Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum

Handwerkliches => Workshop => Weltenbau => Thema gestartet von: Fianna am 20. Juni 2012, 17:46:39

Titel: Ämter-Bezeichnungen
Beitrag von: Fianna am 20. Juni 2012, 17:46:39
Das finde ich immer sehr schwierig.
Nimmt man einen Namen in der "Landessprache", ist wieder ein fremdartiger Begriff mehr, den sich der Leser merken muss. Insbesondere ungünstig, wenn die Antsbezeichnung nur sporadisch vorkommt.

Nimmt man einen historischen Begriff, ist das Amt genau definiert und passt vielleicht nicht ganz auf die Fantasywelt. Zumindest suggeriert man meist aber auch mittelalterliche Gesellschaften, und es ist dann etwas blöd, wenn diese unbewusst geprägte Vorstellung des Lesers sich erst nach 80 Seiten durch Details korrigiert bzw. gestört wird.

Erfindet man dagegen einen Begriff, kann man auch ganz schön ins Fettnäpfchen treten. Ich dachte mir z.B. "Königs-Arm" ist doch ganz passend und auch irgendwie selbsterklärend. Leider habe ich weder Game of Thrones gesehen noch die entsprechenden Bücher gelesen (meine Freunde zum Glück schon).
Das wird aber sicher kaum ein Mensch glauben, sondern vielmehr denken, ich bin doof, halte die Leser für dämlich oder bin einfallslos.


Irgendwie ist es immer ein Spagat aus erfunden-deutsch/Umschreibung, erfunden-Fantasysprache und historischen Begriffen.


Welche benutzt ihr am liebsten?


Liebe Grüße
Fianna
Titel: Re: Ämter-Bezeichnungen
Beitrag von: Feather am 17. Juli 2012, 21:38:08
Zitat von: Fianna am 20. Juni 2012, 17:46:39
Nimm Ich dachte mir z.B. "Königs-Arm" ist doch ganz passend und auch irgendwie selbsterklärend.

Auch auf die Gefahr hin, dass du mich auslachst. Vielleicht funktioniert mein Denkapparat zu dieser; doch schon fortgeschritten, Stunde nicht mehr ganz so gut; der Tag war lang.
Ich verstehe dein Königs Arm nicht. Meinst du Arm im Gegensatz zu reich? Oder Arm, das Körperteil? Oder etwas ganz anderes?

So nun zu den eigentlichen Ämtern.
Ich denke bei einem Amt, das nur sporadisch auftaucht, wäre es möglich es auch ganz weg zu lassen. Wenn es die Geschichte nicht wirklich weiter bringt, merkt es sich sowieso keiner und es ist überflüssige Info. Unnötig etwas erfinden oder einen nur halb garen Begriff zu nehmen, der aber nicht  wirklich in ein Fantasysetting passt halte ich für unklug. Es verwirrt den Leser nur, wenn er sich etwas ganz anderes vorstellt oder krampfhaft versucht den Begriff den Gegebenheiten anzupassen, der aber einfach nicht passt.

Da ich selbst an keinem Mittelalterfantasysetting arbeite, habe ich mir über so etwas kaum Gedanken gemacht. Bis jetzt kam ich z.B. mit Begriffen wie König, Rat, Ratsmitglieder und solchen Sachen ganz gut klar. Da es auch Begriffe sind die man meiner Meinung nach nicht all zu fehl deuten kann.
Titel: Re: Ämter-Bezeichnungen
Beitrag von: Fianna am 17. Juli 2012, 23:19:18
Zitat von: Feather am 17. Juli 2012, 21:38:08
Auch auf die Gefahr hin, dass du mich auslachst. Vielleicht funktioniert mein Denkapparat zu dieser; doch schon fortgeschritten, Stunde nicht mehr ganz so gut; der Tag war lang.
Ich verstehe dein Königs Arm nicht. Meinst du Arm im Gegensatz zu reich? Oder Arm, das Körperteil?
Ich meinte Arm als Körperteil, was ich ganz passend fand, da es u.a. um einen Heerführer geht. Da das Amt noch viele andere Dinge beinhaltet, war Heerführer unpassend. Man könnte alle Handlungen/Aufgaben zusammenfassen als "handelt für den König" bzw. "durch ihn handelt der König", außerdem wirkt es beim einfachen Volk so, als habe er seine Seele hingegeben und existiert nur noch als Handlungsträger des Königs. Da fand ich "Königs-Arm" passend.
Da ich GoT nicht kenne und meine Beta das bemängelte (dort gäbe es einen ähnlichen Begriff), habe ich dann schließlich mir ein Fantasywort+mann aus den Fingern gesogen, damit es zwar fremd ist, aber durch die zweite Hälfte dennoch einigermaßen eingängig im Ohr des Lesers.


