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Arbeitstitel - Ladentitel

Begonnen von Grey, 08. Dezember 2008, 10:59:34

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Grey

Hallo zusammen!

Seit einiger Zeit - genau genommen seit ich beschlossen habe, mein Vampirbuch für den Heyne-Wettbewerb fertig zu machen - beschäftigt mich folgendes Thema:

Bisher hatte ich für meine Bücher immer Arbeitstitel, bei denen ich mir selbst vorstellen konnte, dass das Buch auch im Verkauf später so heißen soll. Bei meinem Vampirbuch ist das aber nicht der Fall. Jetzt ist es ja nicht mehr arg lang hin bis zum Einsendeschluss, und ich frage mich, ob es sich überhaupt lohnt, Zeit und Energie für einen besseren vorläufigen Titel aufzuwenden, oder ob es den Damen und Herren vom Verlag nicht sowieso egal ist, weil hinterher ein ganz anderer Titel drauf kommt?

Wie wahrscheinlich ist es denn, dass so ein Buch dann am Ende wirklich so heißt, wie man es sich als Autor gewünscht hat?
Hat man da überhaut ein Mitspracherecht? Oder muss man sich da vertrauensvoll in die Hände der Leute begeben, die mehr Ahnung von verkaufsfördernden Titeln haben?

LG
Grey

Antonia Assmann

Hallo Grey,

ich denke es macht schon Sinn sich einen ausdrucksstarken Titel zu suchen. Ich denke, der fällt dann eher ins Auge, wirkt kreativ und ist das Aushängeschild Deines Manuskripts.
Leider wird, wie ich oft schon gelesen habe der Titel geändert, also sollte man nicht sein Herzblut daran hängen. Aber wir Schreiber können ja nicht alles wissen, vielleicht gibt es den Titel bereits und das hat ein Verlag natürlich mit einem Mausklick raus. Vielleicht haben sie aber auch den Einwand unter anderem Titel würde sich das Werk besser verkaufen. Ich habe für den Fall einfach meinen Titel im Herzen, wie sie es auch immer nennen.

Ich wollte eigentlich auch beim Heye-Wettbewerb mitmachen, schaffe es aber wahrscheinlich nicht. Ich bin mit meiner vierten! Fassung meines Manuskripts immernoch nicht zufrieden!

Liebe Grüße
Antonia

Lomax

Ich persönlich habe mich immer "damit abgefunden", dass ein Titel Verlagssache ist. Auch unabhängig von Geschmacksfragen gibt es viele Möglichkeiten, warum ein Titel nicht klappt, die man als Autor nicht vorhersehen kann - da reicht es ja schon, dass ein Titel mit bestehenden kollidiert und rein rechtlich Probleme bereitet.
  Ich habe also immer Arbeitstitel gesetzt, ohne mein Herz daran zu hängen - aber ich habe auch stets versucht, den bestmöglichen Titel zu finden. Meistens ergaben sich diese Titel auch von selbst und waren gleichzeitig mit der Idee zum Roman da. Klar, da man ja auch das "Manuskript" verkaufen will, sollte es dennoch einen ansprechenden Titel bekommen. Auch wenn der Arbeitstitel für den Verkauf eines Manuskripts sicher nicht so wichtig ist wie der Buchtitel im Laden ;)
  Wie wahrscheinlich die Übernahme ist, ist schwer einzuschätzen. Ich habe bisher 3 von 4 Arbeitstiteln auch auf dem fertigen Buch gehabt - erst bei meinem 4. Roman im nächsten Herbst wird auf dem Buch ein anderer Titel stehen als über meinem Exposee. aber dieser Titel ist immer noch ein Zitat aus meinem Exposee, also habe ich den wohl auch zu verantworten ...
  Aber die Erfahrung lässt sich wohl kaum verallgemeinern. Andere Autoren haben wohl gegenteilige Erfahrungen gemacht und ihre Titel immer verändert bekommen. Eine theoretische Mitsprachemöglichkeit besteht wohl meistens - auch wenn sie sich, glaubt man manchen Autorenberichten, mitunter auf die Möglichkeit beschränkt, zu sagen: "Ich hätt gern diesen Titel", gefolgt von der Verlagsantwort: "Okay, sie kriegen aber diesen anderen." Beliebt ist dann auch die Vertragsvariante, dass der Autor bei der Titelfindung gehört wird ... Frage Verlag: "Wie gefällt ihnen dieser Titel?" Autor: "Gar nicht." Verlag: "Okay, den nehmen wir" ;D
  Wie gesagt: Ich hab's anders erlebt. Aber viele Autoren haben es wohl zumindest so empfunden, wie eben skizziert. Auch die Formulierungen dazu in den Verträgen sind oft geringfügig anders nuanciert - aber grundsätzlich ist es schon so, vor allem bei größeren Verlagen, dass der Verlag eher für den Titel zuständig ist & sich dafür auch verantwortlich fühlt. Denn ein Titel ist auch ein Marketinginstrument. Aber ebenso grundsätzlich sollte es so sein, dass ein Titel einvernehmlich festgelegt wird und der Autor zumindest sein Veto einbringen kann. Abweichungen von der Norm sind die Regel, wie überall.

Linda

Hi,

Titel ist Marketing und das überlasse ich gerne den Fachleuten. Ich male ja auch mein Coverbild nicht selbst. Beschreibungen und Vorschläge lasse ich mir allerdings nicht nehmen :-)
Aber - bisher sind meine Titel auch alle so gekommen wie gewünscht, so dass ich da wohl ein Händchen für habe.
Kein Autor kann alles. Manche haben Probleme mit Titeln. Da ist es Selbstschutz, andere entscheiden zu lassen.

Gruß,

Linda Budinger

Tenryu

#4
Ich bin in dieser Frage etwas gespalten.
Vielleicht kommt es darauf an, ob man in einem Buch nur eine Handelsware sieht, wie eine Seife, bei der es egal ist, ob sie Zisch! oder Bum! heißt, oder doch ein Werk der Kunst, bei der es auch um Fragen der Werkintegrität und künstlerischer Freiheit geht.

Andererseits habe ich selbst auch große Mühe, mir geeignete Titel einfallen zu lassen, und bin daher grundsätzlich durchaus offen für alternative (oder überhaupt) Titelvorschläge. Dennoch würde ich mir niemals einen mißliebigen Titel aufschwatzen oder aufzwingen lassen. (Genau so wenig, wie ich einem häßlichen oder unpassenden Umschlagbild zustimmen könnte.)

Es wäre schon höchst interessant mal eine Liste zu anzufertigen, auf der die ursprünglichen und die gedruckten Titel von bekannten Werken neben einander gestellt würden. Dann könnte man vergleichen, ob die Verlagstitel wirklich immer die besseren sind.

Lomax

Zitat von: Tenryu am 08. Dezember 2008, 21:00:13Vielleicht kommt es darauf an, ob man in einem Buch nur eine Handelsware sieht, wie eine Seife, bei der es egal ist, ob sie Zisch! oder Bum! heißt, oder doch ein Werk der Kunst, bei der es auch um Fragen der Werkintegrität und künstlerischer Freiheit geht.
Oder vielleicht liegt es auch daran, ob man in einem Buch in erster Linie Selbstverwirklichung sieht, oder aber einen Akt der Kommunikation, wo es das wichtigste ist, möglichst auch andere damit zu erreichen? ;)
  Ich frage mich immer, warum so viele Schreiber bei "Lesern" immer nur an "Handel" und "Kommerz" denken, während "Ich-ich-ich" mit Kunst und Integrität gleichgesetzt wird. ;D Das Gefühl bekommt man jedenfalls, weil gewisse Stereotype immer wieder sehr schnell auftauchen. Vielleicht sollte man diese vier Dinge nicht in ein festes Abhängigkeitsverhältnis setzen? Aber das wäre dann vermutlich schon ein anderer Thread.

Jedenfalls ist der Titel neben Cover und Klappentext die einfachste Möglichkeit, möglichst viele Leser anzusprechen, ohne wirklich große Zugeständnisse innerhalb seines Werks machen zu müssen. Ich würde so was noch als Verpackung sehen - und wer wirklich Wert auf seine künstlerische Integrität legt, sollte doch eher auf seinen Inhalt bedacht sein.  ;)

Sarina

Also ich hänge eigentlich auch ein wenig an meinem Titel. Ich habe auch schon mal bei Amazon den Titel eingegeben und dort zumindestens kein Buch mit gleichen Titel gefunden. Kann mir aber auch vorstellen, dass der Verlag einen aussagekräftigeren Titel haben möchte. Dann müsste man sehen. :hmmm:

Allerdings ist mein Selbstbewusstsein nicht sooo stark, dass ich wirklich damit rechne, dass es je zur Veröffentlichung kommt.... :psssst:

Verena

Also ich würde mich heute nicht mehr so viel aufhalten, mit der Suche nach dem passenden Titel. ;)
Ich würde den Arbeitstitel nehmen, wenn das Manuskript gefällt, ist der Titel erstmal egal und wird schnell gefunden werden. ;D

Bei meinem Roman hat der Titel, den ich selbst erstmal ewig suchen musste dem Velag anscheinend auch gefallen, denn sie hatten nix zu meckern.

Lg
Verena

Karnos

Ich selbst würde meinen Titel nicht einfach so über das Exposee klatschen und denken: "Ach, das ändert doch eh der Lektor."
Der Titel ist der erste Anhaltspunkt des Romans. Wenn der Titel schlecht ist, wieso sollte ich mir als Lektor die Mühe machen weiter zu lesen, wenn ich eh noch 1000 andere Exposees und Leseproben auf meinem Schreibtisch liegen habe, die gelesen werden müssen?
Ein Titel kann den Autor, wie den Leser beflügeln. Es lohnt sich immer gründlich darüber nachzudenken und auch - wenn es denn dazu kommen sollte - gegen den Verlag dafür zu kämpfen.

Coppelia

#9
Ich musste die Romane selbst benennen, fand ich doof ... ich hätte mich gefreut, wenn der Verlag einen ultimativen Titel vorgeschlagen hätte, aber nö.
Den vierten möchte mein Coautor benennen, aber sein Vorschlag gefällt mir nicht so. ;D
Ich glaube, ich bin nicht gut im Titeln.
Eine Nebengeschichte ist noch: Ich gebe meinen Kapiteln immer ein Stichwort als Titel, damit ich mir merken kann, was darin passiert. Mein Coautor hielt das für den tatsächlichen Titel der Kapitel. ;D Da hätte er sich aber gewundert, wenn er die Stichworte des letzten Romans gesehen hätte, wie "Weihnachten", weil Leute im Stall übernachtet haben und so ... und das in einer weihnachtslosen Fantasywelt.