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Ich will Schriftsteller sein! Jetzt!

Begonnen von Alaun, 24. Juni 2010, 16:11:07

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Slenderella

#150
Ich bin jemand, der bereits sein Hobby zum Beruf gemacht hat - das würde ich auch ein zweites Mal machen (kann aber aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr in dem Beruf arbeiten).
Ich gehe die Sache auch nicht mit Musenquatsch und Ideenarmut an - ich weiß wie ich (und habe schon) auf Druck (zeitlich, whatever) zu produzieren habe, von daher sind das Dinge, die mich nicht wirklich schrecken. Ich habe während meiner Umschulung die meiste Zeit zu Hause gesessen und geschrieben (anschließend artig meine IHK Prüfung gemacht, zu den Lehrstunden war ich aber meist Zuhause und habe meine Bücher geschrieben). Unter 3 Manuskripte im Jahr bring ichs auch voll berufstätig nicht. Von daher ist das für mich kein Grund mich zu fürchten, oder es negativ zu sehen.
Ich habe stets mehrere Eisen im Feuer, Manuskript, Vertags  und Verhandlungslos bin ich eigentlich nie gewesen, seitdem ich die Sache durchgezogen habe.

Nicht anders habe ich auch meinen alten Beruf angegangen, wenn ich etwas mache, dann richtig, sonst kann ich es auch ganz sein lassen. Deswegen empfinde ich auch meinen Brotjob momentan als sehr ätzend, denn er hindert mich (zumindest zeitlich) daran mehr Gas zu geben. Das was ich mache, ist eben Sparflamme, weil der Tag nicht mehr Stunden hat.

Ich hab mir beruflich jahrelang körperlich Schmerzen zufügen lassen (Jährlingshengste sind nicht eben nett) und habe mich verbal mit jemandem auseinandersetzen müssen, der einen schon morgens mit dem schönen Wort Schlampe begrüßt hat ... ich habe ein SEHR dickes Fell. Was die Frau mir alles schon gesagt hat - niemals könnte eine Rezension mich weghauen. Dafür bin ich mittlerweile einfach zu sehr im Klotzmodus mit "Leck mich doch" Attitüden :)
Ich brauch noch eine Katze
Und ein Beil wär nicht verkehrt
Denn ich gehe heute abend
Auf ein Splatter-Pop-Konzert

Grey

Ich habe auch niemandem sagen wollen, er könnte das nicht. Nur, dass die hauptberufliche Schriftstellerei eben auch nicht nur Freude ist, genau wie jeder andere Job auch. Und dass man sich gut überlegen sollte, ob man sich schlimmstenfalls sein Hobby kaputtmachen will, indem man es zum Beruf macht. Denn die Gefahr ist da, definitiv.

Alana

#152
ZitatIch habe auch niemandem sagen wollen, er könnte das nicht. Nur, dass die hauptberufliche Schriftstellerei eben auch nicht nur Freude ist, genau wie jeder andere Job auch.

Ja, genau, das wollte ich auch nur sagen. :) Ich will ja niemanden abschrecken, sondern nur einen Einblick geben, worauf man sich einlässt.

Ich habe auch 3 bis 4 Romane im Jahr geschrieben, bevor ich hauptberuflich Autor wurde. Jetzt schaffe ich trotzdem nicht mehr, ich glaube, jeder Mensch hat eine Grenze für seine Kreativität, die keine Rechengröße bezogen auf die verfügbaren Arbeitsstunden ist. Ich mag auch gar nicht mehr als 3 bis 4 pro Jahr schreiben, aber das ist wieder was, das muss jeder mit sich selbst ausmachen. Ich kenne aber tatsächlich viele Autoren, die sehr erstaunt waren, dass sie Vollzeit keinen höheren Output haben. Muss man ja auch nicht. Man sollte nur eben nicht damit rechnen.

