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Wie wichtig sind Antagonisten?

Begonnen von Arcor, 18. Mai 2012, 14:49:29

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Arcor

Momentan sitze ich an einer Überarbeitung und mache mir seit mehreren Tagen ernsthafte Gedanken über diese Frage. Darum dachte ich, ist sie für unser Forum genau das Richtige.  :)

Wie der Titel schon sagt, frage ich mich, wie wichtig Antagonisten sind. Es gibt zwar auch viele Geschichten, wo es keine klaren Antagonisten gibt, aber gerade in der von uns so geliebten Fantasy-Literatur sind sie doch sehr häufig vertreten. Geht es daher schon nicht mehr ohne Antagonisten? Und wie stark vertreten müssen sie im Laufe einer Geschichte sein?

Ich stelle mir die Fragen deswegen, da ich in meinem aktuellen Projekt nur einen sehr schwachen Antagonisten habe. Er spielt große Teile der Handlung überhaupt keine Rolle und tritt erst am Ende als Feind offen auf. Stattdessen liegt der Fokus auf meinen beiden Protas, von denen einer den anderen jagt - fälschlicherweise, was der Leser aber weiß. Die Konstellation ist also ein bisschen wie bei Auf der Flucht mit Harrison Ford und Tommy Lee Jones. Da hat es funktioniert, die Spannung hoch zu halten, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass bei mir etwas fehlt.

Jetzt frage ich mich, ob ich den Antagonisten nicht doch ausbauen soll. Müsste er nicht präsenter sein, damit der Leser sich nicht langweilt? Wirkt er zu farblos, wenn er nur am Ende auftritt? Ich grübele und grübele und weiß es nicht.  :hmmm:

Jetzt ist mir aber aufgefallen, dass ich wohl zu solchen Antagonisten neige. Auch mein High-Fantasy-Monstrum besitzt weniger klare Antagonisten, als ich gedacht hatte. Vielmehr kommt es mir einfach wie eine zweite Protagonisten-Gruppe vor, die nur auf der anderen Seite der Medaille steht.
Und auch mein neues Projekt scheint sich bisher ohne Anta erstaunlich wohl zu fühlen. Jedenfalls hat sich noch niemand aufgedrängt, der wirklich den bösen Part übernehmen wollte. Ein Muster ist bei mir wohl erkennbar.

Auch weil ich in meiner aktuellen Überarbeitung auf dem Schlauch stehe, frage ich mich darum, was Antagonisten zu Antagonisten macht? Wann und wozu werden sie wirklich gebraucht? Geht es auch ohne den bösen Zauberer, der die Welt vernichten will? Und zu welchen Arten von Antagonisten neigt ihr?
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Faye - Finding Paradise

Debbie

#1
ZitatAuch weil ich in meiner aktuellen Überarbeitung auf dem Schlauch stehe, frage ich mich darum, was Antagonisten zu Antagonisten macht?

Der Antagonist ist eben der direkte Gegenspieler des Protas. Der Prota will etwas, dass der Antagonist zu verhindert sucht, oder umgekehrt, bzw. beide wollen entgegengesetzte Dinge. Durch diese Diskrepanz entsteht ( zumindest bei "Quest-Stories") meist der Hauptkonflikt. Und da wir alle wissen: No conflict, no story, ist der Antagonist natürlich ein äußerst beliebtes und nützliches Werkzeug.

ZitatGeht es auch ohne den bösen Zauberer, der die Welt vernichten will?

Unbedingt! Der Antagonist muss nicht immer gleich die Welt vernichten wollen  ::)  Er kann mit dem Prota einfach noch eine alte Rechnung offen haben, oder - wie gesagt - einfach entgegengesetzte Ziele verfolgen und deshalb zum "Feind" werden.

ZitatMüsste er nicht präsenter sein, damit der Leser sich nicht langweilt? Wirkt er zu farblos, wenn er nur am Ende auftritt?

Da verweise ich einfach mal auf Sauron  ;)  Wenn es den Inbegriff eines "nicht präsenten Antagonisten" gibt, dann ist es sicherlich er. Allerdings ist er schon irgendwie präsent; ohne jedoch jemals anwesend zu sein. Die bloße Erinnerung an, und die Legenden um ihn, machen ihn zu einer bestimmenden Konstanten in den Gefühlen, Gedanken und Handlungen der Bewohner von Mittelerde. Gerade wenn die Macht des Antagonisten v. a. eine "seelische/magische" Macht ist, kann die körperliche Erscheinung für den Leser oftmals eine Enttäuschung sein  :-\

ZitatGeht es daher schon nicht mehr ohne Antagonisten?

