Huhu, liebe Tizis,
ich hoffe, ich bin hier im richtigen Bereich - falls nicht, entschuldige ich mich schon mal vorab!
Ich habe letztens wieder gemerkt, dass es mir unheimlich schwer fällt, in Geschichten mit mehr als 4 Charakteren irgendwie den Überblick zu behalten - mal hat mein Charakter blaue Augen, dann sind es plötzlich grüne, in der einen Sekunde scherzt er über die Situation, ein paar Kapitel weiter findet er es (ohne ersichtlichen Grund) überhaupt nicht mehr lustig. Die passen sich irgendwie dem an, was ich will, dass sie tun, aber nicht, was sie wirklich tun würden. :wums:
Wie macht ihr das denn? Ich erstelle zwar jedes Mal seitenweise Dokumente, in denen ich die Charaktere kennen lerne und sie beschreibe, und während ich das mache, weiß ich genau, wie er in einer speziellen Situation reagieren würde (und aussieht). Aber sobald ich dann mal mit dem Schreiben anfange, muss ich immer wieder nachschauen und mache damit das ganze "Feeling", das während der Situation aufkommt, wieder kaputt. Zumal mir das häufig erst auffällt, wenn ich mal wieder das durchlese, was ich in den letzten Stunden fabriziert habe...
Irgendwelche Ratschläge? Tricks? Tipps? Ich bin für alles dankbar :bittebittebitte:
Hrm ... Ratschläge oder Tips fallen mir so direkt nicht ein, denn für mich klingt es so, als sei dein Problem nicht, den "Überblick" zu bewahren, sondern eher, deine Figuren als echte Persönlichkeiten zu begreifen. Aber zum Trost mal soviel: meine Pappenheimer machen auch nie wirklich das, was ich meinen, das sie tun sollten. ;D ;)
Wie echte Menschen lernt man die Figuren nach und nach kennen. Wenn sie in gewissen Situationen anders reagieren, als man das im ersten Mment erwartet hat, muss man die Gründe dafür finden. Das dauert. Ich "kenne" meine Figuren auch erst, wenn ich wirklich schon viel "mit ihnen erlebt" habe und muss dann auch oft meine ursprüngliche Meinung von ihnen revdieren.
Charakterbögen und hypathetische "Was würde er/sie tun, wenn ..."-Szenen sind für mich auch eher mit Statistik zu vergleichen als mit echtem "Kennenlernen", deswegen habe ich solche MIttel zumeist aufgegeben.
Ist das denn wirklich ein Problem? Figuren müssen nicht immer konsistent sein, im Gegenteil. Dass sie mal gegen ihre Prinzipien oder sonstigen Eigenschaften handeln, macht sie menschlich und authentisch. Es darf nur eben nicht vollkommen willkürlich sein.
Ich kann der Hexe nur zustimmen. Es sieht so aus, als würdest Du Deine Figuren nicht kennen. Einer der Gründe, warum ich nie mit Charakterbögen arbeite, sondern immer nur mit einigen wenigen dingen wie beispielsweise ihrem Lebenslauf, dem, was sie getan hat, wer ihre Eltern waren/sind. Und was sie will.
Eine gute Technik soll das Interview sein. Du unterhältst Dich mit Deiner Figur. Schriftlich. Ich kenne diese Technik ganz gut, wende sie selber aber nicht an, weil ich ohne auskomme. Ich erschreibe mir die Figuren und meistens klappt es.
Viel Erfolg
Trippelschritt
Charakterbögen und seitenlange Notizen zu einem Charakter benutze ich mittlerweile kaum noch. Die Betonung liegt dabei auf 'mittlerweile', denn zu Anfang haben sie mir sehr geholfen, überhaupt erst eine dreidimensionale Figur zu erschaffen, und sie boten Anhaltspunkte, wie diese Figur sich verhalten könnte.
Allerdings musste ich mich - nachdem ich so viel Zeit und Nachdenken in den Charakterbogen investiert hatte - erst einmal wieder trauen, notfalls alles über den Haufen zu werfen. Manchmal klingt ein Charakter gut auf dem Bogen, funktioniert aber nicht in einer ausgeschriebenen Geschichte. Oder die Geschichte verlangt danach, dass die Figur anders ist als zunächst geplant.
