Hab das Thema noch nicht gefunden ...
Ich halte es für Handwerkszeug, beim Leser Emotionen zu wecken. Klingt herzlos, ist aber gar nicht so gemeint. ;)
Also: Wie haltet ihr das? Welche Emotionen sollen eure Geschichten beim Leser hervorrufen? Was tut ihr dafür, diese Wirkung zu erzielen? Wann hat eine Geschichte bei euch Emotionen geweckt, und wodurch? Was wirkt wohl am stärksten?
Seid ihr an euren eigenen Texten emotional beteiligt, z. B. wenn die Hauptfigur leidet, leidet ihr mit?
Welche Gefühle sollen die Leser für eure Personen haben?
Und was für mich persönlich gerade von Belang ist: Kann der Leser eine Hauptfigur sympathisch finden, die miesen Charakter beweist? Oder reichen sogar negative Emotionen, damit der Leser von der Geschichte gefesselt ist?
Die intensivsten Leseerlebnisse bleiben ja, wenn man emotional an der Geschichte beteiligt war - wenn nicht, ist es schrecklich öde. Aber an Geschichten, bei deren Lesen ich geheult habe, erinnere ich mich noch gut.
Aber man hat's nicht immer leicht: Sobald ich nämlich merke, dass mich der Autor mit einem schreibtechnischen Kunstgriff lenken will, sobald ich merke, dass er mir eine Person als sympathisch oder unsympathisch verkaufen will und ich das bemerke, geht der Schuss bei mir nach hinten los. Ich bekomme quasi die Empfindung, der Autor wäre seinen Figuren gegenüber ungerecht und muss allein deswegen deswegen schon die Position der "benachteiligten" Figur beziehen ... vor allem dann, wenn sie sich (noch) nicht eindeutig "böse" verhalten hat. ;D
Schööönes Thema! :)
Beim Lesen: ich möchte auch nicht das Gefühl haben, der Autor manipuliert mich. Aber ich liebe Charaktere, mit denen ich mitleiden kann. In meinem momentanen Lesestof zum Beispiel ist der arme Protagonist gerade wieder im Kerker gelandet, das passiert ihm dauernd, fast jedes Mal sind Missverständnisse daran schuld oder die Tatsache, dass er gar nicht anders reagieren kann, als er es gerade tut. In seiner Rolle ist der Charakter auch nicht immer wirklihc sympathisch, aber man kann all seine Handlungen nachvollziehen und sein Zwiespalt ist sehr schön ausgearbeitet. Da denkt man jedesmal, wenn es ihm endlich mal gut geht, aha, endlich Frieden für den armen Kerl, und dann bekommt er wieder eins auf den Deckel. Ergebnis - er leidet, ich leide, ich könnte die Autorin würgen.
Schreiben: ich glaube, ich neige da zum Übertreiben. Ich leide mit meinen Charakteren sehr mit - wenn ich das nicht tue, wenn ich nicht wirklich in einem Charakter "drin" bin, dann wird auch die Geshcichte tot und öde, dann lebt da nichts. Allerdings neigen meine Charaktere auch leicht zum emotionalen Übertreiben, das ist mir bei meinem NaNo-Projekt besonders aufgefallen. Okay - der Protagonist ist im ersten Teil nochein halbes Kind, das alles verliert, aber trotzdem habe ich inzwischen das Gefühl, ich lasse ihn etwas ZU oft heulen. Da die Kurve zu kratzen und das richtige Maß zu finden, fäällt mir sehr schwer.
*Aryanazustimm* "Schönes Thema!"
Ich überlege gerade, warum meine Leser bei meiner Fanfiction eimerweise Tränen vergießen oder sich am Boden rollen vor Lachen. Einerseits denke ich, weil ich mir den Luxus erlaube, nur zu beschreiben, was ich selber erlebt habe. Das wirkt offenbar glaubwürdig.
