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Liebesszenen - Aufbau und Vermeidung von Klischees

Begonnen von .Alice, 01. Januar 1970, 01:00:00

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Solatar

#30
Immer wieder habe ich z.B. beim Kaffeeklatsch gelesen, dass ich glücklicherweise nicht der Einzige bin, der so seine Probleme mit dem Schreiben diverser Szenen brisanten Inhaltes hat.
Von daher will ich einfach mal dieses Thema eröffnen und vielleicht läßt sich gegen diese ganz spezielle Schreibschwäche mit Eurer Hilfe etwas tun. Wahrscheinlich liegt es am Kopf und nicht an den Händen, die auf die Tasten hauen ;)

Ich finde es unglaublich schwer, erotische Szenen vernünftig rüber zu bringen. Mitunter sind sie aber für die Geschichte wichtig.
Mein besonderes Problem besteht darin, dass die Szenen häufig zu kitschig oder zu klischeebeladen oder wenn dem nicht so ist, sie zu heftig (ohne pornographisch zu wirken) werden. Irgendwie fehlt mir oft die goldene Mitte oder wie eine Lektorin anmerkte "die Sprache der Liebe".

Was sind Eure Erfahrungen? Ich glaube es sind doch einige Spezialisten unter den Tintenzirklern, die auch oder gerade im Schreiben dieser Szenen sehr stark sind.  Wie gesagt, ich denke nicht an Szenen mit detaillierten Beschreibungen und der genauen Darstellung des Austausches von Körperflüssigkeiten, sondern an Liebesszenen und Erotik.

Bsp.: "Sie zogen ihre Kleider aus, sprangen ins Bett, streichelten sich, wälzten sich hin und her, rauf und runter, raus und rein, hoppelten wie die Hasen auf der Matratze bis diese unter ihnen krachend zusammenbrach und sie schließlich gemeinsam die Erfüllung ihrer Leidenschaften erlebten."

Nun... so sollte es bitte nicht sein  :gähn: ;D

Manja_Bindig

Hm... ich blättere gerade meine FF "Coming Home" durch - und stelle fest, dass die Charas ein Sexualleben haben!

Bis jetzt steht eine Bettszene online.
Eine weitere folgt in der gleichen Besetzung.

Später kommt wieder eine(pikanterweise im Krankenhaus)
bei der ist allerdings nur noch die halbe Besetzung korrekt.
(will sagen, einer schläft mit zwei Brüdern...)

Später noch ein paar... interessante Traumerlebnisse eines der Charas.

Und schlussendlich eine Bettszene, die gleich mal eine Beziehung beendet, die sehr spät kommt. Die tipp ich momentan ab, kaum dass die Tinte getrocknet ist.

All das verteilt sich schön gleichmäßig auf bisher 26 Kapitel.
Guter schnitt für mich.


Der Haken an der sache ist, dass ich Bettszenen extrem unwillig durchexerziere. Meistens kommt ein ausgedehntes Vorgeplänkel, dann ist zick - oder ich halte das ganze diffus und unklar und versuche, trotzdem noch ein bisschen Pickeln reinzubekommen.
Beide methoden gehen bei mir nicht ohne umwölkten Kopf, da ich... prüde bin. Ich nenns prüde, andere Leute mögen es schüchtern nennen. Ohne genug Alkohol im Blut oder ein Zimmer, das vor Weihrauch steht, geht bei mir nix. Gar nix.
So viel zum Thema, überhaupt schreiben.

Den Kitsch vermeide ich auf eine ganz einfache Art und Weise -
a) diffus halten(außerdem brauch ich da weniger Kopfvernebelung, als beim Vorgeplänkel)
b) es in der mehr oder minder diffusen Beschreibung(die beziehungszerstörende Szene muss blöderweise etwas deutlicher werden) ist es ganz praktisch, wenn die Charas nicht allzu sehr auf Blümchensex stehen.
Praktischweise sind die meisten meiner Charas(auch die ausgeborgten) arge Kratzbürsten. Zack, Kitsch-Klippe umschifft.

