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Körpersprache

Begonnen von Jen, 28. Dezember 2017, 19:11:28

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Evanesca Feuerblut

Danke für deine Liste! Sie hat mir gestern sehr geholfen, in einer zänkigen Männerrunde die Figuren mit den Gesten sprechen zu lassen.

Sanjani

Hallo Jen,

nachdem ich die letzten Tage nach einer Ewigkeit doch mal wieder ausprobiert habe, ob ich überhaupt noch was zu Papier bringe, bin ich jetzt auch mal wieder in den Tizi zurückgekehrt und möchte mich für die Liste herzlich bedanken. Wenn man selbst blind ist und die Körpersprache anderer Menschen nur sehr bedingt mitbekommt, ist es manchmal echt nicht so einfach, sich Gesten und Haltungen zu überlegen. Ich denke manchmal, dass meine Figuren recht arm an nonverbalen Signalen sind ;) Und ich habe mich ungelogen jahrelang gefragt, ob schwarzhäutige Menschen denn überhaupt erblassen können :)

Zwei Dinge möchte ich aber noch loswerden. Zum einen denke ich, dass man die Gesten mit Bedacht einsetzen muss, weil ich mir nicht vorstellen kann, dass dem "Ottonormalverbraucher" das alles auffällt, was du da aufgelistet hast. Das mit den übereinandergeschlagenen Beinen z. B., ob das obere Bein zum Gesprächspartner hin- oder von ihm wegzeigt, davon habe ich noch nie zuvor gehört und kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass das beim Gesprächspartner wirklich als so ablehnend aufgefasst wird. Gleichzeitig treten ja Haltungen oft als Kombination auf und nicht isoliert, und daran erkennt man es vermutlich schon.

Zum anderen ist es so, dass das Spiegeln von Verhalten auch bewusst als Manipulation eingesetzt werden kann, wenn man davon weiß. Wenn man sich sympathisch ist, das stimmt, dann gleicht man Körperhaltungen und Verhaltensweisen an - ich kann mich z. B. erinnern, dass ich mal bei einem Date anfing in meinem Kaffee zu rühren, als mein Gesprächspartner das auch tat. Das war aber zunächst unbewusst, obwohl ich über das Phänomen Bescheid weiß, und fiel mir erst während des Rührens auf :) Das kann man aber nutzen, weil es Beziehungsaufbau stärkt, und nicht nur im klassischen Sinne, sondern durchaus z. B. auch bei Verhandlungen oder so.

Und jetzt fällt mir tatsächlich noch was drittes ein. Im Allgemeinen heißt es ja, dass auch blinde Menschen Mimik und Gestik verwenden, obwohl sie das nie gelernt haben. Das deutet darauf hin, dass das ein Stückweit genetisch vorprogrammiert ist. Ich habe aber bereits die Erfahrung gemacht, dass ich als blinde manchmal anders reagiere als Sehende es erwarten. Beispielsweise hatte ich eine ganze Zeitlang mal die Marotte, dass ich immer meine Augen zusammengekniffen habe, während ich über etwas nachgedacht habe, was mir jemand erzählt hat. Ich habe dann von verschiedenen Leuten Feedback bekommen, aus dem hervorging, dass sie das nicht richtig verstanden haben. Es hat eher Irritation erzeugt und ich musste es häufig erklären. So etwas kann interessant sein, wenn man über verschiedene Völker schreibt, wo die Körpersprachen sich unterscheiden. Eine andere Marotte war, dass ich, wenn mir jemand etwas über sich erklärt hat mit der Hand so eine Art Griffbewegungen gemacht habe, also ich habe meine Faust immer auf- und zugemacht. Das war total unbewusst, bis mir eine Selbsterfahrungskameradin in der Psychotherapieausbildungmal das Feedback gegeben hat, dass ihr das zwar aufgefallen ist, weil sie das noch nicht von anderen kannte, dass sie das aber total angenehm fand, weil sie das Gefühl hatte, ich würde aktiv versuchen zu begreifen (sozusagen im wörtlichen und im übertragenen Sinne), was sie mir erklären wollte.

Das mal mein Senf zur Thematik.

