Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum

Handwerkliches => Workshop => Thema gestartet von: Coppelia am 20. August 2008, 21:32:50

Titel: Die Fähigkeiten unserer Helden
Beitrag von: Coppelia am 20. August 2008, 21:32:50
Nach meinem allseits beliebten Thread zum Aussehen unserer Helden möchte ich hier mal den Ergänzungsthread zu ihren Fähigkeiten aufmachen. Bei mir aus aktuellem Anlass.

Viele Helden aus Fantasyromanen sind schon umwerfende Typen: Sie können toll kämpfen - auch mehrere Techniken beherrschen sie - zaubern, auch ihr Charme ist eine treffsichere Waffe, sie können auch Waffen schmieden, Rüstungen, und häufig auch noch alles zusammen.
Ich hatte immer eine Abneigung gegen so großartige Helden, deren Fähigkeiten so enorm sind, dass sie allein ein kleines Heer ersetzen können. ;) Meine Figuren sind daher gern mal unfähig oder Spezialisten auf einem bestimmten Gebiet. Ich habe immer gern vorgeschoben, ich fände es spannender, wenn die Figuren schwächer seien.

Aber seit neustem hab ich eine Hauptfigur im Kopf, die tatsächlich ein Multitalent ist und auch ein entsprechendes Ansehen genießt. Das widerspricht aber irgendwie meinen eigenen Prinzipien. Es ist schon klar, dass auch diese Figur ihre eigenen Herausforderungen bekommen kann (und auch an ihnen scheitern), aber da musste ich doch noch einmal über diese Problematik nachdenken.

Meine Frage ist jetzt: Wie haltet ihr das? Was können eure Helden? Sind sie große Talente, außergewöhnliche Typen, Kampfmeister ihrer Welt oder eher Normalos von ihren Fähigkeiten her? Was meint ihr: Findet man eine Figur toll, die das kann, was man selbst gern können würde? Oder ist man von ihr genervt und stellt sich lieber auf die Seite der Leute, die wegen ihrer Unzulänglichkeit häufig scheitern? Das würde mich mal interessieren.
Titel: Re: Die Fähigkeiten unserer Helden
Beitrag von: Jara am 20. August 2008, 22:15:44
Na ja, ich denke je nach Geschichte haben sowohl die Superhelden unter uns wie auch die Versager ihre Berechtigung.
Meine Hauptfigur ist zu Beginn ein kleines, schwächliches Mädchen, das in einer Welt lebt, in der Mädchen sowieso nichts als Kinderkriegen und Haushalt zugetraut wird.
Umso mehr freut es mich, dass ich ihre Charakterentwicklung ganz toll hin zur Selbstbewussten jungen Frau darstellen kann.
Solche Charaktere können an ihren Aufgaben wachsen, aber keiner glaubt dir, dass sie über Nacht die Welt verändern können.
In dieser Hinsicht sind Multitalente toll. Ich hab da auch so einen Favoriten. Er ist der Teufel, also Luzifer höchstpersönlich. Gehört aber zur guten Seite. Er sieht toll aus, ist wahnsinnig mächtig und kann eigentlich alles. Natürlich ist Einseitigkeit langweilig, also wird er noch irgendeine charakterliche Schwäche brauchen.
Aber auf jeden Fall kann man mit solchen Figuren in der Geschichte durchstarten, auch mit schwierigeren Aufgaben. Nicht zu vergessen, dass sie unabhängiger sind.
Sie sind nicht andauernd aufs gerettet werden angewiesen, was ja echt nerven kann nach einiger Zeit.
Ich denke, wenn deine Geschichte und das Charakterdesign gut gemacht ist, können beide Arten von Helden gut sein! :jau:
Titel: Re: Die Fähigkeiten unserer Helden
Beitrag von: caity am 20. August 2008, 22:18:21
Hallo Coppelia,

Allgemein würde ich sagen, das hängt stark von der Zielgruppe ab.
Ich weiß noch, dass ich früher - also zwischen 8 und 14 immer die Bücher toll fand, die auch einen klasse Helden hatten, eben gerade so einen Typen, der das verkörperte, was ich gerne sein würde.
Mittlerweile sehe ich das wie du: solche Charaktere sind einfach grausig.
Auch sonst halte ich es ähnlich wie du: Entweder Spezialisierungen (wobei die Spezialisierung oft auf Kampf oder Magie herausläuft, wenn ich so grob meine Charaktere überblicke) oder totales non-Know-How. Allerdings möchte ich hinzufügen, dass ich noch nie einen Charakter entworfen habe, der von vornherein alles konnte. Schmieden z.B. war für mich immer eine Aufgabe von "unwichtigeren" Nebenpersonen. ^^"

Bye
caity
Titel: Re: Die Fähigkeiten unserer Helden
Beitrag von: Ary am 20. August 2008, 22:24:23
Hi!
ich versuche, meine Figuren sowohl mit Talenten als auch mit Schwächen darzustellen. Kann jemand etws besonders gut, dann kann er etwas anderes ganz und gar nicht.
Lómenel zum Beispiel, mein elfischer Feldherr - brillianter Stratege, guter Schwertkämpfer, brauchbarer Bogenschütze, guter Reiter und ein absolut mieserabler Koch. Wenn der mal allein unterwegs ist, muss er ja das essen, was er sich selbst zusammenbraut, aber das findet er dann schon ziemlich eklig. Aber er kann es einfach nicht.
Feuersänger und mit ihm meine Nithyara - allesamt sehr gut darin, in der Wildnis zu überleben, gute Jäger, gute Handwerker, viele sind sehr fähige Kämpfer und verfügen über die angeborene Fähigkeit, etwas zu beschwören, das sie "Sternenfeuer" nennen - aber nicht ein Nithyara ist in der Lage, über längere Zeit allein und getrennt von seinen "Artgenossen" zu überleben.
Oder Jhamal - wie Lómenel ein guter Stratege und ein belesener Bücherwurm, aber aufgrund seiner körperlichen Schwäche und Krankheit absolut kein Kämpfer, was sein Erzeuger von Herzen bedauert.
Jiandro - eine Art geflügelter Elf, der Magie wirken kann und dazu noch einen sehr brauchbaren Dieb abgibt. Das alles klappt aber nur unter Drogen, sonst ist er nichts weiter als ein geflügelter Junkie auf Entzug.
So viel zu meinen "Helden". :)
Titel: Re: Die Fähigkeiten unserer Helden
Beitrag von: Aidan am 20. August 2008, 22:29:55
Hm, also den ganz reinen, strahlenden Superhelden mag ich auch nicht.

Ich denke, meine Charaktere sind schon talentiert, aber sie bekommen alle ihre kleinen und größeren Schwächen, die sie angreifbar - und menschlich (oder so ähnlich) machen. Umso herausragender die Stärken, umso größer auch die Schwächen oder die Motivation, so zu sein. Muss sich irgendwie ausgleichen. Auf jeden Fall sind sie nur in ganz ausgewähten Teilbereichen Spezialisten, auf anderen Gebieten haben sie vielleicht mehr oder minder umfangreiche Kenntnisse, und das meiste können sie überhaupt nicht, denn auch eines Heldens Zeit zum Lernen ist begrenzt.

Und sie können nicht dadurch gewinnen, dass sie die Tollsten und Größten sind, sondern nur, indem sie ihre Fähigkeiten geschickt einsetzen und mit anderen zusammen kooperieren, die ihre Stärken dort haben, wo sie selber schwächer sind.

Mit dem absoluten Antihelden habe ich es noch nicht versucht, wie ich mich aber kenne, wird der auch noch zu mir kommen und dabei auf dem Weg mehrfach über die eigenen Füße stolpern.

Irgendwie bin ich nicht der Freund von einzelgängerischen Superhelden, die allein gegen die Welt antreten und völlig abgehobene Leistungen erbringen. (Sozusagen nicht Chuck Norris Fan!)  ;D
Titel: Re: Die Fähigkeiten unserer Helden
Beitrag von: Churke am 20. August 2008, 22:34:21
Meine Helden sind immer außergewöhnlich. Außergewöhnlich gut, außergewöhnlich schlecht... außergewöhnlich mittelmäßig.  ;D Und selbst ein Typ mit überragenden Begabungen, zum Beispiel ein Superkämpfer oder ein Überzauberer, kann ja totzdem noch ein geborener Verlierer sein. Und da in einer guten Geschichte sowieso einiges schief gehen sollte, kann man es auch gleich in der Figur anlegen.

ZitatFindet man eine Figur toll, die das kann, was man selbst gern können würde?

Ich glaube, nicht das Können eines Charakters ist entscheidend, sondern die Figur selbst. Eine Figur, die sich bei einem Raubüberfall sympathisch (für den Leser) vermöbeln lässt,  ist viel cooler als ein wortkarger Austeiler.
Titel: Re: Die Fähigkeiten unserer Helden
Beitrag von: Final am 20. August 2008, 22:43:07
Also meine Helden sind zu Beginn des Abenteuers meistens noch ganz "normale" Menschen.
Am Anfang kommen sie einfach mal mit Glück durch, kriegen aber genug "aufs Maul".
Spezialisierungen gibt es bei mir praktisch keine, dafür erhalten die Helden im Laufe des Abenteuers eine ganz Besondere Fähigkeit, oder einen Fluch, ganz wie man will.

Beispiel: Mein lieber Etharis ist ein stinknormaler Soldat. Mit einem Haufen Glück übersteht er die ersten Schlacht, wird aber schwer verwundet. Später wird er dann mal fix in einen Drachen verwandelt und ist mächtiger, stärker, ausdauernder und alles andere. Dafür hat er auch genug Probleme. Wer zieht den dämlichen Stöpsel aus der Flasche?
Titel: Re: Die Fähigkeiten unserer Helden
Beitrag von: Antigone am 20. August 2008, 22:49:29
Ich fände so strahlende vollkommene Superhelden einfach nur schnarchlangweilig. Wer will schon was von Typen lesen, denen eh alles gelingt?

Ich überleg grad: in meinem geplanten Roman ist ein Prota zwar ein guter Jäger, aber ein eher durchschnittlicher Schwertkämpfer und manchmal ziemlich unentschlossen und unsicher.

Und in einem älteren Projekt hab ich zwar so ne Art Superhelden: gutaussehend, die Frauen liegen ihm zu Füßen, im Kampf so gut wie unschlagbar... dafür hat er aber ein schweres emotionales Defizit. Tatsächlich hat er Bindungsprobleme und liebt sein Pferd mehr als seine Freundin....

lg, A.
Titel: Re: Die Fähigkeiten unserer Helden
Beitrag von: Lomax am 20. August 2008, 22:53:42
Nun, ich bevorzuge sicher Helden mit Schwächen. Für einige Geschichten, die ich noch nicht geschrieben habe, habe ich auch wirkliche "Superhelden" im Kopf, aber das hat eigentlich nur einen dramaturgischen Grund: Fallhöhe. ;)
 Ansonsten könnte man sagen, dass ich "Normalos" bevorzuge. Aber das trifft es auch nicht ganz. Die meisten meiner Helden sind auch nicht wirklich normal, sondern haben einfach nur Schwächen neben den Stärken. Oder aber Eigenschaften, wo man nicht so recht weiß, ob es Stärken oder Schwächen sind. Vermutlich könnte man sagen, dass ich eine Vorliebe für zwielichtige Figuren habe - was sich dann auch im Titel meines nächsten Buches ganz treffend äußert ;) Da sind die "Helden" übrigens bevorzugt kleine und von allen verachtete Gnome - wenn auch nicht wirklich unfähig.

