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Dreiecksbeziehungen

Begonnen von Herbstblatt, 20. September 2020, 20:38:31

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Marius

Zitat von: PinkPuma am 21. September 2020, 20:46:00
Zitat von: Marius am 21. September 2020, 19:14:28
Vielleicht bin ich da zu zynisch, aber Menschen allgemein fällt es doch schon schwer genug, eine erfolgreiche Beziehung mit einem Partner zu führen, ein zweiter ist doch viel zu viel verlangt.  :gähn:
Sehe ich überhaupt nicht so. Ich kenne genügend polyamore Beziehungen, die wunderbar funktionieren - besser als so manche Paarbeziehung.

Klar, Ausnahmen bestätigen immer die Regel. Manchen Menschen fallen Beziehungen allgemein auch leichter als anderen. Wer damit glücklich wird, super! Aber wenn mir ein Buch erzählen will, dass das ganze vollkommen Reibungslos abläuft, glaub ich das einfach nicht. Das fällt mir ja schon bei einer Paarbeziehung schwer.

PinkPuma

Zitat von: Marius am 22. September 2020, 08:03:30
Zitat von: PinkPuma am 21. September 2020, 20:46:00
Zitat von: Marius am 21. September 2020, 19:14:28
Vielleicht bin ich da zu zynisch, aber Menschen allgemein fällt es doch schon schwer genug, eine erfolgreiche Beziehung mit einem Partner zu führen, ein zweiter ist doch viel zu viel verlangt.  :gähn:
Sehe ich überhaupt nicht so. Ich kenne genügend polyamore Beziehungen, die wunderbar funktionieren - besser als so manche Paarbeziehung.

Klar, Ausnahmen bestätigen immer die Regel. Manchen Menschen fallen Beziehungen allgemein auch leichter als anderen. Wer damit glücklich wird, super! Aber wenn mir ein Buch erzählen will, dass das ganze vollkommen Reibungslos abläuft, glaub ich das einfach nicht. Das fällt mir ja schon bei einer Paarbeziehung schwer.
Dass alles vollkommen reibungslos läuft, nehme ich einer Paarbeziehung aber ebenso wenig ab. ;) Und ich sehe funktionierende Dreierbeziehungen auch nicht als Ausnahme. Sie können ebenso gut oder schlecht funktionieren wie Paarbeziehungen, sie sind nur lediglich nicht so weit verbreitet.

Trippelschritt

Eine Dreiecksbesziehung wird doch in eine Geschichte eingeführt, damit es Reibung gibt. Ohne Konflikte wäre diese Zutat doch absolut überflüssig. Dreiecksgeschichte = Masse zusätzlicher Konflikte. Alles andere gibt aus meiner Sicht keinen Sinn. Die Schwierigkeit ist es nun, diese Konflikte so zu entwickeln, dass sie Überraschung und Spannung versprechen, und das ist nicht einfach, weil die Auflösung banal ist. Wer zwischen zwei Partnern steht, wird sich am Ende für einen entscheiden müssen. GÄHN! Der Autor muss also seine Spannung- und Überraschungselemente erst noch finden.

Biss zum Überdruss habe ich deshalb nie zu Ende lesen können, obwohl der Band 1 einmal das einzige Buch war, das mir im Urlaub in die Finger fiel, weil sich mir als Erwachsenem einfach zu wenig Substanz enthalten war und Null Ideen. Dass das für einen Pubertier anders aussehen kann, ist verständlich. Hat sich ja auch gut verkauft.

Liebe Grüße
Trippelschritt

Alys

Zitat von: Trippelschritt am 22. September 2020, 09:03:43
Eine Dreiecksbesziehung wird doch in eine Geschichte eingeführt, damit es Reibung gibt. Ohne Konflikte wäre diese Zutat doch absolut überflüssig. Dreiecksgeschichte = Masse zusätzlicher Konflikte. Alles andere gibt aus meiner Sicht keinen Sinn. Die Schwierigkeit ist es nun, diese Konflikte so zu entwickeln, dass sie Überraschung und Spannung versprechen, und das ist nicht einfach, weil die Auflösung banal ist. Wer zwischen zwei Partnern steht, wird sich am Ende für einen entscheiden müssen. GÄHN! Der Autor muss also seine Spannung- und Überraschungselemente erst noch finden.

Wenn die Romanze der Hauptplot ist, ja, dann stimme ich Dir zu. Wenn aber der Hauptplot ein ganz anderer ist, dann müsste die Dreiecksbeziehung nicht zwingend als Reibungs-Material und wegen der potentiellen Konflikte eingebaut werden. Es könnte sie auch einfach mal so geben, als Ausdruck von zwangloser Diversität in Büchern.

