Hallo Leute,
ich hab da mal eine Frage. Haltet mich aber bitte nicht für ganz blöde. :-/
Wieso ist es so verpönt, in seinen Texten hier und da die Umgangssprache zu verwenden?
Ich finde, dass dies den Text etwas belebt.
LG
Renate
Hallo Renate,
eine einfache Frage, aber eine schwierige Antwort. - Ich kürze das mal ab.
In der Gegenwartsliteratur unterliegt der Gebrauch von Szene - oder Umgangssprache gewissen Moden und ist in Maßen akzeptiert. Manche Literaten könnten einpacken, wenn sie nur Schriftdeutsch verwenden dürften. Soweit, so gut.
Der Gebrauch von Umgangssprache oder flappsigen Ausdrücken ist auch in Schriftwerken möglich, da aber zumeist auf Dialog beschränkt. Da macht es den meisten Sinn zur Charakterisierung, für das Zeitkolorit etc. Es sei denn, der Erzähler ist selbst... siehe "Der Fänger im Roggen"
In der Fantasy würde ich davon eher abraten. Umgangssprache ist oft sehr stark zeitbedingt und regional unterschiedlich, Dialekte lassen sich auch schlecht einbinden.
Wenn du eine eigenständige und künstliche Realität schaffen willst, so ist es besser, auf allzu deutliche sprachliche Bezüge zur Gegenwart zu verzichten (und wird auch von den Lesern, soweit ich das sagen kann, erwartet). Modernismen sind in der Fantasy verpönt, wir hatten dieses Thema bereits bei Sie/Ihr.
Natürlich kannst du dir eine eigene Umgangssprache für deine Welt schaffen Nur die Geduld des Lesers sollte man nicht zu stark strapazieren...
Experimente sollte sich ein Neuling (leider Gottes) verkneifen. Im ärgsten Fall denkt man dann nämlich: der, die kann ja gar kein Hochdeutsch.
Linda
Hm... ich lese gerade "Die Verschwörung" von David Baldacci. Keine Ahnung, ob es an der Übersetzung liegt (irgendwie konnte ich mir bei manchen Dingen nicht vorstellen, wie das jetzt auf Englisch heißen sollte), aber dort wird sehr viel Umgangssprache im Text verwendet, obwohl es auktoriale Perspektive ist.
Ich würde mal sagen, "es geht", solange man es ganz durchzieht und der gesamte Text in einem ähnlichen Stil geschrieben ist (wobei das auch auf die Nerven gehen kann, wenn jemand da einen zuflapst).
Ansonsten reißt es natürlich raus, wenn der Text in normalem Hochdeutsch geschrieben ist und dann ab und zu mal wieder Umgangssprache auftaucht (abgesehen von Dialogen natürlich).
Liebe Grüße,
Elena
Der Gebrauch von Umgangssprache oder flappsigen Ausdrücken ist auch in Schriftwerken möglich, da aber zumeist auf Dialog beschränkt. Da macht es den meisten Sinn zur Charakterisierung, für das Zeitkolorit etc. Es sei denn, der Erzähler ist selbst... siehe "Der Fänger im Roggen"
Hallo Linda,
Danke für deine Ausführung. So weiß ich, dass ich doch Recht hatte. Ich hatte nämlich einen Streit mit meiner Freundin, die steif und fest behauptet, dass man sich als Autor jegliche Umgangssprache sparen sollte. Da meine Kathy aber aus der heutigen Menschenwelt stammt und nun einmal von ihrem Charakter her so spricht, (so etwas wie, cool, oder klar doch o. so) war ich der Meinung, wenn sie sich in einem direkten Dialog befindet, geht Umgangssprache in Ordnung.
Ich danke dir recht herzlich.
LG
Renate
Ich finde, es kommt darauf an, wann, wie und in welchen Zusammenhang. Im Text ist es kritisch, in der wörtlichen Rede ist es in Ordnung. Schließlich sprechen wir nicht alle total geschwollen miteinander. Außerdem kann man damit auch einer Figur Farbe geben, oder einen Hinweis auf den Bildungsstand oder Charakter geben (z.B. ein zerstreuter Gelehrter, der nie einen Satz fertig spricht, oder ein Bauer, der versucht hochgestochen zu sprechen und dabei gänzlich versagt).
Gerade lese ich "Milch, Speed und Alby Starvation" von Martin Millar, und er schreibt darin teilweise in Umgangssprache, bzw. wirft mit Kraftausdrücken um sich. Das ist schon gut so, denn das ganze Buch ist ziemlich abgedreht. Es ist allerdings kein Fantasybuch.
