Hallo liebe Zirkler. Heute stösst Tintenteufel zu uns. Er hat ein Schloss zum Lustwandeln vor der Haustür, liest Schweres und schreibt Seltsames. In den Tintenzirkel will er, um angefeuert zu werden. Also dann, liebe Leute: Holt die Pon-Pons raus und heissen wir Tintenteufel willkommen!
Wer bist du? Ich bin Studiosus der gefährlichsten aller Künste: Der Literatur und Philosophie. Diese Dinge, das beharrliche Quatschen und das quatschende Beharren, liegen mir im Blut.
Ursprünglich Berliner, seit einigen Wochen Exilant in Wien, arbeite ich mehr oder minder fleißig an meinem Master. Dort wohne ich in der Nähe vom Schloß Schönbrunn, wo ich gerne in den trüben Morgenstunden lustwandle, um meine Muse mit etwas Bodenfrost wachzurütteln.
Ich habe eine Schwäche für schwere Literatur und die unangenehme Eigenschaft, das jedem auf die Nase zu binden. Ich streue unnötig Fremdwörter in meinen Alltag, ich nenne meine Freundin Chéri, ich spreche mit meinem Essen auf Italienisch und führe Selbstgespräche auf Englisch. Ich lese meine Bücher gerne laut, während ich durch die Wohnung tigere.
Ich habe meinen Bachelor über Filmphilosophie geschrieben, nur um guten Gewissens fünf Mal Nosferatu zu schauen und es als Arbeit zu bezeichnen.
Ich bin ein Feuilleton, das laufen gelernt hat.
In den letzten Monaten sind viele Dinge, die ich für eine unausweichliche Gewissheit hielt, zerbrochen. Nun singe und lache und weine und tanze ich im Scherbenhaufen einer neuen Freiheit, auf der Suche nach Herausforderung und schlauen Menschen.
Was schreibst du? Seltsames Zeug.
Weird Tales, wie der Amerikaner sagt. Ich habe eine Schwäche für Kafka, hatte eine kurze Affaire mit Schiller, liebäugle immer wieder mit den Manns und hin und wieder blickte ich sehnsuchtsvoll zu Dostojewski - aber mein Herz gehört Lovecraft.
Also schreibe ich Horror. Phantastischen, ehrfurchtgebietenden Horror über die Begegnung mit etwas, das uns zugleich erlösen und verdammen könnte.
Über die Begegnung mit uns selbst, mit unser eigenen Vergangenheit, die uns fremd und schauerlich und blutrünstig erscheinen muss. Über die Begegnung mit unserer geheimsten Wünschen.
Mein momentanes Projekt ist schlicht der Versuch, meine unregelmäßige Kritzelei von kurzen Werken in ein Kontinuum zu pressen: Ein wöchentlich updatender Fortsetzungsroman.
Drauf los schreiben und nie mehr aufzuhören, das will ich.
Warum wir? Warum du? Ich habe euch über eine kurze Randnotiz Treogens (Torsten Low) in der Schreibwerkstatt gefunden, wo ich vor Jahren Moderator war und die jetzt 'stirbt'. Nach kurzer Nachforschung hat mich euer Konzept dann interessiert.
Interesse an einer Fortführung der Schreibwerkstatt habe ich nämlich nicht. Die letzten Jahre habe ich mich nur im handwerklichen Teil rumgetrieben - Textkritik ist das genaue Gegenteil von dem, was ich momentan brauche.
Die Vorbereitung auf den Marathon hängt mir zum Halse raus, jetzt will ich loslaufen, angefeuert werden und Mitläufer anfeuern. Will die Seiten unter meinen Füßen dahinrasen sehen.
Eine enge, etwas elitäre und sich gegenseitig antreibende, Gemeinschaft ist mir da das rechte Mittel.
Ich bin eine wertvolle Bereicherung, weil ich den Wald noch sehe. Und die Hügel, zwischen denen er wächst, und den nahe gelegenen Fluß, der ihn wässert, und die Kleinstadt auf der andern Seite.
Ich kann eine Geschichte einordnen und sezieren, Implikationen finden, Themen und Motive Jahrhunderte zurückverfolgen, ich kann sie in den Kontext unserer und aller anderen Zeiten setzen, kann Anregungen für Abgrenzungen und Inspirationen im gleichen oder anderen Genres geben und noch für jeden Text einen obskuren südamerikanischen Autoren nennen, der zu diesem Stil passt.