Gerade bei Krimis z.B. ist es doch gar nicht selten, dass der Hauptplot eben die Ermittlungen sind, wir aber ein bisschen was aus dem Privatleben des*der Ermittler*in erfahren. Wallanders Diabetes, Brunettis ewige Mittagessen mit seiner Familie, Spades nicht-existentes Familienleben ... solche Sachen tragen dazu bei, die Figur lebendig zu machen, ohne gleich plotrelevant zu sein.
Da wäre es doch mal ziemlich toll, eine*n Hauptfigur zu haben, die einen spannenden Mord aufklären muss und die zufällig in einer Poly-Beziehung lebt.
Always avoid alliteration.

PinkPuma

Was Alya sagt. :) Wenn die Romanze der Hauptplot ist, dient jede Liebesbeziehung dazu, Spannungspunkte zu schaffen, das hat dann in meinen Augen erst mal nichts mit Paar- oder Dreierbeziehung zu tun. Dann geht es immer darum, wie die Love Interests zueinander finden, ganz egal, wie viele Personen involviert sind.


Trippelschritt

Dem kann ich nur ganz bedingt für eine Sondersituation zustimmen, aber selbst dann sorgt die Dreiecksbeziehung für Reibung. Wenn es sich um eine Serie handelt, kann die Dreiecksbeziehung nebenher laufen und braucht - darf vielleicht sogar - keine Lösung. Aber sie braucht eine Funktion. Eine Dreiecksgeschichte ist kein Mittagsessen. Und der Leser erwartet beim Dreieck Konflikte, weil das Setting bereits spannungsgeladen ist. Das zur reinen Charakterisierung zu benutzen wäre eine Leservertragsverletzung, die nicht gut ankommt.

Liebe Grüße
Trippelschritt

Sunflower

#21
Ich habe das Gefühl, dass hier parallel teilweise über zwei verschiedene Dinge gesprochen wird. @Trippelschritt meint, glaube ich, das klassische Hin- und Hergerissensein des*der Prota zwischen zwei Love Interests, aber am Ende soll eine monogame Beziehung stehen. Und @Alys und Puma eher eine polyamore Beziehung zwischen drei Menschen. Und letzteres kann sehr gern einfach nebenbei existieren, genauso wie monogame Beziehungen.

Und ich liebe ja komplizierte Romance Plots, und auch Dreiecke (damit meine ich jetzt das Hin- und Hergerissensein), wenn es gut gemacht ist. Bei Jane the Virgin (leider kein Buch, sondern eine Serie) funktioniert das für mich über alle Staffeln hinweg extrem gut. Aber es kann natürlich auch nerven, wenn ein LI ganz klar nur dazu dient, den anderen besser dastehen zu lassen. Trotzdem, wenn sie so sind wie bei Jane the Virgin, dann mag ich das  :vibes:
"Stories are, in one way or another, mirrors. We use them to explain to ourselves how the world works or how it doesn't work. Like mirrors, stories prepare us for the day to come. They distract us from the things in darkness."
- Neil Gaiman, Smoke and Mirrors

PinkPuma

#22
@Sunflower - das Gefühl habe ich allerdings auch. ;D

Zitat von: Trippelschritt am 22. September 2020, 11:07:23
Dem kann ich nur ganz bedingt für eine Sondersituation zustimmen, aber selbst dann sorgt die Dreiecksbeziehung für Reibung. Wenn es sich um eine Serie handelt, kann die Dreiecksbeziehung nebenher laufen und braucht - darf vielleicht sogar - keine Lösung. Aber sie braucht eine Funktion. Eine Dreiecksgeschichte ist kein Mittagsessen. Und der Leser erwartet beim Dreieck Konflikte, weil das Setting bereits spannungsgeladen ist. Das zur reinen Charakterisierung zu benutzen wäre eine Leservertragsverletzung, die nicht gut ankommt.

Diese Aussage empfinde ich als sehr verallgemeinernd und auch ein wenig anmaßend - zumindest insofern man sie auf eine Dreierbeziehung bezieht (ich meine also nicht die Entscheidung eines Protagonisten zwischen zwei Love Interests, sondern eine polyamoröse Beziehung). Denn weshalb sollte eine solche (also eine Poly-Beziehung) eine Funktion brauchen, eine Paarbeziehung aber nicht?
Ich persönlich erwarte als Leser bei einer Dreierbeziehung erst mal auch nicht mehr Konflikte als bei einer Paarbeziehung. Warum auch? Beides kann gleichermaßen funktionieren oder eben auch nicht. Und ich finde sehr wohl, dass man eine Poly-Beziehung bzw. Polyamorie an sich als einen Hinweis zur Charakterisierung einer Figur nutzen kann, genau so wie man am Rande erwähnen kann, dass diese Figur in einer Paarbeziehung lebt, heterosexuell, homosexuell, asexuell, Deutscher, Inder oder Katholik ist.

