Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum

Handwerkliches => Workshop => Thema gestartet von: Nitewolf am 18. Oktober 2007, 10:48:07

Titel: Ortsbeschreibung
Beitrag von: Nitewolf am 18. Oktober 2007, 10:48:07
Was meint ihr, muss ein Ort unbedingt in der ersten Szene, in der er auftaucht ausführlich beschrieben werden?

Ich hab in einer Szene einen Kerle, der zur Arbeit kommt und sich in sein Büro setzt. Die Szene beginnt zwar schon in der Bahn, wird aber erst in seinem Büro wirklich ausführlich.

Ein oder zwei Szenen später dringt mein Antagonist in das Gebäude ein und da werden Vorplatz, Eingangshalle und so weiter eingehend beschrieben. Die Informationen sind an der Stelle einfach viel relevanter.

Kann man das machen, oder wirkt das doof? ???
Titel: Re: Ortsbeschreibung
Beitrag von: Dorte am 18. Oktober 2007, 10:57:00
Beschrieben wird doch immer da, wo es auch wichtig ist, finde ich. Ob nun Figuren, Orte oder Ereignisse. Ausnahme: Wenn die Informationen die Geschichte an einem späteren Punkt bremsen, dann würde ich sie zuvor schon einstreuen. Und außerdem bei einer Überarbeitung kritisch gucken, ob man diese Informationen wirklich unbedingt braucht.
Titel: Re: Ortsbeschreibung
Beitrag von: saraneth am 18. Oktober 2007, 11:59:00
Also als erstes würde auch ich darauf achten, dass deine Beschreibungen die Geschichte nicht bremsen und wenn sie das nicht tun, kannst du diese ja an den Stellen einfügen, an denen du es für richtig un angebracht hälst.

Ansonsten mache ich es am Anfang einer Geschichte immer so, dass ich die Umgebung und die eventuell vorhandenen Personen kurz beschreibe und mich dann der eigentlichen Handlung widme.
Teils ist es aber auch so, dass das Aussehen der Umwelt, in welcher der Charakter agiert, wichtig für den weiteren Handlungsverlauf ist. Dann beschreibe ich das ganze natürlich ausführlicher, bin aber darum bemüht es nicht wie eine Vorstellung meiner eigenen Welt aussehen zu lassen.

Na gut, ich hoffe, ich konnte dir ansatzweise helfen.

Lg
Titel: Re: Ortsbeschreibung
Beitrag von: caity am 18. Oktober 2007, 12:57:35
Hallo,

allgemein musst du immer entscheiden, was Leser wissen "müssen", um sich ein entsprechendes Bild zu machen. Manchmal ist in solchen Fällen weniger mehr. Ich persönlich mache zu wenig und muss mich immer etwas zwingen, Ortsbeschreibungen gescheit durchzuführen, aber zu ausführlich würde ich sie nie machen. Es sei denn es ist total wichtig. Beispielsweise gibt es bei mir einen Platz vor dem Palast mit einem Brunnen und um den Brunnen herum im Kreis steht dann auch noch das Gefängnis, usw. der Platz ist jedenfalls so wichtig, kommt so oft vor, dass ich relativ zügig eine detailierte Beschreibung liefern muss, damit der Leser sich zurechtfindet und weiß, wo er sich befindet.

Speziell bei dir besteht eben die Gefahr, dass der Leser sich ein falsches Bild macht und durch die neue Beschreibung verwirrt wird. Auf jeden Fall würde ich am Anfang wichtige Punkte schon nennen, damit der Leser nicht aus der luftgegriffen sich etwas zusammenreimt, aber zu viel wie gesagt nicht.
Auch nicht dort, wo du die eigentliche Beschreibung dann angesiedelt hast ...

Ansonsten: einfach mal ausprobieren. Ich bin sicher, du findest das richtige Gespür dafür ;)

Bye
caity
Titel: Re: Ortsbeschreibung
Beitrag von: THDuana am 18. Oktober 2007, 14:01:30
Hallo,

ich finde immer, dass man aus der Person heraus beschrieben einiges weglassen kann. Nicht muss, aber kann.
Zum Beispiel wird ein Geschäftsmann, der jeden Morgen um acht Uhr in sein Büro kommt und die Gehilfin ihm schon die Zeitung hingelegt hat, nicht das beschrieben.
Aber wenn die Zeitung mal fehlt ... da ist es dann wichtig.

