Der Titel sagt schon alles: Sollte man solche Ausrufe des Ekels, der Abscheu, der Faszination (Wow, Woah) - und wofür man sie sonst noch so verwenden kann - verschriftlichen oder nicht?
Ich tue mich gerade schwer damit, genau das zu tun. Wobei es auch auf's Setting ankommt, glaube ich. In einem Jugendroman hätte ich damit weniger Probleme als in meinem aktuellen Low-Fantasy-Projekt.
Akut geht es darum, dass ein Charakter etwas trinkt und feststellt, dass es widerlich schmeckt. Ich möchte ihn aber nicht sagen lassen "Das schmeckt ja widerlich!" Ich möchte da eigentlich einen Ausruf des Ekels haben. Aber macht man das? Ist das guter Stil? Und wenn ja, wie umschreibe ich ihn richtig? ???
Ich schreib so was gerne mal aus, aber mit einer genauen Beschreibung dessen, wie es ausgesprochen wird.
Bsp.:
"Wow", flüsterte er erstaunt.
"Iiiiiiiiiiiieeeeeeeeeh", schrie sie angewidert.
Aber ich denke, da hat auch jeder seinen eigenen Stil.
Ich würde umschreiben. Aber ich mag Lautmalerisches überhaupt nicht.
"Ein helles Keuchen, das in einem Würgen endete, entrang sich ihr."
Ich denke zum einen, dass es wirklich aufs Setting ankommt. "Wow" kann man schon mal schreiben, wenn man Urban/Contemporary Fantasy mit Jugendlichen bzw. Jungen Erwachsenen schreibt. In ein High Fantasy Setting passt es eher nicht so. Dinge wie "Ih" oder "Igitt" mag ich persönlich auch nicht so gern, aber das ist Geschmackssache. Würde ich es verwenden, würde ich es aber für sich stehen lassen.
Also bei Wow z.B.: "Wow." Er blinzelte in den Sonnenuntergang.
oder "Igitt": "Igitt." Mit spitzen Fingern hielt sie das blutige Taschentuch von sich.
Ich persönlich würde auf "Wow" kombiniert mit "flüsterte er erstaunt" verzichten, weil "Wow" für mich schon Erstaunen ausdrückt und das dann redundant wäre. Ist aber nur meine Meinung :) Beim Schreiben ist es ja grundsätzlich so, dass jeder seinen eigenen Regeln folgt.
Zunächst einmal kommt es wirklich sehr auf das Setting an. Ich bin grundsätzlich kein Fan solcher Ausrufe. Ein "wow" oder "igitt" lasse ich mir gern mal gefallen, aber sowas wie "brrrrrr" würde ich persönlich nicht verwenden. Von daher würde ich auch eher zu Umschreibungen raten.
Spontan fällt mir etwas ein wie: das Gesicht verziehen, sich schütteln, Nase rümpfen, das Getränk ausspucken, Würgereiz, einen angewiderten Laut von sich geben (ohne diesen auszuschreiben), krampfhaft schlucken oder - das mache ich immer, wenn ich z.B. Tabletten schlucken muss - die Augen zusammenkneifen und mit den Händen wedeln. ;)
Also was ich hier lese, ist mir alles viel zu kompliziert, lang und wenig anschaulich.
"Bäh!" Er spuckte die Plörre aus.
Kurz, präzise, griffig.
Ich glaube es kommt darauf an, WIE der Charakter es tatsächlich sagt oder ruft.
"Igitt!", "Wow!", "Pfui!", "Bäh!", und auch "Ähm ...", "Hrm ...", "Tja ..." (usw.) sind zum Beispiel für mich tatsächliche "Ausrufe", die mehr einem Wort entsprechen. Daher kann man sie (meiner Meinung nach) auch als solches in einer wörtlichen Rede benutzen.
Ein Keuchen, ein Stöhnen, ein Schmerzensschrei, ein Schreckensschrei (usw.) hingegen sind keine Worte und dementsprechend würde ich sie auch eher umschreiben.