Insofern @Trippelschritt hier von einem Dreieck im Sinne von "Prota entscheidet sich für einen der beiden Love Interests" spricht, sieht die Sachlage natürlich anders aus. Dann braucht es selbstverständlich einer Auflösung und dient der Spannung und dem Konflikt.
Davon habe ich persönlich aber nicht gesprochen.

Churke

Habe neulich die Asylum-Produktion "Martian Land" gesehen.
Warum ich das erwähne? Weil die ihren Trash gnadenlos nach Mainstream-Regeln herunterkurbeln.
Der Plot um die Rettung des Mars ist um eine hanebüchene Dreiecksgeschichte gestrickt: Da gibt es eine führende Wissenschaflterin, die mit ihrer Tochter auf dem Mars lebt, es gibt ihren Ex (= Held), den Töchterchen für ein totales Arschloch hält, und es gibt den Neuen, den Stiefvater, Mr. Nice Guy.
Natürlich ist klar, dass der Held seine große Liebe wie auch seine Tochter zurückgewinnen muss, und um diesem Glück nicht mehr im Weg zu stehen, muss Mr. Nice Guy ins Gras beißen. <und weil er ein echter nicer Typ ist, opfert er sich, damit die wieder zusammen kommen können.

Asylum legt den Hollywood-Finger in die Wunde: Wenn es kein Drama sein soll, lässt sich die Dreiecksbeziehung nur über den Tod einer Figur auflösen. Da sehe ich als Autor einfach nicht genug Spielraum.   

Trippelschritt

Nur zur Klarstellung. Eine Dreiecksgeschichte ist eine Geschichte. Polyamorie ist keine Geschichte. Eine Dreiecksgeschichte lebt von der Spannung, dass es eine Person zu viel in einer Beziehung gibt, was zu einer Instabilität führt, aus der ein Autor etwas machen kann.
Eine Dreiecksbeziehung ist keine Geschichte, weil sie im Ausnahmefall auch mal funktionieren kann, obwohl ich keine kenne, die auf Dauer gehalten hat.
Polyamorie ist im Gegensatz nicht auf drei Personen  beschränkt und einfach eine ganz andere freiwillig gewählte Lebensart, die recht gut funktionieren kann.

Und da wir hier im Workshop diskutieren und nicht über Lebensentwürfe, bleibe ich bei der Aussage, dass eine Dreiecksbeziehung in einer Geschichte eine Funktion haben muss, weil sie sonst wertlos und nicht mehr als Beipack ist. Wenn jemand diese Meinung ein wenig anmaßend findet, kann ich das nicht ändern, bin aber gern bereit darüber zu diskutieren.

Liebe Grüße
Trippelschritt

AlpakaAlex

Ich bin absolut kein Fan von Dreiecksbeziehungen, vor allem nicht, wenn nicht wenigstens mal die Option einer Poly-Beziehung in den Raum geworfen wird. Ich finde das einfach komplett unnötig. Es tut selten was zur Handlung oder zur Charakterentwicklung bei und ist letzten Endes meistens als eine Art Wishfullfillment da. Ja, gut, damit hat es natürlich seine Existenzberechtigung, weil was ist Fantasy, wenn nicht auch immer ein wenig Wishfullfillment, aber persönlich finde ich es einfach so gar nicht spannend oder ansprechend. Doppelt, weil fast eh immer klar ist, welcher es denn am Ende wird. In allen Büchern, die ich gelesen habe, gab es genau ein Beispiel, wo es für mich funktioniert hat (wo Prota in einer Beziehung war, die abusive war, auch wenn der Partner versuchte nicht abusive zu sein, es aber doch immer wieder war, und dann ein Freund der Prota halt auf einmal in Betracht kam und sich Prota für ihn entschieden hat und am Ende waren alle glücklicher damit).

Die Sache ist halt, ich bin halt eher ein Fan von Poly-Beziehungen und habe dann wenn lieber die. Gerne auch mit ein wenig Konflikt am Anfang, bis es sich alles eingespielt hat, aber ja. Ich bevorzuge Poly und genau deswegen stören mich Dreiecksgeschichten, weil sie für mich oft so aggressiv mono sind. Also in dem Sinne, dass ein Charakter sich entscheiden MUSS und alles andere nie in Betracht bezogen wird. Ich wäre ja schon glücklich mit einem: "Hmm, das wäre eine Option. Können wir uns das vorstellen?" - "Nein." - "Okay. Dann muss ich mich entscheiden." Sowas in der Art. Aber selbst das kommt so eigentlich nicht vor.
 

