Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum

Handwerkliches => Workshop => Thema gestartet von: Romy am 24. März 2009, 16:03:33

Titel: Braucht ein (Kurz-)Roman Kapitel?
Beitrag von: Romy am 24. März 2009, 16:03:33
Hallo zusammen!

Es gibt ja schon einen Thread zur Kapitellänge, aber ich beschäftige mich momentan mit einer zugegebenermaßen verwandten, aber doch etwas anderen Frage.

Momentan zerbreche ich mir den Kopf darüber, wie – oder ob überhaupt – ich meinen Kurzroman für den Arcanum Wettbewerb in Kapitel einteilen soll. Auch wenn die Geschichte am Ende 80-90 Normseiten haben wird, eigentlich betrachte ich das noch nicht als richtigen Roman, sondern eher als (sehr) lange Kurzgeschichte und alles in mir sträubt sich davor, Kapitel zu bilden. Größere Absätze, wo der Leser auch mal Pause machen und das Buch kann, wären natürlich vorhanden.  ;)

Mir kam dann noch der Gedanke, dass ja auch längere Romane nicht zwangsläufig eine Kapiteleinteilung brauchen, oder? Ich meine, solange es immer größere Absätze gibt, wo man mal Pause machen könnte, sollte das doch reichen ...
Nachdem ich ein wenig darüber nachgedacht habe, frage ich mich, ob es nur alte Gewohnheit ist, Kapitel zu verwenden. Einige wenige Romane ohne Kapitel gibt es, nur wenige Autoren scheinen sich zu trauen, darauf zu verzichten ... Ich meine, bei längeren Romanen wäre ich bisher gar nicht auf die Idee gekommen, keine Kapitel zu nehmen ...  ::)

Was meint Ihr? Braucht man ganz allgemein unbedingt Kapitel?
Oder anders gefragt: Ab welcher Seitenzahl einer Geschichte, würdet Ihr sagen, werden Kapitel notwendig?

Ich freue mich auf Eure Meinungen.  :D
Titel: Re: Braucht ein (Kurz-)Roman Kapitel?
Beitrag von: Lila am 24. März 2009, 16:25:09
Ich sage am besten vorweg, dass ich mich damit auch nicht wirklich auskenne. Für meinen Teil kann ich aber sagen, dass ich die Kapiteleinteilung wahrscheinlich auch weglassen würde. Wenn ich da an meine Trilogie denke wäre das ohnehin verlorene Liebesmüh, da hat allein schon das erste Kapitel 30 Seiten. Wenn das ein Kurzroman wäre, dann würden da ja höchstens 3 Kapitel bei rumkommen. :P

Okay, aber man soll nicht von sich auf andere schließen. Dennoch, ich denke trotzdem nicht, dass bei einem Kurzroman zwingend Kapitel nötig sind. Wie du schon sagtest, größere Abätze zwischen eindeutigen Sinnesabschnitten müssten, meiner Meinung nach, eigentlich ausreichen.

Korrigiert mich, wenn ich mich irre! ::)
Titel: Re: Braucht ein (Kurz-)Roman Kapitel?
Beitrag von: Willow am 24. März 2009, 16:38:27
Hallo Romilly,

das ist eine wirklich interessante Frage, über die ich ehrlich gesagt noch nie nachgedacht habe und es doch nach Lesen Deiner Frage unbedingt mal tun muß, denn ich schreibe immer "nach Gefühl" oder wie soll ich sagen. ;) Durchnummerierte Kapitel hat es bei mir noch nie gegeben, ich beende einen Geschichtenabschnitt da, wo er zu Ende erzählt ist, mache drei Sterne und fange mit dem nächsten an. Zugegeben möglicherweise unprofessionell, aber so hab ich das schon immer gemacht und mich nie gefragt warum oder warum nicht.