Auf was ich hinaus will ist, dass Figuren oft ihre gewöhnlichen Orte, an denen sie oft sind, nicht mehr so sehr mustern und deshalb auch keine große Bescheibung machen. Wenn etwas anders ist oder sie einen neuen Ort betreten, sollte es umso ausführlicher sein.

In deinem Fall mit dem Mann würde ich sagen, dass du das Büro kurz umreißt. Sprich, wo steht der Tisch, gibt es ein Regal, was ist da drin, was sieht man aus seinem Fenster etc. Damit der Leser eine kleine Orientierung hat und sich später gedanklich besser "bewegen" kann.
Titel: Re: Ortsbeschreibung
Beitrag von: DarkDreamer am 18. Oktober 2007, 19:38:13
Zitat von: Nitewolf am 18. Oktober 2007, 10:48:07Kann man das machen, oder wirkt das doof? ???
Finde ich gar nicht, dass das doof wirkt. Ich hätte es genauso gemacht. Warum auch so früh schon den Ort beschreiben, wenn er noch gar nicht wirklich eine Rolle spielt? Ich würde da nur die wichtigsten Details und Merkmale angeben, damit der Leser sich schon eine räumliche Vorstellung machen kann, wenn es dann richtig an diesen Ort geht. Erst dann werden die genauen Beschreibungen ja auch wichtig!
Vorher würde es mich, als Leser, sogar nur nerven, weil es einfach uninteressant ist.
Wie schon gesagt:
ZitatManchmal ist in solchen Fällen weniger mehr.

Es kommt eben auf die Gewichtung an, wie du sie legen willst. Manchmal kann der unwichtigste Gegenstand eine wichtige Rolle spielen, sodass man ihn doch früher einführt, da es später nur die Handlung stocken lassen würde.

So viel zu meiner Meinung ...
LG
Titel: Re: Ortsbeschreibung
Beitrag von: Lavendel am 18. Oktober 2007, 21:25:25
Ich persönlich finde ja nichts langweiliger/nerviger, wenn die Handlung unterbrochen wird, um einen Raum zu beschreiben. Show, don't tell. Ihr kennt das ja. Ich finde, die Figuren müssen ihre Umgebung erleben - sie mit allen Sinnen wahrnehmen. Ich will nicht lesen:

Stefan rannte durch den Flur und stieß die Tür zum Wohnzimmer auf.
Rechts von ihm stand eine staubige Eichenholzkommode aus dem 18. Jahrhundert, auf der zwei Porzellankatzen auf einem Rüschendeckchen thronten. Die Sofas waren offenbar noch aus den Siebzigern. Der Bezug war mürbe und schlammgrün. Davor lag ein falscher Perser. Er hatte über die Jahre ein paar Brandlöcher abbekommen und wirkte recht erbärmlich, wie auch der Rest des Zimmers ... blabla... Im Regal standen Groschenromane, und ein Zeitungständer beherbergte Unmengen von Frauenillustrierten. "Oma?", rief Stefan, und erhielt keine Antwort. Verdammt, wo war sie bloß? ... blabla ... Er hastete weiter ins nächste Zimmer. Es war die Küche, die bestimmt auch aus den Siebzigern stammte. Nur der Herd war neu. Er hatte ein Cerankochfeld und eine grün leuchtende Digitalanzeige ... blabla ... Im Schlafzimmer stand ein romantischen Bett, dem an manchen Stellen der Lack abplatzte. Dazu passend hingen an den Fenstern beblümte Vorhänge. Die Tapete allerdings störte das Bild mit ihrem aufdringlichen Streifenmuster ... blablablaaaaa ... Auf dem Bett lag Stefans Oma. Und die Matratze war getränkt mit ihrem Blut.


Nene. So gehts ja nicht.

