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Allgemeines => Tintenzirkel => Phantastik und Fantasy => Thema gestartet von: Fianna am 30. September 2025, 14:28:06

Titel: Story.one trainierte KI mit Autoren-Wettbewerb?
Beitrag von: Fianna am 30. September 2025, 14:28:06
Den Young Storyteller Award 2025 hatten wir gar nicht im Forum verlinkt.

Pünktlich 4 Wochen nach Ablauf des Wettbewerbs wurde ein neues Feature vorgestellt, bei dem KI den Rohentwurf oder die Idee des Buches stilistisch verbessert und überarbeitet.

Story One - Schreib dein Buch mit KI (//http://)

Schön sind die Übetschriften Weg A. Selbst schreiben. und Weg B. Mit dem Story Editor.

Weg B kann man gar nicht lesen, ohne einen Account anzulegen. Deshalb hat hier auf Threads (https://www.threads.com/@wortakrobat_com/post/DPOUlm_CBLc?xmt=AQF0NjG8FdV4bFbSeDDBgOjEq3whlC4KsQLbPKrhpjpyJQ&slof=1)  jemand Screenshots aus dem Newsletter gepostet.
 
Titel: Re: Story.one trainierte KI mit Autoren-Wettbewerb?
Beitrag von: novembercat am 30. September 2025, 16:09:57
Award würde ich das nicht nennen.

Ich habe zwei Bücher dort veröffentlicht, weil ich einfach mal gerne ein Buch in der Hand haben wollte. Denkt von mir, was ihr wollt. Der Druck in der Familie, mit Schreiben Erfolg zu haben, ist da. Mir ging's nicht gut, es ist ein schönes Dings, außer mir haben es fünf Leute haben wollen. Es geht super schnell, die Bücher haben einen geringen Umfang und sehen hübsch aus. Ein Erfolgsgefühl halt.

Anfangs dachte ich eben, es wäre so: Man pflegt den eigenen Text ein, fügt 12 Kapitel (pro Kapitel etwa drei kleine Seiten, ca 1200 Wörter) zu einem "Buch" zusammen und wenn man quasi "entdeckt" wird, bekommt man den Award.
Ich habe gedacht, was jede*r denken würde: "Bei meinem Talent keine Frage! Ha!"
Aber für den Award qualifiziert man sich erst, wenn man über 300 Bücher verkauft hat. Das System ist gestaffelt. Ab 10 Büchern kriegt man ein paar Euro, ab 30 Büchern soll der Rubel rollen und ab ... yes! ... 300 Büchern kommt man in den Genuss, in einem Thalia ausgestellt zu werden. DANN erst wird man für die Jury interessant.
Für mich war das kein Weg, ich wollte niemanden zwingen, mein Buch zu kaufen. Guten Gewissens bewerben konnte ich es nicht - 18 € für paar tausend Wörter ... das ist zuviel.
So habe ich den Traum, einen Preis zu gewinnen, sehr schnell zu den Akten gelegt.

Für mich war die Reise zu Ende. Für mich und meine Mama gab es ein Buch. Es ging schnell, ich hatte keinen Ärger mit dem Setzen usw.
Korrektur wurde es nicht wirklich gelesen, obwohl man auf eine Freigabe warten muss. Auf der ersten Seite habe ich einen offensichtlichen Fehler drin. Korrekturen kosten 25 €, sobald veröffentlicht wurde.

Jetzt kommt's:
Die Gefahr, dass jemand halt mal schnell 300 Bücher kauft, um sich für den Award zu qualifizieren, schätze ich hoch ein. Man wird ja schon mit Erfolgsverheißungen gelockt. Und man bekommt Angebote: wer 300 der eigenen Bücher kauft, zahlt pro Exemplar nur noch 8 €. Bei 1000 Stück sind es nur 5 €.
Hallo? Ich hatte Sorge, ich falle drauf rein.
 
Haltet wieder von mir, was ihr wollt. Ich habe nicht gekämpft, ich habe mein Zeug nicht runtergenommen. Ich hatte meine Vorteile gesehen: andere können gratis lesen, was ich geschrieben habe. Das ist ja weiterhin möglich, auch ohne Account. Ich bin mit social media nicht die Leuchte, es macht mir so bissl Beklemmungen. Natürlich habe ich den Druck gefühlt, mich zu präsentieren. Tja. Jetzt gerade hinterfrage ich das.

Die Seite verspricht, ähnlich zu funktionieren wie social media. Man soll anderen Content liken können und miteinander ins Gespräch finden.
Das hat bei mir nie funktioniert. Andere haben das bemängelt und man wurde vertröstet. Jetzt frage ich mich (wo ich es das erste Mal für jemand anderen verständlich zusammen fasse), ob das vielleicht fake ist. Ob dort falsche Accounts sind, die einem vorgaukeln, mit anderen zu interagieren. Ich konnte nie jemandem antworten, der mich geliket hat, ich konnte nie jemandem schreiben, der mir geschrieben hat. Die Funktion ist kaputt. Trotzdem bekam ich likes und wurde gesehen und auch angeschrieben.
(Akte-X Musik jetzt)

Ich habe mich jetzt wieder eingeloggt, um zu sehen, was mit KI los ist. Sieht auf den ersten Blick aus wie ChatGPT im Rahmen von dieser Seite. Man kann einen Text ja durch alle möglichen KIs jagen (DeepL soll ganz gut sein), wenn man ihn generischer klingen lassen möchte.
Dort steht in den FAQ, dass sie keine Inhalte durch die KI wursten, ohne vorher explizit zu fragen. Das hoffe ich sehr.

Es sieht so aus, als hätten die Macher hinter Story.One alle, die schreiben können, abgegrast.  Jetzt möchten sie auch alle abzocken, die gerne schreiben können würden. Die Nutzung von KI kostet bei denen 50 €, Leute!

Mein Onkel hat mit über 80 seine Memoiren über BOD rausgebracht, für die Familie einfach. So schwer und so teuer kann's nicht sein. Hm...
Titel: Re: Story.one trainierte KI mit Autoren-Wettbewerb?
Beitrag von: Malinche am 30. September 2025, 19:38:22
Tatsächlich schlug das Thema KI-Nutzung sogar schon Wellen, während der Wettbewerb noch lief, weil Story One da schon explizit erlaubte, KI-generierte Beiträge einzureichen:

Zitat von: Story OneAb 2025 erlauben wir ausdrücklich den Einsatz von KI-Tools zur Erstellung von Texten und Illustrationen. Voraussetzung ist die transparente Angabe der KI-Nutzung im Impressum des eingereichten Buches. KI-Tools sind erlaubt, jedoch kein Ersatz für kreative Leistung: Entscheidend für die Bewertung ist stets die Qualität und Originalität der kreativen Umsetzung.

(Link)

Ich hatte das damals nur am Rand mitbekommen, hier ist das z.B. auf Bluesky mal thematisiert worden (im Thread ist noch ein Screenshot eines Instagram-Statements von Story One verlinkt).

Rückblickend ergibt das natürlich noch mehr Sinn, wenn sie jetzt ein entsprechendes Tool auf der eigenen Seite implementiert haben.

@novembercat: Danke für den Bericht - ich z.B. hatte überhaupt nicht auf dem Schirm, wie es bei diesem Wettbewerb läuft. Puh.

@Fianna: Ich glaub, der Link in deinem Beitrag ist unvollständig?