PinkPuma

Ich glaube, wir reden einfach komplett aneinander vorbei, @Trippelschritt. Du sprichst von Dreiecksgeschichten, ich von Dreiecksbeziehungen, sprich wir reden von zwei vollkommen unterschiedlichen Dingen.

Nikki

ZitatDamit meine ich, eine Charakter steht zwischen zwei Love Interests, also keine offene Beziehung oder so etwas in die Richtung.

Hier mal meine Meinung zum Motiv von Dreierbeziehungen, dem die Frage zugrunde liegt: Für wen entscheidet sich XY?

Gut gemacht ist dieses Motiv im Romance Genre die zusätzliche Würze, die je nach Dosierung einnehmende Liebesgeschichten generieren kann. Was meine ich mit gut gemacht? Wenn für LI1 und LI2 gleichermaßen viel spricht und die Entscheidung der Hauptfigur nicht im Vorfeld feststeht. Wenn LI2 nur flirtet, damit LI1 Gegenwind hat, halte ich das für einen billigen Griff in die Trickkiste, um oberflächlich Spannung zu schüren.

Bei Twilight zB war Jacob nie wirklich eine Konkurrenz für Edward, das hat mich überhaupt nicht gepackt. Funktioniert hat es trotzdem, wahrscheinlich weil das Zielpublikum zu wenig (Lese-)Erfahrung hatte, um das zu erkennen und dementsprechend "spannend" war das Dreieck.

Eine Dreiecksgeschichte, die für mich funktioniert hat, war die Beziehung zwischen Eric, Bill und Sookie in der Sookie Stackhouse Serie. Da haben wir zu Anfang den fürsorglichen Bill und den unverschämten Eric, Sookie entwickelt zu beiden unterschiedliche Beziehungen und die Frage, für wen entscheidet sie sich?, ist (ab einem gewissen Punkt) völlig legitim und nicht bloße Effekthascherei.

Und die Frage zum Leerausgehen ist auch nicht pauschal zu beantworten. Wenn die einzige Motivation von LI2 ist, das Herzblatt zu "bekommen", dann ist das reichlich oberflächlich (in gewissen Genres aber Voraussetzung) und nichts was ich gerne lese. Selbst (meine) Nebenfiguren sollten mehr als eine Motivation haben, ein "Leerausgehen" ist dann also kein Hals- und Beinbruch, weil sich die Figur nicht nur über dieses einen Handlungsstrang definiert.

AlpakaAlex

Zitat von: Nikki am 23. September 2020, 12:38:48
Eine Dreiecksgeschichte, die für mich funktioniert hat, war die Beziehung zwischen Eric, Bill und Sookie in der Sookie Stackhouse Serie. Da haben wir zu Anfang den fürsorglichen Bill und den unverschämten Eric, Sookie entwickelt zu beiden unterschiedliche Beziehungen und die Frage, für wen entscheidet sie sich?, ist (ab einem gewissen Punkt) völlig legitim und nicht bloße Effekthascherei.
Wobei ich anmerken möchte, dass ich Sookie, Eric, Bill zumindest in den Büchern 0 als Dreiecksbeziehung empfinde. Eric flirtet mit Sookie, als sie mit Bill zusammen ist, ja, aber ernsthafte Interesse an ihm entwickelt sie erst nachdem sie sich schon aus komplett anderen Gründen von Bill getrennt hat. Eher ist in den letzten Bänden da die Sookie, Eric, Sam Sache, weil bei Sookie und Sam tatsächlich gegenseitiges Interesse da ist, während sie in der Beziehung mit Eric ist.
 

Nikki

Hmmm. Die Anfangsstaffeln der TV-Serie sind mir auf jeden Fall präsenter als die ersten Bücher. Ich muss auch gestehen, dass ich die Serie mit dem 4. Band begonnen habe, weil es einen Verlagswechsel gab und ich nicht überrissen habe, dass die ersten drei Bände zu der Serie gehören. Im 4. Band nimmt die Beziehung zu Eric, glaube ich, das erste Mal konkrete Form an. Danach habe ich die ersten drei Bände gelesen. Für mich war also von Anfang an klar, dass es einen Wiggelwaggel zwischen Bill, Eric und Sookie gibt/geben wird. Auf die ganze Serie umgemünzt gibt es sicher mehrere Dreiecksbeziehungen: die von dir mit Sam angesprochene, später dann auch eine mit Quinn + Bill/Eric. Bill wurde selbst nach der Trennung meinem Empfinden nach als Bestandteil eines möglichen Dreiecks bereitgehalten. Für mich reichen da schon die kleinsten Anzeichen in der Gedanken- und Gefühlswelt der Figuren, um eine Dreiecksgeschichte zu etablieren. Es muss nicht vorbuchstabiert werden, dass jemand zwischen zwei Stühlen sitzt.