LG und allen ein schönes neues Jahr

Sanjani
Die einzige blinde Kuh im Tintenzirkel :)

Barra

Die Liste gefällt mir, da ist einiges bei, was man öfter mal benutzen könnte.  :D
Eine Anmerkung habe ich, weil mir das zB bei dem hier aufgefallen ist:
ZitatMittelfinger nutzen, um auf etwas zu zeigen oder die Brille zu richten (Mikrogeste)
und weiter unten wird Bezug genommen auf das hier:
ZitatAbrazo (kurze Umarmung, v.a. Südamerika)

Als wie multikulturell/ Länderübergreifend kann man die Liste denn bezeichnen? Gerade der Mittelfinger und viele Gesten (Daumen und Zeigefinger zum Kreis ;) ) haben ja nicht überall dieselben Bedeutungen. Und gerade auch die kurze Respektsumarmung, löst in mir dieses: Und was ist mit der japanischen Verbeugung? aus.
Wahrscheinlich kann man sich an so einer Liste endlos sammeln, ich mag nur wissen, ob das jetzt mehr so der europäische 'Standart' ist.

Höllenpfau

Ich muss Barra zustimmen. Ich finde die Liste außerordentlich hilfreich - und sie kann sicher auch noch erweitert werden.

Aber was ich mir beim ersten Durchlesen auch schon gedacht habe: Mehrere beschriebene Gesten kommen mir auch eher kulturell vor, statt "universell" körpersprachlich zu sein.

Dank dennoch für die Liste: hab mir schon nen Shortcut eingerichtet. :)

Ahneun

Dazu fällt mir aus meiner beruflichen Praxis noch etwas ein. Gerade was den internationalen Bereich der menschlichen nonverbalen Kommunikation betrifft.
So weiß ich, dass bei indischen Landsleuten die linke Hand als "unsauber" gilt. Ich komme ihnen immer mit der rechten Hand entgegen. Auch wenn ich ihnen etwas zurück gebe, dann immer mit der rechten Hand. - Abgesehen davon, ich hab auch noch keine Abneigung feststellen können, wenn ich es mal nicht beachtet habe, wenn ich nicht gleich erkannte, dass ein Inder/Inderin vor mir stand.

Auch das Kopfschütteln, bzw. eine nonverbale Verneinung mit dem Kopf, ist für Nichtgriechen eine Irritierung. Wenn der Grieche (ich glaub es waren die Griechen) eine Verneinung mit einem Kopfnicken beantwortet.

Der ausgestreckte Arm mit der geöffneten Hand kann bedeuten, den Anderen mit Dreck zu bewerfen, obwohl man ihn doch eigentlich von Weitem grüßen wollte.

Generell möchte ich mal darauf achten, ob die nonverbalen Gesten, die hier von @Jen aufgelistet wurden, international gebräuchlich sind und ihre Anwendung finden.
Das alles finde ich sehr interessant.
- Ein Diamant
ist

Sanjani

Hallo zusammen,

man kann einigermaßen davon ausgehen, dass alle physiologischen Reaktionen, die Jen aufgeführt hat, als international gelten. Sie können unterschiedlich stark ausgeprägt sein, aber werden vom sympathischen und parasympathischen Nervensystem gesteuert, das wir eben nur zum Teil unter unserer Kontrolle haben. Beispiele sind Herzklopfen, Zittern, erröten, schwitzen, teilweise auch Änderungen des Atems etc. also alles, was wir nicht oder nur teilweise willentlich kontrollieren können.

Darüber hinaus sind wohl auch Gesichtsausdrücke relativ kulturübergreifend. Es gab dazu mal Studien, dass Fotos mit unterschiedlichen Gesichtsausdrücken von verschiedenen Kulturen übereinstimmend als die gezeigte Emotion erkannt wurden. Das traf auf glaube ich Angst, Ärger, Trauer, Freude, Ekel, Stolz und Scham zu, bei den letzten bin ich mir nicht ganz sicher. In anderen Studien gab es auch noch die Überraschung. Ich kann mich aber nicht mehr genau erinnern, ich glaube, da wurde jetzt nicht ganz klar definiert, wie jemand auszusehen hat, der z. B. überrascht ist.

Vielleicht hilft es ja trotzdem bei der Einordnung.