Bei meinem ersten Roman waren die Helden einfach Gaukler, die mehr oder minder gedankenlos in ihr Abenteuer gestolpert sind. Und bei "Thronräuber" war die Protagonistin eine Zauberin, unter deren Ängstlichkeit meist ihre Umgebung zu leiden hatte. Der einzig strahlende Held in dem Buch kam recht früh abhanden, und den Rest der Geschichte über war die Heldin dann von Gaunern, verhinderten Amateur-Revolutionären und einer durchgedrehten, gefahrensuchenden Vogelfrau umgeben.
Titel: Re: Die Fähigkeiten unserer Helden
Beitrag von: Abakus am 20. August 2008, 22:56:16
Hi Coppelia!  :winke:

Nun: ich mag keine Protagonisten, die alles mögliche können, was man letztendlich auch gerne können würde. Diese Charaktere empfinde ich als zu großkotzig und ich entwickle eine regelrechte Abneigung gegen sie. Ich bin eher für eine Hauptfigur, die sich im Laufe des Plots ständig weiterentwickelt. Das ist für mich authentischer. Menschlicher. :)

Mit meinem Protagonisten, Lukas, stand ich vor einem ähnlichen Problem. Er kämpft im Laufe des Manuskripts gegen viele Gegner und in der Endschlacht sogar gegen den "Meister" höchstpersönlich. Als ich ihn auf dem Reißbrett entwickelte, fragte ich mich, wie ein normaler Mensch im Stande sein könnte, mehr oder weniger über Nacht mit einem Schwert umzugehen. Und das nahezu perfekt.
Also zog ich mein Tai Chi-Training, das ich in den letzten Jahren auch in Verbindung mit einem Schwert vollzog, zu Rate. Wenn ich jedoch für meinen Prota die gleiche Übungszeit berechnet hätte, die ich brauchte, um mit einem Schwert einigermaßen umzugehen, dann hätte ich das Manuskript niemals schreiben brauchen. ;D

Es musste etwas anderes her. Der Film "Matrix" bot mir da eine Inspiration an. Viele kennen sicherlich diese Szene im Film, in der Keanu Reeves alias Neo im Stuhl liegt und diverse Kampfsportmethoden ins Gehirn eingespeist bekommt. Genug von der "Matrix", zurück zum Tintenzirkel.

Es musste also etwas her, was so ähnlich funktioniert, nur "glaubhafter" ist. Fündig wurde ich letztendlich in der Biologie. Stichwort Mimikry. Ich baute die Mimikry (sehr oberflächlich) aus und formte sie, dass sie von Engeln und Dämonen benutzt werden konnte, um ihnen vor den Menschen eine Möglichkeit zu geben, sich unbemerkt unter ihnen zu bewegen. Gesagt getan.

Jetzt stand aber immer noch die Frage im Raum, wie mein Prota nun das Kämpfen "über Nacht" lernt. Hier bediente ich mich einer Traumsequenz, die mein Prota hat und die dafür verantwortlich ist, dass er fortan Engel und Dämonen wahrnehmen kann. Durch diesen Traum wird eine Art Kippschalter in seinem Gehirn umgelegt. Er kann plötzlich Dinge, für die ein normaler Mensch Jahre bräuchte, um sie zu erlernen. Allerdings ist er sich zu Anfang gar nicht bewusst darüber. Diese Fähigkeiten sind für ihn theoretisch vorhanden, nur die Praxis stellt sich doch manchmal als sehr hart heraus. Denn ohne eine richtige Koordination seiner Kampfkunst, kann der beste Kämpfer keine Schlacht gewinnen.

Fortan kann er Engel und Dämonen wahrnehmen. Allerdings nehmen die Dämonen meinen Prota fortan auch aktiv wahr. Durch diesen Traum trat er aus seinem unsichtbaren Schutzmantel heraus, den seine Großmutter kurz nach dem Tod seiner Mutter um ihn herum aufbaute. Denn was er nicht weiß ist, dass er der Erbe Sariels ist. Seine Großmutter ist sich über diese Tatsache jedoch sehr wohl bewusst.

Tja, das ist mein Prota Lukas. Dafür hat er mich schon einige Mal verflucht, dass ich ihm so etwas angetan habe. Aber er ist der Erbe Sariels und letztendlich wäre es so gekommen. Mehr oder weniger. ;)
Titel: Re: Die Fähigkeiten unserer Helden
Beitrag von: Mardil am 20. August 2008, 23:47:20
Strahlende Helden finde ich immer schrecklich und die übermächtige Variante davon ist für mich eine der langweiligsten Dinge, die ein Fantasy-Buch beinhalten kann.

Ich halte das eher so, dass mein Held bei Null anfängt, ein durchschnittlicher Typ mit ein paar guten und ein wenig mehr schlechten Eigenschaften. Im Laufe der Ereignisse verstrickt er sich in richtigen Problemen, macht schließlich eine spezielle "Ausbildung" durch und ist schließlich psychisch labil und drogenabhängig aber auf seinen Fachgebieten ein Genie.
Beide Seiten meines Protas haben (hoffentlich) einen recht großen Abstand zum strahlenden Superhelden. Und wenn dieser Typ schließlich auf dem Höhepunkt seiner Fähigkeiten ist, gibt es einen Hauptchara-Wechsel, sodass das "Genie" nur noch eine (sadistische) Mentorfunktion hat und man wieder einen noch weit von diesem Level entfernten Protagonisten hat.

Wenn einem beim Lesen plötzlich der Gedanke durch den Kopf geht: "Man, ist das eine coole Sau!", finde ich das generell eigentlich gut. Nur sollte es sehr, sehr selten vorkommen und am besten nicht beim Protagonisten. Falls dieser nämlich alles mögliche kann, was man selbst nur gerne können würde, ist es eine harte Nuss, sich mit diesem Superheld zu identifizieren...
Titel: Re: Die Fähigkeiten unserer Helden
Beitrag von: Romy am 21. August 2008, 02:07:35
Ähm ja, jetzt wollte ich auch gleich losschreien, dass ich 'Normalos' oder den 'Spezialisten auf einem Gebiet' bevorzuge, aber nachdem ich mir diesen Thread komplett durchgelesen hab, muss ich sagen, dass meine zwei aktuellen Prots schon so ziemlich alles drauf haben, was auf ihrer Welt irgendwie nützlich sein könnte und was es an besonderen Fähigkeiten so gibt ...
Wobei meine Heldin noch mehr könnte, wenn sie nicht so faul wäre, die Vokabeln und Verse zu lernen, die man auf ihrer Welt gewöhnlich zur Ausübung von Magie bräuchte ...  :buch:

ABER, beide sind zwar schon zu Anfang des Romans gut ausgestattet mit Fähigkeiten (gute Schwertkämpfer, gute Schulbildung, stammen aus guten gesellschaftlichen Verhältnissen, haben also gute Manieren ;) ), aber es kommen ja auch noch einige dazu, mit denen sie sich dann erst Mal anfreunden und klar kommen müssen (sie werden zu Drachenreitern und Magiern, wobei die Heldin vorher tatsächlich noch nichts von ihrer magischen Gabe ahnte und der Held auch erst Anfänger war ... außerdem besitzt seine Drachin alle Gaben/Fähigkeiten, die ein Drache so haben könnte, was äußerst selten vorkommt, weshalb ihm auch vorhergesagt wird, dass er wahrscheinlich ein sehr langes Leben haben wird).
Aber meine Heldin mag ihre Magie zum Beispiel nicht sonderlich und nutzt sie deshalb kaum, sie findet sie eher lästig, nur die damit einhergehende Gabe der Telepathie findet sie nützlich und benutzt sie ...

Und da beide (sie kommen aus unterschiedlichen Ländern und kennen sich am Anfang nicht) am Anfang eine ganz neue Situation erleben, ihr Heimatland verlassen und ein neues Leben beginnen müssen, sind sie ziemlich verunsichert und haben ein angekratztes Selbstbewusstsein usw., weshalb ihre vielseitigen Begabungen auch gar nicht so ins Auge stechen.
Außerdem ist mein Held unglücklich verliebt. Er kriegt zwar (fast) jede Frau rum, nur nicht die, die er haben will, oder zumindest lässt sie ihn lange zappeln ...  ;D Das ist für sein Selbstbewusstsein auch gar nicht gut  ;D

Ja also kann man, wenn ich so resümiere, was ich grad alles vor mich hin erzählt habe, doch behaupten, dass die Zwei an ihren Fähigkeiten erst noch wachsen. Obwohl sie so viel können, sind sie jedenfalls zu Anfang weder perfekt, noch strahlende Helden und auch am Ende des Romans würde ich sie nicht so nennen ... obwohl beiden noch eine große Zukunft bevorsteht ...

Aber da das Ganze ja auch mal ein 8teiliger Zyklus werden soll, in dem die beiden quasi mein Grundstock an Protas bilden, muss das ja auch so sein ...   ::)
Titel: Re: Die Fähigkeiten unserer Helden
Beitrag von: Tenryu am 21. August 2008, 04:00:48
Einen perfekten Helden habe ich in keiner meiner Geschichten. Doch einen (genauer gesagt eine): Kirina Aina aus Erz12-1! Sie ist immer perfekt vorbereitet, weiß alles, kann alles, ist fleißig und trägt immer eine perfekt gebügelte Uniform. Doch alle hassen sie und keiner mag gerne mit ihr arbeiten. Dennoch begeht sie einen kleinen aber fatalen Fehler und dadurch ist sie im weiteren Verlaufe der Handlung auf die Hilfe von anderen angewiesen, wodurch sie lernt, kameradschaftlicher zu werden.

In den meisten anderen Geschichten kommen eine Vielzahl von Hauptfiguren vor, so daß ich gerne jeden mit einer besonderen Stärke ausstatte. Gemeinsam bilden sie dann ein (fast) unschlagbares Team.

Der Held von Erz15F9! ist hingegen ein totaler Schwächling und Trottel. Durch einen Zufall aber halten ihn alle für einen Superhelden. Die Geschichte ist ziemlich komödiantisch angelegt.

In Erz46! ist der "Held" ebenfalls eine ziemliche Niete. Der Erzähler hingegen ist derart von ihm begeistert, daß er ihn in den höchsten Tönen lobend schildert. (Der Erzähler ist übrigens eine Zimmerpflanze.) Der Held ist ein ziemlich miserabler und erfolgloser Dichter mit allerlei seltsamen Macken. Eine sehr autobiographische Erzählung. :)
Titel: Re: Die Fähigkeiten unserer Helden
Beitrag von: Grey am 21. August 2008, 07:51:19
Tja ... alte Rollenspielerregel: Wenn die Helden zu stark sind, muss man die Gegner eben noch stärker machen ;D Wenn so ein Held gar nichts kann und immer nur mit Glück gegen die fiesesten Bösewichte gewinnt, wird das auch schnell unglaubwürdig.

Soweit meine Theorie. In der Praxis ... tja, wo soll ich anfangen? Ein Beispiel:

Also Grey kann natürlich alles. Außer kämpfen. Oder zaubern. Dafür ist er der beste Dieb der Welt (sagt er). Und er braucht fast keinen Schlaf. (Dafür stirbt er schon mit 64.) Er verliert nie beim Kartenspielen (außer gegen Magier). Und er ist flink, witzig, klug (und ein garstiges Aas) - außerdem gutaussehend (nur sieht das unter dem ganzen Dreck nicht so gut).

