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Das Happy End

Begonnen von Nightingale, 23. Dezember 2009, 21:15:31

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Lucien

Zitat von: Kati am 28. Dezember 2009, 17:30:47
Enden, bei denen der Anta nicht tot ist, sondern verschwunden und vielleicht wiederkommen könnte. Sowas in die Richtung. 
...die dann - bei einer guten Geschichte - die Hoffnung auf eine Fortsetzung wecken.  :vibes:
Solche Enden mag ich auch.

Sin

Ich finde, es kommt ganz auf meine Stimmung und das Buch an, ob ich ein Happy End mag oder nicht.
Schrecklich finde ich Friede-Freude-Eierkuchen-Enden. Wenn der Prota alles bekommen hat, was er wollte und sie bis an ihr Lebensende glücklich sind. (Märchen ausgenommen)
Viel lieber mag ich Enden, bei denen der Prota nicht alles bekommt. Bsp: Er hat die Welt gerettet, dafür musste er aber seine Freundin 'opfern'.
Oder Enden, die noch teilweise offen sind. Es ist zwar eindeutig Schluss, aber man hat noch genügend Spielraum, um auf eine Fortsetzung zu hoffen.
Sad Ends finde ich auch okay. Aber da muss die Stimmung gerade passen.

LG
Sin

Lucien

Naja, übertrieben traurige Enden müssen dann auch nicht sein, wo dann alles auf Biegen und Brechen dramatisch und unglücklich sein muss.  :nöö:
Ich bin da für die gesunde Mitte mit Tendenz zu Glück oder Unglück, je nach Stimmung des Buches.
Aber es sollte nicht zu sehr in ein Extrem schlagen.

Vivian

Ein "wunderbares, hinreißendes Happy End mit Friede-Freude-Eierkuchen" finde ich gar nicht gut. Vor allem für mein Buch wäre es die reinste Katastrophe. Nach mehreren Kapiteln des Leids, Verrats oder Verlierens kann am Ende doch gar nichts perfekt sein. Ich meine ... wie geht das?
Ich stelle mir gerade vor, wie es wäre, wenn ich ein Happy End im Buch hätte (was eh nicht passieren wird): Krieg ist vorbei, viele Menschen tot, viele Verluste, Städte müssen neu aufgebaut werden ... und dann kommt einer und sagt "Jetzt ist alles vorbei, lasst uns eine Party schmeißen!" Nee, nee, nee. Nee. Ist nicht mein Ding. Natürlich können die Menschen erleichtert sein und sich besser fühlen, da ihnen ein großer Stein vom Herzen gefallen ist, denn der Druck ist nicht mehr da. Aber sofort wieder fröhliche Mienen zu machen finde ich etwas übertrieben.

Ich bin in dieser Hinsicht Jenny's Meinung:

ZitatIch bin da für die gesunde Mitte mit Tendenz zu Glück oder Unglück, je nach Stimmung des Buches.

Das finde ich gut. Glück und Unglück sollten sich in der Mitte treffen, ein nüchternes, gutes Ende.

Ich bin zwar auch für Happy Ends, ABER nur die, die nicht übertrieben beschrieben sind, sondern einen noch hinreißen und bewegen, sodass man mit den Menschen fühlt, die keine schwere Last mehr tragen müssen. Sowas lese ich schon gerne.
Ein dramatisches Ende hingegen soll mir Spannung bereiten (z.b. wenn es Bände sind), damit ich sagen kann "Wow, ich MUSS weiterlesen!", aber sie sollen mich nicht zum Heulen bringen oder mir Kopfschmerzen bereiten, da nur Mord und Todschlag herrscht. *grins*

Also: Ich schließe mich dem Zitat oben an.  :)

LG Vivian

Simara

Also ich tue mir mit typischen Happyends eher schwer:
Bei mir kommt es eher vor das der Anta glücklich und zufrieden vor sich hinsummend die Bühne verlässt oder die Protas glauben alles wäre gut während sich ihr Gegner ins Fäustchen lacht.  :snicker:


Kraehe

Zitat von: Simara am 07. Dezember 2010, 17:48:43
Also ich tue mir mit typischen Happyends eher schwer:
Bei mir kommt es eher vor das der Anta glücklich und zufrieden vor sich hinsummend die Bühne verlässt oder die Protas glauben alles wäre gut während sich ihr Gegner ins Fäustchen lacht.  :snicker:

Damit bist du durchschaut! *deinen Protas petzen geh* ;D

Nein.
Ich mag keine vollkommenen Happy Ends.
Wer die Meister der Zitadelle kennt - ich fand das Ende so gut. Also blöd aber melancholisch gut. Vor allem sind wehmütig-gute Enden die, die einem einfach im Gedächtnis bleiben und sind die Bücher, über die man noch eine Weile nachdenkt.

Allerdings: ein Ende muss passen. Lieber happy als erzwungen getrübt ;)

Und rein glücklich geht ja eigentlich nie, weil das doch zu konstruiert wäre und irgendwas doch passiert sein muss...

KaPunkt

Damals, als ich noch jung und unschuldig und schön und so war ...
... also knapp vor der letzten Eiszeit ...
Da hatte ich mir die heimliche Aufgabe gesetzt, gegen die Übermacht der Happy Endings anzuschreiben. Um sozusagen das natürliche Gleichgewicht der Schöpfung in der Masse der existierenden Literatur abzubilden.
Oder so ähnlich.  :rofl:
Deshalb haben viele meiner frühen Geschichten absichtlich kein Happy Ending.

Noch heute finde ich den Gedanken spannend, Geschichten über die armen Socken zu schreiben, die in Sätzen wie
ZitatTausende haben es versucht, aber keiner ist je zurückgekehrt.
abgehandelt werden.

Ich gehöre also definitiv nicht zur Rosaroten Glücksbärchis Fraktion, aber ich gebe zu, ich lese gerne Glückliche Enden. Vor allem, wenn mir die Charaktere ans Herz gewachsen sind. Es muss nicht alles perfekt sein, aber die Helden sollten mit ihrer abschließenden Situation zufrieden sein.
Sie können von mir aus objektiv betrachtet völlig am Ende sein, ihre Welt ist zerstört, ihre Liebste tot, die Heimat auf immer verloren whatever, aber in dem Augenblick, in dem ich sie zurücklasse, sollen sie nicht in Verzweiflung versinken.Glücklich macht mich ein Ende, in dem die Helden in den Sonnenuntergang blicken und für einen kleinen Moment mit sich und der Welt im Reinen sind.
*hach*

Was nicht heißen muss, dass es wirklich gut ausgeht. Eine meiner Kurzgeschichten endet damit, dass ein kleines Kind erschossen wird. Der Held tut das nicht gern, aber er hält es für das richtige und seinen Auftrag für erfüllt. Nur der Leser findet, dass er gerade etwas wirklich Furchtbares getan hat.

Überhaupt muss ein Ende in erster Linie stimmig sein. Es muss zur Geschichte und der Entwicklung passen. Aber das wurde ja schon mehrfach erwähnt.
Ich finde zum Beispiel das Ende von 'Die purpurnen Flüsse' (Roman, nicht Verfilmung) sehr gelungen. Traurig, aber zufriedenstellend für die Protas, und auch irgendwie schön.

Einen kleinen bösen Trick habe ich mir auch mal erlaubt.
Die Helden hatten ihr höchst befriedigendes, glückliches Ende samt 'Ehret die siegreichen Toten' Episode, alle sind glücklich.
Dann wird das Ende der Antagonisten erzählt. Allerdings aus ihrer Innensicht. Und durchaus mit Sympathie für sie.
Es ist romantisch, es traurig, es ist stilvoll (oder soll zumindest so sein), man leidet mit ihnen mit.
Aber verdammt! Das sind doch die Bösen! Die Bösen! Ich will sie nicht mögen.
Objektiv haben wie ein höchst befriedigendes Happy Ending, subjektiv bleiben wir melancholisch zurück.
*irres kichern*

