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Ich will Schriftsteller sein! Jetzt!

Begonnen von Alaun, 24. Juni 2010, 16:11:07

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Aircaina

Zitat von: Witch am 09. März 2016, 09:32:05
Andererseits finde ich es verdammt schwierig, loszulassen. Vor allem, immer, wenn ich denke, jetzt bin ich soweit, kommt irgendein Impuls von Aussen, der mir wieder sagt, dass man Träume haben und auf keinen Fall aufgeben soll... Und dann fängt der Teufelskreis wieder an. Ich fühle mich wie in einem Boxkampf und ich würde gern einfach unter dem Seil durchschlüpfen und aus dem Ring steigen. Aber ich weiss nicht, wie das geht.
Nimm dir vielleicht etwas Zeit, um dir Gedanken darüber zu machen. Das Schreiben selbst kann dir ja keiner nehmen. Wenn es hinterher so ist, dass du es "nur" als Hobby betreibst, dafür aber wieder mehr Leichtigkeit beim Schreiben empfindest ist das sicher besser, als für einen Traum zu kämpfen, der für dich vielleicht mehr und mehr zum Alptraum wird. Ein bisschen Abstand zu dem Thema kann dir möglicherweise helfen, dir darüber klarer zu werden, was du wirklich willst.

Zitat von: Tintenteufel am 09. März 2016, 10:08:14
Mir persönlich hilft dieser Gedanke sehr. Wir kommen nicht raus aus unserer Haut und dem endlosen Kampf mit unserer Vergangenheit und Zukunft, unseren Wünschen und Wahrheiten. Letzten Endes ist es aber gleichgültig, gleichgültig ob wir Erfolg haben oder nicht, ob wir kläglich scheitern oder völlig unbedarft unser Leben verbringen. Die Welt dreht sich weiter. Die Gegner bedrängen uns und Teufel noch eins, wenn ich vor Ihnen aufgebe.
Dem kann ich nur zustimmen. Ein sehr schönes Zitat, übrigens.

Zitat von: Akirai am 09. März 2016, 10:12:49
Fazit und Erkenntnis meinerseits war aber:
"Viele Köpfe, viele Meinungen". Ich werde mich nicht mehr nach irgendwelchen Trends richten, nach irgendwelchen "Aber du musst xy, um ..." - Vorgaben. Entweder, es passt oder es passt dem Gegenüber halt eben nicht. Ich kann es der ganzen Welt nicht Recht machen, ich will es auch gar nicht. Das ist mein Leben und da hat niemand reinzupfuschen, außer ich selbst.
Der Gedanke gefällt mir. Vielleicht kann man es schaffen, einen Spagat zwischen "Trivialliteratur" und den tiefsinnigen Themen zu schaffen, die man gerne schreiben möchte. Möglicherweise könnte man unter einem Synonym andere Werke verfassen, als unter dem eigentlichen Namen, unter dem man das veröffentlicht, dass einem selbst besonders gut zusagt. Ich persönlich löse das momentan so, dass ich eine Geschichte schreibe, die möglicherweise etwas mehr Menschen ansprechen kann, in der irgendwo in den tiefsten Tiefen zwischen den Zeilen auch ein wenig des Tiefsinns zu finden ist, den ich in jedes meiner Werke einbaue. Möglicherweise wird kein Leser das überhaupt bemerken, aber ich weiß, dass es da ist.

Zitat von: Witch am 09. März 2016, 10:41:23
Mache ich. Im Gegensatz dazu habe ich aber schon noch Freude am Schreiben, nur am anderen halt weniger. Es sind nicht die Aktivitäten als Autorin, mehr dieses Gefühl, mehr, besser, weiter, höher, was auch immer zu müssen, woran ich keine Freude habe.
Ist das denn wirklich immer wichtig? Man kann sicherlich auch mit etwas weniger zufrieden sein. Nicht immer muss das nächste Werk besser sein, als das letzte. Denke ich, zumindest.

Zitat von: Aurora am 09. März 2016, 11:01:30
Das Schreiben aufgeben, warum? Nur erfolgreich (ist übrigens eine Definitionssache) Schreiben, warum?
Warum reicht es einem Menschen nicht, dass was man tut gerne zu machen und zufrieden damit zu sein?

Ich glaube, das das was uns kaputt macht, ist die absurde Erwartungshaltung die wir an uns und an unseren Traum stellen.
Sehe ich genauso. Man muss nicht unbedingt von sich erwarten, ein überdurchschnittliches Gehalt mit dem Schreiben zu verdienen, oder Bestsellerautor, oder berühmt zu werden. Das Wichtigste ist doch, dass man selbst zufrieden ist mit dem, das man tut.


Ich hoffe, ich rede jetzt nicht etwas zu viel von mir selbst. Leider habe ich nicht alle Beiträge in diesem Thread gelesen und sicherlich wiederhole ich vieles, das andere hier schon gesagt haben. Aber ich würde gerne einmal darlegen, wie ich es momentan mit dem Traum vom Leben als Schriftsteller halte, welche Probleme und Vorteile ich sehe und was das wirklich aktive Hinarbeiten auf dieses Ziel mit mir als Menschen gemacht hat.

