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Wie verlief bei euch die Agentur-/Verlagssuche?

Begonnen von CocoMcCormick, 14. Dezember 2022, 10:49:58

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CocoMcCormick

Hallo, ihr Lieben!


Ich hoffe ihr habt alle den NaNoWriMo gesund und munter hinter euch gebracht und verbringt jetzt eine ruhige und entspannte Vorweihnachtszeit.

Wie ein paar von euch vielleicht bereits in meiner Vorstellrunde gelesen haben, bin ich aktuell auf der Suche nach einer Agentur für meinen Debütroman.

Nun wollte ich euch fragen, die ihr ja teilweise aus jahrelanger Erfahrung sprechen könnt, wie ihr eure Agentur- und Verlagssuche erlebt habt? Wie viele Agenturen/Verlage habt ihr angeschrieben? Wann habt ihr Rückmeldungen erhalten, egal ob positiv oder negativ? Wenn positiv, kamen diese Rückmeldungen viel schneller als innerhalb der angegebenen (teilweise Monate langen) Wartefrist, oder habt ihr tatsächlich bekündetes Interesse auch noch nach 8 bis 10 Wochen erhalten?
Wie war eure Vorgehensweise allgemein? Habt ihr einige wenige Agenturen angeschrieben und dann direkt die (Klein)Verlage kontaktiert? Habt ihr den Hut drauf geworfen und den Weg des Selfpublishings gewählt? Wart ihr sofort erfolgreich? Wie zufrieden seid ihr, mit dem Weg den ihr eingeschlagen habt, um ein/e veröffentlichte/r AutorIn zu werden und was würdet ihr eventuell im Nachhinein anders machen? Welchen Rat würdet ihr AutorInnen mit auf den Weg geben, die sich noch mitten in der Suche nach einem Weg zur Veröffentlichen befinden?

Ich weiß, Fragen über Fragen, aber sie beschäftigen mich theoretisch schon, seit ich überhaupt angefangen habe zu schreiben. Das Internet ist zwar voll von Antworten, aber selten bekommt man einen Input von tatsächlichen NeuautorInnen, die echte, ehrliche Erfahrungen gemacht haben.


Vielen lieben Dank schonmal und eine keksreiche Vorweihnachtszeit! :)


Maja

Bevor ich meine Agentur gefunden habe, habe ich es bei den Verlagen direkt versucht. Das war einmal um 2000 herum mit meiner allerersten Roman, dann nochmal 2007 mit einem Kinderbuch.

Bei meinem Debütroman hatte ich das große Glück, dass die Lektorin meines Traumverlags nach der Leseprobe (ich habe die ersten 30 Seiten plus Exposée verschickt) das Gesamtmanuskript angefordert hat, und das innerhalb weniger Tage nach meiner Einsendung. Die Absage kam dann deutlich später, ich habe bestimmt ein halbes Jahr gewartet, aber sie war immerhin begründet, was etwas Besonderes ist.

Ich habe danach noch weitere Verlage angeschrieben, immer so zwei, drei in einem Schwung, und mich von den großen zu den kleineren Verlagen durchgearbeitet, bin aber nie wieder über eine Absage nach der Leseprobe hinausgekommen. Das ist mehr als zwanzig Jahre her, als Agenturen noch praktisch keine Rolle spielten, deswegen bin ich damals auch nicht auf die Idee gekommen, mich nicht direkt an die Verlage zu wenden.

Das nächste Buch, mit dem ich auf Verlagssuche gegangen bin, war dann 2007 mein Kinderbuch. Damals setzten sich gerade die Agenturen durch, das hatte ich aber noch nicht auf dem Schirm (wir hatten damals im Tizi noch nicht so viele veröffentlichte Autoren und niemanden, der bei einer Agentur war). Ich verschickte wieder Exposée und Leseprobe, wieder in Schwüngen von drei Verlagen pro Postgang, und bekam kommentarlose Formschreiben zurück (das Kinderbuch war kein besonderes gelungenes Buch, muss ich heute zugeben).

Im Jahr drauf bekamen einige Tizis Agenturverträge, und ich wollte es auch versuchen, mich zu bewerben - nicht mit dem Kinderbuch, das war nach so vielen Absagen verbrannt, aber ich hatte einen achthundertseitigen Fantasy-Klopper, mit dem wollte ich es wagen ... wenn er überarbeitet war ... und nochmal überarbeitet ... und ein drittes Mal ... und ich ein Exposée hatte ... also, ein besseres Exposée ... kurz gesagt, ich schob es vor mir her und versuchte es nie. Die Wahrheit war, ich hatte Angst vor Zurückweisung, gerade weil bei der Agentur, wo ich es versuchen wollte, schon so viele Tizis unter Vertrag standen.

