• Willkommen im Forum „Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum“.
 

Ich will Schriftsteller sein! Jetzt!

Begonnen von Alaun, 24. Juni 2010, 16:11:07

« vorheriges - nächstes »

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

HauntingWitch

Zitat von: Tigermöhre am 07. Dezember 2015, 14:02:50
Ich finde eure Ausführungen sehr spannend. Denn: Ich will auch hauptberufliche Schriftstellerin sein!
Mir ist bewusst, dass das ein Haufen Arbeit ist, aber alle Argumente dagegen schrecken mich nicht. Für mich wäre das aber auch kein Risiko, da ich zur Zeit Hausfrau in Elternzeit bin, mit einem Mann, der genug für unsere Familie verdient.
Das einzige, was ich machen müsste, wäre mich endlich mal hinsetzen und es tun. Und da bin ich gerade auf den Weg zu.

Dann bist du schon einen Schritt weiter als ich. Einfach Tun ist bei mir nicht drin, ich muss noch den Brotjob machen, um meine Wohnung und mein Essen bezahlen zu können. ;D

Aber im Moment geht es mir wieder gut und wie länger ich darüber nachdenke... Dieser Brotjob finanziert mir nicht nur das Brot ganz gut. ;) Ausserdem weiss ich gar nicht, ob ich dazu geeignet wäre. Ausgefeiltes Exposé im Vorfeld abgeben? Und vor allem, sich dann ganz genau daran halten? Wissen, wie es ausgeht, bevor ich anfange? Mein momentaner kreativer Prozess ist ein völlig anderer und ich denke immer, wenn es dann soweit ist, dass ein grosser Verlag mich will, finde ich schon einen Weg. Aber was, wenn nicht? Ich tendiere langsam zu dem Gedanken, dass der Erfolg als Selfpublisher das Erstrebenswerteste ist, aber dann ist davon leben können und Bestseller (natürlich nicht nur einen, sondern mehrere, damit es auch über die Jahre hinweg hält, was Alana sagt) wahrscheinlich ein noch schwieriger zu erreichendes Ziel.

Ich glaube, ich muss es wirklich so machen, wie Aurora geschrieben hat. Akzeptieren. Alles, auch den Brotjob, die ewige Unzufriedenheit und diese Frustphasen, die daraus manchmal entstehen. Anders gehe ich sonst unter. Und ich habe immerhin jetzt einen guten Brotjob und nicht (mehr) einen Bimbo-Job oder etwas ähnlich Schlimmes.

Maja

@Witch
Wenn du nicht gut nach Exposee schreiben kannst, dann mach es wie ich: Schreib das Buch, und wenn es gut wird, biete es an. Wobei man damit nur so-und-so-oft durchkommt. Ich stehe jetzt ja auch da, wo ich ein Exposee abgebe und mich dann daran entlangenhangele. Und man braucht einen Agenten, der dabei mitspielt, und die Zeit, Bücher zu schreiben, die am Ende dann doch keiner kauft. Für mich ist das trotzdem meine bevorzugte Arbeitsweise. Funktioniert also doch.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Alana

#197
@Witch: Als Selfpublisher musste du, um wirklich erfolgreich zu sein, eigentlich alle 3 Monate ein Buch veröffentlichen, sonst bist du schnell weg vom Fenster. Ausnahmen bestätigen sicher die Regel, aber das ist das, was ich so bei anderen mitbekomme. Was das Schreiben nach Exposé angeht: Die Verlage kaufen inzwischen lieber ganze Manuskripte, selbst dann, wenn der Autor schon veröffentlicht ist. Ist der Autor beim gleichen Verlag und es geht um ein Nachfolgeprojekt, sieht das schon ganz anders aus und natürlich bekommt man ein Projekt auch mit Exposé und Leseprobe verkauft, aber bessere Chancen auf gute Angebote hat man wohl, wenn das Manuskript fertig ist. Erfolgreiche, gut eingeführte Autoren mal ausgenommen. Deswegen spricht überhaupt nichts dagegen, erst zu schreiben und dann anzubieten. Die einzige Gefahr ist, wie Maja sagt, dass du auf Manuskripten sitzen bleiben könntest, und das kann man sich als Berufsautor nur bedingt leisten. Nicht nur, weil dann Vorschuss zum Leben fehlt, sondern auch, weil dann unter Umständen eine Lücke bei den Veröffentlichungen entsteht. Trotzdem ... ich versuche gerade selbst, einen Mittelweg zu gehen, und einige Projekte erst mal zu schreiben, bevor ich sie anbiete. Gleichzeitig schreibe ich weiter die Sachen, die ich mit Exposé und Leseprobe verkaufe. So hoffe ich, auf eine gute Balance zu kommen. :) Denn nur ungeschriebene Projekte zu verkaufen, ist schon ein Stressfaktor.
Alhambrana

