Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum

Handwerkliches => Auskunft und Recherchen => Autoren helfen Autoren => Archiv: Auskunft und Recherchen => Thema gestartet von: Ratzefatz am 03. Mai 2016, 10:17:31

Titel: [Medizin] Kiss & Kill
Beitrag von: Ratzefatz am 03. Mai 2016, 10:17:31
Für eine Plot-Idee, die mir im Kopf herumspukt, fehlt mir noch eine entscheidende Info. Und zwar:

Ist es (in der heutigen, realen Welt) möglich, jemanden mit einem Kuss zu töten? Also über Lippen- und/oder Zungenkontakt jemanden so zu vergiften, dass derjenige stirbt? Das Gift müsste nicht sofort wirken, sollte aber zu einer unheilbaren Vergiftung (Herz-, Kreislaufversagen?) führen. Damit es noch schwieriger wird, ist der Mörder ein normaler heutiger Jugendlicher ohne Komplizen (erlaubt sind Internetrecherche und ggf. Online-Versand :-)). Und natürlich soll der Mörder dabei nicht selbst sterben, er muss also entweder jede Berührung mit dem Gift vermeiden (durchsichtiger Film auf den Lippen?) oder immun sein.

Fällt euch etwas Passendes ein oder ist das reine Spinnerei? Ich wäre für jeden Hinweis dankbar!

Liebe Grüße

Ratzefatz

Titel: Re: [Medizin] Kiss & Kill
Beitrag von: Mailor am 03. Mai 2016, 10:24:45
Mir fallen spontan Allergien ein. Wenn der Geküsste gegen etwas allergisch ist, was der andere entweder im Mund oder auf seinen Lippen hat. (Nüsse, Grapefruit, vielleicht irgendein Getränk im Mund)

Apropos Getränk im Mund: Der Küsser könnte ein Gift im Mund haben, dass er nicht schluckt, aber rüber küsst. So Küssespielchen, der Küsser nimmt einen Schluck aus einem Glas/einer Flasche und gibt ihn dann dem Geküssten aus seinem Mund weiter, der es schluckt und stirbt.
Titel: Re: [Medizin] Kiss & Kill
Beitrag von: Tigermöhre am 03. Mai 2016, 10:43:44
Ich habe mal vor langer Zeit von einem Fall gelesen, wo ein Mädchen wirklich an einem Kuss gestorben ist, weil sie eine schwere Nussallergie hatte, und der Junge eine Weile vorher Nüsse gegessen hatte.
Gerade bei den schweren Nussallergien muss man wohl nicht direkt davor die gegessen haben, sondern es reicht, wenn noch ganz minimale Reste da sind.
Und ich hörte mal von einem Kind, dass Atemnot bekam, als in der Klasse am anderen Ende des Raumes jemand eine Tüte Erdnussflips geöffnete hatte.
Titel: Re: [Medizin] Kiss & Kill
Beitrag von: Franziska am 03. Mai 2016, 10:45:40
Ja, ich habe ja auch ein Projekt, wo jemand durch einen Kuss stirbt, allerdings unbeabsichtigt wegen einer Allergie. Das wäre also eine Möglickeit.
Wenn es allerdings so sein soll, dass niemand  merkt, dass es durch den Kuss kommt, müsste das Gift ja etwas später wirken. Da kenne ich mich aber auch nicht aus.
Titel: Re: [Medizin] Kiss & Kill
Beitrag von: Maubel am 03. Mai 2016, 10:46:11
Jap, die Stieftochter einer Freundin von mir hat eine schwere Erdnussallergie. Ihr Freund isst gerne thailändisch, darf sie aber dann drei Tage lang oder so nicht küssen, macht es also nur, wenn sie gerade räumlich getrennt sind. Sie trägt deshalb auch immer ihren Epi-pen mit sich rum und hat so ein Medical Alert Band.
Titel: Re: [Medizin] Kiss & Kill
Beitrag von: Araluen am 03. Mai 2016, 11:13:36
Nüsse erscheinen mir auch am Wahrscheinlichsten. Sollte es sich aber um einen Serientäter handeln, wird er wohl nicht auf Nussallergiker warten ;)
Ich kann mir vorstellen, dass man aus diversen Kunstharzen oder Kunststoffen einen dünnen Film auf die Lippen auftragen könnte, der als Diffusionsbarriere fungiert, und man ein Kontaktgift als Lipgloss getarnt auf die Lippen darüber aufträgt. Das müsste dann aber ein sehr dünner Kunststofffilm sein, damit es nicht unnatürlich aussieht und fühlt sich sicher total seltsam auf den Lippen an ;) Ich weiß jetzt auch nicht welche Kunststoffe und Harze sich da für was eignen. Und vermutlich riecht es auch komisch, gerade, wenn es ein Harz ist. Lacke und Kunststoffe riechen meist auch sehr seltsam, solange sie flüssig sind. Gifte müssen nicht unbedingt riechen udn schon im Vorfeld zu erkennen sein. Der menschliche Organismus ist da einfach nicht auf alles vorbereitet.

