Hallo ihr Lieben,
wie der Betreff schon verrät, habe ich eine Frage bezüglich meiner Formulierung. Und zwar geht es um diesen Text:
Wuvar schloss seine Augen, als er sich zurück ins Bett fallen ließ und völlig erschöpft nach Luft schnappte. Der stämmige Frauenkörper zog sich von ihm zurück und gönnte seinen schlaffen Gliedern endlich etwas Ruhe.
Es war ihm unangenehm, aber dennoch musste er sich eingestehen, dass er seine Fähigkeiten bei diesem Weib überschätzt hatte. Seine wilden und ausdauernden Tage als Liebhaber gehörten eindeutig der Vergangenheit an.
Die ersten beiden Sätze gefallen mir recht gut. Aber ich finde, der rot markierte Teil lässt sich nicht flüssig lesen. Seid ihr der selben Meinung? Wenn ja, habt ihr vielleicht Formulierungsvorschläge für mich? Ich hänge schon lange an dieser Textstelle fest.
Für eure Hilfe wäre ich überaus dankbar.
Eure verzweifelte Riesar *schluchz*
Zitat von: Riesar am 24. August 2008, 18:35:09
Es war ihm unangenehm, aber dennoch musste er sich eingestehen, dass er seine Fähigkeiten bei diesem Weib überschätzt hatte. Seine wilden und ausdauernden Tage als Liebhaber gehörten eindeutig der Vergangenheit an.[/i]
Mein Vorschlag wäre:
Leider musste er sich eingestehen, dass..... Seine Tage als wilder, ausdauernder Liebhaber gehörten....
Wobei du das "Wilder" m. E. auch noch streichen könntest. (du weißt ja - nur ein weggestrichenes Adjektiv ist ein gutes Adjektiv! ;D)
lg, A.
Hm, ich dachte eigentlich, dass ich den Satz mit seinen 'Gefühlen' einleiten sollte. Ich wollte unterstreichen, dass ihm all dies peinlich ist.
Meine Frage jetzt: Ist das deiner Meinung nach unnötig?
Andere Meinungen interessieren mich immernoch. Demzufolge danke ich für weitere Meinungsäußerungen. :vibes:
Liebe Grüße,
Riesar
Hallo Riesar!
Ich hatte ganz früher mal einen Protagonisten, der einen ganz ähnlichen Namen trug. Habe gerade sein Bild vor Augen. (Die Szene paßt zu ihm...)
Vielleicht:
So unangenehm es ihm auch war, er musste sich eingestehen, dass er seine Fähigkeiten bei diesem Weib überschätzt hatte. Seine wilden und ausdauernden Tage als Liebhaber gehörten WOHL ENDGÜLTIG der Vergangenheit an.
Aber ob es so wirklich flüssiger zu lesen ist? Finde Deine ursprüngliche Version eigentlich nicht zu holprig. Und ich finde es gut, den Satz mit der Offenlegung seiner Gefühle zu beginnen.
Liebe Grüße
Skandra
Das klingt ja interessant. Darf ich denn fragen, wie sein Name lautete, Skandra?
Deine Alternative zur Formulierung finde ich schon mal sehr gut.
Aber weitere Meinungen interessieren mich trotzdem noch.
Hallo Riesar!
Er hieß Wugar, ein Bär von einem Mann. Orangerotes Haar, Vollbart und braune Augen.
Ich mochte ihn sehr gern.
Liebe Grüße
Skandra
Zitat von: Riesar am 24. August 2008, 18:48:14
Hm, ich dachte eigentlich, dass ich den Satz mit seinen 'Gefühlen' einleiten sollte. Ich wollte unterstreichen, dass ihm all dies peinlich ist.
DAS ist
immer peinlich. :psssst:
Ich denke aber, dass es stärker ist, ein Gefühl nicht zu umschreiben, sondern die brutalen Fakten zu präsentieren:
Bei diesem Weib hatte er seiner Fähigkeiten überschätzt. Da gab es keine Ausreden. Die standhaften Tage als ausdauernder Liebhaber waren vorbei. Ich habe "standhaft" genommen, weil "ausdauernd" nach "Ausreden" nicht gut klingt.
Man könnte es vielleicht verkürzen zu: "Nur ungern gestand er sich ein, daß er seine Fähigkeiten..."
Der Begriff "Weib" bezeichnet eigentlich eine verheiratete Frau. Ich hoffe, das ist dir bewußt.
Zitat von: Tenryu am 24. August 2008, 20:47:19
Der Begriff "Weib" bezeichnet eigentlich eine verheiratete Frau. Ich hoffe, das ist dir bewußt.
Bei uns nicht nur - und in dieser Bedeutung ist es veraltet, da wird man von Emanzen tot verprügelt.
Zitat von: Tenryu am 24. August 2008, 20:47:19
Der Begriff "Weib" bezeichnet eigentlich eine verheiratete Frau. Ich hoffe, das ist dir bewußt.
Wenn ich ehrlich sein soll, dann war es das nicht. Ich suchte nach einer abwertenden Bezeichnung, da schien mir das 'Weib' eben passend. Aber jetzt, wo du es sagst, hast du natürlich recht.