Grey

Ich möchte doch gerade noch mal relativieren, was Fee zuletzt gesagt hat: Tatsächlich reicht ein Buch im Jahr bei Publikumsverlagen völlig, um halbwegs im Gedächtnis zu bleiben (wie es bei Kleinverlagen oder im Selfpublishing ist, weiß ich allerdings nicht, weil ich da keine Erfahrungen habe). Wenn ein Buch halbwegs gut verkauft, merken die Leser sich das schon ein Jahr lang, sogar länger - ich zumindest habe immer das Gefühl gehabt, sehr treue Leser zu haben. Wenn das Buch sich aber nicht verkauft, nützt auch eine zweite Veröffentlichung innerhalb eines Jahres nichts. Das ist zumindest meine Erfahrung.

FeeamPC

@Grey:
Publikumsverlage haben etwas, das Kleinverlage und Selfpublisher nicht haben: Buchhandelspräsenz. Da kann durchaus ein Buch pro Jahr reichen.
Für diejenigen, die nie in die Buchhandlungen kommen, bleiben nur die virtuellen Regale bei Amazon und Co. Und da verschwindet man verdammt schnell aus der Sicht potentieller Kunden, wenn der nächste Schwung von 10000 Neuerscheinungen reinkommt. Es ist eine wahre Maloche, dann immer noch häufig genug zu veröffentlichen, dass man sichtbar bleibt.
Aber auch Kleinvieh macht Mist. Von einem Buch, das sich nur dreimal im Monat verkauft, kann niemand leben, das reicht höchstens für eine Pizza. Bei 10 Büchern kriegt man immerhin schon den halben Monat Pizza. Und bei 100  Büchern kann man anfangen, auch mal einen gepflegten Salat zu essen und Rotwein dazu zu trinken. Und, mal weitergeträumt: Bei 1000 Büchern könnte man auch bei minimalen Verkäufen davon leben. Allerdings bräuchte man dann zum Schreiben vermutlich mehr Zeit, als die meisten von uns in ihrem ganzen Leben haben.
Und man müsste Bücher haben, die nie so unmodern werden, dass sie überhaupt nicht mehr gekauft würden.
Sozusagen die eierlegende Wollmilchsau.

HauntingWitch

Das beruhigt mich doch ein wenig, @Maja und Alana. Das mit der Anzahl Veröffentlichungen pro Jahr ist so eine Sache. Ich glaube, ich halte mich momentan noch relativ gut, aber es gibt sicher bestimmte Tendenzen. Ich muss nächstes Jahr mal schauen, wie es dann weiter läuft, wenn ich den nächsten Roman draussen habe.

Seit heute bin ich nach drei Tagen Wochenende wieder im Büro und mir fällt etwas auf an unserem Big Boss. Der ist total verbissen und er wirkt nicht glücklich. Letzten Freitag hat er versucht, mir zu erklären, warum Dinge wie Küche aufräumen etc. so wichtig sind und erzählt, dass er am Wochenende das Büro putzt (er könnte sich doppelt und dreifach eine Putzfrau leisten). Da war ich erst einmal baff. Also, worauf ich hinaus möchte, ist: Diese Firma ist das einzige, was er hat im Leben. Ich meine, er hat noch eine Familie, aber das war's dann. Keine Hobbies, einfach nur dieser Job und der Erfolg. Und wenn ich mir das so überlege und sehe, wie verbissen der ist, dann denke ich, nein, ich will nicht so werden. Wenn Schriftsteller mein Job wäre, würde ich dann so werden? Andererseits gibt es ja auch Gegenbeispiele (bzw. das wissen wir ja nicht so genau) und ich denke, lass dir den Traum nicht von so etwas kaputt machen, lass dich nicht beeinflussen... Aber irgendwie beschäftigt einen das halt doch. Sorry für mein endloses Redebedürfnis.

Elona

#201
Ach Witch  :knuddel:
Du quälst dich auch gerne selbst, hm?

Ich denke man hat bei allem was man macht seine Höhen und Tiefen. Auch bei etwas, dass einem eigentlich Spaß macht und das einem etwas gibt.

Das ist jetzt wieder mal nur meine Meinung: Sobald du glaubst nur eine Sache im Leben zu haben oder dich aus ihr heraus definierst, wirst du vermutlich eine gewisse Verbissenheit entwickeln.
Ich habe das bei einer Kollegin von mir erlebt. In meinen Augen ist das auf Dauer weder gesund, noch macht es einen glücklich.   

EDIT: Das war jetzt eine allgemeine Aussage und nicht auf dich bezogen. Ich weiß, was du meinst und es gibt Menschen, da funktioniert das. Die haben aber eben nicht nur einen Klotz im Leben, sondern ihr Leben besteht aus ganz vielen kleinen Steinchen.

Entropy

Ich denke am Ende kommt es nicht darauf an, welchen Job man hat, sondern welche Einstellung. Man muss sich ab und zu fragen, ob das, was man tut, einen unglücklich macht. Manche Menschen brauchen diese Verbissenheit, diesen Ehrgeiz, das Gefühl alles im Leben für die Karriere zu geben. Andere macht es auf lange Sicht kaputt, manchmal ohne dass sie es wahrhaben wollen. Die Gefahr besteht immer, in allen Berufen.

Stell dir konkret dein Leben als freie Schriftstellerin vor und sei ehrlich zu dir. Würdest du dir noch Freizeit gönnen oder alle Zeit dafür verwenden das nächste Manuskript fertigzuschreiben? Würdest du dich noch zwanglos mit deinen Freunden treffen, dir auch mal einen freien Abend nehmen und an etwas anderes denken als dein Buch? Es ist wichtig, dass man außerhalb seines Jobs noch andere Interessen und Tätigkeiten pflegt und das gilt auch für Autoren. Ansonsten entwickelt man diese Verbissenheit und Einseitigkeit, vor der du Angst hast.

Ich sage auch, lass dir den Traum nicht kaputtmachen. Aber investier auch nicht deine gesamte Energie in dieses eine Ziel, sonst könntest du die Freude daran schnell verlieren.

Araluen

Das kann ich unterschreiben, Entropy.
Früher dachte ich immer, ich wäre ein Karrieremensch. Verbissen habe ich auf Leistung gepocht und genau wegen dieser Verbissenheit und weil mir zu einem guten Teil auch das Privatleben dazwischen kam, keine Leistung mehr gebracht.
Das Ergebnis sind zwei gekippte Studien und ich sitze nun mit 30 Jahren im zweiten Lehrjahr einer Ausbildung. Um Haaresbreite bin ich an einer Depression vorbei geschrammt, vor der mich nur mein Mann und meine Kinder bewahrt haben.
Das hat jetzt nichts mit dem Schreiben direkt zu tun, hat mir aber gezeigt wie meine Prioritäten liegen.
Bei mir ist das die Familie. Der Job soll Spaß machen und gutes Geld rein bringen, nur aufreiben will ich mich nicht dafür. Damit bringe ich es zwar nie in die Chefetage. Aber was soll es? Für mich wird Schreiben deshalb wohl auch immer nur ein Hobby bleiben - hoffentlich eines, dass ich auch mal in der Buchhandlung bestaunen kann. Denn wenn man davon leben möchte, reibt man sich dafür auf, so wie ich das hier bisher gelesen habe. Ich für meinen Teil bin glücklich mit dieser Entscheidung.
Aber die muss jeder für sich selbst treffen. Doch ich denke, es ist kein Beinbruch oder eine Niederlage, wenn nicht jeder hier von dem Leben kann, was er schreibt. Das wichtige ist doch, dass es uns Spaß macht zu schreiben.

HauntingWitch

Zitat von: Aurora am 08. Dezember 2015, 11:44:42
Ach Witch  :knuddel:
Du quälst dich auch gerne selbst, hm?

"Gerne" ist gut. ;D Ja, vielleicht sollte ich mir ein weiteres Hobby zulegen oder zwei.

@Entropy: Ich glaube, das ist es eben, ich weiss nicht, ob ich das alles noch tun würde. Andererseits habe ich das Gefühl, das ist dann halt der Preis. Ob er es wert ist, weiss ich auch nicht. Andererseits will man ja nicht so eine traurige Gestalt werden... Ich bin einfach ständig hin- und hergerissen.

LinaFranken

#205
Ich kann mich auch Araluen anschließen.
Ich habe direkt nach meiner Volljährigkeit angefangen zu arbeiten und ohne eine Ausbildung nen guten Job bekommen, der gut bezahlt wurde. Dafür war ich 70 Stunden die Woche im Büro und mein gutes Gehalt ging hauptsächlich für Alkohol drauf um die Depressionen zu ertrinken. Als mein Chef dann mal sagte, er findet es toll wie fleißig ich bin und das er sich vorstellen kann, das ich bis zur Rente zur Firma gehöre, wollte ich am liebsten aus dem Fenster springen. Zum Schluss hatte ich mit gerade mal 21 Jahren meinen ersten Krankenhaus-Aufenthalt wegen Burnout und musste aufhören.
Seit dem finde ich nur Aushilfsjobs, bin aber viel glücklicher als früher! Jetzt ist der Job nur eine Nebensächlichkeit und der Mittelpunkt meines Lebens sind meine Familie und das Schreiben.
Aber ich glaube auch nicht, das es genauso enden würde, wenn ich Vollzeit-Schriftsteller werden würde, weil ich das schreiben Liebe und dieses Wort früher nie für andere Jobs benutzt hätte. Es ist für mich das Gleiche wie mit der Familie, die ich auch nicht aufhören würde zu lieben, nur weil sie mich öfter nerven und stressen.

Cailyn

#206
Hallo meine Lieben

Ich war jetzt monatelang nicht mehr wirklich im Forum unterwegs. Seit August letzten Jahres bin ich nun selbständig, arbeite in einem therapeutischen Beruf. Das war - nebst dem Schreiben - ein weiterer Traum von mir. Meine eigene Praxis, meine Klienten haben. Während ich diese Praxis aufgebaut habe, war ich noch voller Elan, habe vieles auf die Beine gestellt (Website, Blog, Flyer, Visitenkarten etc.). Auch die Einrichtung meiner Praxis war ein ziemlicher Aufwand, weil ich wollte, dass alles perfekt ist. Aber dann.... gähnende Leere, Motivationslosigkeit und Trägheit. Dass die Leute mir nicht von heute auf morgen die Bude einrennen, war mir ja klar. Aber ich habe das nicht als Anlass gesehen, noch mehr für die Praxis zu tun.

Es sind nun 7 Monate vergangen, und Anfang Jahr habe ich mich ernsthaft gefragt: Warum bist du so passiv? Warum setzt du nicht Himmel und Hölle in Bewegung, um dein Business wirklich zum Laufen zu bringen?