Was will ich damit sagen? Protagonisten dürfen meines Erachtens gern einige Eigenschaften haben, die sie zum Protagonisten qualifizieren. Besondere Fähigkeiten machen schließlich einen Charakter interessant und einzigartig. Sie müssen nur zur Persönlichkeit des Protas passen - und vielleicht auch nicht nur von Vorteil für ihn sein. Um nochmal ein Sprichwort rauszuhauen: Alles im Leben hat zwei Seiten.
Und natürlich müssen die Fähigkeiten der Gegner entsprechend mächtig sein.
Aber das Wichtigste ist meiner Ansicht nach wirklich, dass der Held unter seiner eigenen Coolness auch ein bisschen leiden muss. Sonst macht es doch keinen Spaß. ;)
Titel: Re: Die Fähigkeiten unserer Helden
Beitrag von: Coppelia am 21. August 2008, 08:00:12
Jo, danke schon mal für eure Antworten. Das hilft mir auch weiter bei der Gestaltung meiner "tollen" Figur.
Es ist ja nicht so, dass fähige Charaktere alles hinkriegen müssten. Das kommt zwar auch mal vor, wird aber von mir jetzt ignoriert. ;D
Es gibt bestimmt einen Unterschied, ob Figuren mit allen Fähigkeiten starten oder sie erst erwerben, aber zumindest das letzte ist in Fantasy ja auch weit verbreitet, und sie haben diese Fähigkeiten dann. Bei der Nennung des Drachen fällt mir noch ein, was ich vergessen hatte: Nämlich dass diese Figuren eine tolle Ausrüstung haben wie Superschwerter (sprechende, haha) und Drachen ... ;)
Allerdings haben außergewöhnliche Fähigkeiten nicht die Folge, dass es sich um strahlende Helden handelt - auch Bösis sind ja häufig sehr fähig, wären sie sonst herausfordernd?

Der Antiheld meines letzten Romans war ein unfähiger Politiker. Er konnte wirklich nichts außer Sprüche klopfen, und so blieb es auch bis zum Schluss. Trotzdem mochte ich diese Figur sehr.
"Mein" Super-Schwarzmagier Lotti ist zwar an sich ein sehr mächtiger Mann, aber es gibt tausend Gründe, warum er seine Magie nicht einsetzen kann. Außerdem steht sich dieser Kerl selbst im Weg und zieht einen Rattenschwanz von selbstverschuldetem Ärger mit sich.
Ein Lieblingsplot von mir erzählt von zwei unfähigen Antihelden. Indem sie erkennen, dass sie so übel gar nicht sind, und zusammenarbeiten, werden sie stärker - aber längst nicht so stark wie die "Guten", die ihnen ans Leder wollen.
Noch ein Lieblingsplot erzählt von einer Gruppe Leute, die wirklich außergewöhnlich fähig sind. Aber es nützt ihnen nichts, da sie auf der falschen Seite stehen, und jede tolle Aktion reißt sie mehr in Richtung Untergang.
Eine andere Hauptfigur war ein echter Strahlemann, aber seitdem ich ihn zum liebenswerten Trottel mit Selbstüberschätzung gemacht habe, gefällt er mir viel besser.

Tja, und so weiter ... jetzt habe ich überlegt, meine neue Heldin zum Opfer ihrer Fähigkeiten zu machen ... dass sie immer die beste sein und sich beweisen will, bringt sie in wirkliche Schwierigkeiten. Und wenn sie erstmal lernt, dass es darauf gar nicht ankommt ... hm, das klingt doch ganz gut. :)

ZitatDafür stirbt er schon mit 64.
Für eine Person, die unter ganz anderen medizinischen Bedingungen lebt, ist das doch ein ganz nettes Alter ...  :hmmm:
Titel: Re: Die Fähigkeiten unserer Helden
Beitrag von: Grey am 21. August 2008, 08:13:20
Zitat von: Coppelia am 21. August 2008, 08:00:12
Für eine Person, die unter ganz anderen medizinischen Bedingungen lebt, ist das doch ein ganz nettes Alter ...  :hmmm:

Naja, da wir gerade das Setting umschmeißen, ist es nicht ganz klar, unter welchen medizinischen Bedinungen er nun eigentlich lebt ... Pseudomittelalter ist es jedenfalls nicht, schon fortgeschrittener. Und für seine Frau ists eh doof, die wird nämlich 88 ;)
Titel: Re: Die Fähigkeiten unserer Helden
Beitrag von: Hr. Kürbis am 21. August 2008, 08:15:27
*schiebt seine Notizen nach*

Bei mir sind die "Helden" von einer gewissen Perspektive aus betrachtet immer etwas Besonderes. Nur gibt es eben mehr als diese eine Perspektive und der Glanz verblasst eben sehr schnell, wenn man einen anderen Blickwinkel einnimmt.

Fleja, begnadete Diebin und Fassadenkletterin, im Zweikampf stark und wendig und als Rächerin der Schwachen mit einem positiven Ruf gesegnet, tut zum Beispiel nichts aus reiner Selbstlosigkeit. Eigentlich sind ihr die Menschen egal, sie hilft ihnen nur, um damit Geld zu verdienen und sich ein Leben in relativem Luxus zu gönnen. Sie begibt sich nur auf die "Heldenreise" um ihre eigene Haut zu retten. Natürlich ist das nur die Grundeinstellung, mit der die Handlung beginnt, immerhin entwickelt sie sich im Laufe des Romans, ansonsten wäre es ja langweilig.

Es kommt also auch darauf an, WIE man diese (Über-)Fähigkeiten einsetzt. Ein Charakter, der ein begnadeter Sänger ist, muss nicht automatisch schöne Lieder singen, er könnte auch das übelste Schmählied mit äußerst dreckigem Vokabular vortragen.
Titel: Re: Die Fähigkeiten unserer Helden
Beitrag von: Artemis am 21. August 2008, 08:31:57
Zu mächtige und talentierte Helden haben so was von Deus-ex machina. Kommt ein riesiger, böser Drache, an dem bisher hundert Krieger gescheitert sind, und unser Held macht einmal *schnipp*, woraufhin sich das Biest in ein Grillhähnchen verwandelt, wirds doch arg witzlos  ::)

Auch solche Mr. Perfects, die auf einem Ball plötzlich tanzen wie ein junger Gott, obwohl sie noch nie das Tanzbeinchen geschwungen haben, einen schier erschlagenden Charme besitzen, so dass sie alles und jeder anschmachtet, oder so wunder-wunder-wunder schön sind, wie es nicht mal das heutige Photoshop hinkriegt, tun nur noch eins - nerven!

Ich halte mich da immer gern im berühmten Mittelfeld auf. Meine Helden dürfen und sollen Stärken haben (sonst wären es ja keine Helden  ;D), aber sie sollen auch einen Grund haben, vom Antagonisten oder einfach vom Alltag was aus die Mappe zu bekommen.
Gael, einer meiner Helden, ist ein gerechter Politiker und guter Schwertkämpfer, aber er säuft Wein wie Wasser und hat obendrein Schiss in dunklen, engen Räumen. Außerdem hat er eine Schlangen-Phobie ^^
Titel: Re: Die Fähigkeiten unserer Helden
Beitrag von: Churke am 21. August 2008, 09:08:11
Also beim Lesen im Forum - auch in diesem Thema - habe ich immer mal wieder das Gefühl, dass zum Heldsein das Damenmannsein dazu gehört. Knipst sich mit jedem Lächeln 10 Verehrerinnen herbei. Finde ich irgendwie nicht so spannend... Meine Helden müssen entweder bezahlen oder Gewalt anwenden - wobei beides regelmäßig schief geht.  :psssst: 
Titel: Re: Die Fähigkeiten unserer Helden
Beitrag von: Koriko am 21. August 2008, 10:13:15
Hm.. besondere Fähigkeiten haben meine Prota nicht.. sie sind allesamt durchschnittlich, weil die Geschichten zumeist in der Realität angelegt sind. Ich halte wneig von überboosteten Cahraktere mit einer Latte an Fähigkeiten und Fertigkeiten.

In "Assjah" ist der Hauptcharakter ein Schüler mit guten Noten, 2 festen Freunden (ansonsten eher Außenseiter) und recht neugierig und loyal. Er hat ein Talent zu Singen, aber das hilft ihm nur wenig weiter, seine Abenteuer zu bestehen.
Der andere Prota zeichnet sich durch eine schrille Art (Punk) aus und ist mit einer Phantasie gesegnet, die wohl alles in den Schatten stellt (aber gilt das jetzt als Besonderheit?).

In "Atemlos" ist der Prota ein normaler Student, der ein altes Haus (inkl. Vampir) erbt. Später erhält er einige Fähigkeiten, verliert jedoch einiges, was ziemlich wichtig für die Orientierung und das Leben allgemein ist.

Irgendwie mag ich Normalos lieber... die werden in phantastische Situationen geworfen und müssen dann auf normalem Wege eine Lösung finden.
Titel: Re: Die Fähigkeiten unserer Helden
Beitrag von: Riesar am 21. August 2008, 10:25:30
Bei meinem Prota wäre es überaus unratsam für den Verlauf der Geschichte, ihn zu einem Alleskönner zu machen. Im Gegenteil, wirklich viele positive und aufregende Fähigkeiten besitzt er nicht. Im Grunde ist er ein hoffnungsloser Verlierer, der zusehen muss wo er bleibt.
Nur seine kleine Tochter, sein großer Schatz, ist das Einzige, was für ihn von Bedeutung ist. Und als ihm diese dann auch noch von seiner Ex-Frau entrissen wird, wird es richtig hart für ihn. Und hier beginnt seine Geschichte.
Für mich ist er schon allein durch seinen Charakter eine 'coole Sau'.  :snicker:
Ein Prota muss kein strahlender Schönling und Kraftprotz sein, um ihn zu etwas Besonderem zu machen. Solange er er selbst ist und die Geschichte zu dem macht, was sie werden soll, ist doch alles perfekt.

Oder was denkt ihr?   ???
Titel: Re: Die Fähigkeiten unserer Helden
Beitrag von: Falckensteyn am 21. August 2008, 13:40:52
Meine Hauptfigur ist Held wider Willen. Seine besondere Stärke liegt darin, Dinge zu hinterfragen und zu zweifeln. Zum Helden wird er, weil eine andere, weibliche Figur die sich unsterblich in ihn verliebt, den Helden in ihm sieht und ihn dazu macht. Er wird es ihr niemals verzeihen. Einige glückliche Dinge fallen ihm auch einfach zu, andererseits aber auch negative Ereignisse wie den Fiebertod seiner Mutter. Aber immerhin gehört er zur erlesenen Truppe der Meisterschützen, die allesamt die legendären "Schützenbogen" besitzen, welche ihnen aussergewöhnliche Treffsicherheit verleiht.

Aber seine einzige wirklich aussergewöhnliche Fähigkeit besteht eigentlich nur darin, dass er Zukunftsträume hat.