Andererseits bin ich gemein genug, es auch auf diese Wirkung abzusehen. Mein beliebtestes Mittel der Wahl ist Auslassung. Ich führe den Leser mit Beschreibungen und Dialogen bis zu einem bestimmten Punkt und breche dann ab. In der Regel schießen sie mit Schwung über die Klippe.
Ich lasse meine Charas in besonders emotionalen Momenten alleine. Sie schließen die Augen, nehmen si in die Arme, lehnen sich aneinander und das war's. Schweigen. der Leser bleibt tränenfeucht zurück. Auf gar keinen Fall würde ich den Anlass für die Szene noch dialogisch oder auch erzählend aufarbeiten. Das soll der Leser selber tun.
Bei lustigen Szenen klappt das auch. Besonders, wenn Kinder betroffen sind. Ein lakonisches "das haben wir dann auch gemacht" kann eine total chaotische Szene vor dem inneren Auge entstehen lassen, die ich gar nicht mehr beschreiben muss.
Dazu muss der Perpektivenwechsel vorbereitet sein. Ich lasse z.B. einen Erwachsenen eine Anweisung geben, die aus seiner Pespektive vollkommen logisch und vernünftig erscheint "Stellt den ganzen Krempel auf den Flur!" - und er meint den Karton voller Stofftiere, von dem vorher die Rede war. Die Kinder beziehen das auf den Gesamtinhalt des Kinderzimmers. "Das haben wir dann auch gemacht. Nur mit dem Bett hatten wir etwas Probleme." Fertig.
Meine Devise ist "Weniegr ist Mehr".
:)
Drachenkind
Wegen der Fanfiction: Da steckt meiner Meinung nach ein wichtiges Detail drin. Ich denke, dass es wesentlich leichter ist, mit Fanfiction/Büchern zur Serie/Büchern zum Rollenspiel die Emotionen des Lesers anzusprechen. Der Grund ist meiner Meinung nach: Der Leser hat bereits eine emotionale Bindung zu den Figuren, da er sie kennt (andere Leser lesen normalerweise keine Romane zur Serie) und ein Interesse dafür mitbringt, was mit den Personen geschieht.
Das konnte ich selbst bei den Star-Trek-Romanen sehen: Ein Roman, den ich lese, fing damit an, dass Riker deprimiert ist. Hätte ich ihn nicht schon gekannt, wäre meine Reaktion bestimmt gewesen: "Wer ist der Jammerlappen? Was geht mich sein schweres Schicksal an?" und ich hätte den Roman weggepackt, wenn er nicht gut geschrieben wäre (was er nicht wirklich ist). Aber da ich Riker kenne, dachte ich: "He, das ist untypisch für Riker, so deprimiert zu sein - armer Kerl, was ist denn los?" Und ich war interessiert, wie es weitergeht.
Das ist natürlich wesentlich schwieriger, wenn der Leser die Figur beim Romananfang zum ersten Mal sieht. :)
Und ich konnte selbst feststellen, dass es sich böööööse auswirkt, wenn man eine Person, die die Leser schon kennen und als positiv einschätzen, in irgend einer Form negativ darstellt.
Ein Freund der Auslassung bin ich auch, habe aber festgestellt, dass die Leser das nicht immer mögen, und auch nicht alle können das Geschehene ergänzen. Das mit den Kindern stimmt - mit Kindern hat man wohl immer einen Stein im Brett.
Ich leide mit meinen Charakteren beim Schreiben seltsamerweise kaum mit. Ich kann bei den Büchern anderer Leute heulen, aber nicht bei meinen eigenen. Dabei hänge ich eigentlich sehr an den Charakteren. Aber offenbar wahre ich trotzdem die Distanz.