Liebe Grüße,
Kirsten

She is serene
with the grace and gentleness of
the warrior
the spear the harp the book the butterfly
are equal
in her hands.
(Diane di Prima)

Telas

Ich halte von erzwungenen Happy Ends gar nichts. Aber mit dem großen Knall am Ende konnte ich mich auch nie anfreunden. Ich formuliere meine Enden immer so, das Raum für eine Fortsetzung oder Eigeninterpretation des Lesers bleibt.
Ich halte nicht allzu viel davon, dem Leser alles "aufzuzwingen".
Wer das Buch liest soll meiner Meinung nach auch seine eigenen Vorstellungen darüber haben dürfen, was als nächstes passiert.

Rigalad

Ich bin auch gegen erzwungene Happy Ends. Generell hab ich sowieso schon Probleme damit, wenn ich Bücher lese, in denen die Prota zehn Mal schwer verletzt werden und nur durch Glück, Zufall etc. überleben. Da schwindet für mich innerlich immer der Anspruch an Realitätsnähe. Ich weiß, dass man das so machen muss, weil sonst der Roman schnell abgehandelt wäre, aber zufrieden bin ich damit nie, deswegen versuche ich solchen Situationen auszuweichen.

Denn eins ist für mich klar: Die meisten Leser flüchten sich aus dem Alltag, der nun mal meist aus Problemen, Stress, kleinen Auseinandersetzungen usw. besteht. Das ist bei mir nicht anders. Wenn ich mich nach einem anstrengenden Tag hinsetze und mich mit Trivialliteratur ablenken will, nehme ich selten etwas, was mich danach traurig stimmt. Ich möchte dann auch ein Ende, das mich nicht noch ein paar Stunden verfolgt, weil es so tragisch ist. Vermutlich bin ich da recht einfach gestrickt, aber den meisten Leuten, die ich kenne, geht es ebenso. Natürlich lese ich ab und an auch mal schwere Kost. Aber das ist dann mal der Fall.

Dealein

#24
Hey ihr Lieben,

seit Tagen frage ich mich wie vermarktbar ein trauriges Ende ist, welches die Protagonistin bluten lässt. Sie zum Schluss fast alleine lässt. Ihr dunkle Seite erweckt und sich an der guten Seite zweifeln lässt. Das Land ist frei, die Protagonistin unglücklich. Das wäre auch der Schluss, keine Fortsetzung. Bei meinem Ende muss ich sagen, dass ich sehr flexibel bin. Ich kann ein Happy End liefern, welches aber nicht kitschig ist oder ich kann es dramatisch machen und meine Prota - und den Leser - noch richtig leiden lassen. Nachdem sie sowieso schon fast alles verliert, ihr ihre große Liebe nehmen. Ich habe aber das Gefühl, dass so etwas sehr schlecht ankommt. Zumindest sagen das all meine Freunde und Bekannte, die ich frage.

Na, was meint ihr?

metajinx

Wenn der Leser beim Zuklappen des Buches nicht eine gewisse Zufriedenheit verspürt, ist das Ende meiner Meinung nach nicht gut geworden. Aber ob es Happy ist oder nicht, spielt dabei keine so große Rolle, solange dieser Abschluss gut verläuft.
Die Welt wurde beinahe vernichtet? Dutzende böse Mächte bedrohen das Wohl der Menschheit? Es reicht dann schon, wenn die größte Gefahr gebannt wurde, und der Untergang allen Seins etwas hinausgezögert werden konnte, das ist auch schon ein Happy End.
Der Held oder die Heldin muss am Ende nicht den Kerl/die Frau bekommen, von aller Schuld befreit sein, und ein Königreich bekommen, nur weil die Möglichkeiten dazu da wären. Es reicht schon wenn er etwas bekommt oder erreicht, was sich Otto-Normalverbraucher insgeheim selbst wünscht.