Meiner Meinung nach, muss es nicht unbedingt immer um wirklichen Erfolg gehen. Das muss es nur dann, wenn man gut vom Schreiben leben will.
Ich kenne diesen Ehrgeiz natürlich auch. Gerade früher habe ich immer davon geträumt,  mit dem Schreiben wirklich viel Geld zu verdienen. Inzwischen verfolge ich eine ganz andere Strategie. Ich folge meinem Traum, ohne zu viel zu erwarten. Das bremst meinen Ehrgeiz nicht unbedingt aus, nimmt mir aber den Stress, sofort zu viel von mir selbst zu erwarten.
Bei mir sieht es momentan so aus, dass ich seit Jahren von wirklich sehr, sehr wenig Geld lebe. Ich bin das so sehr gewöhnt, dass ich mir gar nicht vorstellen kann, wie es ist, sich "einfach mal so" etwas kaufen zu können. Ich möchte keine Familie gründen und ich habe keine großen Ansprüche an meinen Lebensstil. Sicherlich recht blauaügig mache ich mir auch keine großen Gedanken, um die Rente. Ich weiß nicht einmal, ob ich so alt werde, dass ich noch erlebe, dass ich überhaupt welche beziehen kann.
Deshalb ist es momentan mein festgestecktes Ziel, mich als Schriftstellerin zu etablieren. Dabei muss ich nicht sonderlich erfolgreich sein. Wenn es dennoch nicht reicht, weil ich in der Masse guter Werke komplett untergehe, reicht mir auch ein Teilzeitjob als Brotjob. Vielleicht finde ich im Verlauf der Jahre doch einen anderen Beruf, der mir noch besser gefällt. Aber momentan ist es mir, auch für mein Seelenheil, wichtig, mich auf das zu konzentrieren, das ich will. Das hat allerdings sicherlich auch mit meiner Erziehung zu tun. In meiner Familie hatte jeder eine Leidenschaft, mit der er möglicherweise auch Geld hätte machen können, die er jedoch der Sicherheit wegen aufgegeben hat. Gut für mich, sonst würde es mich nicht geben. Aber ansonsten ist niemand wirklich richtig glücklich damit. Zufrieden vielleicht, wenn es hoch kommt. Das will ich nicht. Ich habe versucht, diesen Weg einzuschlagen und das Einzige, dass es mir gebracht hat ist das Gefühl, dass ich versagt habe. Deshalb muss ich jetzt erst einmal blauäugig, aber dennoch so realistisch wie möglich, meinen Traum verfolgen. Wohl auch, um mich selbst zu finden. Dafür bietet sich das Schreiben ja sowieso gut an.
Wenn ich allerdings eine Familie hätte, oder haben wollen würde bzw. falls es irgendwann einmal dazu kommen sollte, würde ich das Schreiben auch eher zu einem Nebenverdienst oder Hobby machen. Es wäre mir dann einfach wichtiger und auch meine Pflicht, für meine Lieben zu sorgen.

Wer Karriere mit dem Schreiben machen und richtig gutes Geld verdienen will, muss möglicherweise nicht nur gut sein, sondern auch ziemliches Glück und im besten Fall auch noch gute Beziehungen haben. Man sehe sich doch nur einmal eine E.L. James an, die vielleicht nicht die beste Autorin ist, aber die Leute angesprochen hat und sie durch Mundpropaganda erreicht hat. Bei Paolini war es recht ähnlich.
Alles in allem glaube ich, dass man, um den Traum vom Schreiben als Vollzeitberuf zu leben, viel aufgeben muss. Es sei denn, man hat von Anfang an Erfolg, oder sich bereits zuvor auf dem Markt etabliert. Das ist vermutlich noch der beste Weg. Aber man muss eben auch sehen, wie viel Konkurrenz es gibt, wie viele Autoren untergehen und nicht im Fernsehen erwähnt werden, weil sie eben einfach, gemein gesagt, unwichtig für die Presse sind.

Die Energie, die ich für das Schreiben aufwende, ist, auch im Hinblick auf andere Aspekte meines Lebens, nicht verschwendet. Ich bin disziplinierter geworden, fühle mich wohler in meiner Haut, zeige Interesse an sehr viel mehr Themen und nehme die Welt bewusster wahr. Ich kann sie also gut nutzen, um mich wohler in meinem Leben zu fühlen. Ein Nachteil ist allerdings sicherlich, dass die Gedanken an meine Werke mir den gesunden Schlaf rauben, weil ich ständig von möglichen Handlungssträngen träume. Dahingehen muss ich noch herausfinden, wann und wie viele Pausen ich vom Schreiben glaube. 
       
