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Pseudonyme und Künstlernamen

Begonnen von Ary, 13. Februar 2007, 13:50:57

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Nycra

Zitat von: Sanne am 03. März 2011, 13:07:26
Es ist auch eine ganz persönliche Sache, ob einem der eigene Name gefällt oder nicht. Dazu stehe ich zum Beispiel. Ich habe schließlich den Mann geheiratet - der Name war nur das Beiwerk und muss mir nicht gefallen. 

Amen.

Was das Thema klangvolle Namen angeht, muss ich dazu doch nochmal kurz Stellung nehmen:

Mein Nachname ist fast so originell wie Meier, Müller, Irgendwas. Genau das ist der Grund, warum ich ihn für wenig klangvoll halte. Ich habe aber grundsätzlich kein Problem damit. Dazu kommt, wenn ich ihn google, bekomme ich etwa 300 Treffer  :(

Sicher könnte ich meinen Mädchennamen verwenden, aber da der eher selten ist und Teile meiner Romane tatsächlich in meiner Region spielen, habe ich die gleichen Skrupel wie Sanne. Denn meine Familie ist groß und der Ort aus dem wir kommen, ziemlich klein. Ergo dürften sich die Familienmitglieder auf Kommentare gefasst machen. Ich schäme mich übrigens nicht dafür, was ich schreibe. Wer damit nicht klarkommt, soll es nicht lesen. Aber ich kenne meine Mutter sehr gut. Da gibt es Dinge, die würden sie einfach umhauen...

Jedenfalls wollte ich deshalb auch ein Pseudonym wählen, dass zwar einen gewissen Bezug zu mir herstellt, es aber nicht allzu offensichtich macht.

Dass Verlage auch auf ein Pseudo bestehen (können), war mir beispielsweise gar nicht bewusst.

Steffi

Ich muss noch was hinzufügen: ich finde auch einfach, dass ich "freier" schreiben kann, wenn ich weiß, dass niemand das mit meinem Namen in Verbindung kriegen kann. Es würde mir schwer fallen über psychisch gestörte Vampire und schwule Feen und Dystopien zu schreiben, wenn ich wüsste: mein Papa kann das lesen. und meine Oma. Und meine Verwandten. Und meine Freunde. Und was die dann von mir denken...

Nee. Das brauch ich nicht. Und ja, ihr habt das richtig verstanden. Ich werde es meiner Familie eventuell verschweigen, wenn ich tatsächlich je richtig veröffentlicht werden sollte. Von der Vampiranthologie weiß bisher aus meiner Familie niemand etwas, und das soll auch so bleiben. Zumindest werde ich mein Pseudonym nur an ausgewählte Freunde weitergeben.
Sic parvis magna

Kati

Wenn ich mal was veröffentlichen darf, dann unter Pseudonym. Ich habe auch seit einiger Zeit ein ganz schickes, das mir sehr gefällt und mir auch was bedeutet. Ich möchte das erstens, weil ich meinen echten Namen zwar eigentlich mag, aber mir nicht vorstellen kann, dass er wirklich gut klingt. Er ist sehr hart. Viele r´s und t´s. Ich weiß nicht, ich mag ihn, aber ich mag ihn nicht als Namen, unter dem ich meine Geschichten an den Mann bringe (Das Pseudonym ist übrigens einfach die englische Übersetzung meines echten Namens.  ;)) Der zweite Grund ist, dass ich auch nicht möchte, dass wirklich jeder weiß, dass ich das war. Ich liebe meine Geschichten und Leuten, die mich mögen und mein Hobby respektieren, würde ich sofort erzählen, dass ich das bin. Aber ich habe schon sooo viele Leute kennengelernt, die Fantasy nach wie vor als stumpf und oberflächlich ansehen. Lehrer, die beim Wort "schreiben" erfreut sind und beim Wort "Fantasy" gucken, als wäre das ein Verbrechen. Ich möchte wegen eines Hobbys einfach keine Nachteile bei späteren Professoren/Arbeitgebern haben.