(Ich bin übrigens sicher, die Oma war nicht so harmlos, wie die Wohnung vermuten lässt. Bestimmt war sie Chefin eines Drogen- und Kinderschmuggelrings).
Titel: Re: Ortsbeschreibung
Beitrag von: Nitewolf am 18. Oktober 2007, 23:13:40
 :rofl:

Total Klasse Lavendel!

Danke euch allen für die Antworten, habt mir sehr damit geholfen, ich lasse die Szenen so, wie sie sind.

Ich muss gestehen, ich bau relativ viel Weltbeschreibung in meine Geschichte ein, was aber daran liegt, dass ich ne extrem abgefahrene Welt hab, die zu beschreiben einfach irre viel Spass macht und in der sicherlich auch viel von dem Reiz meiner Geschichte liegt.
Aber meine Testleser waren bisher alle der Meinung, der Text ließt sich flüssig und die Weltenbeschreibung fügt sich gut ein, also hoffe ich mal, dass ich damit nicht ganz daneben liege.
Vielleicht sollte ich ja mal ein paar Nichtrollenspieler fragen. ;)

Bei mir würde sich der Text dann eher so lesen:
Stephane rannte durch den Flur und stieß die Tür zum Wohnzimmer auf.
Die Möbel in dem heruntergekommenen Zimmer sahen aus, als stammten sie noch aus vormanatronischen Zeiten. Ein kurzer Blick durch die engen Fenster offenbarte, dass die Vermutung gar nicht so unwahrscheinlich war. Obwohl die Elementarebene des Feuers hoch am Himmel stand, war es draußen Stockdunkel – die Wohnung lag so tief im Schatten der Häuserriesen Babels, das keiner von Samaschs Strahlen bis hier hinab drang.
,,Oma?" rief Stephane und erhielt keine Antwort. Verdammt, wo war sie bloß? Er hastete weiter in die Küche, die ebenso heruntergekommen aussah. Inmitten des Verfalls stand ein manatronischer Ofen, um den sich bunt leuchtende Transkriptionszirkel drehten, deren geometrische Formen und mystische Symbole den Raum in fahles Licht tauchten. Wie konnte sich die alte Frau so einen Luxus leisten? Und wo in Sebettus Namen bekam sie das Mana her? Sicher nicht aus der Steckdose. Die Versorgung dieses Bezirks war bestimmt schon vor achtzig Jahren eingestellt worden. Er lief weiter ins Schlafzimmer. Dort, auf einem rostigen Bett, lag seine Oma – oder was von ihr übrig war. Ihr Blut tränkte die Wände des Zimmers...
Titel: Re: Ortsbeschreibung
Beitrag von: Lavendel am 18. Oktober 2007, 23:23:43
Zitat von: Nitewolf am 18. Oktober 2007, 23:13:40
Inmitten des Verfalls stand ein manatronischer Ofen, um den sich bunt leuchtende Transkriptionszirkel drehten, deren geometrische Formen und mystische Symbole den Raum in fahles Licht tauchten. Wie konnte sich die alte Frau so einen Luxus leisten? Und wo in Sebettus Namen bekam sie das Mana her? Sicher nicht aus der Steckdose. Die Versorgung dieses Bezirks war bestimmt schon vor achtzig Jahren eingestellt worden. Er lief weiter ins Schlafzimmer.