Kurzum: Ich kann den akademischen Blick geben, bevor die Idee hundertfünfzig Jahre alt ist.
Oh und ich mache großartige Cantuccini.
Zitat: šDie Morgenröthe...Gedanken über Vorurteile jagen einem da durch den Kopf, meinst du nicht? Angeblich soll es immer etwas gutes sein, wenn die Sonne aufgeht. Es sieht nicht so recht danach aus, wenn das Licht sich so in die Nacht ausblutet. Wenn eitrig gelb die Sonne aus der Wunde bricht.š
Da lächelte der Traumkönig und ging aus dem Zimmer, dem erkaltenden Leichnam seines Vaters keinen Blick mehr widmend.
Hi Tintenteufel! :winke:
Willkommen im Zirkel. Ich hoffe, dass du viel Spaß bei uns haben wirst - und uns mal welche von deinen Cantuccini zum Probieren hinstellst. ;D
Leb dich gut ein!
Hallo und herzlich Willkommen, Tintenteufel. :winke: Eine herzerfrischende Vorstellung, bei der ich einen jungen Mann sehe, der wild gestikulierend durch ein Sonne durchflutetes, riesiges Bücherzimmer eilt. In einer Hand natürlich das obligatorische Buch haltend. ;D
ZitatIch bin ein Feuilleton, das laufen gelernt hat.
herrlich...
Ich bin ein riesiger Fan von H.P., wenn wir den selben meinen. Dein Zitat lässt es vermuten. ;)
Dann wünsche ich dir viel Spaß bei uns, leb dich ein und zertanze die Scherben unter deinen Füßen.
LG Pety
Grüß dich, Tintenteufel. Du klingst auf jeden Fall nach einer bunten Gestalt, die in diese merkwürdige Runde gehört.
Und Freunden von Lovecraft proste ich immer gern zu. Guter Geschmack!
Hallihallo Tintenteufel!
Was für ein erfrischender Vorstellungstext.
Beim Lesen kam mir sofort das gleiche Bild wie Pety in den Kopf ;)
Darf ich fragen, was dich außerhalb von Studium und Literatur so interessiert?
Apropos interessant: Interessantes Zitat, es macht neugierig...
Leb dich hier gut ein. :)
Liebe Grüße
Regentänzerin
Herzlich Willkommen, Tintenteufel! :winke: Wir teilen zumindest schon mal eine Schwäche für Kafka!
Hallo,
vielen Dank für die freundliche Aufnahme. :) Ich bin auch schon ganz juckig, mich in Diskussionen einzuschalten. Bin da etwas ausgehungert, was das angeht. Nicht nur, wegen der Wartezeit, sondern auch weil meine anderen Schreibforen entweder dicht machen oder auf englisch sind und ich mir wie der letzte Dilettant vorkomme.
@Regentänzerin:
Oh...ähm...Nicht viel, ehrlich gesagt. Sprachen, aber das zählt irgendwie mit zum Studium und zu Literatur.
Ich spiele viel zu viele Videospiele oder PnP - letzteres hauptsächlich Vampire in meiner eigenen kleinen Onlinechronik (http://genua-bei-nacht.boards.net/) - und gucke leidenschaftlich gerne Serien und Filme, wobei ich versuche das etwas zurückzudrängen, weil es beides zuviel Zeit frisst. :(
Heute hab ich zum Beispiel wieder einen kleinen Rückfall gehabt nach einem Monat und statt Uni vorzubereiten meinen freien Montag vor Europa Universalis IV verbracht. ;D Wofür ich mich morgen wohl den ganzen Tag hassen werde.
@Pety:
Also ich kenne nur den Howard Phillips Lovecraft aus Providence, Rhode Island.
Das Bild stimmt aber leider nicht ganz, soviele Bücher habe ich derzeit nicht hier. Und wirklich hell ist es in meinem Zimmer auch nicht in letzter Zeit.
Der Rest stimmt aber ganz gut. :)
@RockSheep, ich habe die Pon-Pons raus geholt und abgestaubt, ich bin also bereit :vibes:
Klasse, die Männer bekommen Verstärkung :winke: herzlich willkommen hier im Tintenzirkel, Tintenteufel
Zitat von: TintenteufelWas schreibst du? Seltsames Zeug.
Drauf los schreiben und nie mehr aufzuhören, das will ich.
Ich glaube, da haben wir etwas gemeinsam. Schön das Du hier hergefunden hast. Deine Vorstellung gefällt mir super.