Ein Bespiel: Ich hatte die Figur einer Kriegerin, die ich mir impulsiv, in gewissem Sinne draufgängerisch und mit einem recht losen Mundwerk vorgestellt hatte. Nachdem ich jedoch damit experimentiert hatte, drehte sich der Charakter um beinahe 180°. Ihre Hintergrundgeschichte war noch immer dieselbe, aber nun war sie stets beherrscht und bemüht, ihre Emotionen zu jeder Zeit zu kontrollieren. Sie hatte immer noch Sinn für Humor, allerdings einen, der nicht auf den ersten Blick als solcher zu erkennen war.
Diese neue Version Figur funktionierte viel besser in der Geschichte und harmonierte ebenfalls besser mit den anderen Charakteren. Der Schlüssel (für mich) war auszuprobieren und mich an meine Idee zu halten, aber offen für Änderungen zu sein. Am Ende muss ich meine Charaktere kennen zu lernen wie 'echte' Menschen, und herauszufinden wie sie ticken.
Wenn einer deiner Charaktere also z.B. etwas nicht witzig findet und du in diesem Moment das Gefühl hast, er müsste einen Streit vom Zaun brechen, kannst du dich zunächst fragen: Warum findet er es in diesem Moment nicht mehr witzig? Erinnert es ihn an etwas aus seiner Vergangenheit? Sollte er aufgrund seines Hintergrunds Moralvorstellungen haben, die ihn zum Einschreiten zwingen? Hat er beim letzten Mal vielleicht nur mitgelacht, um Teil der Gruppe zu sein?
Ich kann dir nicht sagen, wie genau du deine Charaktere besser kennen lernst. Ich selbst schreibe oft Kurzgeschichten oder kleine Szenen, die ich am Ende niemandem zeige. Aber währenddessen bekomme ich ein viel besseres Gefühl für einen Charakter als wenn ich abstrakt über ihn nachdenke.
Wenn es um Äußerlichkeiten wie die Augenfarbe geht, sind Fehler denke ich normal. Ich verwechsle ständig Augenfarben oder Details, die nur selten relevant werden. Deshalb verwende ich hier einen Steckbrief, auf dem ich die Charaktere sehr genau beschreiben - viel genauer, als ich sie je im Text beschreiben würde. Beim Überarbeiten schlage ich dann dort nach und sorge dafür, dass am Ende alles stimmt. :)
Erst mal vielen Dank für die guten Antworten :)
Hm, dann muss ich wohl in erster Linie erst Mal meinen Kontrollzwang aufgeben... auch wenn mir das ziemlich schwer fällt. :gähn:
Zitat von: Dämmerungshexe am 14. Oktober 2018, 15:26:40
Wie echte Menschen lernt man die Figuren nach und nach kennen. Wenn sie in gewissen Situationen anders reagieren, als man das im ersten Mment erwartet hat, muss man die Gründe dafür finden. Das dauert. Ich "kenne" meine Figuren auch erst, wenn ich wirklich schon viel "mit ihnen erlebt" habe und muss dann auch oft meine ursprüngliche Meinung von ihnen revdieren.
Charakterbögen und hypathetische "Was würde er/sie tun, wenn ..."-Szenen sind für mich auch eher mit Statistik zu vergleichen als mit echtem "Kennenlernen", deswegen habe ich solche MIttel zumeist aufgegeben.
Hm, aber kann man da wirklich unterscheiden zwischen "Das macht die Figur von selbst" und "Das will ich, dass die Figur macht, auch wenn es ihr gar nicht entspricht"? Das ist nämlich das, was mir dabei so schwer fällt... und komme dann eben auch wie Trippelschritt zu dem Rückschluss, dass ich sie nicht genug kenne. Was mich dann irgendwie wieder vor die Frage stellt, ob ich irgendwo falsch abgebogen bin...
Zitat von: Alana am 14. Oktober 2018, 15:29:50
Ist das denn wirklich ein Problem? Figuren müssen nicht immer konsistent sein, im Gegenteil. Dass sie mal gegen ihre Prinzipien oder sonstigen Eigenschaften handeln, macht sie menschlich und authentisch. Es darf nur eben nicht vollkommen willkürlich sein.
