Heyho,
ich befinde mich derzeit bei der Planung eines größeren Projektes.
Anfänglich war es geplant, das es drei Protagonisten und Perspektiventräger geben wird. Jedoch ungleich verteilt. Prota 1 sollte mehr Perspektive tragen als Prota 2, und Prota 2 wiederrum mehr als Prota 3.
Während meiner Planung fiel mir aber nun zunehmend auf, dass, wenn ich den Prota 3 mehr Gewicht als Prota 1 gebe, eine komplett andere Geschichte entsteht.
Tja, nun befinde ich mich in einer Zwickmühle. Gewichte ich Prota 1 + 2 stärker habe ich die klassische "komm wir retten die Welt"-Geschichte, gewichte ich jedoch Prota 3 stärker habe ich eine Geschichte über Schuld und Sühne. Nun frage ich mich, welche Geschichte wohl die interessantere wäre ... klar, aus der Zwickmühle kann nur ich mich selbst befreien.
Kennt ihr solch eine Situation? Und wenn ja, wie geht ihr damit um?
LG
Witzig, dass du das ansprichst, Variée - so ein ähnliches Problem nervt mich auch gerade (wobei ich mich frage, ob das nicht besser ins Workshop-Board oder das Autoren-helfen-Autoren-Board passt).
In meinem Fall weiß ich genau, dass Prota 1 entscheidend für die Story ist (90% des Romans sind auch aus dieser Perspektive). Jetzt hab ich aber noch Prota 2 an der Backe, dessen Geschichte wahnsinnig spannend ist und jede Menge Tiefgang hat und bis zu einem gewissen Punkt mit 1 verbunden ist. Das heißt, ich kann 2 nicht einfach weglassen und auch nicht wirklich auskoppeln und als eigenständige Geschichte fortführen, dann würde nämlich was fehlen. Aber 1 ist schon so unglaublich umfangreich, dass beides zusammen mir unter Umständen komplett den Rahmen sprengt. :wums:
Eine Antwort auf deine Frage hab ich also nicht - ich warte mal ab und wälze die Entscheidung auf Betas ab. ;D Was dein Dilemma angeht: Ich würde auch Schuld und Sühne präferieren. ;) Oder du schreibst einfach mal drauf los und schaust einfach, wohin sich die Geschichte entwickelt und wer dich stärker fasziniert.
Zitat von: La Variée am 21. Januar 2015, 14:32:20
Während meiner Planung fiel mir aber nun zunehmend auf, dass, wenn ich den Prota 3 mehr Gewicht als Prota 1 gebe, eine komplett andere Geschichte entsteht.
Wenn man character-driven schreibt, kann das schon mal passieren. :engel:
Ich glaube, dass du die falsche Frage stellst. Wenn sich durch die Gewichtung von Protagonisten eine andere Geschichte ergibt, dann spricht das dafür, dass du mehrere Plots hast, die nur wenig bis gar nichts miteinander zu tun haben. Jetzt bist du am Rudern, was der Hauptplot sein soll.
Da müssen wohl einige schmerzhafte Entscheidungen getroffen werden.
Und wenn du aus den zweiten Strang ein eigenes Buch machst?
Lothen,
ich wusste nicht direkt wohin mit dem Beitrag. Wenn er wo anders besser passt, kann er natürlich verschoben werden!
Einfach drauf los schreiben gelingt mir bei dem hier einfach nicht. Das passiert mir zum ersten Mal, ich bin nämlich eigentlich ein Quer-Drauflosschreiber. Das hier ist nun mein erstes Projekt, dass ich mit der Schneeflocken-Methode plotte. :hmhm?:
Churke,
Hmmm ... also, ich versuche mal mein Problem zu Beschreiben:
Prota 1 wird entführt und bekommt dann eröffnet, dass er die Welt retten soll. Er hält das alles aber für Hirngespinnste, flieht und muss am Ende erkennen, dass er unrecht hatte und fügt sich seinem Schicksal.
Prota 3 hingegen fühlt sich für den Tod seiner Familie schuldig. Eines Tages erscheint ihm jedoch der Geist seines Sohnes, der ihm sagt, er könne seine Schuld begleichen und zu seiner Familie in den Himmel, wenn er Prota 1 davon abhält, seine Mission zu erfüllen (dabei wird Prota 3 verklickert, das Prota 1 der Böse ist.) Am Ende der Geschichte treffen die Beiden aufeinander und Prota 3 muss erkennen, dass er manipuliert wurde und Prota 1 unrecht getan hat (da ist es aber schon zu spät.)