Thaliope

Hey Dea,

das Ende wirft ja auch immer ein gewisses Licht auf den Rest der Geschichte.
Hat es einen Sinn, wenn die Heldin am Ende leidet? Was macht das mit der Gesamtaussage der Geschichte?
Wenn es zur Geschichte passt und das zum Ausdruck bringt, was du mit der Geschichte aussagen willst, finde ich ein tragisches Ende okay. Aber es sollte nicht willkürlich wirken, sondern in der Geschichte angelegt und begründet sein, finde ich.

Liebe Grüße
Thali

Sanne

Hallo ihr Lieben,

Hm - das ist sehr schwierig, dafür ein allgemeingültiges Rezept zu liefern.

Es ist schon so - man selbst zittert doch die ganze Zeit mit der/m Prota mit, weil man sich damit indentifiziert und - natürlich - die Probleme lösen will. Wenn dann tatsächlich am Ende alles in Wohlgefallen aufgelöst wird ist man zufrieden.
Trotzdem hat der/die Prota ja in der Geschichte eine Entwicklung durchgemacht, sich verändert und wenn der Autor es schafft, eine gewisse Unzufriedenheit anklingen zu lassen, dann sehe ich das eigentlich als eine wunderbare Möglichkeit, die neuen Erkenntnisse (vom Prota) nachklingen zu lassen - und den Leser auch da noch mitzunehmen.
Dazu muss die große Liebe nicht sterben und die Hoffnung darf durchaus real bleiben, sonst hätte sich ja der ganze Aufwand nicht gelohnt - außer für die anderen. Aber man sollte durchaus zeigen, dass sich durch die ganze Entwicklung auch der/die Prota nachhaltig verändert hat. Das kann auch in den Gedanken der Leser ein Stück weit Glaubwürdigkeit und Realitätsnähe zurücklassen.
Ich mag es nicht, wenn am Ende alle plötzlich lachen, obwohl es die ganze Zeit um Leben und Tod ging.  ::)

Liebe Grüße
Sanne

Tintenweberin

#28
Wenn ich mich richtig erinnere, hat ein Held ein Ziel (Bilbo will ein Abenteuer erleben und reich werden) und eine Bestimmung (er bringt den Ring in die Geschichte zurück). An der Tatsache, dass das Ziel und die Bestimmung des Helden nur in den seltensten Fällen übereinstimmen, entzünden sich die Konflikte, die zur Reifung des Helden beitragen (der Ring beherrscht Bilbo so weit, dass er ihn fast nicht mehr hergeben kann). Als Held überwindet Bilbo diesen Konflikt und lässt den Ring für seinen Neffen zurück, dessen Bestimmung es ist, den Ring im Feuer des Schicksalsbergs zu vernichten (wofür er sein Ziel, ein beschauliches Hobbitleben zu führen, aufgeben muss). Wäre Bilbo ein tragischer Held, dann würde er in dem Konflikt unterliegen und der Ring müsste möglicherweise durch seinen Tod seine Wanderschaft antreten (wie bei Isildur).

Lange Rede kurzer Sinn: Der Leser "vergibt" es dem Autor, dass ein Held tragisch endet und sein Ziel verfehlt, wenn er dadurch seine Bestimmung erfüllt. Ein tragisches Ende, das dem Helden sein Ziel vorenthält, ohne ihn seiner Bestimmung näher zu bringen, hinterlässt im Gegensatz dazu einen äußerst schalen Geschmack (und die Erwartung, dass auch hier wieder mal eine Fortsetzung droht) ...   ;)

Dealein

Ah Titenweberin, das mit der Bestimmung und dem Ziel klingt echt gut.

@ Thaliope: Es wäre nicht willkürlich. Ich könnte es gut begründen. Mag mich aber damit auch bei Agenturen bewerben und habe so langsam das Gefühl, dass es besser wäre ihn nicht sterben zu lassen. Sie hat eben auch böse Gefühle, auch wenn er nicht stirbt.