Na dann, komm rein, fühl Dich wohl.
Man liest sich, sagt man.
LG, A9
Herzlich willkommen, Tintenteufel!
Mir hat deine Vorstellung auch gut gefallen. Das Zitat gefällt mir und deine Selbsteinschätzung, dass du seltsames Zeug schreibst. ;D
Wunder dich übrigens nicht, wenn es die nächsten Tage noch etwas still im Tintenzirkel ist - wir sind alle da, aber vermutlich der Großteil im Nanitenboard, weil ja gerade Nano-Zeit ist. Dienstag tauchen wir langsam wieder auf.
Also mach's dir gemütlich im Tintenzirkel, ich glaube auch, dass du hier gut hinpasst.
Hey, herzlich Willkommen!
Hallo und danke, danke. :)
Ich leb mich schon ganz gut ein und bestimmt steck ich demnächst meine Nase in das Nitty Gritty Handwerk.
Eigentlich find ich das Timing mit dem NaNo auch ganz gut so. ;D
Weniger Leute heißt mehr Zeit, mir auch wirklich alles erst einmal in Ruhe anzugucken, bevor ich Unfug anstellen kann.
Gibt's denn wirklich so wenig Kerls hier im Forum, dass ich schon allein deswegen willkommen bin?
Hallo Tintenteufel,
auch von mir ein herzliches Willkommen.
Ich bin gespannt von deinen Projekten zu lesen und deinen seltsamen Gedanken.
Gefühlt ist hier schon ein Frauenüberschuss, ob das in einem tatsächlichen Y-Chromosonen-Bonus ausartet, weiß ich aber nicht :hmhm?:
Hui, na das ist ja mal eine Vorstellung! Klingt es seltsam, wenn ich jetzt sage, dass ich dich tierisch gerne mal für ein paar Stunden beobachten würde? Das meine ich nicht so schräg, wie es klingt. Ich kenne schlichtweg nur so schrecklich wenige Menschen, die sich auf unterschiedlichen Sprachen mit ihrem Essen oder sich selbst unterhalten, und finde das wahnsinnig cool. :rofl:
Dein Zitat gefällt mir super, insbesondere die eitrige Sonne. Herrlich, wie man ein schönes Bild so verzerren kann. Außerdem habe ich vor kurzem selbst Gefallen an Kafka gefunden, nicht an den Romanen allerdings, sondern an den Kurzgeschichten und Parabeln. Derart begabt darin zu sein, den Leser innerhalb einer halben Seite zu verstören oder am Boden zu zerstören, ist schon ein kleines Wunder.
Und dazu noch eine Liebe zur Philosophie - ich bin sehr gespannt auf dich und alles, was du hier einbringst. Aber erst einmal leb dich gut ein!
Von mir auch noch ein herzliches Willkommen! :winke:
Danke auch euch für die freundliche Begrüßung. :)
Ich...ehm, bin einfach mal frech und sage, dass meine Projekte, die ich derzeit schreibe, alle in irgendeiner Form auf meiner Webseite (http://www.stadtblut.de/)landen. Inklusiver seltsamer Gedanken.
Den Link findet ihr unter meinem Profil, auch wenn es derzeit noch recht leer wirkt mit 4 Kapitel.^^' Non-Fiction Essays sind auch geplant, auch etwas Phil., aber das schleift etwas, wo ich mich grade noch irgendwie an 6 Stunden Produktivität am Tag gewöhne.
@Siara:
Ja, das mag ich auch so bei Kafka. Allerdings ist das wohl eine der Eigenheiten, die ihm beim Verfassen von Romanen hinderlich war. Ich glaube diese Kürze hat ihn daran gehindert, wirklich lang zu werden oder ausführlich. Der Zauber geht irgendwie verloren, wenn man einen Einfall so lang auswalzt wie im Prozess.
Der Rest ist allerdings mehr so eine Hassliebe. *hust* Ich studiere das zwar jetzt auch im Master, aber schrecklich viel an der Akademie ist blanker Unsinn. "Hirnwichserei" hat mein Mitbewohner das mal genannt und damit auch irgendwie Recht. :(
Hallo Tintenteufel!
Du bist nicht zufällig mit einem gewissen Mephisto verwandt? Der ist nämlich auch in schrägem Zeugs bewandert und weiß Menschen zu bezaubern.