Mächtige Magie und starke Menschen gibt es in meiner Geschichte ebenfalls, aber meine Hauptfigur gehört definitiv nicht zu den "Übermenschen". Auch der Antagonist definiert sich vor allem durch Eifersucht und Hinterlist, und weniger durch herausragende Fähigkeiten.
Titel: Re: Die Fähigkeiten unserer Helden
Beitrag von: Felsenkatze am 21. August 2008, 15:51:14
Ich schätze mal, jede Charakter hat seine Daseinsberechtigung, ganz gleich, ob er fast alles kann oder nichts. Wichtig ist nur, dass die Geschichte, das Setting, der Tonfall und alles drumherum passen, und dass er - neben seinen Fähigkeiten oder Schwächen - einfach noch Charakterzüge hat.

Die mächtigen Helden, die in allem einfach perfekt sind, und die (beinahe) wir alle zum Kotzen finden, haben bisweilen einfach keinen glaubhaften Charakter. Der edle alleskönnende Ritter - was hat er für einen Grund, auf Questen zu ziehen? Wenn ich die Möglichkeiten habe, ganze Königreiche mit meiner Kraft und meiner Schläue zu unterwerfen - warum tue ich es dann nicht? Die meisten uninteressanten "Helden" haben darauf keine oder nur eine schwache Antwort.
Dass hier so viele Leute zu nicht-perfekten Helden tendieren liegt vielleicht gerade daran. Denn jemand, der etwas explizit nicht kann, muss diese Schwäche durch etwas Anderes ausgleichen und gewinnt dadurch an Charakter. Es ist ein simpler Trick, den auch ich gerne anwende. Ich persönlich arbeite oft mit recht fähigen Charakteren, die aber dafür unsicher sind, oder sonstige charakterliche Schwächen haben. Außerdem sind sie meistens nur in einem Bereich ziemlich fähig.

Aber ich habe auch schon Charaktere in Büchern gehabt, denen alles, was sie taten, gelang, und die ich trotzdem heiß und innig geliebt habe. Und das, weil sie trotz allem als Menschen rüberkamen. Ein Beispiel dafür ist mein Lieblingsbuch als Kind "Robin Hood" von Rosemary Sutcliff. Dieser Robin hat nie wirklich einen Kampf verloren (es sei denn der Gegner war massiv in der Überzahl), seine Pläne gingen immer auf, er war immer der Stärkste, Klügste und der beste Bogenschütze. Aber er hatte so viele kleine Eigenheiten, war bisweilen unüberlegt und jähzornig oder depressiv oder überheblich, dass mich seine Perfektion in körperlichen Dingen nicht die Bohne gestört hat.
Titel: Re: Die Fähigkeiten unserer Helden
Beitrag von: Falckensteyn am 21. August 2008, 20:50:27
Zitat von: Felsenkatze am 21. August 2008, 15:51:14
Dieser Robin hat nie wirklich einen Kampf verloren (es sei denn der Gegner war massiv in der Überzahl), seine Pläne gingen immer auf, er war immer der Stärkste, Klügste und der beste Bogenschütze. Aber er hatte so viele kleine Eigenheiten, war bisweilen unüberlegt und jähzornig oder depressiv oder überheblich, dass mich seine Perfektion in körperlichen Dingen nicht die Bohne gestört hat.

Es gibt viele klassische Helden, die nicht immer makellos oder vom Glück gesegnet waren. Man denke da nur an Siegfried, Ivanhoe oder auch an die griechische Mythologie.

Ich polarisiere sehr gerne, dass z.Bsp. ein Held zuerst ins Dunkel muss um danach wieder ans Licht emporzusteigen. Ganz im Stile der antiken Sagen.
Titel: Re: Die Fähigkeiten unserer Helden
Beitrag von: Roede Baer am 22. August 2008, 14:49:16
Meine "Helden" sind eigentlich auch nie strahlend.

Entweder sind sie an und für sich zwar fähige Leute, die allerdings bei der erstbesten Gelegenheit ordentlich eins auf die Mütze bekommen, oder sie sind Helden wider Willen (und oft auch wider Fähigkeiten). Dann mogeln sie sich eher irgendwie durch ihre Abenteuer, müssen ordentlich Federn lassen und wissen am Ende oft selbst nicht, wie sie die Sache wieder einmal gedeichselt haben.

Ich liebe einfach die Art Antiheld, wie sie so gern von Harrison Ford verkörpert wurde: Indiana Jones, Han Solo in Star Wars, oder Deckart in Blade Runner. Oder auch Mel Gibson in der Lethal Weapon-Reihe. Oft großmäulig und von sich selbst überzeugt, werden sie in schöner Regelmäßigkeit immer wieder zurechtgestutzt, bekommen ordentlich auf die Mütze und schaffen es am Ende doch immer irgendwie.

Dazu gesellen sich dann noch eine handvoll Neurosen, ein eingeschränkter Horizont und eine Prise Allerweltsmensch. Und schon habe ich meinen kantigen Protagonisten, der Stoff für unendlich viele Einfälle bietet (was mir beim Schreiben schon einmal graue Haare wachsen lassen kann).

Auf jeden Fall lege ich sehr viel Wert darauf, dass der Charakter von der Denkweise in seine Umgebung passt. Ich finde kaum etwas schlimmer, als ein abergläubisches Mittelalter-Setting zu haben, und mein Held rennt überall mit der Aufgeklärtheit eines Menschen aus unserer heutigen Zeit herum und posaunt heraus, dass Religion und Aberglaube doch völliger Schwachsinn sind.
Wenn alle um ihn herum dreckig sind, ist er das eben auch. Wenn um ihn herum vergewaltigt und gemordet wird, tut er das ebenso. Und wenn in seiner Kultur Rassismus ein allgegenwärtiges Thema ist, ist er eben auch Rassist. Warum sollte ausgerechnet mein Held eine gänzlich andere Körperhygiene praktizieren oder Moralvorstellung besitzen, als alle anderen Menschen um ihn herum?


Vergnügliche Grüße
Roede
Titel: Re: Die Fähigkeiten unserer Helden
Beitrag von: Sehnsucht am 22. August 2008, 20:29:44
Ich schreibe ganz besonders gerne über ganz und gar miese Charaktere. Sie sind zickig, unsicher, neidisch und die Ereignisse fliegen ihnen eher um die Ohren, als dass sie welche (positiv) verursachen. das macht überraschend viel Spaß.
Wenn man seine Mitmenschen aus einem bestimmten Winkel beobachtet und diese negativen Charaktereigenschaften analysiert, kann man einen wirklich glaubhaften Menschen zum Prota machen, der, besonders wenn er unfair ist, uns damit überraschen kann, das wir ihn doch mögen. Klappt sehr gut wenn man mit einem Ich-Erzähler arbeitet.
Bei fortschritten muss man allerdings behutsam rangehen... die Leser freuen sich dann aber auch schon über "kleine" Fort
schritt, was auch sehr schön ist.
Ein heldenhaftes Happy End kann es aber kaum geben, da muss man doch Realist bleiben.
Was ich nicht leiden kann sind Über-Superhelden, die mit einer Pseudo-Schwäche ausgerüstet werden, um sie glaubwürdiger zu machen. Zum Beispiel: Angst vor Katzen, aber sonst das perfekte Wesen. Was soll das bloß?
Jeder hat doch Charakterschwächen.
Titel: Re: Die Fähigkeiten unserer Helden
Beitrag von: Lomax am 23. August 2008, 01:14:37
Zitat von: Sehnsucht am 22. August 2008, 20:29:44... Über-Superhelden, die mit einer Pseudo-Schwäche ausgerüstet werden, um sie glaubwürdiger zu machen. Zum Beispiel: Angst vor Katzen, aber sonst das perfekte Wesen. Was soll das bloß?
*Gleich ein Beispiel im Kopf hab* Oh ja. Nerv!
Titel: Re: Die Fähigkeiten unserer Helden
Beitrag von: Coppelia am 23. August 2008, 09:51:13
Ja, da schließe ich mich an. Treffend bemerkt. ;D Wobei sowas ja auch beim Aussehen ebenso nervig ist: "Sie hätte perfekt ausgesehen, hätte sie nicht etwas zu volle Lippen gehabt/wäre sie nicht etwas zu schlank gewesen/hätte sie nicht eine etwas zu große Oberweite gehabt ..." :rofl:

Dank dieses Threads konnte ich sogar etwas wie leichten Tiefgang (bis zu den Knöcheln) in den neuen Plot bringen.

Man muss sich ja auch vor Augen halten: Es gibt wirklich sehr fähige Menschen. Aber welchen Preis zahlen sie für ihre eigene Perfektionierung? :hmmm: Und ist das wirklich für sie die beste Art zu leben?

Ich habe einige "strahlende" Typen - wie meinen letzten Prota - im Sinne von immer gut gelaunt, aber keine "strahlenden Helden".
Titel: Re: Die Fähigkeiten unserer Helden
Beitrag von: Churke am 23. August 2008, 10:23:46
Zitat von: Sehnsucht am 22. August 2008, 20:29:44
Zum Beispiel: Angst vor Katzen, aber sonst das perfekte Wesen. Was soll das bloß?

Nen Freund von mir hat mal einen Kampfhund "geerbt." (Zuhälter war erschossen worden)
Fifi war körperlich eine Kampfmaschine. Aber psychisch ein Stofftier. Wollte immer nur knuddeln und hatte panische Angst vor Katzen.
 
Also für nen Kampfhund voll der Loser. Der perfekte Protagonist. Sogar ich hab ihn gemocht, und ich hasse Hunde.  :vibes:

Titel: Re: Die Fähigkeiten unserer Helden
Beitrag von: Blake am 23. August 2008, 14:09:26
@churke
Der Zuhälter? Oder der Hundehalter?
Ich bin für Helden mit Ecken und Kanten. Aber klassischer Verlierer sind für einen Fantasy-Roman schwer zu kreieren. Interessant ist es für mich, wenn der Panzer eines überlegenen Charakters Risse bekommt. Durch neue Herausforderungen und Situationen. Das Normalo-wird-Superheld-Szenario finde ich etwas abgegriffen. Das ist eher selten, dass so etwas plausibel erklärt werden kann und stößt mir oftmals auf. Vielleicht liegt das aber an meinem Alter, denn früher fand ich solche Geschichten ganz toll. (Marke Karate Kid. Fünf Tage trainiert und schon gewinne ich gegen den Typen, den schon sein Leben lang trainiert.  :hmhm?: )
Titel: Re: Die Fähigkeiten unserer Helden
Beitrag von: Grey am 23. August 2008, 14:20:03
Zitat von: Blake am 23. August 2008, 14:09:26
Interessant ist es für mich, wenn der Panzer eines überlegenen Charakters Risse bekommt. Durch neue Herausforderungen und Situationen.

Tja ... das kann interessant sein, klar. Aber ich persönlich finde es nicht viel weniger abgegriffen als dein "Normalo-wird-Superheld-Schema ... ::)
Kommt halt immer drauf an, ob man es interessant erzählt ;)
Titel: Re: Die Fähigkeiten unserer Helden
Beitrag von: Churke am 23. August 2008, 15:06:13
Zitat von: Blake am 23. August 2008, 14:09:26
@churke
Der Zuhälter? Oder der Hundehalter?