Ich glaube der Hauptunterschied ist dabei die Intensität der Empfindung, also wenn man nur leicht angeekelt ist und das bewusst ausdrücken will, dann ist ein "Igitt!" durchaus.
Ist man aber vollkommen schockiert und kann nicht mehr an sich halten vor Ekel, dann keucht und röchelt man wahrscheinlich, weil sich einem der Magen umdreht.
Für Kinderbücher habe ich in einem Ratgeber gelesen, dass diese lautmalerischen Ausrufe sogar gerne gesehen sind. Dort kann es dann so aussehen:
ZitatDie Steine polterten die Treppe herab. PLING PLONG.
ABER das sind Kinderbücher. In Fantasy-Romanen mag ich so etwas z.B. nicht lesen. Da würde ich das eher in der wörtlichen Rede sehen wollen. Hier kommt es wie meine Vorschreiber schon meinte wirklich auf das Setting an.
Danke für eure Eindrücke. Am meisten angesprochen hat mich spontan Churkes kurze, knackige Variante, die ich jetzt so ähnlich übernommen habe. Das passt ins Setting, aber vor allem auch in den Dialog, bei dem eine längere Beschreibung drumherum nur ausbremsen würde.
@ Dämmerungshexe
Du hast das wunderbar beschrieben. Mir geht es ähnlich, dass ich diese Ausrufe als Worte sehe und darum auch immer wieder dazu übergehe, sie auch zu schreiben.
@EluinAn so eine
Pling Plong Beschreibung musste ich auch denken. Dieses Lautmalerische im Kinder- oder Jugendbuch finde ich sehr üblich.
Zitat von: PinkPuma am 28. Februar 2015, 14:26:06
Spontan fällt mir etwas ein wie: das Gesicht verziehen, sich schütteln, Nase rümpfen, das Getränk ausspucken, Würgereiz, einen angewiderten Laut von sich geben (ohne diesen auszuschreiben), krampfhaft schlucken oder - das mache ich immer, wenn ich z.B. Tabletten schlucken muss - die Augen zusammenkneifen und mit den Händen wedeln. ;)
Ich muss gerade Grinsen bei der Vorstellung, wenn das meine harten Seemänner machten. ;D :rofl:
Würde so ein Mittelding aus Churkes und Hexes nehmen, bzw. beiden recht geben.
Ausrufezeichen, wenn es wirklich ein Ausruf, sprich kurz ist.
Wenn es eher lang ist, "wooooow" (mit abklingendem Ende), eher ohne.
Musst also schauen, wie genau der Charakter ... spricht. ^^
Zitat von: Churke am 28. Februar 2015, 14:33:03
Also was ich hier lese, ist mir alles viel zu kompliziert, lang und wenig anschaulich.
"Bäh!" Er spuckte die Plörre aus.
Kurz, präzise, griffig.
Ich stimme Churke zu, zu diesem Satz würde ich auch neigen. Igitt fände ich beim Trinken unpassend, da man es schlecht mit etwas Flüssigem im Mund sagen kann, ohne dabei zu sabbern. Als Kommentar nach dem Ausspucken passt es aber wieder. Wobei "Igitt"für mich auch mehr ein Wort als ein lautmalerischer Ausruf ist.
Allerdings bin ich kein Freund von solchen Ausrufen, ich versuche sie meist zu umschreiben. Gerade "wow" passt für mich auch nicht so zur Fantasy (Urban-Fantasy mal ausgenommen), das klingt mir irgendwie zu modern.
Wow lässt sich ja auch mit "Oh mein Gott!" ersetzen (je nach Kontext). Ich denke nicht, dass Lautworte ein Problem sind. Sonst dürften wir sie im realen Leben auch nicht benutzen, aber so ein Bhä ist einfach viel präziser, gerade bei dynamischen Dialogen. Beschreibungen verzogener Gesichtszüge würden da doch nur wieder ausbremsen.