Auf Knopfdruck kreativ zu sein ist auch etwas, das dann eben klappen muss, damit habe ich jetzt persönlich nicht so ein Problem, aber ich habe auch noch nie einen Roman ohne Deadline beendet, ich hatte von Anfang an den Druck dahinter und ich glaube, den brauche und will ich auch. ;D Als ich angefangen habe, dachte ich auch noch, dass man mit harter Arbeit und guter Leistung auf Dauer ganz sicher einen gewissen Erfolg erreichen kann, mittlerweile bin ich da sehr desillusioniert, aber das leiere ich hier jetzt nicht runter. Ich denke, das Wichtigste ist, dass man sich trotz allem den Spaß am Schreiben erhält und das kann mitunter sehr harte Arbeit sein, wenn alles den Bach runtergeht. Aber wenn man das Schreiben nicht mehr liebt, wofür sollte man es dann tun? :)
Alhambrana

Ahneun

#153
@all  :gruppenknuddel:
es ist noch gar nicht so lang her, da hab ich zu einem Spatz´l gesagt, dass ich wesentliche Probleme hätte, unter Druck zu schreiben. Das hab ich gerade jetzt zur "NaNo-Zeit" gemerkt. Wenn ich am Rechner sitze und MUSS(!) etwas schreiben, was noch schlüssig und zusammenhängend und vor allem Sinnvoll sein soll, und ich die Probleme meiner Firma mit mir herumtrage, da müsste ich sehr viel Zeit investieren, um erstmal ab zu schalten und den Kopf frei zu kriegen.

Und Hauptberuflich zu schreiben, um davon leben zu können, das fiel mir ja genauso schwer, denn hier müsste ich mir etwas einfallen lassen, sonst würde ich bald unter der Brücke schlafen. 3-4 Romane im Jahr schreiben, ist das Eine, aber wenn es keinen Verlag gibt der sie auf den Markt bringen will, da ist auch bald "Schicht im Schacht"
Hier hätte ich auch den Druck sprich Erfolgsdruck, der mir wiederum die Gedanken zum schreiben blockieren würde.

Für mich persönlich ist und bleibt das Schreiben ein Hobby, hier kann ich auch mal etwas anderes, quasi nebenbei machen, wenn meine Muse gerade mal meint, "ach heute nehm ich mir Frei!" Ich zieh meinen Hut vor diejenigen unter Euch, die Hauptberuflich schreiben.
- Ein Diamant
ist

HauntingWitch

@Mythenschmied: Einfach nur :knuddel:. Deine Worte sind gerade sehr aufbauend.

@Gey und Alana: Danke auch euch. Mir ist das alles bewusst, glaubt mir, ich setze mich seit etwa zwei Jahren intensiv mit kreativen Menschen und deren Leben auseinander und habe ja auch von euch hier im Forum schon so einige Beiträge lesen dürfen. :knuddel: Aber ich habe trotzdem das Gefühl, dass es mir dann immer noch besser gehen würde, einfach rein psychisch, einfach vom Gefühl her. Wobei, vielleicht ist das ein Trugschluss, aber auch dann würde ich lieber Teilzeit arbeiten und den Rest der Zeit dem Autorendasein widmen, wenn nur schon das ginge... Aber momentan, mit dem Vollzeit-Job (den ich brauche, um meine Lebenshaltungskosten zu decken), habe ich einfach immer das Gefühl, am falschen Ort zu sein und zu wenig Zeit für das Schreiben (und das Drumherum) zu haben. ::) Ich muss wirklich lernen, mit diesem Gefühl umzugehen, bis ich es vielleicht eines Tages schaffe, den Bürojob zumindest zu reduzieren. Und wenn ich das nicht schaffe, erst recht...

Manchmal denke ich, es wäre vielleicht einfacher, den Traum loszulassen, aber dann ist mir das wiederum ein Gräuel. Ich habe Angst, dann am Boden zu zerbrechen. Dieser Traum ist eigentlich das, was mich davon abhält, niedergetrampelt zu werden und gleichzeitig zerreisst es einen. Aber das schweift jetzt etwas aus, ich muss mich auch gleich wieder ausklinken, bevor mein Chef zurückkommt. ;)