Ich beschreibe allerdings - auch beim diffusen Schreiben - sehr sensitiv. Ich blende zum Beispiel diverse Abläufe beim Akt aus, dafür konzentriere ich mich darauf, wie es sich anfühlt, wenn über die Haut gestreichelt wird, wie diverse Geräusche auf einen wirken, etc. Wahrnehmungsfragmente - Geruch, Tastsinn, Geschmack, Hören, sehen, vielleicht... das ganze aber nie auf einmal, sondern wohldosiert.


Und wenn ich mir die Bettszenen in "Coming Home" ansehe, frag ich mich, wie meine Leberwerte wohl inzwischen sind... wahrscheinlich alptraumhaft... T___T


(übrigens: dass ich hier sage, wie ich an dieses leidige Thema rangehe, heißt weder, dass ich es kann, noch dass ich es gern mache. Ich kann das nicht. Überhaupt nicht. Nicht ein bisschen. Jawoll. Und das ist auch gut so)

Dorte

Nach meinen Erfahrungen ist die reine Mechanik oder gar Bettakrobatik uninteressant. Für Bettszenen gilt in meinen Augen dasselbe wie für alle anderen Szenen: sie müssen irgendetwas bewirken. Entweder bringen sie die Handlung voran, oder sie verändern die Beziehungen zwischen Figuren, oder sie verändern etwas in einer Figur - nur dann finde ich es sinnvoll, eine Bettszene detailliert aufzuschreiben. Wenn's einfach nur hopp-popp-in-die-Kiste ist, dann reicht es auch, die Figuren aufs Zimmer zu schicken und zwei Stunden später weiterzuschreiben.
Wie gesagt - so mache ich das, das muss nicht allgemeingültig sein. ;) Ich mag es halt nicht, wenn seitenlang wilde Aktion ist und das Ganze nix bewirkt, außer, dass der Leser irgendwie angetörnt werden soll.
Wenn man sich also auf Bettszenen beschränkt, die irgendwie relevant sind, kommt man glaube ich auch mit dne Beschreibungen besser klar, weil man viel mehr nach innen schauen kann - wie empfinden die Charaktere? Sind sie Jungfrauen oder Profis? Ist Liebe im Spiel? Hat einer vielleicht Angst, zu enttäuschen, oder ist jemand extrem von sich überzeugt? Ist einer albern oder eher dominant?
Man kann solche Szenen wunderbar benutzen, um Figuren näher zu charakterisieren und aus dem Langweiler von nebenan auf einmal einen total schrägen Typen zu machen, der auf Verkleidungsspiele steht, oder die graue Maus wird zur Domina...
;D

Rei

Hmm, ich sags mal so: Ich hab mich immer vor diesen Szenen gedrückt, bis sich einfach mal eine erotische Geschichte in meinem Kopf festgesetzt hat, die ich dann auch aufgeschrieben habe. Ohne großartig darüber nachzudenken, was ich da schreibe, ob es gut klingt oder peinlich ist... Oder ob gar einer meint, ich würde sowas in der Art praktizieren, was meine Charaktere da so treiben. Einfach nur runter. Danach habe ich nicht mehr viel verbessern müssen und inzwischen gibt es "Cerdics Liebe" als ebook zu kaufen...

Was ich damit sagen will: Nur nicht verkrampfen, einfach drauflosschreiben. So hat es sich bei mir ausgekrampft und inzwischen kann ich auch an weniger "detailreiche" Szenen unbefangener herangehen.

Antigone

Morgen!

Haben wir das nicht eh schon mal diskutiert? Ich bin aber nicht so gut im Auffinden alter Beiträge....

Ich gebs ganz offen zu: ich will sowas nicht schreiben, und ich tus auch nicht. Ich halte mich schon bei Beschreibungen des Vorspiels sehr zurück, da wird ein bisschen geküsst und gestreichelt, aber das ist es auch schon. Dann müssen die zwei hinter der Schlafzimmertüre, im Heustadel, oder im Stall verschwinden und am nächsten Morgen beglückt aufwachen.

Wobei das nicht heißen soll, dass meine Protas keinen Sex haben, ganz im Gegenteil. Es kommen durchaus auch mal bösere Sachen vor. Nur schreiben will ich halt nicht darüber, das überlass ich mal lieber der Phantasie des Lesers.