Cyanid würde sich insofern eignen, dass es nicht als Kontaktgift wirkt, sondern erst durch Freisetzung von Blausäure im Magen, wenn es mit der Magensäure in Berühung kommt. Man könnte also rein hypothetisch ein Cyanidpulver auf die Lippen auftragen und dies beim Kuss übertragen. Der andere wird sich sicher kurz danach oder später über die Lippen lecken und dann hat er das Pulver geschluckt. Der Täter selbst darf das natürlich auf keinen Fall tun. Ich weiß jetzt aber nicht, wie viel Cyanid man aufnehmen muss, um im Magen eine tödliche Dosis Blausäure zu erzeugen. In geringen Dosen sind spezielle Cyanidverbindungen in der Lebensmittelindustrie als Rieselmittel zugelassen. Ich finde diese Variante allerdings selbst sehr gewagt und hypothetisch.
Was auch noch ginge wäre eine Blausäurekapsel, die mit etwas Geschick beim Zungenkuss rüber geschoben wird. Giftig wirds erst, wenn die Kapsel kaputt geht entweder durch Kauen oder im Magen. Natürlich besteht die Möglichkeit, dass das Opfer die Kapsel nur irritiert ausspuckt. Oder der Täter nimmt eine sich selbst auflösende Kapsel - gibt es soweit ich weiß, bei einigen Psychopharmaka. Dann ist das Zeitfenster zwischen im eigenen Mund einlagern und beim Kuss übertragen natürlich kurz. Die Kapsel darf ja nicht durch sein, wenn der Täter sie noch im Mund hat.

Was ich gerade noch gefunden habe, sind die Arsenikesser. Das war wohl mal in Mode. Jedenfalls haben diese Leute regelmäßig Arsenik zu sich genommen als Droge und sich dabei daran gewöhnt, sodass sie eine höhere Toleranz gegenüber des Giftes hatten. Normalerweise sind 0,1g oral aufgenommenes Arsenik tödlich. Arsenikesser vertragen deutlich mehr.
Es besteht also die Möglichkeit sich an ein Gift zu gewöhnen. Wennd er Täter mehr von dem Gift verträgt (er ist aber nicht immun, seine Toleranzschwelle hat sich nur nach oben verschoben), als er als tödliche Dosis auf die Lippen aufträgt, könnte es klappen. Zu beachten ist aber, dass die aufgetragene Menge einen ordentlichen Puffer nach oben beinhalten muss von der Menge her. Der Täter kann nicht davon ausgehen,d ass durch den Kuss die komplette Menge aufgenommen wird.
Sollte der Täter Arsenikesser sein, muss er auch mit starken Entzugserscheinungen rechnen, wenn er es mal absetzt.

Diese Tötungsart ist in jedem Fall sehr gewagt. In einem realitätsnahen Roman würde ich vermutlich darauf verzichten (wobei auch Monk schon die seltsamsten Mordvarianten aufgeklärt hat), da die Idee zwar wirklich kreativ und irgendwie cool aber schwer glaubhaft umsetzbar ist.
Titel: Re: [Medizin] Kiss & Kill
Beitrag von: Dämmerungshexe am 03. Mai 2016, 15:27:35
Was mir dazu spontan als Beispiele einfallen: Poison Ivy in Batman mit ihrem giftigen Lippenstift und GoT, da wurde auch jemand durch nen Kuss vergiftet und der Mörder hat einfach hinterher das Gegengift geschluckt.
Titel: Re: [Medizin] Kiss & Kill
Beitrag von: Ratzefatz am 03. Mai 2016, 16:38:36
Ihr Lieben,

danke euch allen, das hilft mir schon mal viel weiter!

Eine Allergie, ob gegen Nüsse oder sonst was, wäre für meine Zwecke wohl am besten geeignet. Allerdings sollte das Opfer wirklich nicht sofort nach dem Kuss tot umfallen, einen kleinen Zeitpuffer bräuchte ich. Und jemand mit einer ausgeprägten Erdnussallergie wird sich von dem Geruch/Geschmack wahrscheinlich ganz automatisch fernhalten, also müsste man das irgendwie maskieren ...

Arsenikesser, Blausäurekapseln und giftiger Lippenstift sind zwar total interessant, aber für meine Zwecke nicht so geeignet, weil es sich bei dem Mörder eben um einen ganz normalen Jugendlichen handelt und ich keine Ahnung habe, wo er das Zeug herkriegen sollte, ohne dass der Plot komplett unplausibel wirkt.

