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Pseudonyme und Künstlernamen

Begonnen von Ary, 13. Februar 2007, 13:50:57

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HauntingWitch

Ich fühle mich da immer so betrogen als Leser, wenn ich dann herausfinde, wer wirklich dahinter steckt. Und als Autor möchte ich meine Leser eigentlich nicht betrügen... Vor allem auch dieses Verenglischen von allem finde ich nicht so toll, ich finde das schade. Warum sollte ein deutschsprachiger Autor nicht mit seinem deutschen Namen Erfolg haben können? Aber ich weiss, ich denke da anders als die meisten Leute. Ich finde das schade, das deutsche Autoren ihre Identität sozusagen vertuschen, weil die Käuferschaft offenbar lieber englische Namen hat. Ich bin die erste, die es versteht, wenn man das tut, aber ich finde es einfach schade, dass wir der Maschinerie namens Buchmarkt so sklavisch unterworfen zu sein scheinen. Und da schliesse ich mich selbst nicht aus. Ich weiss nicht, was ich machen würde, wenn es darauf ankäme.  ;)

Alaun

#496
Klasse finde ich es auch nicht, bitte nicht falsch verstehen. Aber es scheint wirklich so zu sein, dass bestimmte Pseudonyme Buchverkäufen nicht gerade förderlich sind. Andere hingegen schon. (Dass immer eine gute Geschichte und ein guter Stil dazugehören, um einem Buch bessere Chancen auf dem Markt zu geben, setze ich als bekannt voraus ;) Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel ...)

Coppelia

Ja, ich würde das machen. Ich nutze ja eh ein Pseudonym, und ich hätte auch kein Problem damit, ein gegengeschlechtliches oder ein englsiches zu nutzen. Für mich stehen die Geschichten im Vordergrund, nicht ich als Autor. Wenn es dazu beiträgt, dass das Buch erfolgreicher ist, sofort.

Klecks

Ich würde es auch machen und habe es fest vor. Ich fühle mich als Autorin betrogen, wenn jemand irgendein Buch nur nicht kauft, weil er denkt: "Ach, eine deutsche Autorin, nee, die kann nicht gut sein" oder "Ach, der Splatter-Krimi ist von einer Frau, nein, das können Frauen nicht so gut". Ich finde es absolut legitim, diese ungerechtfertigten Vorurteile mit einem männlichen und/oder englischen Pseudonym zu umgehen.  :jau:

Ilargi

Kaixo,

angesichts der Geschlechteraufteilung hier im TiZi frage ich mich immer wieder, wie viel von dem was wir in den Regalen stehen haben ist in Wirklichkeit von einer Frau und was ist von einem Mann. Besonders wenn der Autor kein Foto für den Vorstellungstext beisteuert stellt sich diese Frage dann besonders.

Ich würde es auch machen, aber eher so: das man nur meinen Vornamen Abkürzt und einen anderen Familiennamen benutzt, ich würde vermutlich einfach meinen anglisieren. Oder einen meiner Vorfahren nehmen, ist einfacher zu merken ;D

lg

Ilargi

pyon

Ich würde es auch machen!

Ich erwische mich manchmal selbst dabei, dass ich Frauen doch manchmal unterstelle, in ihren Romanen das Romantische immer wieder mehr in den Vordergrund zu stellen, als mit lieb ist.
Selbst in meinem Regal finden sich mehr Bücher von Männern, als von Frauen. Dennoch bin ich der Meinung, dass Frauen Männer im Bezug auf das Schreiben in nichts nachstehen! Es sind einfach diese Vorurteile, die man nicht so einfach und schnell wieder ablegen kann. Aus diesem Grund würde ich mir auch ein Pseudonym zulegen, wenn es dabei hilft sich mehr auf mein Buch zu konzentrieren und es nicht bereits wegzulegen nur, weil ich eine Frau bin.  ;D

Franziska

Hm, gegen englische Pseudonyme habe ich nichts. Beim Geschlecht finde ich das etwas kritisch. Wenn Frauen immer weiter männliche Pseudonyme wählen, ändert sich die Ansicht, Frauen könnten nur Romance schreiben ja nie. Gut, ich kann verstehen, wenn jemand nicht aus Idealismus auf Verkäufe verzichten möchte.
Ich habe mich bei meinen gay Romance-Sachen bewusst entschieden, kein männliches Pseudonym zu wählen. Zum einen ist langsam bekannt, dass zu 90 % Frauen in dem Genre schreiben und auch lesen, zum anderen würde ich mich etwas komisch fühlen, wenn ein männlicher Leser glauben würde, ich hätte das vielleicht selbst erlebt oder so. Das würde mir irgendwie anmaßend vorkommen. Wenn der Verlag sagt, ich müsste aber ein anderes Pseudonym wählen, würde ich den Namen höchstens in Initialen setzen.
Wenn es allgemein um Romance geht, kann ich verstehen, wenn ein männlicher Autor ein weibliches Pseudonym wählt. Aber bei High Fantasy gibt es wirklich genug erfolgreiche weibliche Autoren.

Snöblumma

Franziska, die Haltung kann ich voll und ganz verstehen  :jau:. Und eigentlich sollten das alle so machen.

Aber leider hat man gerade bei Großverlagen diese Handhabe nicht. Namen sind auch Marktinginstrument, und Frauen schreiben einfach keine blutrünstigen Romane. Punkt. Und schon gar keine High Fantasy Epen!  ::) Ich frage mich ja immer, wieso nicht irgendein Verlag mal zum Marketingmittel "Schock" greift ("Frau schreibt blutiges Schlachtenepos"), aber irgendwas werden sich die Marketingabteilungen hoffentlich dabei denken...

Franziska

Hm, ja leider ist es so. Aber wurde Harry Potter weniger gekauft, nachdem bekannt wurde, dass J.K. eine Frau ist? Wohl nicht. Es ist irgendwie schade, dass sich da nichts ändert. Aber die Diskussion würde hier jetzt auch zu weit führen.

Christopher

Hm, gutes Beispiel. Gerade deswegen sollte man vielleicht ein "Genrekonformes" Pseudonym wählen und bei Erfolg dann der Welt die Wahrheit ins Gesicht klatschen  :pfanne:
Be brave, dont tryhard.

Leann

Mir fällt da als Beispiel Mo Hayder ein. Viele meiner Bekannten haben ungläubig bis schockiert reagiert, als sie erfahren haben, dass es sich um eine Autorin handelt. Offenbar ist es für einige schwer zu glauben, dass eine Frau derart schonungslos über Grausamkeit und Gewalt schreibt. Der Name ist allerdings geschlechtsneutral, und ich glaube nicht, dass sich Mo Hayder jemals als Mann ausgegeben hat. Wäre es so gewesen, hätte mich das als Leserin enttäuscht.
Ich finde es nicht gut, wenn Frauen ein männliches Pseudonym wählen, weil sie sich dadurch den gängigen Klischeevorstellungen der Leser anpassen, obwohl ich verstehen kann, wenn viele Autorinnen es aus Erfolgsgründen tun. Die Alternative, ein geschlechtsneutrales Pseudonym zu wählen, birgt einen gewissen Reiz, weil die spätere Aufdeckung einen Beitrag dazu leisten könnte, die vorgefasste Meinung der Leser ins Wanken zu bringen.

Lucien

#506
Ich bezweifle, dass ich soweit gehen würde, mich als Mann auszugeben. Vielleicht mal zum Ausprobieren bei einem Roman, über ein zweites Pseudonym, aber nicht dauerhaft. Ein geschlechtsneutrales könnte ich mir dagegen gut vorstellen.
Ich habe mal darüber nachgedacht, die keltische Version meines Namens zu wählen, dann hieße es eh nur: "Das Buch von Dingens."  ;D Diese Idee habe ich aber wieder verworfen.  ::)

Franziska

Ich frage mich auch, wie man das machte, wenn man Lesungen halten möchte, dann kommt es ja sowieso raus. Auch wenn man kein Foto veröffentlicht.

FeeamPC

Ich sehe das so:
bei den meisten Erfolgs-Büchern gibt es diese wirklich wirksamen Marketinginstrumente, die direkt bemerkbar sind:
-bekannter Verlag
-bekannter Autor
-(oft bezahlte) Auslage in Buchhandlung
-klasse Cover
-genrekonformer Titel (wahrweise auch ein besonders ausgefallener Titel)
-klasse Blurb

Alles andere im Marketing ist reine Geldsache (meistens): Je mehr ein Buch beworben wird, desto mehr wird es (meist) verkauft.

Kleinverlage und Self-Publisher sind da größtenteils außen vor. Punkte 1-3 gehen aus der Natur der Sache nicht, Punkt 4 wäre viel zu teuer (und ist auch bei Großverlagen nicht selbstverständlich), bleibt Punkt 5 als halber und Punkt 6 als einziger ganzer übergreifender Punkt. Was bleibt als Erfolgsmittel?

-genrekonformes gutes Cover
-genrekonformer Titel
-genrekonformer Autorenname
-klasse Blurb

Man beachte: Nicht die Qualität des Covers entscheidet über Verkäuflichkeit eines Buches, sondern die Genre-Konformität. Ein Pseudonym, das zum Genre passt und damit das Cover für den Leser auf Signalwirkung bringt,  kann da unter Umständen den Unterschied machen zwischen viel und wenig Verkäufen (oder zwischen wenig und gar keinen Verkäufen).

Will damit eigentlich nur sagen, dass ich auf jeden Fall für Pseudonyme bin. Unabhängig davon, ob sie objektiv  "nötig" sind (z.B. für Erotik-Schreiber) oder nicht. Lieschen Müller klingt nun mal auf einem Liebesroman sehr viel weniger gut als Amanda Glenraven  (Ich hoffe, die Autorin gibt es nicht wirklich  ;) )

Lucien

@ FeeamPC: Google sagt, die Autorin gibt es nicht ... zumindest nicht den Namen.  ;D

Ich würde auch auf jeden Fall unter Pseudonym veröffentlichen wollen, aus diversen Gründen, die nichts mit der Vermarktung zu tun haben. Aber, wie gesagt, ich würde nicht unbedingt als Mann auftreten wollen.

Zitat von: Franziska am 22. Juli 2014, 17:48:13
Ich frage mich auch, wie man das machte, wenn man Lesungen halten möchte, dann kommt es ja sowieso raus. Auch wenn man kein Foto veröffentlicht.
So ->  :versteck: Und Stimmverzerrer.  ;D