Es geht auf jeden Fall ohne personellen Antagonisten. In dem Fall kann der Hauptkonflikt im Kampf des Protas mit seinem Selbst, seiner Vergangenheit, seiner Unzulänglichkeit, etc. liegen. Oder der Prota kämpft gegen eine Gesellschaftsform, eine Organisation (die nicht durch einen Führer personifiziert wird), gegen die Widrigkeiten seines Lebens oder einfach gegen die Natur. Wichtig ist, dass es genug Konflikt gibt - starken Konflikt. Sein Kampf muss für den Prota fundamentale Bedeutung haben; wird dem Leser die Wichtigkeit eindringlich genug vermittelt und ist der Prota glaubwürdig und interessant genug, wird auch der Leser am Ausgang des Konfliktes Interesse haben.

ZitatUnd zu welchen Arten von Antagonisten neigt ihr?

Ich mag tatsächlich die klassischen Antagonisten am liebsten. Allerdings keine Eindimensionalen. Im Besten Falle, kann ich die Beweggründe des Antagonisten genauso gut nachvollziehen, wie die des Protas - auch wenn ich sie nicht für gut heißen kann. Das führt dazu, dass ich für beide Seiten irgendwie fiebere, und egal wer gewinnt; am Ende verliert immer irgendwie der Leser  :wums:

Zit

#2
Also, ganz grundsätzlich: Ein Antagonist muss erstens nicht immer eine Extrafigur sein und zweitens auch überhaupt kein Mensch.

Vorallem bei deinem aktuellen Projekt lebt die Geschichte ja davon, dass sich zwei Personen jagen -- und Spannung entsteht allein daraus, dass A X erreichen will, ihm dabei aber B auf den Fersen ist und das Leben schwer macht. Antagonisten sind Personen oder Dinge (wie Naturgewalten), die deinem Protagonisten das Leben schwer machen. Wenn es eine Person ist, muss diese Person auch nicht böse sein und nach der Weltherrschaft gieren. Aber das ist dir wohl klar. ;) Es reicht einfach, wenn die Ziele des Antagonisten konträr zu denen des Protagonisten stehen. Versuch mal den Anta rauszustreichen und dessen Züge auf den Verfolger oder Verfolgten zu legen, je nachdem, wessen Geschichte es ist. (Bei Polizisten-Thrillern ist der "negative Part" der Verfolgte, der Mörder, bei Psychothrillern der Verfolger, der das Opfer bedrängt und wahnsinnig macht.)
[Gerade der Pursuit-Plot, nach 20 Master Plots, lebt vom Gespann aus Jäger und Gejagtem und nicht, dass da eine dreier Konstellation ist. Nur mal so am Rande.]

Für andere Projekte: Es gibt auch Dreierkonstellationen, wo sich eine Seite dann immer gegen zwei Gegenseiten behaupten muss. Es ist dann wichtig, dass sich alle drei Parteien beeinflussen und das nicht zu knapp, um so viele Seiten rechtfertigen zu können. Imho. Sonst würde ich einfach eine Seite rausstreichen, wenn die nur marginal auffällt.

ZitatVielmehr kommt es mir einfach wie eine zweite Protagonisten-Gruppe vor, die nur auf der anderen Seite der Medaille steht.

Nun, dann ist diese andere Gruppe dein "Antagonist". Ihre Ziele müssen denen deiner Protagonisten im Wege stehen, das ist alles. Die zweite Gruppe muss sich nicht bewusst dafür entscheiden, die erste Gruppe in Grund und Boden zu stampfen, weil die einfach doof sind. Das kann sich auch einfach ergeben, weil alle Charaktere ihren Zielen treu bleiben. (Lustig würde es dann mit Überläufern werden. ;D Aber das ändert nichts an dem Verhältnis der Gruppen zueinander, sondern nur am speziellen Plotverlauf.)
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Unbekannt

Michaela

Hi Arcor,

ich glaube nicht das jede gute Geschichte einen Protagonisten und dessen Gegenspieler den Antagonisten braucht um Spannung zu erzeugen. Es ist nur ein Mittel des Schreiberlings um einen Spannungsbogen aufzubauen. Aber es gibt noch viele viele mehr, die auch ohne einen Anta auskommen. Es gibt auch viele Autoren, die einen Bösewicht nur auftreten lassen, um die Spannung in einem bestimmten Kapitel zu erhöhen. Da fällt mir ganz spontan der Tracker Vampir bei Biss zum Morgengrauen ein. Der kommt auch erst bei dem Baseballspiel zum tragen um die Spannung gegen Ende zu erhöhen.