Es handelt sich übrigens um keinen Serientäter, daher kann ich die Umstände frei gestalten und es muss eben nur einmal funktionieren, dann aber jedenfalls als geplanter Mord (und nicht als Unfall).

Wenn ihr noch Ideen habt bzw. auch Quellen zum Thema tödliche Allergien, immer nur her damit!

Liebe Grüße

Ratzefatz
Titel: Re: [Medizin] Kiss & Kill
Beitrag von: Araluen am 03. Mai 2016, 16:51:35
Statt Erdnüssen, die ja recht Geruchsintensiv sind, gingen noch Haselnüsse.
Mir kam gerade noch die Idee mit Insektengift. Dein Täter könnte ein paar bienen fangen/totschlagen und das Gift raus quetschen. Ich vermute aber, das ist nicht so angenehm auf den Lippen.
Dann fiel mir noch ein, dass eine Freundin eine Krebstierallergie hat. Dein Täter könnte sich eine Krebstier- oder Fischpaste auf die Lippen schmieren. Wenn es eine Fischallergie ist, bietet sich Surimi an, das ist recht geschmacksneutral und riecht kaum.
Titel: Re: [Medizin] Kiss & Kill
Beitrag von: Tigermöhre am 03. Mai 2016, 16:56:55
Wie wäre es mit Rattengift?
Das Zeug ist leicht erhältlich, hochgiftig (die LD50 bei Hunden liegt bei 0,25 mg/kg. Wenn man das auf einen 50kg Menschen hochrechnet, was für einen Teenager schon sehr viel ist, wären das 12,5 mg) aber die Wirkung tritt nicht sofort ein und es gibt mit Vitamin K ein leicht erhältliches Gegengift. Es ist nur laut Wikipedia geschmacks- und geruchslos aber nicht besonders gut wasserlöslich.

Edit:
Ich war gerade bei dem Wirkstoff. Das kaufbare Rattengift ist verdünnt. Damit wäre es wahrscheinlich doch etwas schwieriger unauffällig jemanden zu vergiften.
Titel: Re: [Medizin] Kiss & Kill
Beitrag von: Fianna am 03. Mai 2016, 17:25:09
Wenn es um einen Jugendlichen geht, dann würde ich da auf jeden Fall ein Beispiel aus einem Film oder einem Buch nennen, mit dem er darauf kommt. Oder (falls beispielsweise die Allergie gewählt wird) ein Arzt hat diesen Jugendlichen auf Allergien getestet und bei der Erklärung gesagt, das bei (Nuss-)Allergie schon ein Kuss tödlich ist.
Der Jugendliche hatte dann eben keine Allergie, hat sich aber später an das Gespräch erinnert, als er überlgt hat, wie man die Person umbringen kann, die zufällig mitteilte, dass sie Allergiker ist.

Also aus dem Wust an realistischen und unrealistischen Informationen aus dem Internet zufällig genau die eine tödliche und funktionale zu finden, das finde ich ziemlich unglaubwürdig. Da muss schon eine direkte Information diesbezüglich geflossen sein, die ihn dazu gebracht hat, über genau diese Methode zu recherchieren (Film, Buch, Arzt, der ihn oder das Geschwist vergeblich auf Allergien untersucht hat und was zu der Gefahr bei Allergien erklärte).
Titel: Re: [Medizin] Kiss & Kill
Beitrag von: Dino am 03. Mai 2016, 21:52:25
Als Allergikerin könnte ich Dir noch Apfel empfehlen.
Kleines Beispiel (und meine Allergie ist nicht so schlimm, dass ich sofort keine Luft mehr kriege): Freud isst eine Apfel. Ein bisschen Zeit vergeht. Freund gibt Dino einen Kuss auf die Stirn (!). ZACK Ausschlag und zwar richtig fies.
Da hätten man dann auch noch eine schöne Parallele zu Schneewittchen :rofl: und bis man dran erstickt dauert es noch nen Moment.
Allerdings gibt es auch Menschen, die selbst auf Wasser, in dem eine Erdnuss lag hochallergisch reagieren und das riecht man dann ja eigentlich auch nicht mehr.
Titel: Re: [Medizin] Kiss & Kill
Beitrag von: Fianna am 03. Mai 2016, 21:53:58
Ja, eine Freundin hat mal einen Allergie-Anfall bekommen, weil sie eine Pizza oder ein Pizzastück mit einem Schaber auf den Teller gelegt bekam, mit dem auch eine Thunfisch-Pizza bewegt wurde... Ein Thunfisch-Bröckchen war da nicht dran, das hätte sie ja gesehen oder geschmeckt.