Also, ob das wirklich zwei verschiedene Hauptplots sind? Sie sind ja eigentlich zwingend miteinander verwoben.
FeeamPC,
noch ein extra Buch? Das Projekt nimmt ohnehin schon Ausmaße an, die so nie geplant waren. :versteck: :no: Das Ganze sollte ursprünglich ein Buch werden - nun bin ich schon bei drei Bändern. :brüll:
Ich bin jetzt schon am Überlegen, ob ich vielleicht Beide Erzählstränge erzähle und je nach dem, was mir am Ende von Band 1 besser gefällt, wird so genommen und der andere wird gekürzt ... hmmmm .... :wart:
Schuld und Sühne klingt unglaublich spannend. Wie groß hast du das Projekt denn angelegt? Wäre es nicht möglich, beiden Aspekten gleich viel Raum zu geben oder würde das den Rahmen sprengen?
Ich persönlich würde einfach mal losschreiben und abwarten, wie es sich entwickelt.
Zitat von: La Variée am 21. Januar 2015, 14:32:20
Kennt ihr solch eine Situation? Und wenn ja, wie geht ihr damit um?
Ja, damit kämpfe ich auch gerade. Und ich tue genau das, was ich dir gerade geraten habe: einfach schreiben. Ich habe mehrere Handlungsstränge, die aber miteinander verwoben sind und sich immer wieder treffen. Dadurch ist meine Geschichte eh schon sehr komplex angelegt, mit mehreren Perspektivträgern, die je aus einer anderen Motivation heraus handeln. Im Vordergrund steht natürlich die Rettung der Welt, doch je nach Perspektive mischen sich noch Themen wie Verrat, Freundschaft, Vertrauen und Loyalität darunter. Es ist immer alles irgendwie vorhanden, doch je nach Figur ist die Gewichtung unterschiedlich. Ich räume einfach jeder Figur den Platz ein, den sie gerade beansprucht. Hinterher kann ich immer noch kürzen.
[Edit] Okay, du warst schneller.
Jenny,
also, wie es aussieht werden es nun drei Bänder. Wobei Band 2 definitiv mehr aus der Sicht von Prota 3 erzählt werden muss (etwas anderes lässt der Plot gar nicht zu). Bad 3 hingegen sind die Erzählstränge äquivalent verteilt (so sieht es die Planung vor.) Noch so eine Überlegung, ob es deshalb sinnvoll wäre, gleich dem Prota 3 mehr Gewicht zu geben, wenn er ohnehin der Perspektiventräger von Band 2 sein muss ... hach, alles nicht so leicht!
Zum drauf los schreiben habe ich ja oben schon was gechrieben.
(Mir fällt gerade auf ... das "Lustige" ist, dass, wenn ich Prota 3 zur Hauptperspektive mache, würde sich auch zwingend der Titel ändern ...)
Zitatwenn ich den Prota 3 mehr Gewicht als Prota 1 gebe, eine komplett andere Geschichte entsteht.
Nachdem ich das gelesen hatte, habe ich ähnlich wie Churke und FeeamPC gedacht. Ein Teil muss entsorgt oder für ein zweites Buch auf Halde gelegt werden.
ZitatAlso, ob das wirklich zwei verschiedene Hauptplots sind? Sie sind ja eigentlich zwingend miteinander verwoben.
Nach dieser Ergänzung wird es komplizierter. ;)
Vielleicht lassen sich beide Plots / Stränge etwas schlanker und kürzer fassen? Und die Perspektiven häufiger abwechseln?
Imperius,
ja, auch das ist eine Idee. Dann würde ich dem Leser vielleicht sogar erst am Schluss offenbaren, wer hier wirklich gut und schlecht ist, ihm die Entscheidung also erst einmal offen lassen. Hmmmmmmmmm :wart:
Etwas ähnliches ist mir auch schon passiert, und ich habe mich letztendlich von der Geschichte leiten lassen und gesehen, was mir beim Schreiben noch näher geht, noch spannender vorkommt. Auf jeden Fall denke ich, sollte man sich nicht allzu fest legen und dann auf seiner Entscheidung bestehen. Wenn du dich für einen Schwerpunkt entscheidest und während des Schreibens feststellst, dass der andere Strang mehr "zieht", halte ich Umdenken für richtig.
