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Ich will Schriftsteller sein! Jetzt!

Begonnen von Alaun, 24. Juni 2010, 16:11:07

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HauntingWitch

#255
Zitat von: Alana am 10. März 2016, 11:51:39
@Witch: Natürlich hast du diese Wahl, das habe ich ja auch nie anders behauptet. Ich hatte dich aber so verstanden, dass du dich entscheiden möchtest, dich fürs Schreiben nicht mehr zu interessieren, um den Frust, der damit einhergeht, loszuwerden. Ich glaube, diese Wahl hat man nicht, nicht, wenn man es so im Blut hat wie wir. Und alles, was ich gesagt habe, bezog sich darauf. :)

Hihi, ich hatte ja mehrmals geschrieben, ich glaube, an einigen Stellen falsch verstanden worden zu sein. Alles gut. :knuddel: Nein, ich glaube auch, dass man das Interesse am Schreiben selbst nicht einfach mal ablegen kann wie ein Kleidungsstück.

Genau das:

Zitat von: Denamio am 10. März 2016, 12:07:34
Da geht man los und sucht nach Agenturen und Verlagen, dabei stolpert man leider über diesen furchtbar unsäglichen Post in Google. Es ist der Beitrag eines bekannten Manuskriptprüfers, der sich süffisant brüstet in 5 Minuten ein Manuskript zu zersägen.
Schon erhält die ohnehin angeschlagene Motivation einen Tritt in die Magengrube. Oder man liest Beiträge wo jemand von einem Verlag erklärt warum amerikanische Bücher so ultimativ viel besser sind als deutscher "Nachwuchs-Dreck". Aber man probiert es trotzdem, sucht weiter, sieht Erfahrungsberichte voll Frustration und Verbitterung. Man klappert trotzdem Agenturen ab und erhält nicht einmal eine Antwort. Garnichts. Wehe man fragt nach drei Monaten mal an, da wirds dann schon einmal pampig oder man steht erst recht auf der Ignoreliste.

Dieser ganze Kampf, diese Boxerei, diese ständigen Schläge ins Gesicht und in die Magengrube. Deshalb habe ich jetzt mit Selfpublishing angefangen. Vielleicht verkaufe ich dann nur noch 5 Exemplare statt 50 und schon wieder erscheint mir das wie eine Horrorvorstellung und die Gedanken fangen schon wieder an... Aber ich habe jetzt beschlossen, dass das keine Rolle spielen darf (zumindest nicht so eine grosse) und es einfach als teures Hobby zu betrachten. Dann kann ich mir jetzt nämlich sagen, lass diesen Gedanken sein, noch falle ich weich, wenn ich aus diesem Ring hüpfe. Es ist egal, ob es 2 oder 10 Leute lesen, es macht mein Leben immer noch besser, auch jetzt mit der Arbeit im Verein. :)

BiancaS

#256
@Christian  :knuddel:
Ich kann dich mal wieder super gut verstehen. Es erstaunt mich doch, wie ähnlich wir uns bei manchen Dingen sind. Als ich vor zwei Jahren wieder in den Tintenzirkel gekommen bin, habe ich mir dieselbe Grenze gesetzt wie du: Zwei Jahre, wenn es bis dahin nicht klappt, höre ich mit dem Schreiben auf. Ich habe mir klar definierte Ziele gesetzt und diese auf diese zwei Jahre umgelegt. Ich habe die Zeit aus anderen Gründen gewählt als du, aber das ist in dem Sinne ja egal.
In diesen zwei Jahren habe ich in einer Intensität geschrieben, gelernt und mich weiterentwickelt, von der ich glaube, dass sie andere Leute auch in zehn Jahren nicht erreichen und von dem, was ich von dir weiß, hast du eine mindestens genauso hohe Intensität gehabt wie ich, wenn nicht sogar noch eine höhere. Lass dir das auf keinen Fall nehmen.
Ich kann die Radikalität hinter deinen Entscheidungen absolut nachvollziehen, weil ich genauso bin. Die letzten Monate waren bei mir auch durch Zweifel und Überlegungen geprägt, was ich mache, wenn die zwei Jahre abgelaufen sind. Gebe ich mir doch noch ein Jahr? Lasse ich es wirklich sein? Im Endeffekt bin ich mittlerweile bei mir zu dem Schluss gekommen, dass ich ohne Schreiben nicht kann, trotzdem wäre das Schreiben nach Ablauf der zwei Jahre dann extrem in den Hintergrund gerückt (diese Entscheidung hätte ich dann getroffen). Bei mir ist es nun aber ein wenig anders gelaufen, es nimmt Fahrt auf, es geht voran, ich komme dem näher, wo ich hin will, deswegen stell sich die Frage mit dem Ablauf "meiner" zwei Jahre gar nicht mehr.
Du bist in dieser Sache derjenige, der es entscheiden muss. Wenn du meinst, dass es besser für dich ist, an deiner Entscheidung festzuhalten, tu das! Du hast jetzt zwei Jahre extrem an dir und deiner Schreiberei gearbeitet, also bist du auch derjenige, der mit am Besten entscheiden kann, ob es für dich einen Sinn macht, weiterzumachen, weil es egal ist, was andere von dir und deiner Schreiberei halten, wenn du selbst nicht mehr überzeugt bist (einfach, weil du dann auch anfängst, dich selbst zu blockieren etc.). Dann fängst du wirklich an dich zu quälen und ich denke, dass willst du eben auch nicht.

