Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum

Eingangshalle => Das Willkommensboard => Thema gestartet von: Arcor am 26. November 2025, 16:44:19

Titel: viness: Nur eine Kurzgeschichte, hatte ich gesagt...
Beitrag von: Arcor am 26. November 2025, 16:44:19
Liebe TiZis, während das Forum in den letzten Zügen des NaNo liegt, stößt aus dem fernen China ein Fan von gritty Dark Fantasy zu uns. Herzlich Willkommen viness!


Wer bist du?
Hi!

Ich bin Marvin.

Ich bin eigentlich kein Autor. Selbst Hobby-Autor ist vermutlich noch zu viel gesagt. Ich bin Unternehmensberater – das heißt: keine Zeit unter der Woche, Schreiben nur am Wochenende (sagte er, während er die Bewerbung an einem Dienstag abschickt).

Vor drei Jahren bin ich nach China gezogen. Mit der Arbeit und meiner Frau im Gepäck. Das bedeutete, noch weniger Zeit. Bald kommen wir zurück. Bestimmt.

Schreiben tue ich nicht regelmäßig, nur dann wenn die Muse mich küsst. Doch wenn sie mich küsst, dann intensiv; so richtig feuchte Schmatzer auf die Stirn. Allein 50.000 Worte in den letzten zwei Monaten und das nur an den Wochenenden.

Und sieh an – ich habe das Buch fertig, über das ich bereits seit vier Jahren nachdenke. Jetzt nur noch weitere vier Jahre lektorieren.

Es wird Zeit, dass ich mich mal mit jemandem austausche, der auch gerne schreibt, und endlich lerne, was ich eigentlich tun sollte.


Was schreibst du?
Ich liebe Gritty Fantasy, Dark Fantasy, Grey Characters. Alles das, bei dem man den Antagonisten nicht bereits an der Farbe der Rüstung erkennt – oder der fehlenden Nase. Und darüber schreibe ich.

Nur eine Kurzgeschichte, hatte ich mir gesagt, um den Charakter und die Welt vorzustellen, die sich in meinem Kopf festgebissen haben. Aber ich möchte auch, dass es eine Mystery-Geschichte ist; es braucht also ein Geheimnis und eine Wendung. Vielleicht sollte es nicht so gradlinig sein? Lass uns noch etwas hinzufügen, den Charakter ausbauen, die Welt vertiefen. Plötzlich sind es 100.000 Worte und die Outline zu drei weiteren Büchern.

Es geht ums Dazugehören. Ein Hauptcharakter, der die Welt meidet, weil sie ihn abstoßen würde, wenn sie ihn als das erkannte, was er war. Doch als sich auch sein letzter Freund verletzt, ist er gezwungen, Hilfe anzunehmen und anzubieten. Er unterstützt die aussichtslose Suche nach einem Gewechselten. Er war gut darin; es war schließlich das Einzige, das er jemals gelernt hatte – doch irgendwie passten die Spuren dieses Mal nicht zusammen.


Warum wir? Warum du?
Ich suche nach Leuten, mit denen ich über das Schreiben sprechen kann, Ideen spiegeln kann, von denen ich etwas lernen kann - in dem Genre, das ich liebe.

Ich strotze vor Ideen und Motivation und bin überzeugt davon, dass ich gute Geschichten habe, aber mir fehlt das Handwerkliche. Natürlich möchte ich über Ideen für mein Buch sprechen, aber auch über das Schreiben an sich; Gedanken von anderen Autoren lesen – verstehen, welche Entscheidungen ihr trefft und warum – um am Ende selbst zu wachsen. Und wer weiß, vielleicht kann auch wer etwas von mir lernen; schließlich schreibe ich nun selbst seit fast vier Jahren, habe mich mit Plotstrukturen, Charakterentwicklung und World Building auseinandergesetzt und ein ganzes Buch geschrieben, wenn auch alles andere als fertig.

Bisher kennt nur meine Familie meine Geschichte; die finden sie fantastisch, aber die finden alles fantastisch, was ich mache. Und meine Frau; die findet sie schrecklich, aber die findet alles schrecklich... Ich liebe meine Frau. Ich glaube dennoch, dass ich mich zusätzlich mit Gleichgesinnten austauschen sollte.

Hier bin ich nun also. Voller Motivation. Fühle mich bereit, nachdem ich auch die letzte Herausforderung gemeistert habe – zu erkennen, dass der Link zur Bewerbung in derselben Farbe ist, wie der Text selbst.


Kurze Kostprobe
Was für ein beschissener Tag. Erst hatte ihn die Schwefelkatze angegriffen, dann war Carbune auf den Holzsplitter getreten und nun wollte dieser verdammte Gasthof nicht auftauchen. Von wegen ein Tagesritt entfernt, sie waren seitdem schon fast zwei Tage unterwegs. Einen halben davon humpelnd, musste Valeriu eingestehen.
Sein Magen knurrte und seine Augenlider waren schwer. Nur seine Beine waren noch schwerer. Beschissener hätte es nicht mehr laufen können.
Etwas platschte auf seine Stirn und lief ihm die Wange hinab. Kurz danach traf ihn der nächste Tropfen. Valeriu blickte in den Himmel, wo der Mond von einer schwarzen Gewitterwolke verschluckt wurde. Fast lachte er auf, als sich hinter den Baumkronen der erste Blitz über den Himmel zog.
,,Ist das nicht schön?"
Ein fernes Donnern unterbrach ihn.
,,Wenigstens auf eins kann man sich noch verlassen. Egal, wie scheiße der Tag ist – es geht immer noch beschissener."