Ich gebe ehrlich zu, dass mein Vorhaben irgendwo zwischen Mutig und Dumm bzw. Unrealistisch liegt. Gerade deshalb versuche ich, meine Ziele erst einmal möglichst niedrig zu stecken, meinen Ehrgeiz zu kontrollieren und mich darauf vorzubereiten, dass es wahrscheinlich ist, dass ich nicht vom Schreiben werde leben können. Mir ist auch klar,  dass ich, um diesen Traum zu leben, möglicherweise nicht nur das schreiben kann, das ich wirklich mag. Es wäre mir zum Beispiel nicht peinlich, Heftromane zu verfassen, wenn ich in einem Verlag dafür Fuß fassen könnte. Meiner Meinung nach sind die sowieso zu sehr verschrien. Sicherlich ist es harte Arbeit, etwas so Kurzes so zu verfassen, dass es den Lesern gefällt und sich immer wieder neue Ideen einfallen zu lassen.
Ich versuche innerhalb der Uni Kurse zu belegen und Kontakte zu knüpfen, um vielleicht einen Bereich zu finden, der meinem Traum recht nah kommt. Die Vorstellung, Textkritiker oder Lektor zu sein finde ich sehr ansprechend.
Kurz gesagt, bietet mir der Traum vom Schriftstellerdasein viele Vorteile, aber auch Nachteile. Besonders, wenn ich die Entwicklung meines Lebens betrachte. Ich mache mir Gedanken um die Zukunft und lebe nicht mehr einfach nur noch in den Tag hinein. Trotz aller Risiken hat das Schreiben mir also zumindest einmal in soweit geholfen, dass es mir geholfen hat, meinen Charakter zu festigen, und das ist im Leben sicherlich nicht ganz unwichtig.
Allerdings würde ich es sicherlich nicht unbedingt empfehlen, den Traum vom Schriftstellerdasein ganz ohne Absicherung, oder "Brotjob" zu leben. Es ist eben so, wie es ist. Ich stürze mich in mein Unglück und manchmal macht es mir Angst. Aber ich habe mich dafür entschieden, dass das ein wichtiger Schritt auf meinem Lebensweg ist. Wenn man nach Erfolg strebt, nach einem sicheren Einkommen für die Familie oder sich selbst, ist es vielleicht nicht der richtige Weg, sich sofort zu 100% auf das Schreiben zu konzentrieren. Es gibt viele, tolle Jobs, die einem bessere Möglichkeiten bieten. Und die Lust am Schreiben kann einem trotzdem niemand nehmen, egal, ob man nun Vollzeitschriftsteller, Kassierer, oder Manager ist.
Möglicherweise kann man lockerer an die ganze Sache herangehen, wenn man seinem Ehrgeiz nicht zu viel Platz einräumt. Ganz beiseite schieben sollte man ihn aber auch nicht. Man muss daran glauben, dass man es doch schaffen kann, auch wenn man vielleicht nicht der nächste Hohlbein wird.

Trippelschritt

Ich hatte nie den Traum, ein Schriftsteller zu werden und je mehr ich mich mit dem Theme beschäftigt habe, desto weniger Lust bekam ich darauf. Aber ich wollte immer Geschichten erzählen und es hat mir auch immer Freude bereitet zu schreiben. Die Magie mit Worten hat mich nie losgelassen. Tja und heute kann ich mich durchaus Schriftsteller nennen.
Kann jemand etwas daraus für sich mitnehmen? Ich denke, dass man den Traum Schriftsteller zu werden, durchaus verfolgen kann. Aber bevor man ernsthaft versucht, dieses Ziel zu erreichen, sollte man erst versuchen Schreiben zu lernen. Und ich meine richtig gut zu schreiben und nicht zu früh damit zu beginnen einer Berufslaufbahn zu folgen, die sehr eng und festgelegt ist. Um schreiben zu lernen muss man kein Schriftsteller werden wollen. Dazu reicht ein Schreibberuf und von denen gibt es mehr als man denkt. Dann kann es sein, dass der Beruf des Schriftstellers ganz von allein kommt.

Liebe Grüße
Trippelschritt

HauntingWitch

ZitatMan muss nicht unbedingt von sich erwarten, ein überdurchschnittliches Gehalt mit dem Schreiben zu verdienen, oder Bestsellerautor, oder berühmt zu werden. Das Wichtigste ist doch, dass man selbst zufrieden ist mit dem, das man tut.

Rational verstehe ich euren Punkt. Aber es ist nicht rational, wenn man das eben tut. Es nützt mir in dem Sinne nichts, zu wissen, dass ich nicht muss. Denn ich tue es, ich habe diesen Anspruch an mich und ja, es ist ein wahnwitziger Anspruch und absurd und unrealistisch obendrein. Ich weiss das alles. Aber das hilft mir nicht dabei, ihn loszuwerden. ;) (Kein Angriff gegen euch.)

ZitatMan muss daran glauben, dass man es doch schaffen kann, auch wenn man vielleicht nicht der nächste Hohlbein wird.

Genau das ist es, was mich stresst. Diesen Glauben habe ich, seit sich mein erster Roman als Roman entpuppt hat. Aber das ist nun schon neun Jahre her und ich schreibe immer noch und ich habe immer noch das Gefühl, einfach nicht gut genug oder nicht geeignet zu sein, die Verlage wollen mich nicht. Und immer höre ich diesen Satz: Gib den Glauben nicht auf, glaube, dass du es schaffen kannst. Doch wie länger ich das tue, umso mehr frustriert es mich. Deshalb möchte ich diesen Glauben fallen lassen.

Aircaina

@Witch
Kannst du denn wirklich nicht versuchen, eine gewisse Zeit lang Abstand zu nehmen? Oder hältst du das nicht durch? Du hattest ja gesagt, dass es dadurch immer wieder zu diesem Teufelskreis kommt. Vielleicht musst du dich wirklich einfach dazu zwingen, Stift und Papier links liegen zu lassen. Mit der Zeit solltest du dann merken, ob du dich mit oder ohne deinen Traum wohler fühlst. So ein bisschen, wie wenn man ein Medikament genommen hat, das starke Nebenwirkungen hatte. Man setzt es ab und schaut, ob man unter den Nebenwirkungen mehr gelitten hat, als unter der eigentlichen Krankheit. (Das ist ein mega schlechter Vergleich, kam mir gerade nur so in den Sinn.)
Wenn es so sein sollte, dass du dich nach einer gewissen Zeit ohne das Schreiben besser fühlst fällt es dir vielleicht leichter, deinen Traum hinter dir zu lassen. Leider fällt mir gerade nichts ein, was man tun könnte, wenn du dich nicht davon lösen kannst.  :hmmm: Denn an etwas festzuhalten, dass dir so weh tut, ist wirklich nicht gut und es wäre besser, das Schreiben zum Hobby zu machen. Aber das hast du ja selber schon gesagt.
Tut mir leid, mehr fällt mir leider wirklich nicht ein. 