VG Sanjani
Die einzige blinde Kuh im Tintenzirkel :)

Jen

Zitat von: Sanjani am 01. Januar 2018, 20:40:08
Zwei Dinge möchte ich aber noch loswerden. Zum einen denke ich, dass man die Gesten mit Bedacht einsetzen muss, weil ich mir nicht vorstellen kann, dass dem "Ottonormalverbraucher" das alles auffällt, was du da aufgelistet hast. Das mit den übereinandergeschlagenen Beinen z. B., ob das obere Bein zum Gesprächspartner hin- oder von ihm wegzeigt, davon habe ich noch nie zuvor gehört und kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass das beim Gesprächspartner wirklich als so ablehnend aufgefasst wird. Gleichzeitig treten ja Haltungen oft als Kombination auf und nicht isoliert, und daran erkennt man es vermutlich schon.

Huhu Sanjani! Danke für deinen ausführlichen Kommentar! Heute habe ich mal bei jemandem, der lange neben mir saß, auf die Beine geachtet, und tatsächlich ist das einer der Teile der Liste, denen ich besonders zweifelnd gegenüberstehe (da die Person häufig gewechselt hat). Aber du hast völlig recht: Es geht um den Kontext. Wenn es um ein allgemeines Voneinander-Weglehnen geht, sieht man die Ablehnung wahrscheinlich eher als wenn man sich auf solche Dinge wie übereinander geschlagene Beine konzentriert. Es kann auch gut sein, dass manche der Gesten von dieser Liste nie verwendet werden, eben weil sie zu versteckt sind. Aber bei manchen habe ich beim Lesen meiner Körpersprache-Lektüre gedacht "Aha! Darauf hätte ich kommen können, eigentlich ist das ziemlich einleuchtend." :)

Zitat
Zum anderen ist es so, dass das Spiegeln von Verhalten auch bewusst als Manipulation eingesetzt werden kann, wenn man davon weiß. Wenn man sich sympathisch ist, das stimmt, dann gleicht man Körperhaltungen und Verhaltensweisen an - ich kann mich z. B. erinnern, dass ich mal bei einem Date anfing in meinem Kaffee zu rühren, als mein Gesprächspartner das auch tat. Das war aber zunächst unbewusst, obwohl ich über das Phänomen Bescheid weiß, und fiel mir erst während des Rührens auf :) Das kann man aber nutzen, weil es Beziehungsaufbau stärkt, und nicht nur im klassischen Sinne, sondern durchaus z. B. auch bei Verhandlungen oder so.

Ja! Vermutlich kann jede Sprache für Manipulation verwendet werden. Das macht es eventuell noch spannender für unsere Bücher.

Ganzganz lieben Dank für deine Anmerkungen zur genetischen "Vorprogrammierung" und deinen "Marotten"! Das finde ich superspannend, werde das gleich mal in den Startpost einbauen. Sowieso sollten wir meiner Meinung nach als Autoren bedenken, dass die meisten Menschen immer ihre eigenen Marotten haben, wie z.B. oben erwähnt mit den verschränkten Armen. Das heißt ja noch lange nicht, dass jeder streng nach der Liste handelt. Wäre auch arg gruselig.

Zu der Sache mit der Internationalität der Gesten: Ich beziehe die Liste in erster Linie auf das Buch "Menschen lesen" des ehemaligen FBI-Agenten Joe Navarro, der in Kuba geboren wurde und als Kind nach Amerika kam, ohne Englisch zu können. Anfangs habe er anhand der Körpersprache "überlebt" und hat so ein feineres Gespür dafür. Wie viel dran ist: Dahingestellt. Aber er stellt in seinem Buch vorrangig Gesten vor, die ihm im Laufe seiner FBI-Karriere über den Weg gelaufen sind. Mit z.B. fernöstlichen Gepflogenheiten kenne ich mich nicht aus, vor allem in Sachen Höflichkeit gibt es da ja eine Menge Verhaltensregeln.
@A9 Übrigens, das mit der linken Hand habe ich auch mal gehört. ;) Du weißt ja bestimmt, warum die als unsauber empfunden wird? (Meines Erachtens hat es etwas mit dem Toilettengang zu tun).
Grundsätzliche Emotionen sind aber universell. Scham, Überraschung, Freude, dergleichen. Und alles Superspezielle müsste eh gesondert recherchiert werden. :)
Guilty feet have got no rhythm.