Alana

#155
@Witch: Das war auch mehr so an die Allgemeinheit gerichtet.  :knuddel: Ich würde trotzdem nichts anderes machen wollen und ich glaube auch, dass du dir bewusst bist, was es bedeutet. Ich liebe diesen Job und es geht mir besser als in jedem anderen Job, den ich bisher gemacht habe. Trotzdem - man arbeitet wie jeder Selbstständige mehr als Vollzeit, viele Autoren kratzen ständig am Burn Out, manchmal ohne es zu merken, eben weil es trotz allem so Spaß macht. Und dazu kommt, dass es neben den schönen Dingen, die nicht nur schreiben sind (Messen etc.) auch viel nerviges gibt, was sehr viel Zeit wegnimmt. Es ist in gewissem Sinne ein Job wie jeder andere oder sagen wir - eine Selbstständigkeit wie jede andere. Trotzdem bin ich jeden Tag froh, dass ich diesen Job machen kann, denn mir würde es ähnlich gehen wie dir. Den Traum begraben? Warum? Ich glaube nicht, dass davon irgendwas besser wird. Vielleicht gibt es stattdessen ja einen Weg, doch noch etwas Schönes an deinem jetzigen Job zu finden?  :knuddel:

ZitatDieser Traum ist eigentlich das, was mich davon abhält, niedergetrampelt zu werden und gleichzeitig zerreisst es einen.

So geht es mir jeden Tag. Denn das Problem ist, geschafft hat man es so gut wie nie. Die Angst, diesen Traum wieder zu verlieren, bleibt immer bestehen, eben weil man weiß, dass man das eine gefunden hat, was einen wirklich erfüllt, und weil es gleichzeitig so verdammt unsicher ist. Ich würde den Traum nicht aufgeben, aber ihn - bis zu einem gewissen Grad - zu erreichen hat diese Gefühle bei mir sogar noch schlimmer gemacht.
Alhambrana

Grey

@Witch
Ich will dir das auch nicht ausreden, auf keinen Fall! Ich verstehe auf der anderen Seite ja auch total, dass man sich nach dem Leben mit und für das Schreiben sehnt, da ging es mir ja ganz genauso. Und ich würde auch nie zurückgehen wollen. Nur manchmal vielleicht. Für eine kleine Weile.
Das Problem ist eben, man kann nichts tun außer an sich zu arbeiten und die Augen offen zu halten, damit man bereit ist, wenn die Chance kommt. Bis dahin versuche vielleicht, deinen Job als Chance für Input und Inspiration zu sehen. Das ist nämlich auch ganz wichtig. Lebenserfahrungen zu sammeln. Weil alles, was du lebst und tust, dein Schreiben bereichert, wenn du es zulässt. Und eines Tages wirst du dann das richtige Buch zur richtigen Zeit schreiben. Ganz bestimmt. :knuddel:

HauntingWitch

Danke euch. :knuddel:

Zitat von: Grey am 01. Dezember 2015, 13:08:33
Bis dahin versuche vielleicht, deinen Job als Chance für Input und Inspiration zu sehen.

Genau das mache ich. Manchmal klappt es ein bisschen besser, manchmal ein bisschen weniger. Ihr habt mir schon geholfen, es tut gut, das mal aussprechen zu können, ohne schief angesehen zu werden. :)

Ahneun

Zitat von: Witch am 01. Dezember 2015, 16:49:41
Danke euch. :knuddel:

Manchmal klappt es ein bisschen besser, manchmal ein bisschen weniger. Ihr habt mir schon geholfen, es tut gut, das mal aussprechen zu können, ohne schief angesehen zu werden. :)

Weist Du, diese Zeilen zeigen doch, dass die Gesellschaft etwas, was eben nicht alltäglich ist, als etwas abnormes abstempelt. Sonst würde man Dich nicht schief ansehen. Ich finde es wichtig, dass man hier Gleichgesinnte findet, die die Probleme und Gefühle des Anderen verstehen.
- Ein Diamant
ist

Elona

Liebe Witch,

wenn auch eine etwas verspätete Antwort.

Vor einiger Zeit stand ich an genau demselben Punkt. Ich stellte fest, dass meine Arbeit mich nicht wirklich ausfüllt und dass ich viel lieber schreiben würde. Ich war frustriert und habe mich geärgert.

Irgendwann begann ich mir Fragen darüber zu stellen:
Warum bin ich wirklich unzufrieden? Worüber rege ich mich eigentlich auf? Was möchte ich wirklich? Wie du dir vorstellen kannst (und ich vermute das erging/ergeht dir ähnlich), war es ein ziemliches hin und her zwischen den beiden Seiten.
Antwort auf die Frage: Weil ... und dann kommt die andere Seite mit ihrem ,,Ja, aber ..."

Tatsächlich fand dabei einfach ein Umdenken statt. Bei mir ist daraus eine wirkliche Zufriedenheit erwachsen, weil ich zu der Erkenntnis kam, dass alles so wie es ist gut ist.

Ich habe einen festen Job, in dem ich gut Geld verdiene. ,,Sicheres" Geld, keins wo ich bangen muss. Meine Zeit auf der Arbeit kann ich mir frei einteilen und solange die Arbeit erledigt wird, kräht kein Hahn danach, was ich treibe (so z.B. diese Antwort schreiben). Um nichts auf der Welt würde ich auf meine Kollegen verzichten wollen. Und unter uns, so schlimm ist die Tätigkeit eigentlich auch nicht. Zumal ich die Möglichkeit hatte, Einfluss auf mein Aufgabengebiet zu nehmen. So wie es für mich den Anschein hat, könntest du das eventuell auch ...

Schreiben ist für mich ein Hobby. Es füllt mich aus, es bereitet mir Spaß. Wenn ich bei etwas das mir Spaß macht, Druck bekomme, hört der Spaß für mich ganz schnell auf. Das ist etwas, dass ich mir nie im Leben selbst nehmen werde. Ich wäre nämlich nicht glücklich, wenn ich wüsste dass ich schreiben muss. Denn ich kenne diese Tage, an denen ich einfach keine Lust habe. An denen eine große Leere in meinem Kopf herrscht und ich einfach nichts zu Stande brächte, wenn ich mich dennoch hinsetzen täte. (Erwachsen aus Erfahrungswerten)

Was also sollte ich ändern? Ich freue mich den ganzen Tag wie ein Plätzchen, dass ich abends schreiben kann, wenn mir denn dann danach ist. Zumindest für mich behält das Schreiben dadurch auch seinen Zauber. :)
Außerdem gehöre ich zu den Menschen, die es zu schätzen wissen, dass Arbeit den Tag strukturiert. Ich würde mich irgendwann entweder im gekonnten Nichtstun, oder gezwungenem Schreiben wiederfinden. Grausige Vorstellungen!
Das Einzige, was ich ändern würde, wäre von Vollzeit auf eine Teilzeitstelle, mehr aber auch nicht und für den Schritt habe ich mich bisher nicht durchringen können. Aber irgendwann wird das wohl kommen.

Das trifft jetzt selbstverständlich nur auf mich zu und jeder ist da anders. :)
Ich glaube was mir wirklich geholfen hat, war die Vorstellung wie es anders wäre und hierbei diese ,,rosarote-alles-perfekt-Welt" außer Acht gelassen (die hilft einem nach meiner Erfahrung nämlich nie weiter).
Für mich würde das Schreiben dadurch einfach seinen Zauber und ich dann meine Freude daran verlieren.   

Was ich aber persönlich wichtig finde, ist, dass man das was man tut auch gerne macht. Alles andere macht einen nur unglücklich.

Vielleicht hat es dir ja ein bisschen weiter geholfen.

Liebe Grüße
Aurora

P.S. Und ein nerviger Chef ist normal! ;) Gehört vermutlich zu deren Stellenbeschreibung dazu.

HauntingWitch

@A9: Ja, ist mir nicht neu. Das ist auch bedenklich, aber da könnte ich jetzt ganz weit abschweifen.

@Aurora: Danke auch dir für die aufmunternden Worte. :knuddel: Diese Gedanken, was wäre wenn, habe ich auch. Ich stelle mir auch vor, wie es wäre mit allem, was es mit sich bringt. Der Druck, das "Müssen", Verkäuflichkeit... Im Moment habe ich aber das Gefühl, dass es auch dann noch besser wäre, als das, was ich jetzt habe. Vielleicht ist das wirklich ein Trugschluss, doch ich müsste es erfahren, um das sagen zu können und dann komme ich wieder zu meinem Ausgangspunkt. Nein, ich glaube, ich muss einfach das Positive an meiner jetzigen Arbeit sehen (fester Lohn ist ein gutes Beispiel) und lernen, mit den negativen Dingen besser umzugehen, ebenso wie mit diesem Gefühl der Unzufriedenheit. Es ist auch nicht so, dass ich es nicht gerne mache, nur, dass es mir nicht reicht. Woher die Unzufriedenheit kommt, darüber denke ich Zurzeit auch nach. Aber auch da drehe ich mich im Kreis.

Slenderella

Manchmal muss man sich aufhören das zu fragen, weil man sonst nur auf der Suche nach einer Antwort auf die Frage, deren Erkenntnis dich eventuell gar nicht weiterbringt - wenn du feststellen musst: Es ist der Job - wir sind aber alle so clever, dass wir wissen, dass wir Arbeit zwingend brauchen, von daher ...

Streich mal die Frage und horch mal ab und an in dich hinein. So ein kurzer Gefühlscheck. Ich glaub, dann kommst du auch drauf, was dir fehlt. Außerdem - so hab ich mir mal sagen lassen - gehört eine innere Unruhe zum kreativen Menschen dazu.
Ich brauch noch eine Katze
Und ein Beil wär nicht verkehrt
Denn ich gehe heute abend
Auf ein Splatter-Pop-Konzert

HauntingWitch

Slenderella, du sprichst mir aus der Seele. Ja, es einfach ruhen lassen und akzeptieren, dass es nun einmal so ist. Da bin ich jetzt so langsam dabei.

Zitat von: Slenderella am 02. Dezember 2015, 17:59:58
Außerdem - so hab ich mir mal sagen lassen - gehört eine innere Unruhe zum kreativen Menschen dazu.

Das ist wohl eine Tatsache. ;D Aber dann muss man sich fragen, ob man das überhaupt loswerden will, weil sonst wäre man ja nicht mehr kreativ. Und wenn man solche Gedanken immer weiter spinnt, dreht man am Ende noch durch, weil man so viel darüber nachdenkt. :rofl: Ja, ich werde es wohl ruhen lassen und mich derweil einfach weiterhin im positiven Denken üben.

Aljana

Hi ihr Lieben,

dieser Thread ist ja ganz schön entstaubt worden. Das Gefühl, dass der Titel ausdrückt, kenne ich auch. Autor, Schriftsteller sein, am besten weltberühmt, viel gelesen und reich wäre dann auch noch was Feines.
Dass das nicht geht, das habe ich schon früher verstanden und mir deswegen schon als Kind gedacht, was will ich eigentlich sonst noch und habe heute einen Job, mit dem ich so 80% der zeit sehr glücklich bin. Naja und daneben schreibe ich. Wie hart die Branche ist, das haben Alana und Grey ja schon beschrieben. Auch ich hab da rein schnuppern dürfen mit meiner ersten Veröffentlichung. da war ich 14 hatte alles, aber kein dickes Fell und es war mehr als hart. doch statt aufzugeben hat es mich bestätigt, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe nur 'nebenher' Schriftsteller sein zu wollen.
3-4 Bücher im Jahr? Man Man Man. Respekt. Ich weiß nicht, ob ich das könnte. Ich schreibe gerne und ich habe, seit ich im Tintenzirkel bin viel mehr neue Ideen bekommen, als ich mir je träumen ließ, aber 3-4 Romane - und das jedes Jahr. Könnte ich nicht. Und wenn, dann würde ich sie nicht so lieben.
Dennoch merke auch ich, dass dieser Wunsch in mir ist, Geschichten zu erzählen. Primär eigentlich diese eine, die für mich die schönste ist und immer bleiben wird. Manchmal verzweifle ich an dem Wissen, dass ich vermutlich nie die Menge an Menschen erreichen werde, die ich mir wünsche oder hoffe, doch ich gehe damit mittlerweile anders um. Ich versuche in meinem Job 105% zu geben jeden Tag besser zu werden und meistens macht das Spaß. An stressigen Tage kann ich dank dem Schreiben in ein anderes Dasein abtauchen und den Kopf frei kriegen, von allem, was mir so auf der Arbeit begegnet. Ich schreibe oft in meinem Urlaub und nutze viel Zeit abends in den Mittagspausen, überhaupt, doch auch das wird mir manchmal einfach zu viel und dann tut es wahnsinnig gut, dass ich mir sagen kann: "Du bist nicht davon abhängig. Du machst das für dich. Für deinen Spaß, deine Geschichte." Selfpublishing hat mich dabei frei gemacht, alles so zu tun, wie ich es will, und wann ich es will. Klar ganz ohne Deadlines geht es nicht und wenn dann muss ich eben die Disziplin haben, sie mir selbst zu setzen.
Doch die, zugegeben selten eintreffenden, guten Kritiken oder Feedbacks können mich aus einem grauen Alltag holen, mir das Gefühl geben, doch den einen oder anderen zu erreichen.
Darum rate ich jedem, der dieses Bedürfnis hat: Traut euch einfach. Macht einen Roman fertig. Tretet an einen Verlag ran oder versucht euch im Selfpublishing. Traut euch den Schritt aus eurem stillen Kämmerlein heraus. Der Anfang ist immer hart. Es ist nie leicht, weder als Fulltime noch als Parttimejob. Es ist auf der anderen Seite des Verlagsvertrages nicht alles rosa und glitzernd ;) und manchmal ist es ein Segen, dann doch nicht nur Schriftsteller sein zu müssen.