Was Kafka angeht, so hat der wahrscheinlich (genauso wie ein gewisser Herr Poe) einen guten Draht zur dunklen Seite des Lichts. Während Herr Lovecraft vermutlich sogar in der Hölle Regieunterricht nahm. Womit du dich in bester Gesellschaft befindest.
Willkommen im Club der verrückten Schreiberlinge!
Hi Tintenteufel,
Wow, das nenn ich mal originelle Vorstellung. ;D Außerdem klingst du nach einem Morgenmenschen (Inhalt + Zitat), sympathisch!
Wie weit bist du den mit deinem Fortsetzungsroman schon? Und wie weit willst du damit kommen?
Außerdem noch eine Frage: Findest du, deine Studienrichtung bringt dir viel fürs Schreiben?
Du wirst lachen, Fee, aber das war mein letzter Nickname. :) Der hängt allerdings mit einer Vielzahl schlechter Angewohnheiten zusammen, die ich loswerden möchte, und daher hatte ich ihn jetzt gewechselt.
@Kare:
Danke für die freundliche Aufnahme. Ein Morgenmensch bin ich mehr aus Zwang, weil ich abends zu kaum etwas komme und zumindest mit dem Anspruch in den Tag gehe, irgendetwas zu schaffen.
Mein "Fortsetzungsroman" ist echt noch am Anfang. Jede Woche ein Update von so etwa 2000 bis 3000 Wörtern, mittlerweile bin ich bei Teil 7 und habe nur noch zwei oder drei auf der Kante für den ersten Teil. So eine Art Testlauf. Mal gucken, wie lang es geht. :omn:
Das mit dem Studium ist so eine Sache.
Literatur bw. Germanistik, Anglistik und Romanistik (was man halt so macht als Zeitvertreib ::) ) helfen einem schon. Insbesondere für das größere Bild. Man liest definitiv anders, wenn man erst einmal drei Jahre lang Bücher unter dem Vorwand gelesen hat, sagen wir einmal die Implikationen für das Klassenbewußtsein aus Fontane rauszulesen oder dergleichen.
Mir hilft das, meine eigenen Ideen etwas besser zu kritisieren. Ich setze mich nicht mehr hin und schreibe hundert Seiten völlig origineller Ideen, nur um nach drei Monaten festzustellen, dass es das Buch schon gibt, dass es weltberühmt ist und Frankenstein heißt. Mittlerweile habe ich ein ganz gutes Gefühl für vergangene Literaturrichtung, welche Motive von wo stammen und wie umgesetzt worden sind, ein feineres Verständnis für Stilrichtungen usw. Und dafür ist Literatur oder Sprache schon ungemein nützlich.
Philosophie ist aus genau der anderen Richtung her hilfreich. Sehr praktisch, um den Inhalt oder eher phantastischere Ideen ranzuholen. Abgesehen davon, dass man vernünftig argumentieren lernen kann, hilft es dabei, ein Problem aus mehreren Blickwinkeln zu betrachten.
Weiterführend hilft es dann dabei, die eigene Idee auszuarbeiten und an Problemen abzuarbeiten, bis man eine Theorie hat oder jedenfalls eine These.
Klingt etwas Meta, aber Phil. ist praktisch, um sich selbst anzuwenden. :)
Also es hat so seine Vor- und Nachteile, aber ich möcht's nicht missen.
@Tintenteufel - das war mehr neugierig als freundlich. ;D Aber ja, ich kann auch nett sein. Ab und zu. ;)
Das heißt, du schreibst eher morgens? Interessant, bei vielen geht das ja gerade abends ziemlich gut. Theoretisch kann ich auch früh schreiben - aber da ich schon zeit für meinen Frühsport brauche und dann doch irgendwann auf Arbeit muss, läuft es doch meist auf abends raus. :)
Sind die 2-3k Blöcke immer für sich abgeschlossene Sequenzen, also eigenständig? Oder mit Cliff Hangern? Worum gehts denn eigentlich genau? Sorry, ich kenne Lovecraft leider gar nicht - nur vom Hören jetzt mehrfach.
ZitatMir hilft das, meine eigenen Ideen etwas besser zu kritisieren. Ich setze mich nicht mehr hin und schreibe hundert Seiten völlig origineller Ideen, nur um nach drei Monaten festzustellen, dass es das Buch schon gibt, dass es weltberühmt ist und Frankenstein heißt. Mittlerweile habe ich ein ganz gutes Gefühl für vergangene Literaturrichtung, welche Motive von wo stammen und wie umgesetzt worden sind, ein feineres Verständnis für Stilrichtungen usw. Und dafür ist Literatur oder Sprache schon ungemein nützlich.