Naja, es wird dann zu einem Problem, wenn er sich vollkommen gegensätzlich zu dem verhält, wie er sich vorher verhalten hat. Ein Beispiel: In einer (verworfenen) Geschichte ging es um einen Jungen, der von heute auf morgen auf der Straße leben musste und sich irgendwie dort zurechtfinden musste. Ganz am Anfang war er der Ansicht, dass er das niemals alleine schafft und sich schnell Freunde finden will - zehn Seiten später wurde er zum Einzelgänger und hat jeden abgewiesen, der ihm irgendwie nahe kommen wollte (und zwar im kompletten Gegensatz zu seiner anfänglichen Einstellung, ohne dass er vorher einen Entwicklungsschritt gemacht hätte).
Zitat von: Trippelschritt am 14. Oktober 2018, 15:32:08
Eine gute Technik soll das Interview sein. Du unterhältst Dich mit Deiner Figur. Schriftlich. Ich kenne diese Technik ganz gut, wende sie selber aber nicht an, weil ich ohne auskomme. Ich erschreibe mir die Figuren und meistens klappt es.
Ja, das mit dem Interview habe ich öfter schon mal probiert, war dann aber nach seitenlangen Geschreibe soweit, dass mich die Figur nur genervt hat. Sie war einfach zu schwierig. Aber wahrscheinlich bin ich so aufs Planen fixiert, dass ich das Kennenlernen irgendwie übergehe.
Zitat von: Gizmo am 14. Oktober 2018, 16:02:28
Wenn einer deiner Charaktere also z.B. etwas nicht witzig findet und du in diesem Moment das Gefühl hast, er müsste einen Streit vom Zaun brechen, kannst du dich zunächst fragen: Warum findet er es in diesem Moment nicht mehr witzig? Erinnert es ihn an etwas aus seiner Vergangenheit? Sollte er aufgrund seines Hintergrunds Moralvorstellungen haben, die ihn zum Einschreiten zwingen? Hat er beim letzten Mal vielleicht nur mitgelacht, um Teil der Gruppe zu sein?
Ich kann dir nicht sagen, wie genau du deine Charaktere besser kennen lernst. Ich selbst schreibe oft Kurzgeschichten oder kleine Szenen, die ich am Ende niemandem zeige. Aber währenddessen bekomme ich ein viel besseres Gefühl für einen Charakter als wenn ich abstrakt über ihn nachdenke.
Wenn es um Äußerlichkeiten wie die Augenfarbe geht, sind Fehler denke ich normal. Ich verwechsle ständig Augenfarben oder Details, die nur selten relevant werden. Deshalb verwende ich hier einen Steckbrief, auf dem ich die Charaktere sehr genau beschreiben - viel genauer, als ich sie je im Text beschreiben würde. Beim Überarbeiten schlage ich dann dort nach und sorge dafür, dass am Ende alles stimmt. :)
Das mit dem Fragen stellen ist eigentlich genau das, was ich nie gemacht habe - danke für den Tipp! Möglicherweise bin ich auf einfach viel zu selbstkritisch und "verzeihe" es meinen Charakteren einfach nicht, dass sie ein Eigenleben entwickeln, weil das nicht mehr zu dem passt was ich mir gedacht hatte ;D
Ich mache es, wenn ich Dialoge schreibe, und mir mit meinen Figuren nicht ganz sicher bin, manchmal so:
Ich schreibe den Dialog erstmal ganz grob so auf, wie es in meinem Plot steht. Der Plot gibt mir vor, wer sich unterhält, über welche Themen, und was das Ergebnis des Dialogs ist. Dann nehme ich mir nochmal ein bisschen Zeit und versuche, mich nur in eine der beiden Figuren hineinzuversetzen. So, wie es vielleicht auch ein Schauspieler tun würde, der eine Rolle spielen soll. Ich mache mir klar, was die Person motiviert, wie sie sich vermutlich gerade fühlt, was sie für Ziele hat, und frage mich, ob sie wirklich so reagieren würde, wie ich das in der Rohfassung des Dialogs aufgeschrieben habe.
Das gleiche dann später nochmal mit der anderen Person. Dabei ergeben sich manchmal noch ganz interessante Änderungen ...
Gerade bei den Hauptcharakteren versuche ich immer, so dicht wie möglich an ihnen dran zu bleiben. Ich frage mich beim Schreiben eigentlich ständig, was sie jetzt wohl fühlen und wie es ihnen geht (auch wenn ich es dann gar nicht explizit hinschreibe.)