Also, sie hatte so ungefähr 45 Minuten, um ins Krankenhaus zu kommen, sonst wäre sie gestorben.
Titel: Re: [Medizin] Kiss & Kill
Beitrag von: Lothen am 03. Mai 2016, 21:56:53
Fias Beispiel kann ich bestätigen. Eine Freundin von mir hat auch eine krasse Fisch-Allergie, die darf nicht einmal die Kartoffeln bei der "Nordsee" essen, weil da unter Umständen ein Stückchen Fisch mal eine Kartoffel berührt haben könnte. Da geht das mit dem anaphylaktischen Schock ähnlich schnell.

Irgendwie läutet gerade was bei mir in puncto Dr.-House-Folge ... vielleicht komm ich noch drauf. ;)
Titel: Re: [Medizin] Kiss & Kill
Beitrag von: Angela am 03. Mai 2016, 22:09:07
Fischallergie habe ich mal miterlebt bei einem kleinen Jungen, der sich zum Glück nur mit dem verseuchten Finger an den Kopf gefasst hat. Es war extrem und die Ärztin zum Glück gleich auf der anderen Seite der Straße. Hätte er den Fisch geschluckt, wäre er sicher erstickt.
Titel: Re: [Medizin] Kiss & Kill
Beitrag von: Coehoorn am 03. Mai 2016, 22:23:17
Sich selbst etwas auf die Lippen aufzutragen ohne es selbst zu schlucken ist unmöglich. Creme dir doch mal die Lippen ein und versuche nichts davon in den Mund zu kriegen. Das geht nicht... Zumal es sich hier um ein wirklich tödliches Gift handeln müsste, damit geringen Mengen schon Wirkung zeigen...

Entweder er hat also ein Gegengift oder es handelt sich um eine Allergie. Eine andere Möglichkeit kann es einfach nicht geben.
Titel: Re: [Medizin] Kiss & Kill
Beitrag von: Ratzefatz am 04. Mai 2016, 16:34:37
Ja, ich denke auch, dass eine Allergie den meisten Sinn macht. Danke schon mal für die guten Tipps! Nun stehe ich eben vor dem Problem, dass es einerseits hochdosiert genug sein muss, um tödlich zu wirken, andererseits aber auch nicht sofort tödlich wirken darf ...

Frage an alle, die damit Erfahrung haben: Wie äußert sich ein solcher Schock? Ich meine dabei nicht die medizinische Definition, sondern einfach Eindrücke sowohl des Zusehers als auch des Betroffenen - damit wäre mir sehr geholfen!

Liebe Grüße

Ratzefatz
Titel: Re: [Medizin] Kiss & Kill
Beitrag von: Fianna am 04. Mai 2016, 16:40:54
Meine Freundin meinte, es fängt mit einem Kribbeln an - den Rest habe ich vergessen. Man markt es auf jeden Fall, dass etwas nicht stimmt. Sie hätte immer Zeit genug, um nach Erkennen der Symptome rechtzeitig Hilfe zu holen - ausser, sie ist ausserhalb der Zivilisation oder es existiert eine Sprachbarriere.

Vielleicht geht sowas ja auch schneller als 45-60 Minuten (vom Kontakt bis zur Bewusstlosigkeit/Tod).
Titel: Re: [Medizin] Kiss & Kill
Beitrag von: Maubel am 04. Mai 2016, 16:56:36
Also wenn ich Süßkirschen esse, dann merke ich innerhalb von zwei Minuten, dass mein Hals zu kratzen beginnt, auch etwas kribbeln. Ich bekomme Atemschwierigkeiten, weil die Luftröhre anfängt zu zu schwillen - mehr Kirschen habe ich seit dem nicht mehr probiert ;) Es ist beklemmend und man versucht es weg zu husten, was natürlich nicht funktioniert.
Bei besagter Stieftochter ist es deutlich extremer. Sie hat extra Anweisungen in ihrem Rucksack und eben ein Medical Alert, weil sie innerhalb von 5 Minuten unfähig ist zu sprechen/bewusstlos wird und ohne Epi-Pen sich nicht davon erholt.
Bei der Nussallergie meines Sohnes sind es auch Atemschwierigkeiten, aber bei ihm beginnt das Gesicht, zum Beispiel ums Lid herum anzuschwellen. Je nach Dosis geht das schnell oder langsam vor. Andere Allergien bei mir lösen eher juckende Pusteln, Asthma und tränende Augen aus.
Titel: Re: [Medizin] Kiss & Kill
Beitrag von: Araluen am 04. Mai 2016, 18:44:51
Letzten Endes kann es dein Täter bei einem allergischen Schock auch auf ien Versehen (gerade bei Erdnüssen oder FIsch) schieben, sollte er in den Fokus der Verdächtigen geraten.
Titel: Re: [Medizin] Kiss & Kill
Beitrag von: Fianna am 05. Mai 2016, 02:04:50
Und dann aber das Verschweigen der Tat und kein RTW-Rufen aus Angst und Schock? Ist ein bisscjen dünn... Als Laie darf man ja nicht davon ausgehen, dass bewusstlose Menschen tot sind.
Und selbst wenn: Notruf wählen muss man trotzdem.

