Die Schneeflockenmethode ist nichts für mich - sie erfordert viel zuviel Schreiberei, die ich lieber in meine eigentliche Schreibarbeit investiere. Meine Plots entstehen im Kopf, nicht auf dem Papier, auch wenn man sie selbstverständlich auch niederschreiben kann. Man muß es nur nicht.
Ich möchte jetzt die Methode vorstellen, mit der ich meine Plots entwickle. Ich nenne sie "Domino-Methode".
Kernfrage ist immer "Was passiert dann?". Jede Aktion fordert eine Reaktion heraus, die sich aus dem Vorhergegangenen ergibt. Ähnlich wie beim Spielen mit Dominosteinen braucht man einen Anfang und einen Ansatz - aber es ist nicht nötig, zu Beginn des Plottens schon zu wissen, wie das Ende aussieht. Man kann gemütlich am Anfang anfangen und sich dann Szene für Szene weiterhangeln, bis sich der Plot aufgebaut hat - eine lineare Arbeitsweise, bei der immer eine Szene auf die nächste folgt. Eine dramaturgische Kettenreaktion wird ausgelöst.
Aber es geht auch umgekehrt: Wenn ich eine spätere Szene im Kopf habe oder gar eine genaue Vorstellung für den Schluß, kann ich meine Dominosteine auch am anderen Ende ansetzen: "Was muß passieren, damit diese oder jene Situation entsteht?" - und so die Voraussetzungen schaffen, die mir diese Szene ermöglichen.
Die "Domino-Methode" erlaubt mir auch, parallele Handlungsstränge zu verfolgen - dafür gabelt sich einfach die Dominolinie an einer Stelle und läuft in zwei Bahnen weiter, bis diese dann wieder zusammentreffen. Wenn man beide Bahnen im Auge hat und darauf achtet, daß sie sich in gleicher Geschwindigkeit bewegen, läuft das Kontinuum nicht aus dem Ruder.
Wie beim Nanowrimo, bei dem man auch immer nur noch zehn Wörter schreiben muß, und dann noch zehn, und noch zehn, und so fort, hilft es bei der Domino-Methode, in kleinen Schritten zu denken. Selbst wenn das Gros des Werks noch ein einziges Blah ist, kann man doch zumindest die nächste Szene erblicken, die sich logisch aus der vorherigen ergibt. Man sollte seine Charaktere kennen, um ihre Verhaltensmuster abschätzen zu können - bei mir ist es zumindest so, daß es in den allermeisten Fällen genau *eine* mögliche nächste Szene gibt, die ich dann schreiben oder plotten kann.
Diese Methode ist gut für faule Autoren wie mich, die sich nicht lange damit aufhalten wollen, ein zehnseitiges Exposee zu verfassen, bevor sie dann mit dem eigentlichen Schreiben anfangen, und für alle, die sich in Babyschritten orientieren. Noch zehn Wörter... Noch eine Szene... Noch ein Stein.
Ich bin sehr glücklich damit. Meistens.
Plottest Du damit alles vorher durch oder auch während des Schreibens?
In den allermeisten Fällen plotte ich während des Schreibens. Je mehr Gerüst ich habe, desto besser, aber wenn ich erst mal einen soliden Anfang habe, kann sich alles weitere aus dem Zusammenhang ergeben.
Deine Methode klingt interessant.
Mit der Schneeflocke komme ich überhaupt nicht klar. Klingt so, als sollte ich es eher mit Domino versuchen, denn das passt auf den ersten Blick eher zu mir.
Meist habe ich ja "Ecksteine" nur das dazwischen ergibt sich erst beim Schreiben.
Ich bin bis vor Kurzem noch genauso vorgegangen. Nur leider scheint die 'reine' Domino-Methode nicht geeignet für mich zu sein. Immer wieder geraten Fakten durcheinander und ergeben dann letztendlich keinen Sinn mehr.
Deshalb habe ich für mich jetzt die (*tada*) Domi-Flocken-Methode entdeckt. ;D
Ich schreibe nicht jedes Detail für meinen Handlungsablauf auf und hangle mich von einer Szene in die Nächste (Stein für Stein). Allerdings werden Notizen gemacht, um ein kleines Schema vor Augen zu haben. Wichtige Parallelabläufe werden somit genau durchstrukturiert. Aber eben nur in Stichpunkten.
Hm. Die Schneeflockenmethode ist Heidenarbeit im Vorfeld, und deshalb habe ich die Hoffnung, dass die Schreibarbeit nur noch durch notwendiges Fein-Tuning unterbrochen wird.
Eine Kombination (Domilocken? :o) wäre aber einen Versuch wert - bin immer noch am Plotten, und mich juckt's in den Fingern, endlich anzufangen.