Schelmin
Ich denke, Umgangssprache passt gut zu Dialogen und Schilderungen aus der Ich-Perspektive, um einer Figur einen bestimmten Charakter zu geben, aber man sollte auch aufpassen, daß man nicht in Modeworte verfällt, die zu modern sind.
In Beschreibungen, Handlungsschilderungen halte ich Umgangssprache nicht für angebracht. Wozu das führen kann habe ich schon in Romanen erlebt ("Sie schmiß ihren Kopf hin und her" stand in einem Buch, übrigens während eines Liebesaktes...). Fantasy ist für mich eher etwas altertümelnd, daher verwende ich sehr selten Umgangssprache, vor allem wähle ich genau aus, was ich will.
ZitatFantasy ist für mich eher etwas altertümelnd, daher verwende ich sehr selten Umgangssprache, vor allem wähle ich genau aus, was ich will.
Ha! Ich versuche immer, die Fantasy in unsere Realzeit reinzubringen - von wegen altertümelnd!
Begeistert hat mich übrigens das Buch 'Bartimäus', das teilweise in Ich-Form geschrieben ist, aber sehr witzige Inhalte vorweist. Selbst die Registernummern waren erfrischend lustig, das muss man sich mal vorstellen! Eigentlich lebt es nur durch die Umgangssprache - selbst meine Kinder waren begeistert.
Aber wie immer: Ein Zuviel ist immer zu viel!
Gruß
Veronika
Hi!
Ich glaube, ich gehöre auch eher zur "Fantasy ist altertümelnd"- Fraktion. Ich bekomme ja schon die Krise, wenn in einem Fantasyroman die Protagonisten einander "siezen" statt "Ihr" und "Euch" zu verwenden. Liegt vielleicht daran, daß ich mir eine Fantasywelt immer leicht mittelalterlich angehaucht vorstelle, da passen dann moderne Begriffe und/oder Anglizismen nicht. "Okay" ist da einfach tabu.
Unfreiwillig komisch wirkt es auch für mich immer, wenn die Charaktere plötzlich irgendwelche Dialekte der heutigen zeit sprechen - berlinernde Barden, plattdeutsche Priester oder schwäbelnde Schwertkämpfer fände ich dann doch etwas arg seltsam.
Liebe Grüße,
Aryana
Hallo Renate,
Umgangssprache ungleich Dialekt, ganz wichtig.... aber Aryana hat recht, Dialekte der deutschen Sprache wirken in einem Fantasyroman deplaziert und unfreiwillig komisch.
Was die Umgangssprache angeht: wenn Personen sprechen, die einer niedrigen sozialen Schicht entstammen, ist es durchaus passen, daß sie ein weniger feines Vokabular benutzen. Aber Umgangssprache ist ebenfalls ungleich "Jugendsprache", also Begriffe wie "geil" , "cool", "krass" etc. verbieten sich von selbst, zumindest für Charaktere aus einer Fantasywelt.
Da deine Heldin aus unserer Welt stammt und vermutlich auch aus unserem Jahrhundert (?), passt es natürlich, wenn sie sich der jetzigen Jugendsprache bedient. Aber auch nur in Maßen, sonst wird es für den Leser irgendwann nervig.
ZitatDa deine Heldin aus unserer Welt stammt und vermutlich auch aus unserem Jahrhundert (?), passt es natürlich, wenn sie sich der jetzigen Jugendsprache bedient. Aber auch nur in Maßen, sonst wird es für den Leser irgendwann nervig.
Hallo Shadowdaughter,
Meine Heldin ist ein ganz liebes Mädchen. Nur ein oder zwei Mal rutscht ihr ein "cool" raus. Aber ich musste mir von einer Bekannten schon anhören, dass meine Kathy, für ihre Begriffe zu geschwollen reden würde. Aber das finde ich ganz und gar nicht. Sie weiß sich eben zu benehmen.
Ich habe Euren Rat beherzigt und alles andere an Umgangssprache entfernt.
Vielen Dank nochmal.
LG
Renate
Hi!
