Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum

Handwerkliches => Das Sprachbastelboard => Thema gestartet von: Ary am 10. Februar 2008, 19:20:18

Titel: Die Sache mit dem "n" und dem "m"
Beitrag von: Ary am 10. Februar 2008, 19:20:18
Hallihallo,
folgende Frage:
Heißt es "der mit feinem rötlichen Sand bedeckt war" oder " mit feinem rötlichem..." ?
Ich halte Version 1 für richtig, Beta Lisande Version 2. Wer hat Recht? Hülfe!
Titel: Re: Die Sache mit dem "n" und dem "n"
Beitrag von: Chuck am 10. Februar 2008, 19:22:58
Ich dachte und war immer der Meinung, dass man nie n und n und m und m (das hätte ich auch eleganter ohne "und" lösen können) nimmt/nehmen soll. Also das eine dann mit n und das andere mit m. Allerdings kann ich es gerade nicht beweisen.
Titel: Re: Die Sache mit dem "n" und dem "n"
Beitrag von: Coppelia am 10. Februar 2008, 19:23:04
Version 2 ist richtig. Die beiden Adjektive stehen im Dativ Singular und haben daher dieselbe Endung. Sie beziehen sich schließlich beide auf "Sand". Du findest es leicht heraus, wenn du eins weglässt.

... der mit feinem Sand bedeckt war.
... der mit rötlichem Sand bedeckt war.

Chuck hat aber Recht, elegant klingt es nicht, wenn man beide Adjektive nimmt. ;)
Titel: Re: Die Sache mit dem "n" und dem "n"
Beitrag von: Ary am 10. Februar 2008, 19:57:32
Danke!

*umformulieren geht*
Ich bin  schon ganz gaga, ich habe heute ganze 5 Kapitel überarbeitet und weiß gerade nicht mehr, was richtig und was falsch ist.
Titel: Re: Die Sache mit dem "n" und dem "m"
Beitrag von: Lisande am 10. Februar 2008, 20:50:44
Was, Du zweifelst meine Grammatik-Korrekturen an?  :d'oh: Ich werde verkannt...

:P
Titel: Re: Die Sache mit dem "n" und dem "m"
Beitrag von: Beate am 10. Februar 2008, 20:52:26
Also nach Deutsch LK würde ich sagen, Version 1 ist richtig. Es wird immer nur eines der Adjektive in den Dativ versetzt.
Also mit feinem, rötlichen Sand bedeckt... Einzeln würden beide im Dativ sein (mit feinem und rötlichem Sand)...

Kann natürlich auch sein, dass die letzte Rechtschreibreform ohne Konsequenzen und Informationen an mir vorbeigegangen ist. Meine Deutschlehrer haben Version 1 immer als richtig gewertet *g*
Titel: Re: Die Sache mit dem "n" und dem "m"
Beitrag von: Lomax am 10. Februar 2008, 21:20:47
In gewisser Hinsicht haben beide Seiten Recht, und die Verwirrung hat eine entsprechende Vorgeschichte. :) Früher galt nämlich mal die Regel, dass Reihen unabhängiger Adjektive gleich gebeugt werden, aber das zweite Adjektiv schwach gebeugt wird, wenn es enger zum Substantiv gehört und durch das erste Adjektiv näher bestimmt wird. Nach dieser Regel wäre korrekt gewesen:
"mit feinem, rötlichem Sand", aber
"mit feinem rötlichen Sand"
(Coppelia, dein Einwand löst daher das Problem nicht, weil bei schwacher Deklination auch das -n im Dativ korrekt ist)