Was mich am meisten zum Weinen bringt, ist dargestellte Ungerechtigkeit, die durch die Unzulänglichkeit der Personen entsteht, wenn ich das so richtig beschrieben habe. Jemand verhält sich aus nachvollziehbaren Gründen unfair und führt damit etwas Schlimmes herbei, lädt Schuld auf sich. Bei so etwas leide ich schrecklich. Eine Geschichte, nach der ich völlig fertig mit den Nerven war, handelte davon, wie ein kleines Mädchen versuchte, Rache am Freund ihrer Mutter zu nehmen, indem sie ihm (der eine Katzenhaarallergie hatte) ein Kätzchen untergeschoben hat. Als der Mann daraufhin einen allergischen Schock bekam, stellte sich heraus, dass das Mädchen die Situation falsch eingeschätzt hatte ... mein Gott, es war einfach nur eine schreckliche Geschichte, weil alles in gewisser Weise nachvollziehbar war. :'(
Humorvoll schreiben kann ich so gut wie gar nicht. Ich mag zynische Charaktere, die schlagfertig "Sprüche" bringen - wenn ich schreibe, muss ich ja nicht schlagfertig sein, da kann ich lang und breit über die Antworten nachdenken. Witziges ist dabei allerdings auch schon rausgekommen.
@Coppelia: Oh ja, bei solchen Sachen wie der Szene mit der Katze könnte ich auch heulen. Darum versuche ich auch gerne, meine Charaktere in Zwickmühlen und Zwiespälte zu verstricken. So, dass sie leiden, ganz egal, was sie auch tun, um sich herauszuwinden. Am schlimmsten ist es natürlich, wenn sie gar nichts böses beabsichtigen und trotzdem aufgrund wiedrisgter Umstände dann ein Unschuldiger leiden muss. *fg* :darth:
Ich finde es ziemlich schwierig, genau festzumachen, mit welchen Mittlen man Emotionen nun konkret erzeugt. Ich glaube, ich mache das jedes Mal anders (vielleicht denke ich das aber auch nur ::)).
Am wichtigsten ist wohl, wie du schon gesagt hast Coppelia, dass die Handlungen der Charaktere nachvollziehbar sind. Das schöne am Roman ist ja, dass er etwas kann, das sonst allen andern literarischen Gattungen nicht vergönnt ist: Er lässt den/die Leser/in in die Gedanken- und Gefühlswelt der Charaktere hineinschauen.
In einem Theaterstück beispielsweise kann man zwar anmerken, dass ein Charakter jetzt gerade wütend ist, man kann anweisen, dass jemand verträumt über die Bühne läuft, aber man kann das Publikum nicht erleben lassen, was die Figur denkt und fühlt.
Ich glaube sehr effektiv ist es, Sinneswahrnehmungen synästhetisch zu beschreiben. Wenn man das gut macht, können sich die Leser die Situation gut vorstellen. Immerhin verbindet man ja gewisse Dinge mit bestimmten Geräuschen, Gerüchen oder Farben.
Was die Charaktere mit schlechtem Charakter (lustige Formulierung :vibes:) angeht: Sie können auf jeden Fall sympathisch sein. Mir fallen jetzt zwar auf Anhieb nur Filmbeispiele, aber das tut's in dem Zusammenhang vielleicht erstmal auch.
In 'Lord of War' geht es um einen Waffenhändler, der die ganzen bösen Diktatoren der Welt mit AKs und ähnlichem versorgt. Aber die Geschichte wird aus seiner Perspektive erzählt. Viel Voice over macht unter anderem seinen Standpunkt klar. Man erfährt, wie er zum Waffenhändler wurde, dass er seine Familie liebt und so weiter. Man sieht zum Beispiel wie sehr er sich um seinen drogenabhängigen Bruder sorgt.
Ich hab letztens 'American Gangster' gesehen, und der funktionier so ähnlich. Der 'böse' Frank Lucas macht ein Vermögen mit Heroin. Aber er kümmert sich mit dem Geld um seine verarmte Familie und lässt zu Weihnachten Truthähne in Harlem verteilen.