Ich habe gerade "Handbuch für Helden" von John Moore gelesen (d.h. das Ende fehlt noch, Lesen im Flugzeug ist doch nicht so toll ;) ). Das ist ein passendes Buch zum Thema Umgangssprache in der Fantasy. Es zeigt, daß alles möglich ist. Allerdings muß man sagen, daß es eine Hardcore-Parodie ist, hart an der Grenze zur Blödelei, da bringt diese Art der Spache auch gleich andere Möglichkeiten der Weltanschauung und Charakterisierung mit sich. Ernste Bücher kann man so eher nicht gestalten, denke ich, es sei denn man bescheibt einen Charakter, der genau dazu paßt. Trotz allem finde ich, daß John Moore sich an dieser Grenze gut bewegen kann, irgendwie überschreitet er meiner Meinung nach die Grenze zu Geschmacklosigkeit nicht wirklich (wie zum Beispiel beim "Herr der Augenringe", das ist wirklich doof). Ich fand auch "Hauen und Stechen" sehr originell.
Schelmin
UNd was ist mit extra erfundener Jugendsprache in einem Fantasy-Kontext?
Da kann ich mir nicht so viel darunter vorstellen ohne Beispiel, aber ich denke, grundsätzlich muß es zum Text passen und für den Leser verständlich und nachvollziehbar sein. Vorsicht also, wenn du eine ganz neue Form der Umgangssprache erfinden möchtest.
Vermutlich kann ein Jugendlicher heute sich nichts unter einer "Wuchtbrumme" vorstellen, oder wie es ist, wenn jemand knorke ist. Ein Mensch in den 50ern hätte sicher nicht gewußt, was endkrass ist.
In einer Parodie könnte ich mir aber zum Beispiel genau diese Unverständlichkeit gut vorstellen.
Zum Beispiel:
"Hey Alterchen, laß mal ein paar Silberlinge in meinen Leibgürtel fliegen, sonst schnappt mir die prinzenstarke Konkurrenz in der Taverne die besten Täubchen weg!"
"???"
"Ihr Sohn möchte ein wenig Geld um sich mit mit den jungen Damen zu amüsieren, Sire!"
Genau, so dachte ich mir das! Man muß als zeitgemäß pöbeln!
Anlässlich einer konkreten Beobachtung (Problem will ich es nicht nennen) meines Textes eine Frage:
Wie wichtig empfindet ihr eine passende Ausdrucksweise bei Charakteren?
Was ich meine, ist, wenn ein Charakter aus einer schlechten Gegend kommt, erwartet ihr dann, dass er im geschriebenen Text zumindest andeutungsweise Umgangssprache spricht (also vielleicht nicht so hochsprachliche Wörter verwendet, oder viele Wörter einfach verkürzt oder so was.) Oder stört euch das eher, so etwas zu lesen?
Ich finde solche Konstrukte wie "halt's" oder "tu's" immer etwas schwierig, sie bremsen meiner Meinung nach den Lesefluss, aber andererseits dient so etwas wie die Sprache ja auch als Charakterisierungsmerkmal.
Was also machen? Sparsam und gezielt einsetzen? Einfach weglassen? Nur die verständlichen Ausdrücke übernehmen (ein Beispiel wäre da Jugendsprache, viele der Ausdrücke würde ich als Leser gar nicht verstehen)?
Passende Ausdrucksweise bei den Charakteren halte ich für eine der wichtigsten Dinge beim Schreiben überhaupt.
Aber: Gesprochene Sprache im Buch ist NIE mit wirklicher gesprochener Sprache identisch. Dialoge aus dem wirklichen Leben sind meist belanglos, öde und witzlos. Wer mal drauf geachtet hat ...
Aber Umgangssprache im Dialog fand ich noch nie störend. Im Gegenteil. Es reden ja nun einmal nicht alle Figuren hochsprachlich, da gehörte es für mich immer zu den schönsten Dingen, wenn ich sie mit entsprechender "Sprachfarbe" ausrüsten konnte. Der Rhetoriker spricht auch mit effekthascherischen Worten in langen und gepflegten Sätzen, der Biologieprofessor spricht anders über seine Zimmerpflanzen als seine Haushaltshilfe, was ist da gegen ein "Schmeckt's dir?" von einem Mitglied der "Unterschicht" einzuwenden?
Aber weil normale Sprache häufig grammatische Brüche enthält und viel zu kurze Sätze und viele Sprechfehler, würde ich trotzdem nicht zu realistisch sein. Wenn die Umgangssprache aber einen Slang hat, unbedingt einbauen, solange er halbwegs verständlich ist. Das sorgt enorm für Flair. Wobei ich es wichtig finde, dass es sich dabei nicht um "aktuellen" Slang handelt, sodass das Buch 1 Jahr später schon zwangsläufig wieder unmodern ist.
Ich mag in meinem momentanen Buch meinen Dichter gern, der episches Vokabular mit "Gossensprache" mischt, wenn er sich mal in Rage redet. Ich erkenne meine Figuren daran, wie sie formulieren.
Aber es gibt natürlich auch die Fraktion der Leute, die denken, dass in Fantasy-Welten jeder sagt: "Edler Herr, bitte verjagt die Wolken von Eurem Antlitz. Wir werden nun im Palas lustwandeln." ;D Ich jedenfalls nicht. *kicher*
Richtige Umgangssprache oder sogar Jugendsprache finde ich ganz fürchterlich in Büchern :gähn: Das stört nicht nur den Lesefluss, dass kann mit viel Pech sogar zu unfreiwilliger Komik führen, und das ist in ernsten Szenen tödlich.
Andererseits ist es aber auch unglaubwürdig, wenn alle Menschen im Buch den selben Tonus und Sprachweise haben. Wichtig wäre vielleicht, wenn du die ungefähre Epoche und die verschiedenen Gesellschaften betrachtest, in denen du deine Geschichte ansiedelst. Die Leute im Mittelalter haben anders gesprochen als jene aus der Barockzeit, der Bauer spricht anders als der Fürst ect ...
Ich bediene mich da meist an Tricks, die Satzbau und Wortschatz betreffen. Ein gebildeter Adliger darf gern lange, verschachtelte Sätze mit Fremdwörtern und beinahe lyrischen Weisheiten näseln, während der Bauer frei Schnauze in kurzen, deftigen Sätzen mit rüden Ausdrücken um sich wirft. Wörter, die er nicht kennt, werden umschrieben oder einfach als "Dings" bezeichnet.
Junge Rotzlöffel dürfen gern mal flapsig sein und dumme Sprüche reißen, aber bloß keine "ey, Alter"-Sprache :-X
Manchmal nehm ich auch veraltete Begriffe, wie zum Beispiel "Fant" für einen jungen Burschen. Aber Umgangssprache an sich benutze ich nie - da ist die Gefahr zu groß, dass ich regionale Begriffe benutze und dann kein Nicht-Saarländer versteht, was ich da schreibe ::)
Hallo,
ich würde es sparsam und ganz gezielt einsetzen. Bestimmte Charaktere haben eine Vorliebe für ganz bestimmte Wörter, ein Adliger redet anders als ein einfacher Soldat, und auch unter den Soldaten gibt es je nach Herkunft solche, die eine etwas gepflegtere Ausdrucksweise haben und die, die immer gleich los poltern. Ich finde es schon wichtig, dass ein Charakter auch seiner Herkunft entsprechend spricht. Ein Charakter aus einer polytheistischen Gesellschaft sollte nicht "Oh mein Gott" sagen, sondern eher sowas wie "Oh ihr Götter".
Jugendsprache finde ich extrem schwierig - was ich noch als "Jugendsprache" kenne, ist für die Kids von heute doch schon wieder völlig antiquiert.
Umgangssprache in Dialogen - ja, sicher, warum nicht? Oder in geschriebenen Gedankengängen des Protagonisten.
Ein ganzes Buch durchweg in Umgangssprache zu lesen, ist denke ich nicht so einfach. Ein Beispiel, das mich da sehr abgeschreckt hat, ist "Die Farbe Lila" von Alice Walker. Falls Dir das nichts sagt, die Handlung wird in der Ich-Form von einer völlig ungebildeten Protagonistin erzählt - in einer Mischung aus Umgangssprache und übelstem Slang.
Was mich auch extrem stört - wenn in Übersetzungen aus dem Englischen für den dort verwendeten Slang einfach ein deutscher Dialekt benutzt wird und Protagonistenplötzlich sächseln oder berlienern. :nöö:
Und irgendwie habe ich gerade ein déja-vu. Hatten wir so ein Thema nicht schon mal irgendwo?
Aryana: ich habe nichts zu (genau) dem Thema gefunden, nur was zu Dialogen, ich war mir nicht sicher, ob ich da richtig war.
Das mit dem verringerten Wortschatz und dem verkürzten Satzbau finde ich eine gute Sache, da werde ich sicher mal meine Texte drauf überprüfen müssen.
Was ich schwierig finde, ist, so etwas durchzuhalten, besonders, wenn man gerade im Schreibfluss ist und nicht über jedes Wort nachdenkt, das man tippt.
