Hallo,
dann noch mal hier. ich halte den Threadtitel absichtlich ein bisschen allgemeiner, damit auch andere ihre Fragen nach Verwandtschaftsbezeichnungen hier stellen können.
"Oheim" ist ein altertümliches Wort für Onkel.
Ist "Muhme" das dazu passende Pendant?
Also ich würde Muhme als Tante verstehen, wenn es nicht völlig aus dem Kontext gerissen daherkommt. Laut Wikipedia hat es auch diese Bedeutung, heißt aber wohl vor allem einfach 'nahe, weibliche Verwandte'.
Muhme ist richtig, obwohl es wohl nicht so geläufig ist wie Oheim. Wie Jilia bereits geschrieben hat, kann damit aber auch allgemein eine weibliche Verwandte gemeint sein. Ich glaube es wird auch häufig für Kusine verwendet.
Ich lese das Wort auf den ersten Blick immer als "Mumie" ::)
Als Wort für Kusine kenne ich nur Base. Muhme hab ich zwar früher schon gehört, konnte aber nie richtig was damit anfangen. Schon wieder was dazugelernt. :)
Zitat von: Pestillenzia am 21. Juli 2012, 05:39:38
Muhme hab ich zwar früher schon gehört, konnte aber nie richtig was damit anfangen. Schon wieder was dazugelernt. :)
Hi hi, ich auch ;D. Ich habe letztens mal wieder bei Frau Katz die verkatzte Version von Sabine Eberts Hebamme gelesen und da kam eine alte Muhme drin vor. Jetzt weiß ich endlich was das ist.
Danke ihr Lieben.
Mir fällt noch der Vetter für Cousin ein, aber das finde ich nicht so altertümlich, obwohl es meines Wissens nach aus derselben Zeit wie Base stammen dürfte.
Gibt es nicht noch Begriffe für Nichte, Neffe und Schwiegereltern? Oder bringe ich aufgrund akutem Koffeinmangel etwas durcheinander?
Edit: der Schwiegersohn heißt auch Eidam. Es lebe das Kreuzworträtsel. Bei Nichte, Neffe, Schwiegereltern habe ich mich wohl geirrt.
Nichte und Neffe fällt mir nichts zu ein. Zu Schwiegereltern... irgendwie hab ich schon öfter gelesen, dass man die Schwiegereltern dann auch Mutter und Vater nennt... wahrscheinlich vor allem, wenn man als Frau zur Familie des Mannes zieht und sich da dann einfügen muss. Aber eigene Begriffe kenn ich dafür nicht.
Meines Wissens
Schwäher = Schwiegervater
Schwäherin = Schwiegermutter
LG
Ratzefatz
Für die Ehefrau oder Verlobte gibt's meines Wissens nach auch noch ein Wort: Ische.
Bin mir allerdings nicht sicher, ob es nicht abwertend gemeint ist...
Ich kenne "Ische" nur aus der Jugendsprache (o Gott, ich fühle mich verdammt alt bei dem Wort :versteck:) und da auch eher als modernere Variante der "Tussi".
Tante Google hat mich allerdings eines Besseren belehrt: Ische kommt offenbar aus dem Hebräischen (http://members.aon.at/veitschegger/texte/hebr..htm)und bedeutete nichts anderes als (Ehe)Frau ohne jeglichen abwertenden Beigeschmack.
Zugegeben, das hätte ich nicht gedacht.
Zitat von: Pestillenzia am 24. Juli 2012, 08:48:04
Tante Google hat mich allerdings eines Besseren belehrt: Ische kommt offenbar aus dem Hebräischen (http://members.aon.at/veitschegger/texte/hebr..htm)und bedeutete nichts anderes als (Ehe)Frau ohne jeglichen abwertenden Beigeschmack.
Zugegeben, das hätte ich nicht gedacht.
Das wusste ich auch noch nicht. "Ische" ist bei uns abwertend für eine Tussi, ganz wie du sagtest. Wenn man sagt: "Da kommt X mit seiner neuen Ische", meint das eine Tussi, die sicher nicht lange bei X bleiben wird. Es kann aber auch als Bezeichnung alleine verwendet werden, also im Sinne von "Schau mal die g**** Ische dort drüben". Einen im gewissen Sinne sexualisierten Touch hat das Wort auf jeden Fall. Eine Ische ist gerade nicht der Typ Frau, den Mann sich als guten Kumpel vorstellt. Eher ein Betthäschen ;). Also so etwas ähnliches wie Gspusi, nur dass Gspusi eher bei Paaren jenseits der 30 verwendet wird.
Wenn also jemand Ische ganz neutral als Bezeichnung für Ehefrau verwenden würde, wäre ich ziemlich irritiert...
"Weib" war früher auch ein völlig akzeptabler Ausdruck für "Frau" und hat heutzutage einen eher abwertenden Beigeschmack. Die Bedeutung kann also sich durchaus im Laufe der Zeit ändern.
LG
Ratzefatz
Über die eigentliche Bedeutung von "Ische" bin ich auch schon mal gestolpert, da war ich auch ziemlich baff.
Das "Weib" verwende ich nicht gern, auch wenn es früher durchaus gebräuchlich war, weil es heutzutage eben so negativ besetzt ist.