Beide Filme wollen natürlich nicht verherrlichen, was die Herren tun. Aber sie machen etwas anders. In 'American Gangster' kriegt man auch zu sehen, wie eine Mutter tot neben ihrem schreienden Baby liegt, nach dem sie sich eine Überdosis verpasst hat. Oder wie Frank brutal seine Brüder verprügelt, wenn sie was tun, das ihm nicht passt. Am Ende allerdings, nach seiner Verhaftung, hilft er einem Drogenfahnder, einen Korruptionsskandal in der Polizei aufzudecken (natürlich will er sich rächen, weil die betreffenden Polizisten ihm das Leben schwer gemacht haben, aber er verhält sich in dieser Situation durchaus sympathisch). Man bleibt also mit einem etwas zwiespältigen Blick auf Frank zurück.
Juri aus 'Lord of War' ist eigentlich ein netter Kerl. Ein bisschen zynisch, aber nett. Man darf die ganze Zeit über mit ihm mitfiebern. Zum Beispiel erlebt man, wie nervös er ist, als er seine erste Waffe verkauft. Oder wie es das ein oder andere Mal brenzlig für ihn wird, als ihm Ermittler auf den Fersen sind. Als er am Ende gefasst wird, leidet man mit ihm mit (denn die Umstände sind für ihn persönlich wirklich schrecklich). Und erst ganz zum Schluss, als er mit dem Typen in einem Raum sitzt, der ihn schon seit Jahren zu fassen versucht, kommt der absolute Hammer. Der Gesetzeshüter kann seine Genugtuung natürlich nicht verbergen. Aber dann sagt ihm Juri, gleich werde jemand an die Tür klopfen und ihn freilassen, weil er für die Politik längst viel zu wichtig geworden sei, als dass man ihn wirklich wegsperren würde. Und tatsächlich klopft jemand an die Tür und nimmt Juri mit.
Also, eigentlich will ich nur sagen: Es kommt auf den Blickwinkel an. Man kann einen Mörder, einen Drogenhändler, einen Waffenschieber und auch einen korrupten Politiker zum Symapthieträger machen, wenn man es nur richtig anstellt. Wichtig ist der ich nenn es mal 'menschlich' Aspekt. Solage die Figur wirkt wie ein Mensch und nicht bloß wie ein Monster, leidet man mit. Früher hieß es ja immer 'evil is who evil does' aber so ganz stimmt das heutzutage nicht mehr.
Selbstverständlich muss ein Roman beim Leser Emotionen wecken, ansonsten wären wir ja nicht mehr im belletristischen Bereich, sondern hätten ins Sachbuchlager gewechselt ;).
Am wichtigsten ist meiner Ansicht nach, den Leser an die Hauptfiguren emotional zu binden. Wie das geschieht kann ich nur schwer beantworten und meine Antwort ist auch subjektiv gefärbt. Ich für meinen Teil mag Figuren die ngegative Seiten haben, sehr negative sogar, aber die dennoch einen sympathischen Kern besitzen und ich hoffe, Leser zu finden, die ähnliche Vorlieben haben wie ich.
Michael Moorcocks Elric von Melniboné ist beispielsweise so eine für mich hochsympathische Figur. Elric macht alles falsch, was er nur falsch machen kann und führt so ziemlich alle seine Freunde und Bekannten in den sicheren Untergang. Trotzdem hofft man bis zum Schluss mit ihm, weil nachvollziehbar ist, warum er handelt wie er handelt. Abgesehen davon ist es natürlich verflucht cool wie ein einzelner Mann mit einem magischen Schwert eine ganze Armee von Feinden vernichtet und nebenbei noch ein Paar Götter erschlägt ;).
Chandlers Marlow ist ebenfalls kein besonders netter Kerl, aber sein Zynismus rührt nur daher, weil er seine Umgebung viel zu gut durchschaut. Chandler ist außerdem der König der Oneliner. So viele kaltschnäuzige Sprüche auf einem Haufen habe ich wirklich noch bei keinem anderen Autor gelesen.