*räusper* Hey, der Kerl sucht nach seiner Oma! Was interessiert ihn da der Ofen? Auch wenn es später bestimmt wichtig ist, dass sie sich diesen Luxus leisten kann, in diesem Moment würde doch niemand so genau darüber reflektieren, woher die Dame nun den Strom kriegt. Da ist man dann schon wieder aus der Handlung raus. Eine Passage, die man einfach überspringt, weil man wissen will, was jetzt mit Oma los ist. Und dann hat man den Hinweis verpasst. In diesem Fall würde ich diese Passage ein Stück nach hinten verschieben. Wenn erwieder geht, vielleicht. Klärchen?^^
Titel: Re: Ortsbeschreibung
Beitrag von: Nitewolf am 18. Oktober 2007, 23:32:23
Hm, war ja auch nur ein Schnellschuss.
Aber du hast inhaltlich natürlich vollkommen recht. An sowas hätt ich jetzt gar nicht gedacht. Da fehlt mir wohl noch sehr viel Übung.
Titel: Re: Ortsbeschreibung
Beitrag von: Coppelia am 21. Oktober 2007, 08:13:15
Also, Lavendel, obwohl du deine Beschreibung als schlechtes Beispiel gebracht hast, ist die Beschreibung an sich sehr gut, finde ich. Das wollte ich schon die Tage sagen. ^^
Sie lässt wirklich eine Vorstellung von der Wohnung aufkommen und hat mich mal wieder daran erinnert, an meiner Beschreibungsfähigkeit zu arbeiten bzw. mir überhaupt mal Gedanken zu machen, wie die Räume aussehen und nicht nur die Leute ...
Titel: Re: Ortsbeschreibung
Beitrag von: Hr. Kürbis am 21. Oktober 2007, 10:47:31
Sicherlich ist Lavendels Beschreibung gut, aber ist sie auch notwendig? Wen interessiert die grüne Digitalanzeige des Herdes? Ein so detaillierte Beschreibung nimmt unnötig Tempo aus einer Szene, wenn man es sich aber leisten kann, die Handlung dadurch nicht ausgebremst wird oder die Beschreibung wichtig für den Fortlauf der Geschichte ist, dann muss sie natürlich rein.

Für mich allerdings reichen schon Schlüsselreize wie eben "Bahn", "Büro", "Küche aus den 70ern", um ein Bild vor meinem inneren Auge entstehen zu lassen. Wenn der Autor es dann für nötig hält, mich noch auf flitzeklitzekleine Details hinzuweisen, läuft er auch Gefahr, dass ich diesem Detail eine Wichtigkeit beimesse, die dieses gar nicht hat. Dann frage ich mich ständig: "Was hatte es jetzt mit dieser Digitalanzeige auf sich?"

Wer je Meister bei einem Rollenspiel war, der wird wissen, wie schnell sich jemand in zu ausführlich beschriebenen Details verrennen kann! ::)

*spricht aus Erfahrung, denkt an den Haken in der Wand*
Titel: Re: Ortsbeschreibung
Beitrag von: Lavendel am 21. Oktober 2007, 10:51:49
 ;D Danke für die Blumen, Coppelia^^.
Hr Kürbis hat schon Recht, keinen interessiert in dieser Situation der Herd. Und schon gar nicht die Porzellankatzen (man sind die hääääässlich!). Wenn ich dich richtig verstanden haben, wolltest du aber nur mein Genie an sich loben und nicht die Beschreibung in diesem speziellen Zusammenhang. Da klopf ich mir doch mal gleich selbst auf die Schulter :rofl:
Titel: Re: Ortsbeschreibung
Beitrag von: Coppelia am 21. Oktober 2007, 11:38:40
 :pfanne:

Na ja, stimmt schon irgendwie. Mir fallen Wohnungsbeschreibungen halt sehr schwer. Aber es kann ja wirklich vorkommen, dass Details wichtig sind, und ich hatte in meinem Roman glatt eine Stelle übersehen, wo das der Fall war. Daran wurde ich dann erinnert und konnte sie noch schreiben, und das war auch sehr erfreulich.
In der Szene ist die Beschreibung natürlich fehl am Platz. ;) Trotzdem kann ich Omas Mief fast riechen.

Das mit dem Haken an der Wand kenn ich auch ... ;D Obwohl es bei mir häufiger bei unwichtigen Personen vorkommt, denen dann irgend eine Bedeutung zugemessen wird ...
Titel: Re: Ortsbeschreibung
Beitrag von: DarkCicero am 21. Oktober 2007, 12:42:09
Das relevante ist hier zwar schon gesagt worden, daher hier noch eine persönlich Anmerkung...

Du schreibst, das es sich um den Beginn einer Szene handelt..evtl auch den Beginn deines Werkes?

Sollte dem so sein (ich gehe nicht zwingend davon aus, aberwer weiss?), muss ich gestehen,dass ich nicht meht weiss, wieviele Bücher ich schon weggelegt habe, nachdem die ersten zwei Seiten aus einer zu detaillierten, für die Story selbst unwichtigen Ortsbeschreibung bestanden.