Heute werden mehrere Adjektive allerdings grundsätzlich gleich gebeugt, und daher ist inzwischen auch "mit feinem rötlichem Sand" korrekt(er). Aber: Keine Regel ohne Ausnahme: Im Duden 9 wird auch darauf hingewiesen, dass die schwache Beugung immer noch vorkommt, wenn das Substantiv ein Maskulinum oder Neutrum ist und im Dativ Singular steht. Das ist hier der Fall.
  "mit feinem rötlichen Sand" kann man also wohl nicht als wirklich falsch bezeichnen, aber zumindest als veraltet. Es repräsentiert eine aussterbende Beugungsform - und ich würde sagen, je nachdem, wie aktuell der Lehrer war, den man in der Schule hatte, oder wie veraltet die persönlich prägende Literatur, wird man heute das eine oder das andere als richtiger empfinden ;)
Titel: Re: Die Sache mit dem "n" und dem "m"
Beitrag von: Ary am 10. Februar 2008, 22:10:04
Danke für die Erläuterung! Mir kommt das mit dem "feinem rötlichem" nämlich grottenfalsch vor, weil ich es anders gelernt habe und es so in meinem Sptachempfinden drin steckt.
Titel: Re: Die Sache mit dem "n" und dem "m"
Beitrag von: Silva am 10. Februar 2008, 22:26:45
Mir geht es auch so wie Aryana.
Ich habe die Variante mit der schwachen Beugung im zweiten Fall verinnerlicht und auch mir würde das doppelte "m" wiederstreben. Es klingt einfach nicht schön. Zum Glück darf man es noch in der anderen Variante schreiben. Ich würde sonst immer auf andere Formulierungen ausweichen.

Manchmal ist Deutsch echt gruselig.  :laken:
Gut, dass wir dich haben, Lomax!
Titel: Re: Die Sache mit dem "n" und dem "m"
Beitrag von: Lomax am 10. Februar 2008, 23:03:03
Ich persönlich empfinde auch die schwache Variante als sympathischer; ich habe allerdings auch schon in Lektoraten ganz brav auf stark/stark korrigiert. Ich bin da also etwas schizophren ;D

Aber ist meine persönliche Vorliebe tatsächlich darauf zurückzuführen, dass für mich die Literaturgeschichte im 19. Jahrhundert endet ;) ... oder ist es nicht doch nur eine psychologische "Fehlleistung"? Sehr viel häufiger als über diese Adjektivreihen stolpert man ja über Verknüpfungen mit Pronomen, in der Art von "mit seinem rötlichen Sand". Und dann ist es ja so, dass das Adjektiv schwach gebeugt wird, wenn das Pronomen schon die Endung mitbringt.
  Wo ich jetzt auf das Thema noch mal explizit gestoßen werde, frage ich mich, ob das Unbehagen wirklich daher rührt, dass man irgendeine früher korrekte Form verinnerlicht hat - oder ob es nicht einfach daher kommt, dass man so oft die Verbindung mit dem Possesivpronomen gesehen hat und unterbewusst die Regeln dafür auch auf Verbindungen mit Adjektiven überträgt? ???

Genau genommen komme ich jetzt deshalb darauf, weil ich gerade beim Lektorieren über so einen Fall mit Possesivpronomen gestolpert bin und tatsächlich einen Augenblick an die Diskussion hier dachte, den Rotstift zurückhielt und mich fragte: "Moment - war das nicht doch anders?" Irgendwie liegen diese Fälle schon nah beisammen ...
Titel: Re: Die Sache mit dem "n" und dem "m"
Beitrag von: Coppelia am 10. Februar 2008, 23:57:53
Hehe, ich gebe zu, ich wollte die Frage nicht anschneiden, ob fein enger zu Sand gehört als rötlich ... ;D Für mich nicht, daher hatte ich im Geist ein Komma gesetzt und bin nicht über das Problem gestolpert.

Aber richtig, starke und schwache Flexion, da fällt es mir auch wieder ein. Ich mag doch Latein. Da weiß man, was man hat.;D
Titel: Re: Die Sache mit dem "n" und dem "m"
Beitrag von: Romy am 11. Februar 2008, 00:25:41
Spontan hätte ich Chuck und Beate recht gegeben, so habe ich es bisher auch immer gehalten  ::) Aber nachdem ich mir jetzt alle Antworten auf diesen Thread durchgelesen hab, bin ich völlig verwirrt ???
Also kurz gesagt, darf man es nun also machen wie man will :hmmm:
Titel: Re: Die Sache mit dem "n" und dem "m"
Beitrag von: Ratzefatz am 11. Februar 2008, 05:05:47
ZitatIm Duden 9 wird auch darauf hingewiesen, dass die schwache Beugung immer noch vorkommt, wenn das Substantiv ein Maskulinum oder Neutrum ist und im Dativ Singular steht.