Zitat von: Kyvenn am 14. Oktober 2018, 16:25:44
Hm, aber kann man da wirklich unterscheiden zwischen "Das macht die Figur von selbst" und "Das will ich, dass die Figur macht, auch wenn es ihr gar nicht entspricht"?
Ich glaube mir würde es schwerfallen oder zumindest widerstreben, eine Figur etwas tun zu lassen, das komplett ihrer Persönlichkeit widerspricht. Und wenn ich es doch tue, dann weiß ich, dass es eine Erklärung dafür geben muss - ich muss sie nur finden. Stand der Charakter gerade sehr unter Stress oder so etwas, oder ist es Charakterzug, den ich noch nicht an ihm kenne? WIESO verhält er/sie sich so? Meistens gibt es darauf eine Antwort, man muss sie nur finden und sie dem Leser irgendwie klar machen.
Nochmal zur Klarstellung - Charakterbögen usw. benutze ich durchaus auch. Allerdings erst ganz zum Schluss, wenn alles geschrieben ist und ich eine Ahnung habe, wer meine Leute sind und warum sie so handeln, wie sie es tun. Dann fasse ich alles zusammen, was ich über sie weiß und meist werden mir dann die bis dahin noch verborgenen Zusammenhänge klar.
Zum Beispiel ist mir erst beim Charakterbogen schreiben wirklich klar geworden weshalb eine meiner Figuren tatsächlich zum Teil sehr widersprüchlich wirkt und welchen Anteil seine Mutter (die nie in der Geschichte vorkommt) daran hat.
Auch echte Menschen verhalten sich - wie Alana schon sagte - nie immer und überall vollkommen konsistent. Solange es eine ersichtliche Erklärung gibt und der Leser nachvollziehen kann, wieso, ist das auch durchaus legitim. An sich geht alles, solange man es als Autor dem Leser erklären oder zumindest verständlich machen kann, es darf nur nichts im luftleeren Raum geschehen.
Das klingt, als wäre dein Problem eher der Plot. Wenn du dir vorher überlegst, wo die Entwicklung deiner Figur hingehen soll und wie sich die Figur daran entwickelt und wie das in welcher Szene passiert, dann hast du einen roten Faden und auch eine Kontrollmöglichkeit, die sich auch beim Schreiben viel leichter managen lässt, als ständig jedes kleine Detail jeder Figur im Blick zu behalten. Was du beschreibst, kann aber gerade bei so einer Figur auch ganz logisch sein. Er wünscht sich das eine und tut erst mal das andere, weil er sich eben noch nicht entwickelt hat. Ich würde dir empfehlen, mal Rock your Plot zu lesen, da kriegt man einen guten Einblick in Feinheiten und Möglichkeiten.
Zitat von: Alina am 14. Oktober 2018, 17:35:19
Gerade bei den Hauptcharakteren versuche ich immer, so dicht wie möglich an ihnen dran zu bleiben. Ich frage mich beim Schreiben eigentlich ständig, was sie jetzt wohl fühlen und wie es ihnen geht (auch wenn ich es dann gar nicht explizit hinschreibe.)
Danke für die Antwort :) Das werde ich mal versuchen!
Zitat von: Dämmerungshexe am 14. Oktober 2018, 17:39:58
Auch echte Menschen verhalten sich - wie Alana schon sagte - nie immer und überall vollkommen konsistent. Solange es eine ersichtliche Erklärung gibt und der Leser nachvollziehen kann, wieso, ist das auch durchaus legitim. An sich geht alles, solange man es als Autor dem Leser erklären oder zumindest verständlich machen kann, es darf nur nichts im luftleeren Raum geschehen.
Da sagst du was... bei mir passiert leider vieles dadurch, dass sich die Person in meinem Kopf plötzlich verändert und ich das Gefühl habe, sie passt nicht mehr zur Geschichte - woraufhin die Geschichte dann verworfen wird. Liegt vielleicht aber auch an meinem Kontrollzwang, den ich nur manchmal herunterzwingen kann ;D Auf jeden Fall vielen Dank für die Hilfe!