Da dann Wochen später, wenn man aufgeflogen ist, eine gute Erklärung findem, warum man das unterlassen hat, stelle ich mir schwierig vor.
Titel: Re: [Medizin] Kiss & Kill
Beitrag von: Araluen am 05. Mai 2016, 07:40:07
Auch wieder wahr. das wäre wohl nur möglich, wenn das Opfer noch ohne Anzeichen fort geht und erst außer Sichtweite den Schock kriegt.
Titel: Re: [Medizin] Kiss & Kill
Beitrag von: Fianna am 05. Mai 2016, 08:58:18
Oder wenn man einfach behaupten kann, man hätte die Symptome nicht mitbekommen.
Falls es gewünscht ist, dass der Täter auffliegt, wäre die Entlarvung seiner Lüge über seinen Aufenthaltsort zu dem Zeitpunkt dieses Allergie-Schocks das entscheidende Puzzle-Stück, das den Verdacht auf ihn lenkt oder erhärtet, bis man ihm Anwesenheit, unterlassene Hilfeleistung und Vorsatz nachweisen kann.
Titel: Re: [Medizin] Kiss & Kill
Beitrag von: Ratzefatz am 06. Mai 2016, 07:44:22
Danke für eure Tipps, bezüglich der Aufdeckung des Verbrechens habe ich bereits alles geplottet - wichtig ist für mich eben, dass das Opfer nicht unmittelbar nach dem Kuss tot umfällt. Symptome können durchaus sofort einsetzen, wobei es besser wäre, wenn diese nicht äußerlich sichtbar sind (heftiger Ausschlag etc.). Der Mord findet abends statt, die Leiche wird am nächsten Morgen gefunden, ist also noch relativ "frisch" - und der erste Gedanke der Ermittler sollte nicht sein "Hey, wo kommt dieser merkwürdige Ausschlag her"?
Titel: Re: [Medizin] Kiss & Kill
Beitrag von: Lukas am 06. Mai 2016, 13:34:26
Das Problem ist, dass Teenager mit so heftigen Nahrungsmittelallergien in der Regel schon viel früher auffallen(Beispielsweise Ara h2 -Allergie, fällt leicht tödlich aus, fällt aber schon nach Erstexposition auf und kann so vermieden werden). Meistens schon im Kleinkindalter. Es gibt allerdings Allergien, die erst mit der Pubertät manifest werden. Die genaue Äthiologie gilt meines Wissens  :hmmm: nach als ungeklärt. Diese sind jedoch selten so stark, dass sie den Allergiker bei Kontakt töten. Bei einer solchen Plotline, taucht also immer die Frage auf: Warum wusste das Opfer nichts von der Allergie? Wieso erkennt es die Symptome nicht? Wieso hat es kein Adrenalin dabei? Wieso fällt eine so starke Allergie erst jetzt auf? Wie wusste der Täter davon? Diese Fragen stellen sich in ihrer Relevanz indirekt proportional zur Allergiestärke dar.

Auch sind die meisten Nahrungsmittelallergien allergische Typ I- Reaktionen, d.h.: sie treten sofort auf und haben so gut wie keine Verzögerung. Der anaphylaktische Schock als (einzige sicher) tödliche (Maximal-)Variante der Nahrungsmittelallergie setzt die Aufnahme des Allergens ins Blut voraus. Demzufolge muss das Allergen verschluckt oder anderweitig längeren Kontakt zu Schleimhäuten gehabt haben.
Alle hier genannten Allergien sind des Weiteren stark mit der atopischen Dermatitis/Atopie assoziiert. Das Opfer könnte also an Neurodermitis, Asthma oder allergischer Rhinokonjunktivitis leiden(fiel mir grade als eine Art "Foreshadowing" ein und trägt natürlich nicht zur Lösung deines Problems bei)

Weil Allergien recht gut erforscht sind fand ich die Lösung, die in GoT
Sorry but you are not allowed to view spoiler contents.
verwendet wurde, sehr elegant. Im Fantasy- Setting ist es auch leichter ein Gift zu erfinden, welches schon bei Kontakt tödlich ist.
#Das sind so meine ersten einfälle zu dem Thema.
Wenn cih wieder zu Hause bin, kann ich gern mal meine Physiologie Fachbücher wälzen und kucken, ob ich noch etwas Detailliertes zum Thema Nahrungsmittelallergie finde  :buch: :buch: :buch:
Titel: Re: [Medizin] Kiss & Kill
Beitrag von: Ratzefatz am 06. Mai 2016, 14:50:17
Oh ja, das wäre super!