ZitatMüsste er nicht präsenter sein, damit der Leser sich nicht langweilt? Wirkt er zu farblos, wenn er nur am Ende auftritt?

Nein, farblos wirkt er nur, wenn Du ihn eindimensional beschreiben würdest. Ich finde, auch ein Anta der erst gegen Mitte oder Ende auftaucht kann mehr als präsent beschrieben werden.

ZitatAuch weil ich in meiner aktuellen Überarbeitung auf dem Schlauch stehe, frage ich mich darum, was Antagonisten zu Antagonisten macht?

Die Tatsache das sie genau das Gegenteil wollen wie der Protagonist. Antagonist ist ein anderes Wort für Gegenspieler. Dieser Gegenspieler muss nicht unbedingt schlecht und böse sein. Es heißt nur, das er ein Gegensätzliches Ziel zum Protagonisten hat, denn dadurch wird Spannung aufgebaut. Ein Antagonist der das gleiche Ziel hat wie der Protagonist ist keiner.

ZitatWann und wozu werden sie wirklich gebraucht?

Ich glaube, das ein Antagonist ein Mittel zur Spannungserzeugung ist. Dafür wird er gebraucht, um einen Spannungsbogen aufzubauen.

ZitatGeht es auch ohne den bösen Zauberer, der die Welt vernichten will? Und zu welchen Arten von Antagonisten neigt ihr?

Absolut ja, ich brauche keinen Antagonisten um eine Geschichte spannend zu finden, solange die Spannung mit anderen Mitteln und Schreibkniffen aufgebaut wird. Ich selber neige in meinen Geschichten dazu einen Anta einzubauen, weil es die einfachste Art ist einen Spannungsbogen über die komplette Geschichte aufzubauen. Aber ich mag keine schlecht ausgearbeiteten Antas. Deshalb sind bei mir Prota und Antagonist immer gleich gut ausgearbeitet.


Zanoni

Hi Arcor,

ein Antagonist ist extrem wichtig! Ohne dessen "Dagegen" wäre jede Geschichte sehr langweilig.

Ein Antagonist muss aber nicht ständig präsent sein ... wie schon beschrieben. Ja, er muss nicht einmal ein Mensch ... oder ganz allgemein "Lebewesen" sein. Er muss auch "übermächtig" sein, aber eine gewisse Mächtigkeit ist schon sinnvoll, weil er sonst keine Herausforderung für den Protagonisten darstellt. Und ohne echte Herausforderung wird schnell langweilig. Der Antagonist kann jedes x-beliebige Ding sein - ein Gegenstand oder auch eine Landschaft, ein Naturereignis, die Zeit ... alles ist möglich.

Wenn es bspw. um eine Geschichte geht, in der sich eine 95jährige Dame in den Kopf setzt noch einmal mit dem Computer umgehen zu lernen, dann wäre der Computer selbst der Antagonist, der sie - scheinbar - zu behindern versucht, indem er niemals das macht, was sie will. Wenn die Geschichte von einem Piloten handelt, der in der Wüste abgestürzt ist, dann wäre diese lebensfeindliche Umgebung, die es ihm so schwer wie möglich macht, wieder in die Zivilisation zurück zu gelangen und am Leben zu bleiben. Bei einem Roadmovie könnte es die Zeit selbst sein, die der eigentliche Antagonist wäre. Bei einem Psycho-Drama könnte der Protagonist selbst sein Antagonist sein, wenn er bspw. etwas an sich verändern will, oder seine Ängste überwinden oder ähnliches ... usw. usw.

In jedem Falle ist es aber die Konfrontation des Protagonisten mit dem Antagonisten, der eine Geschichte ausmacht. Dieses "große Finale", der ultimative Konflikt, ist der Grund dafür, warum die Leute die Geschichte gelesen haben, darauf haben sie hingefiebert und mitgezittert. Wenn dieser Teil der Geschichte ausfällt, weil es keinen Antagonisten gibt - in welcher Form auch immer -, dann wird es für die Leser zur großen Enttäuschung ... vorausgesetzt, sie haben bis dahin überhaupt durchgehalten.