Zitat von: Alana am 14. Oktober 2018, 18:22:13
Das klingt, als wäre dein Problem eher der Plot. Wenn du dir vorher überlegst, wo die Entwicklung deiner Figur hingehen soll und wie sich die Figur daran entwickelt und wie das in welcher Szene passiert, dann hast du einen roten Faden und auch eine Kontrollmöglichkeit, die sich auch beim Schreiben viel leichter managen lässt, als ständig jedes kleine Detail jeder Figur im Blick zu behalten. Was du beschreibst, kann aber gerade bei so einer Figur auch ganz logisch sein. Er wünscht sich das eine und tut erst mal das andere, weil er sich eben noch nicht entwickelt hat. Ich würde dir empfehlen, mal Rock your Plot zu lesen, da kriegt man einen guten Einblick in Feinheiten und Möglichkeiten.
Manchmal stimmt das, ja... aber gerade wenn ich eine Person habe und der Fokus genau auf ihrer Entwicklung liegt, ist das alles kein Problem, weil ich diese Person in und auswendig kenne. Da habe ich mich dann tagelang nur damit beschäftigt, sie zu kennen, und der Plot hat sich dementsprechend auch angepasst. Jetzt sitze ich allerdings an einer Geschichte mit vier Charakteren, die wichtig für den Plot sind und deren Handeln deswegen bestimmt, wie der Plot weitergeht, und da verzettele ich mich eben mit den Charakteren. Ich werde mal da reinschauen, danke für den Tipp! :jau:
Ich schließe mich hier den vielen guten Ratschlägen noch an und würde insbesondere raten, auf die zu detaillierte Vorarbeit am Charakter (mehr als 2 DinA4 Seiten braucht es finde ich keinesfalls, bei mir reicht eher max. 1 DinA4 Seite). Wenn man anfangs zu viel festlegt, fehlt dann oft die Flexibilität und Anpassungsfähigkeit. Ein grober Steckbrief reicht da, und was Äußerlichkeiten betrifft hilft manchmal auch ein Foto oder Bild - muss nun nicht perfekt getroffen sein, aber das Auge ist doch eines der wichtigsten Sinnesorgane. ;D
Zitat von: Kyvenn am 14. Oktober 2018, 16:25:44
Möglicherweise bin ich auf einfach viel zu selbstkritisch und "verzeihe" es meinen Charakteren einfach nicht, dass sie ein Eigenleben entwickeln, weil das nicht mehr zu dem passt was ich mir gedacht hatte ;D
Ja, vielleicht, die Figuren sind sicherlich auch nur "Menschen" und müssen gar nicht zu 100% logisch handeln. Vielleicht solltest du aber bei der Plotarbeit und der Arbeit an den Figuren mehr Hand in Hand arbeiten, damit beides am Ende besser zusammen passt. Wobei ich ähnlich wie Gizmo auch keine Hemmungen hätte, einen Charakter nachträglich noch stark zu überarbeiten oder sogar auszutauschen, wenn er wirklich in der Geschichte so gar nicht funktioniert.
Was ich oft mache, um mich mit neuen Figuren anzufreunden ist, ich versetze mich in sie hinein. Dann spiele ich gedanklich die wesentlichen Schlüsselerlebnisse im bisherigen Leben der Figur durch und stelle mir diese Szenen bildlich vor, dabei achte ich vor allem wie die Figur handelt bzw. handeln würde, aber auch, was er dabei fühlt. Und dann stelle ich mir noch - in der "Gegenwart" der Figur, also kurz bevor die Handlung einsetzt - ein paar typische Alltagsszenen mit der Figur vor und schaue, wie sie dort handelt oder handeln könnte. So komme ich ganz gut in die Figuren "rein", und wenn mir nicht genug einfällt, bedeutet das oft, dass ich die Figur nicht gut genug ausgearbeitet habe. :flausch:
Zitat von: Christian M. am 14. Oktober 2018, 20:17:49
Ja, vielleicht, die Figuren sind sicherlich auch nur "Menschen" und müssen gar nicht zu 100% logisch handeln. Vielleicht solltest du aber bei der Plotarbeit und der Arbeit an den Figuren mehr Hand in Hand arbeiten, damit beides am Ende besser zusammen passt. Wobei ich ähnlich wie Gizmo auch keine Hemmungen hätte, einen Charakter nachträglich noch stark zu überarbeiten oder sogar auszutauschen, wenn er wirklich in der Geschichte so gar nicht funktioniert.