Dafür passierte etwas anderes. Ich hatte das Kinderbuch damals nicht nur an alle Verlage geschickt, sondern außerdem auf einer Webseite eingestellt, auf der angeblich Agenten und Verlagslektoren nach neuen Talenten suchten. Die Seite gibt es nicht mehr, und ich denke auch nicht, dass das System funktioniert, weil Agenten und Verlage mit Angeboten überschüttet werden und nicht auch noch selbst danach suchen müssen, und man macht sich da in erster Linie zum Angriffsziel unseriöser Druckkostenzuschussverlage. Da wusste ich aber, dass ich auf so ein Angebot nicht hereinfallen würde (ich hatte kurz davor für so eine Schmeißfliege in Verlagsgestalt gearbeitet und wusste mehr über deren Geschäftspraktiken, als mir lieb war), und so hatte ich nach dem Motto "man kann ja nix verlieren" mein Kinderbuch da eingestellt - wieder Exposée und Leseprobe, plus ein Link zu meiner Webseite.

Und wo das Kinderbuch eher missraten war, war meine Webseite um so toller. Da präsentierte ich die ersten dreieinhalb Bände meines epischen High-Fantasy-Zykluses (mit Engeln!), komplett zu lesen, zum Runterladen bei Interesse, und ich hoffte auf nettes Leserfeedback. Stattdessen meldete sich eine Agentur bei mir, die über das Kinderbuch auf Romansuche.de auf meiner Webseite gelandet war, sich da festgelesen hatte, und jetzt fragte, ob sie mich mit dieser Fantasy-Reihe vertreten dürften.

Ich war, gelinde gesagt, baff. Weder hatte ich diese Agentur, eine noch kein Jahr alte Neugründung, auf dem Schirm, noch wollte ich diese Reihe anbieten, bevor sie abgeschlossen war. Und skeptisch war ich noch dazu, denn ich wusste, Autoren bewerben sich bei Agenturen, nicht umgekehrt. Die Agentur hatte acht Autoren unter Vertrag und war gerade dabei, sich einen Autorenstamm aufzubauen, daher die aktive Suche. Sie hatten sonst keine Fantasy im Programm und waren auf höhere Literatur ausgerichtet, was mir gefiel, denn ich wollte immer schon als Literat wahrgenommen werden. Aber ihr Vertrag sah seriös aus, und im Beschnupperungstelefonat waren wir uns sympathisch, und so unterschrieb ich einen Werksvertrag für meine Fantasy-Reihe.

Das ist jetzt vierzehn Jahre her, ziemlich genau auf den Tag. Die Agentur ist seitdem gewachsen, und ich bin es auch, und wir sind immer noch ein Team. Meine Engel-Reihe haben sie nicht verkaufen können, was gut ist, denn ich habe seit Jahren nicht mehr dran weitergearbeitet. Überhaupt hat es lange gedauert, bis etwas von mir vermittelt worden ist - meine erste Veröffentlichung ist 2013 erschienen, da war ich fast fünf Jahre bei der Agentur. Manchmal braucht es Geduld. Dafür haben sie mich mit einer Trilogie an den Traumverlag (genau den, der 2000 mein Gesamtmanuskript angefordert hatte) vermittelt. Und in diesem Jahr habe ich dann mithilfe der Agentur meinen Kinderbuchverlag gefunden und hoffe, dass ich da noch lange bleiben kann.

Manchmal braucht es einen echt langen Atem, und nicht zu vergessen immer wieder ein neues Manuskript, mit dem man es versuchen kann. Daumen sind gehalten!
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

moonjunkie

Ich habe 2010 mit dem ernsthaften Schreiben angefangen und 2011 gleich meine erste Bewerbungsrunde bei Agenturen gestartet (damals mit einem Vampirliebesroman), angeschrieben hatte ich etwa 10 Agenturen, die Absagen (allesamt Standard) kamen manchmal sehr schnell (im gleichen Monat) oder auch erst nach drei Monaten, auf manche warte ich bis heute.  ;)

Im Jahr darauf habe ich mich mit einem neuen Projekt beworben, dieses Mal ein Kinderfantasybuch, angeschrieben habe ich 16 Agenturen und habe meist eine Eingangsbestätigung bekommen oder gleich eine schnelle Absage, teilweise auch mit ein paar Minirückmeldungen (Idee interessant, aber Umsetzung hapert, Protagonistin wirkt zu jung, Erzählton zu jung). Tatsächlich kamen die Antworten hier oft auch ziemlich flott (im gleichen Monat, maximal vier Wochen später). Beworben habe ich mich mit diesem Buch über mehrere Jahre, immer mal wieder an ein paar Agenturen. 2014 habe ich von einer Agentin eine Bitte um ein Telefonat erhalten, wir haben telefoniert, sie hat erzählt, was ihr an der Geschichte gefällt, was ich noch bitte ändern soll und dann durfte ich es nach Überarbeitung erneut schicken. Das zog sich dann und letztendlich hat sie im Jahr darauf abgesagt, weil es schwierig sei im Kinder- und Jugendbereich Fuß zu fassen, wenn es sich nicht um etwas wirklich "Besonderes" handele. Mit meinem Kinderfantasybuch habe ich übrigens ganz oft bei den Agenturen erst angeklopft und eine Mail mit einer Zusammenfassung der Geschichte hingeschickt, gefragt, ob sie Interesse hätten. Heutzutage würde ich diesen Schritt glaube ich weglassen und gleich Exposé, Vita und Leseprobe mitschicken, je nachdem, was sie sich wünschen. Aber nette Resonanz hatte ich auf meine erste Anfrage fast immer, in der geschrieben wurde, dass das Projekt interessant klänge.

Mit dem Vampirliebesroman (der da schon keine Vampire mehr enthielt, sondern Gestaltwandler) hatte ich mich dann auf Anraten einer Betaleserin bei einem kleinen Verlag beworben, die mir dann auch ziemlich schnell den Zuschlag gegeben haben (leider mit einem eher miesen Vertrag, wie ich viel zu spät mitbekam und mittlerweile - nachdem meine Reihe mit vier Bänden dort erschienen ist - ist der Verlag von der Bildfläche verschwunden, zum Glück kann man sich dort auch nicht mehr bewerben). Mit weiteren Fantasyprojekten habe ich mich auch teilweise direkt bei Verlagen beworben.

Mit einem Liebesroman habe ich es zwischendurch noch bei Verlagen und Imprints probiert und konnte Forever von dem Manuskript überzeugen, wo die Zusage superschnell kam und die Veröffentlichung auch sehr schnell ging, weil ein Programmplatz frei war.

Dann kam eine überraschende Sache: eine Bekannte erzählte, dass sie auf der Buchmesse einen sehr sympathischen Agenten interviewen würde und fragte, ob ich ihr nicht einen Pitch für ihn mitgeben wolle. Kurz nach der Messe hat sich mein Agent dann bei mir gemeldet per E-Mail, wir haben einige Male telefoniert und gemailt und im Herbst hatte ich dann ziemlich unverhofft einen Agenturvertrag. Beworben hatte ich mich mit Jugendfantasy. Zwei weitere Projekte (mit denen ich mich vorher schon einmal bei Agenturen beworben hatte) habe ich ihm auch gegeben. Leider ist davon bis heute nichts an einen Verlag vermittelt worden. Ich habe eine weitere Schiene ausgebaut: Liebesromane. Und zwei oder drei Jahre nachdem ich bei der Agentur unterschrieben hatte, haben sie meinen ersten Liebesroman vermittelt (an einen kleinen, neuen Verlag, der aber immerhin Vorschüsse bezahlt und sehr engagiert ist). Projekt 2 haben sie dann dort auch direkt unterbekommen und Projekt 3 und 4 habe ich dann selbst beim Verlag angeboten und den Zuschlag bekommen.

Jetzt ist meine Agentin erneut auf der Suche für ein Verlagszuhause für meinen neuen Liebesroman. Meine Fantasyprojekte versuche ich - in Absprache - selbst anzubieten, habe bisher aber leider nur Absagen bekommen. Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf.

Ich drücke dir auf alle Fälle die Daumen für deinen Bewerbungsweg!

Syvaren

#3
Am Anfang meiner Autorentätigkeit habe ich mich für das Selfpublishing entschieden (2017). Damals häuften sich die Beiträge von erfolgreichen Buchveröffentlichungen in den sozialen Medien (nicht, dass ich da ständig unterwegs wäre), sodass ich den Mut fand, es auch zu versuchen. Abgesehen davon haben mich die langen Wartezeiten bei meinen Traumverlagen abgeschreckt, und ich wollte einfach nicht so lange warten, denn mein Bauch sagte mir, dass das Buch bereit ist. Also habe ich meine ersten beiden Bücher im Selfpublishing veröffentlicht.

Für das dritte Buch (eine Fantasy-Trilogie) schrieb ich Anfang 2018 rund 10 Kleinverlage an. Einer schickte nach drei oder vier Wochen eine Absage, zwei forderten das ganze Manuskript an und von den anderen warte ich bis heute auf eine Antwort. Von denen, die das ganze Manuskript verlangten, kam eine Absage und eine Rückmeldung: Falls ich das Buch komplett überarbeiten würde, mehr Gefühle reinbringen könnte, dann würden sie es allenfalls nehmen. Vielleicht sollte ich schon einmal ein Lektorat machen? Meine Lektorin arbeitet auch für den Verlag, also hätte das vermutlich dann gleich als Verlagslektorat gezählt. Aber ich fühlte mich total unwohl damit. Unter anderem fand ich es auch daneben, ein Lektorat zu verlangen, wenn das doch Aufgabe des Verlags ist. Wenn ich da viel mehr Gefühle eingebaut hätte, wäre es nicht mehr die Geschichte gewesen, die ich erzählen wollte. Also habe ich (nach mehreren Malen darüberschlafen ;) ) abgesagt.

Von den angefragten zehn Kleinverlagen existieren heute übrigens noch vier, der eine davon mit nicht allzu gutem Ruf.

Im Laufe der Jahre habe ich hin und wieder an Wettbewerben von Verlagen und auch Agenturen teilgenommen und schaffte es einmal auch in eine Endrunde. Allerdings war ich dann fast erleichtert, als mein Manuskript nicht genommen wurde. Zu dem Zeitpunkt hatte ich sieben Veröffentlichungen im Selfpublishing vorzuweisen. Wider Erwarten machte es mir total viel Spass, und es gab nur zwei Gründe, warum ich gerne in einem Verlag veröffentlichen möchte: finanziell und wegen der Reichweite.

Inzwischen sehe ich das Selfpublishing als meinen Weg zum Bücherveröffentlichen an. Es macht mir Spass, ich bin zufrieden damit, und die Kosten sind mit den Einnahmen inzwischen gedeckt. Ich kann die Geschichten schreiben, die ich will, bin im Abstand und im Inhalt der Bücher total frei und habe keine langen Wartezeiten. Ich kann meine Richtung jederzeit anpassen, wenn es mir beliebt, und muss niemanden fragen, ob der Verlag das Manuskript will, weil ich mich gern bei anderen bewerben möchte (in einigen Verträgen steht eine Art "Vorkaufsrecht" drin).

Kurzum: Auch wenn ich mich hin und wieder bei Verlagen und Agenturen beworben habe und nie dachte, dass das Selfpublishing mich derart happy machen würde, möchte ich gar nichts anderes mehr, als meine Bücher selbst zu veröffentlichen.  :)

Viel Erfolg bei deiner Agentursuche!

Leann

Danke für die Fragen, die mich dazu angeregt haben, meine "Autorinnenkarriere" noch mal Revue passieren zu lassen.

Agenturen:
Ca. 2015 habe ich eine erste Runde bei Agenturen gedreht, mit Fantasy. Bin überall abgelehnt worden. Runde zwei 2017, diesmal mit Liebesroman. Auch nur Ablehnungen. Ich habe immer so vier bis fünf Agenturen gleichzeitig angeschrieben und nach den Ablehnungen die nächsten fünf. Die Ablehnungen kamen immer sehr schnell, hat ein paar Tage bis wenige Wochen gedauert. Einige waren nicht standardisiert, sondern gingen auf das Projekt ein. Das reichte von absurd ("Mit Seekrankheit fährt doch niemand mit der Fähre nach Irland!") bis wohlmeinend ("Ihr Talent reicht höchstens für Ebook-Verlage/Imprints und dazu brauchen Sie keine Agentur.").
Danach habe ich die Agentursache aufgegeben. Es ist auch eine Frage des Alters. Selbst, wenn ich mich jetzt noch mal auf die Suche begeben würde, müsste ich alles inklusive mit fünf bis zehn Jahren bis zur ersten Verlagsvermittlung und -veröffentlichung rechnen und dann bin ich vermutlich schon tot. Was kann ich in dieser Zeit ohne Agentur noch alles veröffentlichen!

Verlage:
Da hatte ich definitiv mehr Glück. Der von den Agenturen abgelehnte Liebesroman hat immerhin den 2. Platz bei einem Romanwettbewerb gemacht und ich hatte Angebote von mehreren Ebook-Verlagen. Also hatte die Agentur recht. Nee, Scherz. Mein Talent reicht natürlich auch für Prints.  ;D
2014 habe ich das erste Mal ein Manuskript bei einem Kleinverlag eingereicht, mich auf Ablehnung bzw. endlos lange Wartezeit eingestellt und hatte nach zwei Stunden die Zusage. Mit diesem Verlag arbeite ich heute noch gerne zusammen.
Die Verträge bei Lübbe und Piper habe ich mit der Teilnahme an Challenges bekommen. Das ist scheinbar einfach, auf diesem Weg auch bei größeren Verlagen zu landen, allerdings sollte man aufpassen und die Verträge gut durchlesen und ggf. ändern lassen (z.B. das von Syvaren erwähnte Vorkaufsrecht).

Selfpublishing
Das ist mein Weg. Da verdiene ich am meisten, es geht flott und macht Spaß. Es liegt mir nicht, wenn nach dem Schreiben eines Romans mehr als ein Jahr bis zur Veröffentlichung vergeht. Dann habe ich den Bezug zu der Geschichte meist verloren. Lieber schreiben, überarbeiten und raus damit. Damit bin ich auch schneller als die Zweifel. Und wenn was schiefgeht, kann ich nur mir Vorwürfe machen. Ich kann meine Termine selbst einteilen, was mir auch wichtig ist. Wenn ich Verlagsdeadlines einhalten muss und gleichzeitig in meinem anderen Job viel Arbeit anfällt, ist das ein Problem. Habe ich beim Selfpublishing nicht. Da kann ich nach meinem eigenen Rhythmus schreiben und veröffentlichen.
Außerdem kann ich so selbst entscheiden, was ich schreibe. Wäre für mich schlimm, wenn ich für ein Projekt so richtig brenne und mir die Agentur lapidar mitteilt, dass sie das nicht haben wollen und ich was anderes schreiben soll. Mir würde das nicht passen, wenn mir andere da etwas vorschreiben wollen. Gut, kann man als marktorientierte Unterstützung sehen, aber ich habe gemerkt, dass ich das zurzeit (!) nicht will.

Fazit: Ich lege den Schwerpunkt auf Selfpublishing und biete ab und zu geeignete Manuskripte Verlagen an, wenn ich z.B. Lust auf ein Gratislektorat habe. Im Moment bin ich sehr zufrieden damit.

Viel Erfolg bei der Agentursuche! Einen Rat habe ich nicht. Bin ja selbst noch Anfängerin bzw. ein kleines Licht. Nur: Es gibt nicht nur einen Weg. Man kann auch ohne Agentur glücklich werden.

Jen

#5
Meine Reise ist etwas kurios und bestimmt kein Musterbeispiel.

Vor einigen Jahren habe ich mich bei Agentur A beworben, als diese eine Bewerbungsaktion hatte, aber mein Buch war nicht gut genug. Ich bot dasselbe Manuskript auch Agentur B an, bei der Maja ist, auch hier gab es fix Feedback - zu schwer vermittelbar.
Ich widmete mich dann dem Selfpublishing, ohne dass ich die beiden Romane einer Agentur anbot, weil ich für die beiden ohnehin keine Chance sah. Das ging dann direkter und ich hatte ein erstes Erfolgserlebnis.

Ein Jahr später, 2017, schrieb ich wieder im Fantasybereich und reichte den Roman bei Verlag A ein. Zwei Lektorinnen meldeten sich, dass sie es total mochten, aber keinen Programmplatz hatten. Stattdessen wurde ich auf eine Party auf der FBM eingeladen, weil mich die beiden Lektorinnen einem Verleger von Verlag B vorstellen wollten. Der war an dem Abend krank, wie doof ... und damit versiegte auch mein Interesse an dem ganzen Verlags-/Agenturleben, ich hatte in der Uni und privat ohnehin viel Stress.

Diese Lage zog sich dann, die Pandemie kam, und im Sommer 2020 schrieb mich plötzlich eine Agentin von Agentur A auf Instagram an. Eine der beiden Lektorinnen von Verlag A hatte mich ihr empfohlen, weil sie nach Leuten mit der Schreibe von Neil Gaiman suchte. Öh. Okay. Huch.

Ich ging bei Agentur A unter Vertrag, wir verschickten bis heute vier Leseproben + Exposés (eins im Halbjahr) und diesen Mai schlug dann Piper beim dritten Projekt zu. :) Hat lange gedauert und es war eine Menge Glück dabei, aber ich dachte, vielleicht interessiert auch dieser Weg ein wenig. Es kann auch nie schaden, sich gut mit Autor*innen einer Agentur zu verstehen, damit sich die Agent*innen ein wenig flotter das Manuskript anschauen. Bei meinen bisherigen Empfehlungen ging es durch ein liebes Wort von mir etwas flotter, aber keine*r meiner Freund*innen wurde durch "mein Vitamin B" genommen. Da lässt sich - zumindest meine Agentin - definitiv nicht reinreden.
Guilty feet have got no rhythm.