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Blockaden-Killer

Begonnen von Zanoni, 12. November 2011, 14:55:52

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Zanoni

Hallo zusammen,

da ich über die Forensuche nichts Entsprechendes gefunden habe, mache ich mal ein ganz neues Thema auf. Es geht um die gute alte Schreibblockade ... allerdings mit Schwerpunkt auf Ideenlosigkeit. Man würde gern wieder etwas schreiben, weiss jedoch nicht was. Eine blöde Situation, insbesondere, wenn man nicht schnell genug wieder aus ihr heraus kommt. Denn dann besteht die Gefahr, dass man sich immer mehr in diese Blockade hineinsteigert und es immer schwieriger wird, einen neuen Anfang zu finden.

Okay, so weit so ungut ... es gibt jedoch eine Methode, mit der man solche Situationen bereits im Vorfeld vermeiden kann. Ich weiß nicht ob sie einen bestimmten Namen hat, aber ich würde sie die Daily-Story-Methode (englisch klingt sie etwas besser).

Wenn man es sich zur Routine macht, sich täglich eine Stoffidee auszudenken und in aller Kürze aufzuschreiben (z.B. Karteikarten, Wiki usw.), dann hat man innerhalb von wenigen Monaten eine gewaltige Sammlung zusammen, aus der man schöpfen kann, wann immer man es gebrauchen kann. Klar, nicht jeden Tag hat man DIE geniale Idee, viele sind wahrscheinlich auch ziemlich dürftig, aber darum geht es gar nicht. Nicht jede einzelne Idee muss der Riesenbrüller sein - es zählt das Sammeln an sich. Und ganz nebenbei trainiert man sich auf diese Weise die Fähigkeit an, irgendwann quasi jederzeit spontan eine Geschichte aus dem Ärmel zu schütteln zu können, was natürlich auch extrem nützlich ist.

Also ich selbst hatte es ungefähr ein halbes Jahr lang ausprobiert. Anfangs war es sehr krampfig, das gebe ich offen zu. Aber es wurde von Tag zu besser. Und die Ideensammlung, die daraus entstanden ist, reicht für mich vermutlich auf Jahrzehnte.

Viele Grüße

WolveBlade

Hi Zanoni !

Nur mal für mein Verständnis :

Du schreibst sozusagen "ganze" kurzgeschichten oder immer nur einzelne Szenen die Du dann ggf. ausarbeiten oder in laufende Projekte einarbeitest ?

Gruß Torsten

Zanoni

Hallo Torsten,

um Himmels Willen! Nein, immer nur eine "Stoffidee". Also wenigstens ein paar Sätze bis maximal eine A4-Seite - je nachdem, wie viel die Idee hergibt. In den meisten Fällen reicht jedoch schon eine halbe Seite völlig aus, um die Geschichte zu skizzieren.

Ein Beispiel:

Tag 42: Der vergrabene Stein
Mann findet beim Umgraben seines Gartens eine Art großen, glatt geschliffenen Stein in der Erde. Von der Neugierde gepackt versucht er den Stein auszugraben. Aber je tiefer er gräbt, desto deutlicher wird, dass es sich um etwas Riesiges handeln muss. Das Buddeln wird immer mehr zur Manie. Am Ende stellt sich das Steinding als gigantische Pyramide heraus, die vermutlich seit Jahrtausenden verschüttet ist. Schließlich legt der Mann den Eingang der Pyramide frei und betritt sie ...


Ziemlich simpel, oder? Klar kann man mehr machen, aber es geht ja nur um die Idee einer Geschichte. Irgendwann später kann man sie dann wieder hervorholen und sie tatsächlich richtig schreiben ... ob als Kurzgeschichte oder Romanlänge - egal. Vielleicht kommt sie auch nur als kleine Nebengeschichte in einen ganz anderen Roman mit hinein ... wie auch immer. Es geht ja wirklich nur darum, sich eine kleine Sammlung anzulegen, auf die man im Zweifelsfall irgendwann zurückgreifen kann. Und halt auch um das Antrainieren der Fähigkeit "auf Kommando" irgendeine Geschichte erfinden zu können.

Thaliope

Oooh, das gefällt mir gut. Danke, Zanoni, das werde ich mal versuchen.
LG
Thali

Maran

@Zanoni:  :jau: Danke, das werde ich einmal versuchen. Mal schauen, was dabei herauskommt.

Nirathina

Hey Zanoni  :winke:

Uh, das ist eine klasse Idee! Vielen Dank, dass du die mit uns geteilt hast!


Arcor

Die Idee klingt echt interessant, Zanoni. Gerade als Training für's schnelle Ausdenken von Geschichten könnte es echt nützlich sein.

Mal sehen, ob ich das mal ausprobiere. Vermutlich würde das bei mir dahingehend enden, dass ich alles unbedingt in meine Geschichten auch einbauen möchte und dann werden die Biester noch größer und umfangreicher als ohnehin schon.  :P Aber Versuch macht ja bekanntlich klug.
Not every story is meant to be told.
Some are meant to be kept.


Faye - Finding Paradise

Rosentinte

Ist das nicht auch die Methode, die Ray Bradbury in seinem Schreibratgeber "Zen in der Kunst des Schreibens" empfiehlt? Ist bei mir schon ein paar Monate her, dass ich das gelesen habe, aber er empfiehlt doch im Grunde genommen genau das (was jetzt keine Kritik an Zanoni und der Methode sein soll, die ist super).