Was ich oft mache, um mich mit neuen Figuren anzufreunden ist, ich versetze mich in sie hinein. Dann spiele ich gedanklich die wesentlichen Schlüsselerlebnisse im bisherigen Leben der Figur durch und stelle mir diese Szenen bildlich vor, dabei achte ich vor allem wie die Figur handelt bzw. handeln würde, aber auch, was er dabei fühlt. Und dann stelle ich mir noch - in der "Gegenwart" der Figur, also kurz bevor die Handlung einsetzt - ein paar typische Alltagsszenen mit der Figur vor und schaue, wie sie dort handelt oder handeln könnte. So komme ich ganz gut in die Figuren "rein", und wenn mir nicht genug einfällt, bedeutet das oft, dass ich die Figur nicht gut genug ausgearbeitet habe. :flausch:
Danke für die guten Worte!
Meistens habe ich allerdings zuerst den Charakter und gestalte den Plot ein wenig "um ihn herum" - ist vielleicht nicht das Klügste, aber bevor der Plot steht, habe ich eine Idee, dann einen Charakter, und dann erst wird die Idee bei mir ausgebaut. Der Plot ist also (zumindest in meinem Kopf) stark auf die Figur zugeschnitten (auch wenn sie vielleicht wirklich leicht ersetzbar oder anpassungsfähig wäre).
Das mit dem "in die Figuren" versetzen werde ich auch mal ausprobieren, vielen Dank dafür :jau:
Hi Kyvenn,
wenn bei dir meistens der Character zuerst steht- hast du schon mal versucht mit der Heldenreise oder dem Plotembryo zu plotten?
Ich habe auch manchmal mit diesem Problem zu tun. Im letzten Jahr habe ich dann im Nano zum ersten mal eine Fanfiction geschrieben und zum ersten Mal haben sich Charactere und Plot zusammen gefügt wie die Glieder einer Kette. Ich habe für mich daraus zwei Erkenntnisse gezogen:
1. Meine eigenen Charactere sind meistens nicht eigentständig genug. Sie haben zu sehr eine Allerweltspersönlichkeit.
2. Ich kenne meine Charactere nicht gut genug in Bezug darauf wie sie ticken. Hier habe ich aber festgestellt, dass weniger mehr ist- der Hintergrund in Stichpunkten, ihre Lebenslügen und deren Hintergrund und ein paar Aspekte (so wie sie in Fate (https://fate-srd.com/fate-core/making-good-aspect) gehandhabt werden, das war echt eine Offenbarung für mich als ich damals darüber gestolpert bin) Diese Dinge müssen den Character aber für mich "einzigartig" genug machen.
Und ich weiß, dass ich eine schlechte Schauspielerin bin und mich nur schlecht in andere Menschen hineinversetzen kann- damit besteht immer das Risiko, dass meine Charaktere mir sehr ähnlich werden, ob ich das will oder nicht. Da mir das Fanfiction schreiben gut geholfen hat "in character" zu bleiben, probiere ich es jetzt mal meine Charactere auf Figuren basieren zu lassen, die ich gut kenne. Nicht so sehr vom Hintergrund, sonder mehr vom Auftreten und Verhalten- einfach um zu üben mich in andere Charactere zu versetzen. Bekanntlich ist ja Selbsterkenntnis der erste Schritt zur Besserung. Vielleicht ja auch bei mir.
Liebe Grüße
Minna
(Edit: Link repariert)
Zitat von: Minna am 14. Oktober 2018, 20:59:48
Hi Kyvenn,
wenn bei dir meistens der Character zuerst steht- hast du schon mal versucht mit der Heldenreise oder dem Plotembryo zu plotten?
Ich habe auch manchmal mit diesem Problem zu tun. Im letzten Jahr habe ich dann im Nano zum ersten mal eine Fanfiction geschrieben und zum ersten Mal haben sich Charactere und Plot zusammen gefügt wie die Glieder einer Kette. Ich habe für mich daraus zwei Erkenntnisse gezogen:
1. Meine eigenen Charactere sind meistens nicht eigentständig genug. Sie haben zu sehr eine Allerweltspersönlichkeit.
2. Ich kenne meine Charactere nicht gut genug in Bezug darauf wie sie ticken. Hier habe ich aber festgestellt, dass weniger mehr ist- der Hintergrund in Stichpunkten, ihre Lebenslügen und deren Hintergrund und ein paar Aspekte (so wie sie in [ur=https://fate-srd.com/fate-core/making-good-aspectl]Fate[/url] gehandhabt werden, das war echt eine Offenbarung für mich als ich damals darüber gestolpert bin) Diese Dinge müssen den Character aber für mich "einzigartig" genug machen.