HauntingWitch

Zitat von: Blackhat am 10. März 2016, 12:57:28
Wenn man die Absicht hat, professionell zu schreiben, sollte man in meinen Augen drei Dinge tun:
a) sich ein dickes Fell zulegen
b) niemals aufgeben
c) an sich glauben

Entschuldigung, das hatte ich vorhin vergessen, aber das kann ich nicht so stehen lassen. Das ist genau der PR-Text, den man in allen Medien, Positivity-Büchern und von sämtlichen grösseren "Popstars" (egal ob Musiker, Autoren, Schauspieler oder whatever) zu lesen und zu hören bekommt. Die Punkte b) und c) haben jedoch einen kleinen Schönheitsfehler. Sie suggerieren einem, dass man es in jedem Fall schafft, wenn man das tut. Es hat zumindest in mir genau diese "wenn du X willst, dann musst du Y"-Gedanken verstärkt und vergrössert und sich in ein Monster verwandelt, genau dieses, das ich jetzt zurücklassen möchte. Ich war so lange überzeugt von diesen beiden Dingen und das sie eine Art Patentlösung sind, dass ich schon davon verrückt wurde, auch nur eine Sekunde zu denken, ich verlöre den Glauben noch. Das ging zuletzt soweit, dass ich mir bestimmte Musik nicht mehr angehört habe, weil ich glaubte, sie hätte einen negativen Einfluss auf meine Psyche. So viel dazu.

Ausserdem habe ich Bücher von Leuten gelesen, die es Jahre lang versucht haben, alles dafür aufgegeben haben und fast auf der Strasse gelandet sind deswegen. Leute, die vieles richtig gemacht haben und einfach Pech hatten. Und dann gibt es noch jene, die alt und frustriert werden, weil sie niemals aufgegeben haben, aber auch ihre Träume niemals erfüllen konnten. Was sagen die auf dem Sterbebett, frage ich mich? "Ach, wenn doch nur" und "ich hätte mir doch gewünscht"? Ich will auf meinem Sterbebett sagen können: "Ich habe gelebt und ich habe gut gelebt." Und das bedeutet für mich auch, nicht ewig einem Traum nachzujagen, der endlos weit entfernt scheint und einen nur von den Dingen um einen herum ablenkt. Im Hier und Jetzt. Und dann gibt es noch jene, die einfach nicht diese Kraft haben, durch die dunkelsten Zeiten an einem Glauben festzuhalten, denn letztendlich ist der Glaube nur ein Abstraktum, das schnell von der Realität eingeholt werden kann.

Das alles ist schön und gut, aber es ist keine Garantie und kein Patentrezept und es sollte sich nicht wie Zwang anfühlen. Man muss nicht ein Spielball sein, aber man kann auch nicht alles beeinflussen, leider. Das, was @Alana dazu weiter oben gesagt hat (sorry, das habe ich gestern irgendwie nicht so klar gesehen).