Fianna

Die Internationalität von Mimik und Gestik kommt doch auch in der Serie Lie to me vor. Die Figur des Anthropologen, der es entwickelt hat, basiert anscheinend auf tatsächlichen wissenschaftlichen Entwicklungen.

(Ich hab grad mal ergebnislos gegoogelt, ob Lightmans Systemathik auf den Forschungsergebnissen einer spezifischen Person basiert. Aber generell taucht dieser von anderen genannte Mr Ekman auch auf, sobald es um die Geschichte von Mikroausdrücken und ihre Verwendung usw geht.)

Jen

@Fianna
ZitatThe character is based on Dr. Paul Ekman, a psychologist and expert on body language and facial expressions at University of California, San Francisco.
, sagt Wikipedia und nennt das hier als Quelle: Link.
Guilty feet have got no rhythm.

canis lupus niger

#24
Zitat von: A9 am 04. Januar 2018, 16:32:09
Dazu fällt mir aus meiner beruflichen Praxis noch etwas ein. Gerade was den internationalen Bereich der menschlichen nonverbalen Kommunikation betrifft.
So weiß ich, dass bei indischen Landsleuten die linke Hand als "unsauber" gilt. Ich komme ihnen immer mit der rechten Hand entgegen. Auch wenn ich ihnen etwas zurück gebe, dann immer mit der rechten Hand. - Abgesehen davon, ich hab auch noch keine Abneigung feststellen können, wenn ich es mal nicht beachtet habe, wenn ich nicht gleich erkannte, dass ein Inder/Inderin vor mir stand.

Das gilt für die gesamte orientalische Welt. Dort aß man zumindest früher (und teilweise heute noch) mit der Hand aus einer gemeinsamen Schüssel. Dazu wurde ausschließlich die rechte Hand benutzt, weil die linke der Körperpflege, u.a. dem Abwischen nach dem Toilettengang vorbehalten war. Schon allein deshalb war es eine schreckliche soziale Ächtung, einem Verbrecher die rechte Hand abzuschlagen: er konnte nicht mehr an den gemeinsamen Mahlzeiten teilnehmen.

Aus meiner Sicht handelt es sich bei der Bevorzugung der rechten Hand im Sozialkontakt eher um eine kulturelle Tradition als ein Teil der Körpersprache, ebenso wie die Art des Grüßens/Dankens durch Verbeugung oder Händedruck.

Hochinteressant im Zusammenhang mit Körpersprache: Die naturwissenschaftlichen Untersuchungen im Bereich der vergleichenden Verhaltensforschung. Schon Konrad Lorenz und Irenäus Eibl-Eibesfeld haben festgestellt, dass Körpersprache ebenso wie anderes Sozialverhalten teilweise angeboren und sogar bei stammesgeschichtlich verwandten Arten wie Schimpansen und Gorillas ebenfalls vorhanden ist. Die bittende Geste des Handausstreckens zum Beispiel findet sich bei unseren nahen Verwandten ebenso wie bei uns Menschen. Andere, auch unwillkürliche Verhaltensweisen werden von Eltern und anderen Rollenvorbildern übernommen.     

Ahneun

#25
@canis lupus niger, nun ja, die Körperpflege, welche mit der linken Hand durchgeführt wird, genau die meinte ich. Ich fand nur nicht die respektvolle Umschreibung dieser Tätigkeit. :innocent:

Aber, das Eilen und Hasten, die Mimik und Gestik, was Zuneigung oder das Gegenteil, die Empathie betrifft, die ist wirklich international.
Bei Chinesen hab ich nicht immer den richtigen "Riecher". Ob ihr Lächeln nun ehrlich gemeint ist, oder etwa Angst zum Ausdruck bringt, da bin ich noch nicht so dahinter gestiegen.

Generell ist es angenehm, wenn man ihnen mit einem Lächeln begegnet, kommt auch zu fast 99% ein Lächeln zurück. Das ist international auf alle Menschen dieser Erde anwendbar und spürbar.
Das fehlende 1%, das sind Menschen die gerade andere Dinge im Kopf haben und oder mit sich selbst beschäftigt sind.
Die "Smombies" (die, die ständig mit den Augen auf dem Display ihres Telefons kleben) beziehe ich aus aktuellem Anlass nicht in meine Aufzählung ein.