Christian

Helfen kann ich dir auch nicht, Witch. Aber ich glaube zu wissen, wie sich das anfühlt. Mir hat vor Jahren, es ging um ein ganz anderes Betätigungsfeld, mal jemand einen ganz einfachen, klaren und deshalb unglaublich doofen und richtigen Ratschlag zum Umgang mit den eigenen, vielleicht übersteigerten Ansprüchen gegeben: "Werde besser oder lass es sein. Erfüll deine Ansprüche oder gib sie auf." Tja, so einfach ist das und auch wiederum nicht.

ZitatUnd immer höre ich diesen Satz: Gib den Glauben nicht auf, glaube, dass du es schaffen kannst. Doch wie länger ich das tue, umso mehr frustriert es mich. Deshalb möchte ich diesen Glauben fallen lassen.
Da geht's mir recht ähnlich. Ich empfinde im Moment bzw. seit einer Weile recht ähnlich. Für mich selbst bin ich zu dem Schluss gekommen, dass es weiter gehen muss oder ich gebe diese ganze Schreiberei auf. Mir reicht es nicht, das Ganze 'nur' als Hobby zu sehen. Ich muss es an den Nagel hängen. Das schaffe ich gerade aber nicht. Ich sagte ja, es hilft nicht. Aber zumindest bist du nicht allein mit dieser verdammten (Selbst-)Unzufriedenheit und letztlich ist das auch der Antrieb besser zu werden. Weiter bin ich mit meiner Entscheidungsfindung auch noch nicht.

Akirai

#230
@ Witch und @ Christian: Das klingt ein bisschen sado-maso, wenn ich das mal sagen darf  ;D
Oder, um von der Blödel-Ebene wieder runterzukommen: Es klingt wie Liebeskummer. Bei Liebeskummer hat mir mal jemand folgendes gesagt: "Warum bist du eigentlich sauer? Doch wohl eigentlich nur, weil es mit euch beiden nicht geklappt hat!"
Ich saß natürlich erst mal so da:  :o
Aber ja. Ja, ich war nur sauer, weil es nicht geklappt hat. Weil jeder Mensch ankommen will, weil jeder Mensch das Gefühl haben will, nicht bis in alle Ewigkeiten in ein und derselben blöden Tretmühle zu laufen. Weil ein Mensch kein Hamster ist, der ständig nur laufen laufen laufen will. (Nichts gegen Hamster ...)

Beim Lesen eurer Beiträge kam mir folgender Gedanke: Vielleicht fehlt euch beiden ja dieses Gefühl - und wenn ihr es nicht im Schreiben zurückbekommt, müsst ihr euch vielleicht tatsächlich ein anderes Betätigungsfeld suchen, in dem ihr dieses Gefühl erreichen könnt? Vielleicht kommt dann die Freude am Schreiben wieder zurück? Das wäre immerhin keine "bis in alle Ewigkeit"-Aufgabe.
Oder, um bei meinem Liebeskummervergleich zu bleiben: Ihr sucht euch einen neuen Schwarm. Mit dem Alten (= dem Schreiben) könnt ihr ja immer noch befreundet bleiben ...?

EDIT: Ach so, ja, diese "Selbst-Unzufriedenheit" kenne ich auch. Besonders schlimm ist sie, wenn mal wieder eine Verlagsabsage eingetrudelt ist. Auf der anderen Seite habe ich, Gott sei's gedankt, meinen inneren Schweinehund. Und dem ist die Aussicht, als Weltbestsellerautor ständig immer neue, tollere und bessere Romane schreiben zu müssen, definitiv zu viel Arbeit. Das lässt mich die Sache irgendwie entspannter sehen.

EDIT EDIT: Und um vielleicht einen Nebenstrang in der Diskussion hier aufzumachen: Wann ist man denn "besser"? Ich will jetzt keine Schreibratgeber verteufeln, beileibe nicht! Wenn ich meine ersten Gehversuche mit momentanem Schreiben vergleiche, bin ich um Welten besser geworden. Auch und gerade wegen der Schreibratgeber. Meine "Schreibkompetenz" wirkt sich auf viele Bereiche meines Lebens aus, @ Aircaina hat ein paar genannt. Ich merke, ich kann Textstrukturen leichter und schneller erkennen, kann sie leichter und schneller (oder vielleicht: besser) anwenden. Es hilft, wenn man Ehrgeiz entwickelt und besser werden will.
Aber wie definiert sich denn dieses besser? Als "gefälliger", "leichter lesbar"? Als "durchdachter", "komplexer"? Als "Mainstreamiger" vielleicht?
Ich persönlich würde nie Mäuse essen, eine Katze dagegen liebt Mäuse. Was ist denn jetzt "besser"? Man kann der Masse nicht den persönlichen Willen aufzwängen - oder mich dazu bringen, eine Maus zu jagen.

