Hallo,
öh, ein besserer Titel fiel mir nicht ein, um das auszurücken, was ich schreiben will. Ich habe in einem Buch gelesen, dass es offenbar ganz vielen Autoren passiert, dass Teile ihrer Geschichte dann irgendwie real werden. Sprich, der Protagonist, auf den man so stolz wegen seiner Einzigartigkeit war, steht plötzlich quasi leibhaftig vor einem, in Form eines Kollegen, einer neuen Bekanntschaft, whatever.
Oder man erlebt etwas und stellt fest, dass man doch ein Paar Wochen doch da drüber geschrieben hatte, ohne sich vorstellen zu können, dass das jemals real wird.
Ist euch das schon mal passiert?
Ich bemühe bei sowas ja immer den Zufall als Erklärung, aber wer weiß, vielleicht irre ich mich ja... Interessant finde ich das jedenfalls trotzdem und deshalb wollte ich wissen, ob ihr schon so Erlebnisse hattet?
lg
Rhiannon
Nein, hatte ich jetzt noch nicht - aber andere ESP-Wahrnehmungen. Und genau sowas müsste das dann ja sein, eine Art "Vorahnung", die bei Schriftstellern eben schriftlich festgehalten wird ;)
Da ESP aber ziemlich nervtötend (und u. U. sogar ziemlich "lähmend") sein kann, weiß ich aber, dass sowas durchaus möglich ist :-\
Hallo Rhiannon,
Ob du es glaubst oder nicht, so eine Erkenntnis hatte ich tatsächlich vor wenigen Tagen. Den Roman habe ich vor etwa anderthalb Jahren geschrieben, den Gropplot hatte ich schon seit Jahren im Kopf. Derzeit überarbeite ich den Roman und plötzlich habe ich festgestellt, dass ich inzwischen in einer sehr ähnlichen Situation stecke wie meine Charaktere. Das ist natürlich alles sehr abstrahiert, weil ich nicht in einem High Fantasy Roman stecke und keine Fürstin bin, aber die Erkenntnis fand ich schon gruselig.
Etwas anderes als den Zufall zu bemühen will ich aber gar nicht. Denn ich hätte niemals in meinem Leben gedacht, dass ich einmal in eine solche Situation hineinrutsche, noch dass das heute möglich ist. Und ganz sicher hätte ich mit 14 nicht mein achtzehnjähriges Ich erahnen können, da kannte ich die wesentlichen Beteiligten an der Situation nämlich noch lange nicht ;)
LG, Rosentinte
Was ist ESP?
Und nein, soetwas ist mir noch nicht passiert. Eher ist es so, dass ich in meiner Umwelt schaue, was ich verwenden kann. Und wenn dann der Kollege aussieht wie mein Protagonist ... ;D Muss dann natürlich noch abstrahiert werden. Wäre schon komisch, wenn ich meine eigenen Charaktere anhimmle und die 100% aussehen wie echte Menschen ... :rofl:
ESP ist die Kurzform für Extrasensory perception (Außersinnliche Wahrnehmung) ->
http://de.wikipedia.org/wiki/Au%C3%9Fersinnliche_Wahrnehmung
Meistens passiert mir das mit Stimmen. Ich höre immer wieder mal, z.B. im Bus, eine Stimme, die dann genauso klingt, wie ich sie mir für Figur XY vorstelle und bin dann immer ganz verstört, wenn ich mich umdrehe und die Person optisch gar nicht ins Bild passt. ::)
Ich kenne so etwas auch, und es ist nervig bis gruselig.
Mit 13 habe ich einen Roman geschrieben, der größtenteils in der Schule spielte. Klar sah die Schule aus wie meine. Ich hab dann in meinem Roman ein Mädchen die Treppe herunterfallen und sich ein Bein brechen lassen. Ratet, was drei Wochen später passiert ist?! :o :versteck:
Ich verarbeite ja real Erlebtes durchaus auch mal in meinen Geschichten und Romanen, wenn auch stark verändert. Gruselig wird es dann, wenn sich die Realität dann der veränderten Fassung anpasst. Und nein, bisher wollte ich nicht zu genau darüber nachdenken ...
Passiert ist mir das zum Glück noch nicht, obwohl ich es dann vermutlich auch eher in die Schublade "Zufall" packen würde.
ZitatSprich, der Protagonist, auf den man so stolz wegen seiner Einzigartigkeit war, steht plötzlich quasi leibhaftig vor einem, in Form eines Kollegen, einer neuen Bekanntschaft, whatever.