Heldenreise habe ich noch nicht versucht, der Plotembryo war irgendwie nichts für mich... aber das mit der Heldenreise werde ich mal versuchen, hatte das schon gar nicht mehr auf dem Schirm ;)
Die 2 Probleme, die du ansprichst, sind genau meine eigenen (irgendwie gruselig). Den Link werde ich mir mal zu Gemüte führen - auch wenn ich von Fate Srd noch nie zuvor was gehört habe :hmmm: Aber auf jeden Fall Danke für den Tipp!
Wenn es nur ums Handling der fertigen Charaktere geht, finde ich die Figuren-Sammlung von Papyrus Autor ganz praktisch. Bevor ich das gekauft hatte hab ich immer Charakterbögen bei LibreOffice gemacht. Das ging auch gut :jau:
Ansonsten für neue Charaktere mache ich auch (sofern es ein Hauptcharakter ist) gerne einen Persönlichkeitstest (light). Das bringt mir die immer ganz gut nahe und lässt mich sie besser einschätzen (auch wenn sie später eh andere Ziele haben als ich mit ihnen :pfanne:)
Zitat von: Sikania am 14. Oktober 2018, 21:19:54
Wenn es nur ums Handling der fertigen Charaktere geht, finde ich die Figuren-Sammlung von Papyrus Autor ganz praktisch. Bevor ich das gekauft hatte hab ich immer Charakterbögen bei LibreOffice gemacht. Das ging auch gut :jau:
Ansonsten für neue Charaktere mache ich auch (sofern es ein Hauptcharakter ist) gerne einen Persönlichkeitstest (light). Das bringt mir die immer ganz gut nahe und lässt mich sie besser einschätzen (auch wenn sie später eh andere Ziele haben als ich mit ihnen :pfanne:)
Papyrus Autor ist doch dieses Schreibprogramm, oder? Ist das wirklich so gut?
Persönlichkeitstests bekomme ich nie auf die Kette, irgendwann mache ich die aus meiner eigenen Sicht und mein Charakter schaut mich dann fassungslos aus der Ecke an :rofl:
Ja genau, das ist ein Schreibprogramm.
*kurz Offtopic (dafür gibts eigentlich einen eigenen Thread ;)*
Ich muss sagen, für Prosa ist es echt gut, meiner Meinung nach. Vor allem, weil es eben mit u. a. der Figuren-Datenbank und einem Zeitstrahl (für Kapitel mit Datumsangaben z. B.) wirklich gute Möglichkeiten gibt das zu organisieren. Aber es ist noch nicht perfekt. Ganz intuitiv ist es nicht und für wissenschaftliche Texte mit Literaturzitaten definitiv zu kompliziert/nicht kompatibel mit gängigen Literaturdatenbanken. Für nicht-wissenschaftliche Texte ist es aber mein absoluter Favorit.
*Ende OT*
Zurück zur eigentlichen initialen Frage:
Ist natürlich ... äh ... unpraktisch, wenn du aus der "Rolle" fällst. :rofl: Aber je nach dem WIE fassungslos der Charakter ob deiner Antworten reagiert, ist das doch auch schon mal eine Antwort!
Ich gehe jedes Mal ein bisschen anders vor, insofern habe ich auch kein Patentrezept. Beim Lesen des Threads sind mir allerdings zwei Fragezeichen in den Sinn gekommen.
Fragezeichen No. 1: Baust du überhaupt die "richtigen" Details ein? Meistens ist es egal, ob die Augenfarbe grün oder blau ist. Wenn es nicht egal ist, wirst du es vermutlich auch nicht vergessen. Harry Potters Augenfarbe wird deshalb so häufig erwähnt, weil es die Augenfarbe seiner Mutter ist.
Zu wissen, wie die Persönlichkeit einer Figur zumindest grob gestrickt ist, ist hingegen ein ziemlich essentieller Punkt. Ich sehe kein Problem darin, eine Figur erst beim Schreiben zu entwickeln - aber natürlich musst du die unterschiedlichen Teile irgendwann anpassen. Eventuell hast du in deiner Rohfassung dann zehn verschiedene Persönlichkeiten, obwohl alles eigentlich nur eine Figur sein soll.