Alana

#258
Über diese Dinge mache ich mir auch in letzter Zeit Gedanken. Unsere Zeit und unsere Gesellschaft propagiert, dass man alles schaffen kann, wenn man es nur will und hart arbeitet. Das ist eigentlich ein wertvoller Gedanke. Nur leider stimmt es einfach nicht. Selbst wenn ich wollte, könnte ich durch Gewichtsverlust keine grazile Elfe werden. Ist mir einfach nicht gegeben. Und das ist auch okay. Nur liegt gerade da das Problem. Die Vorstellung, dass es sich bei unserer Gesellschaft um eine echte Meritokratie handelt, ist zum einen falsch (wenn auch wünschenswert) und übt zum anderen enormen Druck aus. Denn wer seinen Traum nicht verwirklicht, ist in den Augen der Gesellschaft dann halt selbst schuld, zu faul oder will es nicht genug. Ich habe immer mehr den Eindruck, dass diese Weiterführung der Chancengleichheit und des Gedankens, dass jeder sein Schicksal selbst in der Hand hat, den eigentlichen Zweck ad absurdum führt und viele Leute unglücklich macht. Wir haben unser Leben eben nicht so in der Hand, wie wir es gerne hätten. Dass das okay ist, musste ich auch mühsam lernen und lerne noch. Das heißt nicht, dass ich aufgebe. Nein. Ich kämpfe weiter, aber eben da, wo ich für mich einen Sinn sehe und nicht jemand anders.
Alhambrana

Trippelschritt

#259
Gut gesagt, Witch. Und richtig! Es gibt keine Garantie, dass man es schafft. Zumindest nicht auf dem geraden Weg.
ABER
Wer aufgibt hat immer verloren. Das gilt nicht nur für Träume. Manchmal lassen sich Träume nicht erfüllen. Und deshalb sollte man zu zusätzlich zu seinem Traum auch einen Plan B haben und seinem Traum nicht alls opfern. Opferbereitschaft ist kein Schritt auf dem Weg zur Traumerfüllung. Eher hilft gesunder Menschenverstand. Aber wer aufgibt hat in jedem Fall verloren und deshalb ist das keine Option.

Bleibt noch die Sache mit den Selbstzweifeln. Erst einmal zum Trost: Selbstzweifel haben auch viele Leute, die im Grunde genommen erfolgreich sind. Man muss auch nicht an sich glauben. Ma darf Zweifel haben. Aber nicht wegen der Zweifel aufgeben. Siehe voriger Punkt. Auch wenn man momentan nicht landen kann, dann kann man immer noch zwei Dinge tun: Einmal besser schreiben, denn das hört nie auf. Besser geht immer. Und besser erhöht die Erfolgschancen. Und das andere ist über Wege nachzudenken, wie man es trotzdem schaffen kann. Und da gibt es mehr, als man sich vorstellen kann. Wer schreiben will, kann mühelos das Genrewechseln und von der Belletristik auf die Sachbuchschiene wechseln oder vom Thriller zum Märchen oder was weiß ich. Manchmal geht es auch über Kontakte und Empfehlungen. Was ich sagen will ist: Seit findig und macht! Wenn es der Traum ist, den großen Liebesroman mit Sozialkritik zu schreiben und nur den und nichts anderes, dann ist der Pfad höllisch eng und man braucht sehr viel Glück.

Aber immer gilt: Nicht aufgeben.

Trippelschritt

Edit: Mit Alana überschnitten

Fianna

#260
Zitat von: Witch am 10. März 2016, 13:52:34Ich will auf meinem Sterbebett sagen können: "Ich habe gelebt und ich habe gut gelebt." Und das bedeutet für mich auch, nicht ewig einem Traum nachzujagen, der endlos weit entfernt scheint und einen nur von den Dingen um einen herum ablenkt. Im Hier und Jetzt.
Aber es ist doch keine entweder-oder-Entscheidung. Entweder Schreiben oder Leben.

Ich kenne das Problem mit dem Erfolgsdruck so ein bisschen, weil ich bis vor einem Jahr sehr stark beanspruchte Arbeitstage hatte, so 14 Stunden oder im schlimmsten Fall mehr. Nachdem ich jetzt vom Zeitaufwand normale Arbeitszeiten hatte, habe ich mir viel vorgenommen, wollte ich unbedingt meine langen Projekte verwirklichen, x Wörter pro Tag schreiben, mind. 1 Projekt in Endfassung fertigstellen...
... und stehe mit einer fast absoluten Schreibblockade da, so dass ich nicht mal im Mini-T-12 mein Pensum bisher geschrieben habe.

Und ich hatte mir eben auch gedacht "Jetzt konzentrierst Du Dich in dem Jahr, wo Du umgezogen bist und alle, die Du da kennst, im Ausland sind, mal nur aufs Schreiben."
Satz mit X, war wohl nix.


Sich nur aufs Schreiben konzentrieren und außer Brotjob und Schlafen kaum was anderes mehr machen, das ist ungesund. Und das braucht es auch nicht, um Projekte zu vervollständigen oder diese erfolgreich zu veröffentlichen.

Ich lese gerne in der Arena bei den Vielschreibern mit, weil ich hoffe, dass mich mehr motiviert, wenn ich sehe, wieviel andere Leute schaffen (Erfolgsquote: bisher nicht so groß).
Aber praktisch alle machen scheinbar eine große oder mehrere kleine Sachen noch nebendran, Ehrenamt, andere Hobbies... Ich denke mal, das ist ganz gesund, sich nicht ausschließlich aufs Schreiben zu konzentrieren, insbesondere, wenn man noch 100 % anderswo arbeitet. Man kann ja auch so viel schaffen (sowohl was Wortzahlen kloppen als auch was Veröffentlichen angeht), man muss nur die produktivste Arbeitsweise für sich selbst gefunden haben.

[EDIT: Und eben die richtigen Genre / Projekte schreiben, die gerade gefragt werden. Das "Man kann es auch so schaffen" war rein auf den nötigen Zeitaufwand bezogen, die entsprechenden Gegebenheiten mit Markt und Nachfrage hatte ich da mal vorausgesetzt. ]

Nur Arbeiten, Schlafen, Schreiben und auf Veröffentlichungen hibbeln, das macht einen kaputt.

Alana

#261
ZitatNur Arbeiten, Schlafen, Schreiben und auf Veröffentlichungen hibbeln, das macht einen kaputt.

Kann ich bestätigen. Habe ich letztes Jahr versucht und war nach anfänglichem Hochgefühl so unglücklich wie schon lange nicht mehr. Jetzt betrachte ich das Schreiben als Lebensinhalt, Lieblingsbeschäftigung und Arbeit, aber nicht auch noch als Hobby so wie letztes Jahr. Ich musste mich zwingen, mir einen Ausgleich zu suchen und nicht rund um die Uhr an meine Bücher zu denken, aber jetzt geht es mir besser. Vor allem, nachdem ich beschlossen habe, Erfolg nicht mehr so sehr in den Äußerlichkeiten zu sehen, sondern in der Zufriedenheit mit meiner Arbeit. :)
Alhambrana

Slenderella

Zitat von: Denamio am 10. März 2016, 12:07:34
Zitat von: Slenderella am 10. März 2016, 10:47:23
Ich bin sogar fast geneigt zu sagen, dass viele Autoren scheitern, weil sie das Schreiben so als Kreativberuf begreifen, dass der Rest - der dazu ebenfalls notwendig ist (jedenfalls wenn man veröffentlichen will), total vernachlässigt wird, denn man ist ja nur der kreative Kopf. Den Rest kann wer anders machen. Aber es wird kein anderer machen.

Ich muß gestehen, dass ist der schwierigste Teil für mich. Da entsteht ein Buch, meine Betaleser sagen mir es ist toll und sie tauchen auch Monate später noch auf und wollen mehr. Selber finde ich es auch nicht so schlecht, aber dann kommt die große Veröffentlichungsarbeit.
Da geht man los und sucht nach Agenturen und Verlagen, dabei stolpert man leider über diesen furchtbar unsäglichen Post in Google. Es ist der Beitrag eines bekannten Manuskriptprüfers, der sich süffisant brüstet in 5 Minuten ein Manuskript zu zersägen.
Schon erhält die ohnehin angeschlagene Motivation einen Tritt in die Magengrube. Oder man liest Beiträge wo jemand von einem Verlag erklärt warum amerikanische Bücher so ultimativ viel besser sind als deutscher "Nachwuchs-Dreck". Aber man probiert es trotzdem, sucht weiter, sieht Erfahrungsberichte voll Frustration und Verbitterung. Man klappert trotzdem Agenturen ab und erhält nicht einmal eine Antwort. Garnichts. Wehe man fragt nach drei Monaten mal an, da wirds dann schon einmal pampig oder man steht erst recht auf der Ignoreliste.

Schreiben ist nicht das eigentlich Schwierige daran sondern das Werk an den Markt bringen, DAS ist die eigentliche Herausforderung und an jeder Stelle stehen metaphorische Motivationsvampire, die einem den Willen aussagen weiter zu machen. Durch den dunklen Wald durch zu streifen, dass erscheint mir manchmal als eine Odyssey.