Zitat von: Felsenkatze am 29. November 2007, 14:41:45
Was ich schwierig finde, ist, so etwas durchzuhalten, besonders, wenn man gerade im Schreibfluss ist und nicht über jedes Wort nachdenkt, das man tippt.
Das würde ich erst gar nicht versuchen - klar, wenn's dir grad passt und du es beim Schreiben merkst, kann man es direkt einbauen - ansonsten würde ich es erst dann bewusst machen, wenn der Text runtergeschrieben ist und du dich an's Überarbeiten machst.
@Felsenkatze: Stimmt, das war nur auf Dialoge bezogen. :)
Sorry!
Also ich finde es immer optimal, wenn man allein an einem Satz wörtlicher Rede, ohne dass irgendein Name dabei steht, trotzdem zuordnen kann, wer es gesagt hat.
Ich kann das nicht. Aber ich arbeite dran. Wenn aus den Worten der Charakter herauszuhören ist - dann hab ich mein Ziel erreicht.
Also, ich bin diesem Phänomen in deutschen Büchern eigentlich noch nicht begegnet. In englischsprachigen dafür umso mehr. Das mag daran liegen, dass man in GB immer schon ein ausgeprägtes Klassenbewusstsein gepflegt hat und dass Sprache ein Marker für die soziale Klasse ist und daran, dass die afroamerikanische Bevölkerung oft so ihren ganz eigenen Slang pflegt.
Nur mal so ein Beispiel (leider nur was für Leute mit gutem Englisch, aber wie gesagt, ein deutsches fällt mir leider nicht ein). Zur Erklärung: Joe (Ich-Erzähler) hatte einen wilden Traum über eine weiße Frau, und als er aufwacht liegt er auf seiner eigenen Tochter (Matty Lou) und macht an ihr rum. Da die Mutter (Kate) im gleichen Bett schläft, wird sie natürlich wach.
"I couldn't even let go when I heard Kate scream. It was a sceam to make your blood run cold. It sounds like a woman who was watchin' a team of wild horses run down her baby chile and she caint move. Kate's hair is standin' up like she done seen a ghost, her gown is hanging open an the veins in er neck is 'bout to bust. And her eyes! Lawd, them eyes. I'm lookin' up at her from where I'm layin' on the pallet with Matty Lou, and I'm too weak to move. She screams and starts to pickin' up the first thing that comes to her hand and throwin' it. Some of them misses me and some of them hits me. Little things and big things. Somethin' cold and strong-stinkin' hits the wall - boom-a-loom-a-loom! - like a canonball, and I tries to cover up my head. Kate's talkin' the unknown tounge like a wild woman.
'Wait a minute Kate', I says. 'Stop it!'"
Then I hears her stop a second and I hears her runnin' across the floor, and I twist and looks, and Lwad, she done got my double-barrel Shotgun!
While she is foamin' at the mouth and cockin' the gun, she gits her speech.
'Git up! Git up!' she says.
'HEY! NAW! KATE!' I says.
'Goddam yo' soul to hell! Git up offa my chile!'
'But woman, Kate, lissen ...'
'Don't talk, MOVE!'
'Down that thing, Kate!'
'No down, UP!'
'That there's buckshot, woman, BUCKshot!!'
[. . .]
'I' gon blast your soul to hell!"
'You gon hit Matty Lou!"
'Not Matty Lou - YOU!"
'It spreads, Kate. Matty Lou!'
'Done warn you, Jim!'
'Kate, it was a dream. Lissen to me ...'
'You the one who lissen - UP FROM THERE!'
She jerks the gun and I shuts my eyes. But insteada thunder and lightnin' bustin' me, I hears Matty Lou scream in my ear.
'Mamma! Oooooo, MAMA!'
I rolls almost over then and Kate hesitates. She looks at the gun, and she looks at us, and she shivers a minit like she got fever. Then all at once she drops the gun, and ZIP! quick as a cat, she turns and grabs somethin' off the stove. It catches me like somebody diggin' into my side with a sharp spade. I caint breathe. She's throwin' and talkin' all the same time.
And when I looks up, Maan, Maaan! she's got a iron in her hand!
I hollers, 'No blood, Kate. Don't spill no blood!'
'You low-down dog', she says, 'it's better to spill than to fowl!'
'Naw, Kate. Things ain't what they 'pear" Don't make no blood-sin on accounta dream-sin!"
'Shut up, nigguh. You done fouled!'
(aus Ralph Ellison. Invisible Man)
Ich lass jetzt mal offen, ob sie ihn erschlägt^^. Ich denk, der Punkt wird klar.