Ich finde das bei Martins "Lied vom Eis und Feuer" sehr gut gelöst. Da geht es auch oft genug zur Sache, jeder kann nachvollziehen, was grade passiert, aber er kommt mit erfreulich knappen Erwähnungen des Ganzen aus. Auch Geschlechtsteile werden nur selten tatsächlich erwähnt.

Lg, A.

Lapislazuli

Ich muss sagen, ich hab da weniger Probleme damit.  Für mich sind das Szenen wie alle anderen auch und ich find nichts peinliches dran. Sowas wird bei mir weder überbewertet noch verschwiegen. Es passiert halt.  Obwohl es ja wirklich nicht immer notwendig ist den Akt selbst zu beschreiben, mach ich auch nicht. Manchmal find ich's auch wirklich spannender von außen. Z. B. hat in meinem aktuellen Roman ganz am Anfang die Königin was mit einem fremdländischen Botschafter (was quasi die voraussetzung dafür ist, dass ich überhaupt einen Prot bekomme ;)] Da beschreib ich die Nervosität der Dienerin und Vertrauten der Königin, die vor dem Schlafzimmer wache hält und sich in den schrecklichsten Farben ausmalt, was passieren könnte, wenn der König draufkommt.)

In einer anderen Szene gehe ich direkter vor. Mein Prot ist mittlerweile fast erwachsen und hat seine erste Liebe kennengelernt, es ist der erste schöne warme Frühlingstag, noch dazu haben die beiden sturmfreie Bude. Übermütiges Herumtolle, zuerst noch unschuldiges Geplänkel, ich versuche dazwischen immer schon so ein Knistern reinzubringen, damit auch die Phantasie des Lesers drauf vorbereitet wird, dass da was kommen könnte, und das ganze dann nicht allzu unerwartet vor sich geht. Irgendwann landen sie eben auf der Schlafbank, jetzt ruhiger, neugieriger
"... und nun lernten sie einander ein zweites Mal kennen. Mit neugierigen Händen und Lippen." blabla ... Das Eigentliche beschreib ich dann auch nicht, weil sich's jeder denken kann. Irgendwann gehts dann weiter: sie haben die Zeit vergessen, kriechen glücklich und hungrig aus der Hütte mit dem Gefühl, dass sie von nun an noch enger zusammengehören.
Also so hab ich's gemacht - man weiß alles und man hat auch das Knistern gespürt (hoffentlich) und die Phantasie hat was sie braucht um alles zu vervollständigen.

Ich finde Stimmung ganz wichtig. Es kann helfen das Drumherum möglichst sinnlich zu beschreiben. Wenn die beteiligten einander vorher anschauen, dann könnten ihnen Details am Körper des anderen auffallen, z. B. ein Muttermal, die langen Wimpern, Haare die in der Sonne glänzen, oder dem einen fällt plötzlich auf, was für seltsam geformte Füße der andere hat (muss das natürlich total entzückend oder interessant finden) Dann ist die richtige Stimmung hergestellt und man muss, beim eigentlichen Akt nicht mehr so viel tun, weil schon alles klar ist, und es ist selten notwendig soetwas über Seiten hinweg zu beschreiben (außer beim erotischen- oder Liebesroman, da kann man das schon ein wenig ausdehnen.)

Gut - muss sagen, meine zwei oben beschriebenen Szenen scheinen recht brav, aber es ist ein Jugendroman und da bin ich am Überlegen, ob nicht auch das zu viel ist. Die beiden Prots sind 16 und ich frag mich ob das zu jung ist. Ich weiß zwar, dass heutige Teenager oft auch früher damit anfangen, aber es könnte ja sein, dass es große Leute gibt, die finden, dass die lieben kleinen durch solche Buchszenen zu "Schweinereien" ermutert werden könnten, hmm ...
(War das jetzt OT?)