Wie gesagt: Die Form ist egal, aber irgendetwas, dass dem Helden bzw. seinem Vorhaben entgegentritt (und idealerweise von diesem auch überwunden wird) muss schon vorhanden sein.

Außer Dir geht es nicht um eine spannende Geschichte, sondern um ein literarisches Experiment - dann ist es natürlich egal.

Arcor

Ich finde einige eurer Antworten ziemlich interessant, muss ich sagen.
Ich wäre zum Beispiel niemals auf die Idee gekommen, widrige Umwelteinflüsse o.Ä. als Antagonisten zu sehen, selbst wenn sie eine essentielle Bedeutung für die Geschichte haben. Aber der Gedanke hat etwas.  :)
Bisher war der Begriff Antagonist für mich immer mit dem klassischen Bösewicht verbunden, vergleichbar dem Endgegner eines Computerspiels. Klar ist der dem Protagonisten entgegengestellt und kann sehr plausible Beweggründe haben, warum er tut, was er tut, aber irgendwie ist so ein Antagonist in meinem Verständnis auch immer eine Art Antafigur. Ihn mit eigenen Szenen und Perspektiven auszustaffieren ... ich weiß nicht, dass ist der Anta für mich schon kaum mehr ein Anta, sondern ein Prota, der halt auf der anderen Seite steht. Wahrscheinlich ist das aber Definitionssache.

Ich finde es übrigens interessant, dass auch bei euch da teilweise unterschiedliche Konzepte vorherrschen. Zanoni, du schreibst, dass ein "Dagegen" ein muss für eine Geschichte ist, Zitkalasa und auch Debbie stimmen dir weitestgehend zu, während Michaela den Begriff Antagonist wie ich eher figürlich interpretiert und meint, es geht auch ohne.

@Zitkalsa: Deine Worte haben mich für mein Projekt übrigens in eine gute Richtung gestupst.  :D Vermutlich werde ich den Antagonist eben nicht weiter ausbauen, sondern seine Rolle so klein lassen, und stattdessen die Jagd der Protas weiter in den Vordergrund rücken. Ganz auf die dritte Seite kann ich nicht verzichten (ich brauche ja auch etwas, warum der eine Prota fälschlicherweise für den Schuldigen gehalten wird), aber sie braucht auch glaube ich nicht mehr als eine Schablone, ein Hintergrund zu sein, vor der meine Protas agieren können. Ich wollte sie eh absolut in den Mittelpunkt stellen.
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Faye - Finding Paradise

Moni

Der Antagonist ist einfach der Gegenpol des Protagonisten. Da kann auch eine Naturgewalt dem Prota im Weg stehen, zb ein Vulkanausbruch, der sich über eine längere Zeit hin anbahnt (es gibt einen Film über den Ausbruch des Mount St.Helen, in dem der Prota der Wissenschaftler ist, der versucht, alle vor dem Ausbruch zu warnen, aber ihm letztlich niemand glaubt, bis es fast zu spät ist. Da ist für mich der Anta der drohende Berg im Hintergrund der Kleinstadt, in der ein Großteil der Handlung spielt. ) oder was vergleichbares. Ein Anta kann auch was weniger spektakuläres wie die kleine innere Stimme des Protas sein, die ihn immer wieder von seinem Weg ablenkt. Also quasi der innere Schweinehund, den der Prota überwinden muß, um an sein Ziel zu gelangen.
Antagonisten gibt es in fast jeder Geschichte, man muß sich nur von der Vorstellung lösen, dass der Anta eine Person bzw. eine Personifizierung ist.  :)
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Stefan Quoos, WDR2-Moderator

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Alessa

In meinem zweiten Projekt war die innere Stimme der Prota auch quasi der Anta. Ihr Kampf gegen das, was sozusagen ihr Herz wollte, ihr Kopf aber aus Vernunftgründen ablehnte, war der elementare Teil der Geschichte. Es gab keinen Person als Anta und sie hat denoch funktioniert. Der Konflikt kam auch erst wirklich ab der Mitte des Projektes zum tragen, vorher habe ich nur ein paar mal ihre Einstellung einfließen lassen.