Zitat von: Churke am 21. Januar 2015, 15:03:50
Ich glaube, dass du die falsche Frage stellst. Wenn sich durch die Gewichtung von Protagonisten eine andere Geschichte ergibt, dann spricht das dafür, dass du mehrere Plots hast, die nur wenig bis gar nichts miteinander zu tun haben. Jetzt bist du am Rudern, was der Hauptplot sein soll.
Das sehe ich ein bisschen anders. Ich kenne jetzt deine Geschichte nicht gut genug, La Variée, aber aus der kurzen Zusammenfassung gelesen scheint es doch eine einzige Handlung zu sein, die von verschiedenen Seiten beleuchtet wird. Dass sich durch andere Gewichtung eine andere Geschichte gibt, halte ich nur für natürlich. Als würde man Harry Potter mit Snape als Protagonist schreiben - derselbe Hauptplot, aber andere Geschichte. Deswegen denke ich nicht, dass du dich von einem Plot verabschieden musst (was ja so leicht auch gar nicht möglich ist, da die beiden nunmal verstrickt sind). Sondern es geht vielmehr darum, wie du mit dem (Ge-)Wissen des Lesers spielen willst. Ab wann weiß er, dass Prota 3 Prota 1 Unrecht tut? Wie moralisch handeln die beiden tatsächlich? Ich finde es sehr spannend, wenn sich die Meinung über Gut und Böse während des Lesens ändert.
Ich denke auch, dass es hier eher darum geht, welchen Aspekt der Geschichte man als Hauptplot haben will, und welchen Aspekt man mit Perspektivträger A beleuchten kann, der bei Perspektivträger B dann allerdings untergehen würde.
Ich habe mit einem Projekt seit etwa drei Jahren dasselbe Problem und wäre längst fertig damit, wenn ich mich irgendwann mal entschieden hätte, aber ich habe es bisher nicht geschafft. Deshalb lautet der Rat, den ich dringend befolgen sollte: Eine Entscheidung treffen. Und das ist extremst schwer. :d'oh:
Hm, so wie ich das sehe, ist Nr. 1 dein Protagonist (auch von der bisherigen Gewichtung her) und 3 dein Antagonist... Du könntest dem aber durchaus genug Raum geben, um seine Motive zu beleuchten... aber seine Geschichte ansonsten soweit zusammendampfen, dass es eben keine Geschichte in der Geschichte wird, die gar nichts mit dem eigentlichen Geschehen zutun hat.
Dazu würde ich mir die Frage stellen, ob du Prota 2 wirklich brauchst, also als eigene, durchgehende Perspektive... Die Spannung scheint ja zwischen 1 und 3 zu bestehen.
Zitat von: La Variée am 21. Januar 2015, 15:25:55
Also, ob das wirklich zwei verschiedene Hauptplots sind? Sie sind ja eigentlich zwingend miteinander verwoben.
Klassisches Duell. Prota #3 ist der Protagonist, Prota #1 der Antagonist. Entweder beide gleich gewichten oder den Akzent auf den Prota #3 legen. Wir sind mit unseren Sympathien schließlich immer auf der Seite des Guten, ja.
Also, ich finde die Art, wie die Geschichte angelegt ist, sehr spannend. Wenn in Band 1 die Protas 1 und 2 mehr Gewicht haben, in Band 2 Prota 3 und in Band 3 ein ausgeglichenes Verhältnis herrscht, ist doch grundsätzlich eine Ausgewogenheit vorhanden. Und als Leser hat man die Möglichkeit, beide Seiten sehr gut kennenzulernen.
Habe ich dich richtig verstanden, dass du nicht das klassische Bild von Gut und Böse entwirfst, sondern es eher eine Frage der Sichtweise ist? Gerade dann finde ich persönlich es wichtig, dass auch beide Parteien genug Raum haben, um ihre Geschichte entfalten zu können. Um zu verstehen, warum sie so handeln, wie sie handeln.
Da ich sowieso ein Fan von der Sicht beider Seiten bin (Antagonisten sind immer spannend, Geschichten über Schuld und Sühne auch, die gibt es weniger als das klassische Schema) - klarer Favorit für mich Prota 3 ;-) Aber Du könntest auch beide gleich gewichten. Die Stories bedingen sich ja gegenseitig.
Was hat eigentlich Nr. 2 bei der ganzen Sache zu tun? Bisher klingt es mir so, als wären die anderen beiden völlig ausreichend, um die Geschichte zu tragen.
Zitat von: Jenny am 21. Januar 2015, 16:20:19
Habe ich dich richtig verstanden, dass du nicht das klassische Bild von Gut und Böse entwirfst, sondern es eher eine Frage der Sichtweise ist? Gerade dann finde ich persönlich es wichtig, dass auch beide Parteien genug Raum haben, um ihre Geschichte entfalten zu können. Um zu verstehen, warum sie so handeln, wie sie handeln.