Da sich bei einem Femininum als Substantiv die Frage ohnehin nicht stellt ("mit feiner rötlicher Paste") und im Plural genauso wenig ("auf feinen rötlichen Stränden") - ja, du darfst es so machen, wie du willst. :-)
Titel: Re: Die Sache mit dem "n" und dem "m"
Beitrag von: Lomax am 11. Februar 2008, 09:55:02
Zitat von: Ratzefatz am 11. Februar 2008, 05:05:47... - ja, du darfst es so machen, wie du willst. :-)
Da aber die schwache Variante als absolute Ausnahme angegeben wird, würde ich allerdings nicht sagen, dass man die freie Auswahl hat. "Mit feinem rötlichem Sand" ist richtig - die Alternative ist eher ein kleines Schlupfloch, wenn man unbedingt mit dem Lektor darum kämpfen möchte ;)

Und sobald da ein Komma steht - "mit feinem, rötlichem Sand" - ist auch das Schlupfloch zu. Dann geht es nur noch "im Gleichklang".
Titel: Re: Die Sache mit dem "n" und dem "m"
Beitrag von: Ary am 11. Februar 2008, 13:15:02
Da mit die Variante mit den "zwei m" vom Klang her gar nicht gefällt, werde ich versuchen, ein Adjektiv zu umgehen. :)
Titel: Re: Die Sache mit dem "n" und dem "m"
Beitrag von: Romy am 12. Februar 2008, 18:19:14
Hm ja, bei einem Komma sehe ich das ein, aber ohne Komma ...  ::) Aber gut, dann werde ich mir das mal so im Hinterkopf speichern und falls ich irgendwann mal so weit komme, dass mich ein Lektor mich auf einen solchen eventuellen Fehler aufmerksam macht, würde ich sicherlich nicht mit ihm herumstreiten  ;)
Titel: Re: Die Sache mit dem "n" und dem "m"
Beitrag von: Beate am 13. Februar 2008, 08:32:07
Wie wäre es denn mit "feinem Sand, der rötlich schimmerte" oder ähnlichem? dann wäre es elegant umgangen... Irgendwie klingt eine Anhäufung von Adjektiven vor einem Nomen (zwei sind jetzt nicht unbedingt eine Anhäufung) oft sehr erzwungen und krampfhaft auf "ich will alles da reinpacken". Zumindest kommt es mir beim Lesen teilweise so vor, weswegen ich auch Thomas Mann nicht gerne lese. Das ist nicht kreativ, das ist alles irgendwie erzwungen.

Beispiel:
"Der feine, rötliche, staubende, den Boden bedeckende, ausgetrocknete... Sand war Bestandteil des Strandes."

Könnte man genauso gut so schreiben:
"Der Boden war von feinem, rötlichem Sand bedeckt, der durch die lange Trockenheit staubte."
Da ist er zwar dann kein Bestandteil des Strandes mehr, aber das sollte ja sowieso aus der Geschichte hervorgehen ;).
Titel: Re: Die Sache mit dem "n" und dem "m"
Beitrag von: Lisande am 13. Februar 2008, 09:42:19
Zitat von: Beate am 13. Februar 2008, 08:32:07
Wie wäre es denn mit "feinem Sand, der rötlich schimmerte"

Das ist schön, das gefällt mir! Aryana, das solltest Du übernehmen! (sagt die Betaleserin  ;))
Titel: Re: Die Sache mit dem "n" und dem "m"
Beitrag von: Ary am 13. Februar 2008, 11:10:06
Ja, das ist nett, danke. Ich muss nur gucken, wie ich das in den Text bastel.