Ich plotte ähnlich wie Maja, in der Hoffnung, dass sich aus dem vorherigen immer der nächste Schritt ergibt. Klappt meistens. Die Schneeflockenmethode ist mir auch zu aufwändig. Ich habe keinen Nerv, schon für die Vorbereitung fast 100 Seiten zu schreiben, wenn am Ende das Buch auch nicht viel mehr hat.
Außerdem plotte ich meistens einfach so "zwischendurch", nur mit Notizblock, wenn überhaupt. Für die Schneeflockenmethode braucht mach schon viel Zeit am Stück, udn die habe ich für reines Plotten einfach nicht, also bin ich auch eher ein Domino-Typ, der sich immer dann was aufschreibt, wenn die Ideen kommen.
Ich habe eigentlich eine Menge Vorteile an der Schneelockenmethode entdeckt, finde diese Methode aber auch nicht uninteressant.
Vielleicht gehe ich die bei meinem nächsten Projekt mal an. :)
Du beschreibst damit eigentlich genau die Methode, mit der ich selbst Plotte. Ich hab mir nämlich immer Schritt für Schritt zurechtgelegt. Mir oft Gedanken gemacht, was folgt auf eine Handlung oder ein Ereignis als nächstes? Was macht Sinn?
Bislang mache ich keine schlechten Erfahrungen damit. Es kommt zwar immer wieder vor, dass ich während des Schreibens im Plot Dinge ergänze und umorgele, aber das bezieht sich glücklicherweise auf Dinge, die ich noch nicht festgehalten habe und die nur als "Absichtserklärung" im Plot auf mich warten.
Die Schneeflocken-Methode wäre zwar interessant, aber ich kann mich damit doch nicht so recht anfreunden.
Liebe Grüsse
Falckensteyn
Ich denke, die Methode lässt sich ganz gut mit der Schneflocken-Methode mixen. Mir wäre sie so etwas zu spartanisch, das würde bei mir dann so aussehen:
.... und dann ... und dann ... und dann ... und dann ...
Vielleicht sollten mal ein paar Leute ihre Erfahrungen in einen Topf schmeißen und eine Methode entwickeln, die sowohl als Basis angewendet werden kann für die eher intuitiven Schreiber, als auch etwas für die Architekten, die ohne genauen Bauplan nicht weiter wissen ...
Das wäre dann eine Art TiZi-Methode, geprüft und für gut befunden. :jau:
Gute Idee, Stefan.
Vor der Schneeflockenmethode stand bei mir die Ichbehaltallesimkopf-Methode, die dermaßen zum Scheitern verurteilt war, dass ich sehr dankbar für die Schneeflocken war. Immerhin zeigt sie durch das schrittweise Vertiefen der Handlung auf, wo ich noch Plotholes ausbessern und Charakterzüge verfeinern muss.
Die Domino-Methode erscheint mir genau dafür nicht so sehr geeignet. Wie sind Deine Erfahrungen diesbezüglich, Maja?
Was mich noch interessieren würde, wie gehst du da mit deinen Charakteren um? Hast du die im Kopf oder schreibst du sie dir irgendwie auf? Ich habe festgestellt, wenn ich schon eine Grundidee im Kopf habe , dann brauche ich nicht jeden Schritt aus der Schneeflocken-Methode, aber wenn die Idee mehr als vage ist, dann hilft eben ein etwas vertiefenderer Brainstorming Durchgang.
Was machst du, wenn du dich verzettelst oder eine viel bessere Idee hast, die Dominosteine aber bis dahin schon gefallen sind? Wie weit planst du im Voraus voraus? ;)
Interessierte Grüße,
Stefan
Hm, auf diese Art habe ich bisher immer geplottet - und hatte beim Schreiben immer das Problem, irgendwann total festzuhängen oder aber kein ordentliches Ende zustande zu bringen. Was machst du, wenn dir so etwas passiert, Maja? Oder ist dir das noch nie passiert?
Ich orientiere mich jetzt daher zumindest soweit an der Schneeflocken-Methode, dass ich nicht in kleinen Schritten denke, sondern zuallererst die großen Zusammenhänge inklusive Ende überlege und dann allmählich verfeinere.
Bei mir funktioniert das in der Art eigentlich sehr gut. Ich bin hinterher immer wieder erstaunt, wie plötzlich alles zusammenpasst. Allerdings versuche ich möglichst früh ein Ende zu haben, auf das ich hinarbeiten kann. Sonst wechsele ich einfach zu oft die Richtung und verzettele mich irgendwann total. Meistens schreibe ich mir einen groben Plot aber vorher auf. Meist passt der hinterher zwar nicht mehr, aber ich habe wenigstes eine Orientierungshilfe und etwas, über dem ich brüten kann ::).
So ähnlich wie Majas Domino arbeite ich auch.
Allerdings plotte ich gern den gesamten Abeluf zumindest grob zusammen, um mich nicht zu verzetteln - und ich schreibe mir alles auf. Im Kopf würde ich die Hälfe wieder vergessen.