LinaFranken

@Witch
Ich sehe eigentlich nicht nur ein Problem, ich sehe zwei, die man differenziert betrachten sollte.
Zum einen wäre es das Schreiben, zum anderen die persönliche Einstellung zum Ehrgeiz.
Beides scheint bei dir sehr srtark voneinander Abhängig zu sein, obwohl beides gar nicht zwangsweise zusammengehört. Jetzt ist eigentlich die Frage, ob du dich von einem Aspekt verabschieden müsstest, wenn ja, von welchem, oder von beiden.

-Quälst du dich zum Beispiel öfter mit Erfolgsdruck? Hast du auch bei anderen Dingen (und sei es der Abwasch) das Gefühl "Mittelmäßig oder Schlecht reicht mir nicht, das muss super werden"? In dem Fall hätte dein Problem nichts mit dem Schreiben zu tun, sondern wäre eher ein Zeichen für übersteigerte Selbstkritik. Das ließe sich vielleicht mit gezielter, regelmäßiger Faulheit bekämpfen.  ;)

-Ist es aber die Tätigkeit des Schreibens, die dir solche Probleme macht, wäre die Frage, ob dir am Schreiben selbst noch etwas Spaß macht oder ob es eher einem Zwang ähnelt, wie bei einer Sucht. Als jemand, der schon öfter gegen Suchtprobleme kämpfen musste, würde ich auch sagen, da hilft nur kalter Entzug, auch wenn sehr hart ist.  :-\

Das Schreiben wird für dich sicher nicht nur ein Mittel zum Zweck (Reichtum und Ruhm) sein, es wird etwas daran geben, was du mal geliebt/gemocht hast. Die Frage wäre, was hat dazu geführt, dass du es mit perfektionistischen Ehrgeiz zusammengefügt hast? Was ist der Kleber, der dafür sorgt, dass du beides nicht voneinander trennen kannst?

Also anders gesagt: Wer hat gesagt, dass man etwas, das man gerne macht, auch (objektiv betrachtet) gut machen muss? Ein kleines Kind schafft es auch sich an seinem Buntstift-Gekrakel zu erfreuen, solange bis jemand kommt, der sagt "das ist hässlich, das müsstest du besser hinkriegen". Wer sagt in deinem Fall, dass es "hässlich" ist?
Du selbst? - warum dann so streng mit dir selbst?
Andere? - warum ist dir deren Meinung dann wichtig?

Natürlich verstehe ich, dass ein gewisses "Niveau" im Beruf erwartet wird... Aber seien wir ehrlich, für kreative Berufe gilt eher Zufall macht Erfolg, nicht Niveau und Fleiß. Ich meine, Shades of Grey... Glitzernde Vampire... Feuchtgebiete...  ::) Bücher bei denen ich mich immer frage: Wie viel Promille hatten die Autoren beim Schreiben? :hmmm: Okay, ich will nicht gehässig sein... Ich will damit darauf hinaus, dass das Ausbleiben eines Erfolgs absolut nichts über deine Fähigkeiten als Autor sagt. Die brilliantesten Köpfe der Welgeschichte sind nicht selten total verarmt und verkannt gestorben. (Das wünsche ich dir natürlich nicht  ;) )
Die Frage ist, kannst du dir vorstellen Spaß am Schreiben zu haben, selbst wenn der Erfolg niemals kommt oder kannst du dir vorstellen auf den Spaß zu verzichten und etwas anderes zu machen, was vielleicht schneller zu Erfolg führt und ein Gefühl der Bestätigung verspricht?

HauntingWitch

Noch einmal, weil ich gerade das Gefühl habe, teilweise falsch verstanden worden zu sein: Ich will nicht das Schreiben aufgeben. Ich will keinen Abstand von meinen Geschichten. Mit dem Schreiben selbst geht es mir gut.

Solange ich nicht daran denke, irgendetwas damit erreichen zu wollen. Sobald diese Gedanken anfangen, und das tun sie immer, sobald ein Skript fertig ist, fängt der Kampf an.

ZitatDie Frage ist, kannst du dir vorstellen Spaß am Schreiben zu haben, selbst wenn der Erfolg niemals kommt oder kannst du dir vorstellen auf den Spaß zu verzichten und etwas anderes zu machen, was vielleicht schneller zu Erfolg führt und ein Gefühl der Bestätigung verspricht?

Nur das erste. Ich habe mich nach einem anderen Job umgesehen, ja, ich habe sogar einen Job, in dem ich jeden Tag Bestätigung zu Hauf bekomme. Ich glaube, das ist nicht das Problem.

Es tut mir leid, wenn ich jetzt vielleicht teilweise ein bisschen bissig rüberkomme, aber ich habe den Eindruck, ihr könnt mir nicht helfen. Ich danke euch für eure Worte und Bemühungen, aber ich glaube, mir kann im Moment einfach niemand helfen. Ich habe hier geschrieben, weil ich dachte, vielleicht kann es jemand, aber das stimmt nicht. Nichts für ungut, ihr seid alle total lieb und toll. :knuddel: Aber ich glaube, ich muss damit doch allein fertig werden.

@Christian: :knuddel:

Entropy

#233
@Witch: Es ist nicht verwunderlich, dass dir das Schreiben keinen Spaß mehr macht, wenn du dich dabei dauernd unter Druck setzt. Manchen Menschen hilft dieser Druck sich endlich hinzusetzen und den Roman runterzutippen, für andere wirkt er wie Gift. Sieh es als eine Schreibblockade an. Du musst diese Blockade lösen, indem du von deinen eigenen Wunschvorstellungen ablässt.