Steffi: Das ist bei mir genauso. Manchmal sagt mein Papa Dinge wie: "Sowas denken sich doch nur merkwürdige Leute aus", wenn im Fernsehen eine Werbung für Fantasy oder Horror kommt. Ich habe ihm auch schonmal gesagt, dass ich sowas gern lese/schaue/schreibe und das darf er auch wissen, aber er soll´s nicht lesen, weil ich weiß, dass er es nicht mögen wird.

Lomax

Ich für meinen Teil würde vermutlich ein Pseudonym nehmen, wenn ein Verlag mir das aus Gründen der "Markenabgrenzung" nahelegt - aber auch nur dann und nie aus eigenem Antrieb. Für geschäftliche Gründe bin ich ja immer sehr zugänglich, und ich weiß schon, dass meine Themen ein weites Spektrum überspannen und möglicherweise Leser sich da fehlgeleitet fühlen könnten, wenn ich irgendwann auch was anderes veröffentliche als reine Fantasy. Möglicherweise auch schon von den Kontrasten innerhalb meiner Genrewerke. Andererseits denke ich auch, dass ich subgenreübergreifend meine typischen Leitmotive, Themen und "Subtexte" haben, die sich durch alle Geschichten ziehen, so dass ich meinen Namen durchaus auch als Marke für eben diese Dinge machen möchte und die Leser mitnehmen, denen die Themen und Perspektiven wichtiger sind als das äußerliche Genre.
  Das verhindert man ja, wenn man seine eigenen "Märkte" durch ein Pseudonym abschottet, und darum bin ich in dieser Frage auch ein wenig zwiegespalten und lasse das wohl einfach mal auf mich zukommen, wie es sich ergibt ...

Völlig unzugänglich bin ich allerdings bei Einmischungen in meine Privatsphäre. Schon den bloßen Gedanken, mir Gedanken darüber machen zu müssen, was ein Arbeitgeber davon halten könnte, würde ich mir verbitten. Ich kenne die Probleme im öffentlichen Dienst, und genau solche Dinge sind es, weswegen ich den öffentlichen Dienst schon immer als absolute Zumutung und höchste Steigerung moderner Sklaverei empfunden habe. :no: Wenn ich da eine Stelle hätte, könnte ich vielleicht damit leben, solange keiner mich drauf anspricht und die theoretischen Hürden kein praktisches Problem sind - aber ich muss zugeben, meine Kompromissbereitschaft ist gleich null.
  In der Privatwirtschaft sind die Konfliktmöglichkeiten ein wenig geringer, aber meine Lust zu Kompromissen genauso wenig ausgeprägt. In der Praxis hat das bei meinen bisherigen Beschäftigungen allerdings selten eine Rolle gespielt - ich habe überhaupt die Erfahrung gemacht, dass man umso weniger Probleme hat, je aggressiver man seine Grenzen zieht. Da habe ich so oft erlebt, dass Leute dumm angemacht wurden für irgendwas, was sie schamhaft zu verstecken suchten und was dann doch auffiel, während andere, die imselben Umfeld ähnliches gemacht haben, aber mit einer "Ja klar, hast du ein Problem damit?"-Attitüde, eher die Kollegen und Chefs dazu gebracht haben, das Thema tunlichst zu vermeiden.
  Aber vermutlich hat es seinen Grund, dass ich sehr glücklich über meine freiberufliche Tätigkeit bin und meine Motivation zur Rückkehr in unfreie Arbeitsverhältnisse wenig ausgeprägt ist.