Zitat von: Feather am 17. Juli 2012, 21:38:08
Unnötig etwas erfinden oder einen nur halb garen Begriff zu nehmen, der aber nicht  wirklich in ein Fantasysetting passt halte ich für unklug. Es verwirrt den Leser nur, wenn er sich etwas ganz anderes vorstellt oder krampfhaft versucht den Begriff den Gegebenheiten anzupassen, der aber einfach nicht passt.

Da ich selbst an keinem Mittelalterfantasysetting arbeite, habe ich mir über so etwas kaum Gedanken gemacht. Bis jetzt kam ich z.B. mit Begriffen wie König, Rat, Ratsmitglieder und solchen Sachen ganz gut klar. Da es auch Begriffe sind die man meiner Meinung nach nicht all zu fehl deuten kann.
Das ist das Problem, ich stehe in diesem Forum wohl alleine da mit der Neu-Funktions-Erfindung  ;D Jetzt gerade habe ich als tragendes Element einer Geschichte eine besondere Art von Gilde, die Aufgaben mehrerer klassischer Gilden erfüllt - aber sie ist nicht einfach "GIlde A + B + C", sondern erfüllt nur Teile davon, und diese auch auf eine seltsame Art und Weise. Also etwas Neues - wofür ich natürlich einen Namen erfinden muss.

Damn. Ich sollte das Genre wechseln und Bella-Edward neu aufkochen, dann muss ich mir über sowas keine Gedanken machen  ;)
Titel: Re: Ämter-Bezeichnungen
Beitrag von: Churke am 18. Juli 2012, 00:30:36
Zitat von: Fianna am 20. Juni 2012, 17:46:39
Nimmt man einen historischen Begriff, ist das Amt genau definiert und passt vielleicht nicht ganz auf die Fantasywelt. Zumindest suggeriert man meist aber auch mittelalterliche Gesellschaften, und es ist dann etwas blöd, wenn diese unbewusst geprägte Vorstellung des Lesers sich erst nach 80 Seiten durch Details korrigiert bzw. gestört wird.

So genau definiert sind die nicht. Amtsbezeichnungen waren immer einem Wandel unterworfen. Der mittelalterliche "Graf" (comes) oder "Herzog" (dux) bezeichnet spätantike Offiziersränge. Der "vicarius" hatte damals auch noch nichts mit der katholischen Kirche zu tun, sondern war ein hoher Zivilbeamter. Und der "Admiral" ist ein arabischer Emir.

Da kann man also schon etwas flexibel sein und bekannte Wörter haben den Vorteil, dass man sie sich leichter merken kann. Ich suche mir das nach dem kulturellen Hintergrund aus. Wenn ich jemanden als "Wesir" bezeichne, dann erübrigen sich weitere Beschreibungen beinahe.  :)