Hm... hilft das dann nur oder blockiert das eventuell auch? Richtig was komplett Neues zu schreiben ist ja ohnehin schwer.
Und ich gebe zu, wenn ich dann einen Schiller, Hesse oder Kafka lese - dann bin ich deprimiert, wenn ich mein Geschreibsel daran messe. Schon allein, weil ich mir dauernd einrede, dass ich mit "seichter Fantasy" ja nie an so etwas herankomme...
ZitatPhilosophie ist aus genau der anderen Richtung her hilfreich. Sehr praktisch, um den Inhalt oder eher phantastischere Ideen ranzuholen. Abgesehen davon, dass man vernünftig argumentieren lernen kann, hilft es dabei, ein Problem aus mehreren Blickwinkeln zu betrachten.
Weiterführend hilft es dann dabei, die eigene Idee auszuarbeiten und an Problemen abzuarbeiten, bis man eine Theorie hat oder jedenfalls eine These.
Klingt etwas Meta, aber Phil. ist praktisch, um sich selbst anzuwenden.
Das ist ja lustig. Ich hab was ingenieur/naturwissenschaftliches studiert, aber wenn man mich fragen würde, welche Vorteile ich daraus für das Schreiben ziehe, würde meine Antwort ähnlich klingen. Die Verknüpfung von Logikelementen, das Hinterfragen, wie etwas funktioniert, die verschiedenen Blickwinkel.
Wie lang hast du eigentlich noch, bis du fertig wirst?
Ne, ich finde nicht, dass das blockiert. Mich jedenfalls nicht. Ich schreibe nicht "für mich", also einfach nur um meine Kreativität halt auszuleben. Ich finde, ich nehme an einem Dialog teil. Eigentlich mehr ein Gebrabbel und die meisten Teilnehmer sind auch schon einige Jahrzehnte tot und außerdem ist die Kommunikation recht einseitig, aber trotzdem: Ich schreibe nicht für mich, sondern als Teil von und für einen kulturellen Rahmen. Und den muss ich kennen, um selbst in irgendeiner Weise relevant am Dialog teilnehmen zu können.
Da hilft eben Literaturwissenschaft.
Das aber halt als großer Rahmen. Niemand braucht, wie du schon sagtest, eine zweitklassige Version von Kafkas Prozess, eine direkte Kopie oder Ableitung in (zumindest nicht ganz so guter) anderer Schreibart. Das ist aber auch nicht so recht der Anspruch. Mehr, das eigene Gefühl für die größeren Zusammenhänge zu verstehen. :)
Das muss man natürlich alles nicht - aber mir jedenfalls hilft das. Ich fühle mich davon nicht blockiert, sondern im Gegenteil befreit. Ich brauch meine Zeit nicht mehr mit einer Grundlegung des modernen oder kosmischen Horror verschwenden, ich kann von meinem Publikum eine gewisse Vorkenntnis erwarten und mit diesen Vorkenntnissen spielen. Deutlich besser, als wenn ich Frankenstein 2.0 im Vakuum schreiben würde.
Ich vergleiche da also nicht den Stil, nicht bewusst jedenfalls. Ich gucke auf die Motive, wie die sich geändert haben im Lauf der Zeit. Was die Engländer beim Faust anders machen als wir.
Übrigens glaube ich durchaus, dass "seichte Fantasy" da etwas tun und sich mit vergleichen kann. Solche Elemente sind seit Urzeiten Teil von Erzählungen. :) Wahrscheinlicher ist doch, dass eben bei manchen der Unwille fehlt, sich eben ins Bild zu setzen. Also ich zumindest beobachte bei großen Teilen der populären "Nerdkultur" (wenn man so krass verallgemeinern darf) einen Unwillen, da geschichtliche Verbindungen zu ziehen und zu hinterfragen, was man da eigentlich tut. Stattdessen will man mehr vom selben - und das wird dann eben seicht oder unrelevant für angeblich hohe Kunst.
Ich zweifle zumindest wenig dran, dass gewisse Sparten der Fantasy oder Phantastik bald da ankommen.
Diejenigen Teile, die etwas weniger vom (salopp gesagten) "Mehr vom Gleichen" befallen sind, sind da schon lange angekommen. Marquez hat 1982 den Nobelpreis bekommen, Italo Calvino gilt in Italien als einer der Nachkriegsautoren schlechthin, nur knapp am Nobelpreis vorbei geschrammt. Beide schreiben Phantastik.