Mir persönlich wäre das zu anstrengend, aber es ist auf jeden Falle eine gute Idee, um sich einen gewissen Fundus anzulagern!  :jau:
El alma que anda en amor ni cansa ni se cansa.
Eine Seele, in der die Liebe wohnt, ermüdet nie und nimmer. (Übersetzung aus Taizé)

LilFantasy

Hm, das klingt mal nach einer sehr guten Idee - ich habe das Problem, etwas schreiben zu wollen, allerdings nicht zu wissen, was, des öfteren. Ich denke, das werde ich dann vielleicht doch mal ausprobieren ;)

Zanoni

Freut mich, wenn Ihr etwas damit anfangen könnt. Vielleicht können diejenigen, die es ausprobieren, später ja mal von ihren Erfahrungen berichten.

@Rosentinte:
Gut möglich, aber beurteilen kann ich es nicht, weil ich noch nichts von Bradbury gelesen habe. Es würde mich allerdings schwer wundern, wenn es keinen Schreibratgeber gibt, in der diese Methode empfohlen wird. Woher sie ursprünglich stammt, weiss ich nicht, selbst ausgedacht habe ich sie mir jedenfalls nicht. Mir wurde sie damals von Drehbuchautoren empfohlen.

Viele Grüße


Michaela

Das ist eine tolle Idee Zanoni, allerdings für vollzeit Mamis wie mich nicht ganz so einfach zu machen. Trotzdem werde ich es mal versuchen. Danke.  :D

Grüßle Michaela

phoe

he, die Idee ist Klasse... zumal ich von meinem letzten Projekt noch etwas "übrig" habe. Ich hatte mir Notizen gemacht, neue Ideen und Wendungen geschrieben, die ich dann doch nicht benutzt habe... dann mach ich doch glatt so ein Sammelsorium draus.... und nehm die Sammelsorien der letzten KG dazu... hö höö... so räum ich auf, ohne etwas weg zu werfen, danke. ;D

Redwood

Also ich finde die Idee auch ziemlich gut! Muss ich auch mal versuchen auch wenn ich im Moment immer noch an meinem Erstling arbeite (hatte eine mehrmonatige Pause)... aber ich liebe es in neuen Ideen zu schwelgen und sie in meinem Kopf ein wenig auszuspinnen  :omn: 

Jedenfalls, um auch etwas zum Thema beizutragen, ich hatte es schon desöfteren, dass es mit ungemein geholfen hat, sich mit anderen Leuten über das Schreiben zu unterhalten. Also von Gesicht zu Gesicht. Gerade hier in den USA (bin gerade mitten in meinem Austauschjahr, der Hauptgrund warum ich in den letzten 10 Monaten so gut wie nichts von mir gegeben habe) will fast jeder erstmal etwas über die Geschichte hören. Das kann man wirklich gut nutzen um selbst eine neue Perspektive auf sein Werk zu gewinnen und Schwachpunkte gewissermaßen beim Erzählen zu erkennen. Außerdem habe ich gerade andere schreibinteressierte Leute gefunden und wir planen einen Abend wo wir uns alle zusammen hinsetzen und tippen, disskutieren und austauschen  :buch:

Früher habe ich mir öfters geholfen indem ich andere kreative Dinge getan habe, wie Zeichnen und Singen. Hm... das klingt so banal und das wurde bestimmt schon von hunderten von anderen Leuten geschrieben.  ::) Naja manchmal muss man auch einfach mal eine heiße Schokolade machen und einen wundervollen Lieblingsfilm schauen um die Kreativität anzuregen. Besonders gut ist es, sich in die Filmmusik zu vertiefen!  :)

Viele liebe Grüße,
Redwood

chaosqueen

Das ist definitiv eine gute Idee! Und auch für Vollzeitmamis finde ich sie praktikabel, weil es ja nicht darum geht, stundenlang etwas auszudenken, sondenr einfach eine Idee aufzuschreiben, das geht durchaus auch mal in fünf Minuten! Im Prinzip ein Mini-NaNo: Inneren Lektor aus, Schreiben an. ;D

Ich grabe gleich mal mein Notizbuch aus und schaue, was mir heute nettes einfällt. :)

Zanoni

Ja, genau. Es geht wirklich nicht um "Masse" ... genau genommen, noch nicht einmal um "Klasse".

Einfach nur eine Idee, pro Tag. Wie detailreich man diese durchdenkt und niederschreibt, bleibt jedem selbst überlassen. Hängt in der Praxis aber meist auch von der jeweiligen Idee selbst ab. Manche sind so gut, dass man sie einfach ganz ausführlich aufschreiben muss - andere hingegen taugen nur als vage Idee. Doch selbst diese können irgendwann später doch noch zu ganz großen Ideen heranwachsen ... wenn man vielleicht überhaupt nicht mehr damit rechnet.

Und was das Zeitproblem angeht, so kann man ja das Aufschreiben der Idee auf den Abend verlegen. Man achtet dann einfach den Tag über darauf, ob einem irgendetwas Interessentes "begegnet", woraus sich etwas machen lassen könnte. Und am Abend schreibt man das halt kurz auf.

Also ein konkretes Beispiel: Die Grundidee zu der Geschichte, an der ich momentan arbeite, kam mir beim Säubern des Katzenklos. Ich schaufelte in dem sandartigen Streu und dachte "irgendwie beginnen viele gute Geschichten in der Wüste". Das war erste Impuls zu einer Future-Fantasy-Story (wie ich sie persönlich nenne, weil sie sich ziemlich zwischen den Genre-Stühlen bewegt), die im Laufe der Zeit gewaltige Ausmaße angenommen hat. Anfangs nur ein kleiner spontaner Gedanke, der zunächst völlig belanglos erscheint. Man sollte wirklich nicht zu verkrampft an die Sache gehen und immer nur total geniale Ideen produzieren zu wollen - damit macht man sich wahrscheinlich nur selbst das Leben unnötig schwer.