Ich schreibe auch einiges Historische und versuche oft, die Ämter einzudeutschen bzw. eine deutsche Entsprechung zu finden. Ein Zungenbrecher wie "Comes sacrarum largitionum" (Minister für kaiserliche Domänen) z.B. ist ziemlich unzumutbar. Der Haken dabei ist, dass in solchen originalen Ämterbezeichnungen politische Weltbilder stecken können. Andererseits kann man nicht alles haben. Im Zweifel für die Lesbarkeit.
Titel: Re: Ämter-Bezeichnungen
Beitrag von: Fianna am 18. Juli 2012, 03:35:26
Zitat von: Churke am 18. Juli 2012, 00:30:36
So genau definiert sind die nicht. Amtsbezeichnungen waren immer einem Wandel unterworfen.
Natürlich meinte ich das Amt im Kontext von Zeit und Ort  ;) aber da hat man nunmal nicht das Problem einer Fantasywelt, in der man sich denkt: "Der Begriff xyz passt - allerdings wird der in einer bestimmten Feudalstruktur verwendet, die bei mir nicht zutrifft. Andererseits passt abc, aber irgendwie auch nicht ganz 100 %" - und dann kann man sich neue deutsche Bezeichnungen ausdenken oder schön klingende und eingängige Fremdwörter schöpfen  ::)
Titel: Re: Ämter-Bezeichnungen
Beitrag von: Jilia am 18. Juli 2012, 09:12:57
ZitatDas ist das Problem, ich stehe in diesem Forum wohl alleine da mit der Neu-Funktions-Erfindung
Nicht ganz allein  :winke:
Ich versuche mich zwar in einigermaßen bekannten Kontexten (europäisches Mittelalter/Renaissance) mit bekannten Ämtern wie König, Fürst, Kämmerer, Mundschenk usw. zu begnügen, aber in fantastischeren Kontexten geht das nicht immer.
Wie heißen die Elementarzauberer, die in der Hierarchie ihres Ordens am höchsten stehen, in ihrer Provinz als Regierung fungieren und als Bindeglieder ihres Gottes zu den anderen Elementarzauberern und den Normalsterblichen wirken und darüber hinaus noch eine beratende Funktion in Bezug auf ihren Gott einnehmen?
In der Sprache, in der das die größte Rolle spielt, nennt sich so ein Elementarzauberer Dhayla oder weiblich Dhaylaza. Das ist noch ganz lesbar und ich verwende es nur, wenn jemand, der diese Sprache spricht, einen Dhayla oder eine Dhaylaza anspricht. Im Text heißen sie lapidar 'Berater', auch wenn das nur ihre 'heiligste' Funktion beschreibt.
Sonst mache ich es oft so, dass ich eingedeutschte Wortneubildungen oder Umdeutungen benutze. Feyenfürstinnen sind die Herrscherinnen der Feyen. Die Mutter eines Gulhaidorfes ist nicht direkt die Mutter aller dort Wohnenden, sondern die Ortsvorsteherin. Die Großmutter der Gulhai ist nicht die Oma, sondern hat eine Position als Richterin und Entscheidungsträgerin, sobald es um mehr als ein Dorf geht. Und so weiter.
Kombinationen aus deutschen und Fantasiewörtern finde ich irgendwie problematisch. Ich fände sie beim Lesen glaube ich seltsam. Wobei... Uaindradbeeren... verdammt, ich mache es auch  ::)
Titel: Re: Ämter-Bezeichnungen
Beitrag von: Tanja am 18. Juli 2012, 10:43:18
Ich helfe mir, um Mittelalter-Bezeichnungen zu vermeiden mit Anleihen in der Antike, z.B. Römisches Reich oder Griechenland.
Außerdem gibt es auch in der modernen Politik viele Amtsbezeichnungen, die man gut nehmen kann, z.B. Minister. Ein Minister ist für einen bestimmten Bereich zuständig, fast jeder kann sich was darunter vorstellen und wenn man es spezifischer machen möchte kann man z.B. schreiben: Minister für die Verteidigung, Minister für magische Angelegenheiten usw.  So vermeidet man komplett eigene Begriffe, kann aber trotzdem Individualität reinbringen.

In den Tagesnachrichten tauchen auch oft Amtsbezeichnungen auf, die man übernehmen kann.Man kann die Begriffe aus anderen Ländern auch eindeutschen.

Ich finde Begriffe wie "Die Hand des Königs" sehr anschaulich und ich finde nicht, dass George Martin darauf ein Monopol hat, den Begriff zu verwenden (auch Arm des Königs oder Bluthund des Königs). Er hat sie sich selbst ja auch nicht neu ausgedacht. Auch heute sagt man doch noch "meine rehcte Hand" für einen unentbehrlichen Helfer.