Warum liest du denn so einen Quatsch auch? Das lese ich gar nicht :D
Ich suche keine Erfahrungsberichte mehr. Wenn ich mich mit einem Verlag konfrontiert sehe, google ich ihn kurz und gut. Ich schaue mir Agenturen an, ob mein Buch zu ihren Präferenzen zählt und das wars. Es irgendwo einsortieren, oder gar von einem unabhängigen Menschen gegen Geld bewerten lassen, das tue ich nicht. Halte ich nichts von, habe ich nie gemacht und gebraucht. Ich kann mir anhand der Absagen oder Zusagen ja schnell zusammenreimen, wo das Problem mit meinem Manuskript ist - selbst eine "Ein-Satz" Begründung gibt einem manchmal viel.
Oder auch nix - weil Manuskripte NIE objektiv bewertet werden und niemand 100% voraussagen kann, was daraus wird und wen es interessiert.

Zuletzt hat mir eine Agentur gesagt - ne, also das können sie nicht machen, das ist ja viel zu speziell. Das bekämen sie nicht an einen großen Publikumsverlag. Der große Publikumsverlag ist aber gerade dran, genau das zu machen (war so ne Parallelsache).
Wer hat da nun also recht? Niemand wahrscheinlich.
Ich brauch noch eine Katze
Und ein Beil wär nicht verkehrt
Denn ich gehe heute abend
Auf ein Splatter-Pop-Konzert

Tintenteufel

#263
Ich verstehe die Diskussion jetzt nicht so ganz. Bin ich da der einzige? ???
Ich hab jetzt eine Weile gebraucht für diesen Beitrag und will damit niemandem auf die Füße steigen.

Den Teil mit den Patentlösungen möchte ich aber doch mal angehen.
Nicht jeder ist für das Schreiben als Beruf gemacht - völlig okay. Ich weiß auch nicht, ob ich das will. Oder wollen würde, wenn ich meine 1.000.000 Wörter runtergerissen habe (966.000 to go) und nicht mehr als drei Likes und ein "Ganz nett" von einer Freundin bekommen habe. Das steht alles in den Sternen. Ich kann es mir auch kaum vorstellen, was es heißt sechs oder acht Stunden täglich vor Texten zu sitzen und zu korrigieren, an einzelnen Sätzen herum zu korrigieren. Ich bin mit meiner einen Stunde und konsequent für Korrekturen aufgewandte Samstage schon recht ausgelastet.
Und nein, Hartnäckigkeit, Selbstvertrauen und Zähigkeit werden einen nicht bis ans Ziel bringen. Aber sie sind allemal notwendig. Den erfolgreichen Schriftsteller möchte ich sehen, der nach einem gefloppten oder zähen Roman hingeschmissen hat. Ich hasse diese Beispiele mit J.K.Rowling, aber: Sieben Jahre. Siebe Jahre arbeiten und schwitzen an einem einzigen Buch. Kein Geld, kein Erfolg, eine gescheiterte Ehe, eine tote Mutter und zwölf Absagen später eine Veröffentlichung. Es hat weitere zweieinhalb Jahre gedauert, bis sich der Rest der Welt dafür interessiert hat.
Einige der berühmtesten, reichsten und objektiv erfolgreichsten Menschen auf diesem Planeten sind dumm wie drei Meter Feldweg bei Kassel, im Marketing absolut unfähig und bekommen von allen Seiten mehr Kritik ab, als sie wahrscheinlich verdienen. Kanye West, seine Frau, praktisch jeder amerikanische Popstar, von dem ich mehr als den Namen kenne. Die haben alle eines gemeinsam: Ein Ego groß wie Texas und die Unfähigkeit aufzugeben.
Wie glücklich die sind ist eine andere Frage. Da kommt dann auch, natürlich, das ganz persönliche Empfinden mit dazu, worin man sein Glück so findet.

Die einzige Sünde der Motivationsmenschen ist es, notwendige und hinreichende Bedingungen miteinander zu verwechseln.
Es gehört auch eine gehörige Portion Glück dazu, natürlich. Aber wer nicht am Ball bleibt und die Selbstzweifel ab und an verjagt, bei dem steht das Glück irgendwann vor einer verwaisten Wohnung. Und Glück wird bei Umzug nicht nachgeschickt.