Zitat von: Churke am 24. August 2008, 20:30:40
Bei diesem Weib hatte er seiner Fähigkeiten überschätzt. Da gab es keine Ausreden. Die standhaften Tage als ausdauernder Liebhaber waren vorbei.
Auch eine Variante, die aber nicht wirklich zum restlichen Stil des Textes passt.
Weib, das [mhd. wip, ahd. wib, viell. eigtl. = die verhüllte (Braut) od. die sich hin u. her bewegende (Hausfrau):
1. (veraltend) Frau als weibliches [Geschlechts]wesen im Unterschied zum Mann
2. (ugs.) a) Frau
b) (abwertend) weibliche Person, Frau (im Hinblick vom Sprecher als unangenehm, ärgerlich o.ä. empfundene Eigenschaft, Verhaltensweise): Das W. hat ihn ruiniert
3. (veraltet) Ehefrau
Ich finde die Textpassage völlig okay, würde aber das "ausdauernd" streichen. Unter "wild" kann sich Frau normalerweise genug vorstellen ... ;D
Liebe Grüße,
Julia
Allerdings ist noch lange nicht jeder wilde Liebhaber zwangsläufig ein ausdauernder.
Liebe Grüße
Skandra
Stimmt, umgekehrt auch nicht ;D. Aber ausdauernd hört sich für mich eher nach Leistungssport und weniger nach Spaß an ... und beide Adjektive zusammen lesen sich etwas sperrig.
Es sei natürlich, dass es sich bei diesem Prota um einen alternden Nackenbeißer (ich liebe diesen Begriff ;D :happs: ;D) handelt - dann müsste es natürlich heißen: "Seine ausdauernden, wilden, ungezügelten und ausschweifenden Tage als Liebhaber ..." ;D :pfanne:
Liebe Grüße,
Julia
Zitat von: Riesar am 24. August 2008, 18:48:14
Hm, ich dachte eigentlich, dass ich den Satz mit seinen 'Gefühlen' einleiten sollte. Ich wollte unterstreichen, dass ihm all dies peinlich ist.
Meine Frage jetzt: Ist das deiner Meinung nach unnötig?
Ja, völlig. Denn ich denke, es ist jedem völlig klar, dass es einem Mann unangenehm ist, wenn ...ähm... da unten nicht mehr alles so klappt. Das braucht man nicht extra herausstreichen.
Außerdem ist m. E. "es war ihm unangenehm" sowieso ein wenig zu harmlos formuliert. Ich denke, ein Mann ist dann panisch, verzweifelt, verlegen, frustriert etc..., wenn das so ist.
Und drittens klingt dieses "es war ihm unangenehm" total distanziert, so, als würde es gar nicht richtig was mit ihm zu tun haben. Und das ist bei DER Sache sicher nicht der FAll.
lg, A.
Also ich habe Riesars (schließlich) so verstanden, dass eine gewisse kritische, ironische Distanz gewollt und gewünscht ist.
Unangenehmerweise musste er sich eingestehen, dass er seine Fähigkeiten ein wenig überschätzt hatte. Nach diesem Weib konnte er sich nicht mehr guten Gewissens für einen wilden und ausdauernden Liebhaber halten.
Ich muss aber sagen, dass, wenn man einen solchen Stil wirklich pflegen will, die ursprüngliche Fassung durchaus brauchbar ist.
Vorschlag:
Es war zum Haare raufen, hätte er noch genügend auf dem Kopf gehabt (oder so ähnlich ;D). Dieses Weib hatte ihm doch tatsächlich den Rest gegeben. Er musste sich schmerzlich eingestehen, seine Tage als Nackenbeisser (finde ich eine tolle Idee von Julia :o ;D) gehörten einer wilden Vergangenheit an.
Zitat von: Solatar am 25. August 2008, 14:22:59
Vorschlag:
Es war zum Haare raufen, hätte er noch genügend auf dem Kopf gehabt (oder so ähnlich ;D). Dieses Weib hatte ihm doch tatsächlich den Rest gegeben. Er musste sich schmerzlich eingestehen, seine Tage als Nackenbeisser (finde ich eine tolle Idee von Julia :o ;D) gehörten einer wilden Vergangenheit an.
Danke für das Lob, aber ich muss es die Wölfin weitergeben - die hat mich nämlich mal vor einiger Zeit auf den Begriff gebracht. Aber ich finde ihn einfach nur klasse ...
Hm... ich finde den Begriff jedenfalls klasse, wobei ich mich natürlich frage, was genau im Zusammenhang mit einem Mann damit gemeint ist.
In der Tierwelt ist das ja durchaus eine häufig anzutreffende Variante während der Paarung (Katzen, Hasen, Meerschweinchen etc.), um das Weibchen währenddessem still zu halten... hmpf, ich schweife ab... wer´s denn mag. Inwieweit das bei Menschen wünschenswert ist, vermag ich jetzt so nicht zu sagen. Wobei... der Mensch ist eben am Ende doch nur ein Tier.