Es kann sein, dass sie in Erfüllung gehen werden, wenn du dich nur anstrengst. Es kann sein, dass sie nicht in Erfüllung gehen werden, wenn du dich in die Sache verbeißt. Es kann sein, dass sie nie in Erfüllung gehen werden, egal was du tust. Es kann viel sein und am Ende wissen wir doch alle nicht, was die Zukunft bringt. Ich an deiner Stelle würde mich mehr an der Gegenwart orientieren. Lebe nicht für deine Zukunft, für den goldenen Horizont, der da irgendwo in der Ferne schwebt. Wenn dir an diesem Tag danach ist zu schreiben, dann schreib. Wenn dir nicht danach ist, dann tu etwas anderes, was dir gefällt und fühle dich nicht schlecht dabei, nur weil es nichts mit dem Schreiben zu tun hat.

Ich finde auch, dass Träume wichtig sind und dass man sie nicht einfach aufgeben sollte. Das Wichtige ist, dass man sie nicht als eine Art Heiligen Gral betrachtet, den man im Leben unbedingt haben/erreichen muss, ansonsten wird man zwangsläufig unglücklich, entweder indem man sich unter enormen Erfolgsdruck setzt oder indem man mit der aktuellen Lage nicht zufrieden ist. Ich vermute bei dir trifft beides zu. Verlier deine Träume nicht aus den Augen, aber richte auch nicht dein gesamtes Leben auf ihre Erfüllung aus. Hast du denn keine anderen Träume, die für dich von ähnlicher Bedeutung sind? Wärest du damit zufrieden, wenn nur einer oder zwei dieser Träume am Ende in Erfüllung geht?

EDIT: Tut mir leid, wenn du das nicht hören wolltest, ich hatte deinen letzten Beitrag noch nicht gesehen als ich meinen geschrieben habe.

Alana

#234
Ich möchte dazu mal sagen, dass ich leider glaube, dass sich dieses Gefühl nie einstellen wird, auch wenn man Erfolg hat. Die Situation eines Schriftstellers ist und bleibt unsicher und jedes Buch ist ein neues Wagnis. Ich habe im Moment recht viel Glück gehabt mit meinen aktuellen Büchern. Trotzdem habe ich jetzt schon Angst, was danach kommt, falls die Bücher jetzt nicht gut laufen oder falls die Bücher danach bei den Verkaufszahlen nicht mithalten können. Natürlich habe ich etwas erreicht, ein Anfang ist gemacht und darüber freue ich mich. Das macht die Ängste und Selbstzweifel aber nicht besser, sondern verschiebt sie nur. Was ich sagen will (und was ich vielleicht ein paar Seiten weiter vorn auch schon mal gesagt habe): Als Schriftsteller (und das ist für mich jeder, der das Schreiben total im Blut hat, ebenso wie die Sehnsucht, zu veröffentlichen, egal, wie weit er auf diesem Weg schon gekommen ist) muss man sich damit abfinden, dass diese Gefühle dazu gehören. Man kann sie auch nicht aufgeben. Wenn man den Ehrgeiz aufgibt, dann hört man wahrscheinlich auf zu schreiben. Klar, ich schreibe, weil ich es liebe, aber ich will auch, dass meine Bücher gelesen werden. Dabei geht es nicht mal ums Geld. Ich habe etwas zu sagen, deswegen schreibe ich. Die Ansprüche aufgeben? Funktioniert auch nicht, denn nur mit hohen Ansprüchen an sich selbst (leider meist gepaart mit fiesen Selbstzweifeln) kann man meiner Meinung nach auf Dauer Schritt halten und immer wieder Bücher liefern, die Verlage kaufen und Leser lesen wollen.

Was kann man also tun? Seinen Frieden damit machen, dass man Schriftsteller ist und dass man diese Gefühle hat. Sie akzeptieren und für sich nutzen. Es gibt düstere Tage, da ist das schier unmöglich. Aber je mehr man den Gedanken loslässt, Dinge beeinflussen zu wollen, die man einfach nicht in der Hand hat, desto besser wird es. Ich konzentriere mich mehr und mehr auf das, was ich beeinflussen kann und das sind meine Bücher, das ist das Netzwerken und ein paar andere Dinge, die man tun kann.

Und es wird tatsächlich besser. Langsam, aber es wird. Diese Frustgefühle, die Angst und manchmal auch der Neid, die werden durch Erfolg nicht weniger, sie werden nur auf eine andere Stufe gehoben. Und man kann nur an sich arbeiten, und lernen, damit umzugehen. Oder eben daran zerbrechen. An dunklen Tagen sage ich mir das: Ich lasse nicht zu, dass mich das kaputt macht. Dazu liebe ich das schreiben zu sehr. Und damit habe ich die Sache ganz gut im Griff. :)

Sich dagegen zu entscheiden, ich halte das ehrlich gesagt für unmöglich. Das ist für die meisten von uns wahrscheinlich, als würden wir uns gegen unsere Augenfarbe entscheiden und beschließen, durch die pure Kraft des Geistes ab morgen eine andere zu haben. (Kann man machen, klappt aber nicht. :P )
Alhambrana

Akirai

@ Alana: Schön gesagt!  :pompom:

@ Witch und @ Christian: Schade, wenn wir nicht helfen konnten. Trotzdem werden wir weiterhin die Pompoms schwingen und euch gedanklich drücken  :knuddel:

HauntingWitch

ZitatWenn dir an diesem Tag danach ist zu schreiben, dann schreib. Wenn dir nicht danach ist, dann tu etwas anderes, was dir gefällt und fühle dich nicht schlecht dabei, nur weil es nichts mit dem Schreiben zu tun hat.