In seltenen Fällen fangen mich Stil und Atmosphäre zwar trotzdem ein, aber gerade am Anfang wünsche ich persönlich mir doch meist nen kleinen Aufreisser.

Wenn dann etwas später im Text die Örtlichkeit näher beschrieben wird, geht das bei mir im Fluss unter, insbesondere wenn es nebenbei, die Handlung begleitend geschieht.
Titel: Re: Ortsbeschreibung
Beitrag von: saraneth am 21. Oktober 2007, 13:08:22
@ DarkCicero: Also möchtest du am Anfang gern ein wenig Action und dann kann der "notwendige" Teil der Ortsbeschreibung folgen?

Hm... prinzipiell finde ich beides nicht wirklich abschreckend. Mich stört es nicht, wenn eine Geschichte langsam anfängt und dann aber relativ schnell spannend weitergeht oder eben andersherum.

Nun ja, aber ich denke, das ist Geschmackssache. :)

Im Allgemeinen würde ich das aber ganz nach Geschichte entscheiden. Wenn du beispielsweise eine Fantasywelt hast, ist die Beschreibung notwendiger, als wenn dein Roman in der heutigen Zeit angesetzt ist.
Titel: Re: Ortsbeschreibung
Beitrag von: felis am 21. Oktober 2007, 20:11:29
Zitat von: Nitewolf am 18. Oktober 2007, 23:13:40
Bei mir würde sich der Text dann eher so lesen:
Stephane rannte durch den Flur und stieß die Tür zum Wohnzimmer auf.
Die Möbel in dem heruntergekommenen Zimmer sahen aus, als stammten sie noch aus vormanatronischen Zeiten. Ein kurzer Blick durch die engen Fenster offenbarte, dass die Vermutung gar nicht so unwahrscheinlich war. Obwohl die Elementarebene des Feuers hoch am Himmel stand, war es draußen Stockdunkel – die Wohnung lag so tief im Schatten der Häuserriesen Babels, das keiner von Samaschs Strahlen bis hier hinab drang.
,,Oma?" rief Stephane und erhielt keine Antwort. Verdammt, wo war sie bloß? Er hastete weiter in die Küche, die ebenso heruntergekommen aussah. Inmitten des Verfalls stand ein manatronischer Ofen, um den sich bunt leuchtende Transkriptionszirkel drehten, deren geometrische Formen und mystische Symbole den Raum in fahles Licht tauchten. Wie konnte sich die alte Frau so einen Luxus leisten? Und wo in Sebettus Namen bekam sie das Mana her? Sicher nicht aus der Steckdose. Die Versorgung dieses Bezirks war bestimmt schon vor achtzig Jahren eingestellt worden. Er lief weiter ins Schlafzimmer. Dort, auf einem rostigen Bett, lag seine Oma – oder was von ihr übrig war. Ihr Blut tränkte die Wände des Zimmers...

Hi nightwolf. Weißt Du was mich an dieser Beschreibung stöärt - sie ist out of Charakter. So würde vielleicht ein Dedektiv die wohmnung sehen, der zum ersten Mal da ist aber nicht Stefan die wohnung seiner Oma, in der er schon hundert mal war.

Stefan würde garantiert nix auffallen, was in der Wohnung "schon immer so war" aber Veränderungen bestimmt, und damit kannst Du auch Beschreibung trnasportieren: z. B.
"Stefan sah sich suchend im Wohnzimmer um. Da fiel ihm auf, dass die von seiner Oma heißgeliebten, scheusslichen Porzellankatzen, die sonst in Reih und Glied auf der Anrichte standen, kreuz und Quer durcheinander lagen, eine war sogar auf den Boden gefallen und in 3 Teile zersprungen. Hier war etwas oberfaul"!"
Titel: Re: Ortsbeschreibung
Beitrag von: Surana am 21. Oktober 2007, 23:12:15
Die Beschreibung mit den ach-so-süße- Porzellankätzchen die felis geschrieben hat, finde ich dort sehr gelungen, weil dem Leser so indirekt gesagt wird: "dort stehen kleine Kätzchen aus Porzellan (die bestimmt ganz hässlich sind), ganz ordentlich neben einander." Und im gleichen Augenblick dann noch: "Es ist etwas passiert, ein Kätzchen liegt auf dem Boden!"

