu kriegen ist.

Vielleicht war der Artikel ja mehr aufklärender Weise für Leute wie meine eine Oma gedacht, die sich jedes Mal beschwert, was da für grässliche Literatur auf den Bestsellerlisten steht – natürlich, ohne auch nur den Versuch zu unternehmen, sie zu lesen, ist ja keine Kultur.
Mehr kann ich da jedenfalls wirklich nicht rausziehen.
Titel: Re: Der Spiegel: Fantasy - Das anschwellende Bedürfnis, von Übersinnlichem zu lesen
Beitrag von: Abakus am 27. April 2009, 18:53:16
Oh ja, das Argument "Fantasy = keine Kultur" kenne ich. Unsere Nachbarn, ein etwa 70jähriges Paar, unterhielt sich letztens mit uns. Unter anderem kamen wir auf das Thema Bücher, wo er dann laufend Zitate bekannter Dichter und Schriftsteller brachte. Fand ich richtig gut, hat mir gefallen. Dann kam die Frage, was ich denn lesen würde. Als Antwort bekam er: "Am liebsten Fantasy". Er schaute mich sehr groß an, musterte mich etwas und antwortete dann, dass dieses Genre "absoluter Schund" sei. Glücklicherweise habe ich verschwiegen, dass ich selbst Fantasy schreibe, denn sonst wäre ich wohl zugetextet worden.

Ich brachte dann, um die Wogen wieder zu glätten, mein Lieblingsgedicht von Schiller: "Liebesschmerz". Das Gedicht werde ich wohl nie vergessen. Meinem Deutschlehrer aus Abiturzeiten sei Dank. ;)
Titel: Re: Der Spiegel: Fantasy - Das anschwellende Bedürfnis, von Übersinnlichem zu lesen
Beitrag von: Feuertraum am 27. April 2009, 20:29:50
Zitat von: Kaeptn am 27. April 2009, 09:16:07

ZitatFakt ist aber: Fantasy war vor Harry Potter kein Massenphänomen.

Trotzdem hat sich "Herr der Ringe" kontinuierlich Jahr um Jahr verkauft.
Auch die Kompass-Trilogie vom Pullmann hat noch immer gute Verkaufszahlen.
Auch die DSA-Romane - die damals noch bei Heyne erschienen, bevor FanPro auch den Vertrieb dafür übernahm - waren sicherlich nicht die totalen Ladenhüter, ansonsten gäbe es die Reihe nicht mehr.
Zugegeben, die DSA-Romane kamen zwar erst Mitte der 90er, aber schon da hatte sich der Zeitgeist ein wenig verändert und Fantasy fristete nicht mehr das absolute Mauerblümchendasein. Zudem drängten sich einige neue Rollenspielsysteme auf den Markt, so dass Fantasy doch schon mehr in den Vordergrund gerückt ist (wenngleich auch noch nicht in dem Masse, wie es heute der Fall ist)

LG
Feuertraum


ZitatOder man denke an Anne Rice. Ok, Interview mit einem Vampir wurde auch verfilmt, sogar mit Top-Besetzung, trotzdem wurde zumindest hierzulande nicht so ein Brimborium daraus gemacht wie derzeit um Bis(s) - Rice spricht aber auch Jugendliche nicht so an würd ich meinen.