Allgemein ist das Erzeugen von Emotionen ja ein schwieriges Thema. So habe ich z.B. keine Ahnung, welche Gefühle meine Texte in anderen Menschen hervorrufen (ich hoffe einfach, dass es nicht Langeweile ist :-[ ) und ich glaube auch, dass der Autor das nur begrenzt beeinflussen kann. So hasste ich zum Beispiel Harry Potter als Charakter und mochte Snape, obwohl Rowling das garantiert nicht beabsichtigt hat.
Viele Grüße,
Lord Bane
Ganz klar, ohne Emotionen geht gar nichts. Ansonsten würden die Leser sich ja langweilen und sowieso von vornherein kein Buch (zumindest keinen Roman) in die Hand nehmen.
Manchmal sitze ich am Rechner und schreibe und lache mich über die Geschichte/meine Helden halb tot, oder bin fast am heulen, kriege eine Gänsehaut, oder was auch immer.
Ich hoffe dann immer, dass bitte nicht ich so eine emotionale Gans bin, sondern das meine späteren Leser ebenso empfinden mögen. ::)
Es ist ja so eine Sache, ob man als Schreibender die Situation nachempfindet, weil man sie im Kopf sowieso ganz genau kennt, oder ob man sie auch so perfekt rüber bringt, wie man sie sich ausgemalt hat. Insofern schließe ich mich Lord Bane an und hoffe, dass meine zukünftigen Leser bitte irgendwas anderes als Langweile empfinden mögen, unabhängig davon, was meine ursprüngliche Absicht war. ::)
Mir ist noch ein Aspekt eingefallen: Wenn der Plot zu sehr überhand nimmt, gehen die Emotionen finde ich meistens verloren.
Emotionen weckt man ja über den Charakter – ich zumindest versuche das ;) - aber wenn zu viel Wert auf den Plot gelegt wird und die Charaktere dann platt erscheinen, kann man auch keine Emotionen wecken.
Ich für meinen Teil merke das immer daran, dass ich beginne mir während des Lesens durch den Kopf gehen zu lassen, was meine Charas in diese Situation machen würden. Dann hängt meine Aufmerksamkeit einfach nicht so sehr an dem Buch, weil etwas fehlt und das hängt bei mir zumeist mit den Charakteren zusammen.
Anders kann es natürlich auch sein, dass man als Autor die falschen Emotionen weckt und das im negativen Sinne (Also nicht wie Sympathien zu den falschen Charakteren im Buch ;)).
Was Kinder betrifft reagiere ich sehr schnell zu empfindlich, sprich: sobald ein Kind oder vorzugsweise ein Baby in Erwähnung kommt bekomme ich gleich ein flaue Gefühl im Magen. Der Autor selbst mag sich dabei nicht viel gedacht haben, aber bei mir schwebt dann ständig im Hinterkopf, dass dem Kind hoffentlich nichts passiert ::/ und ich quäle mich dann meistens damit rum, ob ich wirklich weiter lesen soll oder nicht.
Gut, das hat natürlich auch einfach zu großen Teil mit meinen eigenen Erfahrungen zu tun, dass mir wirklich nur dann sogar der Gedanke kommen kann, ein Buch in den Müll zu werfen, wenn einem Kind wirklich etwas passiert. Aber so ergeht es logischer Weise sicherlich auch anderen Leser in anderen Punkten.
Bleibt nur zu hoffen, dass ich es meinerseits richtig mache :engel: Ich bemühe mich vor allem meine Charaktere gut darzustellen und dem Leser sehr viel Einsicht dahingehend zu geben. Nur ob ich das richtig mache oder nicht weiß ich letztlich auch noch nicht.
Ich versuche beim Schreiben den Leser von der Weltsicht meines Protas zu überzeugen. Wenn der Leser mit meinem Prota leidet, hofft und lacht, dann habe ich als Autor mein Ziel erreicht.