Aber zu Lavendels Text:
Ich hab mich jedenfalls köstlich amysiert, als Stefan den Raum mit der Toten Oma betrat. Ich mein in einen Raum zu kommen und nicht sofort die (blutverschmierte) tote Oma zu sehen sondern erst einmal eingehend die hässliche Tapete zu begutachten und dann auch noch den Rost am Bett (auf dem die Oma liegt!) seelenruhig zu begucken.....
herrlich!  :rofl:

Lg, Surana
Titel: Re: Ortsbeschreibung
Beitrag von: Lavendel am 21. Oktober 2007, 23:50:24
Jaja, dann amYsier du dich mal weiter *kopfkratz*. Welche Sprache das sein, hä?

Ich find es ja echt niedlich, was ihr alles mit Omas Wohnung macht^^.
Titel: Re: Ortsbeschreibung
Beitrag von: Surana am 22. Oktober 2007, 08:50:27
Huch, in der Eile nicht aufgepasst und vertippt  ::)
Lg, Surana  ;)
Titel: Re: Ortsbeschreibung
Beitrag von: Nitewolf am 23. Oktober 2007, 10:28:22
Ehrlich gesagt war für mich an Lavendels Beispiel das entscheidende, dass es zwar schön und lebendig die Wohnung vor Augen geführt hat, aber - egal unter welchen Umständen - viel zu ausführlich und damit im Endeffekt langweilig war. Sehr eindrucksvoll demonstriert  :P

Ich wollte nur in einem Gegenbeispiel darstellen, dass eine ausführliche Ortsbeschreibung auch Sinn machen kann, wenn man damit interessante Infos über die Welt einfließen lässt (falls man die an anderer Stelle nicht eh schon fünf mal erwähnt hat). Ob mir das Gelungen ist, sei mal dahin gestellt.
Dass die Szene, so wie ich sie beschreibe an sich vollkommen Schwachsinnig ist, war mir auch. Ausser der Kerl kennt seine Oma noch als nette alte Dame und war noch nie in ihrem neuen Unterschluf, seit sie zur Unterweld-Größe mutiert ist ;)
Das war aber für mich auch nicht der springende Punkt. Danke trotzdem für die dahingehenden Rückmeldungen. Die sind natürlich korrekt.

@DarkCicero
Es handelt sich bei der fraglichen Stelle nicht um den Anfang des Romans.
Ich gebe allerdings zu, dass mein Roman auch mit einer Beschreibung der Strassenschluchten meines Schauplatzes Babel beginnt  ;D
Ich will natürlich am Beginn eines Romanes auch nicht erst mal 10 Seiten ausführliche Beschreibung einer idylischen (und jedem Erdenbürger auch durch 2 Sätze vermittelbaren) Wald- und Wiesenlandschaft sehen.
Aber ich hab es schon ganz gern, wenn ich mir, bevor die Handlung richtig losgeht, wenigstens ein grobes Bild davon machen kann, wo ich mich befinde, vor allem dann wenn es sich um ne eher abgefahrene Welt handelt.

Ich mein, in nem Buch wie die Zwerge von Heitz brauch ich keine großen Worte um mir ne Vorstellung von seiner 0815 Fantasywelt zu machen (Trotzdem gutes Buch).

In men Buch wie Tristopolis von John Meaney hab ich jede Zeile Ortsbeschreibung verschlungen, mich bei jeder zweiten Seite gefragt, wann das Rollenspiel rauskommt, weil ich Sourcebooks zu der Welt haben will und  kanns kaum erwarten, dass der 2. Teil rauskommt, weil ich dann endlich mehr über die Welt erfahre.