Der Kampfhund. :psssst:

Was ich übrigens faszinierend finde, das sind Fähigkeiten, die es wirklich gibt, obwohl sie einem wie Zauberei vorkommen. Zum Beispiel einen Schwerthieb mit bloßen Händen am Körper vorbei zu leiten. Oder da gibt's doch diesen Franzosen, der wie Spider-Man an Wolkenkratzern herum turnt.
Titel: Re: Die Fähigkeiten unserer Helden
Beitrag von: Grey am 23. August 2008, 15:13:00
Zitat von: Churke am 23. August 2008, 15:06:13

Was ich übrigens faszinierend finde, das sind Fähigkeiten, die es wirklich gibt, obwohl sie einem wie Zauberei vorkommen. Zum Beispiel einen Schwerthieb mit bloßen Händen am Körper vorbei zu leiten.


Naja ... betrachtet man mal das Größenverhältnis Schneide:Breitseite, hat man eine ganz gute Chance, die richtige Stelle zu treffen.  :ätsch:
Titel: Re: Die Fähigkeiten unserer Helden
Beitrag von: Hr. Kürbis am 23. August 2008, 15:15:03
Zitat von: Churke am 23. August 2008, 10:23:46
Nen Freund von mir hat mal einen Kampfhund "geerbt." (Zuhälter war erschossen worden)
Fifi war körperlich eine Kampfmaschine. Aber psychisch ein Stofftier. Wollte immer nur knuddeln und hatte panische Angst vor Katzen.
 
Also für nen Kampfhund voll der Loser. Der perfekte Protagonist. Sogar ich hab ihn gemocht, und ich hasse Hunde.  :vibes:

Ich öle mich grad voll! Der Kampfhund war voll der Loser! :rofl:

*wischt sich die Lachtränen aus dem Gesicht*

So, jetzt aber wieder vernünftig ...  Ich denke, es ist gar nicht mal so schwer, keinen Überhelden zu kreieren. Man muss sich doch bloß in der Welt umschauen, irgendwer kann immer irgendetwas besonders gut oder überhaupt nicht. Und man muss nicht immer besonders "fähig" sein, um Macht zu erlangen, es reicht, wenn man eine Lobby hat. Ein besonders gutes Beispiel ist der derzeitige Präsident der USA, ich bin mir ziemlich sicher, dessen Job könnte ich mindestens machen, wenn nicht sogar besser! ;) ;D
Ich bin ja selbst kein besonders körperlich aggressiver Mensch, hab in der Schule auch mal einen an den Latz bekommen, aber trotzdem hab ich mich nie als die "schwächere" Person empfunden. Ich hatte die spitzere Zunge und die schärferen Argument, während meinen "Klassenkameraden" nur noch blieb, sich körperlich zur Wehr zu setzen.
Also, es braucht keinen Helden, der jede Waffe beherrscht, aller Kampfstile mächtig ist, zaubert auf Teufel komm raus und an jedem Finger zehn ihn anschmachtende Mädels hat. Kreativität ist gefragt, und wenn unser "Held" die schon nicht hat, dann sollten doch wenigstens wir als "Schöpfer" ihn so in die Welt entlassen, dass er das notwendige Potenzial mitbringt, es aber (noch) nicht meistert und an die an ihn gestellten Herausforderungen wächst.
Titel: Re: Die Fähigkeiten unserer Helden
Beitrag von: Blake am 23. August 2008, 17:32:11
@Grey
Ja, da gebe ich dir Recht! Eigentlich ist beides etwas abgegriffen. Ob Superheld oder gebrochener Charakter. Es kommt eben wirklich darauf an, was man daraus macht. (Es lebe Rocky Balboa!) Nehmen wie Berhard Hennens "Elfen". Der perfekte Ritter Ollowain, der sich im letzten Band wirklich stark verändert. Oder im ersten Band Farodin, der Elfen"killer" der nur für die Rache lebt und darin perfekt ist. In Wirklichkeit ist er jedoch ein armer Wurm.
Wo wir bei den Fähigkeiten wären. Denkt ihr dabei auch immer gleich an tolle Schwertkünstler oder mächtige Zauberer?
Titel: Re: Die Fähigkeiten unserer Helden
Beitrag von: Grey am 23. August 2008, 17:49:52
Zitat von: Blake am 23. August 2008, 17:32:11
Wo wir bei den Fähigkeiten wären. Denkt ihr dabei auch immer gleich an tolle Schwertkünstler oder mächtige Zauberer?

Hmm ... nein. Ich meine, auch (wenn ich bedenke, dass die Hauptprotas in Lavendels und meinem Monumentalepos ein Schwertspezialist und eine Magierin sind ... :hmmm: ). Aber nicht nur. Es gibt ja so vieles mehr ... Falschspiel und andere Betrügereien zum Beispiel. Oder herausragende Intelligenz. Oder Meister der Körperbeherrschung. Oder einfach nur überwältigendes Charisma ;D Um nur Beispiele zu nennen. Die ganz abgefahrenen Sachen wie Leben sammeln und dergleichen jetzt mal außenvor ;)
Titel: Re: Die Fähigkeiten unserer Helden
Beitrag von: Rhiannon am 23. August 2008, 19:34:33
Naja, einen Held in einer Welt, in der Schwert und Kampf eine große Rolle spielen, als kampfunfähig darzustellen, macht relativ wenig Sinn, daher sind meine Helden überwiegend nicht gerade schlecht im Führen einer Waffe, haben aber alle mindestens Charaktermängel. Und das teilweise nicht gerade kleine.

Aber alleskönnende Superhelden, die dann auch noch gut aussehen und einen superchara haben, finde ich einfach nur gähnend langweilig, denn so jemand gerät ja in keinen Konflikt und muss auch keine Probleme lösen.
Titel: Re: Die Fähigkeiten unserer Helden
Beitrag von: Tenryu am 23. August 2008, 20:19:02
Zitat von: Churke am 23. August 2008, 15:06:13Was ich übrigens faszinierend finde, das sind Fähigkeiten, die es wirklich gibt, obwohl sie einem wie Zauberei vorkommen. Zum Beispiel einen Schwerthieb mit bloßen Händen am Körper vorbei zu leiten. Oder da gibt's doch diesen Franzosen, der wie Spider-Man an Wolkenkratzern herum turnt.

Stimmt. Was z.B. diese Shaolin-Mönche aus China so drauf haben, ist sehr verblüffend.
Das Fassadenklettern hingegen ist relativ simpel (für einen geübten Kletterer). Im Gegensatz zu einer Felswand sind bei Gebäuden die Fassaden immer nach dem gleichen symmetrischen Muster gebaut, so daß man da viel leichter und schneller hochklettern kann.

Daß ein Normalo zum Helden wird, finde ich aber nicht so abwegig, so lange man es halbwegs nachvollziehbar darstellt.
Viele Menschen verfügen über besondere Fähigkeiten, die sie im Alltag nicht nutzen können, weil sie nur einen hirnlosen subalternen Job haben und keine Möglichkeit zur Entfaltung.
Titel: Re: Die Fähigkeiten unserer Helden
Beitrag von: Coppelia am 23. August 2008, 23:41:38
Ich stimme euch zu, aber ich habe noch einmal nachgedacht:

Bei Personen in besonderen Positionen erwartet man auch besondere Fähigkeiten und ist enttäuscht, wenn sie nicht vorhanden sind, oder was meint ihr? Der Präsident der USA ist vielleicht nicht das beste Beispiel. ;D Aber stellt euch vor, es geht z. B. um einen Raumschiffkapitän. Wärt ihr nicht enttäuscht, wenn er nicht zumindest ein paar nette Fähigkeiten hätte?
Es ist zwar realistisch, dass auch Personen in höheren Positionen bisweilen unfähig sind ;D, aber ich denke schon, dass man als Leser da auch eine bestimmte Erwartungshaltung hat.

Wie realistisch es ist, eine Kampftechnik zu beherrschen, wage ich nicht zu beurteilen. :hmmm: Es mag nützlich sein, aber so ganz nachvollziehen kann ich nicht, warum das Wissen um Schwertkampf in Fantasywelten häufig auch bei Bauernjungen verbreitet ist ...
Mein Prota des letzten Buchs hatte Militärdienst geleistet und befand sich in Besitz eines Schwerts. Aber kämpfen konnte er deswegen noch lange nicht und hat es auch sorgsam vermieden.

Um Charakterschwächen ging es hier ursprünglich nicht (aber es ist natürlich schon wichtig). Und natürlich sind Charakterzüge wie Einfühlungsvermögen o. ä. schon in gewisser Hinsicht Fähigkeiten.
Titel: Re: Die Fähigkeiten unserer Helden
Beitrag von: Tenryu am 24. August 2008, 01:20:03
Bei meinem ersten Roman habe ich mich, was die Schwertkampfsache anbetrifft, elegant aus der Affäre gezogen, indem ich dem unerfahrenen Helden einfach ein Zauberschwert verpaßt habe, das fast von allein kämpfte. Natürlich darf man das dann nicht zu exzessiv einsetzen, weil es dann arg konstruiert wirkt. Aber nachdem er zwei starke Gegner besiegt hatte, hielten ihn alle für einen großartigen Kämpfer und er mußte sein Schwert gar nicht mehr groß gebrauchen.

In meiner letzten Geschichte habe ich zum Glück mehrere Protagonisten, von denen einer ein gut trainierter Schwertkämpfer ist und als Mann fürs Grobe eingesetzt wird.

Zur Not kann man die besten Fähigkeiten auch einfach durch einen unglücklichen Zufall ausgleichen. So wird in meiner Erz12-1! die alleskönnende Kirina kurzerhand von einem Trottel, der mit einer Strahlenpistole herumspielt, außer Gefecht gesetzt.
Titel: Re: Die Fähigkeiten unserer Helden
Beitrag von: Churke am 24. August 2008, 09:53:16
Zitat von: Coppelia am 23. August 2008, 23:41:38
Bei Personen in besonderen Positionen erwartet man auch besondere Fähigkeiten und ist enttäuscht, wenn sie nicht vorhanden sind, oder was meint ihr?

Ich erwarte nur, dass sie dem Posten einigermaßen gewachsen und keine Blindgänger sind. Wenn man allerdings genau hinschaut, dann beruhten die großen Katastrophen auf Handlungen, die dem gesunden Menschenverstand widersprechen.
Aktuelles Beispiel der Amoklauf in Georgien. Ich weiß nicht, was sich der Saakaschwili gedacht hat, aber viel kann es nicht gewesen sein.  ::)

ZitatEs mag nützlich sein, aber so ganz nachvollziehen kann ich nicht, warum das Wissen um Schwertkampf in Fantasywelten häufig auch bei Bauernjungen verbreitet ist ...

In kriegerischen Gesellschaften kann ein solches Wissen durchaus zum Brauchtum gehören. Dass das gerne über einen Crashkurs beim weisen Meister vermittelt wird, ist ein anderes Thema.

Titel: Re: Die Fähigkeiten unserer Helden
Beitrag von: Volker am 24. August 2008, 11:13:19
Zitat von: Tenryu am 24. August 2008, 01:20:03
Aber nachdem er zwei starke Gegner besiegt hatte, hielten ihn alle für einen großartigen Kämpfer und er mußte sein Schwert gar nicht mehr groß gebrauchen.

Ein ähnliches Konstrukt tauch häufiger auf: der Held kann gar nicht wirklich damit umgehen, aber da ihn alle für ein As halten, riskiert keiner, das auch mal zu prüfen...

Sehr schön umgesetzt in der Star Trek Serie "Deep Space 9" in der Folge "House of Quark". Dort fällt ein total besoffener Klingonenkrieger in seinen eigenen Dolch, und Quark gibt (aus Werbezwecken für seine Bar) an, er habe ihn im Zweikampf auf Leben und Tod besiegt - ohne sich vorher über die Implikationen zu informieren.