Grüße
Tanja
Titel: Re: Ämter-Bezeichnungen
Beitrag von: Fianna am 18. Juli 2012, 20:08:02
Bei mir war es ja "Königs-Arm" als Bezeichnung für das Amt des Mannes...
Er hat auch seinen Namen verloren bei Amtsübernahme, die werden einfach fortlaufend nummeriert... Nuja, als ich es zur Ausschreibung wegschickte, hatte ich es in der KG geändert. Kurzschlußreaktion 1 Tag vor Einsendeschluß.

Sollte ich genommen werden, kann ich ja nochmal vorfühlen - und wenn meine Geschichte am Ende zu negativ ist oder sonstwie nicht überzeugt, kann ich ja sowieso reinschreiben, was ich will  :D
Titel: Re: Ämter-Bezeichnungen
Beitrag von: Assantora am 18. Juli 2012, 21:01:04
Amter zu bezeichnen, da gibt es viele Möglichkeiten. Entweder man nimmt allgemein bekannte Ämter, die das Tätigkeitsfeld umschreiben.
Eine andere Möglichkeit, den Ämtern einen eigenen Namen zu geben, würde ich nur nehmen, wenn das Amt sehr speziell ist.
Ein Minister ist ein Minister, ein Kanzler ein Kanzler. Wenn aber zum Beispiel ein vom König ernannter Mann, für die Angelegenheiten in der Kirche zuständig wäre, dann wäre er fast ein Papst, allerdings nicht wirklich. Dann könnte man ihn als Tribal bezeichen, oder sonst wie. (Sollte es tatsächlich ein Bezeichnung für das Beispiel geben, so kenne ich ihn nicht)

Ich meide solche ausgedachten Ämter, auch wenn in dem Buch, welches ich gerade lese tatsächlich eins vorkommt. ;)
Titel: Re: Ämter-Bezeichnungen
Beitrag von: Jilia am 19. Juli 2012, 09:08:42
Also meiden würde ich solche Ämter nicht explizit. Natürlich sollten sie vergleichbar bleiben, damit man sie dem Leser noch irgendwie erklären kann. Aber wenn in einer fremden Umgebung alles mit den herkömmlichen Begriffen zu erklären ist, nimmt ihr das in meinen (Leserinnen)Augen einiges an Flair. Kommt halt mal wieder darauf an, auf was man selbst Wert legt...  ;D
Titel: Re: Ämter-Bezeichnungen
Beitrag von: Churke am 19. Juli 2012, 11:30:35
Zitat von: Assantora am 18. Juli 2012, 21:01:04
Ein Minister ist ein Minister, ein Kanzler ein Kanzler.
So simpel sehe ich das nicht. Minister heißt "Diener" und ist ein Begriff aus dem Absolutismus. Deswegen haben z.B. die USA keine Minister, sondern Staatssekretäre.


ZitatWenn aber zum Beispiel ein vom König ernannter Mann, für die Angelegenheiten in der Kirche zuständig wäre, dann wäre er fast ein Papst, allerdings nicht wirklich.
Der Papst ist der Bischof von Rom.

Titel: Re: Ämter-Bezeichnungen
Beitrag von: Assantora am 19. Juli 2012, 20:55:12
ZitatDer Papst ist der Bischof von Rom.
Stimmt schon, aber er wird ja nicht von einem König gewählt, sondern, von einer Bischofsversammlung? War es das? Jedenfalls wäre mein Beispiel kein Papst ;)
Titel: Re: Ämter-Bezeichnungen
Beitrag von: Nirathina am 20. Juli 2012, 13:57:15
Ämter zu bezeichnen - das ist wie Russisch Roulette, finde ich.

Jedes Amt hat, wie Churke bereits angemerkt hat, eine gewisse Grundbedeutung: Die Bezeichnung geht auf eine Kultur/ein Land/einen Volksstamm et cetera zurück. Da diese Bezeichnungen letztendlich nur Worte sind, kann ihre Bedeutung im historischen und gebräuchlichen Zusammenhang stark schwanken. Sie werden quasi zu Lehnwörtern gemacht.