Wie gesagt, es muss in der heutigen realen Welt funktionieren (keine phantastischen Gifte) und es sollte keine exotischen Zutaten (Viperngift) erfordern.

Ansonsten: Dass das Opfer über seine Allergie Bescheid weiß, ist kein Problem. Wenn es zB eine Fischallergie ist, isst das Opfer einfach keinen Fisch bzw. vermeidet jeden Kontakt mit Fisch - der Mörder kann sich dann eine möglichst geruchs- und geschmackslose Fischpaste auf die Lippen schmieren. Bis das Opfer die Symptome erkennt (da es ja nicht davon ausgeht, Kontakt mit Fisch gehabt zu haben), ist es dann schon zu spät bzw. das Opfer nicht mehr in der Lage, ordentlich zu reagieren.

Nun brauche ich also:
- eine plausible Allergie (im Hinblick darauf, dass der Kontakt mit kleinen Mengen des Nahrungsmittels tödlich verläuft)
- eine "Mordwaffe" (die möglichst nicht als das jeweilige Nahrungsmittel erkennbar, also geruchs- und geschmackslos ist)
- Symptome, die a) zum Tod führen, aber nicht sofort, und b) nicht jeden sofort mit der Nase auf den Mord stoßen ("hey, diese Leiche hat einen komischen Ausschlag um den Mund, wurde ihr was verabreicht?")

Ach ja: Die Leiche wird im Meer entsorgt und am nächsten Morgen dort gefunden. D.h. wenn ich Fischallergie nehme und die Leiche dann am nächsten Morgen überall Ausschlag aufweist, würde das sogar ziemlich gut passen - so nach dem Motto "im Meer gibt es Fische, bestimmt kommt der Ausschlag dann von dem Kontakt mit Fischen").

Liebe Grüße

Ratzefatz
Titel: Re: [Medizin] Kiss & Kill
Beitrag von: Lukas am 06. Mai 2016, 15:08:32
Bin kein Gerichtsmediziner, aber ich glaube, dass post mortem das Immunsystem nicht mehr auf das Allergen reagieren kann ;). Das wär der Gerichtsmedizin in deinem Buch denke ich auch klar :P
Titel: Re: [Medizin] Kiss & Kill
Beitrag von: Lothen am 06. Mai 2016, 15:12:47
Zitat von: Lukas am 06. Mai 2016, 15:08:32Bin kein Gerichtsmediziner, aber ich glaube, dass post mortem das Immunsystem nicht mehr auf das Allergen reagieren kann ;). Das wär der Gerichtsmedizin in deinem Buch denke ich auch klar :P
Wenn man aber von einem Unfall ausgeht, dann könnte ja der Tod gerade durch den Kontakt mit den Fischen eingetreten sein. Opfer stürzt ins Meer, versucht wieder an Land zu kommen, die Allergie schlägt zu, es ertrinkt. Allerdings sollte das bei einer Oduktion auch nachvollziehbar sein, denn wenn das Opfer vorher getötet wurde, hat es ja kein Wasser in den Lungen.  :hmmm:

Merke: Ein perfekter Mord ist nicht einfach. ;D
Titel: Re: [Medizin] Kiss & Kill
Beitrag von: allinspace am 08. Mai 2016, 02:32:34
Eine Allergie ist wahrscheinlich eh die beste Option, aber ich hätte noch eine Idee zum Thema Gift - Chemieprüfungen inspirieren einen eben zu den wundersamsten Sachen :hmmm:
Was mir noch eingefallen ist, sind binäre Gifte - also zwei eigentlich harmlose Substanzen die erst giftig werden, wenn sie zusammengemischt werden. Die Chemiewaffe Anthrax ist so ein Gift, soweit ich weiß... was dir wahrscheinlich eher nicht so viel bringt, weil dein Charakter da wahrscheinlich keinen Zugriff drauf haben wird  ;D
Aber es gibt Pilze, die eine ähnliche Wirkung haben. Zum Beispiel den Faltentintling der eigentlich essbar ist, aber in Verbindung mit Alkohol giftig wird. Den gibt es in Europa eigentlich ziemlich oft, also wenn der Mord von April - September stattfindet und dein Mörder einen Wald in der Nähe hat, sollte es auch kein Problem sein, den zu bekommen - ganz legal, und ohne dass ihm das jemand nachweisen kann :psssst: Vielleicht könnte dein Charakter dem Partner beim Küssen irgendwie Pilzpulver unterjubeln? Dann muss er nur noch Alkohol servieren, und fertig!
Titel: Re: [Medizin] Kiss & Kill
Beitrag von: Fianna am 08. Mai 2016, 09:53:55
Oder er weiß, dass das Opfer unmittelbar in nächster Zukunft (eine halbe Stunde oder so) an einem Ort erwartet wird, wo es etwas Alkohol trinken wird (eine Feier oder sowas, wo man ein Glas Sekt bekommt und das Opfer bricht dann zusammen - nachweislich ohne dass der Täter anwesend war).
Titel: Re: [Medizin] Kiss & Kill
Beitrag von: Lukas am 09. Mai 2016, 13:57:13
Ok ich habe jetzt einmal nachgeschaut. Von allen Nahrungsmittelallergien, kommt lediglich ein Fisch- und Meeresfrüchteallergie oder die schon erwähnte Erdnussallergie in Frage. Bei Erdnussallergien käme eigentlich fast ausschließlich die schon von mir in den Raum gestellte Ara - h6 - Allergie in Frage, weil diese als einzige stark genug ist um einen entsprechenden anaphylaktischen Schock schon bei leichtem Kontakt auszulösen. Bei Fischallergie konnte ich auf die schnelle keine Entsprechung finden, aber - wenn ich mich richtig erinnere :hmmm: - ist man auch hier auf ein Protein im Muskel allergisch. Das bedeutet, dass die "Entsorgung im Gewässer" nahezu 100% keine entsprechende Reaktion auslösen würde. Das Allergen bekommt dabei nämlich nicht einmal in Kontakt mit den Schleimhäuten des Opfers. Allergische Kontaktekzeme, die hier auch diskutiert wurden, sind in der Regel Typ4-Reaktionen, die einige Tage benötigen und auch nur das direkt umliegende Gewebe schädigen( Bsp.: Duftstoffekzem, nach Parfümgebrauch) und damit als Mordwaffe so gut wie wegfallen.