Im Fantasy-Bereich ist vielleicht aus Robert Asprins "Ein Dämon kommt selten allein"-Serie "Der Große Skeeve" bekannt, der als Zauberlehrling (beherrscht gerade mal einen einfachen Illusionszauber - leidlich) immer wieder seinen eigenen Ruf überleben muss.
Titel: Re: Die Fähigkeiten unserer Helden
Beitrag von: Tenryu am 24. August 2008, 13:41:51
Zitat von: Churke am 24. August 2008, 09:53:16Aktuelles Beispiel der Amoklauf in Georgien. Ich weiß nicht, was sich der Saakaschwili gedacht hat, aber viel kann es nicht gewesen sein.  ::)

Als Weiberheld soll er hingegen sehr erfolgreich sein. Manchmal sind es eben die verborgenen Qualitäten, die nur auf den rechten Augenblick warten...  :snicker:
Titel: Re: Die Fähigkeiten unserer Helden
Beitrag von: Blake am 24. August 2008, 14:05:10
Das Versagen der menschlichen Intelligenz fällt natürlich dann auf, wenn etwas schief gegangen ist. Unser Gehirn funktioniert nunmal eindeutig nach den Regeln des Negativismus. Die meisten Sinneseindrücke im täglichen Leben sind so durchschnittlich, dass sie einfach gefiltert werden. Der Rest wird weitergeleitet und so unterbewusst verstärkt.
Und die Fähigkeiten der Helden sind oftmals so kapfbetont, weil sie einen entscheidenden Vorteil haben. Mit Feuerbällen, Pfeilen und Schwertern lässt sich wunderbar Interaktion erzeugen. Ein Schwertstreich und der Feind fällt um. Den Gegner totzuquatschen funktioniert hingegen selten.  :snicker:
Titel: Re: Die Fähigkeiten unserer Helden
Beitrag von: Hr. Kürbis am 24. August 2008, 14:34:52
Ich hab mir ja dieses Buch Acacia gekauft, was aufgrund der narrativen Erzählweise und den fast gänzlich fehlenden Dialogen ein Graus für mich ist. Aber eine Sache hat mich dennoch fasziniert ...

Der älteste Sohn des Königs erhält wie alle anderen adligen Sprösslinge eine Ausbildung im Schwertkampf. Diese Ausbildung beruht auf perfekt einstudierten, historisch überlieferten Figuren, die die Urahnen in wichtigen Schlachten zum Sieg verholfen haben. Der Prinz ist äußert stolz auf sein Können, ist er in seinem Studium doch sehr weit fortgeschritten und trainiert auf einer höheren Stufe als seine Kameraden.
Nur gibt es ein Problem ... niemand darf es sich erlauben, gegen ein Mitglied des königlichen Hauses die Waffen zu erheben, demzufolge trainiert der Prinz immer allein. Als er einem Kameraden, der sich ihm großspurig gegenüber verhält, zu einem Kräftemessen herausfordert, hat er also keinerlei praktische Kampferfahrung. Deswegen verliert er auch, denn sein Gegenüber reagiert anders als einstudiert und nicht nach "Schema F", wie man es dem Prinzen beibrachte.
Als hat überragendes Können in dem Fall nichts mit Erfolg zu tun.

Das ist aber so ziemlich auch die einzige Szene, die an dem Buch (bisher) gut war, ob noch mehr kommen weiß ich nicht. Werde es wohl nie zu Ende lesen ...  :nöö:
Titel: Re: Die Fähigkeiten unserer Helden
Beitrag von: Churke am 24. August 2008, 15:27:14
Zitat von: Stefan am 24. August 2008, 14:34:52
Als hat überragendes Können in dem Fall nichts mit Erfolg zu tun.

Die Niederlage beruht auf einem Trainingsfehler und war letztlich unvermeidlich, also konnte der junge Prinz nicht wirklich was.

Aber einer hatte mal Stress vor der Disse. Hat dann nen Highkick ins Gesicht kassiert. Perfekt gemacht, blitzschnell, völlig überraschend. Nur leider (oder zum Glück) absolut ohne jede Trefferwirkung, weil der Tritt völlig kraftlos kam. Hatte der Bursche irgendwie nie trainiert.  :rofl:

Oder: Einer hat sich mit nem scharfen Schwert verletzt. Hat beim Ausholen nicht daran gedacht, dass europäische Schwerter zwei Schneiden haben. :hmhm?:

Ja, dort draußen gibt's echte Experten, da muss man nicht mehr viel erfinden...  8)




Titel: Re: Die Fähigkeiten unserer Helden
Beitrag von: Hr. Kürbis am 24. August 2008, 15:38:25
Zitat von: Churke am 24. August 2008, 15:27:14
Die Niederlage beruht auf einem Trainingsfehler und war letztlich unvermeidlich, also konnte der junge Prinz nicht wirklich was.

Hm, doch, er konnte schon, aber es nicht so anwenden, wie er es gelernt hatte. Er musste eben erkennen, dass auf Figur A eben nicht unbedingt Figur B folgt, auch wenn man es als "beste Lösung" so gelehrt bekommt. Das war auch die faszinierendste Stelle, da der Prinz es wirklich während des Kampfes erkennt, eigentlich selbst zu dem Schluss kommt, dass es ja so nicht richtig sein kann und eigenständig versucht, auf seinen Gegner zu reagieren. Trotzdem reicht es natürlich nicht zum Sieg, aber die Figur hat sich weiterentwickelt.
Titel: Re: Die Fähigkeiten unserer Helden
Beitrag von: Melchior am 24. August 2008, 17:09:55
Da widerspricht dieser Prinz ja ziemlich dem typischem Schema des Helden, der im Grunde genommen nichts kann und trotzdem gewinnt (siehe Harry Potter). In dem Falle ist es mir lieber, wenn Protagonisten die Fähigkeiten haben, die sie für den Roman brauchen, und alle Prüfungen nicht durch einen recht unwahrscheinlichen Zufall bestehen.

Bei meinen »Helden« spielen Kampfkünste eigentlich keine Rolle, da ich aktive Aggression auch in Fantasy-Romanen im Grunde ablehne - wenn, dann sollte Gewalt kritisch reflektiert werden. Ein gewisser Wanderer ohne Name aus meinem neuesten Projekt hat lediglich die Gabe, als Neuling in dem Land Dogmen und Traditionen zu hinterfragen und so letztendlich eine althergebrachte Weltordnung zu stürzen - besondere physische Fähigkeiten oder Magie war dafür nicht vonnöten.
Titel: Re: Die Fähigkeiten unserer Helden
Beitrag von: Tenryu am 24. August 2008, 20:59:11
Zitat von: Churke am 24. August 2008, 15:27:14Oder: Einer hat sich mit nem scharfen Schwert verletzt. Hat beim Ausholen nicht daran gedacht, dass europäische Schwerter zwei Schneiden haben. :hmhm?:

Naja, sich die stumpfe Seite vor die Birne zu knallen ist aber auch nicht gesund.  :d'oh: Manche Leute sollten besser gar nicht mit Schwertern rumfuchteln.  :no:
Titel: Re: Die Fähigkeiten unserer Helden
Beitrag von: Romy am 24. August 2008, 21:08:56
Zitat von: Blake am 23. August 2008, 17:32:11
Nehmen wie Berhard Hennens "Elfen". Der perfekte Ritter Ollowain, der sich im letzten Band wirklich stark verändert.
Oder im ersten Band Farodin, der Elfen"killer" der nur für die Rache lebt und darin perfekt ist. In Wirklichkeit ist er jedoch ein armer Wurm.

Aber Ollowain verändert sich doch schon in Band 2 (Elfenwinter) sehr stark und nicht erst in Band 3 (Elfenlicht)!!!
Nachdem er in Band 1 ja noch Nebenfigur ist und als der perfekte Ritter dargestellt wird und außerdem eher unsympathisch, beginnt Band 2 damit, dass dem Leser erzählt wird, dass er gar nicht so perfekt ist. Alle Elfen, selbst wenn sie in erster Linie etwas anderes als Magier sind, besitzen die Fähigkeit, ihren Körper so weit zu regulieren, dass sie nie schwitzen oder frieren. Aber Ollowain besitzt diese Fähigkeit nicht. Wenn es zu warm ist, schwitzt er, was seine Mitelfen natürlich sehen können und hinter seinem Rücken spotten einige über ihn (offen würde sich natürlich niemand mit ihm anlegen!)
Indem Bernhard Hennen ihn gleich zu Anfang von Band 2 damit vorstellt, erreicht er damit nicht nur, dass das Bild vom perfekten Elfen zerstört wird, sondern auch Sympathie erzeugt wird, die man als Leser nach Band 1 nicht unbedingt hatte!
Zum Beispiel hab ich einen Freund, der von Band 1 total begeistert war und 2 auch lesen wollte. Dann hab ich ihm erzählt, dass Ollowain dort Hauptfigur ist. Er war total entsetzt und wollte 2+3 eigentlich nicht mehr lesen. - Aber dann hat er es doch getan und war begeistert und hat Ollowain ebenfalls ins Herz geschlossen  :hmhm?:

Und Farodin würd ich nicht unbedingt als armen Wurm bezeichnen, aber eine angeknackste Psyche hat er eindeutig, da gebe ich Dir recht, Blake  :hmhm?:
Titel: Re: Die Fähigkeiten unserer Helden
Beitrag von: Issun am 25. August 2008, 19:20:07
Helden, die keine Fehler haben, werden einfach zu schnell langweilig. Niemand wird sich mit ihnen identifizieren können. Manchmal wird das Superhelden-Klischee extrem übertrieben, wie in dem chinesischen Fantasy-Film "Hero" geschehen. Da bestehen nämlich zwei Attentäter gegen ein ganzes Heer- was dann aber schon wieder amüsant ist.  ::)

Zwar haben meine Charas immer die Fähigkeiten, die sie für ihren Job brauchen, aber es mangelt ihnen trotzdem nie an der einen oder anderen Schwäche.
Mein Protagonist ist ein brillianter Stratege, Schwertkämpfer und Reiter, hat dafür aber mit dem Bogenschießen nichts am Hut. Er ist trunksüchtig, beim Tanzen völlig unfähig und zeitweise selbstmordgefährdet. Ihn plagen cholerische Anfälle und Höhenangst, obendrein scheint er mir in letzter Zeit ein wenig naiv zu sein.
Ich glaube, dass Figuren oft stärker werden durch ihre Schwächen, obwohl man es natürlich auch da nicht übertreiben sollte.

Einer meiner Nebencharaktere kennt sich bestens mit Waffen und deren Pflege aus, wäre aber nicht imstande, eine zu führen, weil er weder die körperlichen Fähigkeiten noch die nötige moralische Haltung besitzt. (Selbstverteidigung ausgenommen.)
Seine eigenen Fehler versucht er durch Zynismus zu überdecken.