Breanna

Selber geschrieben habe ich so eine Bettszene noch nicht, aber ich habe gerade festgestellt, wie viel solche Szenen über einen Charakter aussagen können. In dem Buch "Die Zauberschiffe 1" von Robin Hobb werden beide männliche Hauptcharaktere einmal mehr oder weniger detailliert (also ohne ausblenden) beim Sex beschrieben. Und - es ist absolut faszinierend, was diese beiden Szenen über den jeweiligen Hauptcharakter aussagen, auch, wie die Sprache hier angepasst ist.

Ich könnte mir schon vorstellen, derartige Szenen zu schreiben, aber ich mags auch ein bisschen diffuser und vor allem würde es entwerder pornografisch oder kitschig werden.
Aber ich bin auch der Meinung, dass solche Szenen einen Sinn haben sollten und etwas zur Handlung oder zur Charakterisierung beitragen sollten.

saraneth

Wenn ich Bettszenen schreibe, kommen sie leider immer in den Geschichten vor und passen auch noch gut hinein, die für Leser bestimmt sind, die dieses Thema leider gar nicht interessiert bzw. noch nicht interessieren sollte. [Hab ich das jetzt falsch beschrieben? :hmhm?:].

Ich habe in meinem letzten Roman teils eine "Bett"szene geschrieben, die dann aber doch nicht in den Text kam, weil er - wie gesagt - für junge Leser sein sollte.
Sollte. Dabei habe ich den Inhalt einiger anderer Szenen wohl übersehen, die aber so, wie sie waren, wichtig für die Handlung an sich waren.

Für mich kommt es meist auch darauf an, ob es nun eine Beschreibung des eigentlichen "Aktes" ist, die total uneinfühlsam ist oder eben eine Beschreibung, die sich trotz offener Erzählung des eigentlichen Handelns der Figuren, den Charm wahrt und nicht als platte Bettszene abgestempelt wird.

Solche Szenen, die gut geschrieben sind, eben trotz der Offenheit, finde ich angenehm zu ertragen, wohingegen zu diffus gehaltene Szenen, bei denen man einfach keine Ahnung hat, WAS geschieht (ob die Figuren ins Haus gehen um Suppe zu kochen oder Schach zu spielen), bei denen es also einfach unklar ist und man erst am Ende des Kapitels bei dem Satz "Und sie wachten beglückt auf..." merkt, dass da wohl was gewesen sein soll, verwirren.

[Ganz schlecht, Bandwurmsatz ;)]

Meiner Meinung ist das goldene Mittelmaß genau der richtige Weg. Nicht zu versteckt aber auch nicht zu offensiv.

@ Solatar: Helfen konnte ich dir damit wohl eher nicht, da du ja meintest, dass es schwierig für dich ist eben dieses Mittelmaß zu finden.
Einen Patentweg dorthin gibt es wohl nicht.

Solatar

Ich will Euch mal ein konkretes Beispiel einer solchen Szene aus einem meiner Romane geben, bei dem ich mir sehr sehr unsicher bin, wie die Beschreibung wirkt. Klischeehaft?

>>
Sie trug lediglich einen halb geöffneten Kapuzenmantel und stand barfuss im Zelteingang. Unter dem Mantel war sie, bis auf ein weißes Wollhöschen das ihre Scham bedeckte, nackt.

,,Ihr? Aber wie seid Ihr aufgewacht?" stammelte der Junge angesichts dieser Überraschung und der weiblichen Reize, die sich seinen Augen unerwartet boten. Blut schoss in seine Wangen.
Sie lächelte und dennoch war in ihren Augen eine gewisse Traurigkeit zu erkennen, die den Jungen irritierte:
,,Ich bin hellwach. Der Todesschlaf und das Serum haben die Vergiftung wirksam geheilt und mich vor dem kranken Wahnsinn bewahrt. Und dennoch fühle ich mich, als wäre ich nicht lebendig. Dem Tod bin ich weit näher als dem Licht. Ich friere und zittere am ganzen Leib."

Es war nicht zu übersehen, dass sie fror.