Was den gebrauch "realer" Ämternamen in Fantasy-Romanen angeht: Warum denn nicht? "König" ist auch ein Amt. "Kaiser" ist ein Amt. "Lehrer" ist ein Amt. Wir denken uns doch nicht am laufenden Band neue Ämternamen für jede Fantasy-Welt aus; das würde erstens viel zu unübersichtlich werden und zweitens in totaler Verwirrung enden. Ich zumindest mache es nicht und kann mich an kein signifikantes Beispiel erinnern.

Man kann es halten wie in Deutschland und vor und hinter jeden Minister irgendetwas setzen (XYZminister/Minister für Soundso). Aber selbst dann wüsste noch jeder, was gemeint wäre. Bei neu ausgedachten Ämternamen sehe ich die Gefahr, dass es zu sehr in Beschreibungen ausartet und man hinterher mehr Anhang als Roman hat.
Titel: Re: Ämter-Bezeichnungen
Beitrag von: Fianna am 06. August 2012, 21:07:08
Ich versuche wenn möglich deutsche erfundene Namen zu nehmen, z.b. gibts da noch den "Höchsten Diener", der quasi dem Reich dient, enorme Befugnisse und eine ungewöhnliche Ämtermischung hat.

Mein Problem sind eher die 0815-Unterbereiche. Graf?Herzog?
An den ganzen mittlalterlichen Bezeichnungen haengen detaillierte Sachen wie Rechtsprechung, Praegerecht, Lieferung von wehrpflichtigen Männern, Einzug von Steuern, etc - irgendwas wirds immer geben, was nicht zu dem Begriff passt (auch wenns je nach Zeit und Region schwankt).

Mein weiteres Problem ist die Nennung der Gebiete: das haengt ja meist an dem Amt (Herzogtum, Grafschaft etc), und ansonsten kenne ich nur Domäne - das hat aber Marion Zimmer Bradley erschöpfend benutzt.

So ein Mist :-(
Titel: Re: Ämter-Bezeichnungen
Beitrag von: Assantora am 07. August 2012, 20:34:52
ZitatMein weiteres Problem ist die Nennung der Gebiete
Als Amt gibt es ja noch den Baron, der eine Baronie regiert, oder so. Provinzen kann man sie natürlich auch nennen. Die Japaner scheinen in Prefekturen eingeteilt zu sein.
Jetzt mal eine doofe Frage: Sind Herzogtümer nicht in Grafschaften eingeteilt worden?
Titel: Re: Ämter-Bezeichnungen
Beitrag von: Fianna am 07. August 2012, 22:11:20
Ach, wie das alles untereinander geteilt wird, weiss ich gar nicht. Das war nie etwas, was mich am Mittelalter intetessiert hat, und nachdem ich es als nicht-kompatibel befand, hab ich mich da gar nicht mehr reingelesen und das Gelesene vergessen.

In Ägypten gab es (--> Übersetzung) Gaue, aber der Begriff ist ja durch die Nazis versaut.
[Komisch, ab dem 2. Semester hab ich das selbstverständlich benutzt ohne zu hinterfragen wohers kommt. Könnte man nochmal im LÄ nachschlagen, wenn meine CD-ROM auftaucht...]

Präfektur erinnert mich zu sehr an Römer. Ausser Provinz kann man echt nichts nehmen - zumindest man-Fianna nicht. Ausser coole selbsterfundene Worte, aber das versuche ich immer gering zu halten, es kommen eh genug zusammen.
Titel: Re: Ämter-Bezeichnungen
Beitrag von: Arielen am 11. Oktober 2012, 20:25:22
Ich orientiere mich meistens schon ein wenig an den mittelalterlichen Hofämtern, schaue nach, welche Aufgabenbereiche die hatten, und versuche die dann anders zu benennen, weil ich dann eine grobe vorstellung haben.