Zwar nerven strahlende Siegertypen, aber ich würde auch nicht gerne über den totalen Versager lesen, der vor dem Drachen davonläuft und ständig gerettet werden muss, weil er nichts zustande bringt. Ausgewogenheit ist immer der beste Weg.  ;)

Titel: Re: Die Fähigkeiten unserer Helden
Beitrag von: Blake am 25. August 2008, 19:57:04
@Issun
"Hero" ist ein moderner Fantasy-Film und der Namenlose (Jet Li) keinesfalls ein Superheld. Wer sich mit der chinesischen Geschichte und vor allem mit der wirklich reichlichen Mythologie auskennt, wird sich vor diesem Film verneigen. Schließlich geht es um die Einigung des gesamten Reiches, das dann China heißen wird. Der dargestellte Kaiser ist eine reale Person der Zeitgeschichte und selbst die Attentäter sind keine Erfindung. Natürlich sind ihre Eigenschaften eher im übertragenen Sinn zu verstehen. Ihre Fähigkeiten beschreiben die Widrigkeiten, mit der Qin zu kämpfen hatte. Es ist leider ebenso ein Film, der bewußt die Grausamkeit des Kaisers verschweigt. Aber der Namenlose beugt sich schließlich vor der Macht des Kaisers. In der Verbotenen Stadt, die fast 1.500 Jahre später erbaut wurde. (Sieht aber besser aus, damit können wir Europäer auch was anfangen!)

Das ist das Schöne an Fantasy! (Filme und Bücher sind echt viel schöner, wenn man sich mit Mythologie auskennt. Das gilt übrigens für alle asiatischen Filme, vor allem für Bollywood-Streifen.)
Titel: Re: Die Fähigkeiten unserer Helden
Beitrag von: Issun am 25. August 2008, 20:21:35
@Blake: War ja keinesfalls abwertend gemeint.  ;)
Ich habe auch nicht Jet Li gemeint, sondern die anderen, aber dass diese keine Superhelden sind, ist auch klar. Außerdem ist es ja Fantasy und daher ist so ziemlich alles möglich. Ich wollte nur den Vergleich anstellen- zwei Krieger gegen tausende.
Ich mag den Film übrigens auch.  :pfanne:
Titel: Re: Die Fähigkeiten unserer Helden
Beitrag von: Blake am 26. August 2008, 17:23:47
@Issun
Habe ich nicht als abwertend verstanden.

Ich finde es schon sehr interessant, wie reich gerade die asiatische Literatur an "Superhelden" ist. In Europa finden sich da eher wenige Vertreter, oder kommt mir das nur so vor? Und wenn, dann haben sie eher führerische Qualitäten, weit ab von den Qualitäten, wie sie in "Hero" bedient werden.  ;) An alle weiblichen TZler: Die ganzen Bollywood-Filme sind wesentlich vielschichtiger, als man glaubt. Nicht nur Liebe und Gesang, sondern eine tiefe Verwurzelung in Religion in Kultur. (Ich bin Filmwissenschaftler, was kein Beweis für die Richtigkeit meiner Aussagen ist, sagen zumindest meine Professoren immer...)
Titel: Re: Die Fähigkeiten unserer Helden
Beitrag von: Churke am 26. August 2008, 18:05:42
ZitatIch finde es schon sehr interessant, wie reich gerade die asiatische Literatur an "Superhelden" ist. In Europa finden sich da eher wenige Vertreter, oder kommt mir das nur so vor?

Europäische Helden hängen eben nicht an Drahtseilen und können daher nicht fliegen. Aber mit der Fingerspeer-Technik die Brust durchstoßen ging auch. (Demoxenes vs. Kreugas, 400 v. Chr. - die Statuen stehen im Vatikan.)





Titel: Re: Die Fähigkeiten unserer Helden
Beitrag von: Blake am 26. August 2008, 18:24:10
@churke
Entweder habe ich mich falsch ausgedrückt, oder du hast mich falsch verstanden.  ;D
Jet Li ist ein Mensch, der mittels Drahtseilen tolle Stunts hinlegt (meines Wissens ist er aber wirklich ein außergewöhnlich begabter Kampfsportler und passabler Schauspieler - schaut eucht mal Unleashed! im englischen Original an, echt gut!)
Aber stimmt, irgendwie hatte ich gerade die gazen griechischen Helden sträflich vernachlässigt. Unter Umständen liegt es aber wirklich daran, wie bereitwillig wir die weltlichen Erklärungen akzeptieren. Zum Beispiel der Rattenfänger von Hameln. Das war wohl nur eine Art wandernder Headhunter, der gut ausgebildete Fachkräfte in seine Heimat holen wollte. Und Kinder gab es im Überfluss, also sind sie ihm wie Ratten gefolgt.
Die Chinesen sind da nicht so schnell bereit, ihre Welt der Magie zu berauben. Sie beleben sie zur Stärkung der inneren Einheit sogar neu!
Titel: Re: Die Fähigkeiten unserer Helden
Beitrag von: Churke am 26. August 2008, 19:30:07
Mir ging's nicht um Jet Li speziell, sondern darum, dass in schätzungsweise zwei Dritteln der Eastern Flugkünste geboten werden. In Kino merkt man dann schon, dass das deutsche Publikum bei solchen Sachen abschaltet. Und ich denke, das erklärt auch, warum Siegfried zwar Drachen töten, nicht fliegen kann.

Da gibt's auch so nen Szene in einem Eastern aus HK. Die Portugiesen, die ja in HK immer dumm & böse waren  ;D, gucken blöd: "Wie macht der das?" - "Sein Geist stärker ist stärker als die Schwerkraft."
Das habe ich mir gemerkt, weil man mit dem Joker "sein Geist ist stärker als..." jede Superfähigkeit plausibel begründen kann.   8)
Titel: Re: Die Fähigkeiten unserer Helden
Beitrag von: Moni am 26. August 2008, 19:31:38
Zitat von: Roede Baer am 22. August 2008, 14:49:16
Ich liebe einfach die Art Antiheld, wie sie so gern von Harrison Ford verkörpert wurde: Indiana Jones, Han Solo in Star Wars, oder Deckart in Blade Runner. Oder auch Mel Gibson in der Lethal Weapon-Reihe. Oft großmäulig und von sich selbst überzeugt, werden sie in schöner Regelmäßigkeit immer wieder zurechtgestutzt, bekommen ordentlich auf die Mütze und schaffen es am Ende doch immer irgendwie.

Kann ich gut verstehen, sind auch eher meine "Helden". Allerdings eher in Bezug auf Filme die ich mag, oder Bücher die ich lese. Komischerweise sind meine Protas (zumidnest wenn ich Fantasy schreibe)  so gut wie nie Antihelden. Sie haben ihre Ecken und Kanten und Macken, aber je nach Charakter sind sie ziemlich gut in dem, was sie machen.

Allerdings scheinen gebrochene Helden oder Antihelden in den letzten Jahren auch in der Fantasy sehr in Mode gekommen zu sein, bin da schon über ein paar gestolpert. Eine Art Versuch, die Fantasy "realistischer" zu machen, in dem man ihr ein paar weniger strahlende Überhelden verpasst?
Titel: Re: Die Fähigkeiten unserer Helden
Beitrag von: Tenryu am 27. August 2008, 01:06:39
Wie alles unterliegt auch die Fantasy gewissen Modeerscheinungen. Und da die Buchproduktion in diesem Genre gewaltig ist, muß ja von Zeit zu Zeit mal etwas neues kommen, sonst wäre es ja unerträglich langweilig. Supermänner, die in albernen Kostümen durch die Lüfte schweben, will doch heute wirklich keiner mehr sehen.

Was mich heute eher nervt, ist das fast alle Figuren mit irgend einer tragischen Vergangeheit ausgestatet werden.

Was die asiatischen Helden betrifft: Ich mag diese albernen Filme nicht. Im Anime sieht es noch halbwegs gut aus, wenn Son Goku durch die Luft fliegt und Blitzkugeln verschießt. Aber bei realen Schauspielern wirkt das extrem albern. Ich bevorzuge einigermaßen realistische Kämpfe und Fähigkeiten. z.B. ein schönes Schwertgemetzel bei "Kozure Okami" oder die echte Kampfkunst eines Bruce Lee (der keine Kameratricks braucht, um schneller auszusehen, sondern im Gegenteil extra für die Kamera seine Bewegungen langsamer ausführen mußte.)
Titel: Re: Die Fähigkeiten unserer Helden
Beitrag von: Grey am 27. August 2008, 08:36:16
Zitat von: Tenryu am 27. August 2008, 01:06:39
Supermänner, die in albernen Kostümen durch die Lüfte schweben, will doch heute wirklich keiner mehr sehen.

Ähm ... korrigier mich, wenn ich falsch liege, aber ist nicht gerade zur Zeit ein gewisser Superheld in einem schwarzen Ganzkörperkondom der totale Hit im Kino? ::)

Tragische Vergangenheiten ... na ja, wie man's nimmt. Ich finde es persönlich immer gut, wenn eine Figur eine interessante Hintergrundgeschichte hat, die ihr Handeln nachvollziehbarer und glaubwürdiger macht. Und Leid und Tod sind nun mal interessant, nicht wahr?  :darth: Darstellen kann man das gut oder schlecht - wie immer.

Und asiatische Filme: Mag sein, dass sies da manchmal mit der Herumfliegerei etwas übertreiben. Aber deswegen würde ich nicht alle in dieser Sparte als "albern" abstempeln. Das sind sie nämlich keinesfalls. Im Gegenteil (wie Blake ja auch schon erwähnte) stecken meist ziemlich viele schlaue Gedanken drin, oder auch vier bis sieben metaphorische Ebenen ... ;) Da kann Bruce Lee trotz aller Kampfkunst leider nicht mithalten, zumindest in keinem der Filme mit ihm, die ich kenne.
Titel: Re: Die Fähigkeiten unserer Helden
Beitrag von: Coppelia am 27. August 2008, 08:46:22
ot: Batman kann nicht fliegen. Er nutzt Technologie. Meines Wissens gehört er zu den Superhelden ohne Superkräfte. Er hat nur tolles technisches Zubehör. Mir ist so, als hätte ich das mal in einem Comiclexikon gelesen./ot
Titel: Re: Die Fähigkeiten unserer Helden
Beitrag von: Aidan am 27. August 2008, 09:00:15
Ich denke, die tragischen Vergangenheiten bieten einfach Motivation. Wer soll denn bitte aus einer perfekten Umgebung, in der er sich sauwohl fühlt, aufbrechen wollen? Klar, eine Queste, aber die gab es ja auch nicht nur einmal. Irgendein Ereignis muss es ja geben, dass jemand seine Klamotten packt und loszieht.

Wobei sicher die Frage ist, wie dramatisch das Ereignis sein muss. Es muss ja nicht immer gleich ein ganzes Dorf verbrennen, manchmal reicht ja auch unerwiderte Liebe, Streit mit irgendeinem Hab-Was-Zu-Sagen oder ähnliches.