Genau das versuche ich zurzeit. Ich hoffe, dass ich mir da eine gewisse Leichtigkeit angewöhnen kann, aber das geht natürlich nicht von einem Tag auf den anderen. Du musst dich übrigens nicht entschuldigen, es liegt ja nicht an dir. :knuddel:

ZitatWas kann man also tun? Seinen Frieden damit machen, dass man Schriftsteller ist und dass man diese Gefühle hat. Sie akzeptieren und für sich nutzen. Es gibt düstere Tage, da ist das schier unmöglich. Aber je mehr man den Gedanken loslässt, Dinge beeinflussen zu wollen, die man einfach nicht in der Hand hat, desto besser wird es. Ich konzentriere mich mehr und mehr auf das, was ich beeinflussen kann und das sind meine Bücher, das ist das Netzwerken und ein paar andere Dinge, die man tun kann.

Das ist genau mein Problem, das funktioniert bei mir nicht. Also, entweder sage ich mir, "furzegal, ob ich Erfolg habe oder nicht" oder ich weigere mich, eine Schachfigur des Schicksals zu sein und drehe am Rad. Aber ich weigere mich wirklich, denn meine Mutter hat sich (und uns Kindern) ein Leben lang das Gegenteil eingeredet ("alles ist Schicksal, kann man halt nichts machen") und ist dadurch so geworden, wie ich nie sein möchte. Ich weigere mich, diese "ist eh alles Schicksal"-Haltung anzunehmen. Also muss es mir egal sein, denn einen anderen Weg sehe ich im Moment nicht.

Blackhat

#237
Ein weiterer, nicht zu unterschätzender Faktor, der bei der Schreiberei zwischen Erfolg und Misserfolg entscheidet und der hier bisher kaum genannt wurde ist Glück. Glück im richtigen Moment die richtige (und bei Neuautoren mutige) Person in einem Verlag zu überzeugen, der zufälligerweise auch gerade noch einen Programmplatz frei hat. In einem Interview habe ich gelesen, dass AVA zwei Jahre gebraucht hat, um Sebastian Fitzek bei einem Verlag unterzubringen. Elisabeth Herrmann, eine mittlerweile in der Spiegel Bestsellerliste vertretene Berliner Krimiautorin, hat 52 Absagen kassiert, bevor ihr Erstling veröffentlicht wurde. Die aller aller wenigsten, landen gleich mit dem ersten Schuss einen Volltreffer. Na ja, und hätte sich damals Carlsen nicht erbarmt, würde wohl heute niemand einen Zauberlehrling namens Harry Potter kennen ...

Ich kann die Frustration, die einige hier vermittelt haben durchaus nachvollziehen. Zwar habe ich die erste Hürde genommen und einen guten Agenten gefunden, der ohne Wenn und Aber zu mir und meiner Scheibe steht, aber veröffentlicht habe ich deshalb trotzdem noch nicht. Das ist dann nämlich die nächste Hürde, die es zu meistern gilt. Und danach kommt die Nächste, die Übernächste und nochmal eine Nächste und immer so weiter. Ich kann Alana da nur beipflichten: die Arbeit als Schriftsteller ist ein nicht endender Prozess mit Höhen und Tiefen. Was man vor allen Dingen lernen muss ist Rückschläge wegstecken zu können, denn die kommen unweigerlich. Und wenn man dann trotzdem weiter an sich glaubt, den Willen hat besser zu werden, muss man weitermachen, denn wer aufgibt, wird niemals Erfolg haben. Bleibt der Jackpot trotzdem aus, kann man sich später jedenfalls keine Vorwürfe machen, es nicht versucht zu haben. Den Traum vom Schreiben (vernünftig) leben zu können habe ich zwar nicht begraben, aber in ein Regal mit zig anderen Träumen gestellt (z.B. der erste Mensch auf dem Mars zu sein, fast genauso realistisch wie der Wunsch von der Schreiberei supergut leben zu können).
Mir würde es reichen, wenn ich es einmal schaffen könnte, in einem Verlag, vielleicht sogar Publikumsverlag zu veröffentlichen. Meinen derzeitigen Job (halbtags) würde ich dann auf jeden Fall behalten, denn selbst mit einem Vertrag bei einem Publikumsverlag ist noch lange nicht der Lebensunterhalt gesichert, schon gar nicht, wenn man Familie hat. Verkaufszahlen wie Hohlbein, Schätzing oder Link erreicht nur ein verschwindend kleiner Teil der deutschen Autoren. Klar kann man weiter davon träumen, es durch Fleiß, Können und Glück in diese Riege zu schaffen, man darf sich von seinen Träumen aber nicht versklaven lassen.