Wie schon beschrieben, muss es kein personifiezierter Anta sein. In der Fantasy-Welt macht es sicher mehr Sinn, aber selbst da kann eine Naturgewalt das Leben vollkommen ändern. Ob es ein Vulkanausbruch, ein Meteorregen oder eine gigangtische Feuersbrunst ist, sei dahin gestellt. Aber egal was der Anta ist, eine Person, die innere Stimme, oder eine Naturgewalt, letztlich muss er für den entsprechenden Gegenpol sorgen.

Ludovica

Ein personifizierter Antagonist ist definitiv kein Muss - wie hier bereits einige Male gesagt wurde - allerdings finde ich doch, dass es wichtig ist, gerade seinem Protagonisten einen Gegenspieler zu geben, auch wenn der nicht direkt in die Richtung eines Big Bad geht. Dieser Gegenspieler kann ein anderer Protagonist sein, er kann am Ende mit dem Protagonisten zusammenarbeiten, er kann der Ansicht sein, vollkommen im Recht zu sein (ich erwähne hier mal die Rolle der Regierung in so gut wie jedem Superheldenfilm), was auch immer - aber ich persönlich finde, dass Geschichten durch Reibung zwischen zwei oder mehreren Individuen, die über Zankereien oder Unstimmigkeiten hinausgehen, sehr viel gewinnen. Allerdings konzentriere ich mich generell sehr stark auf die Chemie zwischen Charakteren, also bin ich da ein bisschen voreingenommen, denk ich mal...

Bei der Geschichte, an der ich momentan plotte, habe ich auch einen schwachen Antagonisten (der eigentlich ein Strohmann für den Big Bad ist, der sich als Guter tarnt), aber dafür versuche ich, die Konflikte zwischen den Charakteren stark auszubauen und sie zu Hindernissen und gleichzeitig zu Hilfen zur Entwicklung des Protagonisten zu machen. Allerdings habe ich in den meisten meiner anderen Geschichten Antagonisten, die mindestens ebenso ausgebaut sind wie der Protagonist und teilweise sogar ähnlich viel 'Screen Time' bekommen, und durch die vor allem auch sehr viel von den Welten, in denen die Geschichten spielen, eben aus einem anderen Blickwinkel gezeigt wird.

Starke/komplexe Antagonisten sind eine tolle Möglichkeit, den Protagonisten von außen zu beleuchten und Aspekte einer Geschichte aufzuzeigen, die wahrscheinlich dem Prota selbst nie aufgefallen wären. Aber solange es irgendetwas gibt, gegen das der Protagonist ankämpfen muss - Konflikte, die wirklich ein Hindernis für ihn (oder sie) darstellen - sind Big Bads optional.

Der Gute darf es nur nicht zu einfach haben  ;)

Cerone

#9
Hallo Arcor, hallo Forenmitglieder  ;)

Ich denke mal zu diesen Thema kann ich mich gut äußern, denn hatte ich kürzlichst auch professionelle Hilfe bei diesem Thema.
Die erste Sache ist wohl: Eine gute Geschichte muss aus Protagonist und Antagonist bestehen. Beide geraten in eine Art Konflikt und erschaffen so die Geschichte, die es wert ist gelesen zu werden.
Denn schließlich ist es so: Wenn nichts passiert, muss auch nicht drüber berichtet werden.

Ich denke mal, dass auch die Definierung von Antagonist eine große Rolle spielt. Antagonist bedeutet Gegenspieler. Der Gegenspieler muss aber nicht mal unbedingt "böse" sein, so wie der Held auch nicht unbedingt "gut" sein muss. Es genügt ja, wenn er eine entgegengesetzte Denkweise zum Protagonisten hat... Im Prinzip muss der Gegenspieler sogar nicht mal ein Mensch oder eben ein Lebewesen sein. Als Antagonist könnte z.B. allein die Zeit fungieren. Wenn es darum geht etwas in einer bestimmten Zeit zu schaffen, ist die Zeit in gewisser Hinsicht ein ernstzunehmender Gegenspieler. Aber auch irgendein anderer Mangel kann zum Feind werden. Hungersnot, Vereinsamung, etc.

Nun, ich hoffe, dass ich helfen konnte  ;D
Viel Spaß beim Schreiben.

Fianna

Ich finde es sehr schön, die Positionen zu vertauschen.
Erzähl mal eine Geschichte aus der Perspektive eines Charakters, die in jeder "normalen" Story der Antagonist wäre. Da ändert sich schonmal alles.
Mein 3. chronologisches Projekt (Momentan sitze ich noch bei Numero 1 am Feinplot ^^ das dauert leider noch etwas länger, bis ich dahin komme).