Mein eigener Kram greift da aber auch zu kurz, das muss man eingestehen. Aber dafür ist es ja da: Um die Seiten/Wortzahlen runterzureißen und zu lernen. Bis jetzt ist es auch noch alles furchtbar belanglos und ich habe festgestellt, dass die übernatürlichen/phantastischen Aspekte etwas kurz kommen und der Rest eine gletscherhaft langsame Bürger-Mord-Story ist. Ööööde-
Momentan habe ich das noch alles etwas wirr jedenfalls.
Ich will eine Art Metaplot mit mehreren nur lose verknüpften Erzählungen darstellen, die in kleinere Teilstücke (Updates) aufgeteilt sind.
Die Updates enden teilweise mit Cliff Hangern, teilweise sind die in sich abgeschlossen. Ich beende in der Erzählung (9 Teile) jetzt die Einleitung (Teil 1-3) und den Hauptteil (4-6) mit quasi Cliff Hangern. In der Einleitung ist es die Erkenntnis, dass der Perverse Lüstling nicht der Killer ist, im Hauptteil ist es die überraschte Feststellung, dass der Lüstling vom Rächer der Gemordeten überwältigt wird, nachdem er ihm das ganze Kapitel auflauert.
Im Schluß wird es wahrscheinlich noch einen pseudo-cliffhanger geben in Teil 8. Also ich betone damit die Höhepunkte, so insgesamt. Eigentlich sind die Teilstücke aber darauf ausgelegt, in sich einen befriedigenden Spannungsbogen zu ergeben. Mal gucken, wie gut ich das bei Erzählung 2 und 3 hinbekomme. :)
Was ich mit dem Metaplot aber vorhabe, das ist eigentlich ganz spannend - so aus dem großen Zusammenhang von oben. :)
Lovecraft macht ja kosmischen Horror, die Bedeutungslosigkeit des Menschen angesichts einer weiten, leeren und gefühllosen Welt. Das ist aber seit etwa den fünfzigern von den Existentialisten (Philosophie...) überholt worden. Der moderne Mensch verzweifelt, meiner Meinung nach, weil er sich gegenüber etwas vollständig bekanntem wiederfindet: Sich selbst. Seine Einsamkeit ist die Einsamkeit in der Vermassung, der Großstadt, der endlosen Menschenmaschinerie, der er erkannt hat, aber nicht überwinden kann.
Ich versuch das einfach mit Vampiren aufzupeppen, die nicht durch übernatürliche Stärke ihre Sklaven unterjochen, sondern durch deren eigene Begierden nach Liebe, Zuneigung, Erfolg, Gefühl.
Die Stimmung soll letztlich die gleiche sein: Bedeutungslosigkeit des Menschen angesichts der Welt. Aber der INhalt ein leicht anderer.
Womit wir dann wieder bei Literaturwissenschaft und Philosophie wären. ;D
ZitatDas ist ja lustig. Ich hab was ingenieur/naturwissenschaftliches studiert, aber wenn man mich fragen würde, welche Vorteile ich daraus für das Schreiben ziehe, würde meine Antwort ähnlich klingen. Die Verknüpfung von Logikelementen, das Hinterfragen, wie etwas funktioniert, die verschiedenen Blickwinkel.
Wie lang hast du eigentlich noch, bis du fertig wirst?
Das ist ja wirklich lustig. ;D
Ich hätte laut Plan jetzt noch zwei Jahre, also eigentlich eineinhalb ab Februar. Dann bin ich 25 und hab den Master in Philosophie in der Tasche.
Die Praxis wird aber wohl etwas anders aussehen. Ich möchte noch ein Auslandsjahr machen - Italien oder Frankreich - und eigentlich auch mit Arbeit anfangen nebenher. Und eigentlich auch noch meinen Sprachkenntnissen den letzten Schliff geben und Übersetzungsprüfungen machen.
Also am Ende wird es wohl auf 27 oder gar 28 hinauslaufen, aber dann hab ich auch etwas mehr Erfahrung und falle nicht direkt aus dem Studium in die Arbeitslosigkeit, sondern hoffentlich wenigstens in eine Teilbeschäftigung. Und wenn ich mich mit einigen meiner Kommilitonen vergleiche, die mit 27 noch im Bachelor hängen, dann hab ich da noch gute Chancen. :)
Ich bin da schrecklich konservativ.