,,Wie wahr sie doch spricht. Ich empfinde ähnlich und verstehe sie nur allzu gut. Die Schlacht hat uns alle verändert und einen dunklen Schatten über unsere Gedanken gelegt. Die Kälte kriecht in unsere Glieder und den Geist. Sie lässt uns hilflos und ohne Gefühl zurück, gerade so als wären wir bereits tot", dachte er.
Das war gewiss nicht das Gefühl, das Sieger nach einer gewonnenen Schlacht haben sollten.
.
.
.
Ihr Kapuzenmantel rutschte gefährlich ein Stück weit herab und gab den Blick auf ihre nackte Schulter frei. Unweigerlich glitt sein Blick neugierig auf den halb geöffneten Mantel, der verlockende Einblicke versprach. Unter dem Kapuzenmantel konnte er verdeckt durch den Stoff des Mantels schemenhaft eine wohlgeformte Brust erkennen.
Er blickte beschämt zur Seite, als sich bei ihm augenblicklich etwas regte.
,,Was will sie von mir?  Eine wunderschöne Frau noch dazu. Sie kann doch nicht... Sie könnte jeden haben. Warum ausgerechnet ich?  Wie kann sie mir das nur antun? Sie weiß genau, was ich denke und fühle. Was mache ich nur?"
Sie trat einen Schritt vor und zog die Zeltplane hinter sich zu. Ihre braunen Augen fixierten ihn erwartungsvoll. Sie trug ihr langes, blondes Haar offen.

,,Wir sind alleine. Niemand wird uns stören," hauchte sie leise und legte ihren Kopf in einer leichten Neigung auf die Seite ,,es wird Zeit für Dich, nicht nur wie ein richtiger Mann zu kämpfen, sondern wahrhaftig einer zu werden. Wenn Du möchtest, helfe ich Dir dabei."
Sie hielt einen Moment inne und betrachtete ihn von oben bis unten. ,,...und Du hilfst mir. Lass mich fühlen, dass ich noch lebe."
,,Aber ich... wir können doch nicht... ich habe noch nie...," versuchte er halbherzig einzuwenden und gegen die Verführung zu wehren.

Sie legte einen Finger auf ihre Lippen und deutete ihm an zu schweigen. Ihr verführerisches Lächeln zeigte ihm unmissverständlich, dass sie es ernst meinte und nicht eher von ihrem Vorhaben ablassen würde, bis er ein Mann sein würde und sie das Leben wieder spürte.
.
.
Seine Zurückhaltung zerbröckelte allmählich und wich dem unbändigen Verlangen, sie  zu berühren. Er sprang auf, etwas ungestüm vielleicht und stürmte ungeschickt vor.
Er packte sie an ihrem Kapuzenmantel und zog sie dicht an sich heran. Er spürte ihren Körper und ihre Brüste durch den Stoff. Ihre plötzliche Nähe und ihr Duft betörten ihn.
,,Sie fühlt sich so fest und doch so weich an."
Er machte sich nichts vor. Er war bestimmt nicht der erste Mann, mit dem sie das Bett teilte. Es war ihm gleichgültig. Sie hatte sich heute für ihn entschieden und nur das alleine zählte. Für ihn würde es jedenfalls das erste Mal sein und das würde er sich nicht durch einen solchen Gedanken verderben lassen. Er wollte wieder leben und fühlen, dass er dem Tod entgangen war, genau wie sie. In seinen kühnsten Gedanken hatte er allerdings niemals damit gerechnet, dass  ausgerechnet sie die erste Frau sein würde, mit der er schlafen sollte. 
Wie oft hatte sie ihn geneckt und aufgezogen und ihre Spielchen mit ihm getrieben. Er hatte das nie wirklich ernst genommen. Und doch hatte er sie schon immer insgeheim begehrt.
Er umarmte und küsste sie leidenschaftlich. Noch nie hatte er eine Frau so nahe bei sich gespürt.
Sie ließ ihren Kapuzenmantel in einer lässigen Bewegung zu ihren Füßen herabfallen und stand nun nur noch in ihrem Höschen vor ihm. Er streichelte behutsam ihre Brüste, die auf seine Berührung empfindlich reagierten. Langsam zog sie ihm das Hemd aus und knöpfte seine Hose auf.
Zärtlich berührten ihre Hände seinen Körper. Ihre Hand fühlte sich warm, rau und sehr angenehm auf seiner Haut an. Plötzlich schienen ihre Finger überall zu sein, streichelten ihn und jagten ihm einen wohligen Schauer über den Körper.
Er erzitterte regelrecht unter ihren Berührungen. Er ließ sie gewähren und schloss die Augen. Ihr heißer Atem auf seiner Haut erregte ihn noch stärker. Er dachte, es müsste jeden Moment mit einem gewaltigen Druck aus ihm heraus platzen und doch konnte er sich noch zügeln.  Mit der Spitze ihrer Zunge glitt sie vorsichtig über seinen Körper und zeichnete den Verlauf seiner Muskeln nach. Sie drang an Stellen seines Körpers vor, die er niemals zuvor für möglich gehalten hatte und für die er sich beinahe schon wieder schämen wollte. Aber nicht jetzt. Nicht in diesem Moment, den er sich so sehr herbeigesehnt hatte.
,,Es tut so gut," dachte er.
Tränen rannen über sein Gesicht. Sie bemerkte es, lächelte und küsste sie ihm einfach weg.