HauntingWitch

@Tintenteufel: Das ist genau das, was ich meine. Dieses "Aber die Rowling hat auch so und so lange gebraucht" oder "King wurde auch 40 Mal abgelehnt" (hypothetische Zahl) kann eben auch dazu führen, dass man sich verkrampft, dass man das Gefühl bekommt, nicht loslassen zu dürfen. Dann wird der Glaube an sich selbst zu einem Zwang, an den bald eintretenden Erfolg glauben zu müssen und das kann einen kaputt machen.
Und weil das Beispiel so schön ist, Kanye Wests Frau, worauf basiert denn ihre Berühmtheit? Mittlerweile doch eher nur noch auf einschlägigen Fotos von sich selbst als auf etwas anderem. Anfangs war sie mal noch Schauspielerin, ist da aber wohl mangels Talent durchgefallen. Möchte man so eine traurige Gestalt werden? Vielleicht ist sie glücklich, dann ist das schön für sie. Aber möchtest du so etwas für dich? Wahrscheinlich möchten wir alle dasselbe wie Rowling oder King (ja, natürlich!), aber was, wenn genau diese Ambition (oder eine in diese Richtung) einen auffrisst? Dann sage ich mir lieber: Wisst ihr was, f*** it, ich schreibe, ich veröffentliche, den Rest überlasse ich dem Zufall (oder meinen Launen, vielleicht mache ich ein bisschen Marketing, wenn ich gut drauf bin und Lust dazu habe). Dann geht es mir aber bestimmt tausend Mal besser, als wenn ich dauernd das Gefühl habe, zu müssen, weil es ja erforderlich ist, wenn man erfolgreich sein will...

@Trippelschritt: Noch vor einer Woche hätte ich dir vorbehaltlos zugestimmt. ;) Aber um zu dem Bild mit dem Boxring zurückzukommen, wir haben da einen aussichtslosen Kampf, der beide Beteiligten immer nur noch mehr schwächt. Was verliere ich, wenn ich mich in das Gras nebenan fallen lasse? Ich kann mir die Wolken angucken, durchatmen und meine Wunden verheilen lassen. Und wenn ich mich dann wieder fit fühle, kann ich aufstehen und in jede Richtung gehen und mir alles andere ansehen. Was ich natürlich nicht kann, wenn ich in diesem Ring gefangen bin. Also im Moment gefällt mir diese Vorstellung ehrlich gesagt besser.  :)

Tintenteufel

#265
Zitat von: Witch am 10. März 2016, 15:54:36
@Tintenteufel: Das ist genau das, was ich meine. Dieses "Aber die Rowling hat auch so und so lange gebraucht" oder "King wurde auch 40 Mal abgelehnt" (hypothetische Zahl) kann eben auch dazu führen, dass man sich verkrampft, dass man das Gefühl bekommt, nicht loslassen zu dürfen. Dann wird der Glaube an sich selbst zu einem Zwang, an den bald eintretenden Erfolg glauben zu müssen und das kann einen kaputt machen.
Und weil das Beispiel so schön ist, Kanye Wests Frau, worauf basiert denn ihre Berühmtheit? Mittlerweile doch eher nur noch auf einschlägigen Fotos von sich selbst als auf etwas anderem. Anfangs war sie mal noch Schauspielerin, ist da aber wohl mangels Talent durchgefallen. Möchte man so eine traurige Gestalt werden? Vielleicht ist sie glücklich, dann ist das schön für sie. Aber möchtest du so etwas für dich? Wahrscheinlich möchten wir alle dasselbe wie Rowling oder King (ja, natürlich!), aber was, wenn genau diese Ambition (oder eine in diese Richtung) einen auffrisst? Dann sage ich mir lieber: Wisst ihr was, f*** it, ich schreibe, ich veröffentliche, den Rest überlasse ich dem Zufall (oder meinen Launen, vielleicht mache ich ein bisschen Marketing, wenn ich gut drauf bin und Lust dazu habe). Dann geht es mir aber bestimmt tausend Mal besser, als wenn ich dauernd das Gefühl habe, zu müssen, weil es ja erforderlich ist, wenn man erfolgreich sein will...

Ehm ja, und das ist Hartnäckigkeit?
Edit: Sich eben ein Fell zulegen und einfach trotzdem machen. Es gibt doch einen massiven Unterschied zwischen dem Zwang jetzt nächste Woche sofort einen Bestseller hinzulegen und dem Selbstvertrauen, dass man innerhalb von 10 Jahren mal zu Erfolg kommen wird.

Und wie traurig Kim Kardashian ist, weiß ich nicht. Darum ging es ja aber auch nicht. :) Auch nicht um das mangelnde Talent oder moralische Bedenken.  Das unterstützt meinen Punkt doch nur: Die Frau kann nix, gibt aber nicht auf.
Da wo sie ist, ist sie wegen zähem Willen und Durchhaltevermögen - bei knapp 90 Millionen US-Dollar Net Worth, 41 Millionen Followern auf Twittern und mehr Einfluß, Geld und Bekanntheit, als wahrscheinlich das ganze Forum zusammen gerechnet. Für mich ist das Erfolg in der Branche als Celebrity. :)

Blackhat

ZitatEntschuldigung, das hatte ich vorhin vergessen, aber das kann ich nicht so stehen lassen. Das ist genau der PR-Text, den man in allen Medien, Positivity-Büchern und von sämtlichen grösseren "Popstars" (egal ob Musiker, Autoren, Schauspieler oder whatever) zu lesen und zu hören bekommt. Die Punkte b) und c) haben jedoch einen kleinen Schönheitsfehler. Sie suggerieren einem, dass man es in jedem Fall schafft, wenn man das tut.