Speziell das fände ich dann aber trotzdem verdammt unheimlich, gerade die Protagonisten sind einem ja immer auf ganz besondere Art und Weise wichtig. Aber wer weiß, vielleicht sieht dann manch einer auch mehr als da ist. Manchmal lernt man ja Menschen kennen, die einem gleich sympathisch sind, wenn's dann vielleicht gerade einen Prota mit gleicher Haarfarbe gibt... :hmmm: Ist vielleicht alles auch so ein bisschen 'n unterbewusstes Ding.
Mir ist es auch schon passiert, dass ich jemanden getroffen habe, der mich total an eine meiner Romanfiguren erinnert hat, und dass ich bestimmte Szenarien aus meinem Roman unbewusst/halbbewusst in meinem Leben ausagiert habe. Ich erkläre mir das so, dass bestimmte Plots für mich eben sehr wichtig und prägend sind, und das Leben bzw. die Interpretation des eigenen Lebens ist ja auch nicht mehr als ein Plot. Eigentlich finde ich das ganz normal, obwohl es doch etwas Gruseliges hat, wenn man darüber nachdenkt. Ich würde jedenfalls nicht wollen, dass irgendjemand mich einfach in seine Geschichte hineinschreibt.
Naja, sofern der Wirklichkeit können Charaktere mit ihrem Verhalten ja auch nicht sein - sprich Authentizität. Dass man da in der realen Welt mal Überschneidungen sieht, ist irgendwie normal.
Natürlich ist deine Wahrnehmung dafür auch geschärft, wie oben schon erwähnt wurde.
Insbesondere in Bezug auf Protagonisten passiert mir das dauernd. ;D Ich finde es total spannend und auch ein kleines Bisschen unheimlich, aber es gibt eine ganz simple Erklärung dafür: Selektive Wahrnehmung. Sobald man einer Figur Leben einhaucht, beschäftigt man sich ja sehr intensiv mit dieser und dadurch achtet man mehr auf Leute, die der Figur ähnlich sehen. Es gibt da z.B. einen, der sieht fast aus wie mein Lieblingsprotagonist, ist aber erst nachdem ich das Manuskript beendet hatte, aufgetaucht. Unterschiede: Haar- und Augenfarbe, Alter. Möglicherweise wälze ich das Aussehen des realen Menschen also nur weitgehend auf meinen Prota um, weil ich für den Prota ansonsten dieselben optischen Attribute in meinem Kopf habe. Für jemand anderes sehen die beiden "Figuren" vielleicht total verschieden aus.
Bei Ereignissen kann ich mich nicht so genau erinnern. Das finde ich aber weniger beängstigend, denn wir werden ja auch von real möglichen Situationen inspiriert. Die Wahrscheinlichkeit, dass etwas ganz ähnliches, wie wir geschrieben haben, passiert, ist also recht gross.
Die esoterische Sichtweise wäre natürlich, dass man das durch das Schreiben irgendwie unbewusst heraufbeschwört. Aber da denke ich lieber nicht weiter darüber nach, sonst würde ich wohl durchdrehen.
@Chaos: Wenn es nur einen selbst betrifft (also von aussen kein Einflussfaktor hinzu kommt), kann es vielleicht sein, dass man sich wie darauf vorbereitet, indem man sich damit beschäftigt und dann unbewusst darauf zu steuert...
Mir ist es ein einziges Mal passiert, dass ich jemandem begegnet bin, der haargenau so aussah, wie ich mir eine meiner Protagonistinnen vorstellte. Es hat alles gestimmt: Die Frisur, der Körperbau, der Gesichtsausdruck in dem Moment, sogar ihre Bewegungen.
Sie ist einfach an mir vorbei gegangen und ich konnte nicht aufhören ihr hinterherzustarren. Seither ist mir aber nichts ähnliches mehr passiert.
Das empfand ich nicht als unheimlich aber es hat mich ziemlich aus der Bahn gebracht für einen Moment... :o
Zitat von: RockSheep am 03. Mai 2013, 12:24:01
Sie ist einfach an mir vorbei gegangen und ich konnte nicht aufhören ihr hinterherzustarren. Seither ist mir aber nichts ähnliches mehr passiert.
Für den Fall, dass mir jemals einer meiner Protas über den Weg laufen sollte, hoffe ich inständig, dass ich meine Reaktion darauf im Griff haben werde und dass die Person es dann nicht unbedingt merkt. ;D Wenn ich mir vorstelle, beim Anblick einer wildfremden Person plötzlich begeistert loszuquietschen... :gähn:
Also, falls mir mal Shatan über den Weg laufen sollte, bin ich wohl ein Fall für die Klappsmühle. Aber da gehe ich dann gerne hin, wenn ich diesen ansabberungswürdigen Dämon mal live treffen :rofl:.