Heerführer wurden bei mir in Talastan zum Beispiel Schwertherren (die Feldherrn) und Schwertführer (deren direkt untergebene Offiziere) genannt. In den Kammerherren oder Kanzlern sehe ich immer gerne die Wirtschaftsminster, die praktisch die Verwaltung des Königtums und des Reiches unter sich haben. aber letztendlich verschwende ich nicht so viele Gedanken an neue Bezeichnungen

Wenn die Kultur einmal nicht mittelalterlich ist, schaue ich mir die antiken Verwaltungssysteme an. Meistens muss man sich gar nicht so viel ausdenken, weil den meisten Lesern wirklich das einfache System genügt. Ich stecke meine Phantasie lieber in Figuren und Handlung, da kann ich gar nicht anders.
Titel: Re: Ämter-Bezeichnungen
Beitrag von: Fianna am 26. Oktober 2012, 22:58:32
Ich denke mir ja nix aus, weil ich so cool und anders sein will - sondern nur, wenn Ämter in der Story einfach keine Entsprechung haben.

Irgendwie hab ich grad das Gefühl, die meisten Schreiber dieses Threads verstehen mein Problem nicht :( oder haben gar nicht soweit gelesen :(
Titel: Re: Ämter-Bezeichnungen
Beitrag von: Assantora am 27. Oktober 2012, 09:40:25
Ist es nicht ziemlich riskant, von uns zu behaupten, wir würden dein Problem nicht verstehen? ;)

Also ich denke, dein Problem zu verstehen. Ämter die keine 100% Entsprechung in unserem Sprachgebrauch haben. Kaiser ist ja kein König und umgekehrt. Mir geht es da im Moment nicht viel anders mit meiner Eminenz.
Eminenz laut Wikipedia: 'ist die protokollarische Anrede der Kardinäle der römisch-katholischen Kirche und altorientalischer Bischöfe.'
In meinen Fall ist die Eminenz nicht in der römischen Kirche vertreten, da in einer eigenen Welt angesiedelt, zudem hat die Person nicht das Amt eines Bischofs, oder Kardinals inne, da das Amt der Person auch einen herrschenden Anteil hat. (Die Person ist schlicht und ergreifend religiöse und herrschende Person Nummer Eins)
Dennoch habe ich mich bei der Amtsbezeichnung mit der Eminenz angefreundet, da der religiöse Aspekt doch näher liegt und eigentlich auch wichtiger für das Amt ist.
Ämter mit neuen Titeln zu bezeichnen empfinde ich als sehr schwierig und berufe mich meist einfach auf ein irdisches Amt, welches dem gesuchten am nächsten kommt. Ich ignoriere meist auch die Abweichungen einfach, weil sie meist einfach nicht wichtig für die Geschichte sind.
Titel: Re: Ämter-Bezeichnungen
Beitrag von: Pestillenzia am 27. Oktober 2012, 18:29:26
Zitat von: Fianna am 26. Oktober 2012, 22:58:32
Irgendwie hab ich grad das Gefühl, die meisten Schreiber dieses Threads verstehen mein Problem nicht :( oder haben gar nicht soweit gelesen :(

Ich finde es nicht nur riskant sondern fast schon anmaßend, so etwas zu behaupten, nur weil du scheinbar nicht die Antwort bekommst, die du hören möchtest.

Zitat von: Fianna am 07. August 2012, 22:11:20
In Ägypten gab es (--> Übersetzung) Gaue, aber der Begriff ist ja durch die Nazis versaut.

Das ist doch ein wenig übertrieben, schließlich findet der Begriff auch heute noch Anwendung, und zwar ganz ohne rechtes Gedankengut, so z.B. beim ADAC, in der Bayerischen Nationalhymne, in vielen Ortsnamen (Freiburg im Breisgau, Bur(g)gau, Pinzgau, Vinschgau...).
Abgesehen davon ist "Führer" da weitaus schlimmer und es gibt auch heute noch alle Arten davon, angefangen vom Fremdenführer bis hin zum Fahrzeugführer.

Ich finde, es sind doch schon ziemlich viele gute Antworten und Anregungen zusammengekommen, deshalb verstehe ich ehrlich gesagt nicht, warum du dich so über die Antworten mokierst. Was willst du denn von uns hören? Auf welche Antworten wartest du?
Titel: Re: Ämter-Bezeichnungen
Beitrag von: Snöblumma am 29. Oktober 2012, 08:51:22
Zitat
Irgendwie hab ich grad das Gefühl, die meisten Schreiber dieses Threads verstehen mein Problem nicht :( oder haben gar nicht soweit gelesen :(
Ich glaube, ich verstehe dein Problem auch nicht - vielleicht versuchst du einfach noch einmal, uns ganz genau zu schildern, wo es liegt? Welche Art von Antworten du brauchst? Dann bekommst du vielleicht auch die Aussagen, die du hören willst...