Dem kann ich jetzt nicht so ganz zustimmen. Als der Film "Interview mit einem Vampir" hierzulande in die Kinos kam, gab es auch einen Riesenhype drum und der (allerdings auch nachfolgende Romane von ihr) Roman wurde gekauft wie geschnitten Brot.
Ich räume ein, dass das Brimbarium heutzutage größer ist, was meiner Meinung jedoch auch daran liegt, dass die Medien heute ganz anders arbeiten als vor gut und gerne 30 Jahren.
Titel: Re: Der Spiegel: Fantasy - Das anschwellende Bedürfnis, von Übersinnlichem zu le
Beitrag von: Lomax am 30. April 2009, 20:22:53
Zitat von: Amber am 27. April 2009, 05:09:13Eskapismus, Eskapismus, Eskapimus.
Manchmal hasse ich Germanisten...
Hm ... Isch auch Germanist ... Da schließ ich mich mal Coppi an. Und meinen nächsten Roman habe ich anlässlich der aktuellen Diskussion jetzt gleich offiziell dem Eskapismus gewidmet.
Manchmal bin ich zynisch ...
Zitat von: Kaeptn am 27. April 2009, 09:16:07Fakt ist aber: Fantasy war vor Harry Potter kein Massenphänomen.
Das ist in der Tat der Fall. Von Seiten der Verlage wurde die Fantasy-Kernleserschaft immer auf ca. 20.000 Menschen in ganz Deutschland geschätzt. Das waren die Leser, die regelmäßig Fantasy lasen und die man überhaupt mit einem solchen Buch optimalerweise erreichen konnte. Einzelne Titel haben immer mal höhere Auflagen erreicht - der HdR war schon in den 70ern ein "Massenphänomen" ;) Aber das waren dann stets Bücher, die es geschafft haben, aus dem "Ghetto" zu entkommen und Nicht-Fantasyleser zu anzusprechen; oder Bücher, die einfach über Jahre weit oben blieben und von den nachwachsenden Neulesern profitieren konnten.
  Aber die Zielgruppe, die man zu einem gegebenen Zeitupnkt erreichen konnte, lag bei 20.000, und damit war Fantasy ein Nischengenre.
  Seit den HdR-Filmen wird diese Kernzielgruppe auf ca. 200.000-250.000 Leser geschätzt. Das ist schon mal eine ganz andere Größenordnung. Welchen Anteil Harry Potter daran hatte, ist dann wieder eine andere Frage, und die Vampirschicken lasse ich mal ganz außen vor - hier geht es nur um die Leser, die regelmäßig Fantasy im engeren Sinne lesen.
  Man kann also durchaus davon sprechen, dass das Phänomen damit eine qualitativ ganz andere Dimension erreicht hat als noch vor 15 Jahren. Und rechnet man dann die Phantastik insgesamt noch hinzu, addiert sich das wohl zu einem veritablen Massenphänomen.
  Und ganz nebenbei gesehen erklärt das vielleicht auch manch anderen Umstand, über den der ein oder andere sich so wundert - warum beispielsweise Eragon u.ä. so ein Erfolg wurde, warum so viele Altfans so erbittert über Völkerromane und Co. wettern - die Altfans sind eben auf einen Schlag zu einer vernachlässigbaren Minderheit im eigenen Genre degradiert worden, und das schmerzt viele nach einem jahrelang gepflegten elitären Bewusstsein. Und 90% der Fantasyleser sind neu, und für sie war Eragon auch eine wirklich neue Geschichte.
  Ich weiß nicht, was im Spiegelartikel genau stand. Aber ich denke, wenn er es geschafft hat, ein Gefühl für diese Zahlenverhältnisse und den Umbruch im Genre zu vermitteln, kann er schon mal nicht so verkehrt gewesen sein.
Zitat von: Coppelia am 27. April 2009, 10:31:03
Artikel werden wohl auch tendenziell nicht von Menschen geschrieben, die keine Ahnung davon haben, was sie schreiben, sondern von Menschen, die das schreiben, was sie als Auftrag sollen und von dem ihr Magazin glaubt, dass die Masse es lesen will.
Das sollte man auch nie aus dem Auge verlieren. Es ist ja nicht zufällig so, dass gerade jetzt so viel über Fantasy geschrieben wird. Es wird geschrieben, weil das Genre boomt, und die Artikel erscheinen, weil man sich davon Auflage erhofft, Leserbindung, Werbung durch das Leseraufsehen.
  Also, was auch immer ein Redakteur über Fantasy schreiben mag, und wie sehr man sich als Fan darüber aufregen mag - man sollte sich einfach stets vor Augen halten, dass dieser Redakteur Fantasy zumindest für gut genug hielt, um damit Geld verdienen zu wollen und sich auch ein Stück vom Kuchen zu sichern. Das ist die schnöde Realität, wenn man mal kurz auf idealistischen Eskapismus verzichten mag.
  Es relativiert manches und lässt über die Attitüde lächeln, die da vielleicht im einzelnen zum Ausdruck kommen mag.
Titel: Re: Der Spiegel: Fantasy - Das anschwellende Bedürfnis, von Übersinnlichem zu lesen
Beitrag von: Leon am 01. Mai 2009, 09:58:10
Gut gesprochen, Häuptling flinke Feder.  ;D
Titel: Re: Der Spiegel: Fantasy - Das anschwellende Bedürfnis, von Übersinnlichem zu lesen
Beitrag von: Evenia am 02. Mai 2009, 11:54:31
Ich persönlich finde es schrecklich, wenn man glaubt, das dieses Massephänomen etwas negatives wäre. Ich hätte wahtscheinlich niemals die Fantasywelt für mich entdeckt, wenn Harry Potter nicht gewesen wäre (Wahrscheinlich hätte ich dann nicht einmal meine Vorliebe für Bücher entdeckt...  :( ) Das gebe ich gern und offen zu. Harry Potter war allerdings auch so ziemlich das erste Buch, das ich überhaupt ernsthaft und ganz allein gelesen habe (Und freiwillig, sollte ich noch hinzufügen... ) Ich weiß nicht mehr wie alt ich damals war, aber es müssen so ungefähr 9 Jahre gewesen sein. Davor hatte ich für Bücher nämlich gar nichts übrig. Und danach? Danach habe ich erst einmal ewig lange gebraucht um auch andere Fantasy-Bücher für mich zu entdecken. Aber ich habe sie entdeckt.
Also, für mich ist das Massenphänomen auf jeden Fall etwas Positives. Schließlich ist es der Grund, warum man überall Fantasybücher kaufen kann. Gäbe es diesen Hype nicht, dann würden doch auch viele Fantasybücher gar nicht erst gedruckt werden, oder?

Das zu meiner Meinung.
Titel: Re: Der Spiegel: Fantasy - Das anschwellende Bedürfnis, von Übersinnlichem zu lesen
Beitrag von: Churke am 02. Mai 2009, 12:23:14
Nun ist der Buchmarkt allerdings ein Kuchen, und für jedes Buch, das erscheint, erscheint ein anderes nicht. Oder so ähnlich.
Wenn man sich in den Buchhandlungen mal das SF-Regal anschaut, dann ist das schon arg ausgedünnt und beschränkt auf Star Wars-Serien etc. Finde ich persönlich ein wenig erschreckend. Sicherlich kein Zufall, dass gestandene SF-Autoren jetzt auf den Fantasy-Zug aufgesprungen sind. ::)
Titel: Re: Der Spiegel: Fantasy - Das anschwellende Bedürfnis, von Übersinnlichem zu lesen
Beitrag von: Kaeptn am 02. Mai 2009, 15:21:02
Gibt aber ein paar, die ganz gut gehen, Dan Simmons z.B. . Allerdings müssen das ja auch immer solche Megaschinken-Mehrteiler sein, DAS schreckt mich bei der SF heutzutage vor allem ab.

Umso überraschender fand ich Eschbachs "QUEST"-Ausflug in die SF gerade zum jetzigen Zeitpunkt, das sah ich letztens in der Auslage liegen.