Ich denke in dem Beispiel -- "Iiiiiiiiiiiieeeeeeeeeh", schrie sie angewidert. -- summiert sich einfach sehr viel, über das oft diskutiert wird, dass mir dieser Satz nicht gefällt. Zum einen, dass das Ih so lang gezogen ist, zum anderen das schrie statt sagte -- vor allem zusammen mit angewidert. Außerdem, ich weiß ja nicht, aber schreien ist bei mir eher Wut und aufschreien ist mehr ein Laut an sich als ein Wort.
Wobei ich, um beim Thema zu bleiben, schon denke, dass der Knackpunkt einfach das unnötige Langziehen von Ih ist. Das hat mehr etwas von schlecht geschriebenen Rollenspieltexten als von einem Roman.
LOL!
So langgezogen wäre das iiiiiiiiiiiiiii bei mir nur, wenn die Prota dabei in den Abrund stürzt und es noch von unten hochhallt...
Ansonsten müsste sie sich kürzer fassen!
"Iiiek!", "Ah!", "Ha!"
Das sind die ersten drei Redebeiträge in Abercrombies "Kriegsklingen", die mir Falten des Zweifels in die Stirn gegraben haben. Zum Glück entpuppte es sich doch noch als recht guter Roman, aber der erste Eindruck war durch diese Ausrufe beschädigt.
Ich unterscheide zwischen "reinen" Ausrufen, die nur lautmalerisch wiedergegeben werden können ("Aargh!"), und bewussten Äußerungen, die mehr gesagt als gerufen werden ("Igitt!", "Wow!"). Letztere benutze ich in der direkten Rede, genau wie "Shit!" oder "Oh Mann!". Erstere umschreibe ich lieber - außer manchmal in rasanten Szenen mit kurzen Sätzen, wo eine Umschreibung zu sehr bremsen würde.
Ich nutze Lautmalerei nur bei simplen Ausrufen ("Igitt", "Pfui", "Oh", "Ah", "Wow") und versuche sie ansonsten zu vermeiden, es sei denn, ich möchte es gezielt als Stilmittel einsetzen. Für mich sehen viele gleiche Buchstabe aneinander ("Iiiiiiih" zum Beispiel) einfach nicht so hübsch aus, aber ich schätze, das ist Geschmackssacke. :D
Ich sehe es wie Dämmerungshexe. Und Churkes Beispiel passt auch sehr schön dazu.
Wenn es mir auf den Wortlaut ankommt ( z.B. Igitt, Bäh .... ) und das auch ein gängiges " Wort " ist, kann ich das auch schreiben.
Ob hingegen nun jemand vor Schmerzen AAARRG, UUaargh oder Orggh keucht, hängt vielleicht von der jeweiligen Figur ab, interessiert aber im Detail auch eher weniger. Das kann in der Regel der Phantasie des Lesers überlassen bleiben.
IHHH, AHHH und Uaahh`s wirken bei übermäßigem Gebrauch evtl. etwas " billig ".
Ich würde Ausrufe auch eher kurz und knapp schreiben, wenn sie in einem Gespräch vorkommen. Auch, wenn das Gespräch damit erst seinen Auftakt hat, zum Beispiel die Stadtwache, die jemandem hinterherruft: "He! Stehen bleiben!" Ich wüsste das "He" gar nicht durch etwas anderes zu ersetzen. ("Die Wache rief ihm nach, um seine Aufmerksamkeit zu erregen"? Aber dann fehlte auch schon wieder, was die Wache von ihm will. Auch... wenn's irgendwie aus dem Kontext leicht zu erschließen wäre)
Was ich aber vermeiden würde, sind zu oft wiederholte Vokale hintereinander. Ein "Aaaaaah!" sieht für mich so aus, als hätte die Tastatur des Autors geklemmt. Vielleicht habe ich dagegen auch nur durch zu langes Internetsurfen eine Allergie entwickelt. ;)
Einzige Ausnahme hierbei: Wenn der Charakter in der Szene noch nicht weiß, woher ein Geräusch kommt. Beispielsweise in einem dunklen Raum lauert ein Geist in der Ecke, da könnte ich mir vorstellen etwas in dieser Art zu schreiben:
Peter hielt den Atem an. So sehr er auch seine Augen anstrengte, er konnte in der Finsternis einfach nichts erkennen.