Fürs Plotten nutze ich dafür zur Zeit vor allem Exel, wo ich in jede Zeile eine Szene meines Romanes in kurzen oder weniger kurzen Stichpunkten aufschreibe. Der große Vorteil bei Exel:
1. kann ich später jede Szene durchnummerieren und dann automatisch sortieren lassen und
2. kann ich bequem immer mal eine Zeile zwischenschieben, wenn mir noch was zum Plot einfällt.
Domino hilft mir dann bei den Szenen. Wenn der Chara da und da war, muss er dorthin. Und so reiht sich Szene für Szene aneinander. Die einzelnen Kapitel werden dann später festgelegt, wenn das Grundgerüst steht.
Zusätzlich zu den Szenen mache ich mir noch Dateien für wichtige Dinge, zb. Charakterstudien oder im aktuellen Fall Infos zur Magie und zum Stein der Träume (was kann der, wie sieht er aus, wer hat ihn, wer bekommt ihn?)
Schön, dass mal jemand die Methode erwähnt, die auch für mich eigentlich immer die natürlichste gewesen ist. Angeregt von der Beschreibung habe ich meine gleich mal überdacht: Ich baue mir eine kurze Kette von Dominosteinen auf, den ganzen grob-grob-groben Plot. Dann stoße ich versuchsweise alle Dominosteine mal nacheinander um und gucke jeweils, ob die resultierende Kette aus notwendigerweise anhängenden Dominosteinen interessant ist. Falls ja, kommst sie offziziell an die urspüngliche Kette dran. Nach dem ersten Durchlauf ausgehend von der urspünglichen Kette nehme ich mir die nun entstandenen Ketten vor und wiederhole das Prinzip oben. Das mache ich so lange, bis ich genug an Plot-und-Nebenplots, es also noch nicht zu viele Stränge sind. Und dann steht der Plot. Das ist vielleicht etwas mehr Arbeit, weil man alle Möglichkeiten durchspielt, aber nach einiger Zeit bekommt man ja eine Idee, was denn am ehesten passen könnte.
Ach, so nennt man diese Methode also, nach der auch ich plotte :D
Meist wenn ich plotte, habe ich erst mal eine Grundidee (sei es ein Anfang, oder ein Ende, oder ein Thema, oder eine Hauptfigur etc.) und dann schreibe ich mir (manchmal) ein eher grobes Exposè auf und auch noch einige Infos zu den Protagonisten. Manchmal schreibe ich vorab aber auch gar kein Exposè, oder nur mit ganz wenigen Sätzen.
Oft habe ich keine große Lust zu Vorarbeiten. Wenn ich ein Exposé bis ins kleinste Detail vorab ausarbeiten würde, wäre es mir anschließend zu langweilig und anstrengend, es auch niederzuschreiben, egal wie vielversprechend die Story auch sein mag und wie sehr sie mich ursprünglich begeistert hat ...
Wenn ich vor Beginn des Schreibens ein grobes Gerüst vorgegeben habe, ist mir das völlig ausreichend. Dann kann ich mich von Szene zu Szene hangeln, meine Prots haben die Freiräume sich (in einem gewissen Rahmen, den ich ihnen lasse, oder den sie sich erkämpfen :wums:) zu entwickeln und ich kann mich noch selbst überraschen lassen, wie es weitergeht. ;D
Was ich immer noch mache (üblicherweise während des Plottens) ist meine "Logik-Probe": ich trete 2 Schritte zurück und schaue nach, ob das alles zusammen passt. Wenn etwas an dem Szenario nicht stimmt (ich schreibe ja auch in erfunden Welten, noch mehr Fehlerpotential), schaue ich, welche Schrauben ich austauschen muss, damit das Ganze funktioniert.
Beispielsweise fiel mir bei meinem Fantasykrimi auf, dass es vollkommen unlogisch ist, dass das Militär nicht einfach die Kontrolle an sich reisst (und somit den Plot überflüssig macht). Also habe ich eine Möglichkeit gesucht, das auszuschalten, so dass das Militär inzwischen verschwunden ist. Die Stadtwache (der von Natur aus auch keine selbst ermittelnde Funktion inne wohnt, das wäre auch unlogisch gewesen in dieser Welt, und es ist ja ganz schön als Hindernis) wird aufgrund des fehlenden Militärs von verschiedenen Parteien benutzt - man könnte sagen, sie "bekriegen" sich mittels desselben "Heeres" - was hervorragend zum Plot passt.
Ich habe mit dieser Logikprobe also einige Gegebenheiten der Welt definiert, etwas zur Vergangenheit von der Stadt/dem Land erfunden, insgesamt aber auch bessere Ansatzpunkte für den Fortgang der Geschichte funden.
Meine "Logikprobe" löst immer solche Dinge aus, weswegen ich sie regelmäßie im Planungstadium anwende.