Trippelschritt

Hallo Witch,

ich schreibe einfach mal, wie es bei mir war. Und wenn wir Glück haben, kannst Du Dir was rauspicken. Ich wollte immer schreiben, bin aber nie auf die Idee gekommen, meinen Lebensunterhalt als Schriftsteller zu verdienen und ich wusste auch warum. Ich kannte zu vieol Leute, die versucht haben aus ihrer Leidenschaft einen Beruf zu machen. Es hat nur ganz selten funktioniert. Egal, ob man Pferde liebte und deshalb einen Reitstall aufmachen wollte oder ob man als Goldschmiedin Schmuckdesignerihn mit eigener Kollektion werden wollte. Der Grund ist ganz einfach. Die Faktoren, die über den Erfolg im Beruf entscheiden, haben wenig mit der ursprünglichen Leidenschaft zu tun. Und ich habe das Glück gehabt, so etwas immer und immer wieder erleben zu dürfen.

Aber geschrieben habe ich trotzdem. Und glaube mir, ich hatte einen Stressberuf mit mehr als 40 Stunden in der Woche, nie Urlaub und selten ein freies Wochenende. Mein Beruf machte mir Freude, sodass ein Teil der Fron freiwillig war. Und trotzdem habe ich es geschafft in dieser Zeit Bücher zu schreiben, weil ich Bücher schreiben wollte. Es gab also keine äußeren Umstände, denen es gelungen wäre, mich am Schreiben zu hindern. Dafür war dieser Wunsch einfach zu stark. Und ich wusste, ich kann schreiben. Also - warum darauf verzichten.

Frust war auch da, denn ich wollte ja auch, dass meine Texte gelesen wurden. Und das war in der Belletristik nicht so ohne weiteres der Fall. Deshalb habe ich aufgehört, Romane zu schreiben, und deshalb lieber Kurzgeschichten geschrieben, denn die bekam ich unter. Verdient habe ich nichts daran, aber wenn ich hätte davon leben müssen, hätte ich Zugeständnisse machen müssen, zu denen ich nicht bereit war. Und je mehr ich schrieb, desto erfolgreicher wurde ich. Erfolgreich für mich. Ich merkte am Feedback, dass ich besser wurde. Und irgendwann hatte ich Glück und es klappte mit einem Kleinstverlag. Es dauerte fünfzehn Jahre, bis das Glück kam. Aber ich habe diese fünfzehn Jahre auch immer geschrieben, weil ... Ohne Schreiben wäre es nicht gegangen. Und ich habe immer so lange geschrieben, bis der Kopf leer war. Und nachdenken kann man über seine Geschichte an allen Orten. Und wenn ich bei anderen Autoren nachschaue, wie es bei denen war, dann war es da auch so wie bei mir. Die wollten schreiben und haben es getan. Und irgendwann hat es geklappt, weil sie im Lauf der Zeit immer besser wurden.

Deshalb ist mein Rat immer: Schreibt weiter!!! Und wenn ihr keine Lust zum Schreiben habt, weil kein Verlag euch will, ist das kein Grund mit dem Schreiben aufzuhören. Nur wenn das Schreiben für einen selbst nicht wichtig genug ist, dann sollte man es lassen. Eigentlich ganz einfach, nicht? Und doch manchmal ganz schön schmerzhaft. Aber so ist es nun mal.

Alles Liebe für Dich
Trippelschruitt