Zitat von: Fianna am 26. Oktober 2012, 22:58:32
sondern nur, wenn Ämter in der Story einfach keine Entsprechung haben.
Na und? Ich kann da einigen Vorrednern nur zustimmen - Ämter waren nie genau bestimmt. Sind sie ja auch heute noch nicht, das ändert sich am laufenden Band, mit jedem Regierungswechsel. Und erst recht mit jedem Regierungsformwechsel.

Wenn ich jemanden als "Herzog" bezeichne, kann das von einem germanischen Anführer, der vor einem ungeordneten Haufen individueller Krieger durch die Lande zieht, bis zum Renaissancefürsten in Oberitalien mit Prunk und Macht so ziemlich alles sein (Achtung, historisch überspitzt ausgedrückt ;) !). Alles, was ich bei meinen Lesern hervorrufe, ist: Oh, der Typ muss wichtig sein. Er hat tendenziell Macht, kann über andere Menschen mit Waffen in der Hand gebieten und ist wohl einflussreich. Ob er nun auch noch Münzen prägen darf oder Rechtsprechungsgewalt in den und den Angelegenheiten ausübt - das zeigt sich doch dann, wenn diese Funktionen wichtig werden sollten, oder? Ansonsten interessiert es gelinde gesagt keinen Leser. Ob du nun im stillen Kämmerlein neben Herzog XY - militärischer Anführer auch noch "Prägegewalt" und "Rechtsprechung" auf deinem Charakterblatt stehen hast, ist doch egal, oder?

Genauso mit der Anrede "Eminenz", die Assantora als Beispiel brachte. Wie viele Menschen wissen ganz genau, was eine als Eminenz angeredete Person wirklich durfte? Alles, was der Leser zunächst damit verbindet, ist, dass es jemand wichtiges ist, tendenziell mit spirituell-geistlicher Funktion. Die genaue Aufgabenbeschreibung ergibt sich doch aus der Geschichte...

Zitat von: Fianna am 07. August 2012, 22:11:20
Ach, wie das alles untereinander geteilt wird, weiss ich gar nicht. Das war nie etwas, was mich am Mittelalter intetessiert hat, und nachdem ich es als nicht-kompatibel befand, hab ich mich da gar nicht mehr reingelesen und das Gelesene vergessen.

In Ägypten gab es (--> Übersetzung) Gaue, aber der Begriff ist ja durch die Nazis versaut.
[Komisch, ab dem 2. Semester hab ich das selbstverständlich benutzt ohne zu hinterfragen wohers kommt. Könnte man nochmal im LÄ nachschlagen, wenn meine CD-ROM auftaucht...]

Präfektur erinnert mich zu sehr an Römer. Ausser Provinz kann man echt nichts nehmen - zumindest man-Fianna nicht. Ausser coole selbsterfundene Worte, aber das versuche ich immer gering zu halten, es kommen eh genug zusammen.
Das klingt so, als ob du einfach nur ein Problem damit hättest, ein Wort für deine Bezirke zu finden. Nun ja, du kannst diverse historische Vorbilder nehmen und nach deinem Gutdünken ausstatten. Gaue gab es übrigens überall, das ist einfach nur ein altes, deutsches Wort für einen Bezirk - dass die Nazis es genommen haben, ist Pech für dieses schöne Wort.
Natürlich kannst du dir auch etwas Eigenes ausdenken. Ich tendiere allerdings immer dazu, eher Anleihen an der wirklichen Welt zu nehmen, weil ich dann nicht alles erklären muss. Wenn ich einen Gau, ein Herzogtum und ein Königreich habe, ist dem Leser die Hierarchie an sich klar. Nenne ich es nun "Ararix", "Beras" und "Dalala", steht der Leser vor diesen willkürlichen Buchstabenfolgen, kann sie sich im schlimmsten Fall nicht merken - und ich muss erst einmal erklären, dass das bestimmte Unterteilungen eines Landes sind, die in einem bestimmten hierarchischen Verhältnis zueinander stehen. Worst case: zwanzig Seiten Infodump über Befugnisse, Hierarchien und Eifersüchteleien, anstatt mit bekannten Wörtern ein vages Grundverhältnis aufzubauen, um die Einzelheiten dann so auszustatten, wie es mir beliebt.