"Huuuuah..." erklang es hinter ihm.
Das ist dann zu dem Zeitpunkt, wo man noch nicht weiß, ob das ein Mensch, Tier, Geist oder was auch immer ist und ob das "gesagte" tatsächlich Sprache ist. Kurz darauf würde dann eine weitere Erläuterung folgen.
Ich nutze Lautmalereien oft, um mir klar zu werden, was eigentlich in der Geschichte abläuft. Wenn ich den Text dann nochmals durchlese, finde ich sie oft zu simpel. Zudem habe ich im darauffolgenden Text irgendwie erklärt oder gezeigt, was wirklich geschehen ist oder welchen Eindruck die Person hatte. So streiche ich den Ausruf dann meistens, ohne dass die Information verloren geht.
Darum halte ich mich beim Entwerfen eigentlich nie mit Ausrufen zurück. Ich streiche sie einfach irgendeinmal.
Für sich stehend benutze ich diese Ausdrücke nicht und lese sie auch nicht all zu gerne, in Sätze integriert habe ich jedoch kein Problem damit. Ich selber neige dazu, gelegentlich "ah"s, "oh"s und "uh"s in meine Wörtliche Rede einzubringen, um sie etwas lebendiger zu machen, passe allerdings gerade beim Überarbeiten darauf auf, das so etwas nicht zu oft vorkommt.
Ich glaube, niemand fühlt sich wohl dabei, ungewohnte Laut(wörter) wie: IHHH, AHHH, Uaahh, Huuuuah, Iiiiiiiiiiiieeeeeeeeeh zu verwenden.
Und ich für mich möchte das präzisieren: Je weiter der Laut sich von ,,normalen" Wörtern entfernt anfühlt, desto weniger mag ich sie.
Laute wie: Igitt, Bäh, Wow, Pfui, Ähm, Tja, ... sind entsprechend nah an normalen Wörtern, sodass sich die Verwendung ungehemmter über die Tastatur bringen lässt. Da ist der stumme Schrei sicherlich ganz unter auf der Herausforderungsskala anzusiedeln.
Aber jeder hat seine Szene im Kopf, seine Figur vor Augen und in den Ohren. Solche Laute sind ja auch eher gängig in besonderen Situationen, also nicht gerade beim Kaffeeklatsch oder als leisen Smalltalk auf den hinteren Plätzen während einer Vorlesung. Gerade dieses Besondere muss man als Autor jedoch irgendwie meistern. Es ist auch etwas ganz anderes, dass zu schreiben, was man meint, eventuell sogar vollkommen richtig und der Situation perfekt angepasst. Was der Leser davon hält, wenn eine Figur um Hilfe schreit, kann etwas ganz anderes sein.
,,Hilfe!"
,,Hiiiillllffffeeee!"
,,Hiiiillllffffeeeeeeeeee!"
,,Hiiiiiiiiiiiillllffffeeeeeeeeeeeeeeeeeeeee!"
Wer einen alten und total geschwächten Mann um Hilfe schreien lässt, sollte ihn tunlichst nicht Hiiiiiiiiiiiillllffffeeeeeeeeeeeeeeeeeeeee schreien lassen. Aber solche Laute sind manchmal nötig. Wer eine Figur allein in den amerikanischen Wäldern unterwegs sein lässt, wird z.B. um solche Wolfslaute nicht herum kommen:
,,Aouuuuuuu! Aouuuuuuuuuu!"
Da fällt mir gerade ein, dass ich besser nie eine Geschichte über Ornithologen schreiben sollte.