Aber war es nicht Aqua, die neulich die Begegnung von Jakob und dessen Ex in einem Park hatte? Ich meine mich dunkel zu erinnern. Und soweit ich weiß, behauptet Sprotte immer noch eisern, dass unsere Kuddel die leibhaftige Neve aus Arrion ist. ;D
Ich hatte es mal, dass plötzlich Amanda, eine Hauptfigur aus der "Wandlerin", vor mir stand. Zum ersten Mal hatte ich bewusst das Aussehen einer realen Person als Vorbild genommen und abgeändert - aber das einer australischen Jugendschauspielerin, nicht das von einer Theaterhauptrolle aus dem Nachbarort! :o
Das hatte ich noch nicht. Eher die umgekehrte Variante das ich einen Menschen vor mir hatte und mir dachte das ist Figur xy. Obwohl ich von dem Charakter noch keine genaue Vorstellung hatte.
Nun, einem Bekannten ist es gestern gerade passiert, dass ihm der Hauptprota aus meinem noch in Entwicklung befindlichen Projekt M.A.D.S. über den Weg gelaufen ist - und da hätten nur noch die Narben gefehlt, das alles stimmt. :gähn: Zu schade, dass er kein Bild hatte knippsen können. Denn das hätte ich jetzt nur zu gerne gesehen.
Ich bin ganz froh, dass mir sowas noch nie passiert ist. Sonst hätte ich vermutlich sehr auffällig reagiert ;D Wobei mir schon mal jemand über den Weg lief, der ein wenig wie eine Nebenfigur von mir aussah. Aber eben nur ein wenig, so vom Gesichtsausdruck und der Art, sich zu bewegen, her. Ansonsten war da nicht viel Ähnlichkeit zu erkennen... Oh, außer, dass die Stimme zu 100% mit der übereinstimmte, die ich beim Schreiben im Kopf hatte. DAS war gruselig :gähn:
Weil ich es gerade in dem Workshop gesehen habe: So einen Thread zu Figuren und ihren realen Pendants hatten wir schon.
---> http://forum.tintenzirkel.de/index.php/topic,4461.0.html (http://forum.tintenzirkel.de/index.php/topic,4461.0.html)
Ich denke 90% dieser Erlebnisse sind durchaus kein Zufall. Man erschafft ja die eigenen Charaktere -bewusst oder unbewusst- nach dem eigenen Innenleben. Sie verkörpern aktuelle Probleme, Dinge, mit denen man sich gerade intensiv beschäftigt, Wünsche oder Hoffnungen.
Wenn man nun plötzlich erkennt, dass die eigene Mutter oder der eigene Vater dem bösen Antagonisten ähnelt, ist das einzig Erschreckende daran, wie stark das Unterbewusstsein bei der Gedankenfindung mitspielt.
Wenn man im Alltag plötzlich einen Menschen trifft, der wie der eigene Protagonist erscheint, ist das deshalb, weil man den Protagonisten zuerst aus Merkmalen und Kennzeichen anderer Menschen geformt hat, die einem im Leben beeinflusst haben. Oder vielleicht hat man den Protagonisten auch nach den Erwartungen an einen persönlichen Traummann/eine persönliche Traumfrau gestaltet?
Auch selektive Wahrnehmung spielt da, wie bereits erwähnt, bestimmt eine große Rolle. Wenn mich ein Wort sehr beschäftigt, oder ich es neu kennenlerne, höre ich es auf einmal viel öfter, obwohl ich schwören könnte, es vorher nie gehört zu haben. Ähnlich ist es beim Sehen.
Auch wenn man über die Zukunft schreibt, etwa, wie man sich in 5 Jahren sieht, und das dann tatsächlich so ungefähr passiert, besteht auch eine große Wahrscheinlichkeit, dass das nicht nur Zufall ist. Siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Selbsterf%C3%BCllende_Prophezeiung (http://de.wikipedia.org/wiki/Selbsterf%C3%BCllende_Prophezeiung)
Die Sache mit dem Treppensturz zum Beispiel ist dann allerdings doch Zufall. Hoffe ich. Ansonsten schreib bitte nie etwas Schlechtes über mich ;D
Ich mag hier ja wirklich nicht desillusionieren, aber ich denke, dass die meisten dieser Begegnungen einfach zu erwarten sind, vielleicht auch direkt proportional zu dem (unbewussten?) Wunsch, diese Begegnungen zu haben. Interessant finde ich persönlich nicht unbedingt diese Erlebnisse, sondern was in unserem Kopf vorgeht, dass es diese Erwartungen, Ängste, Freuden, Hoffnungen in unseren Texten verarbeitet. :)