Ich finde es außerdem wunderbar, wenn es einem Autor gelingt, beim Leser Sympathie für eine Figur zu wecken, die er, der Leser, ansonsten wohl nur verabscheuen würde. Stephen R. Donaldsons Thomas Covenant, den ich in einem anderen Thread schon erwähnt habe, ist dafür ein gutes Beispiel. Covenant ist ein Misanthrop und Vergewaltiger, aber trotzdem schafft es Donaldson, ihn sympathisch und seine Handlungen nachvollziehbar zu machen.
Viele Grüße,
Lord Bane
Weniger ist mehr, trifft bei mir überhaupt nicht zu. Ich versuche so zu schreiben, dass der Leser in meine Charaktere eintauchen kann und mit ihnen mitleiden oder sich mit ihnen freuen kann. Ob das dann auch gelingt wissen meine Betaleser vermutlich besser als ich.
Wenn ich schreibe dann leide ich sehr mit meinen Charaktere mit. Ich hasse es zum Beispiel Nebencharaktere sterben zu lassen, die mein Hauptcharakter sehr mag. Das geht dann so weit, dass ich besagtes Kapitel wochenlang umgehe und erst dann schreibe, wenn sonst nicht mehr viel fehlt zum Abschluss des Romans. Interessanterweise wird die Hürde jedoch immer kleiner, desto mehr Leute ich literarisch umbringe.
Gelesen habe ich schon lange kein Buch mehr, das mich so richtig mitgerissen hat. Früher war das die Neschan-Trilogie von Isau, bei der ich emotional stark drin mitgehangen habe, aber inzwischen bin ich meist nur noch geschockt, wenn (für mich) liebenswerte Charaktere sterben. So zum Beispiel bei Trudi Canavans High Lord.
Emotionen wecken? Zwei einfache Mittel in meinen Kurzgeschichten: Entweder ich benutze allgemeingültige Klischees, die dem Leser einen einfachen Einstieg erlauben; oder ich verwende Situationen, die dem Leser bekannt vorkommen und mit denen er sich automatisch identifizieren kann.
Durch Übertreibung kann ich Spannung erzeugen.
Am Anfang steht natürlich immer erst die grundsätzliche Idee, die spannend, fesselnd und überraschend sein muss.
Emotionen zu wecken kann einfach, aber auch sehr schwer sein. Natürlich kann man allgemein gültige Klischees anwenden, aber wenn man das nicht möchte wird es schwierig.
An sich Gefühle beim Leser zu erzeugen ist nicht ganz ohne, immerhin weiß man nie, wie das, was man selbst bei der Szene empfindet bei anderen ankommt.
Ich persönlich finde es schade, wenn man zu viele Klischees einbaut, immerhin soll das alles ja auch realistisch sein und in der Realität kommen nicht nur Klischees vor. Also bemühe ich mich ein gutes Mittelmaß zu finden.
Wie ich Emotionen hervorrufe, kann ich nicht beschreiben. Ich tue das wohl intuitiv. Vielleicht gehe ich davon aus, was bei mir starke Emotionen auslöst und baue das dann passend ein. Vielleicht mache ich es aber auch ganz anders. Wie gesagt: Ich weiß es nicht. Es klappt einfach. ;)
Ich überlasse diese Angelegenheit ganz der Geschichte, was die handelnden Personen erleben und fühlen, soll auf dem Leser abfärben, doch ich vermeide es dem Leser vorzuschreiben genau so zu fühlen wie eine Figur in einer Szene es tut, wenn etwas gut erzählt wird, fühlt der Leser immer irgendwie mit, ob er genau dasselbe fühlt, ist nicht so wichitig. Aber wenn der Leser für keine der handelnden Personen ein Gefühl entwickeln kann, ist irgendwie etwas falsch gelaufen, denke ich. Aber es könnte natürlich auch sein, dass sich der Leser im falschen Buch befindet und er mit dem Genre nichts anfangen kann, weil er sich daggen innerlich auflehnt und die Zusammenarbeit verweigert.