Das führt mich zu Fragezeichen No. 2:
Wenn du deine Figuren am Anfang noch gar nicht kennst, wie willst du den Überblick behalten – wo du dir den Überblick doch erst einmal verschaffen musst, bevor du ihn behalten kannst? Ich halte es für möglich, dass du zu den Schreibern gehörst, die ihre Figuren erst beim Schreiben entwickeln. "Allerweltspersönlichkeiten" sind mMn ein Hinweis darauf.
Wenn das der Fall sein sollte, brauchst du eine andere Herangehensweise. Die Frage ist dann nicht, wie du den Überblick über Personen und einzelne Details behalten kannst, sondern wie du später die Rohfassung überarbeitest, sodass du am Ende konsistente und distinkte Figuren hast. Werde nicht zu schnell zu perfektionistisch (sagt die richtige ::)), sondern erlaube dir in der Rohfassung ruhig Ungereimtheiten, um ein bisschen herumzuprobieren, wie die Figur denn jetzt eigentlich sein soll.
Zitat von: Aphelion am 17. Oktober 2018, 14:36:11
Fragezeichen No. 1: Baust du überhaupt die "richtigen" Details ein? Meistens ist es egal, ob die Augenfarbe grün oder blau ist. Wenn es nicht egal ist, wirst du es vermutlich auch nicht vergessen. Harry Potters Augenfarbe wird deshalb so häufig erwähnt, weil es die Augenfarbe seiner Mutter ist.
Zu wissen, wie die Persönlichkeit einer Figur zumindest grob gestrickt ist, ist hingegen ein ziemlich essentieller Punkt. Ich sehe kein Problem darin, eine Figur erst beim Schreiben zu entwickeln - aber natürlich musst du die unterschiedlichen Teile irgendwann anpassen. Eventuell hast du in deiner Rohfassung dann zehn verschiedene Persönlichkeiten, obwohl alles eigentlich nur eine Figur sein soll.
Die Augenfarbe sollte nur ein Beispiel dafür sein, dass ich irgendwann meinen Charakter nicht mehr bildlich im Kopf habe und alles über ihn weiß, sondern dass ich eben dadurch, dass ich meine Aufmerksamkeit so aufteilen muss, bei den Charakteren durcheinander komme.
Ich glaube, ich habe einfach eine ziemlich festgefahrene Denkweise, die sich über die Jahre entwickelt hat... Das ist wohl auch einfach mein Perfektionismus.
Zitat von: Aphelion am 17. Oktober 2018, 14:36:11
Das führt mich zu Fragezeichen No. 2:
Wenn du deine Figuren am Anfang noch gar nicht kennst, wie willst du den Überblick behalten – wo du dir den Überblick doch erst einmal verschaffen musst, bevor du ihn behalten kannst? Ich halte es für möglich, dass du zu den Schreibern gehörst, die ihre Figuren erst beim Schreiben entwickeln. "Allerweltspersönlichkeiten" sind mMn ein Hinweis darauf.
Wenn das der Fall sein sollte, brauchst du eine andere Herangehensweise. Die Frage ist dann nicht, wie du den Überblick über Personen und einzelne Details behalten kannst, sondern wie du später die Rohfassung überarbeitest, sodass du am Ende konsistente und distinkte Figuren hast. Werde nicht zu schnell zu perfektionistisch (sagt die richtige ::)), sondern erlaube dir in der Rohfassung ruhig Ungereimtheiten, um ein bisschen herumzuprobieren, wie die Figur denn jetzt eigentlich sein soll.
Der erste Satz ist für mich eigentlich ziemlich wichtig, darf ich mir den so über das Bett hängen? :hmmm:
Danke, dass du dir die Mühe gemacht hast, hier noch etwas hinzuschreiben - es beruhigt mich ziemlich, auch mal von anderen zu hören, dass nicht alles sofort am Anfang festgelegt und perfekt sein muss! :jau:
Ich mache bei längeren Projekten immer ganz brav und altmodisch Steckbriefe, in denen ich dann bei Gelegenheit nachschlagen kann. Beim Korrigieren liegen die dann im Besten Fall ausgedruckt oder auf Karteikarte neben der Tastatur, damit auch wirklich alles einheitlich bleibt und Isabel nicht in jedem dritten Kapitel immer mal wieder Isabella heißt (Beispel frei erfunden, ist mir natürlich nie passiert, nee, gar nicht :rofl:).