Und gleichzeitig denke ich, dass man eine Figur gut in einer Krisensituation charakterisieren kann und sie, genauso wie Autoren und anderen Menschen, an Tiefe gewinnt, wenn sie vor schwerwiegende Veränderungen und Konflikte gestellt wird. Sie soll sich ja auch oft innerhalb einer Geschichte weiterentwickeln, reifen, egal, ob sie am Ende scheitert oder gewinnt.
Titel: Re: Die Fähigkeiten unserer Helden
Beitrag von: Ary am 27. August 2008, 09:31:15
Meine "Helden" haben häufig einn dunklen Punkt in ihrer Vergangenheit, sind verletzt worden oder haben einen wie auch immer gearteten "Makel" (sei es eine besondere gabe, die im betreffebnden Kulturkreis als "böse" angesehen wird, sei es ein besonderes Aussehen, Narben, oder besondere Verhaltensweisen oder Einstellungen wie z.B. Homosexualität). Ich finde, genau wie Winterkind,d ass man gerade aus solchen Typen das meiste herausholen kann. Wie sie schon sagte - jemand, der in einer perfekten Welt lebt und dem es wunderbar geht, wird nicht ausbrechen. Meinem Feuersänger ging es zu Beginn der Geschichte auch viel zu gut, ich musste ihm erst ordentlich eins auf den Deckel geben, damit er sich zur Hauptfigur von 500 Seiten Roman qualifizieren konnte.
Titel: Re: Die Fähigkeiten unserer Helden
Beitrag von: Moni am 27. August 2008, 10:04:16
Zitat von: Coppelia am 27. August 2008, 08:46:22
ot: Batman kann nicht fliegen. Er nutzt Technologie. Meines Wissens gehört er zu den Superhelden ohne Superkräfte. Er hat nur tolles technisches Zubehör. Mir ist so, als hätte ich das mal in einem Comiclexikon gelesen./ot

ot: Genau, wie auch die ursprüngliche Spiderman. Der mußte in den Comics immer diese Kartuschen für den Spinnwebkleber auffüllen...  ;D /ot
Titel: Re: Die Fähigkeiten unserer Helden
Beitrag von: Romy am 27. August 2008, 14:48:32
Zitat von: Moni am 27. August 2008, 10:04:16
ot: Genau, wie auch die ursprüngliche Spiderman. Der mußte in den Comics immer diese Kartuschen für den Spinnwebkleber auffüllen...  ;D /ot

[OT]
Die Comics hab ich zwar nie gelesen, aber in der Zeichentrickserie, die ich als Kind regelmäßig gesehen hab, war das auch so.
Das stört mich bei der aktuellsten Verfilmung auch am meisten, dass die Spinnweben quasi aus ihm selbst kommen (obwohl es ja auch irgendwie logischer und natürlicher ist, als die Sache mit den Kartuschen, die er sich quasi ins Handgelenk eingesetzt hat ...)  ::)
[/OT]
Titel: Re: Die Fähigkeiten unserer Helden
Beitrag von: Jara am 28. August 2008, 21:57:24
Die Sache mit der tragischen Vergangenheit finde ich auch total wichtig.
Unabhängig davon, ob der Held ein toller Kerl oder eine Niete ist, macht das, was er bisher erlebt hat, seine Persönlichkeit aus und das macht ihn einzigartig und eben zu deinem Helden.
Auch Makel sind toll. Das müssen ja nicht unbedingt Schwächen des Protagonisten sein,
sondern wie Aryana gesagt hat, etwas dass von der Umwelt als unnormal aufgefasst wird.
Und zu Batman: Der hat wirklich keine Superkräfte. Ich möchte ihn deswegen ja nicht diskriminieren, ich bin Menschenrechtler :D, aber ich finde das ist eine recht große Schwäche für einen Helden, der gegen Feinde mit übernatürlichen Kräften kämpfen muss. Und macht ihn langweilig, meiner Meinung nach. Aber Geschmäcker sind hal verschieden.
Titel: Re: Die Fähigkeiten unserer Helden
Beitrag von: Mardil am 29. August 2008, 00:38:03
Zitat von: Jara am 28. August 2008, 21:57:24
Die Sache mit der tragischen Vergangenheit finde ich auch total wichtig.
Unabhängig davon, ob der Held ein toller Kerl oder eine Niete ist, macht das, was er bisher erlebt hat, seine Persönlichkeit aus und das macht ihn einzigartig und eben zu deinem Helden.
Auch Makel sind toll. Das müssen ja nicht unbedingt Schwächen des Protagonisten sein,
sondern wie Aryana gesagt hat, etwas dass von der Umwelt als unnormal aufgefasst wird.

Tragisch ist an sich nicht schlecht, ich bevorzuge aber eher problematisch/schwierig. (Falls ich dich jetzt ein wenig falsch verstanden habe, vergiss es aber ich verbinde tragisch mit einer verlorenen Liebe o.Ä.)
Generell sollte man sich für jeden Helden eine durchgedachte Vergangenheit überlegen, sogar wenn er an Amnesie leidet/gelitten hat (der Klassiker ;D ). Spreche zwar jetzt einfach nur aus eigener Erfahrung aber mir fällt es ein wenig leichter, wenn mein Prota einen kompletten (und auch mir bekannten ;) ) Lebenslauf hat.
Und zu Makeln würde ich einen Mix aus Schwächen und einfach nur von Anderen abgelehnten Dingen bevorzugen. Solange der Plot dadurch nicht unrealistisch wird (Bauerjunge, der noch nie mit einem Schwert umgehen konnte, besiegt fiesen Obermotz im Zweikampf), kann man da ruhig mehr als nur eine einfache Phobie, Sucht usw nehmen.
Titel: Re: Die Fähigkeiten unserer Helden
Beitrag von: Coppelia am 29. August 2008, 07:12:24
Die tragische Vergangenheit finde ich persönlich eher unnötig. Sie ist manchmal sogar eher hinderlich - bei fröhlichen Figuren, lustigen Geschichten usw. ;) Und ich finde schade, dass man quasi Potential verschenkt. Man wird wohl selten live miterleben, wie die Vergangenheit jetzt konkret war (auch wenn es in Final Fantasy 7 toll umgesetzt ist), und das ist ja doch schade. Der Held will sich dann am Bösi rächen und so ... alles schon hunderttausend mal gehabt, da muss man wirklich eine gute Leistung vorlegen, um mich noch zu interessieren.
Übrigens hab ich aufgehört, Fable zu spielen, als das Heimatdorf des Helden abbrannte. *gähnsmiley*

Wenn ich so darüber nachdenke, hatte Lotti quasi gar keine Vergangenheit, als die Romane angefangen haben. :hmmm: Generell finde ich es leichter, wenn die Figur durch "normale" Dinge ihr Profil erhält. Zur Vergangenheit meines "Superfeldherrn" gehört es z. B. , dass er von seiner Verlobten verlassen wurde. Ein harter Schlag für ihn, aber objektiv gesehen geht es durchaus schlimmer. Aber auch Figuren, die bisher eigentlich keine Probleme hatten, können ja erst recht interessant werden, wenn es für sie zum ersten Mal in ihrem Leben "ans Eingemachte" geht. Sie brauchen dann einen logischen Hintergrund für mich, sodass ich weiß, wie sie bisher gelebt haben.

Andererseits hat wohl (fast) jeder einen wunden Punkt in seiner Vergangenheit, von dem er meint, dadurch habe sich sein Leben eventuell anders entwickelt als gewünscht ...

Wahrscheinlich können wir auch den Club aufmachen der Helden, deren Eltern tot sind - wollen wir wetten? ;D
Ok, bei einigen weiß ich gar nicht, ob sie noch leben. Oder dann sind sie meist "böse".
Titel: Re: Die Fähigkeiten unserer Helden
Beitrag von: Churke am 29. August 2008, 09:32:23
Der Paradetyp mit dubioser Vergangenheit: Steven Seagal.  8)
Was natürlich nicht heißt, dass er Probleme hat. Nein, nicht mal Gewichtsprobleme.  :psssst: Aber wer sich mit ihm anlegt, DER hat ein Problem. :vibes:

Ich find's viel interessanter, wenn eine Figur eine finstere Zukunft hat. Jemand wie Macbeth zum Beispiel, der sich zum Schurken entwickelt.
Titel: Re: Die Fähigkeiten unserer Helden
Beitrag von: Mardil am 29. August 2008, 20:18:56
Zitat von: Coppelia am 29. August 2008, 07:12:24
Die tragische Vergangenheit finde ich persönlich eher unnötig. Sie ist manchmal sogar eher hinderlich - bei fröhlichen Figuren, lustigen Geschichten usw. ;) Und ich finde schade, dass man quasi Potential verschenkt. Man wird wohl selten live miterleben, wie die Vergangenheit jetzt konkret war.

Da ich die Vergangenheit meines Protas genauso interessant (wenn nicht sogar noch ein wenig fesselnder) wie seine Erlebnisse in der Haupthandlung fand, plane ich einfach die Vergangenheit als Nachfolger und Aufklärer in einen eigenen Band zu fassen. Und die Vergangenheit dieser Vergangenheit (ich versteh irgendwie schon selbst nicht mehr, was ich da fasele ;D ) ist dann unspektakulär, beides hat seinen Reiz. (wenns nicht 08/15 ist, ich will ja jetzt auch nicht auf der 08/..ich meine auf der innovativen Beginnstory von Fable herumhacken, etwas derartiges hatte die Welt bis dahin noch nie gesehen ;) )

Zitat von: Coppelia am 29. August 2008, 07:12:24
Wahrscheinlich können wir auch den Club aufmachen der Helden, deren Eltern tot sind - wollen wir wetten? ;D

Seltsamerweise könnten sogut wie alle meine Protagonisten beitreten...allerdings habe ich ein (relativ realistisches) mittelalterliches Setting, ergo eine Lebenserwartung von höchstens 60. Also ist es eigentlich logisch, dass die meisten Eltern der an die 30jährigen Charaktere schon hopps gegangen sind (auch mit einem natürlichen Tod).

Aber wäre es nicht irgendwie komisch, wenn der Serienmörder mitten im Geschehen aus der Stadt flüchtet...um seine Mammi mal wieder zu besuchen? ;D
Titel: Re: Die Fähigkeiten unserer Helden
Beitrag von: Aidan am 31. August 2008, 19:05:16
Warum sollte er nicht Mami besuchen? Als jetzt die ganze Debatte mit der RAF hochkam, wegen Begnadigung und ähnlichem, wurden mal die Eltern angesprochen. Jeder hat irgendwie Eltern (gehabt).

Und in einer Story könnte es ja sein, dass "Mamilein" auch ein wenig seltsame Gewohnheiten hat. Und wenn es nun mal die Zeit ist, in der man IMMER zu Muttern muss, Kaffee trinken, dann muss das nächste Opfer nun mal ein wenig warten. (O.k., es könnte leicht skuril werden, aber nun gut.)

Meine Protas würden nur teilweise dem Club beitreten können. Noch nicht mal meine kleine Priesterin, die gerade alles verloren hat, denn ihre Eltern leben noch, auch wenn sie sie nicht kennt.
Titel: Re: Die Fähigkeiten unserer Helden
Beitrag von: Melchior am 31. August 2008, 20:55:22
Zitatjemand, der in einer perfekten Welt lebt und dem es wunderbar geht, wird nicht ausbrechen
Aber in diesem Falle kann die kleinste Störung umso verheerender wirken - wie ein Staubkorn auf einem Einkristall. Gerade diese Charaktere finde ich auch oft interessant, wobei »perfekt« natürlich eher relativ zu sehen ist. Diese prägende Schwäche dagegen, die am Ende doch seinen Stärken weicht/zum Verderben führt, muss schon gut ausgebaut werden, da auch sie nicht zu den ungewöhnlichsten Schemen gehört.

ZitatWahrscheinlich können wir auch den Club aufmachen der Helden, deren Eltern tot sind - wollen wir wetten?  ;D
Ich bekenne, ja.  :-[
Doch für den eingefleischten Fantasy-Fan ist das natürlich auch wieder nur HdR-Imitation.  ;)