Durch eine Erzählung wird der Leser in eine ihm neue Welt geführt, der Leser will sich zurecht findet. das ist das erste, und er hat ein Bedürfnis, etwas geboten zu bekommen, was in ihm Gefühle hervor ruft, am besten solche, die ihn mitreißen. Besonders die Leser einer Fantasy-Geschichte wollen sich in der Welt verlieren und möglichst mit den handelnden Personen verschmelzen. Also muss man so schreiben, dass sie mitfühlen können; Nur wie dass genau geht und auszusehen hat, ist von Autor zu Autor und von Leser zu Leser anders.
Ich hoffe inständig es gibt noch keinen Thread hierzu. Falls doch, tut es mir Leid. :)
Ich frage mich seit einiger Zeit, wie man die Emotionen der Charaktere oder die Stimmung in einer bestimmten Situation am besten rüberbringen kann.
Ich versuche es durch ausschweifende Beschreibungen. (Ich liebe Beschreibungen. ;D)
Wie macht ihr das?
LG,
Kati
Das kommt bei mir total auf die erzählende Figur an.
In einer Geschichte, in der die Ich-Perspektive verwendet wird, beschreibe ich die Gefühle meist ausufernd, oftmals einen Ticken zu viel, eben so, wie man das als Person selbst empfindet. Man wird überhäuft von Gefühlen, jedenfalls in bestimmten Situationen. So versuche ich mich in die Situation hinein zu versetzen und mir zu überlegen: wie intensiv erlebt/fühlt die Figur das? Das hilft mir immer sehr gut.
Bei einem personalen Perspektiventräger mache ich es ähnlich, ich versetze mich bestmöglich in seine Lage und erzähle dann genauso, wie er es gerade empfindet. Beziehungsweise, nicht ganz genau so, ich beschränke das ein klein wenig, nehme also eher eine Schippe runter, im Gegensatz zum Ich-Erzähler. Das ist meines Erachtens wichtig, denn sonst könnte man gleich den Ich-Erzähler oder den personalen Er/Sie- Erzähler weglassen.
Ausnahmen bestätigen natürlich wie immer die Regel. ;D Aber ich denke, jeder muss da sein Maß finden und wenn ausufernde Beschreibungen sonst gar nicht zum Stil des Autors passen, finde ich das an der Stelle sehr übertrieben. Mehr ist dann meines Erachtens weniger.
Lg,
Alex
Ich versuche, einen Teil der Emotionen schon in der Beschreibung der Sprechweise unterzubringen, etwa in dieser Art:
,,Es ist besser, wenn ich jetzt gehe", sprach er schnell mit völlig veränderter Stimme, in der so etwas wie Hoffnungslosigkeit lag. Ohne ihre Antwort abzuwarten, stand er auf und ging mit müde wirkenden Schritten zu Tür.
Auch ich liebe ausschweifende Erklärungen, habe aber gelernt, dass die Kunst, beim leser das Kopfkino zu aktivieren, im Weglassen besteht.
Da es das Thema schon gab (es war nebenbei mit der praktischen Suchfunktion ganz leicht zu finden!), habe ich hier mal zusammengeklebt.
Vielleicht demnächst einfach mal die Suche bedienen.
Zitat von: Angelus Noctis am 14. September 2009, 17:54:18
,,Es ist besser, wenn ich jetzt gehe", sprach er schnell mit völlig veränderter Stimme, in der so etwas wie Hoffnungslosigkeit lag. Ohne ihre Antwort abzuwarten, stand er auf und ging mit müde wirkenden Schritten zu Tür.
Ich habe mir erlaubt, mal ein wenig damit zu experimentieren. Vermittelt es so die gleiche Emotion, die du dir dabei gedacht hast?