,,Deine Tränen schmecken salzig und sind zur gleichen Zeit so süß," sagte sie.

Sie wusste, wie sie einen Mann erregen und beim Liebesspiel beinahe in den Wahnsinn treiben konnte. Zunge und Lippen der jungen Frau sprachen eine eigene, eindeutige Sprache.
,,Lass es einfach geschehen. Lass Dich fallen und genieße es," flüsterte sie dicht an seinem Ohr. Sie zog ihn auf den mit Stroh ausgelegten Boden, streifte ihr Höschen ab und führte seine Hand an ihre Scham. Er berührte sie behutsam, geradezu zaghaft.

,,Ich bin nicht so zerbrechlich, wie Du denkst" sagte sie und forderte ihn gleichzeitig auf, sie fester anzufassen.

Erst zuckte er erschrocken und beschämt zurück, doch sie gab nicht nach und nahm seine Hand erneut. Sie ließ es zu, zeigte ihm, wie sie es gerne mochte und spreizte ihre Beine mit einem leisen Stöhnen. Es fühlte sich weich und warm und feucht und gut an. 

,,Komm, ich will Dich endlich in mir spüren," sagte sie und zog ihn ganz dicht an sich heran. Ihre Beine umschlangen kräftig seinen Unterleib und drückten ihn fest an sich. Sie führte ihn, bis er endlich in sie eindrang. Ihr leises Stöhnen regte ihn an und ließ ihn leidenschaftlich werden. Sie verfielen in einen gleichmäßigen Rhythmus. Für eine Weile vergaßen sie, wer und wo sie waren. Sie waren nur für sich da und verschmolzen in einer leidenschaftlichen Vereinigung zu einem einzigartigen, lebendigen Wesen.
   
Sie liebten sich, der Schleier hob sich, die Kälte verging und sie wussten noch im selben Augenblick, dass sie tatsächlich noch lebten.

>>

Coppelia

#39
Für mich klingt es doch ziemlich klischeelastig.
Wieso?
Weil Sätze darin vorkommen, die man praktisch genau so schon oft gelesen hat, wie z. B. diese:

Zitat,,Deine Tränen schmecken salzig und sind zur gleichen Zeit so süß," sagte sie.
Er erzitterte regelrecht unter ihren Berührungen.
Plötzlich schienen ihre Finger überall zu sein, streichelten ihn und jagten ihm einen wohligen Schauer über den Körper.

Ich suche sie jetzt nicht alle raus, aber sowas finde ich nie so gut - alles, was sich im Wortlaut allgemein eingeschliffen hat, ist in einer Liebesszene nicht so gut platziert, denke ich.
Außerdem gibt es Stellen, wo dringend gestrichen werden muss. Freut mich, dass sowas nicht nur mir passiert. ;D Z. B. haucht sie leise. Wer haucht laut? Davon hab ich in der Szene auch einiges gesehen.