Zitat von: Jilia am 21. Juli 2012, 11:58:29
Nichte und Neffe fällt mir nichts zu ein. Zu Schwiegereltern... irgendwie hab ich schon öfter gelesen, dass man die Schwiegereltern dann auch Mutter und Vater nennt... wahrscheinlich vor allem, wenn man als Frau zur Familie des Mannes zieht und sich da dann einfügen muss. Aber eigene Begriffe kenn ich dafür nicht.
Es war früher vollkommen üblich - sowohl für Männer als auch für Frauen - die Schwiegereltern mit "Mutter" und "Vater" anzureden. Meine Eltern haben das auch noch getan (wobei die Mutter meiner Mutter immer "Mutti" war und mein Vater seinen Schwiegervater schon nicht mehr kennengelernt hat).
Für "Nichte und Neffe" fällt mir nur das umständliche "Brudersohn" / "Schwestertochter" ein, aber ich glaube, das war nicht wirklich üblich.
ZitatDas "Weib" verwende ich nicht gern, auch wenn es früher durchaus gebräuchlich war, weil es heutzutage eben so negativ besetzt ist.
Naja, Weib (wîp) hieß schlicht und einfach Frau, während die vrouwe die edle Dame/Herrin war. Ich mach es meistens so, dass ich im Text selbst unsere normalen Worte benutze, damit der Leser mich auch versteht. Wenn ich aber jemanden sprechen lasse, verändere ich die Wortwahl aber schon mal.
ZitatFür "Nichte und Neffe" fällt mir nur das umständliche "Brudersohn" / "Schwestertochter" ein, aber ich glaube, das war nicht wirklich üblich.
Das würde ich auch nicht verwenden. Viel zu lang. Wenn so eine verwandtschaftliche Beziehung vorkäme, würde ich wahrscheinlich am Anfang oder dann, wenn es wichtig ist, erklären wie sie verwandt sind (der Sohn der Schwester) und die Person sonst einfach mit Vornamen oder so nennen. Muss dann reichen.
"Muhme" mag ich nicht. Also bei Fantasy.
Ich persönlich schwanke bei Fantasy zwischen erfundenen Worten (dabei muss man natürlich sehen, wieviele man sowieso schon "braucht" zuviele sollten es nicht sein) sowie "Sohn meiner Schwester" oder "Nichte/Neffe".
Würde ich davon abhängig machen, wie oft das Wort vorkommt, was mit der Person ist (bei Streit oder Intrigen kann man auch gerne Wendungen wie "der zweite Sohn meiner Schwester" nehmen, das klingt distanziert) und wieviele erfundene Worte ich generell schon habe.
Ich meine, ich verwende soviele Dinge aus der realen Welt, auch Gesprächsfloskeln. Z.B. wollte ich eigentlich Wendungen wie "(Ich wünsche einen) Guten Tag" oder "(Sei) Wilkommen" verwenden. Da muss ich ja nicht so ein Drumrum machen um das Wort "Neffe".
Ich verwende sicher auch viele andere Worte, die einem bestimmten Kontext oder Kulturkreis zugeordnet sind. Wenn ich die auch noch alle ändere, werde ich bekloppt und das Manuskript - außer für Geschichtsfans und Autoren - unlesbar.
Und wenn ich die nicht ändere, kann ich beim Neffen ebenso inkonsequent sein.
ZitatNaja, Weib (wîp) hieß schlicht und einfach Frau, während die vrouwe die edle Dame/Herrin war.
Wobei aber "Weib" durchaus auch für edle Damen verwendet wurde. So wird zB im Nibelungenlied beschrieben, dass Kriemhild von einem edlen Fräulein (ein vil édel magedîn) zu einer schönen Dame (ein schœne wîp) heranwuchs.
LG
Ratzefatz
Eben: wîp heißt Frau :) Und ich denke als Frau muss man das hier auch übersetzen und nicht als Dame. Dass eine Dame so nebenbei außerhalb ihres sozialen Ranges auch noch schlicht und einfach körperlich eine Frau ist, kann wahrscheinlich niemand bestreiten ;)
Wenn ich mich richtig erinnere, dann war wîp die unverheiratete Frau und vrouwe die verheiratete, aber da müsste ich wieder tiefer ins MHD eindringen ...
Die Schweden kennen eine sprachliche Feinheit, die ich im Deutschen manchmal vermisse: Sie unterscheiden die Großeltern nach "morfar" (Mutters Vater), farfar (Vaters Vater), farmor (Vaters Mutter) und mormor (Mutters Mutter). So hat man in einem kurzen Wort die komplette Info, die man für den Verwandtschaftsgrad braucht. Irgendwann werde ich das mal in eine Fantasywelt übertragen und verwenden. :vibes:
ZitatWenn ich mich richtig erinnere, dann war wîp die unverheiratete Frau und vrouwe die verheiratete, aber da müsste ich wieder tiefer ins MHD eindringen ...
Habe gerade ein Semester voll damit hinter mir und bin mir eigentlich doch ziemlich sicher. Es kann natürlich gut sein, dass die beiden Wörer vom 13. Jahrhundert bis heute eine ganze Reihe Bedeutungen durchlaufen haben, das weiß ich dann auch nicht so genau.
Mormor gefällt mir ;D Mal schauen, vielleicht nehme ich sowas auch mal in eine Sprache rein...