"Es ist besser, wenn ich jetzt gehe", sagte er mit hohler Stimme. Ohne ihre Antwort abzuwarten, stand er auf und trottete zur Tür.(wahlweise könntest du auch "sagte er tonlos" und "schlurfte" einsetzen)
Ich denke mal, dass es mit Schlüsselwörtern gut funktioniert. Mit "einsam" z.B. sollte ja eigentlich jeder gewisse Emotionen verbinden können.
Aber das ist jetzt klug dahergeredet, ich beschreibe auch gerne. ::) ;D Allerdings nicht nur die Gefühle der handelnden Charaktere, sondern auch recht ausführlich (fast sogar ausführlicher als die Gefühle) die Situation.
Z.B.: Baby bettelt bei der toten Mutter um Milch. Das noch ein wenig umschreiben, dass es jammert und zerrt usw. und ich es reicht meiner Meinung nach.
Jenny, Dein Beispiel gefällt mir prinzipiell gut. "Schlurfen" und "trotten" sind nur Wörter, die ich nicht so gern mag. Das ist aber eben nur Geschmackssache. Auf jeden Fall ist es kürzer und daher beim Lektor vermutlich beliebter, grinnns! ;)
Ich persönlich liebe auch ausschweifende Erzählungen, obwohl sie bei mir meist kürzer werden als eigentlich gedacht.
Dabei bediene ich mich wie schon vorher genannt auch verschiedenen Wörtern die ich in die Dialoge mit einflechte. Aber ich finde auch die Gesten der Personen wichtig, also dazugehörige bestimmte Handlungen. So kann der Leser sich einen Wütenden besser vorstellen wenn er nicht nur "laut schreiend" das Zimmer verlässt, sondern auch mit "rotem Gesicht und sich laut stampfend" zur Tür begiebt. Oder jemand der wartet und dann mit dem Fuß immer wieder gegen die Tür tritt.
Ich hasse ausufernde Gefühlsbeschreibungen. M.E. entsprechen sie auch nicht dem natürlichen Empfinden. Wenn ich durch die Stadt gehe, dann denke ich über - auch subjektive - Tatsachen nach und nicht über Gefühle. Was das Miststück (= zukünftige Ex-Frau) alles angerichtet hat, dass sie mich ruinieren will und ich den Dummen mache etc. - aber ganz gewiss nicht, wie sehr mich das alles mitnimmt.
Beim Lesen sehe ich das ähnlich: Der Leser identifiziert sich mit Gedanken - und den dadurch ausgelösten Gefühlen - abere nicht m ;)it den deskriptiven Beschreibungen dieser Gefühle. Show, don't tell oder so ähnlich...
ZitatWenn ich durch die Stadt gehe, dann denke ich über - auch subjektive - Tatsachen nach und nicht über Gefühle. Was das Miststück (= zukünftige Ex-Frau) alles angerichtet hat, dass sie mich ruinieren will und ich den Dummen mache etc. - aber ganz gewiss nicht, wie sehr mich das alles mitnimmt.
Genau diese Gedanken sind doch emotional und zeigen, wie sehr dich das mitnimmt. Wobei ich jetzt hoffe, dass das als Beispiel einer Figur gemeint war und nicht dich selbst betrifft, sonst wird's ja persönlich. ;)
Zitat von: Coppelia am 16. September 2009, 11:26:46
Genau diese Gedanken sind doch emotional und zeigen, wie sehr dich das mitnimmt. Wobei ich jetzt hoffe, dass das als Beispiel einer Figur gemeint war und nicht dich selbst betrifft, sonst wird's ja persönlich. ;)
So in etwa meinte ich das auch. Man muss ja nicht sagen: ich hasste mich selbst dafür, sondern es umschreiben, quasi
zeigen. Darin besteht für mich auch das 'Geheimnis' von Show, don't tell. Tell wäre -> ich hasste mich selbst dafür und das show entspräche dann dem, was du geschrieben hast.
Man muss dem Leser ja auch nicht alles auf die Nase binden. Ich gehe zumindest davon aus, dass er/sie auch ruhig mal mitdenken kann. ;)