Hmmm jaein. Es gibt schon eine böse Seite. Dafür muss ich jetzt etwas weiter ausholen:
Weder Prota 1 noch Prota 3 sehen sich auf der bösen Seite. Ganz im Gegenteil: Beide gehen davon aus, dass sie für die gleiche Sache kämpfen und der jeweils andere eben für die "Böse." Das liegt daran, dass das "Böse" meinen Prota 3 dahingehend manipuliert und eintrichtern kann, dass er Prota 1 unbedingt beseidigen muss, weil dieser sonst das Fundament der Welten auseinander bricht. Genau das will ja aber Prota 1 auch verhindern. Erst am Ende des ersten Bandes erkennt Prota 3 das er aufs Übelste manipuliert wurde.
Und da liegt halt der Hund begraben. Ich habe die Wahl zwischen drei Möglichkeiten. Und je nachdem für welche ich mich entscheide, habe ich eine andere Perspektive und damit eine andere Geschichte. Möglichkeit eins: Der Leser hält Prota 3 wirklich für den Bösen, der die Pläne der Bösen hegt und erfährt erst am Ende, dass dem eigentlich gar nicht so ist. Möglichkeit 2: Der Leser hält Prota 1 für den Bösen und muss am Schluss erkennen, dass er an der Nase herumgeführt wurde. Möglichkeit 3: Der Leser kann sich ein ganz eigenes Bild von dem Geschehen machen und hat die Möglichkeit, selbst zu entscheiden, wen er symphatischer findet und wer für ihn der eigentlich Gute ist.
Ich tendiere derzeit wirklich mehr zu Variante 3. Aus folgendem Grund: Band 2 MUSS Prota 3 mehr Gewicht bekommen, bzw. fällt Prota 1 fast ganz aus, so ist der Leser nicht ganz zu irritiert oder fühlt sich betrogen. Hingegen muss Band 3 zwangsläufig mehr aus der Sicht von Prota 1 passieren, da das Ganze sonst nicht mehr aufgeht. Demnach würde ich bei Band 1 die beiden Protas näher heranführen und der Leser fühlt sich nicht dämlich bei (Ich hasse das selbst, wenn plötzlich ganz neue Perspektiven von Nebenfiguren in weiteren Bändern auftauchen - so wie es bei "Das Lied der Dunkelheit" der Fall ist, falls das jmd kennt.)
Silvia,
ich habe mich auch schon gefragt, ob die Sicht von Prota 2 wirklich notwendig ist. Derzeit bin ich tatsächlich am Überlegen, diese Sicht weg zu lassen - vor allem, wenn ich zu einem Gleichgewicht zwischen Prota 1 und Prota 3 tendiere baue ich mehr Spannung auf, wenn Prota 2 nicht aus ihrer Sicht erzählt.
Ich würde auch zu Variante 3 tendieren. Das klingt nach einer interessanten Geschichte. :jau:
Oja, Variante 3 bitte! Denn so ist es doch eigentlich: dieses Gut-Böse-Schema ist ja eigentlich nur ein Konstrukt der Vereinfachung. Normalerweise hat jedes Ding mindestens 2 Seiten, wenn nicht noch mehr - eigentlich ja so viele Seiten, wie Leute drauf schauen. Und ich bilde mir gern meine eigene Meinung über die handelnden Personen. --> klare Anhängerin der Fraktion Grau ;)
Außerdem - sobald du aus der Sicht von Prota 3 erzählst, schreibst du ja automatisch von seinen Ansichten und Emotionen: dabei müsste ja rauskommen, welche Ziele und Überzeugungen er hat.
Wenn ich das richtig verstanden habe versucht Prota 1 die Welt zu retten. Prota 3 wurde vom "Bösen" manipuliert und versucht nun Prota eins daran zu hindern die Welt zu retten?
So wie es momentan aussieht, würde ich auch zur dritten Variante tendieren, aber trotzdem vorsichtig sein, denn so wie du es beschrieben hast werden Prota 1 und 3 erst am Ende vom Buch aufeinandertreffen. Schreibst du nun aus beiden Perspektiven, ohne diese zu verbinden, kann es leicht zu viel werden. Du bräuchtest also Ereignisse, welche in beiden Perspektiven vorkommen würden. Zum Beispiel beide gehen in die gleiche Bar und begegnen sich, ohne dass sie es wissen. Einmal aus der Sicht von Prota 1 und einmal aus der Sicht von Prota 3.