Ja, und dann bin ich im Internet zufällig auf einen Motivationstrainer gestossen (da ging es eigentlich um Männer, die mehr Charisma haben wollen ;)), der war sagte, was mir auch jetzt, noch Wochen später, hängen geblieben ist. Zunächst erzählte er davon, dass Erfolg vor allem auf Freude beruht, Freude etwas zu tun. Dies wiederum geht natürlich in Richtung Talente, die man hat. Der Interviewer hat den Motivationstrainer daraufhin gefragt, woran man denn erkennen kann, dass man seine Berufung gefunden hat. Und er antwortete sinngemäss: "Berufung ist das, was man immer tut, ohne sich jemals dazu verpflichtet zu fühlen, etwas, was keine Motivation braucht, was man nie müde ist zu tun. Es ist das, wofür man morgends freiwillig aufsteht, egal, was es dafür gerade zu tun gibt. Wenn dies zutrifft, dann bist du auf dem richtigen Weg zu deiner Berufung." Also das ist kein Wortzitat, aber so ähnlich hat er es formuliert.

Und mich hat diese Aussage so irritiert, dass ich nun seit 4 Wochen darüber nachgrüble, ob ich es total vergeigt habe, ob ich mir etwas vormache. Und schlimm ist auch: Das einzige, was ich immer voller Elan gemacht habe, ohne Pflichtgefühl, ist das Schreiben meiner Geschichten. Aber irgendwie habe ich in den letzten 2 Jahren gedacht, dass ich ja nicht ewig einen miesen Job machen und privat schreiben kann, um vielleicht irgendwann mal was zu veröffentlichen. Ich wollte schon früher etwas, was mir gefällt. Das Therapieren gefällt mir gut. WENN dann mal jemand in meiner Praxis ist, dann mache ich das wirklich sehr gerne. Dennoch bin ich passiv, nicht angespornt, lasch und faul.

Beim Schreiben war ich das noch nie. Als ich mein letztes Manuskript überarbeitet habe, habe ich so vieles sogar vernachlässigt, dass es schon fast ungesund wurde. Im Grunde habe ich es in einem Dreivierteljahr etwa drei Mal neu geschrieben. Dabei habe ich manchmal die Arbeit vernachlässigt, zu Hause nur noch Fertigmenus gekocht (damit ich rascher wieder Schreiben konnte), habe teilweise Freundschaften vernachlässigt, zu wenig geschlafen, zu viel Kaffee getrunken und bin mit Nackenschmerzen beinhart an der Tastatur gesessen, weil ich das "Ding" einfach fertig kriegen wollte. Es gäbe wohl keine Tätigkeit auf der Welt, für die ich solch ungesundes Verhalten in Kauf nehmen würde, ausser das Schreiben.

Was sagt mir das? Ich weiss es nicht. Bin ich gefangen in einem schlechten Traum? Bin ich uneinsichtig? Ist jeder der schreibt, genau so drauf? Was will ich? Renne ich einer Karotte nach? Ach...

Ich habe jetzt seit 7 Monaten nichts mehr geschrieben. Ich dachte mir, ich verbiete es mir, damit ich meinen Fokus auf die Praxis lenken kann. Es ist mir total leicht gefallen. Ich habe kein angefangenes Projekt, daher habe ich es nicht wirklich vermisst. Aber ich habe es lediglich verdrängt, so dass ich es nicht spüren muss. Mein Mann hält mich momentan für einen gefühlskalten Zombie. Zwar stets gut gelaunt, aber irgendwie doch immer etwas abwesend und ohne viel Gefühl. Das kann nicht gesund sein. Aber ich weiss, dass wenn ich wieder schreibe, dann lasse ich mein anderes Standbein fallen wie eine heisse Kartoffel. Mir ist dann alles Wurscht. Also ist dieses Nicht-Schreiben einfach ein Selbstschutz. Aber irgendwie bin ich deswegen auch im Dilemma, denn ich möchte eigentlich auch kein Zombi sein.... :gähn:

Hanna

Es fällt mir ganz schwer, dir etwas zu raten und doch habe ich das Gefühl, ich könne nicht einfach nichts sagen. Denn ich habe das Gefühl, dass bei dir einiges im Argen liegt. Ich kann jetzt natürlich nur deinen Text analysieren, aber der wirkt auf mich, als seist du ziemlich ausgebrannt, erschöpft und vielleicht sogar am Rande eines Burnouts. Dazu kommt noch, dass die Praxis scheinbar nicht gut läuft. Das macht natürlich auch Sorgen und trägt nicht gerade zum Wohlbefinden bei.

Allerdings kenne ich es von mir auch, dass ich das Schreiben zum Wohlbefinden brauche. Es ist mir dann vielleicht nicht bewusst, dass das Schreiben der Dreh- und Angelpunkt ist. Mir geht es einfach schlecht, andernort häufen sich die Probleme, was dazu führt, dass ich mich noch weniger aufs Schreiben konzentrieren kann. Sobald ich meinen Fokus wieder aufs Schreiben lege, geht es mir automatisch besser und ich habe plötzlich auch wieder Energie, andere Probleme anzugehen.

Vielleicht würde es dir helfen, einfach mal projektunabhängig nur für dich zu schreiben? So etwas wie Morgenseiten oder ein Tagebuch einzuführen, wo du einfach nur drauflos schreibst?
#happyverpeilt oder auch gründlich überfordert ...

Trippelschritt

Grundsätzlich spricht nicht dagegen, dass Du Therapieren und Schreiben gleichzeitig machst. es gibt keine Regel, die das verbietet. Ich habe es schließlich selbst jahrelang gemacht. Und ich habe auch beides mit Freude betrieben, wenn auch der Beruf zuerst kam.
Ob Dir das gelingt ist eine andere Sache, weil ich nicht weiß, was hinter Deiner Lustlosigkeit steht. Und da kann ich Dir auch keinen Rat geben, weil es da viele Ursachen gibt. Zwei Extreme als Beispiel. Wenn Du einfach faul bist, dann reicht ein A...tritt. Wenn eine Depression dahintersteht, brauchst Du unter Umständen professionelle Hilfe. Und zwischen diesen beiden Polen gibt es noch einen ganzen Zirkus an Möglichkeiten.
Was mir aber auffiel, als ich Dein Posting las, war, dass Du etwas kompliziert machst, das gar nicht kompliziert ist. Herauszufinden, was man will ist zwar schwierig, aber nicht kompliziert. Und man muss im Leben immer mal mit dem zweit- dritt- oder viertbesten vorlieb nehmen. Also mach einfach.

Liebe Grüße
Trippelschritt

Alana

Zitat"Berufung ist das, was man immer tut, ohne sich jemals dazu verpflichtet zu fühlen, etwas, was keine Motivation braucht, was man nie müde ist zu tun. Es ist das, wofür man morgends freiwillig aufsteht, egal, was es dafür gerade zu tun gibt. Wenn dies zutrifft, dann bist du auf dem richtigen Weg zu deiner Berufung."

Ich greife das jetzt mal raus. Das stimmt zwar, so ganz grundsätzlich. Gleichzeitig ist das sehr blauäugig. Du musst nur mal die letzen paar Seiten dieses Threads lesen, um zu sehen, dass das Bild von dem Künstler, der glücklich jeden Tag seine Berufung auslebt, ziemlich großer Käse ist. Und das trifft sicher auch auf Therapeuten zu, und andere Menschen, die ihren Beruf eigentlich lieben. Gerade am Anfang, wenn man merkt, wie der Berufsalltag im erträumten Beruf sich wirklich gestaltet, merkt man sehr häufig recht schnell, dass die Realität ganz anders aussieht als man sich das vorgestellt hat.

Das heißt nun nicht, dass du an etwas festhalten sollst, wofür du nicht brennst. Gerade als Selbstständiger muss man das glaube ich, sonst hat man gar nicht die Kraft, den Stress auszuhalten. Ich würde an deiner Stelle eher mal darüber nachdenken, warum du das eigentlich machen wolltest, wo deine Leidenschaft in deinem Konzept steckt und so weiter. Wenn du da wirklich nichts findest, dann wäre es wahrscheinlich an der Zeit, sich etwas anderes zu überlegen. :)
Alhambrana