Der Slag erzeugt einen gewissen Effekt. Hier heißt der wohl Authenzität. Es wirkt einfach 'echter' als in gelecktem Englisch. Und ich finde keineswegs, dass diese Szene lächerlich wirkt, weil die beiden Slang sprechen.
Wenn man also 'authentische' (natürlich ist sie nicht wirklich authentisch, siehe Coppelias Post) Sprache benutzt, dann hat das durchaus was für sich. Aber nur ab und an mal ein 'Tu's doch' oder 'halt's Maul' machen noch keinen Dialekt. (Obwohl ich sagen muss, dass ich nicht finde, sowas stört den Lesefluss.
Eine gute Möglichkeit Umgangssprache auchb ohne die lästigen Apostrophe überzeugend darzustellen sind Ellipsen.
'Heute nachmittag hinter der Schule?'
'Klar, bin da - Daniel?'
'Weiß nicht. Kann sein.'
@Lavendel: bei englischen Texten stimme ich dir völlig zu, was Slang angeht. Ich glaube, mein Problem liegt unter anderem darin, dass ich keinen äquivalenten deutschen Slang kenne. Ein regionaler Dialekt ist ja was anderes als eine Umgangssprache einer bestimmten Schicht, und ich hätte auch Angst, Fehler zu machen, wenn ich die Sprache nicht richtig recherchiert habe (geht das überhaupt, Slang recherchieren?)
Das, was einem englischen Slang (z.B. Cockney-Englisch) am nächsten kommen würde, ist glaube ich so etwas wie das türkisch-deutsche Sprachgemisch, was in den sozial schwächeren Gegenden des Ruhrgebiets gesprochen wird. Aber erstens kenne ich mich da nicht genug aus und zweitens bezweifle ich jetzt mal, dass es in einem Fantasyroman angebracht wirkt.
Kennt denn jemand einen "echten" deutschen Slang? Oder ist der ausgestorben?
@ Felsenkatze - jiddisch wenn Du so willst. ;)
Ich finde Sparachvariationen muss man gerade im Deutschen sehr vorsichtig einsetzen, weil wir diese schichtspezifischen Sprachen in dem Ausmaß nicht haben - einzige Ausnahme Jugendsprache. Und die hat ein so kurzes Verfallsdatum, dass sie schon nach wenigen Jahren im besten Fall antiquiert, im Schlimmsten hochgradig albern wirkt.
(Ehrlich gesagt - manches an der heutigen Jugendsprache finde ich jetzt schon albern - muss am Alter liegen. ) ;D
Bei Fantasy finde ichs besonders problematisch. Dialekte haben vielleicht im Heimatroman was verloren aber bestimmt nicht in Fantasy - meine Meinung.
Anglizismen habe ich übrigends beim Schreiben von SF schonmal bewusst eingesetzt, bei Fantasy meide ich sie wie der Teufel das Weihwasser....
Man kann ja ohne weiteres seinen eigenen Fantasy-Slang erfinden, mit Worten, die dann auch exakt ins Ambiente passen. Der ist dann nicht veraltet und gut für die Atmosphäre. :)
Hab ich schon mehrmals gemacht und würde es auch noch mal tun.
:wache!:
Der Thread wurde geteilt, da die Diskussion nun eher in Richtung Zaheln und Zahlwörter ging.
Diesen neuen Thread findet ihr jetzt hier: http://forum.tintenzirkel.de/index.php?topic=2461.0
:wache!:
Ich glaube, ich würde da noch am ehesten eine saloppe Umgangssprache wählen--in etwa so, wie Huck Finn im Deutschen synchronisiert bzw. übersetzt wurde. (Oder auch Samweis aus Herr der Ringe) In etwa so:
"Das weiß ich nich'. Hab ich niemals nich was von gehört."
Vielleicht auch mit etwas holpriger Grammatik:
"Und dann, das war unglaublich, das würde mir nie jemand abkaufen, da war dieser Drache, ganz in rot und so..."
Wenn er ihr versteht, was ich meine? ???
Übrigens würde ich dringend davon abraten, Ruhrdeutsch dafür zu verwursten. Es gilt war im Allgemeinen als die Arbeitersprache, aber zieht sich wirklich gnadenlos durch alle Schichten. Ich benutze auch ständig "Hömma", "Kannste", Gehse". Das Ruhrdeutsch wird mittlerweile als "Kulturgut" gepflegt ;)