Vielleicht wäre eine Art Lexikon für solche Extremlaute nicht schlecht, damit man diese Laute wenigsten in der Schreibweise immer einheitlich verwendet. Doch wie unterschiedlich und zahlreich in der Anwendung kann alleine der Hilfeschrei sein. Z.B. der Hilfeschrei eines Menschen unter Wasser, wenn ihn gerade jemand in der Badewanne ertränken will oder der Hilfeschrei, wenn sich bei Tempo 100 gerade eine dicke Spinne vor der Windschutzscheibe abseilt?
Zitat von: Lakota am 12. Mai 2015, 23:32:16
Aber solche Laute sind manchmal nötig. Wer eine Figur allein in den amerikanischen Wäldern unterwegs sein lässt, wird z.B. um solche Wolfslaute nicht herum kommen:
,,Aouuuuuuu! Aouuuuuuuuuu!"
Also mich persönlich würde genau so ein Laut ja komplett aus dem Text schmeißen. Gerade an solchen Stellen halte ich von Lautmalereien gar nichts, sondern fände eine schlichte Beschreibung des Wolfsheulens ausreichend. Wichtig ist ja nicht, wie der Wolf klingt (ich schätze das wissen wir alle), sondern was die Tatsache, dass die Figur es hört und weiß, er/sie ist einsam und allein auf weiter Flur, in ihm/ihr auslöst.
Ansonsten sehe ich das wie die meisten hier. Kurze Ausrufe wie "Heh!" "Igitt!" oder etwas in der Art finde ich völlig in Ordnung, aber alles was übertrieben mit vielen Buchstaben Wiederholung einen Nachahmungseffekt versucht, gefällt mir nicht.
Statt "Hiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiilfe!" kann ich gut und gerne auch "Ein langgezogener Hilfeschrei gellte durch die Nacht" schreiben.
ZitatStatt ,,Hiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiilfe!" kann ich gut und gerne auch ,,Ein langgezogener Hilfeschrei gellte durch die Nacht" schreiben.
Ich würde da schon die Situation berücksichtigen wollen. Ein langgezogener Hilfeschrei gellte durch die Nacht ist letztlich telling. Und ein aktiver und in der wörtlichen Rede wiedergegebener Laut ist eben aktiv und näher an der Person, also eher show.
Aber hier treten tatsächlich persönliche Unbefindlichkeiten ans Licht. Manch einer mag so etwas nicht lesen, geschweige denn Schreiben. Andere finden es merkwürdig, wenn jemand alleine im Moor spazieren geht und plötzlich Stück für Stück in die Tiefe gezogen wird und der Leser nur indirekt erfährt, dass der Spaziergänger sich mit einem langgezogenen Hilfeschrei von der Welt verabschiedet.
Ich für meinen Teil denke, dass Laute die eine Figur tatsächlich von sich geben würde, dass man diese Laute auch sagen/schreiben können sollte, je nach Situation vielleicht.
Man sollte allerdings auch im Hinterkopf behalten, dass solche Lautmalereien komisch i.S.v. komödiantisch wirken können.
Zitat von: Lakota am 13. Mai 2015, 09:29:59
Aber hier treten tatsächlich persönliche Unbefindlichkeiten ans Licht. Manch einer mag so etwas nicht lesen, geschweige denn Schreiben.
Das ist definitiv so. Am Ende ist vieles ja ohnehin Geschmackssache. Mein Satz oben war natürlich nur ein Beispiel ganz ohne Kontext. Je nachdem wo im Text und zu welchem Zweck die Szene erscheint, kann man natürlich auch problemlos näher an die Figur heran und deren Gedanken und Verzweiflung beim Ertrinken im Moor - um beim Beispiel zu bleiben - schildern. Aber wie gesagt. Am Ende macht es jeder wie er mag, und das ist ja auch gut so. Für mich wärs nichts.
Zitat von: Churke am 13. Mai 2015, 10:25:07
Man sollte allerdings auch im Hinterkopf behalten, dass solche Lautmalereien komisch i.S.v. komödiantisch wirken können.