Ich denke, es kommt aber ohnehin immer sehr auf die Geschichte an, darauf, wieviel Raum zwischen den einzelnen Kapiteln sein muß, um sie so zur Geltung zu bringen, wie sie es brauchen, um Teile zu trennen, die getrennt gehören, Inhalte beisammenzuhalten oder eben Klüfte aufzureißen und lande damit am Ende doch wieder beim Gefühl, mit dem das dann zu entscheiden wäre, fürchte ich. ;) Was sagt Dir denn Deines? Ich glaube nämlich, wenn der Roman, lang oder kurz, in sich selbst stimmt und alles erzählt, was er erzählen will und den Leser immer genau dahin führt, wo Du ihn hinführen willst, ist dem egal, ob da Kapitel zwischen sind oder "nur" Absätze groß genug, ihn zwischendurch mal Luftholen zu lassen oder einen Kaffee kochen zu gehen oder innezuhalten und über das, was er da gerade erlebt hat, noch mal ein bißchen nachzudenken. :)

Weiß nicht, ob Dir das geholfen hat, aber ich grüß Dich ganz lieb und wünsche Dir, daß Du die für Dich passendste Lösung findest, und das wirst Du bestimmt. 

Willow
Titel: Re: Braucht ein (Kurz-)Roman Kapitel?
Beitrag von: Sprotte am 24. März 2009, 16:51:19
Ich schreibe 400-Seiten-Romane ohne Kapitel. Mich stört bei Kapiteln oft die Neigung mancher Autoren, immer einen Minicliffhanger dranzubasteln (siehe Grausbücher, Kathy Reichs  :nöö:).
Bei mir kam es drollig dazu: ich habe immer mit Kapiteln geschrieben, bis ich irgendwo las, daß Verlage das nicht mögen  :rofl:, daß man den Roman ergo in einem Stück herunterschreiben soll.
Inzwischen möchte ich keine Kapitel mehr einsetzen.
Terry Pratchett schreibt auch keine  :jau:
Titel: Re: Braucht ein (Kurz-)Roman Kapitel?
Beitrag von: Churke am 24. März 2009, 17:09:13
Ich persönlich sehe Kapitel in erster Linie als ein Hilfsmittel des Autors für sich selbst. Kapitel bringen Ordnung in eine Geschichte und gliedern sie in Sinnabschnitte.
Wer nun glaubt/weiß, dass er keine Kapitel braucht, um einen perfekt gegliederten und aufgebauten Roman zu schreiben, der braucht sie halt nicht. Fertig.
Titel: Re: Braucht ein (Kurz-)Roman Kapitel?
Beitrag von: Mrs.Finster am 24. März 2009, 19:14:23
Ich erzähle aus verschiedenen Perspektiven, da setzte ich nach jeder abgeschlossenen Handlung einen Absatz. Die Frage ist, wo setzt man da ein Kapitel? Mir fällt das immer so unheimlich schwer.  Teilweise ist es unheimlich leicht zu erkennen, bei manchen weiß man gar nicht, wo man ansetzten soll und schreibt ein Kapitel 50 Seiten, das andere 150 Seiten auch nicht die perfekte Lösung  :no:
Erzählst du in einem Rutsch durch, würde ich die Kapitel bei deinem Kurzroman weglassen.  ;)
Titel: Re: Braucht ein (Kurz-)Roman Kapitel?
Beitrag von: Tenryu am 24. März 2009, 19:22:57
Ein Roman braucht zwar nicht unbedingt in Kapitel gegliedert zu sein, aber ich finde, daß sie der Übersichtlichkeit dienlich sind. Das Lesen wird dadurch angenehmer. Ich höre z.B. nur ungern mitten im Text zu lesen auf, sondern versuche, wenn die Zeit es zuläßt, immer zum Ende des Kapitels zu kommen. Dann finde ich auch den Wiedereinstieg leichter.
Und da jede Geschichte sich inhaltlich in verschiedene Teile oder Handlungsabschnitte gliedert, ist es doch naheliegend, diese auch durch entsprechende formale Strukturierung sichtbar zu machen.

Einen Kurzroman würde ich vielleicht in 3-5 Teile gliedern. Das müssen jetzt nicht unbedingt Kapitel mit einer separaten Überschrift sein.
Titel: Re: Braucht ein (Kurz-)Roman Kapitel?
Beitrag von: Manja_Bindig am 24. März 2009, 19:30:23
Da ich auktorial(mehrere Perspektiven gleichberechtigt) schreibe, oft Zeitsprünge habe und jeden Chara zu unterschiedlichen Zeiten und Ecken zu Wort kommen lasse, finde ich, dass Kapitel dem ganzen durchaus Struktur und Ordnung vermitteln. Es ist jedenfalls übersichtlicher und bei einem neuen Kapitel ist der Leser nicht so überrascht von einem Perspektivenwechsel - ich denke, es kommt sehr auf die Geschichte an.

Ein einzelner, großer Plotstrang, nur wenige Mini-Nebenplots?
Eine zentrale Perspektive?
Ein kontinuierlicher Zeitstrom ohne Unterbrechungen und Verwirbelungen?

Ich denk mal, dann kann man auch gut ohne Kapitel leben.

aber ich denke, meine Texte wären ohne eine kapitelweise Gliederung doch arg verworren.
Titel: Re: Braucht ein (Kurz-)Roman Kapitel?
Beitrag von: Romy am 24. März 2009, 19:49:06
Schon so viele Antworten. Erst Mal danke  :D und Wow, ich bin überrascht, wie viele Kapitelgegner es hier doch gibt. Ich hatte schon gedacht, meine Gedankengänge wären total verquer und abwegig  ;D

Zitat von: Tastentänzerin am 24. März 2009, 16:25:09
Korrigiert mich, wenn ich mich irre! ::)

@ Tastentänzerin: Ich glaube nicht, dass es ein echtes Richtig oder Falsch gibt, deshalb hatte ich ja auch vor allem nach Meinungen gefragt  :)

@ Willow: Das mit den drei Sternen habe ich mir auch überlegt. Wobei diese Sterne in einem Manuskript, das man irgendwo einreicht, eigentlich nix zu suchen haben ... aber im fertigen Buch würden die sich sicherlich hübsch machen  ;D


Zitat von: Sprotte am 24. März 2009, 16:51:19
Ich schreibe 400-Seiten-Romane ohne Kapitel. Mich stört bei Kapiteln oft die Neigung mancher Autoren, immer einen Minicliffhanger dranzubasteln (siehe Grausbücher, Kathy Reichs  :nöö:).
Bei mir kam es drollig dazu: ich habe immer mit Kapiteln geschrieben, bis ich irgendwo las, daß Verlage das nicht mögen  :rofl:, daß man den Roman ergo in einem Stück herunterschreiben soll.
Inzwischen möchte ich keine Kapitel mehr einsetzen.
Terry Pratchett schreibt auch keine  :jau:

@ Sprotte: Wo hast Du das den gelesen?  :o Das würde mich mal sehr interessieren  :hmmm:
Was Terry Pratchett angeht, da habe ich gerade nur ein Buch von ihm da (Die dunkle Seite der Sonne) und da gibt es Kapitel. Ich habe es noch nicht gelesen, aber gerade mal reingeblättert ...

@ Tenryu: Ich beabsichtige ja nicht, den Text wirklich komplett durchzuschreiben. Mit einem "großen Absatz" meine ich, dass ich eine oder zwei Zeilen frei lasse und dann mit einer neuen Szene/Handlungsstrang weiter mache. Bei meinem Kurzroman hab ich ja nur einen Perspektiventräger, aber bei einem längeren Roman, würde es ja sonst sehr unübersichtlich werden, wenn man z.B. die Perspektiven wechselt.
Also sehr schwierig wäre es nicht, die Geschichte in Kapitel zu gliedern. Das wären dann entweder so ca. 4-5 große (und gewöhnlich neige ich zu langen Kapiteln) oder ganz viele Kleine. Beides finde ich in dem Fall einfach nicht so verlockend ... hm ...

Zitat von: Manja am 24. März 2009, 19:30:23
Ein einzelner, großer Plotstrang, nur wenige Mini-Nebenplots?
Eine zentrale Perspektive?
Ein kontinuierlicher Zeitstrom ohne Unterbrechungen und Verwirbelungen?

Ich denk mal, dann kann man auch gut ohne Kapitel leben.

@ Manja: Ja, das trifft genau auf den Kurzroman zu  :D

Danke für die Bestärkung an Alle, ich glaube, dann lasse ich die Kapitel wirklich mal weg!  :D

Nein also ich denke auch, bei längeren Romanen und mehreren Handlungssträngen mit zwei oder mehr Perspektiven, sind Kapitel schon sehr sinnvoll. Aber wo liegt da die Grenze?
Was Sprotte gesagt hat, dass Verlage Kapitel gar nicht so mögen, finde ich wirklich sehr interessant, denn bisher habe ich mich gefragt, ob ein Verlag/Lektor einen längeren Roman ohne Kapitel vielleicht sofort angewidert zur Seite legen würde ... Aber ich vermute mal, die Verlage/Lektoren teilen die Kapitel dann einfach gerne selbst ein?! Denn die meisten veröffentlichten Romane haben ja dann Kapitel ...  :hmmm:
Titel: Re: Braucht ein (Kurz-)Roman Kapitel?
Beitrag von: Sprotte am 24. März 2009, 21:32:56
Liebe Romilly: Ich habe keine Ahnung mehr, wo ich das aufgeschnappt habe - nicht im Tintenzirkel!
Die ersten zwei Maynard-Romane hatte ich noch mit Kapiteln (keine Überschriften oder Nummern, nur ein Seitenwechsel) geschrieben.
Jetzt habe ich mich daran gewöhnt. Da meine Romane relativ linear sind, reicht das mit normalen großen Absätzen (also zweimal Zeilenschaltung). Sowohl meine Betas als auch ich kommen damit sehr gut klar.

"Die dunkle Seite der Sonne"  ??? Strata, denke ich. Das war sein erster. Danach hat Pratchett sich die Kapitel abgewöhnt. Auch seine Romane sind relativ linear und somit in dieser Form absolut lesbar.

Ich denke auch, daß es da kein "falsch oder richtig" gibt. Es hängt vom Text an sich ab, von der Geschichte, vom Erzählstil, vom zeitlichen Umfang.
Okay, im ersten Maynard-Roman habe ich auch ein halbes Jahr mit einem großen Absatz übersprungen. Hat bislang niemanden gestört.
Titel: Re: Braucht ein (Kurz-)Roman Kapitel?
Beitrag von: felis am 24. März 2009, 22:13:24
@Romilly,
mein Kurzroman hat Kapitel. 14 Stück insgesamt. Das hat sich beim Schreiben einfach so aufgedrängt.
Den Roman davor hab ich ohne Kapitel runtergeschrieben aber in Szenen geplottet, die ich dann erst beim Überarbeiten zu Kapiteln zusammengefasst habe.
Ich bin beim Lesen und beim Schreiben ein Freund strukturierter Texte. Kapitel gehören für mich einfach dazu. Aber das ist sicher Geschmackssache.
Titel: Re: Braucht ein (Kurz-)Roman Kapitel?
Beitrag von: FeeamPC am 24. März 2009, 23:23:08
Ich habe erst einmal komplett ohne Kapitel geschrieben. Dann kam von jedem Betaleser die Frage nach Kapiteln. Also habe ich sie anschließend gebildet.

Festgestellt, daß für eventuelle (oder besser gesagt, ganz sicher) notwendigen Verbesserungen Kapitel eine Arbeitserleichterung sind.

Anschließend festgestellt, daß die Kapitel wieder abgeändert werden mußten.

Jetzt bin ich soweit, daß ich sie selbst zwar eher als störend betrachte, aber weiß, daß sie offensichtlich dem Leser das Leben erleichtern, also: vorerst bleiben die Kapitel.
Titel: Re: Braucht ein (Kurz-)Roman Kapitel?
Beitrag von: Romy am 25. März 2009, 00:46:26
Zitat von: Sprotte am 24. März 2009, 21:32:56
"Die dunkle Seite der Sonne"  ??? Strata, denke ich. Das war sein erster. Danach hat Pratchett sich die Kapitel abgewöhnt. Auch seine Romane sind relativ linear und somit in dieser Form absolut lesbar.

Ich werde mal schauen. Ab übermorgen bin ich wieder in der Heimat und da habe ich (bzw. mein Vater) noch andere Pratchett Romane, wo ich dann mal rein blättern werde. 'Tschuldigung, ich muss mich immer selbst überzeugen.  :innocent:


Zitat von: felis am 24. März 2009, 22:13:24
@Romilly,
mein Kurzroman hat Kapitel. 14 Stück insgesamt. Das hat sich beim Schreiben einfach so aufgedrängt.
Den Roman davor hab ich ohne Kapitel runtergeschrieben aber in Szenen geplottet, die ich dann erst beim Überarbeiten zu Kapiteln zusammengefasst habe.
Ich bin beim Lesen und beim Schreiben ein Freund strukturierter Texte. Kapitel gehören für mich einfach dazu. Aber das ist sicher Geschmackssache.

Für mich bisher ja auch. Aber bei meinem Romänchen bietet es sich einfach an, sie weg zu lassen. Ich denke auch nicht, dass ich die Kapitel bei meinen bisher angefangenen Romanen jetzt alle raus ziehe, aber wenn ich mal was Neues anfange, probiere ich es vielleicht mal ohne ... Man muss ja die gewohnten Pfade auch mal verlassen  ;D

Zitat von: FeeamPC am 24. März 2009, 23:23:08
Anschließend festgestellt, daß die Kapitel wieder abgeändert werden mußten.

Beim Überarbeiten ändere ich auch oft die Kapitel. Da werden zwei kurze Kapitel zusammengelegt, zwei Lange getrennt usw. ... Das ergibt sich oft einfach so.
DAS ist definitiv eine Arbeit, die man sich sparen kann, wenn man keine Kapitel hat  ;D
Titel: Re: Braucht ein (Kurz-)Roman Kapitel?
Beitrag von: Beate am 25. März 2009, 09:40:17
Ich habe schon beides gemacht - mit Kapiteln und ohne.
Ohne Kapitel ist es so, dass bei größeren Handlungs-, Orts- oder Zeitsprüngen einfach ein paar Zeilen mehr freigelassen wurden, bei Kapiteln kommt dann ein neues Kapitel.

Was nun besser ist: Kann ich nicht sagen. Aber ich mag es nicht sonderlich, wenn ein Kapitel mitten in die Handlung gepflanzt wird, weil da halt mal wieder ein Kapitel sein muss (wegen Seitenzahl oder sonstwas). Wenn die Kapitel passend sind, dann stören sie mich nicht weiter und ich lese einfach darüber hinweg.

Zwingend nötig finde ich Kapitel nicht. Eine Einteilung während dem Schreiben ist da eher sinnvoll als im endgültigen Roman Kapitel zu haben. Manchmal hilft es einfach, mit einem Schlagwort zu wissen, was man die nächsten 20 Seiten geschrieben hat, aber das kann man in der Reinform dann ja getrost rauslassen.
Titel: Re: Braucht ein (Kurz-)Roman Kapitel?
Beitrag von: Drachenfeder am 25. März 2009, 11:01:10
Brauchen oder nicht brauchen... hmm. Ich habe es ebenfalls schon mal mit und mal ohne Kapitel gemacht. Ich denke das ist Geschmacksache. Ich mag Kapitel und lese auch lieber mit ihnen. Ob großer oder kleiner Roman.

Also hebe ich mal die Hand für dafür
Titel: Re: Braucht ein (Kurz-)Roman Kapitel?
Beitrag von: Jara am 25. März 2009, 18:20:39
Na ja, eigentlich ist schon gebräuchlich mal ohne Kapitel zu schreiben.

Herr Hohlbein hat das in seiner Chronik der Unsterblichen auch gemacht.
In Band zwei oder so. Warum er dann in allen anderen Bänden Kapitel gemacht hat, ist mit bis heute ein Rätsel.
Wobei ich zugebe, dass es sich in seinen "dreihundert - Seiten - aufwärts - Romanen" anbietet.

Bei einem Kurzroman, in dem man auch ohne Kapitel in der Handlung durchsteigt, ist das denke ich gar kein Problem.
Ich würde sagen hier gilt der Grundsatz: Erlaubt ist, was (dem Autoren) gefällt.
Titel: Re: Braucht ein (Kurz-)Roman Kapitel?
Beitrag von: Falckensteyn am 26. März 2009, 09:24:56
Darf ich hier eine Verständnisfrage stellen? Ist mit einem Kurzroman eine Kurzgeschichte gemeint? Oder sind das 2 paar Schuhe?
Titel: Re: Braucht ein (Kurz-)Roman Kapitel?
Beitrag von: Churke am 26. März 2009, 09:56:42
Der Arcanum-Verlag bezeichnet (in seiner Ausschreibung) ein Manuskript mit 130.000 - 150.000 Zeichen als "Kurzroman". Für mich ist das eine Novelle, aber gut...  ::)
Titel: Re: Braucht ein (Kurz-)Roman Kapitel?
Beitrag von: Waffelkuchen am 26. März 2009, 16:53:03
Ich schreib normalerweise ohne Kapitel, aber die werden dann vor dem Überarbeiten eingesetzt. Es fällt mir dann leichter, mich zurechtzufinden und den Überblick zu behalten.
Beim Lesen sind Kapitel als Orientierung nützlich, um herauszubekommen, wo man aufgehört hat (zumindest für mich als notorischer Lesezeichenverweigerer). Wenn ich in der Handlung drin bin, überles ich die Kapitel aber meistens. (Bei einem sehr spannenden Roman, den ich fast am Stück durchgelesen hab, ist mir erst beim zweiten Lesen aufgefallen, dass er tatsächlich Kapitel hat.  ;D )
Wenn die Handlung nicht allzu kompliziert und das Ganze nicht endlos lang ist, glaub ich nicht, dass es tragisch wäre, sie wegzulassen.
Außerdem müsstest du ja am Besten wissen, was zu deinem Roman passt. Folg deinem Gefühl.  ;)
Titel: Re: Braucht ein (Kurz-)Roman Kapitel?
Beitrag von: Hanna am 26. März 2009, 20:34:06
Zitat von: Churke am 26. März 2009, 09:56:42
Der Arcanum-Verlag bezeichnet (in seiner Ausschreibung) ein Manuskript mit 130.000 - 150.000 Zeichen als "Kurzroman". Für mich ist das eine Novelle, aber gut...  ::)

Das kann ich so nicht stehen lassen. Der Begriff Novelle hat mit der Länge nur bedingt etwas zu tun. Das ist eine besondere Art der Erzählung und bedeutet Neuigkeit. Das besondere daran ist, dass die Geschichte stets mit einer Neuigkeit beginnt. Ebenso wichtig: der Held einer Novelle ist passiv, das Geschehen um ihn herum aktiv - im Gegensatz zum Roman, wo der Held aktiv ist. Und die Handlung steigert sich treppenartig. Die Ereignisse werden immer krasser, es folgen aber auch immer kurze Phasen der Entspannung. So habe ich es mal gelernt ... wikipedia drückt es, glaube ich, etwas anders aus, aber das habe ich eben nur kurz überflogen.

http://de.wikipedia.org/wiki/Novelle (http://de.wikipedia.org/wiki/Novelle)

Was die Ursprungsfrage anbetrifft: ich schreibe auch für Arcanum und mein Kurzroman hat 12 Kapitel. Ob er die wirklich braucht, weiß ich nicht, aber das hat sich so ergeben. Ich würde einfach die Variante wählen, die sich für dich gut anfühlt. Das ist dann meist das Richtige.

Liebe Grüße,
Hanna
Titel: Re: Braucht ein (Kurz-)Roman Kapitel?
Beitrag von: Romy am 27. März 2009, 02:19:09
Ja stimmt Hanna. Ich denke auch die ganze Zeit, dass der Kurzroman ja eher eine Novelle wäre, aber diese Definition kommt mir aus Schulzeiten sehr bekannt vor. Jetzt wo Du es sagst ...  ::)

@ Jara: Es ist Band 5, Die Wiederkehr. Ich habe mich damals auch sehr gewundert, warum ausgerechnet dieser eine Roman anders ist. Ich würde sagen, wenn man eine Reihe hat, sollten entweder alle Romane Kapitel haben, oder alle Romane keine Kapitel haben. Das zu mischen wirkt sehr seltsam ...  :hmhm?:
Titel: Re: Braucht ein (Kurz-)Roman Kapitel?
Beitrag von: Leon am 27. März 2009, 09:47:08
Für mich sind Kapiteln wie die Haltestellen einer Verkehrslinie. Sie geben mir Zeit, zwischendurch einen Augenblick zu verweilen. :buch: Störend finde ich nur, wenn die Anzahl der Kapiteln zu viele sind.

Gruß
Leon
Titel: Re: Braucht ein (Kurz-)Roman Kapitel?
Beitrag von: Antonia Assmann am 07. April 2009, 08:23:26
Ich bin gerade bei der Überarbeitung meines Kurzromans für Arkanum und danke Euch allen für Eure wertvollen Beiträge!
Jetzt werde ich nochmal mit ganz neuem Blick an die Sache rangehen - Ich habe es doch tatsächlich fertig gebracht in 24 Kapitel einzuteilen!  :wums: Da werde ich mich wohl nochmal ransetzen müssen. Dafür spare ich aber auch schon wieder unzählige Zeichen, die ich zuviel habe!
Danke für diesen Gedankenanschub
Antonia
Titel: Re: Braucht ein (Kurz-)Roman Kapitel?
Beitrag von: Romy am 07. April 2009, 20:42:23
Antonia, das ist ein herrlich pragmatischer Gedanke.  ;D Ich hab auch schon viiiiiel zu viele Zeichen und werde noch ordentlich kürzen müssen. Für Kapitel bleibt da gar kein Platz mehr.  ::)

Alle Achtung, 24 Kapitel sind wirklich eine Menge, für die paar Zeichen, die das Romänchen letztlich haben soll  ;)
Titel: Re: Braucht ein (Kurz-)Roman Kapitel?
Beitrag von: Sprotte am 08. April 2009, 14:39:18
witzigerweise - obwohl ich sonst ohne Kapitel schreibe - hat mein Kurzroman nach welchen verlangt. Fünf sind es, und das reicht auch und ist gut so.  ;D
Titel: Re: Braucht ein (Kurz-)Roman Kapitel?
Beitrag von: caity am 08. April 2009, 15:21:18
Hallo,

"Kapitel: ja oder nein?" ist ganz klar eine Frage des Geschmacks, der Entscheidung des Autors und/oder des Verlegers und für Hobby-Autoren natürlich für das Gefühl jedes einzelnen.

Als Leser kann ich nur sagen: ich mag Kapitel. Ich brauche eine Gliederung, an der ich mich entlang hangeln kann und ein Inhaltsverzeichnis mit Kapiteln hilft mir da ungemein. Wenn längere Brocken keine Abschnitte haben, stört mich das sogar regelrecht. Ich fand das z.B. bei Herrn Kleists "Michael Kohlhaas" ziemlich störend.

Als Autor finde ich es zum einen für die angesprochene Übersichtlichkeit beim Überarbeiten - auch mit Betalesern - wahnsinnig hilfreich und zum anderen drängt sich mir das zum Teil einfach auf. Kapitel bilden bei mir eigentlich immer eine Sinnheit.
Meinen Kurzroman habe ich jetzt Tage entsprechend aufgeteilt, also: jeder Tag ein Kapitel, das sind dann 16 Kapitel (da fällt mir gerade auf: der Roman hat einen Handlungszeitraum von über einem Jahr und ich schildere aus diesem ganzen Jahr nur die Geschehnisse von 16 Tagen ... naja, egal ...). Zusätzlich hatte sich hier noch ein kleiner "Nachtrag" angeboten, eine Chronik, die noch eine Seite lang ist.
Meine Trilogie wurde im Nachhinein in Kapitel gefasst, rein vom Gefühl her.
Aber ich fange nie an, mit Kapiteln zu schreiben. Am Anfang gibt es bei mir immer nur die Szenen, die ich je nach Länge des Romans in einem Word-Dokument zusammenfasse. Also bei dem Kurzroman hatte ich jetzt jede Szene einzeln, weil es eben nur 21 waren. Bei meiner Trilogie habe ich das immer in so Teile zu je 10-17 Seiten (nicht Manuskriptseiten) zusammengefasst, weil ich einfach keine 80 Word-Dokumente haben wollte. In Kapitel gliedere ich das erst später. Aber ohne könnte ich mir das gar nicht vorstellen, *theatralisch: "So kann ich nicht arbeiten!"*

Bye
caity
Titel: Re: Braucht ein (Kurz-)Roman Kapitel?
Beitrag von: LoneRanger am 11. April 2009, 02:40:54
Hier schlägt sich die Gewohnheit bei der Produktion eines Stoffes nieder. Ich produziere in einzelnen Szenen, die wieder in einem Handlungskomplex (Kapitel) zusammengefasst sind. Ich hätte auch nichts dagegen, eine Szenenunterteilung für die Veröffentlichung beizubehalten - aber als noch nicht veröffentlichter Autor macht es sich nicht so gut, die Verlagswelt revolutionieren zu wollen. Bei Kurzgeschichten hängt es wieder von deren Länge ab. Auch dort gibt es Szenen, die als Kapitel gelten können, oder aber ihr schreibt am Stück.

Macht was ihr wollt, aber veröffentlicht was!
Titel: Re: Braucht ein (Kurz-)Roman Kapitel?
Beitrag von: Romy am 11. April 2009, 02:57:27
LoneRanger, damit hast Du es auf den Punkt gebracht.  ;)