Jedenfalls, egal wer es erfunden oder aufgebracht hat, muss ich mir das merken und meine Jugendsündengeschichte "Der Beisser" hätte wahrscheinlich um ein Vielfaches gewonnen, wenn ich sie einfach der "Nackenbeisser" genannt und ein paar dazu passende Szenen eingebaut hätte ;)
Soweit ich weiß, wurde der Begriff von diesen typischen Kitschroman-Covern abgeleitet: Großer, muskulöser, langhaariger, von der Hüfte an aufwärts nackter (andersrum wärs witziger, ich weiß) und - was war noch? Ach ja, klar - gutausehender Held (Wahlweise in (Uniform-)Hose oder Kilt) beugt sich über junge, bildhübsche etc. pp. Heldin (natürlich Jungfrau) und sieht dabei aus, als ob er sie eher auffressen als küssen will.
Die Cover sehen alle gleich aus, nur der Hintergrund unterscheidet sich. Mit Meerschweinchen hat das also im ersten Moment eher nichts zu tun ;)
Ansonsten: Solltest Du wirklich noch mal Deinen "Beißer" zum "Nackenbeißer" umarbeiten, muss ich die Geschichte unbedingt lesen ;D
In diesem Sinne liebe Grüße ;) ,
Julia
Wuvar gehört zwar nicht mehr zum jungen Blut, ist aber dennoch kein alter Tattergreis mit Krückstock. Er ist ein heruntergekommener Mann mittleren Alters, der sein letztes Geld für den 'Spaß' mit einer Hure ausgibt.
Demzufolge passt
Zitat von: Solatar am 25. August 2008, 14:22:59
Es war zum Haare raufen, hätte er noch genügend auf dem Kopf gehabt (oder so ähnlich ;D).
nicht so ganz.
Dafür liebäugle ich mit dem Adjektiv 'schmerzlich'. Ich denke, dass es die prikäre Situation von Wuvar gut beschreibt. ;D
Hey... man muss kein alter Tattergreis mit Krückstock sein, um wenig oder keine Haare mehr auf dem Kopf zu haben.
Auf Männer mittleren Alters (35 +) trifft schütteres Haar doch schon recht häufig zu. Der Haarausfall beginnt ja meist mit Ende 20... ;D
Aber gut, wenn er noch volles Haar hat, dann passt das natürlich nicht.
Ich hatte eben so eine Assoziation, weil die klassische Leistungsschwäche - wie sie hier beschrieben wird - meist auf Männer zutrifft, die sich ihre Glatze tatsächlich altersbedingt verdient haben. Männer mittleren Alters (35 - Mitte / Ende 40), unabhängig von der Haarpracht, befinden sich eigentlich oft auf einem Höhepunkt ihrer Leistungsfähigkeit (in verschiedener Hinsicht).
Zitat von: Solatar am 26. August 2008, 19:08:40
Männer mittleren Alters (35 - Mitte / Ende 40), unabhängig von der Haarpracht, befinden sich eigentlich oft auf einem Höhepunkt ihrer Leistungsfähigkeit (in verschiedener Hinsicht).
*nickt heftig*
Und was die Formulierung betrifft...
Zitat von: Riesar am 24. August 2008, 18:35:09
Es war ihm unangenehm, aber dennoch musste er sich eingestehen, dass er seine Fähigkeiten bei diesem Weib überschätzt hatte. Seine wilden und ausdauernden Tage als Liebhaber gehörten eindeutig der Vergangenheit an.[/i]
Mein Vorschlag als Alternative:
Vebittert/Verärgert musste er sich selbst eingestehen, dass seine Fähigkeiten bei diesem Weib nicht mehr ausreichten. Seine Tage als ausdauernder Liebhaber gehörten wohl der Vergangenheit an.
Ich fand die Sätze nicht so übel. Bloss der Erste liest sich etwas holprig. Aber das ist meine subjektive Wahrnehmung.
Bezüglich der sexuellen Fähigkeiten bei Männern mittleren Alters muss ich sagen, dass ich beiderlei Ansichten kenne. Viele Männer kosten ihre Sexualität gerade erst so richtig aus, wenn sie in die Jahre kommen. Andere wiederum bekommen immense Probleme. Aber das kann selbst einem Jungspunt passieren. Nun ja, zu Wuvars Lebenswandel passt dieser Schlag in die Magengrube einfach perfekt. :innocent:
Dass dabei seinePsyche eine große Rolle spielt, brauche ich wohl nicht zu erläutern.
Ich habe nun eine neue Formulierung gefunden:
Schmerzlich musste er feststellen, dass ihm dieses Weib das letzte Bisschen Kraft gekostet hatte. Seine wilden Tage als Liebhaber gehörten endgültig der Vergangenheit an.
Mir gefällt die ursprüngliche Formulierung besser. Da ist irgendwie Pepp dahinter und das leicht Umständliche drückt aus, dass man das delikate Thema eher nicht so direkt anspricht.
Vor allem impliziert "das letzte Bisschen Kraft", dass schon vorher nicht so viel lief, so dass das Ergebnis eher Bestätigung als Enttäuschung ist.