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Deutsche Verlage und deutsche Nachwuchsautoren

Begonnen von gbwolf, 17. Juni 2007, 15:24:38

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Silabaron

... sieht man sich die Autorennamen genauer an, sind da doch erschreckend wenige deutsche Nachwuchsautoren dabei. Oder habe ich etwas übersehen?

@Lomax: Herzlichen Glückwunsch!


Liebe Grüße

Dieter.




Grey

Zitat von: Die Wölfin am 27. Juli 2008, 13:18:58
Und ein Name kommt uns allen da sehr bekannt vor  ;D

Und ich falle echt jedes Mal vom Stuhl bei dem genialen Cover ...

gbwolf

@Dieter: Ich würde eher sagen: Überraschend viele.
Außer bei Heyne ist immer mindestens ein deutscher Name mit dabei, einige sind gerade erst dabei, bekannt zu werden. Und das bei den Titeln, die die Lektoren als Spitzentitel bezeichnen! Das finde ich sehr positiv. Ich habe mir die Programme auch insgesamt angesehen - dort finden sich viele deutsche Namen und einige Neulinge oder Leute, die bislang erst kleinere Veröffentlichungen hatten - In den letzten Jahren sah das ganz anders aus!

Vor allem freut mich, dass das Genrekorsett sich weitet. Wenn die Damen jetzt ohne Korsett etwas schlanker würden als mit ...  :hmhm?:

Silabaron

#63
@Wölfin: Du hast ja recht, was den Bezug auf die Vergangenheit angeht. Da wurde man ja nur noch von "wie-auch-immer-übersetzten" Werken überschwemmt. Es ist nur so: wenn ich  soviele englische Autoren sehe, bekomme ich einfach meinen Frust. Schau mal - hier im Forum gibt es einige wirklich gute Autorinnen und Autoren. Ich bin immer wieder überrascht, wenn ich die hohe Qualität bei den Leseproben bemerke. Denke ich im Vergleich dazu an Paolini, Canavan und Autoren auf ähnlichem Niveau, dann bekomme ich Ausschlag und einen dicken Hals, weil ich mir unter guter Literatur etwas anderes vorstelle. Und damit meine ich keine hohe Literatur. Nur einfach gute, lesbare Literatur mit frischen Gedanken. Als Beispiel (und zum Glück veröffentlicht!) Ein Kriegers Herz von Solatar. Nach meiner Meinung völlig zu Recht für den Deutschen Phantastik Preis 2008 nominiert.

Argh! Schluß jetzt. *Mir auf die Finger hau* Wahrscheinlich sollte ich mich über den "hohen" Anteil deutscher Autoren freuen und mich wieder über meinen Text hermachen ... 

Liebe Grüße,

Dieter.

gbwolf

@Dieter: Bei Solatar wissen wir ja zum Glück, dass ihm eine wundervolle Zukunft blüht  ;)
Andererseits bringen Canavan, Paolini und Co. den Verlagen garantierte Gewinne - gute Gewinne. Und ein Verlag, der eine sichere Cash Cow hat, die auch einen garantierten Überschuss erwirtschaftet, der kann es sich auch leisten, pro Jahr ein oder zwei unbekannte, innländische Autoren aufzubauen. Ich habe das Gefühl, die Mischung wird besser. Und natürlich darf man nicht vergessen, dass es den Markt ebenfalls bereichert, gute Literatur aus dem Ausland übersetzt zu bekommen (so z.B. "Der Name des Windes", der jetzt im herbst kommt und viele andere).
Aber leider müssen die Verlage noch immer diese Mistlizenzen mitkaufen, wenn sie gute Titel haben wollen und leider werden auch viele Verlage intern umgebaut, das Personal gekürzt, etc.
Wenn sich die deutschen Fantasyautoren jetzt noch stärker auf dem Jugendbuchmarkt behaupten könnten *seufz ... *träum*

Felix

Man muss sicherlich feststellen, dass deutsche Autoren vor allem im Bereich der Fantasy sich in den letzten Jahren einen festen Paltz in den Programmen der Publikumsverlage erkämpft haben. Quantitativ finde ich das sehr erfreulich. Nur: Gucke ich mir deren Werke an, habe ich oft den Eindruck, dass deutsche Großverlage ihren deutschen Autoren nur so lange einen Platz einräumen, wie sie 0815-Fantasy, Fantasy von der Stange schreiben. Zu oft sind es bloß die ewig gleichen Geschichten, auf die die Fantasy von außen beschränkt wird. Dass ein Verlage wie jedes anderen Unternehmen vorallem auf Gewinne achten muss, ist mir bewusst. Aber ich halte nichts davon,w enn man deutsche Autoren zwar aufbaut, ihnen aber keinen Entfaltungsspielraum zubilligt und es ihnen auch nicht ermöglicht, ihr Genre weiterzuentwickeln.