Hast du bis zum Ende keine solche Verbindungspunkte, würde ich mich trotzdem für Prota 1 oder 3 entscheiden.
NA ja, beide versuchen die Welt zu retten, der eine nur eben auf falschem Wege ...
Ja, so war das geplant. Die beiden begegnen sich erst zum Schluss ganz bewusst - müssen aber erkennen, dass sie sich bereits begegnet sind, bzw. sogar einen Teil der Reise schon gemeinsam hinter sich gebracht haben ... Bzw. diese Handlungsstränge sollen sich immer gnaz leicht berühren und dann wieder auseinander gehen. Zum Beispiel trifft Prota 3 kurz nach Prota 1 an einem Ort ein, an dem Prota 1 irgendwelche Ereignisse ins Rollen gebracht hat.
Ich war selbst schon mal in einer solchen Situation. Anfangs sollte es nur einen Perspektivcharakter geben, doch dann habe ich einen Nebencharakter immer weiter ausgearbeitet und wollte auch aus dieser Sicht schreiben. Nur so konnte ich genau aufzeigen, warum welche Handlungen ausgeführt wurden. Irgendwann kam ich an den Punkt, dass ich nicht mehr wusste, welcher Char jetzt eigentlich der richtige Prota ist und musste mich entscheiden.
In diesem Moment ging mir der Gedanke durch den Kopf: "Wie wird ein Schuh draus?" Und ich entschied mich, Prota 1 wieder mehr Bedeutung einzuräumen, da die Story nur so richtig fortgeführt werden konnte.
Du musst also im Endeffekt selbst entscheiden, wie für dich ein Schuh draus wird. Denn im Endeffekt zählt, wie der Erzählfluss am besten fließt und wie du die Story am besten ausarbeiten kannst.
Also zunächst halte ich Variante 3 auch für die bessere. Zwar finde ich es auch spannend, wenn man eine Geschichte liest und dann am Ende feststellt, dass man die ganze Zeit auf dem Holzweg war - aber dann wird es eben auch nur am Ende spannend. Und gerade, wenn sich die Geschichte auf drei Bände erstreckt, könnte Variante 1 oder 2 auf Dauer "langweilig" werden, weil der Leser das Gefühl hat, alles zu wissen (auch wenn dem nicht so ist).
In diesem Sinne halte ich es für sinnvoller, wenn der Leser relativ bald bemerkt, dass das Erkennen und Begreifen von Motiven und Handlungssträngen nicht so einfach ist, dann behält die Geschichte mehr Potenzial für Spannung und der Leser möchte weiterlesen.
Außerdem halte ich das, was Nebeldiener anspricht für sehr wichtig.
Dem Leser muss auf jeden Fall klar werden, dass Prota 1 und Prota 3 etwas (oder auch etwas mehr) miteinander zu tun haben (auch wenn die selbst es nicht ahnen).
Zufällige Begegnungen oder eben das Aufsuchen von gleichen Orten (eventuell sogar zur selben Zeit) oder die Begegnungen mit derselben Person sind Möglichkeiten, das zu erreichen.
Denn wenn über drei Bände lang zwei Sichtweisen benutzt werden, die scheinbar nie miteinander in Kontakt treten, könnte dies auf Dauer etwas langweilig werden.
Aber an und für sich halte ich die von dir angedachte Gewichtung der Protagonisten für sinnvoll (also in Bd. 1 beide (wobei eventuell eine etwas stärkere Gewichtung von Prota 1 sinnvoll wäre... Doch ich glaube, das fände ich wirklich gut.), in Bd. 2 Prota 3 und in Bd. 3 beide gleich)
Wobei sich mir nun die Frage stellt, welche Rolle eigentlich Prota 2 hat und warum diese Perspektive unbedingt mit reinmuss.
Wenn sie nicht zwingend notwendig ist, würde ich sie eventuell wirklich weglassen.
So, ein kurzes Schlusswort:
Ich habe mich nun tatsächlich für eine etwas abgewandelte Variante 3 entschieden. Da Prota 2 allerdings bei dieser Variante eher stört, fliegt ihre Sicht raus und es wird nur noch in Sicht von Prota 1 und Prota 3 erzählt.
Ach, wie schön, ich habe eine Lösung gefunden, die sich richtig anfühlt. Und ich komme endlich mit diesem Projekt voran. :vibes: Vielen lieben Dank für eure Kommentare!