@Witch:
Nö, steht da in meinem Post nicht drin und habe ich auch nicht so gemeint. Ich sage nicht, dass man, wenn man diese drei Punkte beherzigt auf jeden Fall Erfolg hat. Das ist in der Tat Blödsinn. Wenn man allerdings den Beruf Autor anstrebt oder sich den Mühlen des Literaturbetriebs aussetzen will, sollte man einiges von den drei Punkten mitbringen. Erfolg garantiert das noch lange nicht. Aber ohne geht es halt auch nicht. Ob man letztendlich Erfolg hat, hängt von sehr vielen Faktoren ab und wie weit man seine Schreiberei treibt und was für Träume man verfolgt muss jeder mit sich selbst ausmachen. 

HauntingWitch

Zitat von: Blackhat am 10. März 2016, 16:13:33
Nö, steht da in meinem Post nicht drin und habe ich auch nicht so gemeint. Ich sage nicht, dass man, wenn man diese drei Punkte beherzigt auf jeden Fall Erfolg hat. 

Das sollte keine Unterstellung sein, sondern eher eine allgemeine Relativierung. Sorry, wenn das falsch rübergekommen ist. Es wird halt oft so dargestellt und da bin ich mittlerweile recht empfindlich.

LinaFranken

Zitat von: Alana am 10. März 2016, 14:04:12
Über diese Dinge mache ich mir auch in letzter Zeit Gedanken. Unsere Zeit und unsere Gesellschaft propagiert, dass man alles schaffen kann, wenn man es nur will und hart arbeitet. Das ist eigentlich ein wertvoller Gedanke. Nur leider stimmt es einfach nicht. Selbst wenn ich wollte, könnte ich durch Gewichtsverlust keine grazile Elfe werden. Ist mir einfach nicht gegeben. Und das ist auch okay. Nur liegt gerade da das Problem. Die Vorstellung, dass es sich bei unserer Gesellschaft um eine echte Meritokratie handelt, ist zum einen falsch (wenn auch wünschenswert) und übt zum anderen enormen Druck aus. Denn wer seinen Traum nicht verwirklicht, ist in den Augen der Gesellschaft dann halt selbst schuld, zu faul oder will es nicht genug. Ich habe immer mehr den Eindruck, dass diese Weiterführung der Chancengleichheit und des Gedankens, dass jeder sein Schicksal selbst in der Hand hat, den eigentlichen Zweck ad absurdum führt und viele Leute unglücklich macht. Wir haben unser Leben eben nicht so in der Hand, wie wir es gerne hätten. Dass das okay ist, musste ich auch mühsam lernen und lerne noch. Das heißt nicht, dass ich aufgebe. Nein. Ich kämpfe weiter, aber eben da, wo ich für mich einen Sinn sehe und nicht jemand anders.