Meine Tendenz wäre daher eine Ara h6 Allergie. Wenn der Mörder es schaffen könnte nur das Protein aus den Erdnüssen zu extrahieren und sich das in Kombination mit Fetten auf die Lippen zu schmieren...könnte ich mir vorstellen, dass es das Opfer innerhalb von ein paar Minuten umbringt. Es geht halt schon sehr schnell. Und das Opfer besitzt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit einen Pen. Das heißt, du benötigst noch eine Erklärung, warum dieser nicht verwendet wird. Aber das ist ja dein Job ;).

Hoffe ich konnte helfen.
Lg Lukas

P.S.: Hier noch einmal die Allergietypen, für alle, die es interessiert. Zitiert aus dem besten Freund des Medizinstudenten: DocCheck Flexikon:

Nach Coombs und Gell (1963) werden vier Typen von Allergien unterschieden.
4.1 Typ-I-Allergie (Sofort-Typ)

Die Typ-I-Allergie wird auch als Allergie vom Soforttyp bezeichnet und ist die häufigste Allergieform. Innerhalb von Sekunden oder Minuten vermitteln zellständige IgE-Antikörper die Freisetzung diverser Mediatoren wie Histamin, aber auch Prostaglandine und Leukotriene aus den basophilen Granulozyten und Mastzellen.

Typische Beispiele für diesen Allergie-Typ sind die Urtikaria, die allergische Konjunktivitis, der Heuschnupfen (Rhinitis allergica) und das allergische Asthma. Weiter zählen zum Soforttyp das angioneurotische Ödem (Quincke-Ödem) und der anaphylaktische Schock.

4.2 Typ-II-Allergie (Zytotoxischer Typ)

Bei der Typ-II-Allergie (auch: zytotoxischer Typ) bilden sich innerhalb weniger Stunden Immunkomplexe zwischen zellständigen Antigenen (z.B. bestimmte Medikamente oder transfundiertes Blut) und körpereigenen, im Blutstrom kreisenden IgG-Antikörpern. Sie aktivieren zytotoxische Killerzellen und das Komplementsystem. Es kommt dabei zur Zerstörung (Lyse) körpereigener Zellen.

Beispiele für Typ-II-Allergien sind die medikamenten-induzierte Thrombopenie, die hämolytische Anämie nach Transfusionszwischenfall oder die allergische Agranulozytose.

4.3 Typ-III-Allergie (Immunkomplex-Typ)

Die Typ-III-Allergie nennt man auch Immunkomplex-Typ oder Arthus-Typ. Hier bilden sich innerhalb von Stunden Immunkomplexe von Antikörpern und Antigenen, die sowohl zellständig sein als auch frei im Blut flotieren können. Wie beim Typ II wird das Komplementsystem aktiviert, das eine Phagozytose der Komplexe durch Leukozyten anstößt, welche wiederum zytotoxische Enzyme freisetzen.

Beispiele für die Typ-III-Allergie sind allergische Gefäßentzündungen (Vaskulitiden), die so genannte Farmer-Lunge und die Serumkrankheit.

