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chronologische Abfolge versus Rückblende

Begonnen von Zealot, 01. Januar 1970, 01:00:00

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Rei

Zitat von: Schelmin am 23. Februar 2006, 17:27:17
Einfach versuchen, wenn es daneben geht, dürfte es nicht so schwer sein, die Sache chronologisch zu ordnen, oder?
Denke ich auch... Umsortieren kann man immer noch...  ;)

Kiwi

Hallo!

Ich hoffe, so ein Thema gab es noch nicht, hab jedenfalls nichts gefunden.

Meine Lage:
Ich schreibe gerade an einem fantastischen Kinderbuch und meine Helden sind ein Zwillingspärchen. Ich behandle beide auch gleichberechtigt, was die Erzählperspektive betrifft und komme auch ganz gut voran damit.

Mein Problem:
Die Wege der beiden trennen sich an einer Stelle und ich verfolge gerade den Bub durch den Wald. Nun will ich aber auch erzählen, was seine Schwester in dem Moment mit der Mutter erlebt, um es ein bisschen aufzulockern. Und ich weiß einfach nicht, ob ich ihre Textstücke vielleicht an den Anfang stelle und nach einem Kapitel vielleicht wieder an die Ausgangssituation zurückspringe und mit dem Bub weitermache... Oder kann ich es Kindern (ca. 8-12-Jähre) auch zumuten, wenn es immer wieder wechselt und quasi durch * voneinander getrennt ist?
Irgendwie erscheint mir beides sympathisch und ich weiß einfach nicht, was da so üblich ist. Bei meinen bisherigen Sachen wars immer klar, da hab ich immer wieder gewechselt, aber mit den relativ kurzen Kapiteln könnte es auch etwas störend wirken...

???

Bitte um Meinungen, wie macht ihr so was? Oder was würde sich besser lesen?

LG,Kiwi

Felsenkatze

Hallo Kiwi,

hm, ein Beispiel für etwas ähnliches, das ich kenne ist (bitte nicht schlagen) Wolfgang Hohlbeins "Dreizehn". Da wird die Prota von ihrer Seele getrennt und die Geschichten der beiden werden parallel in zwei Spalten nebeneinander erzählt.
Ich hab das ungefähr mit 14 gelesen (als ich Hohlbein noch mochte), und fand es nicht zu verwirrend. Man liest auch nicht parallel, sondern natürlich einen Abschnitt nach dem anderen, was bei diesem Buch sogar dazu führt, dass man zurückblättern muss.
Die Abschnitte selber waren allerdings ziemlich lang, es gab also kein so kontinuierliches Hin- und Herspringen, was die Übersicht vielleicht ein bisschen bewahrt hat.

Ich glaube, wenn die einzelnen Abschnitte nicht zu kurz werden, so dass das Ganze hektisch wirkt, müsste das eigentlich gehen.

Liebe Grüße,

Ronja

Kiwi

*hä* *wie war das?*
Ich hab auch Dreizehn damals gelesen und kann mich gar nicht daran erinnern, dass sie sich gespalten hat... Aber ich erinnere mich nur noch an einen Eichenschrank und schier unendliches Dachgebälk (Hohlbein eben).

hmm, ich muss mal schauen, ob ich die Abschnitte so lang bekomme, dass es nicht hektisch wird. Meine Kapitel haben halt längstens 10 Seiten, eher 7. Vielleicht kann ich sie "halbieren"...?


@Schelmin:
LOST schau ich nicht. Wenn die so einen Sprung machen, kannst ja mal erzählen, wie der war. Wobei das halt wieder Fernsehen ist. Aber man kann alles ja mal "einsaugen".


LG,Kiwi

Rei

Also ich trenne gleichzeitige Handlungen an verschiedenen Orten mit einem * voneinander ab. Ein neues Kapitel muß es dann nicht sein, weil es gehört ja zeitlich zusammen.

Ich denke, das ist die einfachste Lösung.

So mit zwei Spalten oder so klingt ein bißchen kompliziert (für ein gewisses Alter) und dann auch noch zurückblättern... Also ich weiß nicht... *grübel*

Kiwi

#20
Ich gehöre auch nicht zu denen, die die Filme verdonnern. Man kann schon einiges lernen vom Aufbau. Nur muss man es in Büchern eben anders umsetzen, eben weil Worte viel mehr Möglichkeiten bieten, in die Tiefe zu gehen, als das Gesehene.
Wenn ich Bücher lese habe ich auch mein Kopfkino an und die sind manchmal viel spannender als richtiges Kino. Aber die große Masse der Menschen wäre damit wohl gelangweilt. Ich kenne genug Leute, die nicht lesen und nur fernsehen...

@Rei:

Ich meinte keine Spalten! Ich meinte, die erste Hälfte der eine, die zweite Hälfte, die andere, damit die Szenen ungefähr gleich lang sind.

Linda

#21
Hallo Kiwi,

ich würde es vermutlich zeitlich versetzt schreiben und abwechselnd die andere Perspektive einnehmen. Da es sich um Kinder-/Jugendbuch handelt, sind kurze Kapitel eigentlich nicht schlimm. Sie blähen natürlich die Seitenzahl auf, aber das wiederum ist ein anderes Problem. Wichtig ist hier nur die klare Trennung, auch für Kinder verständlich.
Wenn die beiden sehr unterschiedliches erleben, ist es auch nicht so schlimm, finde ich, wenn ein Tag doppelt erzählt wird. Nur wenn der eine gar nichts macht, man sich dort aber trotzdem aufhalten muss, damit das erzählerische Geleichgewicht gewahrt bleibt, dann ist das quälend.
Auflockerung ist natürlich wichtig, Pause nach aufreibenden Szenen auch, aber ich denke, für Kinder schreibt man doch etwas anders, als im Erwachsenenbereich. Da muss einfach sehr viel mehr passieren, für Exkurse, die zur Stimmung oder Figurencharakterisierung dienen, hat man keine bzw weniger Zeit.

Erzähl doch die Trennung für beide (mit dem spannenderen Teil anfangen, dann den ruhigeren Part) und dann immer wieder abwechselnd. Wobei ich die Szenen am Anfang nicht zu lang machen würde, aber damit vielleicht in das kapitelweise Erzählen überleiten würde. Falls du die Perspektiven nicht so übermäßig oft wechselst, kannst du auch zu einem, kleinen Trick greifen.
Beispiel: "Christian schaute dem Vogel nach. Dabei musste er an den Wellensittich von Christina denken. Was seine Schwester wohl gerade tat?" Und dann der Wechsel zu ihr und dann gibt es am Ende wieder einen kleinen Vermerk, der auf den Bruder hinweist, ehe seine Perspektive kommt...

Gruß,

Linda 

Kiwi

Hi Linda!

Der Trick mit der Überleitung find ich klasse. Ich will ja auch, dass die beiden langsam akzeptieren, dass sie auch als Zwillinge eigenständige Persönlichkeiten sind, ohne dass sie die Nähe des anderen aufgeben müssen.

Beim reinen Runterschreiben hab ich meine Kapitel immer fließend eingebaut, sodass es nicht aufbläht und ich bessere Übersicht über die eigentliche Länge habe. Später vielleicht werden die alle mit ner neuen Seite beginnen. (Wenn ich noch ein paar Zeichnungen hinbekomme, die darunter sollen...)

LG,Kiwi

Felsenkatze

Rei:
ZitatSo mit zwei Spalten oder so klingt ein bißchen kompliziert (für ein gewisses Alter) und dann auch noch zurückblättern... Also ich weiß nicht... *grübel*

Nein, ich meinte ja auch nicht, dass sie das machen soll, nur, dass ichs mal gesehen habe, und dass deswegen quasi "alles" geht.

Lindas Idee klingt sehr gut :)

Linda

@Kiwi

schön, dass dir die Idee ein wenig weiterhilft!

Gruß,

Linda

Hr. Kürbis

Also ich denke auch Lindas Idee ist eine gute Lösung und für Kinder nachvollziehbar. Ich habe das Problem auch, aber ich habe mich eigentlich dafür entschieden bei meiner Protag. zu blieben. Alles was in der Zwischenzeit passiert, wird ihr erzählt. Natürlich nicht ausufernd und in einem Endlosmonolog sondern in einem knackigen Dialog. Ich denke mal das geht auch ganz gut, so lange damit nur "Nebenhandlung" erwähnt wird. Sollte die aber zu wichtig werden, "borge" ich mir Lindas Vorschlag...

*macht Platz neben dem "kontrafaktisch" in der Tasche ohne Boden*

Maja

Gnulp.
Ich schreibe an einem Fantasyroman, und die Helden sind Zwillingsbrüder.
Ich schreibe gerade die Szene, in der sich die beiden nach vierjähriger Trennung erstmals wieder gegenüberstehen. Byron sieht Jarvis, und Jarvis sieht Byron. Und - schlagt mich - wollte das, weil es parallel läuft und ich keinen Bruder bevorzugen will, in Spalten parallel setzen. Erzählte ganz stolz Monica davon, und sie verwies mich auf diesen Thread.
Gnulp. Jetzt fühle ich mich wie ein Plagiator.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Kiwi

Hä? Du fühlst dich als Plagiator, weil du es in Spalten setzt? Das ist doch nur ne Formatierung...

Und Ähnlichkeiten mit meinem Fantasyroman und den Zwillingen wird es sicherlich nicht geben. ;D Ich hab andere Ideen. Meine Trennung der beiden bezieht sich auf einen einzigen Tag. Hatte zwar noch ernsthaft überlegt, ob ich wirklich den Erzählstrang des Mädels brauche, aber ja, ich brauche ihn. Sonst würde meine Pointe mit der Mutter nicht klappen am Ende...

Felsenkatze

Maja: als Plagiator, weil Hohlbein das schon so gemacht hat? Oder wegen Kiwis Roman?

Ich denke, bei beidem musst du dir keine Sorgen machen. Es ist wirklich eine Formatierung, du bist selbst darauf gekommen, und inhaltlich unterscheidet es sich ja ganz offensichtlich von Hohlbein (Seele und Realität - getrennte Erlebnisse), Kiwis Buch (Zwillinge - getrennte Erlebnisse). Wenn ich das richtig sehe, möchtest du ja gerade eine Szene aus zwei Sichtweisen beschreiben.

Maja

Ja, aber ich habe mich dabei so innovativ gefühlt!
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt