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chronologische Abfolge versus Rückblende

Begonnen von Zealot, 01. Januar 1970, 01:00:00

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Felsenkatze

#30
Arme Maja.

*Innovationspunkt überreich* Hier.  :)

Nein, im Ernst, ich weiß, wie doof das ist, da denkt man sich was aus, und irgendwer sagt einem dann: "Das ist doch schon seit Buch XY von Autor Z nicht mehr neu", und man selber kennt den gar nicht, aber die Entgegnung: "Das hab ich nie gelesen" klingt irgendwie lahm.

Es ist schwer, was richtig Innovatives zu finden.

:will:

Antigone

#31
Hallo!

Edit: ich wollte das zuerst in Autoren helfen Autoren posten, weil es schließlich grad ein ganz konkretes Problem meines Romans ist, aber anderseit ist sowas ja auch allgemein gültig, also dann doch hier. Ich hoffe, das stimmt so)

Ich hab ein ziemlich kompliziertes Problem (zumindest kommt es mir so vor, aber vielleicht bin ich ja schon betriebsblind) und versuch das jetzt mal, in sinnvolle Worte zu packen. Also, ich überarbeite gerade zum 6. Mal meinen Roman, und womit ich bisher total zufrieden war (nämlich das hemmungslose Verwenden von Rückblenden), stürzt mich jetzt in wahre Abgründe.

Ich habe 2 Hauptpersonen. Bis zum 6. Kapitel schreib ich immer abwechselnd einmal die eine Geschichte, dann die andere, ohne das die scheinbar in Zusammenhang stehen (der kommt erst später). Also:
Kap 1: Geschichte J; spielt im Jahr 2000
Kap 2. Geschichte A; spielt im Jahr 2000
Kap 3: J; 2000 - 2003
Kap 4: A; 2000 - 2003
...und so weiter

Ich hab die Kapitel jetzt mit fiktiven Jahreszahlen versehen, um zu zeigen, worum es geht. Kapitel 1 und 2 laufen gleichzeitig ab, da gibts noch kein Problem. Kap 3 ist dann drei Jahre später, dh. Da hab ich leider in Rückblende die letzten 3 Jahre zusammengefasst. (ich weiß, nicht ideal, aber da find ich einfach keine bessere Lösung).

Kann ich Kapitel 4 wieder mit dem Jahr 2000 beginnen, obwohl das vorherige Kapitel 3 im Jahr 2003 geendet hat? Sind solche Zeitsprünge machbar? Kennt sich da der Leser noch aus? In Kapitel 5+6 hab ich dann genau das gleich Problem wieder.

Aber wenn ich die chronologische Abfolge korrekt einhalte, muss ich Kapitel 4 mit einem kurzen Teil im Jahr 2003 beginnen und dann kommt eine Rückblende über das ganze letzte Jahr, damit man sich auskennt, und das ist ja auch nicht die feine Art, oder? Denn genau die Rückblenden versuch ich gerade, auszumerzen.

Ich hoffe, ihr konntet mir folgen.

Lg, A.

Feuertraum

Hallo Antigone!

Ganz ehrlich gesagt: Nein, das sollten Sie tunlichst bleiben lassen. Rückblenden sind zwar etwas sehr Tollen (ja, ich gestehe, ich bin ein Freund dieses Stilmittels), sollen aber mbMn. nur einem Zweck dienen: etwas zu erklären. Keine Zeitrafferfunktion, was nun in den drei Jahren passiert ist.

Wenn aber nun eine kurze Zusammenfassung 3 Jahre widerspiegelt, der Leser sozusagen up to date ist, ihn dann wieder 3 Jahre zurückzuschicken, finde ich ziemlich falsch. Zumal ich als Leser dann ohnehin davon ausgehe: "Hm...wenn die Autorin jetzt 3 Jahre zusammenfaßt, ist von 2000 - 2003 nichts Aufregendes passiert. Nun schickt sie mich aber zurück ins Jahr 2000 um mir zu erzählen, dass doch was Aufregendes passiert ist - ich fühle mich hier ein wenig veralbert!" und lege das Buch spätestens da zur Seite.

Deswegen: chronologisch, wenn von 2000 - 2003 was passiert ist. Oder Zusammenfassen, dann aber nur dann Retrospektiven, wenn es für den weiteren Verlauf erklärt. In diesem Fall sollten die Rückblenden jedoch keine ganzen Kapitel andauern, sondern nur eine Szene sein.

LG

Feuertraum

Ein Bekannter von mir liebt Bier so sehr - ich bekam als Schutzimpfung gegen Corona Astra Zenica, er Astra Pilsener ...

Antigone

Zitat von: Feuertraum am 21. Januar 2008, 12:43:48
Wenn aber nun eine kurze Zusammenfassung 3 Jahre widerspiegelt, der Leser sozusagen up to date ist, ihn dann wieder 3 Jahre zurückzuschicken, finde ich ziemlich falsch. Zumal ich als Leser dann ohnehin davon ausgehe: "Hm...wenn die Autorin jetzt 3 Jahre zusammenfaßt, ist von 2000 - 2003 nichts Aufregendes passiert. Nun schickt sie mich aber zurück ins Jahr 2000 um mir zu erzählen, dass doch was Aufregendes passiert ist - ich fühle mich hier ein wenig veralbert!" und lege das Buch spätestens da zur Seite.

Hm... ich habe aber nur in dem einen Handlungsstrang die drei Jahre zusammengefasst, weil da nichts Überragendes passiert. Zurückspringen in der Zeit würd ich dann in dem anderen Strang, weil da passiert in der Zwischenzeit eben doch was.

Lg, A.

felis

@Antigone,
täusche ich mich pder gibt es vielleicht eine ganz einfache Möglichkeit, den Rücksprung zu verhindern: nämlich indem Du einfach die Reihenfolge der Handlungsstränge vertauschst. Dann Kann B in 2000 weitermachen bis 2003. Dann kommt A mit dem Zeitraffer von 2000 bis 2003. Dann fände ich es strukturell logisch.
Äh - *kopfkratz* verstehst Du was ich meine?

Antigone

Zitat von: felis am 21. Januar 2008, 14:20:53
@Antigone,
täusche ich mich pder gibt es vielleicht eine ganz einfache Möglichkeit, den Rücksprung zu verhindern: nämlich indem Du einfach die Reihenfolge der Handlungsstränge vertauschst. Dann Kann B in 2000 weitermachen bis 2003. Dann kommt A mit dem Zeitraffer von 2000 bis 2003. Dann fände ich es strukturell logisch.
Äh - *kopfkratz* verstehst Du was ich meine?

Nein, ehrlichgesagt nicht. Aber ich hab so einen Verdacht....

Ich könnte natürlcih dan ganzen Schmarrn einfach chronologisch runterschreiben. Leider ergeben sich dadurch ein paar Probleme:
a) müsste ich 4 Kapitel komplett umschreiben
b) ergäbe das einen fürchterlichen Wirrwarr, weil ich dann innerhalb eines Kapitels mehrmals den Handlungsstrang wechseln müsste. Und - wie gesagt - die haben auf den ersten Blick überhaupt nichts miteinander zu tun (andere leute, andere Stadt....). Und
c) Steh ich halt auf diesen hübschen Rythmus in den Kapitel. So wie oben: einmal J, dann A, dann wieder J....

Obwohl, ich glaub,jetzt weiß ich , was du meinst. Meinst du, ich soll quasi Kapitel 4 vor Kapitel 3 stellen? DAnn hab ich leider das Problem, dass da zwei Kapitel hintereinander sind, wo meine Hauptperson überhaupt nicht vorkommt. Und das wirkt doch ziemlich seltsam in einem Buch?

Lg, A.

Rumpelstilzchen

Ich finde es vollkommen in Ordung, wenn du die Erzählung aus der 2. Sicht wieder bei 2000 anfängst, solange du keine oder nur kaum Wiederholungen der Geschehnisse drin hast.
Etwa in der Art hat Wilbur Smith auch "Monsun" geschrieben. Da ging die Handlung dann in der Mitte auseinander, wobei die zwei Protas dann in verscheidenen Länder/Kulturen lebten, was wahrscheinlich noch ein Unterschied ist. Aber die Art an sich, finde ich gut, auch wenn es anfangs ungewohnt war.

Möchtegernautorin

Also, ich hatte eigentlich die gleiche Idee wie Felis, von daher zu dem ,,Kapiteltausch" noch eine Überlegung: Kannst du nicht einfach statt mit Protagonist J mit Protagonist A anfangen?
Dann hättest du deinen abwechselnden Rhythmus pro Kapitel weiterhin und nicht das Problem, dass zuerst die Raffung via Rückblick kommt, sondern zuerst im dritten Kapitel das, was passiert und dann im vierten Kapitel die Raffung, weil nichts Interessantes geschieht.
Her plants and flowers, they're never the same - Blue and silver, it's all her gain
flying dragons, an enchanted would - She decides, she creates
It's her reality
Within Temptation - "World of Make Believe"

Antigone

Ich formulier es noch mal anders. In Anbetracht, dass ich versuchen werde, soviele Rückblenden wie möglich zu eliminieren, würde es so aussehen:

3. Kapitel: Geschichte von J. Ereignisse chronologisch von 2000 - 2003 (keine Rückblende, sondern irgendwie schön der Reihe nach)
4. Kapitel: Geschichte von A. Ich fange wieder bei 2000 und erzähle chronolog. bis 2003
5. Kapitel: wieder J: Ereignisse in 2005
6. Kapitel: wieder A: schließt direkt da an, wo in 2003 aufgehört hat und erzählt chronolog. bis 2005

So. Dh. zwei Handlungsstränge laufen mehr oder weniger gleichzeitig neben einander her, aber weil jeder ein eigenes Kapitel kriegt, muss ich beim zweiten (A) immer wieder in der Vergangenheit anfangen. J's Geschichte ist die der Hauptperson und gibt quasi das Tempo und die Zeit vor. Geht das so?

Ich erzähl das übrigens ganz ohne Jahreszahlen, lediglich am Alter der Protas und hin und wieder "ein jahr später" kann man sich orientieren. Vielleicht ist meine Sorge also ganz unbegründet? Sprich, so genau kann man das eh nicht nachvollziehen? Oder unterschätze ich da den Leser?

Lg, A. (nein, ich bin nicht mit A gemeint  ;D)

saraneth

#39
Hallo Antigone,

also so, wie du dein Vorhaben im letzten Post schilderst, gefällt es mir persönlich schon ganz gut. Was mir allerdings noch zu denken gegeben hat, war die Sache mit den Jahren, oder viel mehr die Tatsache, dass du keine Jahreszahlen verwenden willst.

Wenn du immer "...ein Jahr später" oder ihr/sein Alter angibst, könnte das meiner Meinung nach recht schnell zu Verwirrungen führen. Jahreszahlen wären also vielleicht gar nicht mal so ein schlechtes Mittel, um den Überblick zu wahren, gerade für den Leser. Das kann man natürlich auch auf allgemeine Fragestellungen beziehen.

LG


Lavendel

Da es ja eine allgemeine Diskussion werden soll:
Rückblenden sind eine verdammt knifflige Sache, zumindest finde ich das. Grundsätzlich spricht aber nichts dagegen sie zu benutzen, wenn sie sich gut in die Story einfügen und die LeserInnen nicht langweilen oder verwirren. Ich bin sicher, das geht (theoretisch) in egal welcher Kombination von Zeit- und Handlungssträngen. In individuell verschiedenen Geschichten geht das vermutlich mehr oder weniger gut. Mit ein paar Jahreszahlen und Kapitelabfolgen kann man das Problem jedenfalls nicht lösen. Auf die Umsetzung kommt es an.