Figurencharakterisierung finde ich nicht viel in der Szene. Die Frau ist vielleicht etwas mehr charakterisiert als der junge Mann. Sie scheint ja doch etwas von der herben Sorte zu sein, das fände ich interessant, wenn es mehr herausgearbeitet würde. Die Stellen, an denen sie so "herb" rüberkommt, gefallen mir am besten. Am Anfang wirkt sie eher ätherisch und ziemlich ... na ja, ich hätte die Szene schon am Anfang nicht weitergelesen, wenn eine Frau im Kapuzenumhang mit schönem langen Haar reinkommt, die natürlich unter dem Umhang fast nackt ist ...  ::)
Es wäre doch spannender, wenn es nicht gleich zur Sache ginge und vielleicht ein paar Sachen schief laufen oder die beiden Figuren mehr ins Gespräch kommen würden. Es scheint mir eine gute Gelegenheit zur Charakterisierung zu sein, aber alles geht ziemlich wuppdich.
Aber vielleicht hast du die Stellen rausgenommen?

Übrigens finde ich das Wort "Höschen" irgendwie unschön. Geht nicht einfach Hose oder Unterhose?

Und: Ja, ich bin eine Frau, wahrscheinlich beurteilen die Herren der Schöpfung hier anders.

Ich glaub, heute Abend schreib ich mal an meiner Szene weiter, jetzt bin ich motiviert. ;D

saraneth

@ Coppelia: Ja, das Wort Höschen finde ich in dem Zusammenhang auch nicht so gut. Darunter stelle ich mir immer "moderne" Unterwäsche vor, also so, wie wir sie kennen.
Und das ist in deiner Welt sicherlich nicht so, oder Solatar?

Drachenkind

Also, ich lasse mich da inspirieren  ;D.
Ich suche mir eine gute lemon-FF, vorzugsweise nachts um eins. Was ich gut finde, merke ich meistens ziemlich schnell: die, die ich weiterlese als die ersten drei Sätze. Dann lasse ich das zwei bis drei Tage gären, bevor ich mich selber ans Schreiben setze, sonst wird's nur Kopie.
Alkohol ist nicht verkehrt - imhO - aber da ich zur zeit der absolute Federweißer-Junkie bin und man davon sehr viel braucht bis es wirkt, ziehe ich "Zitronensaft" vor.


Sorry, Solatar, deine Szene hätte ich wahrscheinlich nicht weitergelesen. Für meinen Geschmack denken die Charas zuviel. Sie erwecken den Eindruck - und das ist wohl auch so - eine Menge verarbeiten zu müssen, dass mit Sex eigentlich gar nichts zu tun hat. Wenn man den Kontext kennt, wird das wahrscheinlich alles klar und dann wirkt die Szene wieder ganz anders, aber so wie es hier steht, gehen die mir zu kopflastig da ran.

Solatar

@Coppelia

Schön, dass ich Dich motivieren konnte.  :hmmm: ;D

Und genau, das was Du schreibst ist ja ein klein wenig das oder eben mein spezielles Problem mit solchen Szenen.

Allerdings kennt der Leser an dieser Stelle die Charaktere normalerweise schon zur Genüge. Und ja, es sind ein paar Dinge weggelassen worden, weil es eben nur als Beispiel dienen sollte. Es ist also nicht so, dass sie sich zum ersten Mal begegnen.

Und nein... das Höschen kommt mir da nicht raus  ;D Also bitte, ich rede doch nicht von Hose oder der Unnerbüchs.
Jedenfalls wird wahrscheinlich sowieso gestrichen. Das Lektorat hat ja empfohlen, die ganze Szene einfach zu streichen.

Solatar

@Drachenkind

da gebe ich Dir recht.
Ja, die beiden haben Schreckliches durchgemacht und es geht vordergründig nicht so sehr um Sex oder Liebe, sondern um Leben bzw. das Überleben. Von daher wahrscheinlich die Kopflastigkeit.

Hey saraneth... jetzt lasst mir um Himmels Willen das Höschen in Ruhe.  ;D

saraneth

@ Solatar: Hm... ich sag doch gar nichts. ;D Musst du ja wissen, ob du das so schreiben willst oder nicht, aber ich assoziiere das immer mit moderner Unterwäsche. Wer weiß warum. :hmhm?: