Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum

Handwerkliches => Workshop => Thema gestartet von: Ary am 01. Januar 1970, 01:00:00

Umfrage
Frage: Wie schreibt ihr?
Antwort 1: Emotional Stimmen: 9
Antwort 2: Distanziert Stimmen: 1
Antwort 3: Beides Stimmen: 23
Antwort 4: Weiß nicht Stimmen: 4
Titel: Gefühle schreiben-Gefühle beschreiben
Beitrag von: Ary am 01. Januar 1970, 01:00:00
Hallo zusammen!

Ich kaue gerade an einem dicken Problem.
Gefühle.
Wie schreibt man gefühlsintensive Szenen, ohne in Floskeln und Klischees zu verfallen?
Wie schreibt man über gefühle, ohne sie zu be-schreiben?
Wie bringe ich Trauer und Verlust so rüber, daß der Leser meinen armen kleinen Protagonisten in den Arm nehmen, mit ihm heulen und mit ihm zusammen aus Frust die ganze Welt kaputtschlagen möchte, anstatt ihm ne Trauerkate und einen Blumenstrauß in die Hand zu drücken und zu sagen "Wird schon wieder"?

*seufz*

Aryana
Titel: Re: Gefühle schreiben-Gefühle beschreiben
Beitrag von: Manja_Bindig am 01. Januar 1970, 01:00:00
Weniger ist manchmal mehr; statt langer, gefühlsseliger Passagen mit Sprechanteilen vielleicht ein stück Dialog, die einzelnen Anteile ein wenig kürzer; mach sich gut, wenn die Stimmung irgendwie gespannt ist, knistert(also entweder sehr nervenzerfetzend oder etwas, wo es eventuell im Bett endet).
Beim "Knistern" kann man sie auch mal schweigen lassen, vielleicht spielen sie mit den Haaren oder kneten die Hände... Körpersprache eben.
Titel: Re: Gefühle schreiben-Gefühle beschreiben
Beitrag von: Ary am 01. Januar 1970, 01:00:00
Hi Manja!

Wenn zwei Protagonisten vorhanden sind, klar, da geht es mit einem Dialog. Aber was mache ich, wenn nur eine handelnde Person auf der Bühne steht? Ich hasse innere Dialoge, ich lese sie nicht gern und ich kann sie nicht schreiben, außerdem werden auch die meistens zu gefühlsduselig.

Liebe Grüße,
Aryana
Titel: Re: Gefühle schreiben-Gefühle beschreiben
Beitrag von: Aneirin am 01. Januar 1970, 01:00:00
Hallo Aryana,

wenn du innere Dialoge nicht leiden kannst, lass sie weg und lass deinen trauernden Helden was machen, langweilige arbeit, die er völlig mechanisch macht  un dlass ihn dabei weinen, ohne dass er sich die Tränen abwischt - schon ist für meinen Geschmack Trauer ganz deutlich ohne dass du in innere Monologe und gefühlsduselige Klischees ausweichen musst. Oder du entscheidest dich ganz bewusst für die Sitaution der Klageweiber und lässt ihn heulen und jammern und sich die Haare raufen, sich Dreck ins Gesicht schmieren.

Beides sollte nicht allzu lang sein, sonst wird es zum Lesen langweilig.

Grüße
Aneirin
Titel: Re: Gefühle schreiben-Gefühle beschreiben
Beitrag von: Ary am 01. Januar 1970, 01:00:00
Hi!

Guter Vorschlag. Die mechanisch verichteten Arbeiten kann ich ganz sicher irgendwo brauchen.
Danke!

Aryana
Titel: Re: Gefühle schreiben-Gefühle beschreiben
Beitrag von: Manja_Bindig am 01. Januar 1970, 01:00:00
Oder lass ihn einfach nur stumm dahocken. Ganz leblos, ganz leerer Blick. Er gibtzwar Antworten, wenn man mit ihm redet, aber er ist nciht wirklich da.
(Eventuell kannst du ihm auch einen WeinKRAMPF antun, das ist allerdings wirklich Folter, glaub mir)
Titel: Re: Gefühle schreiben-Gefühle beschreiben
Beitrag von: Ary am 01. Januar 1970, 01:00:00
Hi!

Manja, so ein Weinkrampf ist _wirklich_ böse. Aber da ich meine Protagonisten gern quäle, wäre auch das einen versuch wert. Was mich immer noch nicht von dem Problem entbindet, mit welchen Worten ich so einen Azusbruch beschreibe, ohne daß der Protagonist einfach nur unfreiwillig lächerlich wirkt.

LG,
Aryana
Titel: Re: Gefühle schreiben-Gefühle beschreiben
Beitrag von: Manja_Bindig am 01. Januar 1970, 01:00:00
Hattest du schonmal nen Weinkrampf? Wo du wirklich nur noch heulen konntest, ob du wolltst oder nciht? Wo sich dein gsnzer Körper schüttelt? Dann denk daran zurück - und dann wirds wohl hoffentlich werden.
Vielleicht auch, warum die figur den Weinkrampf bekommen hat. Hat sie das weinen zu lange unterdrückt?
Titel: Re: Gefühle schreiben-Gefühle beschreiben
Beitrag von: Ary am 01. Januar 1970, 01:00:00
Hi!

Oh ja, da gibt es einige meiner "Helden", die ihre Tränen immer runterwürgen, bis es gar nicht mehr geht. Ich schreibe gerade an so einer Szene, die mit Trauer/Wahnsinn/Selbsthaß zu tun hat, mal sehen, wie die wird. ich stell sie ins Federfeuer, wenn sie fertig ist.

Grüße,
Aryana
Titel: Re: Gefühle schreiben-Gefühle beschreiben
Beitrag von: Lastalda am 01. Januar 1970, 01:00:00
Oh welch vertrautes Problem! *seufz*

Die Tips sind an sich gut... aber was macht man, wenn der trauernde Charakter keine Möglichkeit hat, irgendwelche dummen Arbeiten zu machen oder ähnliches? Sagen wir, der Charakter ist gefangen, sitzt in ner engen Zelle wo es ncihts als gepolsterte Zellenwände gibt, sodass er sich nichtmal den Schädel einschlagen kann... Wie bringt man dann solche gefühle rüber, ohne dass es langweilig und schnulzig wird?

Vorschläge?

Lastalda
Titel: Re: Gefühle schreiben-Gefühle beschreiben
Beitrag von: Manja_Bindig am 01. Januar 1970, 01:00:00
Wie gesagt... entweder er hockt starrend da oder er kriegt Weinkrämpfe. (Folter!)
Titel: Re: Gefühle schreiben-Gefühle beschreiben
Beitrag von: Astrid am 01. Januar 1970, 01:00:00
Laß ihn durch die Zelle laufen wie ein gefangenes Tier. Immer rundherum. Er merkt, daß er allmählich wahnsinnig wird, aber es ist ihm egal. Er sieht die Zelle gar nicht, er denkt an die Person, um die er trauert, ist vielleicht mit ihr im Bett oder unterwegs oder auf einer Wiese oder wo auch immer - und dann wird er roh herausgerissen, das Essen im Blechnapf wird hereingeschoben, und es wird ihm wieder kler, wo er ist. Er tritt den Napf weg - und muß das Zeug selber aufwischen, weil keiner kommt. Oder er läßt es liegen, weil ihm schon alles egal ist.

Ich würde auf alle Beschreibungen seiner Gefühle verzichten. Weinkrämpfe würde ich ihm nicht antun, höchstens mal kurz erwähnen. Ich will als Leserin gar nicht in solche Charaktere hineinkriechen, ich will hinrennen und die Zellentür aufreißen und ihn da herausholen, obwohl ich weiß, daß ich das wirkliche Gefängnis in seinem Kopf nicht öffenen kann.
Titel: Re: Gefühle schreiben-Gefühle beschreiben
Beitrag von: Manja_Bindig am 01. Januar 1970, 01:00:00
Astrid, du bringst mich da auf eine sehr interessante Idee: was ist, wenn wir einfach das ganze aus der Sicht eines wärters beschreibt? Wie erlebt  er die Figur? Das kann manchmal noch eindrucksvoller sein.
Titel: Re: Gefühle schreiben-Gefühle beschreiben
Beitrag von: Astrid am 01. Januar 1970, 01:00:00
Geht natürlich auch. :)
Titel: Re: Gefühle schreiben-Gefühle beschreiben
Beitrag von: Ary am 01. Januar 1970, 01:00:00
Hi!

Tja, das schaff ich bei meinem Wahnsinnigen leider nicht. der hocktganz allein in seinem Zimmer, mit sich und seinen krausen Gedanken...
:)

Titel: Re: Gefühle schreiben-Gefühle beschreiben
Beitrag von: Ary am 01. Januar 1970, 01:00:00
Hi!
Ja. Und weil wir es alle kennen, ist es wahnsinnig schwer, da nicht in allzubekannte Floskeln (wie zum beispiel den Schlag in die Magengrube, sorry) oder Klischees zu verfallen, oder in zu schwülstige Beschreibungen abzugleiten. Das ist eine Gratwanderung, an der ich mr die Zähne ausbeiße!

LG,
Aryana
Titel: Re: Gefühle schreiben-Gefühle beschreiben
Beitrag von: Manja_Bindig am 01. Januar 1970, 01:00:00
Vorschlag zur güte - schreib den Text erstmal, so wie er dir aus den Fingern kommt. Und dann gib ihn jemanden, der drübergeht und Kritik und Änderungsvorschläge abliefert. Was meinst du, wie ich an meine Texte rangehe?
Titel: Re: Gefühle schreiben-Gefühle beschreiben
Beitrag von: Ary am 01. Januar 1970, 01:00:00
Hi!

Ich bin ja dabei - und ich stecke. Eben wegen dieses Problems komm ich nicht weiter. :-)
Naja, mal gucken. Fertiges geht ins Federfeuer.
Kann aber noch dauern.

LG,
Aryana
Titel: Re: Gefühle schreiben-Gefühle beschreiben
Beitrag von: Arielen am 01. Januar 1970, 01:00:00
Ich denke mal, du hast jetzt bereits zu viel über das Problem nachgedacht.

Wie wäre es, mit Abstand noch einmal über die Szene drüber zu gehen, sie fertig zu schreiben und dann - wieder mit Abstand alles heraus zu kürzen, was dir zu viel ist, oder andere zu bitten, dabei zu helfen. Oder andere zu fragen, wie sie tiefe Trauer beschreiben.

Manchmal ist man einfach nur bleiern und leer, und die Gedanken kreisen um die Person, man macht sich die seltsamsten Gedanken. Und vor allem - du mußt keine extrem lange Szene schreiben. Wenn er jemanden verloren hat, dann kann er sich auch an das Beisammensein mit der Person erinnern.

Und vor allem mußt du dir überleben, schreibst du personenbezogen oder autoriell? Im personenbezogenen Stil spielen körperliche Reaktionen und auch die Gedankenwelt die entscheidende Rolle.
Titel: Re: Gefühle schreiben-Gefühle beschreiben
Beitrag von: Arielen am 01. Januar 1970, 01:00:00
Warum sollten Zwerge nicht auch Gefühle haben. Moderne Zwercke sind weitaus gefühlsreicher als Elben - schau dir nur mal die Elfen an. Das sind die Eisblöcke - nicht die Zwerge!

Und wie ich oben schon sagte - erst mal Gefühle runterschreiben - überarbeiten kann man später immer noch!
Titel: Re: Gefühle schreiben-Gefühle beschreiben
Beitrag von: Manja_Bindig am 01. Januar 1970, 01:00:00
Das mit den Eisblock-Elfen haben meine beiden Figuren auch nur gnädig überhört, weil sie beide nur zur Hälfte zu den "Eisblöcken" gehören, dein Glück, liebe Arielen.  ;)

Hm, verliebter Zwerg... das will ich sehen, ist sicher interessant.
Titel: Re: Gefühle schreiben-Gefühle beschreiben
Beitrag von: Termoniaelfe am 01. Januar 1970, 01:00:00
ZitatNatürlich hat mein Zwerg Gefühle,

Sicher hat er die, sonst würde es ja nicht so viele von denen geben. ;D

ZitatZwergenfrauen sind anders, nicht minder attraktiv, aber rustikaler.

Genau wie ich. ;D  
Eine sehr schöne Formulierung.

LG
Renate
Titel: Re: Gefühle schreiben-Gefühle beschreiben
Beitrag von: Elena am 01. Januar 1970, 01:00:00
Ich habe für dieses Problem eine große Filmsammlung.  ;D Da krame ich dann einfach etwas raus, von dem ich weiß, dass es stimmungsmäßig passt und schaue mir die betreffende Szene x-Mal an bzw. lasse sie beim Schreiben im Hintergrund laufen (allerdings auf Englisch).
Hauptsache, die Stimmung ist da, dann kommt es ziemlich von selbst.

Wenn es allerdings um "längere Sachen" geht wie eben Gefühle einer Person gegenüber, würde ich auch versuchen, es durch Handlung auszudrücken. Wenn der Zwerg jetzt plötzlich besonders ruppig dem Menschenmädchen gegenüber wird, dann wäre das doch ein Zeichen dafür, dass er seine Gefühle ihr gegenüber ablehnt? Usw. usf.

Liebe Grüße,

Elena
Titel: Re: Gefühle schreiben-Gefühle beschreiben
Beitrag von: Manja_Bindig am 01. Januar 1970, 01:00:00
Die große Totenangst... *grins*

"Ein Elb geht unter die Erde und ein Zwerg traut scih nicht!"
Was zwerge GAR nciht mögen, ist, wenn sie sich in ihrer Ehre verletzt sehen. Aua.
Titel: Re: Gefühle schreiben-Gefühle beschreiben
Beitrag von: Arielen am 01. Januar 1970, 01:00:00
Wieso? Die meisten literarischen Elben sind mehr als unterkühlt, es sind ja auch nicht alle solche Wald-und-Wiesen-Indianer wie die Elfquest-Elfen.  ;D

Was Gefühle angeht, so denke ich, daß man auch mit wenigen Worten große Gefühle ausdrücken kann oder im Leser das Gefühl erwecken.
Titel: Re: Gefühle schreiben-Gefühle beschreiben
Beitrag von: Manja_Bindig am 01. Januar 1970, 01:00:00
Stimmt, Zwerge komemn mir allgmeein sehr gefühlsrech, sprich poltrig vor. Bei den Elfen kanns wohl daran liegen, dass sie schon ein paar Jahrhunderte mehr auf dem Buckel haben. Das kühlt das Mütchen ab.

(und trotzdem regen sich meine Elfen bei poltischen Fragen extrem auf... es hat Riesenspaß gemacht, die Ratsszenen zu schreiben)
Titel: Re: Gefühle schreiben-Gefühle beschreiben
Beitrag von: Termoniaelfe am 01. Januar 1970, 01:00:00
Zitataber sie im Keller zu lagern und auseinanderzuschnippeln, das findet er ekelhaft.

Ist es ja auch. *urgh*

Titel: Re: Gefühle schreiben-Gefühle beschreiben
Beitrag von: Manja_Bindig am 01. Januar 1970, 01:00:00
*schnell im Bad verschwindet* *Würgegeräusche ertönen lässt* *zurückkomm*

So... und was geht in dem Zwerg vor? (Eventuell Angst, die er sich nciht eingestehen will?)
Titel: Re: Gefühle schreiben-Gefühle beschreiben
Beitrag von: Manja_Bindig am 01. Januar 1970, 01:00:00
Ah... angekratzes männliches Ego.  ;D

Titel: Re: Gefühle schreiben-Gefühle beschreiben
Beitrag von: Marek am 01. Januar 1970, 01:00:00
Generell zum Thema.
Ich hatte heute eine bahnbrechende Erkenntnis zum Thema "Gefühle Schreiben". Mir war schon oft - bei anderen Autoren, aber auch manchmal bei mir selbst - aufgefallen, daß die Sprache ins Hölzerne, Tagesschauhafte abdriftet, sobald Gefühle ins Spiel kommen - da wird nichts mehr erlebt, sondern nur noch berichtet. Aber ich konnte es nie an etwas konkretem festmachen.

Heute, beim Überarbeiten der "Spinnwebstadt", habe ich dann zwei Stop-Wörter entdeckt, die automatisch Distanz einbauen in eine Szene, in der man das Gegenteil erreichen will. Und diese beiden Wörter sind:
Spüren und
fühlen
Durch diese beiden Wörter - und ein paar andere, die genauso gestrickt sind - lassen sich vielleicht Geühle beschreiben, aber genau das ist es dann auch: Nur eine Beschreibung.

Ich versuche es mal mit Beispielen (ihr kennt mich, ich mache alles mit Beispielen):
"Mowsal spürte, wie Angst in ihm aufstieg" ist viel emotionsloser und distanzierter als "Angst stieg in Mowsal auf".
"Mowsal fühlte sich schrecklich" - diesen Satz kann man nicht umformulieren, er ist Müll, er muß weg, die Schrecklichkeit kann man dem Leser auch anders vermitteln.
Reicht das an Beispielen? Ich habe sie nämlich inzwischen alle wegkorrigiert ...

BZW, Gefühle funktionieren in dieser Form nur in der perspektivischen Schreibweise.
Titel: Re: Gefühle schreiben-Gefühle beschreiben
Beitrag von: Moni am 01. Januar 1970, 01:00:00
@Maja: da hst du definitiv recht, aber es fällt manchmal wesentlich schwerer, Gefühle "erlebt" auszudrücken, als "beschrieben". Ich werde mal versuchen, in meinen Texten darauf zu achten...
Titel: Re: Gefühle schreiben-Gefühle beschreiben
Beitrag von: Manja_Bindig am 01. Januar 1970, 01:00:00
Das Problem ist nur, wenn man Gefühle durchgängig erlebt schreibt, klingen sie dann übertrieben und kitschig... hin und wieder ein "Fühlen" und "spüren" ist da schon sehr sinnvoll...

(hab ich schon mal erwähnt, dass die Aussprache von Mouwsal total putzig klingt?)
Titel: Re: Gefühle schreiben-Gefühle beschreiben
Beitrag von: Schelmin am 01. Januar 1970, 01:00:00
Ich finde es nicht so schlimm, die Begriffe zu verwenden, aber wenn man es nur tut, dann wird es natürlich platt.
Es klingt sehr nach bewußter (oder bewußt gemachter) Wahrnehmung.
Titel: Re: Gefühle schreiben-Gefühle beschreiben
Beitrag von: Unicorn am 01. Januar 1970, 01:00:00
Sciuru trat langsam auf den leblos am Boden liegenden Körper, beugte sich hinab und sreichelte zart über die kalten Wangen. Er glitt den Hals hinab, doch auch dort war kein pochen zu fühlen, schlieslich lies er seine Hand auf ihrer Brust ruhen. In der verzweifelten Hoffnung einen Herzschlag zu spühren, und sei es nur ein einziger der ihm Hoffnung gab. Doch nichts, seine Geliebte Bruja war tot. Tränen rannen ihm das Gesicht hinab, wärend er seinen Kopf an ihren kalten Hals legte. Die Tränen rannen durch sein Fell, an das sie sich so gerne gekuschelt hatte, hinab und tropften auf ihre Brus. Nie mehr würde sie sich in sein Fell schmiegen, nie mehr würden ihre weichen Lippen die seinen berühren. Sie war tot, und sein Herz war leer und mit ihr gestorben.

Villeicht Inspiriert dich das, wenn nicht auch gut.

lg Nicole
Titel: Re: Gefühle schreiben-Gefühle beschreiben
Beitrag von: Astrid am 01. Januar 1970, 01:00:00
ZitatGenerell zum Thema.
"Mowsal spürte, wie Angst in ihm aufstieg" ist viel emotionsloser und distanzierter als "Angst stieg in Mowsal auf".
"Mowsal fühlte sich schrecklich" -

Ihm war übel und kalt, er versuchte, nachzudenken, aber alles zerfaserte, sein Herz klopfte schmerzhaft laut, das Blut rauschte in seinen Ohren, es war viel zu heiß, und er zitterte. Etwas knackte hinter ihm, und er wirbelte herum - was war das? Ein Schatten -

"Angst" gibt es nicht. Es gibt nur einen Haufen körperlicher Zustände, während das Adrenalin ins Blut schießt und alle Kampf- oder Fluchtinstinkte mobilisiert werden. Daß er sich dabei "schrecklich" fühlt, dürfte klar sein. Aber so Wörterhülsen wie "er fühlte, wie" sind tatsächlich vollkommen überflüssig. Natürlich FÜHLT man es, wenn einem plötzlich kotzübel wird. Die Distanz entsteht dadurch, daß die tatsächlichen Veränderungen zuerst durch eine Analyse laufen und als Gefühl erkannt werden (er fühlt, wie) und dann erst passieren dürfen.
Titel: Emotionales Schreiben
Beitrag von: Kalderon am 14. März 2006, 21:50:47
Ich habe einmal gelesen, dass ein Autor am besten ohne Gefühle schreiben sollte. Dass heißt, er geht ganz sachlich an die Themen und Charaktere heran.
Ich für meinen Teil schreibe sehr emotional. Die Qualität des Textes ist natürlich sehr subjektiv, wenn man emotional schreibt, aber ich finde, auch so gelingen einem manchmal wahre Glanzstücke. Man darf eben nur nicht vergessen, es auch anschaulich zu erklären ohne dabei zu langweilen, da der Leser sich ja auch dafür interessieren soll.

Wie schreibt ihr? Objektiv und distanziert (emotionslos wäre wohl nicht das passende Wort) oder subjektiv und nah? Würde gerne eine Umfrage daraus machen, hoffe das ist in Ordnung???  ::)
Titel: Re: Emotionales Schreiben
Beitrag von: Dorte am 14. März 2006, 23:31:09
Ich habe in jüngeren Jahren auch sehr emotional geschrieben - was man an den Texten sieht. Sie taugen nicht viel. Völlig irrelevante Szenen, die mir nahe gingen, sind viel zu ausgewalzt, essentielle Fakten fehlen. Schreiben ist ein Handwerk, und handwerken unter zu großem Emotionseinfluss verschlechtert das Resultat, weil man die Augen vor Fehlern verschließt.
Zumindest geht das mir so.

Ich erlaube mir allerdings an absoluten Schlüsselszenen schonmal ein Grinsen oder feuchte Augen - aber halt nicht auf jeder Seite oder in jedem Kapitel.
Titel: Re: Emotionales Schreiben
Beitrag von: Rei am 15. März 2006, 07:59:35
Hmm, bei mir ist es inzwischen eine gemischte Angelegenheit. Manche Szenen schreibe ich ganz einfach runter (Beschreibungen, etc.), aber manche Szenen brauchen einfach ein paar Emotionen, um richtig zu funktionieren.  Wenn ich beim Schreiben ein Kratzen im Hals bekomme, weil mein Charakter gerade eine Niederlage erlitten hat oder wenn ich mich einfach nur mit ihm freue, dann weiß ich, daß ich die Szene gut getroffen habe *sich selber auf die Schulter klopf*

Und ich muß zugeben, das emotinale Schreiben gefällt mir um vieles besser... Es geht mehr an mich heran und damit - so meine Gedanken - auch an den Leser...
Titel: Re: Emotionales Schreiben
Beitrag von: Termoniaelfe am 15. März 2006, 11:40:39
So wohl als auch. Mir geht es da nicht viel anders als unserer Rei. Zu viele Emotionen sind Gift für einen Text aber ganz ohne ist er auch glanzlos. Die gesunde Mischung macht es, finde ich.

LG
Termi
Titel: Re: Emotionales Schreiben
Beitrag von: lapaloma am 15. März 2006, 15:46:30
Ich bin ein äusserst emotionaler Mensch und schreibe daher auch emotional. Ich lebe und fühle mit meinen Geschichten, sie sind ein Stück von mir. Wie könnte ich denn über die Sehnsucht schreiben, wenn mein Herz nicht vor Sehnsucht zerspringt, wie über die Trauer, wenn nicht in einem Moment tiefsten Unglücks? Und wie könnte ich über Freude schreiben, würde ich die nicht gerade in dem Moment empfinden, wenn ich mich an die Tasten setze?
Ja, ich bin wohl nicht weit weg vom Borderliner.
Das ist mühsam und oft bleibe ich stecken. Lustlose Phasen ohne ein einziges Wort wechseln mit Perioden höchster Produktivität.
Wenn ich schreibe, gebe ich alles und öffne mein Herz. Ich lebe meine Emotionen und so schreibe ich auch.
Distanz versuche ich nur in der langen Phase der Korrektur, des Feinschliffs zu halten, wenn ich meine Texte überarbeite.
Liebe Grüsse, Lapaloma
Titel: Re: Emotionales Schreiben
Beitrag von: Kalderon am 15. März 2006, 17:02:33
Ich selbst habe auch für beides gestimmt, obwohl es mir ähnlich wie lapaloma geht. Ich bin entweder mit dem Herz bei der Sache oder eben nicht. Und mit dem Herz bedeutet für mich, dass ich mich hineinfühle. Es ist aber natürlich ein Unterschied, ob man sich damit auseinandersetzt, es versteht, Empathie hat (das ist vielleicht das richtige Wort) oder ob man sich in seinen Gefühlen verliert, man nur noch schreibt und schreibt, aber gar nicht mehr, um dem Leser etwas zu vermitteln, sondern um sich selbst den Frust von der Seele zu schreiben. Das kann jedenfalls bei realen Gefühlen schnell passieren.

Fiktive Gefühle finde ich mittlerweile aber auch sehr interessant, weil es mir immer besser gelingt, mich in erdachte Krisen hineinzufühlen. Das ist sehr spannend, weil man meist selbst nicht weiß, wie sich dieser Knoten irgendwann lösen wird und weil man so Gefühle kennenlernt, die man selbst gar nicht hat.
Titel: Re: Emotionales Schreiben
Beitrag von: Lapislazuli am 16. März 2006, 15:02:15
Ich habe für auch für beides gestimmt.

Natürlich muss man sich in die Personen, die man beschreibt einfühlen, und fühlen was man beschreibt. Genauso wichtig ist es, sich distanzieren zu können und die Person, die das und das fühlt oder erlebt von außen betrachten. Sich fragen: Was tut er? Wie reagiert er? Was würde diese Person in der Situation tun? Und nicht: Was würde ich in dieser Situation tun?

Man plant beim Schreiben nicht immer im Voraus, was eine Person fühlen wird - aber nachdem man eine Stelle im Rausch der Emotionen heruntergeschrieben hat, kann es ganz nützlich sein sie nach einiger Zeit und mit Abstand noch einmal zu lesen und vor allem zu überarbeiten. Oft wird sie dadurch gewinnen.

Ich bin der Meinung, dass man Gefühle besser beschreiben kann, wenn man sie zwar kennt, aber in dem Moment, in dem man sie niederschreibt, nicht selbst in ihrem Bann steht. Nicht den ganzen Strudel der Gefühle niederschreiben und sich darin verlieren, sondern das herausfiltern, was charakteristisch für dieses Gefühl ist. Das geht am Besten wenn man die Emotion um die es geht aus gewisser Distanz und aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet.

Das wäre vielleicht der Idealfall. Aber man lässt sich eben nur allzu leicht von einer Szene die man gerade schreibt und von einem Charakter, der einem ans Herz gewachsen ist, mitreissen.


Titel: Re: Emotionales Schreiben
Beitrag von: Meriamon am 16. März 2006, 16:17:40
Interessante Frage. Ich habe für "emotional" gestimmt, da ich im Sinne dieser Frage wahrscheinlich eher emotional als distanziert bin. Andererseits liegt mir die Antwort "beides" auch nicht fern - eigentlich ist es so, daß ich emotional schreibe, aber distanziert überarbeite.

Beim Schreiben schalte ich meinen "inneren Zensor" aus und bin wirklich völlig in der Geschichte drin (wenn es gut läuft). Daß ich mich da manchmal in den Gefühlsbeschreibungen verliere und viel Zeug schreibe, was hinterher gestrichen oder verbessert werden muß, ist klar.

Das emotionale Schreiben ist aber gerade das, was mir am Schreiben Spaß macht. Ich will die Freude/Trauer/etc. mitfühlen, genau, wie ich das auch beim Lesen eines guten Buchs will. Und ich liebe doch die Charaktere, also ist es klar, daß ich mitfühle.

Seltsamerweise war das nicht immer so. Früher habe ich Geschichten um ihrer selbst willen geschrieben, und die Charaktere gingen mir nicht besonders nahe (was dann in diversen Kurzgeschichten resultierte, deren Hauptcharaktere das Ende nicht überlebten *g*).
Titel: Re: Emotionales Schreiben
Beitrag von: Shaevairc am 16. März 2006, 21:38:20
Ich schreibe ganz eindeutig emotional. Wenn mein Charakter Freundensprünge macht, mach ich auch Freundensprünge, wenn mein Charakter wütend ist, bin ich auch wütend. Ich kann anders nicht schreiben.
Ich finde aber auch, dass es der Leser merkt, wenn der Autor nicht hinter seinen Figuren steht. Das ist genauso wie mit der Musik.
Titel: Re: Emotionales Schreiben
Beitrag von: Arielen am 17. März 2006, 16:17:42
Beides. Ich schreibe emotional, um eine Figur zum Leben zu erwecken, werde aber auch sehr distanziert, wenn es sein muss.
Titel: Re: Emotionales Schreiben
Beitrag von: Steffi am 18. März 2006, 10:27:47
Puh, schwere Frage - kann man das überhaupt so eindeutig sagen? Ich weiß es nicht, ich schreibe einfach :)
Titel: Re: Emotionales Schreiben
Beitrag von: Moni am 18. März 2006, 12:08:43
Ich habe, wie die meisten hier, für beides gestimmt.
Bei mir kommt es ganz darauf an, was für eine Szene ich schreibe. Je emotionaler die Szene selbst ist, desto distanzierter versuche ich selbst zu bleiben. Klingt komisch, aber ist so. Ich habe festgestellt, daß ich mich zu sehr mitreißen lasse und daß dann meistens Schrott bei so was herauskommt. (Besonders bei romantischen oder Liebesszenen muß man da aufpassen, sonst hat man gleich Rosa Seiten produziert...  ;D )
Also schadet ein wenig Distanz wohl nicht.  ;) Das heißt nicht, daß die Texte selbst emotionslos sind, wäre ja nicht Sinn der Sache.
Manchmal lasse ich meinen Emotionen aber auch freien Lauf, besonders gerne, wenn ich in selbst eine "Krise" (klingt schlimmer, als es ist) durchmache. Dann übertrage ich meine Emotionen auf die Charaktere und fühle mich dann gleich wieder besser.
Zum Beispiel: wenn ich mich über eine Person extrem ärgere, verarbeite ich meinen Ärger schon mal in Szenen, in denen jemand dann ziemlich leiden darf... physisch oder psychisch.  Das hilft mir, über meinen Ärger hinwegzukommen, besonders, wenn ich der Person aus irgendeinem Grund nicht sagen kann, was mich aufgeregt hat.
Titel: Re: Emotionales Schreiben
Beitrag von: Möchtegernautorin am 18. März 2006, 23:58:47
Wenn ich es mir recht überlege treten bei mir ebenfalls beide Varianten auf.
Einerseits lasse ich mich schon gerne  von dem, was sich schreibe mitreißen und bin dann euphorisch, traurig, empört oder welche EMotion auch immer gerade eine Rolle spielt. Es kommt auch vor, dass ich mir etwas von der Seele schreiben muss, dann ist es ohnehin mitreißend.
Für bestimmte Sachen muss ich sogar in der richtigen Stimmung sein, das betrifft vor allem einen vornehmlich unfreundlichen und höhnischen Charakter.
Andererseits gehe ich vor allem Dinge, die ich gefühlsmäßig nachvollziehen kann, erlebt habe - oder wie auch immer - sclich an. Das Ganze betrachte ich dann aus einem Blickwinkel, der zwar beschreibt, was in dem Charakter vorgeht, der für mich allerdings vornehmlich beschreibender Natur ist.

Bei mir geht das eine letztlich allerdings nicht ohne das andere. Manche Szenen funktionieren nicht ohne dass ich sehr emotional schreibe, andere wiederum funktionieren lediglich dann, wenn ich es nicht tue.
Titel: Re: Emotionales Schreiben
Beitrag von: Manja_Bindig am 19. März 2006, 15:34:27
ICh schreibe emotional.
Aber nicht, wie ICH die Szene emfinde, sondern die Akteure. Wenn mein ösewicht leidet, leide ich mit ihm. wenn er sadistische freude empfindet, sein Opfer zu quälen, tu ich das auhc. leichzeitig leide ihc mit dem opfer. Schizo, ich weiß.
Aber mir hat es nie geschadet,
Titel: Re: Emotionales Schreiben
Beitrag von: Feuertraum am 19. März 2006, 21:59:07
Zitat von: Manja_Bindig am 19. März 2006, 15:34:27
Aber mir hat es nie geschadet,
Nicht??? :-D :-D :-D
Aber Scherz beiseite. Ich selber habe distanziertes Schreiben angegeben. Warum? Nun, weil ich finde, das man sich am besten in die Seele eines Menschen einfühlen kann, wenn man seine eigenen Gefühle ausschaltet und mit dem Kopf denkt. Dort entstehen schließlich die Gefühle.
Nun ist es halt so, das wir eigentlich viele sind; von jedem Menschen, mit dem wir länger etwas zu tun haben, haben wir (unbewußt) etwas von seiner Denkweise übernommen (je mehr, desto größer ist unsere Suggestibilität). Und das auch - tada - mit dem Kopf. Das einzige, wo ich nicht ganz so distanziert schreibe, ist, wenn eine Szene plötzlich an Dynamik gewinnt: aus irgendeinem Grund WILL ich da schneller schreiben...

LG

Feuertraum
Titel: Re: Emotionales Schreiben
Beitrag von: Laus am 20. März 2006, 09:01:18
Der rote Faden entsteht bei meinen Geschichten völlig emontionslos.
Wenn ich dann schreibe, muss ich jede Charaktere, jede Begebenheit selbst spüren und nachempfinden, sonst lebt meine Geschichte nicht.

Tschaui

Laus
Titel: Re: Emotionales Schreiben
Beitrag von: Manja_Bindig am 20. März 2006, 14:15:33
Der Rote Faden wird bei mir auch ohne große emotion; das ist eine Geschichte, die ich erzähle.
Anfangs.
Aber dann werden mir die Figuren lieb. Oder lästig(Vyren, AUS! Argh, nimm den mir mal einer ab!)
Ich beginne, mich in sie hineinzufühlen.
SPrich: wenn jemand von einem andren aus perverser Freude getötet wird, empfinde ich sowohl Todesqualen als auch die perverse Freude... ach du je, ich sollte langsam wieder die weiße Jacke anziehen.
Titel: Re: Emotionales Schreiben
Beitrag von: Rei am 20. März 2006, 15:11:28
Ich helf Dir beim Anziehen...  ;)

Aber bei mir ist das ähnlich: Plotten geht ohne Emotionen, auch wenn mir bei bestimmten Abschnitten schon entsprechende Szenen vorschweben. Und dann gehts ins Eingemachte...
Titel: Re: Emotionales Schreiben
Beitrag von: Escandril am 21. März 2006, 08:35:43
Ich versuche beides in der Balance zu halten, die Distanz und die Emotionen.
In manche Charaktere kann ich mich besser hineinversetzen als in andere.
Aber es ist wirklich so, dass man manche Emotionen nur erahnen kann, so wie Schelmin sagt,
z.B. wie jemand einen Krieg innerlich erlebt. Ich neige zu Perfektionismus, also müsste
ich haufenweise Biografien und anderes Material lesen zum Recherchieren.
Manchmal stelle ich Emotionen nur von außen dar. Das heißt ich beschreibe den Gesichtsausdruck
oder die Haltung, und daraus kann der Leser schließen, was der Charakter gerade empfindet. Das ist zwar
distanzierter, aber man kann damit auch einiges an Atmosphäre erzeugen. In dieser Hinsicht hat
es mir geholfen, gute Schauspieler zu beobachten, wie sie bestimmte Gefühle sichtbar machen.

Ganz schwierig wird es bei den abgrundtief bösen Charakteren. Die interessieren mich vor allem in dem Sinne: Warum sind die überhaupt so böse
geworden?
Ich finde das immer arg langweilig wenn man nur schwarz-weiss hat: Guter Charakter - böser Charakter,
ohne irgendwelchen Beweggründe anzudeuten.
Titel: Re: Emotionales Schreiben
Beitrag von: Feuertraum am 21. März 2006, 18:30:00
Zitat von: Escandril am 21. März 2006, 08:35:43

Ich finde das immer arg langweilig wenn man nur schwarz-weiss hat: Guter Charakter - böser Charakter,
ohne irgendwelchen Beweggründe anzudeuten.

Mich ekelt momentan die andere Seite an;" Eine Geschichte darf nicht aus S/W-Charakteren bestehen!"
"Warum nicht?"
Na weil...na weil...na weil...das wäre unrealistisch. Es gibt kein abgrundtief Böse und kein absolut Gutes.
Stimmt schon, aber vieles von dem, was ich beschreibe, existiert nicht. Es ist eine Geschichte. Meine Geschichte. Warum darf also in meiner Geschichte kein abslut Böser und absolut Guter vorkommen?"
"Also, mit Dir kann man absolut nicht diskutieren, du bist sowas von uneinsichtig"

Ende der wunderbaren und fruchtbaren Diskussion.

Aber davon mal abgesehen: Böse zu sein ist meines Erachtens eine Art Emotion, die gar nicht mal mit vielen Schwächen auskommen muß. Ganz im Gegenteil. In manchen Schreibratgebern (sorry, das ich dieses Thema wieder anschneide) steht zum Beispiel geschrieben, das man das Böse konsequent durchziehen muß.
Das bringt mich auf ein wirklich faszinierendes Buch: "Botin des Schreckens" von Robert RMcCammon, ein Psychothriller, der sogar mir Angst gemacht hat (und hei, ich kann schon so einiges ab) Dort beschreibt McCammon, wie eine Frau das Gesicht ihres Babys auf die heiße Herdplatte drückt, sich die Haut abschält, sich Brandblasen bilden etc. Auch wenn sich das ganze ein paar Zeilen später nur als eine Barbiepuppe entpuppt, so ist das vorher Geschriebene doch nichts anderes als die Kunst, das Böse konsequent zu beschreiben (etwas später beschreibt der Autor übrigens, wie die "Heldin" ein Kind erschießt, und das war keine Puppe)
Klar, alles, was der Autor erzählt, begründet er tatsächlich auch, und psychologisch zudem sehr ausgefeilt.
Bei der Durchführung seines Plans hält die Heldin eben an diesem fest, koste es, was es wolle.
Ob man das emotional schreiben kann?
Ich glaube es nicht.
Ich jedenfalls könnte es nicht, und wenn das Böse eben zu den brutalsten, rabiatesten Mitteln greift, dann bleibt mir nichts anderes übrig, als ohne Gefühl zu schreiben.

Böse Grüße

Feuertraum

Titel: Re: Emotionales Schreiben
Beitrag von: Laus am 22. März 2006, 10:35:48
Zitat von: Feuertraum am 21. März 2006, 18:30:00
Zitat von: Escandril am 21. März 2006, 08:35:43



Ich jedenfalls könnte es nicht, und wenn das Böse eben zu den brutalsten, rabiatesten Mitteln greift, dann bleibt mir nichts anderes übrig, als ohne Gefühl zu schreiben.



Aber igendetwas spürst du doch beim Schreiben und wenn es Ekel, Abscheu oder Angst ist. Oder du wünscht dir, dass du es im wahren Leben nicht mitmachen möchtest und schon bist du mittendrin im emotionalem Schreiben, oder?

LG

Laus
Titel: Re: Emotionales Schreiben
Beitrag von: Manja_Bindig am 23. März 2006, 20:22:14
Naja... emotional heißt in unserem Zusammenhang, dass man fühlt, was die Figuren fühlen. Ich ekel mcih im Nachhinein auch vor meinen Folterszenen - aber im Moment des Schreibens nciht. Im Nachhinein kann es schon passieren, dass ich dann kotzen muss(war wirklich mal) und dass ist das Zeichen, dass ich entschärfen muss.
Titel: Re: Emotionales Schreiben
Beitrag von: Kalderon am 23. März 2006, 23:24:41
Meine emotional größten Erlebnisse sind bisher gewesen:
- Tränen aus Fassungslosigkeit, Schrecken, Angst, Schock, Mitgefühl
- Jubelschreie und Lachen aus Freude
- Naja... Wut, Hass etc. bleibt im Kopf, aber das reicht.
Titel: Re: Emotionales Schreiben
Beitrag von: Ary am 29. März 2006, 16:48:52
@Manja: Gib Vyren mal rüber, ich hüte ihn gerne ne Weile! :)

Ich stimme auch für beides. Wenn es um Charaktere und ihre Gefühle gibt, dann bin ich wie Shae, ich brauche es, mich in meine Charaktere reinzufühlen, sonst klingt alles,w as ich schreibe, nur kalt und platt. Ich weiß, daß ich dazu neige, oft zu schwülstig zu beschreiben, habe aber noch kein Heilmittel dagegegn gefunden. Aber wenn ich versuche, nur distanziert zu schreiben, werden die Charaktere für mich nicht lebendig und die geschichte wirkt dementsprechend tot.
Titel: Re: Emotionales Schreiben
Beitrag von: thewingedshadow am 30. März 2006, 15:30:42
Ich habe gestern eine ziemlich heikle Szene mit Nish(meinem Prot.) und seinem ehemaligen Lehrer Virren beschrieben, in der Virren ihm sehr aufgelöst, stotternd und halb wahnsinnig seine Liebe gesteht (Ist eben schwul, der Gute...). Mein Freund sagte dann, als ich ihm es vorgelesen habe, dass es sehr wirr ist und dass man das Ganze auch um die Hälfte kürzen kann. Und er hatte leider oder zum Glück, wie mans nimmt, Recht.

Aber ich fühle eben mit meinen Charakteren, ich vesuche mich in sie reinzuversetzen so gut es geht (dazu kommt auch noch dass ich diese Geschichte in der Ich-Form schreibe, sprich als Nish). Und dann entsteht etwas furchtbar emotionsgeladenes und unverständliches... Aber zum Glück habe ich ja meinen Freund. :D
Titel: Re: Emotionales Schreiben
Beitrag von: Manja_Bindig am 31. März 2006, 18:33:06
*Vyren mit rosa schleifchen verpack und Ary rüberreich* So, da will ich aber auch was für lesen. :)

Hm... wenn es wirr ist, passt der Name "Virren" doch. (mir fällt grad auf, dass gewisse Klangschemen bei Namen immer wieder kehren).

Ich glaub, die Ich-Form ist perfekt, wenn man nur einen Chara hat, in den man sich komplett einfühlen will - wenn man alels aus seiner eigenen sicht schreibt, sehr gut.(ich bin nur der Meinung, dass man da gefahr läuft, eindimensional zu werden)
Titel: Re: Emotionales Schreiben
Beitrag von: Ary am 31. März 2006, 19:44:14
@Manja:*Vyren schnapp und knuddel* Danke! :) Sobald ich die ersten Entwürfe zu meinem neuen Projekt fertig habe, kannst du betalesen, wenn du magst! Kann aber dauern, ich hab gerade mal den Hauptcharafertig!

Emotionsgeladene Sequenzen in Ich-Form zu schreiben, ist sehr heikel, gerade in der Ich-From würde ich noch viel mehr zum emotionalen Übertreiben neigen (ich schaffe das ja auch als allwissender Erzähler).
Da braucht man schon einen guten, distanzierten Beta, ich glaubem, das ist das einzige, was da hilft!
Titel: Re: Emotionales Schreiben
Beitrag von: Yangilain am 03. Mai 2006, 08:10:36
Habe auch mal für beides gestimmt. Es gab eine Zeit, da ich hauptsächlich in der Ich-Form geschrieben habe und dabei wurde es sehr emotional. Streckenweise mochte das gut sein, oft genug bestimmt ZU emotional und damit viel zu übertrieben. Jetzt bin ich das ganze nochmal als allwissender Erzähler angegangen und versuche es auf diese Weise. Manchmal fehlt mir dabei nun das direkte Einfühlen, dann warte ich eben auf die richtige Stimmung. Diverse Szenen verlangen bei mir nach der entsprechenden Stimmung, sonst kann ich es nicht schreiben. Schlecht ist das nur, wenn eine Passage beinahe fertig ist und ich dann heraus gerissen werde. Passt meine Stimmung am nächsten Tag nicht, bleibt das Teil womöglich wochenlang liegen, obwohl nur noch zwei oder drei Sätze fehlen. Es zwangsweise zu beenden bringt mir dann aber auch nichts. Lese ich es nochmal, höre ich den "Bruch" förmlich und ärgere mich.
Titel: Re: Emotionales Schreiben
Beitrag von: Isabel am 03. Mai 2006, 23:00:11
Auch beides :)

Mich in die Figuren einzufühlen ist eine Sache, aber das in eine lesbare Form zu bringen eine andere. Ich male mir oft Dialoge und Szenen aus und fühle dann sehr deutlich, was die Figuren empfinden. Beim Schreiben selbst behalte ich jedoch ein gewisses Maß an Objektivität - es sei denn, ich bekomme einen Schreibflash und schreibe etwas in kurzer Zeit runter, was bei mir aber nur alle Schaltjahr mal vorkommt.
Titel: Re: Gefühle schreiben-Gefühle beschreiben
Beitrag von: Franziska am 29. Juli 2008, 23:30:11
ich krame mal diesen alten Fred wieder aus, weil ich gerade genau das Problem habe und ich aus den Beiträgen hier auch nicht schlauer werde.

Es ist schlecht Gefühle zu beschreiben, weil show dont't tell.

Geht es wirklich überhaupt nicht, zu schreiben: Sie war wütend, er hatte schreckliche Angst...?

Wie macht ihr das, ohne in Klischees zu verfallen?
Schreibe ich: Er ballte die Fäuste, zog die Augenbrauen zusammen, sein Herz krampfte sich zusammen..., dann klingt das immer total abgegriffen. Wie findet ihr da die passenden Worte?

Oder versucht ihr Gefühle durch Landschaftsbeschreibungen zu vermitteln oder Metaphern? Wenn ich das versuche, wird mir vorgehalten, es gäbe keine Gefühle im Text.

Wie macht ihr das?
Könnt ihr vielleicht Texte empfehlen, in denen das gut umgesetzt ist?



Titel: Re: Gefühle schreiben-Gefühle beschreiben
Beitrag von: Beate am 30. Juli 2008, 07:51:47
Hallo!

Bei mir kommt es stark auf die Perspektive an. Wenn ich aus ich-Perspektive einen Charakter habe, der gerade wütend ist, dann wird der niemals schreiben/sagen "ich ballte die Fäuste, meine Augenbrauen trafen sich über der Nasenwurzel beinahe, so legte sich meine Stirn in falten *palaberpalaber*", er wird einfach schreiben/sagen "ich war so wütend, dass ich ihn am liebsten auf der Stelle ermordet hätte" (o.ä.). Das wirkt einfach glaubwürdiger.

Wenn ein Charakter von außen auf einen anderen schaut, dann sieht der, dass die Fäuste geballt sind, die Stirn in Falten gezogen, die aufeinander gepressten Lippen nur ein Strich - dann beschreib ich das auch so und es kommt ein "es schien, als sei er sehr wütend" o.ä. dazu.

Ist es ein auktorieller Erzähler, ist es bei mir meistens so, dass ich in den Kopf der Person reinschaue. Von sich aus würde sie ihre Gedanken niemals preisgeben sondern nur sagen, dass sie wütend ist, aber wenn ein anderer in sie reinschaut, der kann das alles sehn. Da würde es dann etwa so aussehen:
"Wie hatte sie das nur machen können? Sie war sang und klanglos einfach verschwunden! Ohne ein Wort! Hatte ihn hier sitzen gelassen mit nichts in der Hand und nichts im Besitz außer dem, was er am Leibe trug. Oh, er wollte sie umbringen! In diesem Moment wollte er sie einfach nur umbringen dafür, dass sie ihn betrogen und belogen hatte, dafür, dass sie ihn sitzen gelassen hatte und erst recht dafür, dass er diese Gedanken jetzt hatte."


Ich finde, es muss eben zur Perspektive und zum erzählenden Charakter passen. Wenn der Charakter halb blind ist, wird seine Beschreibung nicht sonderlich detailliert ausfallen und er wird sich mehr auf Geräusche o.ä. beschränken. "Es schien fast, als würde er verkrampft atmen, als müsse er sich dazu zwingen, die Luft in seine Lungen einzusaugen und wieder auszustoßen. Waren seine Hände da nicht auch zu Fäusten geballt? War er etwa wütend?"


So gibt es für mich kein "richtig" oder "falsch", es muss in den Lesefluss und zum entsprechenden Erzähler passen.
Titel: Re: Gefühle schreiben-Gefühle beschreiben
Beitrag von: Coppelia am 30. Juli 2008, 07:56:51
Das Problem hatte ich im letzten Roman auch. Ob ich es klug gelöst habe, weiß ich nicht, weil ich es auch nicht richtig beurteilen kann. Ich hatte noch keine Erlebnisse wie mein Prota. Er verlier nämlich seine ganze Familie überraschend (nicht bei einem Orkangriff ;)). Ich wollte seine Gefühle überzeugend darstellen, aber da ich mich glücklicherweise noch nicht in der Situation befand, glaube ich, hat es zu Anfang nicht gut geklappt. Aber einige Menschen, die Verwandte verloren haben, haben mir freundlicherweise geholfen und mir ihre Gefühle geschildert. Das war sehr, sehr freundlich.

Bei solchen Problemen kann es wirklich sehr nützlich sein, andere Menschen zu fragen. Gefühle wie Angst und Wut hatte bestimmt jeder selbst schon einmal. Ich erinnere mich dann gern an Situationen, wo diese Gefühle besonders stark waren und versuche mir zu vergegenwärtigen, wie es dabei ging. Dann suche ich die passenden Worte. Bei normalen Schilderungen klappt das ganz gut. Es ist ja nun einmal so, dass einem bei Angst das Herz klopft, die Knie zittern usw. Aber sind das auch die passenden Ausdrücke? Ich pokle ja häufig ziemlich lange an meinen Formulierungen (ist schon besser geworden ;)).
Zitat
Oder versucht ihr Gefühle durch Landschaftsbeschreibungen zu vermitteln oder Metaphern?
Ja, beides. Vor allem mit dem Wetter hab ich es in der Hinsicht. Aber wer hätte auch schon erlebt, dass in der Hauptstadt des bösen Alleinherrsches (TM) die Sonne strahlt? ;D
Wobei ich mit Metaphern immer vorsichtig bin, da sie schnell mal unfreiwillig komisch werden. Natürlich ist das kein Ersatz für andere Gefühle im Text.
Ich empfehle immer Dialoge, wenn es möglich ist. Es gibt irgendwie nichts, was man in Dialogen nicht rüberbringen könnte. Meistens wirkt es dann auch noch besonders interessant. Und häufig retten sie einen vor der Verwendung von klischeehaften Phrasen.

Aber ich glaube, insgesamt könnte ich mit Gefühlen im Text noch besser werden. Manchmal bin ich mit mir zufrieden, manchmal nicht. Ich glaube, es ist auch wichtig, dass Gefühle wie Selbstmitleid nicht zu viel geschildert werden, weil das die Leser eher nervt. *Lotti hau*

Zur Schilderung von Gefühlen finde ich die Bücher von Arnulf Zitelmann ganz großartig. Der Mann hat es einfach drauf, einfühlsam und mit schlichten, aber sehr gut sitzenden Worten Gefühle und alles andere zu beschreiben. Was habe ich bei seinen Geschichten mitgefiebert und geheult! Schade, dass er nicht mehr arbeitet.
Titel: Re: Gefühle schreiben-Gefühle beschreiben
Beitrag von: Grey am 30. Juli 2008, 09:58:08
Oder Jeffrey Eugenides. Ich habe gerade erst 'Middlesex' ausgelesen, und ich war wirklich platt mit wie wenigen Worten dieser Mann die ganze komplizierte Gefühlswelt eines pubertierenden Menschen darlegt. Ich bin jetzt schon ganz kribbelig, die 'Virgin Suicides' zu lesen, der Mann hat's einfach drauf.

Ich für meinen Teil versuche ja immer, möglichst viele verschiedene Erzählweisen auszuprobieren, daher gibt es nur sehr wenige 'geht gar nicht's für mich. Es kommt ja auch immer auf den Kontext an, in dem so eine Beschreibung steht. Ein "Das machte ihn wütend" für sich genommen ist zugegebenermaßen schon ziemlich langweilig und ausdruckslos. Hast du aber einen Erzähler, der ein bisschen flapsig ist, kann es schon wieder ganz anders wirken: "Grogar der Barbar war ein friedlicher Geselle, der sich nicht leicht aus der Ruhe bringen ließ. Doch wehe, wenn es sich eine Fliege einfallen lassen sollte, sich auf seine empfindsame Nase zu setzen. Das machte ihn dann schon einigermaßen wütend."
Titel: Re: Gefühle schreiben-Gefühle beschreiben
Beitrag von: Franziska am 30. Juli 2008, 12:40:42
eine Frage: wieso taucht dieser Thread nur in der Übersicht auf und nicht, wenn ich ich den Workshopordner öffne?  ???
Titel: Re: Gefühle schreiben-Gefühle beschreiben
Beitrag von: Moni am 30. Juli 2008, 12:55:18
Zitat von: Franziska am 30. Juli 2008, 12:40:42
eine Frage: wieso taucht dieser Thread nur in der Übersicht auf und nicht, wenn ich ich den Workshopordner öffne?  ???

Verstehe ich auch nicht, eben wurde er mir noch ganz normal im Workshop angezeigt und jetzt auch nur noch in der Übersicht. Kaputter Thread vielleicht.
Ich versuche nachher mal, das rauszufinden.
Titel: Re: Gefühle schreiben-Gefühle beschreiben
Beitrag von: Franziska am 30. Juli 2008, 18:40:43
ja, das wäre schön, weil ich den Thread jetzt nur noch über die Suchfunktion finde. Sonst mache ich einen neuen Thread auf.