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Ähnlichkeiten zu anderen Werken

Begonnen von Tex, 29. März 2020, 22:56:04

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Tex

Hi zusammen,

ich hoffe, ich habe das Thema nicht übersehen und bin zudem im richtigen Bereich:

Ich bastle jetzt seit mehreren Jahren an einer Fantasywelt und bin drauf und dran, die erste Geschichte daraus fertigzustellen. Doch leider habe ich gerade in letzter Zeit gemerkt, dass einige Elemente, die ich dort verarbeitet habe in irgendeiner Weise nicht so originell sind, wie ich gehofft hatte. Zum Beispiel habe ich ein Lied entdeckt, dessen Songtext eines meiner Hauptmotive im Roman ziemlich exakt beschreibt. Außerdem habe ich bei einer Recherche ein Bild entdeckt, das eine Stadt zeigt, die einer von mir Entwickelten zumindest in den Hauptelementen ziemlich ähnlich ist. Jetzt weiß ich nicht, ob die Urheber dieser beiden Werke Teile meiner Welt nicht als Plagiate ansehen könnten. Und auch eine Internetrecherche hat mir nicht wirklich weitergeholfen.

Weiß jemand, wie das rechtlich aussieht?

PS: zum Beispiel das Bild: Es zeigt eine runde, schwebende Ruine einer Festung, die mit Ketten an einen Berg gebunden ist. Außerdem stehen Statuen am Rand, die eien bisschen an Dämonen erinnern. In meiner Welt gibt es eine schwebende Festung, die bei einem Krieg in Schutt und Asche gelegt wurde und nun vom petraischen König in einem Gebirge versteckt wurde. Auch sie ist außen mit Statuen von Nachtwesen geschmückt (wenngleich die Statuen auch größer als auf dem Bild sind).

Sascha

Kurze Antwort: Ich glaube kaum, daß Du überhaupt noch irgendwelche wirklich neuen Ideen haben kannst, die garantiert noch nie jemand zuvor hatte. Alles schon dagewesen, da kommst Du nicht drumrum. Solange Du nicht offensichtlich abkupferst, sollte das kein Problem sein. Ansonsten dürfte so ziemlich jedes erscheinende Buch mit Klagen überzogen werden.

Sturmloewin

Was Sascha sagt.

Es gibt so unendlich viele Geschichten, Bilder, Lieder etc. auf der Welt, es ist quasi unmöglich, eine Geschichte zu entwickeln, die keinerlei Ähnlichkeit zu irgendetwas hat, das es schon gibt. Mach dir darüber keine Gedanken.

Ich kann verstehen, dass das etwas frustrierend ist, wenn man dachte, man hat eine originelle Idee und dann feststellt "Mist, sowas gibt es doch schon." Aber das sollte dich nicht davon abhalten, es zu machen. Schließlich kennt nicht jeder alles und viele von deinen zukünftigen Lesern werden die Parallelen wahrscheinlich gar nicht erkennen.

In der Literaturwissenschaft gibt es auch die Theorie, dass alle Werke nur aus Zitaten bestehen, da es alles so oder so ähnlich schon einmal gab.

Also wie gesagt: Mach dir keinen Kopf darüber und schreib weiter  :)
So when the world knocks at your front door
Clutch the knob tightly and open on up
And run forward and far into its widespread, greeting arms
With your hands outstretched before you
Fingertips trembling, though they may be
--- Anis Mojgani "Shake the Dust"

Turiken

Oh ja, ich kenne das auch! "Meine Güte, was hattest du da mal wieder für einen genialen, nie dagewesenen, originellen Einfall!" Dann freut man sich den Allerwertesten ab, nur um Wochen oder Monate festzustellen, dass die Idee gar nicht so originell und einzigartig war. Sei es dass man so was ähnliches in einer Serie, einem Buch oder einem Film (oder auch in einem Liedtext) entdeckt.
Ich glaube, der wichtige Punkt an der Sache ist nicht, einzigartige Ideen zu finden, sondern seine Ideen in frischem Kontext zu sehen. Na und, dann habe ich ganz ähnliche Fantasyrassen wie in Buch XY. Dafür können meine Rassen aber dies und das und sie sind in sich schlüssig und authentisch. Wenn das Drumherum stimmt, dann macht es auch nichts, wenn die eigenen Einfälle irgendwo anders auch schon mal waren.

Das soll natürlich jetzt aber auch nicht zu munterem Plagiat aufrufen. ;D

Amanita

Ich denke auch, dass man sich deswegen nicht den Kopf zerbrechen muss, solange man nicht wirklich abschreibt.
Ich freue mich sogar, wenn ich auf Lieder oder Bilder stoße, die mich an meine Fantasygeschichten erinnern, weil ich das immer als Einstieg und Inspiration sehr hilfreich finde.
Es gibt ja immer wieder Grundelemente, die sich ähneln und am Ende ist es nicht so wichtig, wie die Stadt genau aussieht. Das wird sich anhand der Beschreibung sowieso jeder anders vorstellen, sondern was dort passiert und wie die betroffenen Menschen damit umgehen.
Ich habe ja das gegenteilige Problem: Mein Konzept "Elementarmagie, die auf chemischen Elementen basiert" gibt es anscheinend wirklich noch nicht, aber es interessiert halt auch keinen außer mir.
Da fährt man eher besser, wenn man Bilder und Motive verwendet, die viele ansprechen, und dann seine eigene Version davon gestaltet. Womit ich jetzt auch nicht meine, dass man Elfen hat, die ja ganz anders sind, weil sie starke Körperbehaarung haben (willkürliches Beispiel), sondern dass man eine Geschichte erzählt, die den Leser emotional mitnimmt und Themen und Konflikte behandelt, zu denen er irgendwie eine Verbindung aufbauen kann.

Atra

#5
Dieses Phänomen kennen wir alle, würde ich behaupten. Wenn ich selbst Bücher lese, dann fällt es mir manchmal auch auf, dass einige Dinge sehr ähnlich zu anderen Büchern sind. Das stört mich jedoch nicht im geringsten. Zum einen deshalb, weil ich gespannt bin, was der jeweilige Autor daraus macht und zum anderen, weil ich mich auf die Handlung einlasse, die Figuren kennenlernen möchte und mir eine unterhaltsame Lesezeit erhoffe.

An Filmen sieht man es noch deutlicher finde ich: Das Alte, was bekannt ist, zieht oft deutlich mehr Massen ins Kino als das Neue und Unbekannte.
"Man muss erst zum Leben aufstehen, bevor man sich niedersetzt zum Schreiben."
(Henry David Thoreau)

Jen

Die Verlage wollen sogar eine Vergleichbarkeit, damit sie einschätzen können, wie gut sich dein Buch auf dem Markt macht. Brandneue Ideen, die niemand zuvor hatte? Pff, versuch mal, die irgendwo verlegt zu bekommen. (Außer als Selfpublisher).
Guilty feet have got no rhythm.

Tex

Hi, danke für eure Antworten :D

ja, dass man normalerweise nichts komplett Neues erfindet, damit habe ich mich bereits abgefunden, auch wenn ich doch immer versuche, möglichst originelle Details einfließen zu lassen, die meiner Welt etwas Unverwechselbares geben.

Ich glaube, ich werde dennoch das Außenbild der Festung etwas abwandeln, um es dem Bild unähnlicher zu machen. Das würde mich sonst vermutlich immer stören :versteck: .

zDatze

Ich glaube auch, dass man um Ähnlichkeiten einfach nicht herum kommt. Das hat wohl auch mehrere Gründe, einige wurden von den anderen schon genannt. Ein weiterer Grund, den ich hinzufügen kann, ist der sogeannte "Selection Bias", was soviel heißt wie: Dinge, mit denen man sich beschäftigt, fallen einen auch viel eher auf. Mir ging es so mit einem Projekt, in dem ich ein Elementarmagie-System eingebaut hatte. Auf einmal waren da zig andere Romane, die was ähnliches machten.

Oh, und es ist nicht der erste Thread, den wir zu dem Thema haben. Es gibt da einen wirklich, wirklich langen Thread, der allerdings schon etwas angestaubt ist: Das war meine Idee!

Tasha

Hallo!

Ich kann sehr gut verstehen, dass dich das zunächst etwas verunsichert hat, oder sogar enttäuscht hat, Tex. ich sehe es aber genau wie die anderen. irgendwie scheinen wir alle auf einen pool von Möglichkeiten und Ideen zurückzugreifen, die sich immer mal wiederholen. Das muss aber nicht heißen, dass es nicht trotzdem neu und unverbraucht wirken kann. Ich zum Beispiel kannte die Idee einer schwebenden, mit Ketten gehaltenen Ruine noch nicht, obwohl ich behaupte, mich im Fantasy Genre ganz gut auszukennen, und finde das klingt total klasse.

Und ich führe dann auch immer gerne "Harry Potter" an. Die meisten Ideen, wie Riesenspinnen, Basilisken, eine Zauberschule, Einhörner, böse Zauberer, gab es schon vorher in der ein oder anderen Form. Trotzdem wirkte es bei ihr frisch und anders.
Also lass dich nicht abschrecken. Das was du aus den Ideen machst wird trotzdem originell sein.
We are all in the gutter, but some of us are looking at the stars (Oscar Wilde)