Alana

@Witch: Ich sage ja eben gerade nicht, dass du dich damit abfinden sollst. Ich glaube nur, dass du erst noch den richtigen Weg finden musst, damit umzugehen. Denn es ist dir halt leider nicht egal, fürchte ich, und ich verstehe das, denn mir geht es ja nicht anders. Aber sich nicht zum Spielball des Schicksals zu machen, bedeutet eben, mit dem, was man bekommt, so umzugehen, dass man damit leben kann. Sorry, wahrscheinlich willst du das nicht hören, aber ich glaube das wirklich. Und das Schöne daran ist doch, dass das Schreiben wirklich ein Teil von dir ist, den solltest du nicht wegschieben wollen und er sollte dir nicht egal sein. Aber natürlich musst du einen Weg finden, damit zu leben. So wie man mit allen Charaktereigenschaften umgehen lernen muss, den positiven, wie den negativen.  :knuddel:
Alhambrana

Cailyn

#239
Viele von euch schreiben hier, dass ihr nicht unbedingt mega erfolgreich sein möchtet mit Schreiben. Dass es mehr um die Freude geht etc.

Das kann ich für mich nicht wirklich behaupten, um ehrlich zu sein. Aber um es noch etwas abzugrenzen: Mir geht es auch nicht darum, dass ich ein gefeierter Star in der Bücherwelt werde (klar, da gibt es schwache Momente, in welchen meine Fantasie mit mir durchgeht), doch eigentlich möchte ich das Schreiben soweit bringen, dass ich jährlich einen kleinen Lohn dafür kriege. Da müssen mich ja keine Bestseller reich machen. So ein mittelmässiger Batzen würde mir schon genügen. Und zwar nicht nur, weil dies mir Freude bereitet, sondern weil es mir am besten liegt. Ja, ich möchte einfach die grösste meiner Arbeitszeit mit etwas verbringen, was mir leichter fällt als alles andere. Für mich fühlte sich dies einfach natürlich an.

Alana
Du hast schon recht. Die Ängste werden auch einem etablierten Schriftsteller nicht abgenommen. Aber ich glaube, es ist trotzdem noch einen grosser Unterschied, ob man zumindest einen Fuss in das Business gekriegt hat oder nicht. Wenn man was veröffentlichen konnte, dann fällt die Entscheidung, beim Schreiben zu bleiben doch leichter, als wenn man die Lebensmitte überschritten hat und noch nichts publizieren konnte. Da kommt doch schon die Frage hoch: Mache ich mir etwas vor? Will ich den ganzen Aufwand weitermachen?


Witch
Also mit selbstgesetzten Deadlines wird das nichts. Ich bin überzeugt, dass jedes Buch/Werk seine eigene Zeit hat, in welcher es entstehen will. Das ganze ist ja ein Prozess, bei dem du selber immer was dazulernen kannst. Und schliesslich geht es nur um das Buch. Du willst ja aus dem Buch das nur bestmögliche herausholen (und auch aus dir). Wenn du dich mit einem Datum unter Druck setzt, dann bringt das dem Buch nichts. Natürlich ist es etwas anderes, wenn jemand seit Jahren an einem Buch hockt und einfach den Abschluss nicht findet (wer den Film "Wonder boys" nicht kennt, sollte diesen unbedingt schauen! :vibes:). Aber so ist deine Situation nicht. Du siehst natürlich die gute Gelegenheit. Aber was nützt es dir, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein, wenn dein Buch sich dann noch nicht "richtig" anfühlt. Und Druck fördert ja auch nicht gerade die Kreativität. Ich biete übrigens u.a. Hypnosen für Künstler an, hihi  ;D

ZitatAlso anders gesagt: Wer hat gesagt, dass man etwas, das man gerne macht, auch (objektiv betrachtet) gut machen muss?
Doch, ich glaube, das korreliert schon irgendwie. Aber nur dann, wenn sich der Kreative nicht aus Egogründen mit etwas beschäftigt. Wenn Sänger/Autoren/Tänzer einfach nur berühmt werden wollen, um ihr Ego zu streicheln, das andere Geschlecht anzulocken oder aller Welt zu beweisen, dass er/sie einfach ein richtig heisser Feger ist, dann kann das Talent auch eingebildet sein. Das sind dann diese armen Leute, derer wegen man sich in Supertalent-Sendungen fremdschämen muss.  ::)
Aber ich bin mir sicher, wenn die Freude an einer Tätigkeit wirklich aus einem selbst herauskommt, dann ist damit auch ein gewisses Talent verbunden. Bei Kindern, wie in deinem Besipiel, geht es ja oft nicht um das Resultat. Da wird experimentiert, ausgetüftelt, gekrakelt und gekritzelt, geschmiert, herausposaunt... etc., einfach weil sie schauen möchten, was das bewirken kann oder wie sich das anfühlt. Aber diese Phase der Entwicklung überwindet man ja nach der Kindheit oder nach der Pubertät. Und irgendwann beginnt die Phase, in welcher man die eigenen Produkte und Leistungen mit anderen misst, vergleicht und beurteilt. Wäre man als Erwachsener wirklich unbegabt, würde man rasch das Interesse an etwas verlieren. Vor allem, weil man sich dann nicht weiterentwickeln könnte. Wer immer die gleichen Zeichnungen und Geschichten schreibt und beim Singen die falschen Töne trifft, macht das entweder nicht so oft oder hört wieder damit auf. Natürlich gibt es auch Leute, die ein Mal die Woche in eine Chorgruppe gehen, um in der Gemeinschaft einfach alles mal rauszulassen. Aber diese Person würde, wenn sie eigentlich nicht singen kann, bestimmt nicht täglich Tonleitern üben, und dies über Jahre.

Was dann letztlich "gut" ist, ist ja noch einmal eine andere Sache.  ;)