4.4 Typ-IV-Allergie (Spättyp)

Bei der Typ-IV-Allergie oder Allergie vom verzögerten Typ (Spättyp) setzen nach Stunden bis Tagen sensibilisierte T-Lymphozyten Lymphokine frei, welche weitere Leukozyten zum Ort des Allergens locken, woraufhin dort eine Entzündung entsteht. Sie ist die einzige zellvermittelte Reaktion.

Beispiele für die Typ-IV-Allergie sind das allergische Kontaktekzem, die Transplantatabstoßung und die Tuberkulinreaktion.
Titel: Re: [Medizin] Kiss & Kill
Beitrag von: Ratzefatz am 17. Mai 2016, 18:12:52
Vielen Dank für die ausführlichen Infos!

Hm, Fische wären mir vom Setting her lieber als Erdnüsse. Verstehe ich das also richtig - die Person (die weiß, dass sie eine Fischallergie hat) darf ganz normal im Meer baden? Tauchen auch? Bloß Fisch essen natürlich nicht, vermutlich auch nicht mit Fisch hantieren (also am Fischmarkt oder in einem Fischrestaurant arbeiten oder so), weil da die Gefahr doch relativ groß ist, dass mal was an die Schleimhäute gerät?

Wenn die Entsorgung im Meer keine Auswirkung hat - wie würde die Leiche generell aussehen? Ausschlag um den Mund? Ausschlag im Mund? Könnte das Salzwasser hier zu irgendeiner "Verzerrung" führen, also zB den Ausschlag sogar lindern?

Hm, Fragen über Fragen ... :-)
Titel: Re: [Medizin] Kiss & Kill
Beitrag von: allinspace am 21. Mai 2016, 22:46:45
Also soweit ich das verstehe, ist das Allergen bei einer Fischallergie ein Eiweiß, das in den Fischen enthalten ist. Von daher sollte man eigentlich ohne Probleme im Meer schwimmen können, wenn man nicht gerade mitten in einen Fischschwarm gerät - ich habe jetzt eine halbe Stunde gegoogelt, und auch nichts Gegenteiliges gefunden. Es gibt wohl auch eine Seewasser-Allergie, aber die wird eher von Algen ausgelöst, hat also mit der Fischallergie nicht viel zu tun. Wenn man allerdings als Allergiker in einen Fischschwarm gerät, kann das wahrscheinlich schon zu Problemen führen, weil ja die Konzentration an 'fischverseuchtem' Wasser ansteigt und dann auch die Schleimhäute reizen kann.
Das sage ich jetzt als Bienenallergikerin ohne medizinischen Abschluss; meine Quellen sind Google, diverse Allergiker-Foren und das Chemiewissen aus der Uni - also kann ich nicht für hundertprozentige Richtigkeit garantieren  :buch:

Die Symptome sind, wie bei den meisten Nahrungsmittel-Allergien, ziemlich vielfältig, da ist von Hautausschlägen, Erbrechen, Durchfall, Atembeschwerden, Kreislaufzusammenbruch, ... alles dabei. Was oft auftritt, ist ein orales Allergiesyndrom also Lippenschwellungen, Bläschen oder Juckreiz im Mund- und Rachenbereich. Dass das Meer den Ausschlag post mortem lindert, glaube ich nicht, weil Heilung ja eigentlich durch Neubildung von Zellen erfolgt, was nach dem Tod abgestellt ist. Wahrscheinlicher ist (denke ich mal), dass die Leiche ziemlich aufquillt und der Ausschlag deshalb vielleicht nicht mehr so zur Geltung kommt - oder vielleicht kommt er sogar besser zur Geltung? Ich habe jetzt mal Google nach 'Wasserleiche Ausschlag' befragt, aber außer Stoff für Albträume ist leider nicht besonders viel dabei herausgekommen  :gähn: ;)
Titel: Re: [Medizin] Kiss & Kill
Beitrag von: Lukas am 21. Mai 2016, 23:01:02
Oh. Ich hatte gar nicht gesehen, dass nochmal jemand geantwortet hat.  :wums:

Also: Ja Fischallergiker Baden im Meer. Ganz normal. Auch in Fischschwärmen. Mit Fischen zu hantieren, ist allein schon deshalb gefährlich, weil entsprechende Proteine aufgenommen werden, wenn man sich mit der Hand über den Mund streicht etc. Ich bin allerdings grade auch überfragt, wenn es um Hautkontakt geht, da die Huat allerdings im Normalfall eine gute Barriere darstellt, sollte es schon möglich sein.(Erdnussallergiker bekommen idR auch keinen Ausschlag vom halten der Erdnüsse. Siehe Typ1 vs. Typ4)
Ich hab leider Gottes noch nie eine anaphylaktische Schock Leiche gesehen. Denke aber, dass sie vermutlich Komplett geschwollene Schleimhäute (Glottisödem googeln) haben und außerdem eventuell Hautblutungen(Petechien) Obwohl cih mit den petechien durchaus falsch liegen kann...