Is halt sehr Setting abhängig, finde ich.
Titel: Re: Ortsbeschreibung
Beitrag von: Wölfin am 26. Oktober 2007, 14:34:42
Ich lese momentan die Stilfibel von Ludwig Reiners (wirklich sehr empfehlenswert, wenn auch schon älter) und da wird unter anderem als Tipp gegeben:
Geben Sie keine vollständigen Beschreibungen von Landschaften, Häusern oder Menschen! Wenige, aber charakteristische Einzelheiten, sparsam in die übrige Darstellung eingeflochten, möglichst so, dass sie eine Handlung erzählen!

Also nicht: Er sah die alte Tapete, die längst hätte erneuert werden müssen und bemerkte nebenbei, dass der Herd nicht ausgeschaltet war. ... Im Schlafzimmer fiel ihm dann das rostzerfressende Bettgestell ins Auge, auf dem seine Oma in ihrem eigenen Blut lag.
Sondern: Während er durch das Vorzimmer hastete, vorbei an der halb von der Wand hängenden Tapete, stolperte er fast über das auf dem Boden verstreute Gerümpel. Kaum dass er die Schlafzimmertür aufgerissen hatte, sprang ihm das Bild seiner toten Oma entgegen, deren Blut in einer großen Lache um sie herum schon zu gerinnen begonnen hatte und sich farblich fast an den Rost des alten Bettgestells anpasste.

:-\
Naja, nicht perfekt (ich übe noch...), aber ich hoffe, es wird deutlich, was ich damit sagen wollte. Die Beschreibung soll mehr in die Handlung einfließen. Der Leser muss nicht unbdeingt bemerken, dass er gerade eine detaillierte Beschreibung des Handlungsortes bekommt. Interessanter ist es für ihn, wenn die Einzelheiten mehr "nebenbei", während der Handlung einfließen.

Okami
Titel: Re: Ortsbeschreibung
Beitrag von: Adiga am 22. Januar 2008, 02:32:07
Wenn eine Figur mit seiner Umgebung interagiert, wird sie sichtbar. Möchte man eine Umgebung schildern, muss die handelnde Figur zwangsläufig interagieren.
Hat es eine Person eilig, wird die Beschreibung nur Flüchtig ausfallen; Wenn sie stoplert, wird man erfahren, woran sie sich gestoßen hat, Wenn sie den Boden berührt, lässt man die Figur den Untergrund spüren, wenn sie bewusst atmet, wird sie den Geruch feststellen, Wenn sie Zeit hat den Himmel zu beobachten, wird sie davon irgendeinen Eindruck haben.
Ist eine Figur aber in ihren Gedanken versunken, während sie durch eine Räumlichkeit oder durch offenes Gelände wandert, wird sie von dieser auch nur soviel mitbekommen wie man mit einem einzigen Gedanken ausdrücken kann, weil sie sich keine Zeit dafür nimmt mehr zu erkennen, und als Leser möchte man vom Autor nicht mit verwirrenden Ortsbeschreibungen traktiert werden, wenn die handelnde Person derweil etwas ganz anderes tut, schließlich ist es schwer genug, den Leser dazu zu bekommen die Handlung durch viel Kapitel weiter zu verfolgen.
Nur manchmal ist es ganz gut, wenn man dem Leser durch eine Stimmungsvolle kurze Beschreibung, ein kurze Verschnaufpause von einer Kräfte zerrenden Handlung gibt, für meinen Geschmak reichen dafür drei Sätze und die Beschreibung sollte, unbedingt der Stimmung der Situation entsprechen und sie natürlich verstärken.
   
Titel: Re: Ortsbeschreibung
Beitrag von: Lord Bane am 23. Januar 2008, 16:11:32
Ich beschreibe Orte nur dann ausführlich, wenn sie entweder besonders ungewöhnlich sind oder etwas an ihrem Aussehen entscheidend zur Handlung beiträgt. Ich mag selbst keine Bücher, in denen der Autor jedes Blümchen am Wegesrand beschreibt, auch wenn es für die Story nicht die geringste Bedeutung hat.

Eine Landschaft dient natürlich auch immer dazu, Atmosphäre zu erzeugen, ähnlich wie ein Gemälde. Ein dunkler, unheimlicher Wald wird beim Leser eine ganz andere Hintergrundstimmung schaffen als ein Garten mit Springbrunnen und bunten, exotischen Blumen.