Ich fibde, das ist sehr schön zusammengefasst.
Ich stand vor zwei Jahren wieder vor der Frage was ich mit meinem Leben machen möchte und die Optionen waren zahlreich und auch wieder nicht. Mit etwas Anstrengung könnte ich vielleicht im Brotjob aufsteigen, mit Glück vielleicht Autor werden, mit sonst was, könnte ich sonst was  sein...  Aber was will eigentlich ich? Ich will einfach nur schreiben. Ich bin glücklich, wenn ich schreibe. Ich möchte glücklich sein. Ich habe "aufgegeben".  Aber nur in den Augen von Außenstehenden. Mein Brotjob ist sinnlos, aber er lässt mir Zeit zum Schreiben und sorgt für bisschen Lebensunterhalt. Auf dem Papier bin ich ein Niemand, ein völliger Versager. Aber was interessiert mich dieses Papier?  Papier ist nach meiner Ansicht zum Schreiben von Büchern, nicht zum Schreiben von Lebensläufen. Nicht das Papier entscheidet wer ich bin, ich entscheide was auf dem Papier steht. Und was steht durch meine Augen gesehen drauf? Da steht: Lina ist glücklich.
Der Größte Erfolg meines Lebens, das größte, was ich je erreicht habe, ist die Erkenntnis, dass ich nichts anderes zum Glück brauche, als ein leeres Blatt Papier und einen Stift. Nicht die Medien, die Familie, die Gesellschaft oder die Leser entscheiden, was mein Erfolg ist, ich entscheide das. Und wenn mein Erfolg in den Augen von andren bedeutungslos ist, warum sollten die Augen dieser Menschen für mich dann eine Bedeutung haben?
Ich lese hier zwischen den Zeilen so viel Angst und Kummer und frage mich: Kummer gibt es auch so genug in der Welt. Sollte etwas, das einem so viel bedeutet, dass man es sogar zur Berufung machen möchte nicht wie eine heilige Kirche sein, bei der Kummer vom Blitz erschlagen wird, wenn er versucht sich zu nähern? Vielleicht brauchen wir keine rationalen Erklärungen und keine Patent-Rezepte, sondern einfach mal eine gemeinsame Messe zu ehren sich rar machender Musen? So vielen Menschen fällt es leicht an Gott oder die Liebe zu glauben ohne einen 100%igen Beweis dafür zu haben, warum fällt es gerade uns als Fantasy-Autoren so schwer an unser Talent zu glauben? Sollten wir nicht mit gutem Beispiel voran gehen und das tun was wir am besten können: uns etwas lebhaft vorzustellen, was gar nicht da ist: eine Welt die nach unseren Vorstellungen funktioniert, in der wir entscheiden, was Erfolg ist. Ich habe heute meinen Plot voranbringen können. Für mich ist das eine große Beförderung. Ich feier mich jetzt einfach mal selbst. Soll Rowling ihre Millionen und ihre Leser haben. Ich habe einen Job mit Mindestlohn und einen  Plot, der mir Spaß macht. Ich bin der reichste Mensch der Welt.

Tageule

#269
Noch kenne ich hier niemanden wirklich gut, weil ich noch neu bin. Und bevor ich noch jemanden falsch verstehe und eventuell auf die Füße trete, berichte ich nur, wie ich das Ganze mit dem Traum vom Schriftsteller sein für mich handhabe. Bzw. mit dem Traum, vom Schreiben leben zu können, denn meiner Meinung nach ist man schon Schriftsteller, wenn man ein ENDE unter seinen Roman gesetzt hat - auch ohne Veröffentlichung.

Auf jeden Fall kann ich von mir sagen, dass ich diesen Traum habe und ihn durchziehen will, damit ich später sagen kann, ich habe alles versucht. Andere haben sich vielleicht vorgenommen, den Gipfel des Mount Everest zu besteigen und würden es am Ende bereuen, nicht alles dafür getan zu haben. Ich habe eben diesen Traum.
Um ihn zu verwirklichen habe ich 13 Jahre lang mit wenigen Unterbrechungen viel geschrieben, ohne an eine Veröffentlichung zu denken. Es hat mir einfach Spaß bereitet zu schreiben, ich wusste, dass ich viel zu lernen habe und wollte mir keinen Druck aufbauen. Jetzt fühle ich mich bereit und ordne im Augenblick alles, was ich lieber schreiben würde, einer Idee unter, von der ich glaube, dass sie massentauglich sein könnte. Das heißt nicht, dass mir an dieser Idee zu schreiben keinen Spaß bereitet - es ist immer noch etwas, das ich selbst gerne lesen würde - aber es kommt mir doch mehr wie harte Arbeit vor, als einfach hobbymäßig das zu schreiben, was mir gerade in den Sinn kommt. Sollte mir eine erfolgreiche Veröffentlichung nicht gelingen, sehe ich es aber auch nicht als Schande an, diesen Traum aufzugeben. Ich werde dann allerdings das Schreiben nicht an den Nagel hängen, sondern einfach wieder nur noch das in Worte fassen, was mich eben gerade am meisten reizt. Solange es mir Spaß macht, bleibe ich auch ohne den großen Traum dabei.
Früher hatte ich auch mal den Traum, Fußballprofi zu werden. Es hat nicht funktioniert, trotzdem spiele ich heute immer noch Fußball. Aufgrund meines Alters ist es auch nicht mehr möglich Profi zu werden. Beim Schreiben hat man immer das Hintertürchen offen, doch mal einen Erfolg zu landen, solange man dabei bleibt. Ich werde erfolgreich zu sein jedoch nach meinem aktuellen Versuch nur noch als eine Option auffassen und nicht als Ziel.