Absolut. In gewissen Settings macht es sicherlich sogar sehr viel Sinn, und auch das Beispiel Kinderbuch ist ja schon genannt worden, in dem es ja an vielen Stellen auch schon wieder ganz anders aussieht.
Hier wie überall ist vermutlich am Ende Kontext das Zauberwort. Für die Dinge die ich aktuell so schreibe, käme es aber tatsächlich nur in Frage, wenn sich zum Beispiel jemand übertrieben über jemand anderen Lustig macht / etwas nachäfft oder ähnliches.
Ich fühle mich beim Schreiben solcher - Lautäußerungen - nicht Wohl. Und dabei denke ich an den Leser, wie er die Szene gerade lesen soll. Wenn ich mir nicht weiter weiß, dann schreibe ich übertrieben "Hiiiiiilfäääh!", um diese Stelle später wieder zu finden. Ich schreibe erst mal weiter. Irgendwann hab ich die "Eingebung" und ändere dann die Stelle aus.
Ich denke, es kommt auf die Situation an.
Wenn ich eine Szene habe, die der Leser intensiv fühlt, so richtig tief hinein gerissen wird und diese endet absolut dramatisch, dann kann am Ende auch ein Laut wie: Neiiiiiiin! hin, statt einem einfachen Nein! was an dieser Stelle durch die tiefe Empfindung einfach nicht passen würde.
Von übermäßigem Gebrauch würde ich allerdings definitiv abraten.
Als ich den Threadtitel gelesen habe, hatte ich sofort im Kopf, dass ich solche Laute überhaupt nicht in Texten mag und sie im Allgemeinen mit schlechtem Stil verbinde. Beim Lesen der Antworten ist mir dann aber klar geworden, dass das so nicht ganz stimmt. In manchen Situationen finde ich es ganz angebracht und zwar, wie Churke schon angedeutet hat, immer dann, wenn es lustig oder zumindest lockerer zugehen soll. Dazu würde ich die beschriebene Szene mit dem unerträglichen Gesöff dazu zählen.
An anderen Stellen passt es aber meiner Ansicht nach nicht. Wenn der tapfere Ritter auf dem Schlachtfeld stirbt, würde ich das nie mit "Aaaargh" einleiten - es sei denn, es handelt sich um eine Parodie. Oder wenn bei Liebesszenen das Gestöhne lautmalerisch wieder gegeben wird, löst das bei mir auch eher Fremdschämen aus.
Aber wie üblich gilt, dass es beim Schreiben keine festen Regeln gibt und ein Ausruf kann auch bei einer ernsten Szene passen (ein "He! Stehen bleiben" finde ich z.B. auch in Ordnung). Aber ich denke schon, dass man schon etwas mehr aufpassen sollte, um nicht eine eigentlich dramatische Szene ins Lächerliche zu ziehen.
Mir hat Churkes Satz mit der Plörre übrigens auch gut gefallen: schön kurz, griffig und man hat richtig das Gefühl, etwas ekliges auf der Zunge zu schmecken.
Derartige Laute setze ich auch nur ungern ein, da ich sie wie viele andere hier mit einem schlechten Stil verknüpfe.
Vor allem wortlose Laute sollten eigentlich vermieden werden. Das erinnert mich sonst immer an die Gespräche zwischen Kindern und Teenager, wenn sie sich über irgendwelche Filme unterhalten "Und dann machte das Auto wuuuummmmss! Und der Typ schrie: "Aaaaaaahhhhh!" usw.
An bestimmten Stellen passt jedoch ein solche Lautsetzung. Zum Beispiel bei schnellen Dialogen ohne viel Zwischentext.
Einfaches Beispiel.
"Siehst du die fette Spinne?"
"Wo?"
"Na dort! Oh, jetzt seilt sie sich zu dir ab!"
"Ihhhh!"
Aber ebenso wie bei Tierlauten würde ich soetwas lieber umschreiben, als mit Ansammlungen von Buchstaben sie versuchen nachzuahmen.