Deshalb: Es ist toll, von immer mehr deutschen Autoren zue rfahren, dass sie ihren Platz in den Großverlagen finden, aber im Bereich der Qualität und Innovation ist noch eine Menge möglich.

gruß, Felix

P.S. bevor sich jemand auf den Schlipps getreten fühlt: Ich möchte hiermit nicht einzelne deutsche fantasyautoren kritisieren, sondern eine Verlagspolitik, die sich in meinen Augen auf Dauer nicht auszahlen werden kann.

Solatar

Auch mein Glückwunsch an Lomax für die bevorstehende Veröffentlichung und das Cover ist - da stimme ich Grey absolut zu - wirklich wunderbar geworden. Sehr schön.  :jau:

Das Buch lege ich mir auf jeden Fall zu. Alleine die wirklich tolle Idee mit der "Perspektive des Bösen" finde ich äußerst spannend.


Zitat von: Dieter am 27. Juli 2008, 16:21:45
Als Beispiel (und zum Glück veröffentlicht!) Des Kriegers Herz von Solatar. Nach meiner Meinung völlig zu Recht für den Deutschen Phantastik Preis 2008 nominiert.

Zitat von: Die Wölfin am 27. Juli 2008, 18:00:34
@Dieter: Bei Solatar wissen wir ja zum Glück, dass ihm eine wundervolle Zukunft blüht  ;)

Oh... Ihr redet über mich und dann auch noch so positiv. Das treibt mir gleich die Schamesröte in die Wangen. Danke Dieter. Das freut mich wirklich sehr.

Ähm... Wölfin. Das wäre wirklich schön. Aber ich sage mal... langsam und emsig ernährt sich das Eichhörnchen. Ich bin schon mal froh, dass mein erster Roman fertig lektoriert und gerade gesetzt wird. Das Cover muss noch erstellt werden. Aber der Verlag hat einen wirklich tollen Künstler dafür engagiert, der das Buch sehr mochte. Der Roman soll nun endlich im Januar 09 erscheinen. Der Zweite folgt dann im März 09 und der Dritte im Oktober 09. Also... Daumen drücken, dass jetzt alles gut geht, dann gibt es ordentlich Lesefutter in 2009.

Was nun das Thema deutsche Autoren, Fantasy und Verlage angeht, empfinde ich den Trend im Moment für deutsche Nachwuchsautoren als sehr positiv. Selbst im Ausland und auf dem US- amerikanischen Markt werden deutsche Autoren inzwischen gerne angenommen und auch gelesen. Ich komme gerade aus den USA zurück und muss sagen, dass deutsche Ware immer - egal was es ist - für hohe Qualität steht. Das gilt auch für die Autoren. Der Buchmarkt in Deutschland zeigt auch immer häufiger deutsche Veröffentlichungen im Fantasybereich. Das lässt uns denke ich alle auf bessere Zeiten und eine glückliche Zukunft hoffen.

Und ich will jetzt endlich die Bücher der Wölfin, von Grey und den anderen Tintenzirklern veröffentlicht sehen und lesen. Haltet Euch ran. Was ich bislang an Leseproben gesehen habe, war wirklich packend.


gbwolf

@Solatar: Du weißt doch, dass ich hellsehen kann und für andere ein hoffnungsvoller Optimist bin  ;D

Cailin

@ Solatar: DREI (??!!) Bücher in einem Jahr?  :o - Und die nächsten drei kommen dann 2010?

@wer-auch-immer-dafür-zuständig-ist:
So langsam braucht Solatar wirklich den Titel 'Überflieger'  :hmhm?:

Sorry für das OT  :pfanne: bin schon weg

Solatar

@Cailin

...das ist der derzeitige Plan.
Wobei für 2010 nur 2 weitere vorgesehen sind und dann für 2011 zunächst ein weiterer Roman.
Allerdings musst Du das so sehen, dass die ersten Manuskripte ja schon länger sozusagen in der Warteschlange stehen (seit 2007) und sich der "Stau" dann so langsam ab 2009 beginnend bis 2011 auflöst. Der Editionsplan für die Veröffentlichungen ist also nicht gleichbedeutend mit der eigentlich zu erledigenden Schreibarbeit.

Felix

Das ist trotzdem wahnsinn! Ich hoffe, du hältst uns hier auch weiterhin auf dem Laufenden!

Lomax

Vielen Dank für alle Glückwünsche. Aber es ist ja noch mehr als ein halbes Jahr hin, da weiß ich gar nicht, was ich jetzt schon drüber reden soll ... :psssst:
Zitat von: Cailin am 28. Juli 2008, 11:45:54
@ Solatar: DREI (??!!) Bücher in einem Jahr?
Das ist vielleicht auch ein hilfreicher Hinweis für deutsche Nachwuchsautoren: Wenn man als Profiautor leben möchte, muss man seine 2-3 Bücher pro Jahr rausbringen. Vor allem dann, wenn man in einem Genre wie der Fantasy schreibt - was ja trotz aller Erfolge in letzter Zeit immer noch eine eher kleine Nische ist. Die wenigen Bestseller-Plätze, auf denen man mit einem Titel pro Jahr oder weniger auskommt, sind hier noch rarer gesät als in manch anderem Genre.
  Wer also immer damit liebäugelt, bei Verlagen unterzukommen, damit er sich danach an den Pool legen und dann und wann mal ein Büchlein rausbringen kann, sollte seine Berufsplanung noch mal überdenken ;D

Schommes

#72
Hallo Ihr Lieben,
ich hatte gestern eine Telefongespräch mit meinem Agenten, dessen Inhalt ich gerne mit Euch teilen möchte, weil es das Verhältnis deutscher Verlage zu deutschen Fantasyautoren betrifft, dass er für mich aus seiner Markterfahrung heraus beleuchtet hat.
Hintergrund ist mein Buch Asylon, eine Dystopie, die im August erscheint. Kommenden Donnerstag will sich der Cheflektor meines Verlages mit mir treffen um ,,ein neues Projekt" zu betreffen. Ich hatte daher meinen Agenten angerufen, um mich thematisch auf dieses Treffen vorzubereiten, auch weil ich ja kaum weiß, was mit einem neuen Projekt gemeint ist: Sequel zu Asylon, was anderes, ebenfalls fantastisches oder doch eher nichtfantastisches? Ich bin auf alles gefasst.
Mein Agent hat wie er das meistens tut, versucht in freundlicher und nicht allzu düsterer Art meine Erwartungen zu bremsen. Hier seine Kernaussagen in etwas unsortierter Form, so gut ich mich erinnere:
Wenn ein Fantasytitel eines Debütautoren in Deutschland eine Gesamtauflage zwischen 6 und 8000 hat, gilt das durchaus als gut.
Ein Sequel hat dann in der Regel deutlich weniger, also vielleicht 5000, was – wie Ihr wahrscheinlich wisst – nicht eben viel ist.
Deswegen würde ein deutscher Verlag so ein Sequel wohl nur dann wollen, wenn das Erstbuch eine Auflage von mehreren zehntausend Stück erzielt hat, also ein definitionsgemäßer Bestseller geworden ist.
Für deutsche Autoren ist es generell schwierig sich auf dem deutschen Fantasymarkt zu etablieren. Die bereits vorhandenen Platzhirsche (Heitz, Peinkofer etc.) nehmen den Markt bereits mehr oder weniger komplett ein.
Die deutschen Verlage kaufen lieber Fantasy aus Übersee, die sich dort bereits bewährt hat. Das führt z.B. auch dazu, dass ein Amerikaner mit einem innovativen und deswegen unter Umständen riskanten Projekt immer den Vorzug vor einem deutschen Autoren bekommen wird, selbst wenn Letzterer genau dasselbe probiert. Er bezog sich auf die Dan Wells Reihe mit der Aussage: Hätte ein deutscher Autor sich das getraut (Crossover aus Serienkiller und Monstersplatter) hätte er kaum eine Chance gehabt.
Das ist so ungefähr alles woran ich mich erinnere.
Erzähle ich das, um Euch alle runterzuziehen? Nein sicher nicht. Ich finde es aber wichtig, solche Insiderinformationen weiterzugeben, egal, ob Sie nun zutreffend oder übertrieben sind oder was auch immer.
Außerdem soweit es mich betrifft, weckt so was erst so richtig meinen Kampfgeist. Das wär doch gelacht, wenn das Volk der Dichter und Denker die Yankees nicht so richtig in den Arsch tritt, oder wie seht ihr das?
Ich hab für diesen Post, trotz Abgrasen des Verlagsthreads keinen guten Fred gefunden und daher diesen aufgemacht. Über eine rege Diskussion würde ich mich freuen.

Euer Schommes

[EDIT]: Cool, dieser Fred ist mir augenscheinlich völlig durch die Lappen gegangen. Danke fürs Verschieben.

gbwolf

#73
Hallo Schommes!

Wie? Was? Thread nicht gefunden? Stand doch auf Seite 1 von "Vom Manuskript ...". Also, "Seite 1", wenn man sich die maximale Beitragszahl anzeigen lässt  ;D
Scherz beiseite: Ich habe deinen Thread mit den interessanen Insidern hier angeflantscht, weil ich denke, das ist das Thema, das du gesucht hast. Konkretes von Leuten, die Ahnung haben, ist immer gut zu lesen!

Um mein Scherflein beizutragen (Ich war letzte Woche nämlich auch bei meiner Agentur zu Gast): Eine zeitlang sah es für deutschsprachige Autoren wirklich gut aus - das war vor einigen Jahren. Mittlerweile geht die Lücke wieder etwas zu, was nicht nur daran liegt, dass man gerne auf bereits bewährte Romane setzt, sondern auch daran, dass eben die Autoren, die "damals" anfingen, den Bedarf zu decken, sich mittlerweile etabliert haben. Sprich: Die Verlage haben mittlerweile viele sehr gute Stammautoren.
Dann kommt hinzu, dass immer mehr Autoren sich immer früher professionalisieren, sowohl was das Schreibhandwerk angeht, als auch das Angebot. Meine Agentin hat mir bestätigt, dass Anschreiben, Exposés und Leseproben immer besser werden - nicht zuletzt, weil junge Autoren schon früh vom Austausch in Foren profitieren. Wir haben es also nicht nur mit immer mehr Verlagen und Labels zu tun, sondern auch mit viel mehr gut ausgebildeter Konkurrenz.
Tatsache ist allerdings auch, dass es immer wieder Trends und Nischen gibt und geben wird, bei denen die Verlage händeringend nach qualifizierten Autoren suchen, die über Jahre zuverlässig liefern können. Das sind natürlich sowohl bei den Jugendlichen als auch bei den Erwachsenen die regionalen Themen (Krimi/Thriller/Problembuch/Liebesroman), der historische Roman und einige mehr. In anderen Genres gibt es ebenfalls immer wieder Möglichkeiten. Gerade bei Fantasy, Horror und SF stehen die Chancen natürlich schlechter, weil das Setting meistens entweder egal ist oder seit Jahrzehnten vom angloamerikanischen Sprachraum geprägt wurde. Urban Fantasy in Wanne-Eickel? Eher Komik, wo doch die düsteren Gassen von London mehr Grabeshauch versprechen. Steampunk mit Kaiser Wilhelm? Geschichtlich belastet und sexy Pickelhauben? Da ist die koloniale Vergangenheit des Empire zwar nicht weniger blutig oder von Fehlurteilen behaftet, hat aber dennoch mehr Sexappeal.
Aber es erwischt nicht nur die Fantasyautoren: Wir saßen Mittwoch beisammen und haben einen gemeinsamen Stoßseufzer ausgestoßen, dass Niemand deutschen Autoren einen ordentlichen Politthriller zutraut (BND-Agenten? Fette, dröge Beamte, aber niemals so cool und bösartig wie der CIA! Kommando SpezialWAS? Na dann lieber knackige Navy Seals oder Royal Air Force). Geht nur noch eine Stufe schlimmer: Deutschsprachiger Politthriller von einer ... igitt! ... Frau  :wart: Nu gut. Stück für Stück erobern wir deutschsprachigen Frauen uns die SF und ich gebe die Hoffnung nicht auf, in 5 oder 10 Jahren mit einem bombastischen Politthriller aufzuwarten. *grrr*

So viel zu meiner Sicht der Dinge.

Grüße,
Nadine

Fizz

Zitat von: Schommes am 07. Juni 2011, 21:43:07
Die deutschen Verlage kaufen lieber Fantasy aus Übersee, die sich dort bereits bewährt hat. Das führt z.B. auch dazu, dass ein Amerikaner mit einem innovativen und deswegen unter Umständen riskanten Projekt immer den Vorzug vor einem deutschen Autoren bekommen wird, selbst wenn Letzterer genau dasselbe probiert. Er bezog sich auf die Dan Wells Reihe mit der Aussage: Hätte ein deutscher Autor sich das getraut (Crossover aus Serienkiller und Monstersplatter) hätte er kaum eine Chance gehabt.

Das bestätigt eigentlich das, was ich mir vorher schon dachte. In Amerika schießen ja zur Zeit die Bücher aus dem Boden, wie anderswo das Unkraut.
Aber irgendwo verständlich. Der Markt wird rauer, man möchte schneller und besser wirtschaften und am liebsten dabei kein unnötiges Risiko eingehen. Also bedient man sich an vielversprechenden Titeln und Namen.

Was bleibt uns übrig? Naja, einfach besser sein als der Rest und auch ein wenig Glück haben. Ich denke dann hat man immer noch Chancen auf dem Markt, auch wenn sie vielleicht nicht ganz so rosig sind wie anderswo.