Ich hab es speziell und absichtlich mit dem Spiegeln von nonverbalen Konversationen ausprobiert.
Dazu folgendes,
Ist der Gesprächsinhalt interessant für den Gesprächspartner und hat man eine gemeinsame Basis (Kollegen oder so) konnte ich sehr oft ein spiegeln meines Gegenübers feststellen. - Geschlechtsneutral- Ich verschränkte die Arme vor dem Körper und nahm eine etwas lockere Körperhaltung ein. Prompt dauerte es nicht lange und mein Gegenüber tat das Gleiche. Als ich es bemerkte, löste ich die Verschränkung und steckte eine Hand in die Hosentasche. Das Gespräch fand weiter statt und siehe da, eine Hand des Gesprächspartners verschwand ebenso in der Hosentasche.

Menschen beobachten könnte man auch zum Hobby werden lassen.  :vibes:
- Ein Diamant
ist

flowrite

Das mit dem Spiegeln hab ich so noch nicht feststellen können. Wahrscheinlich, weil ich ziemlich introvertiert eh noch nicht oft die Chance dazu hatte. :D Mich würde interessieren, ob diese Spiegelbereitschaft, sag ich mal, auch davon abhängig ist, wie stark die Gesprächspartner einer Meinung sind, auf der gleichen Welle funken und so. Differenzen sollten – denke ich – bewirken, dass eben nicht gespiegelt wird oder sogar gegenteilige , disharmonische Haltungen eingenommen werden. Manchmal beobachte ich Paare, die dahinspazieren. Teils spazieren sie im Gleichschritt, teils phasenverschoben, teils gegenteilig, als Wellen würden sie sich wohl gegenseitig aufheben. Gerade die Beziehungen, in denen phasenverschoben spaziert wird, halten nicht lange, vermute ich. Fall Drei würde auf einen frischen Streit hindeuten.

Sanjani

@flowrite: Es ist schon eine Weile her, dass ich mich näher damit beschäftigt habe, aber es ist, glaube ich, schon ein bisschen so, wie du sagst, dass spiegeln weniger wird, wenn man weit voneinander entfernt ist, einander nicht sympathisch ist usw. Aber es ist umgekehrt so, dass das Spiegeln zunimmt, wenn einer damit anfängt. Also angenommen du hast jemanden, den du von einer Sache überzeugen willst, dann kann es beim Beziehungsaufbau helfen, wenn du anfängst, die Verhaltensweisen des anderen zu spielen, ihn also da abholst, wo er steht, und dann selbst was vorgibst, das vom anderen gespiegelt werden kann. Im Therapiesetting nennt man das, glaube ich, pacing und Leading.

VG Sanjani
Die einzige blinde Kuh im Tintenzirkel :)

Jen

#28
Ich kenne es so (und habe das kürzlich in einer Folge "Brain Games" gesehen, aber halt populärwissenschaftlich), dass insb. verliebte Paare Verhaltensweisen des Anderen spiegeln oder sogar irgendwann annehmen. In der Folge hat man einerseits drei Schauspieler-Paare und ein echtes Paar hingesetzt und der Zuschauer sollte herausfinden, welches das echte Paar war. Erstaunlicherweise hatten die beiden genau dasselbe Lächeln. Später in der Folge hat man drei echte Paare (okay, erstes Date, kurz nach der Hochzeit, seit 30 Jahren verheiratet) gegenübergesetzt. Während sie sich unterhielten, wurden die Hirnströmungen gemessen, um zu sehen, wann sie genau gleich waren. Der Zuschauer sollte auch hier (anhand der Körpersprache) schätzen, welches Paar am häufigsten übereinstimmte. Da habe ich mich aber vertan.  ;D
Guilty feet have got no rhythm.

Flossenschwinge

Zitat von: Sanjani am 07. Januar 2018, 18:56:59Im Therapiesetting nennt man das, glaube ich, pacing und Leading.

@Sanjani, google mal danach. Wenn ich mitbekäme, dass ein Therapeut pacing und leading anwendet, würde ich persönlich das Weite suchen  :)