Mein Fazit wäre also: Pseudonym für den Buchverkauf ... oookay. Wenn's denn sein muss.
  Pseudonym in vorauseilendem Gehorsam, weil andere sich was denken könnten ... :no:
  Was Dinge angeht, die einem vielleicht peinlich sind - da habe ich oft erlebt, dass einem umso weniger peinlich ist, je älter man wird. Teenager neigen dazu, dass ihnen alles peinlich ist und sie sich wunders Gedanken machen, was andere denken könnten. Aber von da an lässt die Schmerzgrenze schrittweise nach. Das ist eigentlich bei den meisten Menschen zu beobachten, und darum muss man sich auch überlegen, wenn man heute ein Pseudonym beispielsweise für erotische Geschichten wählt, dann versteht man vielleicht in zwanzig Jahren selbst nicht mehr, warum man das eigentlich getan hat. ;) Aber das Pseudonym, wenn es erst mal etabliert ist, kann man auch nicht so leicht ablegen.
  Mir persönlich war immer vieles peinlich. Und meine Peinlichkeitsgrenze hat sich im Laufe der Jahre auch verschoben, aber ich habe immer noch das Gefühl, dass mir zu viel peinlich ist. Aber ich denke mir dann trotzdem, dass diese Peinlichkeit eher eine Schwäche ist, an der man arbeiten sollte, weil man halt nur gute Bücher schreiben kann, wenn man alles schreiben kann und die Grenzen der eigenen Person dabei überschreitet. Ich habe also immer versucht, lieber meine Schmerzgrenze zu senken, als der Schwäche nachzugeben und mich etwa deswegen hinter einem Pseudonym zu verstecken.

P.S.: Ja, meine Eltern haben meine Bücher auch irgendwann in der Buchhandlung entdeckt, und mein Vater war beleidigt, dass ich vorher nichts dazu gesagt habe. ;) Auch ein Freund von mir war letztens empört, weil er nur zufällig ein Buch von mir bei einem anderen Bekannten gesehen hat ... und an der Uni hat auch kaum jemand mitbekommen, dass ich mich für Fantasy interessiere. Ich denke halt, es gibt eine Möglichkeit, unter seinem Namen zu schreiben und dazu zu stehen, ohne damit hausieren zu gehen. Ich rede mit anderen Leuten nur über (mein) Schreiben, wenn es sich ergibt und wenn sie sich auch thematisch dafür interessieren.
  Aber so weit, mich selbst aktiv zu verstecken, möchte ich dann doch nicht gehen.
  Wenn ich mitunter aktiv mit einem Pseudonym liebäugele, dann wirklich nur unter dem Gesichtspunkt, dass mein Name so arg auffällig nicht ist und es durchaus auch Vorteile hätte, wenn der Leser schon am Namen sehen könnte, ob ein Buch von demselben Autor kommt.  :hmmm:

Luna

#199
@ Steffi
Genau das ist auch noch mit ein Grund für mich, ein Pseudonym zu bevorzugen. Du hast mir aus der Seele gesprochen. Ich mache mir, bei meinen gestörten Gestalten, einfach Gedanken, was andere von mir denken.
Alle, die sich für das Schreiben interessieren und das Hobby Schreiben betreiben, dürfen gerne davon wissen, da weiß ich, ich werde verstanden, nicht schief angeguckt, aber bei den anderen? Sehr gute Freunde von mir, die sich nicht fürs Schreiben interessieren, wissen natürlich davon, nicht aber meine Eltern, meine Stallkollegen, Bekannte etc.
Und zum Namen: Meine Name ist ein Allerweltsname, gegen den ich nichts habe, ich mag es nur gerne etwas spektakulärer und exotischer.

Rune

Pseudo: ja.

Es gibt einem eine ganze Menge Freiheit, Dinge zu tun. Erotik zu schreiben, ohne gefragt zu werden, ob man das alles selbst probiert hat, zb. oder blutrünstige Horrorgeschichten. Und niemand muss es mit dem Namen in Verbindung bringen, der irgendwann einmal auf DEM Roman stehen wird :)
Und es nimmt einfach eine Menge Druck. Jeder in meinem Umfeld weiß, das ich schreibe, aber nur wenige, was ich schreibe. Und wenn ich mir doofe Kommentare sparen möchte, dann werden die Texte eben unter dem Pseudo fortgegeben. Wenn ich irgendwann reich und berühmt bin, kann ich immer noch wie Hohlbein meine Jugendsünden beichten ;)

JulyRose

Markenabgrenzung, okay.
Aber ein Pseudonym zulegen, damit bestimmte Leute nicht wissen, wer dahinter steckt oder weil man Kommentare fürchtet - nö. Das ist Schwachsinn. Diesem vorauseilenden Gehorsam sollte man vielleicht noch entgegenstellen, was passiert, wenn es dann doch jemand rausfindet.

Das hat so etwas ... tja, wie sag ich's diplomatisch ...
Man kann sich auch zu viele Sorgen machen.
Letztlich interessiert's kaum jemanden, ob man im großen Publikumsverlag veröffentlicht. Das ist wie mit dem Sack Reis, nur nicht so sprichwörtlich.

LG, Jules

Steffi

#202
Ich möchte einfach nicht, dass meine ehemaligen Schulkollegen oder meine Verwandten genau wissen, was in meinem Kopf vorgeht.  ::) *schulternzuck* Vorsicht ist besser als Nachsicht.  Und mir ist piepegal, ob da nun "mein" Name drauf steht oder nicht, ich weiß ja, dass ich es geschrieben habe.  ::)
Sic parvis magna

Felsenkatze

Ich hab das mal mit dem alten Pseudonymthread zusammengeführt.

Ary

Danke, Felsi!
ich trau mich das ja immer nicht...

/OT off
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

Drachenfeder

Zitat von: Felsenkatze am 03. März 2011, 14:26:07
Ich hab das mal mit dem alten Pseudonymthread zusammengeführt.

Da hatte ich es dcoh richtig in Erinnerung.


Also es ist doch auch hier so: Es gibt kein Richtig und kein Falsch. Und die, die ein Pseud benutz schämen sich gewiss auch nicht für ihr Tun. Jeder hat einen anderen Grund.

Ich mochte meinen Namen nie, aber durch meine Heirat hat sich das ja geändert. Aber mein Pseud behalte ich trotzdem. Warum? Weil ich es liebe. Ich mag es einfach und generell stehe ich total aus Künsternamen. Das hat was geheimnisvolles.

Dazu kommt auch bei mir die Arbeit im Öffentlichen Dienst. Luna hatte es ja bereits erwähnt.
Meine Arbeit geht dabei auch sehr in die Politik hinein. Wenn ich das dann mit der Fantasy mixe, hmm. Nein.

Mit oder ohne wirklichen Grund: Ich mag mein Pseudonym und werde es, soweit es geht auch beibehalten.



moonjunkie

Da haben mir wieder einige hier aus der Seele gesprochen. Mir sind meine Geschichten auch nicht peinlich, aber trotzdem muss nicht jeder wissen, dass ich sie geschrieben habe. Leute, die mir wichtig sind, wissen sowieso, dass ich schreibe und einige auch genau, was.

Und genau wie Drachenfeder es schon treffend formuliert hat: ich stehe auch auf Künstlernamen.

Runaway

Lomax, du bringst es wie so oft auf den Punkt!  :jau:

Lomax

Zitat von: Runaway am 03. März 2011, 16:59:40Lomax, du bringst es wie so oft auf den Punkt!
Nun ja, ein Punkt hätte die Ausdehnung Null. An dieser Eigenschaft meiner Punkte arbeite ich noch. :innocent:

Alia

Ich habe mir bislang eigentlich nie einen Kopf darum gemacht, ob ich meinen Namen auf einem Buch möchte, oder ob ich mich "verstecken" soll. Ich würde wohl ein Pseudonym wählen, wenn meinen Name schon irgendein anderer Autor verwendet, um etwas eigenes zu haben. Ansonsten ist es mir egal, was andere denken. Wie schon geschrieben: Mit 14-15 Jahren hätte das anders ausgesehen. Aber jetzt: Was kümmert denn, was andere denken?! Es gibt immer irgendwen, dem etwas nicht passt, jemanden der das selbe toll findet und wieder andere, die es absolut uninteressant finden und deshalb gar keine Meinung dazu haben.