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Ich will Schriftsteller sein! Jetzt!

Begonnen von Alaun, 24. Juni 2010, 16:11:07

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Schommes

Auch zu Lesungen und Signierstunden steht in meinem Vertrag gar nichts. Die Teilnahme ist also völlig freiwillig. Allerdings hat mich Piper nach Zustimmung durch mich (die allerdings nirgendwo schriftlich fixiert ist) im Katalog als "lesungswillig" bezeichnet. Das dies allerdings unter dem Vorbehalt meines Terminplans, der Vergütung der Lesung, der Erreichbarkeit und vielem anderen steht, versteht sich, denke ich von selbst.
Auf der faktischen (d.h. nichtrechtlichen Ebene) wird man sicherlich bedenken müssen, wie es auf einen Vertrag wirkt, wenn der Autor standhaft alle Gelegenheiten zur Eigenwerbung ausschlägt.

gbwolf

#121
Es gibt durchaus Verträge, in die aufgenommen wird, dass der Autor sich bemüht, bei Werbeveranstaltungen teilzunehmen. Wenn du eh gerade auf der Buchmesse bist, kann der Verlag dich zu einer Lesung einplanen. Aber das ist auch nur ein "bemüht" und kein "muss". Und wie Schommes schon sagte: Verträge sind verhandelbar und auch wenn der Passus im Vertrag ist, redet man über solche Sachen. Es kann zum Beispiel keiner von dir verlangen, auf eigene Kosten zu einer Werbeveranstaltung zu fahren. Das ist wie mit den Nebenrechten: Auch wenn der Verlag sich alle Nebenrechte gesichert hat, gibt es die Pflicht, diese angemessen zu vergüten. Ebenso würde ich mich standhaft weigern, wenn von mir jemand verlangen würde, für viel Geld nach Leipzig zu fahren und zu lesen und hinterher ein paar Euro mehr Tantiemen zu haben.

Edit: Ich hätte jetzt gerne ein halbes Jahr Pause, um in Ruhe an einigen Projekten zu planen. *seufz* Aber nein, in meiner Freizeit kann ich mich mit Projekten fürs Studium beschäftigen. Dooohooof!

Grey

Also soweit ich weiß, ist es die gängige Praxis, dass der Autor (nach Vertragsabschluss) irgendwann gefragt wird, ob er sich für Lesungen etc. zur Verfügung stellt. Falls ja, werben die Verlage damit im Programm oder manchmal auch noch in einem extra Presseheft. Dass Lesungen Vertragsbestandteil sind, davon habe ich noch nichts gehört.

Abakus

#123
Vielen Dank, Schommes, Wölfin & Grey für die Informationen!  :)

Bezüglich Verlagsvertrag mache ich mir keine großen Gedanken bzw. Sorgen. Soweit ist es ja auch noch lange nicht. Allerdings mache ich mir viele Gedanken zu meinem Arbeitgeber. Laut meinem Arbeitsvertrag ist ein Nebenerwerb bzw. eine Nebentätigkeit genehmigen zu lassen.

Eine Kollegin aus einer anderen Niederlassung hat vor Monaten ein Kinderbuch veröffentlicht, aber erst nach wochenlangem Gezerre mit der Geschäftsführung. Die Geschäftsführung war der Meinung, dass die Arbeitsleistung der Kollegin auf lange Sicht sinken würde, da sie ankündigte auch in Zukunft weitere Bücher zu schreiben/veröffentlichen.

Die Geschäftsführung wollte das eben nicht genehmigen. Die Kollegin zog einen Rechtsanwalt (Arbeitsrecht) hinzu und bekam ziemlich schnell eine schriftliche Genehmigung. Der Absatz im Vertrag bezüglich der Genehmigung einer Nebentätigkeit wurde abgeändert, die Klausel existiert aber weiterhin.

Die ganze Sache hatte auch Einzug in die Mitarbeiterzeitung gefunden, allerdings wurde hier davon gesprochen, dass man sehr stolz auf diese Mitarbeiterin sei. Von den Problemen im Vorfeld wurde kein Wort erwähnt, allerdings war es jedem bekannt. Sowas spricht sich schnell herum.

Sven

Zitat von: Markus am 29. Mai 2011, 12:26:11
Eine Kollegin aus einer anderen Niederlassung hat vor Monaten ein Kinderbuch veröffentlicht, aber erst nach wochenlangem Gezerre mit der Geschäftsführung. Die Geschäftsführung war der Meinung, dass die Arbeitsleistung der Kollegin auf lange Sicht sinken würde, da sie ankündigte auch in Zukunft weitere Bücher zu schreiben/veröffentlichen.

So etwas hört man immer wieder mal, ist aber rechtlich nicht durchzusetzen. Man kann einem Hobbysportler, der regelmäßig einen Krankenschein hat, weil er sich die Beine wegtreten lässt, den Sport verbieten. Aber das Schreiben geschieht in der Freizeit und hat auf die Arbeitskraft nicht mehr Auswirkung, als Fernsehn gucken. Solange man mit dem, was man schreibt, kein Geld verdient, sagt man es der Firma ja auch nicht. Es ändert sich also nichts.
Da ich mit dem Schreiben in keinem zweiten Arbeitsverhältnis stehe, ich also kein zusätzliches monatliches Einkommen beziehe, würde ich es bei meiner Firma auch nicht angeben. Da man in der Regel von den Verlagen jährlich vergütet wird, ist es halt ein zusätzliches Einkommen, das man versteuert, das der Firma aber nichts angeht. Darüber hinaus weiß man ja nie, ob das nächste Buch überhaupt verkauft wird.
Was sich einige Firmen einbilden ist schon lustig. Ich verkaufe ihnen einen Teil meiner Zeit, nicht aber mein ganzes Leben.  :happs:
Beste Grüße,
Sven

Schommes

Gesetzliche Regelungen zu Nebentätigkeiten gibt es außer bei öR Dienstverhältnissen nicht. Nebentätigkeiten dürfen ausgeübt werden, so lange sie die Haupttätigkeit nicht beeinträchtigen (z.B. weil die Erholung in der Freizeit nicht mehr gewährleistet ist, die Arbeitsleistung beeinträchtigt wird, eine Konkurrenzsituation entsteht, oder die Höhe der Einkünfte der Nebentätigkeit das Engagement in der Haupttätigkeit in Frage stellt).
Arbeitsrechtliche Regelungen werden über diese Grenzen nicht hinausreichen dürfen. Das Recht auf Nebentätigkeit ist durch das Grundrecht der Berufsfreiheit geschützt, das auch in das Arbeitsverhältnis hineinwirkt. Ein völliger Ausschluss wird sich daher kaum rechtfertigen lassen. Die Regelungsfähigkeit sonstiger Einschränkungen hängen von den Besonderheiten des einzelnen Arbeitsverhältnisses ab. Ein Konkurrenzverbot bei Vertretern dürfte z.B. üblich sein.
Schreiben ist - wie Sven sagt - arbeitsrechtlich irrelevant soweit es reine Freizeitbeschäftigung ist. Wird damit Geld verdient, ist es nach den Regeln für öR ArbV nur anzeige- aber nicht genehmigungspflichtig. Eine Genehmigungspflicht dürfte sich auch nur schwerlich rechtfertigen lassen. Ein Verbot nur in extremsten Ausnahmefällen (BND-Mitarbeiter will noch während seiner Tätigkeit seine Memoiren veröffentlichen etc.). Die privatwirtschaftlichen Betriebe lehnen sich meist an die Regeln der öR Arbeitgeber an.

Sven

Zitat von: Schommes am 29. Mai 2011, 14:36:50
Wird damit Geld verdient, ist es nach den Regeln für öR ArbV nur anzeige- aber nicht genehmigungspflichtig.

Und vielleicht bekommt der Arbeitgeber auch Angst, dass man mit dem Schreiben mehr Geld verdienen könnte, als er einem zahlt und einem dann eine fette Lohnerhöhung zusagt?
Wäre ein Versuch wert  ;)
Beste Grüße,
Sven

Zit

Ich denke nicht, dass einer das mit sich machen lässt.

Aber ich weoß nicht, was ist mit der schreibenden Friseuse? Da ist es ein leichtes, mit Heftromanen über dem Gehalt der Haupttätigkeit zu liegen. Verdienen ja nicht alle über 1k EUR im Monat.
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Sven

Zitat von: Zitkalasa am 29. Mai 2011, 14:53:26
Aber ich weoß nicht, was ist mit der schreibenden Friseuse? Da ist es ein leichtes, mit Heftromanen über dem Gehalt der Haupttätigkeit zu liegen. Verdienen ja nicht alle über 1k EUR im Monat.

Wenn einem der Mitarbeiter wichtig ist, wird man wohl über solche Dinge hinwegsehen. Wenn jemand mit dem Schreiben mehr Geld verdient, als mit seinem Brotjob, steht natürlich immer die Frage aus, ob man nicht komplett umsatteln sollte.
Tut man es nicht, ist einem wahrscheinlich der Brotjob wichtig. das weiß auch der Arbeitgeber und wird entsprechend reagieren.

Beste Grüße,
Sven

gbwolf

#129
Zitat von: Sven am 29. Mai 2011, 15:06:14Wenn jemand mit dem Schreiben mehr Geld verdient, als mit seinem Brotjob, steht natürlich immer die Frage aus, ob man nicht komplett umsatteln sollte.
Es kann auch sein, dass man sich dann anders versichern muss und der Hauptjob zum Nebenerwerb wird.
Bei mir, im Öffentlichen Dienst, habe ich die Nebentätigkeit immer angezeigt. Manche Städte wollen am Jahresende wissen, wieviel ich damit verdient habe, manche erst, wenn ich über einem bestimmten Betrag gewesen wäre. Vor allem geht es darum, wieviel Zeit man dafür aufwendet. Wenn ich einen Vollzeitjob habe und das Schreiben 20 Wochenstunden einnimmt, dann wird der Arbeitgeber sich fragen, wann ein Mitarbeiter sich denn mal ausruht oder ob er dann müde zur Arbeit kommt. Rechtzeitig vor einer Veröffentlichung die Nebentätigkeit anzeigen ist jedenfalls nie ein Fehler. Seit ich beim Arbeitsamt nebenberuflich selbständig gemeldet bin, mache ich das, obwohl ich bislang insgesamt kaum ein Monatsnetto verdient habe.

moonjunkie

Bei uns in der Firma musste ich das auch genehmigen lassen. Habe einfach mal in der Personalabteilung nachgefragt und sie meinten ich wäre auf der sicheren Seite (auch wenn ich bisher kein Geld damit verdiene und nur halbtags angestellt bin). So hab ich es jetzt schriftlich und habe dann keine Probleme, wenn es mal dazu kommen sollte, dass mein Roman veröffentlicht wird. Nachfragen kostet ja nichts.

HauntingWitch

*Ausgrabungsarbeiten*

So, Malinche hat gesagt, ich soll mich hier anhängen, also tue ich das. Mein Problem ist Folgendes. Ich habe ja nun seit ca. zwei Monaten einen guten Job. Dort habe ich alles, was ich in meinen vorheringen Jobs vermisst habe: Anspruchsvolle Arbeit, Selbstständigkeit, gute Leute, ich werde geschätzt... Der Chef ist etwas nervig, aber das ist normal, denke ich. Eigentlich hätte ich jetzt das perfekte Leben und die Firma möchte mich noch zur Beförderung pushen und ich dachte, dass das toll ist, weil ich dann in einem anderen Bereich als dem Schreiben Erfolg haben könnte und das mich das vielleicht etwas entspannen würde.

Nur ist das nicht so. Ich bin unzufrieden, ich habe null Ambition, in diesem Job irgendwo hinzukommen und auch - mal wieder - kaum Interesse an der Firma. Weil ich eigentlich doch nur das eine möchte, das, was wir alle möchten. Dieser Job wäre echt toll, aber er ist eben nicht das Wahre. Nun, ich denke, so lange ich nicht vom Schreiben leben kann, muss ich lernen, irgendwie damit umzugehen. Aber wie?

Slenderella

Dir eine gepflegte Portion Stumpfsinn zulegen.
Ich quäle mich auch in meinem Brotjob herum und erwische mich manchmal bei dem Gedanken: Was mach ich da eigentlich? Das ist überhaupt nichts, was mir Spaß macht, ich bin ein kreativer Mensch und immer wenn es kreativ wird, werden andere hinzugezogen, die wirklich 0 mit Texten umgehen können (ich bekomme Brechreiz, wenn ich unsere Broschüren lese, wo so viele Wortwiederholungen drin sind, dass ein Lektor von der Klippe springen würde).
Mittlerweile arbeite ich mit der: ich denke nicht mehr darüber nach - Methode. Ich mache das einfach und nutze die Zeit für Dinge in meinem Kopf, Arbeit, die ich auch vom Büro aus machen kann - planen, plotten usw.
Mit demselben Stumpfsinn (einfach weiter) gehe ich auch mit wenigen Verkäufen, oder fehlenden Rezensionen um. Ich mache einfach weiter. Irgendwann zahlt sich das aus. Solange muss es halt auch der öde Job sein, die nervigen Kollegen oder deren frustrierende Einstellung zur Arbeit (alles auf andere Abwälzen und fein deligieren). Und im Kopf bin ich dabei dann einfach bei meinem aktuellen Manuskript, einem geplanten, oder bei der Korrektur.
Ich brauch noch eine Katze
Und ein Beil wär nicht verkehrt
Denn ich gehe heute abend
Auf ein Splatter-Pop-Konzert

HauntingWitch

Oh, Slenderella, genau so! Nur die doofen Kollegen habe ich hinter mir gelassen... Bei mir ist das mittlerweile eher anders herum: Sie möchten, dass ich dieses und jenes machen kann und mich engagiere und ich möchte ja meinen Job auch gut machen. Aber ich habe nicht die Einstellung dazu. Am Freitag hatten wir Anlegerversammlung (dasselbe wie Generalversammlung, heisst nur anders) und der eine Mitarbeiter erzählte mir total begeistert, wie interessant er das immer fände, diese Leute persönlich zu treffen und dass es toll wäre, zu sehen, wofür wir das alles machen und die Leute auch froh sind, wenn sie uns mal persönlich sehen usw. blablabla. Rational verstehe ich, was er mir sagen wollte. Aber mein einziger Gedanke war: Ja, und jetzt? Und dann, den ganzen Tag: Was mache ich überhaupt hier? Für die anderen ist das der wichtigste Tag im Jahr, aber für mich war es einfach nur langweilig. Ich habe in der Zeit ein bisschen über meine SP-Pläne nachgedacht.

Diese "einfach-immer-weiter-machen"-Mentalität übe ich auch, aber manchmal fällt mir selbst das echt schwer. Manchmal schleicht sich dazu ein "Ich-mag-nicht-mehr"-Gefühl ein, so wie am Freitag. Und dann bin ich total frustriert und habe Wutausbrüche (aber nur, wenn es keiner mitbekommt). Nicht mehr darüber nachdenken klingt gut, aber wie geht das? Ich meine, nicht daran zu denken, nicht daran zu denken... Verstehst du, was ich meine?  ::)

Slenderella

Ich hab mal irgendwo gelesen, dass die Buddhisten meinen, man könne die schlechten Gedanken raus"schnauben" wie schwarzen Rauch. Das heißt Ausatmen und damit die schlechten Gedanken verbinden. Klingt albern, aber seitdem ich mir das vorstelle, funktioniert das besser. Auch wenn ich mich aufrege.

Bei mir kommt aber derzeit noch hinzu, dass ich ständig Sachen machen soll, die gar nicht in meinem Aufgabenbereich liegen und in die ich nicht eingearbeitet werde - ich krieg die Sachen mit einem: Mach mal. Mache ich sie falsch, wird auch noch gemeckert. Da nützt mir dann auch meine Buddah Übung nix, ich flippe irgendwann aus. Generell hat sich mein Job so massiv im letzten halben Jahr verändert, dass ich ständig auf 180 bin. Ich bin froh, wenn ich zu Haus ankomme und schreiben kann - allein schon wegen der Ruhe - momentan ist es nämlich Trend bei meinen Kollegen mein Büro als Aufenthaltsraum zu nutzen, wo eigentlich nur mein Chef und ich sitzen. Der lässt das aber zu und beteiligt sich an dem Quatsch - und ich soll dann Kundengespräche nebenher führen? Ähm ... nein.

Da gibt's dann eben die halbe Backe Mentalität - ich komm ja dort arbeitsbezogen zu nix mehr. Hab ich mehr Zeit für mich und meinen Kopf. Selber Schuld  :rofl:
Ich brauch noch eine Katze
Und ein Beil wär nicht verkehrt
Denn ich gehe heute abend
Auf ein Splatter-Pop-Konzert