So halte ich es jedenfalls. Aber ich würde wirklich gerne wissen, was nun eigentlich dein Problem ist? Das Grundproblem "erfunden vs. Anleihen aus der wirklichen Welt"? Wenn mich nicht alles täuscht, gibt es dazu irgendwo einen anderen Thread. Die genaue Bezeichnung für deine Länderunterteilungen? Alternativen zu mittelalterlich besetzten Wörtern in der deutschen Spache?
Titel: Re: Ämter-Bezeichnungen
Beitrag von: Naudiz am 29. Oktober 2012, 22:33:58
Ich bin auch der Meinung, dass es nicht weiter verwerflich ist, sich in punkto Ämterbezeichnungen an den Titeln realer Herrscher/Führer/whatever zu bedienen. Diese gab es ja nicht nur im Mittelalter und auch nicht nur in Europa. Zum Beispiel, wenn man anstelle eines Königs einen Rat als oberste Herrschergewalt hat - warum sollte man ihn also nicht ganz im Sinne der Römer "Senat" nennen? Dafür braucht man nicht einmal zwingend einen Kaiser, dem Leser ist auch so klar, dass es sich um die höchste politische Macht handelt.

Natürlich passt nicht jeder real existierende Begriff auf jedes selbst erdachte Amt. Wenn man zum Beispiel eine politisch wichtige Magiergilde hat, kann man sie nicht einfach Senat nennen - obwohl, eigentlich wäre das sogar möglich, nur würde es beim Leser möglicherweise etwas Verwirrung stiften. In diesem Fall kann man aber wieder in die Realität schauen. In einer meiner Kurzgeschichten habe ich diesen Magierrat einfach "Magistrat" genannt - sie sind Meister der Magie, warum also auch nicht?

Um es kurz zu machen: Ich finde, dass man nicht zu viele eigenkreierte Titel benutzen sollte, so reizvoll es auch ist. Die Realität bietet mehr als ausreichend Diversität in punkto Amtsbezeichungen, und das Tolle daran ist: Teilweise kann man diese "echten" Titel seinen Bedürfnissen anpassen oder sie gar eindeutschen, so sie aus einem fremden Kulturkreis stammen.
Titel: Re: Ämter-Bezeichnungen
Beitrag von: Jilia am 01. November 2012, 10:02:44
Bezeichnungen aus der realen Welt:
Da stimme ich meinen Vorschreibern eigentlich absolut zu. Man muss ja grundsätzlich immer einen gangbaren Mittelweg zwischen gut ausgebautem, überzeugendem Hintergrund und Verständlichkeit gehen. Mit real exisitierenden Ämterbezeichnungen wie König, Fürst, Eminenz etc. kann man beim Leser ein bestimmtes Bild hervorrufen, während durch das Fantasysetting eigentlich klar sein sollte, dass das Amt in manchen Dingen vielleicht nicht hundertprozentig mit dem... tja... historisch in irgendeiner Epoche stimmenden Bild übereinstimmt.

Neue Bezeichnungen aus existierenden deutschen Wörtern:

Sehr schön finde ich (wie gesagt) auch die Möglichkeit, mit deutschen Wörtern neue Amtsbezeichnungen zu basteln, die man sich dann von der Bedeutung her mehr oder weniger erschließen und auch besser merken kann, als vollständige Fremdwörter.

Fremdwörter:

Vollständig eigene Wörter nehme ich persönlich nur, wenn es wirklich GAR keine passende Bezeichnung gibt. Dann gebe ich mir aber auch Mühe, die Begriffe gut zu erklären, die Erklärungen gegebenenfalls im Text auch immer mal wieder zu wiederholen und vor allem einfache, aussprechbare Wörter dafür zu wählen.